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Zusammenfassung und Vergleich innerhalb der Untersuchungsgruppen

5. ERGEBNISDARSTELLUNG

5.1 N ATURVERSTÄNDNIS

5.1.12 Zusammenfassung und Vergleich innerhalb der Untersuchungsgruppen

127 der vorab nicht benötigt wurde. Mit steigendem Alter und veränderter Familiensituation kommt es zu einer Neubewertung des Lebensstils bzw. der Einstellung zur Lebensumgebung. Natur wird zu einer Instanz im Sinne von Ruhe und Entspannung:

„Vielleicht hat sich […] nicht so wirklich meine Meinung über die Natur, sondern meine Meinung über die Städte [geändert] und dadurch hat sich die Beziehung zur Natur geändert. Weil mit 20 […] wollte ich immer nur eine große Metropole und viel […] Stress, also viel zu tun und so weiter. Und jetzt würde ich gerne in eine noch kleinere Stadt als[Ort] umziehen, um näher an der Natur zu sein. Mit dem Auto einfach in die Berge zu fahren, vielleicht jedes zweite Wochenende im Winter Ski fahren […]

Das kommt mit dem Alter (lacht). Jetzt bin ich nicht mehr so Disco und Ausgehen in Clubs und so. Ich will jetzt lieber einen schönen Spaziergang machen am Sonntagnachmittag (..) und so […] [Das liegt am] Alter und Familie“ (RK10:14-22).

Durch das erhöhte Verantwortungsgefühl scheint zudem die Wahrnehmung eines von der Natur ausgehenden Gefahrenpotentials zu steigen (vgl. Kap. 5.1.8 Natur als Ort für Abenteuer, Wildnis und Gefahren). Die eigene Unbekümmertheit als Kind in der Natur

„früher als Kind da habe ich mich halt richtig so rum gewälzt in der Natur quasi und das war halt so, man wollte da so richtig rein tauchen. Also man konnte das ja nicht essen, aber schön wär´s gewesen irgendwie (lacht). Ähm (..) und da habe ich jetzt schon, bin ich jetzt doch ein bisschen mehr so `nein, bis hier und nicht weiter´ irgendwie (WT01:201) steht einem erhöhten Verantwortungsgefühl und Angsterleben entgegen. Dies gilt jedoch auch für andere Wahrnehmungen außerhalb des Naturverständnisses „Das spür ich bei anderen Sachen auch zum Beispiel, also anderen Ängste werden halt größer dadurch, dass ich Kinder bekommen hab. Weil man halt sich einfach Sorgen um die macht“(ebd.).

128 Im direkten Vergleich aller Gruppen sind nur geringe inhaltliche Unterschiede in den Subkategorien sichtbar geworden, welche im Folgenden kurz wiedergegeben werden sollen:

Vergleichsgruppe 1: Eltern in Waldkindergärten

Die Naturassoziationen der VG 1 sind ähnlich den beiden anderen Vergleichsgruppen. Vor allem Grünflächen mit Verbindung zur eigenen Sozialisationsumgebung stehen im Vordergrund. Eltern der VG 1 wohnen oftmals in ländlicheren Umgebungen, weshalb

„Wald“ häufig als erste Assoziation genannt wird. Natur scheint alltäglicher Bestandteil des Lebens zu sein und wird bewusst unbewusst in den Alltag eingebunden.

Natur wird als Ort der Ruhe empfunden. Die positiven Auswirkungen auf die psychische und physische Gesundheit stehen im Mittelpunkt.

Natur wird nicht nur als exzellenter Lernort der Kinder in Hinsicht auf

motorische, kognitive und handlungsspezifische Kompetenzen gesehen, sondern generell als einer der besten Lernorte für Kinder. Für Eltern der VG 1 steht der Erwerb von Naturwissen durch Forschen und Beobachten im Vordergrund.

Eine tiefe emotionale Verbundenheit mit der Natur im Sinne eines Gefühls des „zu Hause seins“ ist in der VG 1 am stärksten vertreten. Oftmals ist dieses Gefühl verbunden mit sensorisch positiv besetzten Kindheitserinnerungen (Schmecken, Fühlen, Riechen, etc.). Es besteht ein starker Wunsch, die Verbundenheit zur Natur an die eigenen Kinder weiterzugeben. Der Naturschutzgedanke wird dabei nicht angesprochen. Vielmehr geht es den Eltern um eine allgemeine Verbundenheit mit Natur, welche mit einem starken lebensanschaulichen Grundverständnis der Eltern einhergeht. Dieses ist in Vergleich zu den anderen Gruppen stärker philosophisch geprägt.

Eltern der VG 1 sind in der Natur sportlich aktiv, mit Sportarten wie Joggen oder Spazierengehen. Auffällig ist der soziale Aspekt, den Natur für die VG 1 einnimmt: So wird Natur zum Treffpunkt mit Freunden und Bekannten.

Natur wird von keinem Interviewpartner dieser Vergleichsgruppe als gefährlich angesehen.

Abbildung 6: Wortwolke Naturverständnis in VG 1

129 Vergleichsgruppe 2: Eltern in Regelkindergärten mit naturpädagogischem Angebot

Für Eltern der VG 2 stehen grüne Landschaften im Mittelpunkt der spontanen Naturassoziation, häufig konkretisiert durch Parks und andere stadtnahe Landschaften. Die Interviewpartner der VG 2 stimmen im Naturverständnis als Ort ohne Menschen und Zivilisation überein: Vom Menschen gemacht Objekte, wie Straßen oder Gebäude mindern das Schönheitsempfinden von Natur. Gleiches gilt für Müll und Lärm in der Natur. Die VG 2 gibt dazu an, regelmäßig den städtischen Raum verlassen zu müssen, um in natürlicher Umgebung dem Lärm und Müll zu entfliehen. Die Bedeutung von Naturflächen innerhalb von Städten wird betont.

Die gesundheitliche Dimension von Natur scheint für Eltern der VG 2 keine Relevanz zu haben.

Sie nennen weder positive noch negative Auswirkungen der Natur auf die psychische oder physische Gesundheit des Menschen. Von Bedeutung ist die Natur als Ort für Aktivitäten. Diese finden in der Regel als geplante Wochenendausflüge oder Urlaub mit der Familie statt. Hier wird eine Parallele von Kindheitserinnerungen auf das heutige Naturverständnis sichtbar: bspw. in Form von Campingausflüge mit der Familie, Wandertagen oder Urlauben im Sommerhaus. Natur wird als Lernort und attraktiver Ort für Kinder betrachtet. Das Erlernen kreativer Kompetenzen scheint im Vordergrund zu stehen.

Eltern der VG 2 empfinden Natur grundsätzlich nicht als gefährlich, scheinen jedoch eine höhere Aufmerksamkeit in Bezug auf dieses Thema zu haben. Sie gaben an, dass sich das Empfinden von Gefahren in der Natur mit der Zeit verstärkt habe und mit Übernahme der Verantwortung für die eigenen Kinder gewachsen sei. Zusätzlich wird eine gewisse Angst durch die Medien unterstützt.

Vergleichsgruppe 3: Eltern in Regelkindergärten

Naturassoziationen bestehen vorrangig aus grünen Landschaften und sind mit der eigenen Sozialisationsumgebung verwoben. Konkretisiert wird Natur durch Parks und andere

Abbildung 7: Wortwolke Naturverständnis in VG 2

130 stadtnahe und regionale Naturflächen, was einen Hinweis auf die aktuelle Naturumgebung der Interviewpartner gibt: Alle Eltern der VG 3 waren Bewohner einer Mittel- oder Großstadt. Natur löst ein grundlegendes Wohlbefinden aus und wird als Pause zum Alltag gewertet, um die psychische Gesundheit zu erhalten. Hier sprachen die Interviewpartner von Kompensation von Lärm und Luftverschmutzung durch Natur.

In Bezug auf ihre Kinder wird Natur als attraktiver Ort betrachtet, besonders in Hinsicht auf eine sinnlich stimulierende Wirkung. So erhoffen sich die Eltern der VG 3 ein sensorisches Erleben der Kinder in der Natur sowie die Selbstbeschäftigung

der Kinder ohne vorgefertigtes Spielzeug. Auch das unbeaufsichtigte Spielen in der Natur wird häufig genannt. Hier sind geschützte und abgeschlossene Naturräume (etwa ein Garten o.ä.) am beliebtesten. Entsprechend ist anzunehmen, dass das Sicherheitsbedürfnis der VG 3 beim Spiel der Kinder in der Natur am höchsten zu bewerten ist. Natur wird nicht grundsätzlich als gefährlich bewertet, während durchaus beunruhigende Aspekte in der Natur wahrgenommen werden (bspw. Zecken, giftige Spinnen, etc.). Dies wird unterstützt durch die mediale Berichterstattung über Alltagsgefahren in der Natur.

Im Sinne einer Ursprünglichkeit von Natur stellt sich die VG 3 besonders heraus, indem sie die Abhängigkeit des Menschen von der Natur stark thematisiert. Dies geschieht häufig in Zusammenhang mit der Herstellung und Verwertung (tierischer) Lebensmittel. Hier ist ein sehr hoher ethischer Anspruch innerhalb der Vergleichsgruppe erkennbar. Eltern der VG 3 ist es wichtig, dass ihre Kinder durch Naturerleben eine intrinsische Motivation aufbauen, nachhaltig zu handeln. Dies gilt auch in Hinsicht auf Natur als Lernort für Kinder. Diese sollen lernen, Dinge zueinander in Beziehung zu setzen und natürliche Zusammenhänge zu verstehen. Dazu zählt der Aufbau eines Grundwissens über Pflanzen und Tiere. Der Naturschutz- und Nachhaltigkeitsaspekt scheint bei Eltern der VG 3 am stärksten vertreten zu sein. Sie weisen explizit darauf hin, dass der Mensch verantwortlich für die gegenwärtige Natursituation ist. Der aktive Einsatz für die Natur soll implizit über richtiges Handeln beim Einkauf u. ä. praktiziert werden.

Abbildung 8: Wortwolke Naturverständnis in VG 3

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