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Inhalte der Interviewleitfaden

Im Dokument Forschung & Entwicklung (Seite 47-52)

3 Begriffe und Positionen

4.1 Fragebogenstudie und Tests

4.2.2 Inhalte der Interviewleitfaden

Inhaltlich gliedern sich die Interviewleitfaden in zwei Hauptteile: Erstens wurden die Eltern, die Schülerin / der Schüler und die Lehrperson aufgefordert, den Verlauf der Zu-sammenarbeit in ihrem konkreten Fall zu schildern. Sie sollten sich dazu äussern, aus welchem Anlass es zu einer vertieften Zusammenarbeit gekommen war, wie der Kon-takt zustande kam, wie das Problem bearbeitet wurde und welche Konsequenzen daraus resultierten. Die Interviewpartner/innen wurden in diesem Teil zum freien Erzählen animiert, wie dies für das narrative Interview charakteristisch ist (Mayring 1999, S. 54).

Diese sechs Fallbeispiele mit exemplarischem Charakter sollten die Spannbreite mögli-cher Anlässe für eine vertiefte Zusammenarbeit aufzeigen.

Zweitens äusserten sich die Lehrpersonen und die Eltern zu Formen der Zusam-menarbeit, die zwischen ihnen, aber auch zwischen Schule und Elternhaus allgemein, gepflegt wurden. Sie nahmen ebenfalls zur Frage Stellung, welchen Nutzen sie sich von diesen verschiedenen Formen versprachen. Es ging uns also nicht nur um eine Be-schreibung der Formen der Zusammenarbeit (deskriptive Ebene), sondern auch um eine Beurteilung und um Wirksamkeitsvorstellungen (normative Ebene). Die von uns theore-tisch hergeleiteten und formulierten Qualitätskriterien (vgl. Kap. 7.2) konnten somit auf ihre Relevanz für die Beteiligten hin überprüft werden.

Um von den beteiligten Personen, ihrem Verhältnis untereinander und der schuli-schen Situation ein abgerundetes Bild zu erhalten, stellen wir den Eltern und ihren Kin-dern einige weitere Fragen zu diesen Themen. Sie wurden zu Beginn des Gesprächs als Warm-Up gestellt und erleichterten den weiteren Verlauf des Interviews.

Im folgenden werden die einzelnen Teile aller dei Interviewleitfaden kurz be-schrieben. Die gesamten Leitfaden im Wortlaut finden sich in Anhang A.

Elterninterview:

1. Das Kind in der Schule: Die Eltern wurden aufgefordert zu berichten, wie ihr Kind zur Zeit in der Schule zurechtkomme, ob es sich wohl fühle und ob sie, die Eltern, und das Kind selber mit den Schulleistungen zufrieden seien.

2. Elternunterstützung: Wir wollten wissen, wie die Eltern ihr Kind im Hinblick auf die Schule unterstützten, ob sie mit ihm zusammen Hausaufgaben machten

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und auf Prüfungen lernten. Zudem fragten wir, ob sie beim Lernen von der Lehrperson mit Material, didaktischen Tipps etc. unterstützt würden und ob sie eine solche Unterstützung wünschten.

3. Anlässe der Zusammenarbeit mit der Schule: In diesem Teil fragten wir nach Anlässen, welche von der Schule resp. der Lehrperson für die Eltern im vergan-genen Jahr angeboten worden waren. Die Eltern nahmen eine Beurteilung des Nutzens dieser Anlässe vor. Zudem wollten wir wissen, ob die Eltern aus einem bestimmten Anlass mit der Lehrperson Kontakt aufgenommen hatten..

4. Zusammenarbeit zwischen der Lehrperson und den Eltern (Hauptteil): In diesem Teil berichteten die Eltern möglichst ausführlich über den Anlass, den Verlauf und die Folgen der Zusammenarbeit zwischen ihnen und der Lehrperson. Sie äusserten sich zudem über die Klassenlehrperson, d. h. sie gaben ein Urteil dar-über ab, ob sie mit ihrer / seiner Arbeit zufrieden seien und wie gut sie sich von ihm / ihr über die Schule informiert fühlten.

5. Zusammenarbeit zwischen Lehrpersonen / Schule und Eltern allgemein: Hier äusserten die Eltern ihre Meinung darüber, was Zusammenarbeit im Hinblick auf die Leistungen und das Verhalten des Kindes bewirken könne. Sie legten ih-re Vorstellung von einer guten Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Schule dar und verglichen diese mit der von ihnen erlebten Zusammenarbeit.

Interview mit der Lehrperson:

1. Zusammenarbeit mit Eltern: Als erstes berichteten die Lehrpersonen darüber, welche Elternanlässe sie organisierten und wie die Eltern auf ihre Angebote rea-gierten. Wir fragten, ob und in welcher Form sie die Eltern in den Unterricht einbinden würden und ob sie ihnen Material, didaktische Tipps etc. gäben, damit sie zu Haue mit ihren Kindern besser lernen könnten. Die Lehrpersonen gaben an, ob die Elternzusammenarbeit für sie belastend sei und ob es schon zu Ausei-nandersetzungen gekommen sei. Schliesslich wollten wir wissen, welche Unter-stützung sie von der Schulleitung für die Elternzusammenarbeit erwarten könn-ten.

2. Zusammenarbeit zwischen der Lehrperson und einem Elternpaar (Hauptteil):

Die Lehrpersonen schilderten aus ihrer Sicht den Anlass, den Verlauf und die Folgen der Zusammenarbeit zwischen ihnen und den Eltern eines Schülers / ei-ner Schülerin.

3. Wirkungen von Elterngesprächen: In diesem Teil wollten wir wissen, ob es schon vorgekommen sei, dass Elterngespräche ihre Einstellungen und ihr Ver-halten gegenüber einem Kind verändert hätten. Die Lehrpersonen nahmen Stel-lung zur Frage, ob von Elternzusammenarbeit positive (oder allenfalls auch ne-gative) Auswirkungen insbesondere im Bereich der Leistungen zu erwarten seien.

4. Unterricht und Klassenführung: Die Lehrpersonen gaben an, worauf sie bei der Klassenführung achteten und wie sie mit allfällig vorhandenen Unterrichtsstö-rungen umgingen. Zudem wollten wir wissen, ob und in welcher Form sie die Eltern einbeziehen würden, um Disziplinprobleme anzugehen.

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Interview mit Schülern / Schülerinnen:

1. Das Kind in der Schule: Als Einstieg wollten wir von den Jugendlichen wissen, wie sie zur Zeit in der Schule zurechtkämen, ob sie sich wohl fühlten und ob die Eltern und sie selber mit den Schulleistungen zufrieden seien. Falls sie angaben, mit ihren Schulleistungen eher unzufrieden zu sein, fragten wir nach, wen sie dafür verantwortlich machten und welche Hilfestellungen sie als nützlich emp-finden würden.

2. Hausaufgaben und Nachhilfestunden: In diesem Teil ging es um die Frage, welche Unterstützung die Jugendlichen beim Proben lernen und beim Erledigen der Hausaufgaben von zu Hause erhielten. Die Jugendlichen gaben an, ob sie mit der diesbezüglichen Situation zufrieden seien und ob es wegen der Hausaufgaben manchmal Streit mit den Eltern gebe. Wir wollten zudem wissen, ob sie die Ansicht unterstützten, dass eine engere Zusammenarbeit zwischen Lehrpersonen und Eltern zu besseren Leistungen führen würden.

3. Zusammenarbeit zwischen den Eltern und der Lehrperson (Hauptteil): Die Ju-gendlichen schilderten aus ihrer Sicht den Anlass, den Verlauf und die Folgen der Zusammenarbeit zwischen ihrer Klassenlehrperson und ihren Eltern.

4. Zusammenarbeit zwischen Eltern und Lehrperson allgemein: Wir wollten von den Jugendlichen wissen, wie viel Zusammenarbeit zwischen Schule und El-ternhaus sie für sinnvoll hielten. Sie nahmen konkret Stellung zu den Fragen, ob die Eltern über die Leistungen ihres Kindes informiert werden sollten, ob die Eltern erfahren sollten, wenn sie in der Schule etwas angestellt hätten und wer beim Übertritt nach der 6. Klasse welche Entscheidungskompetenzen haben sollte.

5. Verhältnis zu den Eltern: In diesem kurzen Teil beschrieben die Jugendlichen das Verhältnis zu ihren Eltern.

6. Verhältnis zur Klassenlehrperson: Der letzte Teil enthielt Fragen zum Verhält-nis zwischen den Jugendlichen und ihrer Klassenlehrperson. Zudem wollten wir wissen, ob es in der Klasse Unterrichtsstörungen gebe und wie die Lehrperson damit umgehe.

4.3. Dokumentenanalyse

Die unterschiedlichen Sozialisationsaufgaben von Schule und Familie sind im Rahmen der Rechtsstaatlichkeit in Form von Gesetzen, Verordnungen und Dekreten zu regeln. In Zusammenhang mit der Frage nach der Zusammenarbeit zwischen Schule und Familie existieren neben hochrangigen juristischen Dokumenten wie Gesetzestexte und Verord-nungen auch untergeordnete wie Lehrpläne, kantonale Broschüren, Gemeindereglemen-te oder konkreGemeindereglemen-te Schulordnungen. Alle diese DokumenGemeindereglemen-te sind Objektivationen des Wil-lens von Behörden und Institutionen, die Schnittstellen der Zusammenarbeit zum Wohl aller Beteiligten, der Kinder, Eltern, Lehrpersonen zu gestalten (vgl. Mayring 1999, p.

33). Sie bilden neben den Perspektiven der Kinder, der Eltern und der Lehrpersonen ei-ne weitere Betrachtungsebeei-ne. Überdies erlauben sie, den Blick in andere Schweizer Kantone zu lenken. Die Dokumentenanalyse bietet Hilfe, empirische Befunde und normative Grundlagen zu vergleichen. Was ist die Absicht des Staates? Inwieweit weicht das Verhalten der beteiligten Menschen davon ab? Sie besitzen darum im

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men der Forschungsfrage nach der Zusammenarbeit von Schule und Familie hohe Relevanz.

Die Kantone unterscheiden sich, wie die Zusammenarbeit einzeln geregelt ist. Dar-um standen im ZentrDar-um der Analysen die kantonalen Selbstdarstellungen. Die Analyse strebte nicht Vollständigkeit, sondern Profilbildung an. Es wurde versucht, diese über die Beschreibung von gemeinsamen und unterschiedlichen Elementen zu bestimmen.

Die folgenden Fragen waren relevant: Geht die Pflicht der Zusammenarbeit über die blosse Informationspflicht hinaus? Wenn ja, was sind die Begründungen? Welche um-fassenden Ziele werden aufgestellt? Gibt es Hierarchien, Vorrechte? Wie werden die Aufgaben zwischen Familie und Schule verteilt?

Konkret wurde so vorgegangen, dass in Absprache mit Vertretern der jeweiligen Kantone die schriftlichen offiziellen Dokumente gesammelt wurden. Dabei sollten mög-lichst alle offiziellen Texte einbezogen werden, welche sich zum Thema der Eltern-Lehrer-Zusammenarbeit äusserten. Darum wurden auch juristisch untergeordnete Do-kumente, z.B. Lehrpläne, einbezogen. Lehrpläne sind Schnittstellen zwischen gesetzli-chen Grundlagen und pädagogischer Praxis und magesetzli-chen etwas vom ‚kantonalen Geist‘

und dem lokalen Kolorit sichtbar. Das ist mit ein Grund, warum an verschiedenen Stel-len auch Dokumente aufgenommen wurden, die sich direkt an Eltern wenden und kei-nen juristischen Charakter haben. Der Einbezug von nicht juristischen Dokumenten war auch gerechtfertigt, weil juristische Vorgaben die Möglichkeiten der Mitwirkung nicht abschliessend bestimmen, sondern nur einen Rahmen vorgeben, der weiter zu konkreti-sieren ist.

Zur Analyse der kantonalen Dokumente, wurden Kategorien gebildet, mit deren Hilfe die Dokumente analysiert wurden. Beispiele dafür sind: Informationspflicht der Schule oder Rechte der Eltern in bezug auf die Teilnahme am Unterricht. Um Wieder-holungen in der Darstellung zu minimieren, erfolgte die Analyse vergleichend über ei-nen Referenzkanton. Dazu wurde der Kanton Bern gewählt, weil er ein ausgewogenes (‚mittleres‘) Profil hat und Abweichungen in die eine oder andere Richtung gut sichtbar werden.

Bei den Gemeindedokumente wurde anders verfahren. Da deren Differenzierungs-grad stark variiert, wurde in der Analyse das differenzierteste Dokument ins Zentrum gestellt. Es war zugleich Quelle jener Untersuchungskategorien, die bei der Analyse von Dokumenten weiterer Gemeinde zur Anwendung gelangten.

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Differenz zwischen Schule und Familie 51

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