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Naturbewusstsein und Naturbewusstseinsstudien

2. THEORETISCHER HINTERGRUND

2.4 N ATURERFAHRUNG IN DER K INDHEIT UND DEREN R ELEVANZ FÜR DIE KINDLICHE E NTWICKLUNG 36

2.5.2 Naturbewusstsein und Naturbewusstseinsstudien

46 Neben den hier genannten Studien sind einige weitere bekannt, die sich mit Einstellungen und Bewertungen zur Naturerfahrung und den korrespondierenden Dimensionen beschäftigen. Durch die ausgewählten Studien soll ein Überblick über das Spektrum bestehender Annahmen wiedergegeben sowie die Annäherung und gleichzeitige Unterschiedlichkeit der Naturdimensionen aufgezeigt werden. Auf weitere Studien zum Thema kann hier aufgrund der Komplexität und Umfänglichkeit nur verwiesen werden (vgl.

Braun 2000; Gebauer 2007; Gebhard 2015; Raith & Lude 2014; etc.).

47 eigenen Land mit dem Ziel, den Rückgang der biologischen Vielfalt in Deutschland einzudämmen (BMU 2007). Die Erstellung der Naturbewusstseinsstudien stellt dabei nur eine von 430 Maßnahmen zur Erhaltung der biologischen Vielfalt dar.

Durchgeführt wird die Naturbewusstseinsstudie im zweijährigen Abstand von externen Unternehmen. Befragt werden deutschlandweit etwa 2.000 Personen ab dem vollendeten 18.

Lebensjahr aus allen soziodemographischen Schichten und soziokulturellen Milieus. Die engmaschig angelegte soziale Verteilung soll Rückschlüsse auf unterschiedliche Wertschätzungen und Vorstellungen von Natur nach Lebensumständen, Einstellungen und Bildungshintergrund geben. Die Naturbewusstseinsstudie ist eine quantitativ angelegte Studie und soll einen repräsentativen Überblick des Naturbewusstseins in Deutschland wiedergeben. Naturbewusstsein soll demnach verstanden werden

„als die Gesamtheit der Erinnerungen, Wahrnehmungen, Emotionen, Vorstellungen, Überlegungen, Einschätzungen und Bewertungen im Zusammenhang mit Natur, einschließlich der Frage, was vom Einzelnen überhaupt als `Natur´ aufgefasst wird.

Es geht also nicht um `hohes´ oder `niedriges´ Naturbewusstsein als normative Kategorie, sondern um subjektive Auffassungen von Einstellungen zu Natur“

(Kleinhückelkotten & Neitzke 2010, S. 17).

Im Folgenden soll ein Überblick über die bisher erschienenen Studien und deren für die vorliegende Arbeit relevanten Ergebnisse zum Naturbewusstsein in Deutschland gegeben werden. Es wird darauf hingewiesen, dass aufgrund des Umfangs und der Komplexität nicht auf alle Ergebnisse der Naturbewusstseinsstudien eingegangen werden kann.

Naturbewusstseinsstudie 2009 – Grundlegendes Naturbewusstsein in Deutschland

Die Naturbewusstseinsstudie wurde 2009 erstmalig durchgeführt. Ausführendes Unternehmen war das ECOLOG-Institut um die WissenschaftlerInnen Dr. Silke Kleinhückelkotten und Dr. Peter Neitzke. In der erstmaligen Durchführung lag der Fokus auf der Grundlagenforschung zum Thema Naturbewusstsein in Deutschland und lieferte einen ersten grundlegenden Einblick in das Naturbewusstsein der Deutschen.

Zusammenfassend titelt die Studie „Deutsche lieben die Natur“ (Kleinhückelkotten &

Neitzke 2010, S. 11). Dies führen Kleinhückelkotten und Neitzke auf die durchweg positiven Assoziationen der Deutschen mit der Natur zurück: Natur wird in einem ersten spontanen Assoziationsdurchgang überwiegend mit Schönheit in Verbindung gebracht, insbesondere mit Landschaften, die als schön empfunden werden. In vertiefenden Fragen wird Natur als Erholungsort und Ort der Stille und Entspannung empfunden. Korrespondierende

48 Naturbilder sind Bilder aus Urlaubs- und Freizeitsituationen, in denen Natur übermäßig positiv belegt ist. Natur wird somit für viele Deutsche zum Gegenpol ihres Alltags und Ort des aktiven Aussteigens (95% der befragten Personen weisen darauf hin). Natur wird weiterhin mit Vielfalt, Gesundheit und als für ein gutes Leben essentiell betrachtet.

Häufigste Wortnennungen in Bezug auf die Naturthematik sind „Wald“, „Wiese“ und allgemein der Begriff „Tiere“.

80% der Befragten gaben an, selbst häufig Zeit in der Natur zu verbringen. Park- und Grünanlagen bieten dafür eine interessante Naturfläche in unmittelbarer Umgebung.

Anlass Zeit in der Natur zu verbringen kann altersbedingt

differenziert werden: während die Mehrheit der älteren Befragten (über 30 Jahre) in der Natur die Ruhe, das Erleben der natürlichen Schönheit sowie Gesundheit und Erholung suchen, sind jüngere Befragte (unter 29 Jahre) insbesondere für sportliche Aktivitäten in der Natur unterwegs.

Es ließ sich zudem eine Korrelation zwischen dem Grad der Wertschätzung an Natur, dem Bildungsgrad sowie dem ökonomischen Status aus den Datensätzen herleiten: wenngleich 70 % der Befragten ein großes Interesse an der eigenen, heimischen Natur zeigten, lässt sich ein steigendes Naturinteresse mit steigendem Bildungsgrad beobachten. Ähnliche Aussagen sind in Bezug auf die Wertschätzung von Natur möglich. Diese nimmt sowohl mit dem Bildungsgrad als auch dem Alter der Befragten zu. Ein Interessensdefizit an Natur war bei Befragten mit niedriger ökonomischer Situierung erkennbar.

In Bezug auf den Naturschutzgedanken fanden Kleinhückelkotten und Neitzke für das Jahr 2009 heraus, dass eine grundsätzlich positive Einstellung zum Schutz von Natur und Umwelt in Deutschland vorliegt. Hier geht es insbesondere um den Erhalt einer biologischen Vielfalt sowie der Natur selbst. Mehr als 90% der Befragten gaben an, sich selbst und damit den Menschen als Teil der Natur zu sehen. Entsprechend nehmen sie es als ihre Pflicht wahr die

Abbildung 1: Prozentuale Nennung der Naturbilder in der Naturbewusstseinsstudie 2009

(Kleinhückelkotten & Neitzke 2010, S. 26)

49 Natur zu schützen. Motiv für den Schutz der Natur ist die Erhaltung der Naturräume für zukünftige Generationen, wobei mehr als 66 % von der Angst berichten, dass zukünftige Generationen nicht mehr davon profitieren werden. 33% der Bevölkerung schätzen die Natur als übermächtige Instanz ein, welche einerseits gefährlich sein kann und auf der anderen Seite so robust ist, dass sie keines Schutzes durch den Menschen bedarf. Eine ähnlich hohe Prozentzahl sieht die Natur als Ressource, welche den Menschen unterliegt und von diesen frei genutzt werden kann. Ein Zusammenhang zwischen Naturschutzbereitschaft, Bildungstand und sozialem Status wird auch hier deutlich: das Problembewusstsein steigt mit höherem Bildungsgrad und Einkommen.

Naturbewusstseinsstudie 2011 – Naturschutz und Erneuerbare Energien

Der Fokus der zweiten Naturbewusstseinsstudie lag im Jahr 2011 (Kleinhückelkotten & Neitzke 2012) verstärkt auf naturschutzpolitischen Fragestellungen wie der Bereitschaft zum Naturschutz, der Erhaltung von Natur und Landschaft in der Akzeptanz erneuerbarer Energien. Die Ergebnisse der zweiten Naturbewusstseinsstudie zeigen, dass Natur nach wie vor einen hohen gesellschaftlichen Stellenwert unter den Befragten aufweist. Von den meisten wird Natur als ein „wertvolles Gut“ (ebd., S. 8) eingeschätzt, trotz einer hohen Orientierung auf den Nutzenfaktor von Natur. Als für den Menschen wichtigste Leistungen aus der Natur werden der zur Verfügung stehende Sauerstoff genannt (37%) sowie die Bereitstellung von Nahrungsmitteln aus der Natur (28%). Wie bereits 2009 erwähnt, wird die Erholungsfunktion und der damit verbundene Gesundheitsfaktor durch Natur gewertschätzt. Die inhaltliche Ausgestaltung des Naturbewusstseins wird in der zweiten Studie durch die Gegenüberstellung gegenläufiger Attribute zum Thema Natur ermittelt, anhand derer die Befragten die Eigenschaften von Natur subjektiv einschätzen sollten. Es zeigte sich, dass der Naturbegriff in der Dichotomie eher mit positiven Attributen („schön“, „anziehend“ oder „wertvoll“) verbunden wird.

Diese Ergebnisse wurden in einem weiteren Schritt mit einzelnen Sozialmilieus verglichen.

Es wird deutlich, dass insbesondere bei den Befragten unter 29 Jahren die Identifizierung

Abbildung 2: Ausschläge der Naturattribut-Zuschreibungen in der

Naturbewusstseinsstudie 2011 (Kleinhückelkotten & Neitzke 2012,

S. 47)

50 mit den genannten Attributen unterdurchschnittlich war. Ähnliches ist zu verzeichnen bei den Befragten mit einem Nettoeinkommen unter 1.000 Euro monatlich. Eine überdurchschnittliche Identifizierung mit den Natureigenschaften zeigt sich in der Altersgruppe über 65 Jahre sowie in Teilen in der Altersgruppe zwischen 50 und 65 Jahren.

Befragte mit hohem Bildungsniveau erlebten Natur überdurchschnittlich oft als wertvoll, nützlich, spannend und anziehend. Eine besondere Vertrautheit mit der Natur weisen nur Ältere ab 50 Jahren, insbesondere jedoch ab 65 Jahren auf. Jüngere Befragte zwischen 18 und 49 Jahren zeigen unterdurchschnittliche Werte in Bezug auf ein Vertrautheitsgefühl mit der Natur.

Schwerpunkt der Naturbewusstseinsstudie 2011 lag auf der Zustimmung zum Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland. Hier scheint es wahrscheinlich, dass insbesondere die mediale Berichterstattung nach der Nuklearkatastrophe in Fukushima sowie die geführten öffentlichen, politischen und wissenschaftlichen Debatten entscheidenden Einfluss auf die Einstellung der Befragten zum Thema hatten. Die Mehrheit der Befragten stimmten einem Ausbau des Wirtschaftszweiges der erneuerbaren Energien in Deutschland zu, wobei sie die dadurch entstehenden Veränderungen und Auswirkungen in der sie umgebenden Natur hinnehmen und Landschaftsveränderungen akzeptieren. Hier verbindet sich die Nutzen- mit der Schutzfunktion, die Erholungsfunktion tritt in den Hintergrund.

Während 2009 noch mehr als jeder zweite der Meinung war, dass in Deutschland ausreichend für den Naturschutz getan wird, waren es in der Studie 2011 deutlich weniger Menschen. Naturschutz wird verstärkt nicht nur als politische bedeutende Aufgabe (86%), sondern von fast allen Befragten als menschliche Pflicht (95%) wahrgenommen. Dies zeigt sich auch in einem gestiegenen Wert der Bereitschaft das alltägliche Handeln entsprechend einer höheren Erhaltungsmöglichkeit der Natur und der biologischen Vielfalt anzupassen.

Diese Bereitschaft steigt mit einem höheren Bildungsniveau sowie einem steigenden sozioökonomischen Status.

Naturbewusstseinsstudie 2013 – Naturschutz und Wildnis

Die Naturbewusstseinsstudie 2013 (Reusswig, Christ & Debernitz 2014) bestätigte die Wahrnehmung von Natur aus den vorhergehenden Studien. Natur nimmt nach wie vor einen hohen Stellenwert in der Meinung der Befragten ein. Sie ist für einen Großteil der Befragten (92%) essentieller Bestandteil eines guten Lebens. 86% sind gern in der Natur, weil sie sich dort wohl fühlen. Weiterhin wird Natur von neun von zehn Befragten mit Erholung und

51 Gesundheit gleichgesetzt. Darüber hinaus erhoben Reusswig, Christ & Debernitz Daten, die auf den direkten Naturbezug im Leben der Befragten hinweisen. 89% gaben an, Natur als so wichtig im eigenen Leben zu empfinden, dass sie auch ihren Kindern Natur in deren Erziehung nahebringen würden und somit die eigenen Einstellungen zum Thema Natur weitergeben. Mit dieser Auffassung waren insbesondere weibliche Befragte überdurchschnittlich oft vertreten, während Männer dieser Art der Wertevermittlung leicht unterdurchschnittlich gegenüberstanden. Das Bedürfnis Naturerfahrungen auch an die eigenen Kinder weiterzugeben, stieg mit dem Bildungsgrad und dem Alter der Befragten.

Gleiches gilt für die Aussage, dass Natur glücklich mache. Insbesondere junge Leute unter 29 Jahren und mit niedrigem Bildungsniveau stimmten dem nicht zu. Sie gehören zu den 12%, die sich in der Natur nicht wohlfühlen. Insgesamt gaben 22% der Befragten an, sich nicht für die Natur zu interessieren, 8% fühlen sich sogar fremd in der Natur.

Der Schwerpunkt der Naturbewusstseinsstudie 2013 lag auf dem Thema „Wildnis“ sowie der Akzeptanz der Wiederansiedlung des Wolfes in Deutschland. Mit dem Wort Wildnis werden vorrangig Orte wie Wald und Dschungel sowie wilde, nicht heimische Tiere assoziiert (Tiger, Löwen, Elefanten). Heimische in Deutschland lebende Wildtiere werden eher weniger mit dem Thema verbunden. Insbesondere junge Männer mit hohem Bildungsniveau zeigen ein großes Interesse am Wildnis-Thema. Im gegenständlichen Sinne ist Wildnis ist für viele Befragte ein Ort, wo weder Menschen, Technik noch Zivilisation vorhanden sind und somit Tiere und Pflanzen frei leben können. Nur 14% sehen eine Verbindung zwischen Wildnis und Natur, da diese in der Regel kein Ort der Erholung und Entspannung für die Befragten darstellt. Im Kontrast dazu steht die Empfindung von zwei Dritteln der Befragten (65%), dass Natur umso attraktiver ist, je wilder und ursprünglicher sie wahrgenommen wird. Während zwei Drittel (64%) der Meinung sind, dass es auch in Deutschland Wildnis gibt, sehen 25% der Deutschen keine Wildnisgebiete in ihrem Land.

Hier wird insbesondere der Wunsch nach mehr Wildnis in deutschen Misch- und Monokulturwäldern ausgesprochen. Die Einrichtung von Nationalparks in Deutschland wird daher gesellschaftlich stark unterstützt (95%), wobei hier nicht nur der Bereich einer Ausbreitung und Wiederansiedlung der Flora und Fauna angesprochen wird, sondern auch der wirtschaftliche Aspekt (Schaffung von Arbeitsplätzen, Aufwertung der Region) eine entscheidende Rolle spielt. In Bezug auf die Wiederansiedlung heimischer Wildtiere wie Luchs, Biber, Wolf oder Wildkatze zeigen sich insbesondere die Bessergebildeten und Besserverdienenden überdurchschnittlich (72%-82%) einverstanden.

52 Unter dem Themenschwerpunkt „Nachhaltigkeit“ wurde erneut die Bereitschaft zum aktiven naturschutzrelevanten Handeln erfragt. Obwohl 66% befürchten, dass für kommende Generationen nur noch sehr wenig intakte Natur vorhanden sein wird, sind nur wenige bereit ihr Handeln aktiv zu verändern. Sahen in der Studie 2011 noch mehr als 90% der Befragten Naturschutz als menschliche Pflicht an, sind es 2013 noch etwas mehr als die Hälfte (56%).

Geht es um die persönliche Verantwortung zum Naturschutz, sehen sich 18% in der Pflicht.

Naturbewusstseinsstudie 2015 – Naturschutz und Agrarlandschaften und Stadtnatur

Die Naturbewusstseinsstudie 2015 (Schleer & Reusswig 2016) setzt mit dem Schwerpunkt der Wahrnehmung von Agrarlandschaften und den damit verbundenen Naturveränderungen einen Spezial-Fokus, der weniger Relevanz für die vorliegende Arbeit aufweist. Interessant in dieser Hinsicht ist jedoch die unterschiedliche Wahrnehmung von Land- und Stadtbevölkerung, welche sich auch im Unterpunkt Stadtnatur noch einmal zeigt. Des Weiteren wurden in einer offenen Abfrage spontane Assoziationen zu Naturwahrnehmung in urbanen Räumen untersucht. Hier werden vor allem Park- und öffentliche Grünflächen (82%) genannt, sowie Gewässer (43%) und Gärten (38%). Als Einzelsymbole der Stadtnatur stehen Bäume im Fokus (43%). Stadtnatürliche Vegetation wird als essentiell empfunden und stellt eine Bereicherung des täglichen Lebens dar. Hier nehmen die Befragten Bezug auf sportliche Aktivitäten und Bewegung an der frischen Luft, sowie weitere Freizeitangebote.

Die Erholungsfunktion von Natur steht erneut im Mittelpunkt der Nennungen, wie auch in den Studienjahren zuvor. Die Befragten sehen die Steigerung des menschlichen Wohlbefindens als Hauptaufgabe der Stadtnatur. Erst danach folgen Lebensraum für Tiere und Pflanzen oder eine Verschönerung des Stadtbildes.

Interessant ist der Zusammenhang zwischen empfundener Wichtigkeit von Natur in urbanen Räumen und der Städtegröße: Während die Bedeutung von Natur in Städten mit weniger als 500.000 Einwohnern sehr groß ist, nimmt sie bei Städten über 500.000 Einwohnern wieder ab. Nicht bewirtschaftete Naturflächen wie Stadtbrachen treffen in Städten nur bei 69% auf Zuspruch. 30% lehnen diese ab. Vier von fünf Bewohnern in Städten sind mit den sie umgebenden Naturangeboten zufrieden. Genutzt werden diese in der Mehrzahl mehrmals wöchentlich (30%) oder monatlich (34%). Neun Prozent nutzen die Stadtnatur täglich. Die tägliche und wöchentliche Nutzung der Stadtnatur ist in Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohnern am höchsten. Die Wertschätzung von Stadtnatur steigt mit dem Bildungs- und Sozialniveau der Befragten.

53 Naturbewusstseinsstudie 2017 – Meeresnaturschutz

Die zum gegenwertigen Zeitpunkt der Studienerstellung aktuellste Naturbewusstseinsstudie17 aus dem Jahr 2017 (Schleer & Reusswig 2018) setzt sich explizit mit dem Thema Meeresnaturschutz auseinander. Sie greift ebenfalls die Themen Energiewende, Agrarlandschaft und Biologische Vielfalt auf. Die Ergebnisse der Studie spiegeln die Meinung der Befragten zu den oben genannten Themen im Speziellen wider, geben jedoch nur wenig Einblick in das grundlegende Naturverständnis, wie es für die vorliegende Arbeit von Relevanz ist. Daher soll hier nur auf den Punkt „Natur und Identität“

(S. 36ff.) hingewiesen werden. Dieser wurde im Zusammenhang des Naturschutzverständnisses auf globaler und regionaler Ebene betrachtet. Es liegt die Frage zu Grunde, ob die Naturschutzhandlungsbereitschaft größer ist, desto näher eine Problemstellung zum eigenen Lebensort wahrgenommen wird. Damit einher geht die Frage nach der Intensität der Identifizierung mit der Umgebungsnatur. Zentrales Ergebnis dieses Punktes ist die Überzeugung, dass die Natur für die Identität der Menschen eine Rolle spielt – sowohl global als auch regional. Etwa die Hälfte der Befragten gaben an (57%), dass die regionale Umgebungsnatur einen Einfluss auf die regionale Identität ausübt, d.h. die regionale Identität hauptsächlich durch die Natur geprägt wird. Im Altersvergleich sind insbesondere ältere Menschen dieser Auffassung. Im Sinne des Naturschutzgedankens empfinden die Befragten den weltweiten Umgang mit Natur als problematischer als den Umgang vor der eigenen Haustür. Frauen weisen dabei ein größeres Problembewusstsein auf als Männer. Jüngere Menschen unter 30 Jahren haben ein unterdurchschnittliches Problembewusstsein. Der weltweite Naturschutz wird als wichtiger empfunden als regionale Projekte und Maßnahmen. Es besteht eine grundsätzliche Bereitschaft für den Naturschutz aktiv zu werden, jedoch nur, wenn der Aufwand dafür begrenzt bleibt.