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Zusammenhänge zwischen Elternmerkmalen und Schülerleis- Schülerleis-tungen

Im Dokument Forschung & Entwicklung (Seite 115-119)

Item 8: Erzieherische Massnahmen bei Suchtmitteln und Erziehung allgemein In Item 8 geht es um den Konsum von Nikotin und Alkohol an Schulanlässen und

6 Eltern und Schülerverhalten im Unterricht

6.3 Empirische Überprüfung des Prozessmodells im Hinblick auf Schülerleistungen

6.3.2 Zusammenhänge zwischen Elternmerkmalen und Schülerleis- Schülerleis-tungen

In diesem Teilkapitel werden mittels Mehrebenenanalysen36 die in unserem Pro-zessmodell postulierten Zusammenhang zwischen Elternmerkmalen (Einstellungen, Attributionen und Verhalten) und Schülerleistungen empirisch überprüft. Die Schüler-leistungen wurden mit Hilfe von selber entwickelten Leistungstests gemessen.37 Sie werden in allen Analysen aufgeschlüsselt nach Schulstufe (6. und 8. Klasse) und Unter-richtsfach (Deutsch und Mathematik) dargestellt. Die Schichtzugehörigkeit haben wir als Kontrollvariable in die Analysen einbezogen. In Tabelle 6.2 sind die im ersten Schritt untersuchten Zusammenhänge zwischen Elternerwartungen und Schülerleistun-gen dargestellt.

35 Korrelation zwischen Attribution gute Prüfungsleistung mit Glück und Fähigkeitsselbstkonzept Deutsch: r=.-12, p<.05; r=.-03, nicht signifikant

Korrelation zwischen Attribution gute Prüfungsleistung mit Glück und Fähigkeitsselbstkonzept Mathe-matik: r=.-12, p<.05; r=.-16, p<.01

Korrelation zwischen Attribution schlechte Prüfungsleistung mit Fähigkeit / Interesse und Fähigkeits-selbstkonzept Deutsch: r=.-19, p<.01; r=.-07, nicht signifikant

Korrelation zwischen Attribution schlechte Prüfungsleistung mit Fähigkeit / Interesse und Fähigkeits-selbstkonzept Mathematik: r=.-22, p<.01; r=.-13, p<.01

Korrelation zwischen Attribution gute Prüfungsleistung mit Fähigkeit / Interesse und Fähigkeitsselbst-konzept Deutsch: r=.24, p<.01; r=.23, p<.01

Korrelation zwischen Attribution gute Prüfungsleistung mit Fähigkeit / Interesse und Fähigkeitsselbst-konzept Mathematik: r=.28, p<.01; r=.14, p<.01

36 Alle in den Mehrebenenanalysen untersuchten, intervallskalierten Prädiktoren wurden z-standardisiert, was eine direkte Vergleichbarkeit ermöglichte.

37 vgl. Dokumentationsbände zu Leistungstests in Deutsch und Mathematik

Eltern und Schülerverhalten im Unterricht 115

Tabelle 6.2: Erklärung von Schülerleistungen durch Elternerwartungen

Deutsch 6. Klasse

Deutsch 8. Klasse

Math 6. Klasse

Math 8. Klasse

Intercept .03 .00 -.03 -.04

Schichtzugehörigkeit .14* .06 .10 .10*

Erwartung höchster Schulabschluss .23*** .07* .24*** .12**

Schulleistung: erwartete Individual-norm

.02 -.05 -.06 -.07

Schulleistung: erwartete kriteriale Norm

-.02 -.04 .08 .16***

Schulleistung: erwartete Sozialnorm .21*** .07* .29*** .03

Level 1-Varianz .67*** .41*** .76*** .62***

Level 2-Varianz .09* .41*** .01 .23***

-2*log (likelihood) 840.7 1103.2 867.1 1298.5

erklärte Varianz level 138 25.0% 20.0% 23.9% 14.1%

Legende: ***: p<.001, **: p<.01, *: p<.05

Die erklärte Varianz auf level 1 (zwischen den Schülern und Schülerinnen) liegt zwischen 14% und 25%. Sie ist für die 6. Klasse höher als für die 8. Klasse und für Deutsch höher als für Mathematik. Die Elternerwartungen hängen mit den Leistungen der jüngeren Kinder stärker zusammen. Dieser Befund ist aus entwicklungspsychologi-scher Sicht nicht unerwartet, da der Einfluss der Eltern mit zunehmendem Alter der Kinder tendenziell abnimmt. Dass die Leistungen im Fach Deutsch stärker mit den El-ternerwartungen zusammenhängen, könnte damit zu tun haben, dass sprachliche Fähig-keiten vom Elternhaus stärker mitgeprägt werden als mathematische. Allerdings ist zu beachten, dass die Schichtzugehörigkeit nur für Deutsch 6. Klasse und Mathematik 8.

Klasse auf dem 5%-Niveau signifikant ist. Ihr direkter Einfluss ist weniger stark als der-jenige der Erwartungen der Eltern an den höchsten Schulabschluss oder an die Sozial-norm (Leistungen im Klassenvergleich). Keinen Zusammenhang gibt es zwischen den Schülerleistungen und der Individualnorm (Leistungen gemessen am persönlichen Leis-tungsvermögen des Kindes), während die Kriteriumsnorm (Leistungen gemessen an den Lernzielen) nur einen signifikanten Zusammenhang mit den Mathematikleistungen in der 8. Klasse aufweist.

In einem nächsten Schritt haben wir die Zusammenhänge zwischen Elternattributi-onen und Schülerleistungen empirisch überprüft (vgl. Tabelle 6.3): Für die Leistungen in der 6. Klasse sind die Attributionen der Eltern von guten und schlechten Leistungen ausserordentlich bedeutend: Sie klären in beiden Fächern über 26% der Varianz auf.

Auch für die Deutschleistungen in der 8. Klasse beträgt die Varianzaufklärung noch über 20% für die Mathematikleistungen liegt sie mit knapp 14% etwas tiefer.

38 Zur Berechnung der erklärten Varianz vgl. Snijders & Bosker (2002), p. 102

Eltern und Schülerverhalten im Unterricht 116

Welche Attributionsmuster sind besonders leistungsrelevant? Wenn sich Eltern die guten Leistungen ihrer Kinder mit deren Fähigkeiten und Interessen erklären, hat dies einen hoch signifikanten positiven Einfluss auf die Leistungen. Ungünstig wirkt sich aus, wenn gute Leistungen durch Anstrengung oder Glück und schlechte durch fehlende Fähigkeiten und Interessen erklärt werden.

Tabelle 6.3: Erklärung von Schülerleistungen durch Elternattributionen

Deutsch

6. Klasse

Deutsch 8. Klasse

Math 6. Klasse

Math 8. Klasse

Intercept .11 .00 .07 -.03

Schichtzugehörigkeit .10 .10* .11* .11*

Fähigkeit und Interesse (in-ternal stabil)

.19*** .11** .21*** .11**

Anstrengung (internal varia-bel)

-.16** -.03 -.22*** -.15***

Verhalten der Lehrperson (external stabil)

-.02 .01 .19* .12**

Attribution gute Schulleistungen

Glück (external variabel) -.18*** -.04 -.15** -.04 Fähigkeit und Interesse

(in-ternal stabil)

-.13** -.02 -.15** -.12**

Anstrengung (internal varia-bel)

.03 .04 .12* .07

Verhalten der Lehrperson (external stabil)

.03 .02 -.00 .06

Attribution schlechte Schul- leistungen Glück (external variabel) .08 .06 .16** -.04

Level 1-Varianz .64*** .40*** .72*** .61***

Level 2-Varianz .11* .42*** .02 .25***

-2*log (likelihood) 835.4 1011.5 860.9 1194.0

erklärte Varianz level 1 26.3% 20.2% 26.8% 13.8%

Legende: ***: p<.001, **: p<.01, *: p<.05

In einem dritten Schritt haben wir die Zusammenhänge zwischen Elternverhalten und Schülerleistungen untersucht (vgl. Tabelle 6.4): Im Gegensatz zu den beiden vorhe-rigen Analysen ist die Varianzaufklärung für die 6. Klasse nicht durchwegs höher als für die 8. Klasse. Sie beträgt für die Leistungen in den Deutschtests in der 8. Klasse 22.7% und in der 6. Klasse 19.8%. Für die Mathematikleistungen bestätigt sich hinge-gen der vorherige Trend. Ins Auge stechen die grossen Unterschiede zwischen den bei-den Fächern; bei bei-den Mathematikleistungen ist die Varianzaufklärung deutlich niedriger als bei den Deutschleistungen. Die Hausaufgabensituation ist für die Erklärung der Deutschleistungen besonders bedeutsam: Weniger Konflikte und eine höhere Selbstän-digkeit gehen mit besseren Leistungen einher. Bei den Mathematikleistungen ist dieser Zusammenhang in der 6. Klasse schwächer, aber ebenfalls erkennbar, nicht aber in der 8. Klasse.

Eltern und Schülerverhalten im Unterricht 117

Tabelle 6.4: Erklärung von Schülerleistungen durch Elternverhalten

Deutsch 6. Klasse

Deutsch 8. Klasse

Math 6. Klasse

Math 8. Klasse

Intercept .19* .02 .09 -.05

Schichtzugehörigkeit .18** .08* .16** .13**

Reaktion auf schlechte Noten: auto-nomieunterstützend

.01 .03 .06 -.02

Reaktion auf schlechte Noten: ergeb-nisorientiert

-.16** -.06 -.09 .01

Hausaufgabensituation: Selbständig-keit

.05 .17*** .10* .04

Hausaufgabensituation: Konflikte -.21*** -.02 -.14* .02 Erziehungsstil (Schülersicht):

Auto-nomieunterstützung - Zuwendung

-.06 .03 -.06 -.05

Erziehungsstil (Schülersicht): Struk-tur - Kontrolle

.10 -.04 .08 -.05

Level 1-Varianz .73*** .40*** .88*** .65***

Level 2-Varianz .07* .39*** .00 .26***

-2*log (likelihood) 929.6 1105.5 980.1 1353.6

erklärte Varianz level 1 19.8% 22.7% 12.4% 8.3%

Legende: ***: p<.001, **: p<.01, *: p<.05

Nicht alle ins Modell aufgenommenen Prädiktoren haben einen signifikanten Vor-hersagewert: So spielt der Erziehungsstil für die Leistungen offenbar keine bedeutende Rolle. Auch eine autonomieunterstützende Reaktion auf schlechte Noten wirkt sich nicht messbar auf die Leistungen aus. Wohl aber hat eine ergebnisorientierte Reaktion einen negativen Einfluss auf die Deutschleistungen in der 6. Klasse. Wichtig für die Leistungen ist ebenfalls, dass die Eltern ihre Kinder bei der Erledigung der Hausaufga-ben als selbständig wahrnehmen. Wenn die Eltern von Konflikten wegen der Hausauf-gaben berichten, hat dies einen negativen Einfluss auf die Deutsch- und Mathematik-leistungen in der 6. Klasse. Signifikant ist ebenfalls die Schichtzugehörigkeit. Sie wirkt nicht nur indirekt über die Ausprägung des Elternverhaltens, sondern auch direkt auf die Leistungen, und zwar in der 6. Klasse stärker als in der 8.

In allen drei Analysen zeigt sich, dass die Klassenzugehörigkeit für die Schülerleis-tung in der 8. Klasse eine wichtige Rolle spielt; darauf weist die durchwegs auf dem 1‰-Niveau signifikante level-2-Varianz hin. Vor der Selektion, in der 6. Klasse, lassen sich noch keine Klasseneffekte ausmachen, aber in der 8. Klasse ist die Zugehörigkeit zur Real- oder Sekundarstufe für die Erklärung der Schülerleistungen bedeutsam.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Elterneinstellungen (Erwartungen und Attributionen) und Elternverhalten Schülerleistungen in wesentlichem Ausmass erklä-ren. Die Varianzaufklärung beträgt für die Deutschleistungen in der 6. Klasse zwischen 19.8% und 26.3% und in der 8. Klasse zwischen 20% und 22.7%. Für die Mathematik-leistungen der 6. Klasse haben Elternerwartungen und –attributionen ebenfalls einen erheblichen Einfluss (23.9% resp. 26.8% Varianzaufklärung), etwas weniger wichtig ist

Eltern und Schülerverhalten im Unterricht 118

das Elternverhalten (12.4%). Bei den Mathematikleistungen in der 8. Klasse spielt der Einfluss der Eltern keine so wesentliche Rolle mehr (zwischen 8.3% und 14.1% Vari-anzaufklärung). Besonders bedeutsam sind die Erwartung der Eltern an den höchsten Schulabschluss, ihre Einschätzung der Hausaufgabensituation und Attributionsmuster, die gute Leistungen mit den Fähigkeiten des Kindes erklären. Diese Zusammenhänge dürfen allerdings nicht kausal interpretiert werden; es handelt sich vielmehr um wech-selseitige Beeinflussungen zwischen Schülerleistungen und Elternmerkmalen.

6.3.3 Zusammenhänge zwischen Schülermerkmalen und

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