• Keine Ergebnisse gefunden

1. Einleitung

1.6 Ziele der Arbeit

Im Rahmen dieses Projektes sollen Voraussagen zu Paarungsstrategien weiblicher Goldbrauner Mausmakis in Abhängigkeit von unterschiedlicher Populationsdichte in zwei Untersuchungsgebieten und somit die verhaltensökologische Plastizität dieser Art überprüft werden. Außerdem soll das Aufzuchtverhalten der Goldbraunen Mausmakis untersucht werden, da es sich aufgrund einer völlig anderen Schlafgruppenzusammensetzung grundlegend vom Aufzuchtverhalten des sympatrisch lebenden Grauen Mausmakis unterscheiden sollte. Daneben sollen wichtige biologische Rahmendaten erhoben werden, die für diese Art noch nicht vorliegen, wie zum Beispiel die Dauer und Synchronität der Östren, Länge der Graviditäten sowie Wurfgrößen.

Im Zentrum steht der Vergleich von zwei Populationen, in denen Weibchen der Goldbraunen Mausmakis in unterschiedlicher Dichte leben. Aufbauend auf den Ergebnissen früherer Jahre ist in JBA mit einer geringen und in JBB mit einer hohen Weibchendichte zu rechnen. Die Populationsgröße und -dichte sollen jedoch für das Jahr der Untersuchung nochmal aktuell bestimmt werden.

1.6.1. Untersuchung der weiblichen Reproduktionsbiologie

Im Einzelnen sollten die folgenden Parameter und Hypothesen (im Folgenden mit H abgekürzt) untersucht werden:

 Interöstrusdauer

H1: Im Gegensatz zu Weibchen des Grauen Mausmaki werden die Weibchen des Goldbraunen Mausmaki früher östrisch und haben kürzere Interöstrusdauern.

.

 Konzeptionswahrscheinlichkeit bei wechselnder Populationsdichte

H2a: Im Untersuchungsgebiet JBB mit einer hohen Populationsdichte haben Weibchen eine relativ hohe Konzeptionswahrscheinlichkeit, da sie während des

kurzen Zeitfensters, in dem sie rezeptiv sind, ausreichend Möglichkeiten haben, auf potentielle Paarungspartner zu treffen.

H2b: Im Untersuchungsgebiet JBA mit einer niedrigen Populationsdichte haben die Weibchen eine geringe Konzeptionswahrscheinlichkeit. Während des kurzen Zeitfensters, in dem sie sich verpaaren, treffen sie nur auf sehr wenige potentielle Paarungspartner.

 Abgrenzung von Paarungszeiten, Tragzeiten und Aufzuchtzeiten

H3: Aufgrund der zeitlich asynchronen Östren der Weibchen ist keine einheitliche Paarungszeit oder Aufzuchtzeit zu erwarten.

 Anzahl von Würfen/Geburten pro Weibchen und Reproduktionssaison sowie Wurfgröße

H4: Es ist zu erwarten, dass Weibchen wie die vom Grauen Mausmaki ebenfalls zwei Würfe pro Reproduktionssaison haben können.

H5: Die Wurfgröße liegt wie beim Grauen Mausmaki bei circa zwei Jungtieren pro Wurf.

1.6.2. Untersuchung der weiblichen Reproduktionsstrategien

Im Einzelnen sollten die folgenden Parameter und Hypothesen (im Folgenden mit H abgekürzt) untersucht werden:

 Änderung der Verhaltensaktivitäten in und außerhalb der Paarungszeit

H6a: Während der Paarungszeit bewegen sich die Weibchen im JBA aufgrund der niedrigen Populationsdichte deutlich mehr, da sie bestrebt sind, die Rate an Begegnungen zu potentiellen Paarungspartnern zu erhöhen.

H6b: Während der Paarungszeit bewegen sich die Weibchen im JBB nicht mehr als vor der Paarungszeit, da sie aufgrund der hohen Populationsdichte auf eine ausreichende Anzahl an Paarungspartnern treffen sollten.

 Änderung des Raumnutzungsverhaltens in und außerhalb der Paarungszeit H7a: Während der Paarungszeit vergrößert sich das Aktionsgebiet eines Weibchens im JBA, um die Begegnungsrate mit potentiellen Paarungspartnern zu erhöhen.

H7b: Während der Paarungszeit vergrößern Weibchen im JBB aufgrund der hohen Populationsdichte ihre Aktionsräume nicht, da sie auch so auf genügend potentielle Paarungspartner treffen.

 Ausmaß der Östrussynchronität (innerhalb einer Schlafgruppe/ innerhalb einer Population) bei wechselnder Weibchendichte

H8a: Im JBA (niedrige Weibchendichte) sollten die Weibchen moderat synchronisierte Zyklen aufweisen. Aufgrund der insgesamt niedrigen Populationsdichte treffen die Weibchen während ihrer rezeptiven Phasen nur auf eine begrenzte Anzahl potentieller Paarungspartner. Durch asynchrone Zyklen wäre es für Männchen noch schwieriger, östrische Weibchen zu finden und sowohl Weibchen als auch Männchen würden ihre Reproduktionschancen dadurch minimieren.

H8b: Im JBB, wo eine hohe Weibchendichte vorliegt, sollten die Weibchen asynchrone Zyklen aufweisen, um den Wettkampf der Männchen untereinander zu forcieren und die Konkurrenz unter den Weibchen zu minimieren. Die Weibchen haben aufgrund der insgesamt hohen Populationsdichte in diesem Gebiet die Möglichkeit, auf viele potentielle Paarungspartner während ihrer rezeptiven Phase zu treffen.

H9: Weibchen einer Schlafgruppe sollten in beiden Gebieten ihre Östren synchronisieren, um Nachwuchs später gemeinsam aufziehen zu können.

 Sozialverhalten in und außerhalb der Paarungszeit

H10: Die soziale Begegnungsrate sollte sich während der Paarungszeit in beiden Gebieten erhöhen, da Weibchen Paarungspartner finden müssen und unter Umständen durch weibliche Partnerwahl und multiple Paarungen ihren Reproduktionserfolg sichern sollten.

H11: Es sollten in der Paarungszeit vermehrt positive Interaktionen und Kontakte mit Männchen stattfinden.

 Paarungsstrategien von Männchen und Weibchen im Kontext gemischtgeschlechtlicher Schlafgruppen

H12: Männliche Schlafgruppenpartner sind potentielle Paarungspartner der Weibchen und nutzen das Schlafen in gemischtgeschlechtlichen Gruppen zur verbesserten Östrusdetektion.

1.6.3. Untersuchung zum Aufzuchtverhalten

Im Bereich des Aufzuchtverhaltens sind große Unterschiede zwischen den Arten zu erwarten, da sich die Zusammensetzung der Schlafgruppen deutlich unterscheidet.

Schlafgruppen bestehen bei M. ravelobensis aus Tieren beiderlei Geschlechts.

Interessant ist vor allem, wie und ob sich die Gruppenkonstellation zum Zeitpunkt der Geburt verändert. Im Einzelnen sollen die folgenden Fragen untersucht werden:

H13: Der Anteil Futteraufnahme und Futtersuche an der Gesamtaktivität sollte etwa während der zweiten Hälfte der Tragzeit und Laktation aufgrund eines erhöhten Energiebedarfes der Weibchen steigen.

Frage 1: Benutzen die Weibchen während der Aufzucht besser geschütztere Schlafplätze wie Baumhöhlen oder Blätternester?

Frage 2: Werden die Schlafplätze während der Aufzucht häufiger gewechselt als vorher?

Frage 3: Verändert sich die Schlafgruppenzusammensetzung während der Aufzuchtzeit und welche Rolle spielen die männlichen und weiblichen Schlafgruppenmitglieder bei der Aufzucht der Jungtiere?

Frage 4: Wie verändert sich das Raumnutzungsverhalten der Mütter während der Aufzuchtzeit?

Frage 5: Nach wie vielen Wochen verlassen die Jungtiere das erste Mal eigenständig das Nest?

Frage 6: Wie verändern sich die Mutter-Jungtier-Kontakte mit zunehmendem Alter der Jungtiere und welche ontogenetischen Eckpunkte lassen sich erkennen?