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2. Material und Methoden

2.3 Datenanalyse

2.3.3 Analyse der weiblichen Reproduktionsstrategien

Anhand der Informationen aus Fangaktionen und Fokusbeobachtungen wurde jedes Senderweibchen, soweit möglich, zeitlich in die Phasen Vorpaarungszeit, Paarungszeit, Tragzeit und Aufzuchtzeit eingeordnet.

Die Vorpaarungszeit ist als der Zeitraum definiert, der vor dem Eintreten des ersten Östrus in der Saison liegt. Als Paarungszeit wurde die Phase bezeichnet, in der die Weibchen mit geschwollener oder offener Vulva gefangen wurden oder diese eine deutlich erhöhte Rate an sozialen Kontakten vor allem mit Männchen in einer Fokusnacht aufwiesen. Als Tragzeit wurde der Abschnitt bezeichnet, ab dem die Weibchen eine deutliche Gewichtszunahme zeigten oder sogar ein Fötus palpiert werden konnte. Als Aufzuchtzeit wurde letztlich die Phase eingegrenzt, in der die Weibchen während der Fokusbeobachtungen mit Nachwuchs gesichtet worden waren.

2.3.3.2. Aktivitätsbudgets

Es wurde für jedes Weibchen ein Aktivitätsbudget pro Phase erstellt, dass sechs Verhaltenskategorien beinhaltete: Lokomotion, Ruhe, Futterkontext, „Autogrooming“, Aufenthalt im Nest und Sozialverhalten. Die Verhaltenskategorie Ruhe wurde immer dann gewählt, wenn ein Senderweibchen bewegungslos an einer Stelle verharrte.

Dabei konnte es sowohl auf einem Ast oder einer Liane sitzen, als auch an einem Baumstamm hängen.

Verhaltensweisen, die zum Zeitpunkt der 5-minütigen Momentaufnahmen auftraten wurden in Relation zur Gesamtanzahl der Momentaufnahmen (%) der jeweiligen Phase 1) Vorpaarungszeit, 2) Paarungszeit, 3) Tragzeit oder 4) Aufzuchtzeit gesetzt, in der sich die Weibchen gerade befanden. Dies geschah für beide Untersuchungsgebiete separat (Tab. 6).

Tab. 6 Einteilung des Datenbestandes in die vier reproduktiven Phasen

Phase Gebiet Beobachtete

Fokustiere

Fokusnächte Kontaktzeit in h

Vorpaarungszeit JBA 2 Weibchen 5 Nächte 08:23:36

JBB 4 Weibchen 13 Nächte 26:23:53

Paarungszeit JBA 6 Weibchen 23 Nächte 28:57:45

JBB 5 Weibchen 13 Nächte 22:28:02

Tragzeit JBB 2 Weibchen 5 Nächte 07:44:30

Aufzuchtzeit JBB 3 Weibchen 18 Nächte 16:54:31

Es wurden die Aktivitäten der verschiedenen Weibchen summiert und zwischen den Phasen bzw. zwischen beiden Gebieten statistisch mittels des Chi-Quadrat-Tests miteinander verglichen. Die Daten wurden nicht auf individueller Ebene statistisch analysiert, da die Stichproben hierfür zu klein waren und es sich zudem um gemischte (abhängige/unabhängige Daten) Stichproben handelte. Die individuellen Aktivitätsbudgets werden jedoch zu Vergleichszwecken im Anhang dargestellt.

2.3.3.3. Nächtliche Aktionsräume und Wanderstrecken

Zur Bestimmung der nächtlichen Aktionsräume sowie der Wanderstrecken eines Senderweibchens wurden mit Hilfe eines GPS-Gerätes immer dann die Koordinaten des Tieres zu erfasst, wenn es sich mehr als 10 m von seinem vorhergehenden Standpunkt entfernt hatte. Die Datenverarbeitung fand anschließend mittels des Programmes Arc View GIS 3.3. statt, in dem nach Eingabe aller GPS-Koordinaten einer Fokusnacht ein 100 % Minimum-Konvex-Polygon (Mohr 1947) erstellt wurde.

Auch die nächtlichen Wanderstrecken wurden mit dem Programm ARC VIEW GIS 3.3. als Summe aller Teilstrecken zwischen den sukzessiven Positionen der Tiere berechnet. Anschließend wurde das Durchwanderungspotential für jeden nächtlichen Aktionsraum berechnet. Dafür wurde die nächtliche Wanderstrecke durch den aus der nächtlichen Aktionsraumgröße mit der Kreisformel (A=π*r²) berechneten Aktionsraumdurchmesser geteilt. Diese Analyse erlaubt einen Einblick in die Raumnutzungsmuster der Weibchen im JBA und JBB. Zur Auswertung der Daten wurden alle Fokusnächte genutzt, in denen die Tiere mindestens vier Stunden beobachtet worden waren (Tab.7). Somit entfielen vor allem Nächte während der Regenzeit, da die Beobachtungen oft aufgrund starken Regens abgebrochen werden mussten.

Tab. 7 Datengrundlage zur Auswertung der Raumnutzung

Es wurde für jedes Individuum ein Mittelwert pro Phase für den Aktionsraum, die Wanderstecke und das Durchwanderungspotential errechnet. Anhand des

Mann-Phase Gebiet Beobachtete

Whitney-U-Tests wurden sowohl die Gebiete pro Phase als auch die Phasen untereinander verglichen. Schließlich wurde die kumulative Aktionsraumgröße der Weibchen berechnet, die sich durch das Übereinanderlegen der Aktionsräume mehrerer Nächte ergibt. In die Berechnung gingen mindestens drei und maximal sechs Nächte pro Weibchen ein. Die Gesamtaktionsraumgrößen wurden dann mit einem Mann-Whitney-U-Test auf Gebietsunterschiede verglichen.

2.3.3.4. Östrussynchronität

Durch die optische Kontrolle der Vulva-Morphologie aller gefangenen Weibchen konnte ermittelt werden, zu welchem Zeitpunkt diese östrisch waren. So wurde es möglich, einen zeitlichen Abstand zwischen den Östren der einzelnen Weibchen zu erfassen und somit Einblicke in die Synchronität der Östren zu erhalten.

Für jedes Weibchen wurde anhand der Fangdaten ein mittlerer Fangort errechnet.

Somit konnten individuelle Distanzen zwischen den einzelnen Weibchen in beiden Gebieten kalkuliert werden. Es wurde schließlich ein Mantel-Test durchgeführt, der einen möglichen Zusammenhang zwischen räumlichem Abstand der Weibchen zueinander und zeitlichem Eintritt in den Östrus untersuchen sollte.

2.3.3.5. Sozialverhalten

Jede soziale Interaktion wurde entweder als Nähe eines Tieres (Proximity), als positive oder als agonistische Interaktion bewertet (siehe Tab.4). Dabei konnten während eines Kontaktes zwischen zwei Tieren auch verschiedene Interaktionen auftreten, die sowohl als positiv, als auch als agonistisch kategorisiert werden konnten. Es fand ein statistischer Vergleich mittels des Chi-Quadrat-Tests zwischen den einzelnen Qualitäten von Sozialkontakten und den vier Phasen statt. Im Vordergrund stand hierbei der Vergleich zwischen Sozialkontakten innerhalb und außerhalb der Paarungszeit.

Es wurde außerdem die soziale Begegnungsrate pro Phase und Gebiet berechnet.

Hierfür wurden die Kontakte zu Interaktionspartnern pro Stunde gezählt. Es wurde,

wann immer möglich, zwischen Kontakten zu Männchen, zu Weibchen und zu männlichen und weiblichen Schlafgruppenmitgliedern unterschieden.

Neben der Qualität der Interaktionen wurde ebenfalls die Gesamtdauer sowie die durchschnittliche Dauer der Kontakte zu männlichen und weiblichen Partnern sowie zu männlichen und weiblichen Schlafgruppenmitgliedern erfasst.

2.3.3.6. Zusammensetzung der Schlafgruppen

Die Daten zur Zusammensetzung der Schlafgruppen wurden im Hinblick auf eine eventuelle Veränderung der Schlafgruppenzusammensetzung zwischen Paarungszeit und Aufzuchtzeit untersucht.

2.3.4. Analyse der Kondition und Verfügbarkeit potentieller männlicher Partner