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3. Ergebnisse

3.5 Aufzuchtverhalten

3.5.3 Schlafgruppenzusammensetzung während und außerhalb der

Schlafgruppe 1:

In der Schlafgruppe 1 von F03-05 im Untersuchungsgebiet JBB wurden vor der Aufzuchtzeit mit unterschiedlicher Kontinuität das Weibchen F18-06 und die Männchen M01-07 und M33-07 gesichtet (Tab. 20, Kapitel 3.3.5.). In einigen Fällen konnte das Geschlecht bzw. die genaue Identität eines Schlafgruppenmitgliedes nicht geklärt werden. Die Anzahl der Schlafgruppenmitglieder schwankte immer zwischen einem bis vier Tieren. Das Weibchen F18-06, das ebenfalls einen Sender trug, wurde bis Mitte September immer gemeinsam schlafend mit F03-05 gefunden.

Ab Mitte September konnte von F18-06 plötzlich kein Signal mehr empfangen werden und es konnte auch nicht mehr gesichtet werden, weshalb davon auszugehen ist, dass dieses Weibchen höchstwahrscheinlich einem Prädator zum Opfer gefallen ist. Nach der Geburt des Jungtieres Ende November – Anfang Dezember `07 wurde nur bei zwei von insgesamt acht Kontrollen neben dem

Weibchen F03-05 ein weiteres nicht zu identifizierendes Schlafgruppenmitglied gesichtet. In 75% der Kontrollen wurde das Weibchen allerdings alleinschlafend mit ihrem Jungtier gesichtet (Tab. 22). Ab dem 27.11.07 konnten die Männchen nicht mehr in der Schlafgruppe gesichtet werden.

Tab. 22 Schlafgruppenzusammensetzung der Gruppe 1 in der Aufzuchtzeit

Schlafgruppe 2:

Die Schlafgruppe 2 des Senderweibchens F41-07 im Untersuchungsgebiet JBA bestand vor der Aufzuchtzeit aus einem bis fünf Individuen (Tab. 20, Kapitel: 3.3.5.).

Es konnte nur eines der Schlafgruppenmitglieder identifiziert werden, nämlich das Männchen M31-07. In einer Kontrolle wurden zwei weitere Weibchen und zwei weitere Männchen gesichtet, die jedoch nicht näher identifiziert werden konnten.

Nach der ersten Sichtung der Jungtiere im Januar 2008 bestand die Schlafgruppe jedoch nur aus einem weiteren Weibchen und den zwei Jungtieren (Tab. 23).

Datum F03-05 ? Jungtier Gesamtanzahl

5.-6.12.07 × × 1,5

11.12.07 × × × 2,5

18.12.07 × × 1,5

19.12.07 × × × 2,5

30.12.07 × × 1,5

04.01.08 × × 1,5

06.01.08 × × 1,5

Tab. 23 Schlafgruppenzusammensetzung der Gruppe von F41-07 in der Aufzuchtzeit

Schlafgruppe 7:

Das Senderweibchen F25-05 wurde vor der Aufzuchtzeit bei zwei Kontrollen alleinschlafend angetroffen und nur bei einer Kontrolle mit einem weiteren Individuum unbekannten Geschlechts. Ab der ersten Sichtung der Jungtiere im Januar 08 schlief es konstant mit einem weiteren Weibchen und den beiden Jungtieren zusammen (Tab. 24).

Tab. 24 Schlafgruppenzusammensetzung der Schlafgruppe von F25-05 in der Aufzuchtzeit

Datum F25-05 F? Jungtier gesamt

09.01.08 × × 3

13.-14.01.08 × × 3

18.01.08 × × 3

Über die Schlafgruppenkonstellation vor der Aufzuchtzeit von F22-06 liegen keine Informationen vor. Seit sie das erste Mal mit Nachwuchs beobachtet werden konnte, wurde sie ausschließlich alleinschlafend mit ihrem Jungtier angetroffen (19.12.07;

30.12.07).

Datum F41-07 F? ? Jungtier Gesamtanzahl

04.01.08 × × × 2,5

14.-15.01.08 × × 3

16.01.08 × × 3

3.5.4. Entwicklung der Raumnutzung während und außerhalb der Aufzuchtzeit Während der Aufzuchtzeit hatten die betroffenen Senderweibchen ihre kleinsten mittleren Aktionsraumgrößen (Min: 0,1 ha; Max: 0,28 ha) und legten die kürzesten mittleren Nachtwanderstrecken zurück (Min: 157 m; Max: 250 m). Beim Vergleich der mittleren Strecken in der Paarungszeit und in der Aufzuchtzeit konnte festgestellt werden, dass die Weibchen während der Aufzuchtzeit signifikant kürzere Strecken zurückgelegt haben (Mann-Whitney-U-Test, NPZ = 4 NAZ = 3, ZPZ-AZ = 2,12, p = 0,03).

Es zeigt sich also insgesamt eine Verkleinerung der genutzten Fläche während einer Nacht in der Aufzuchtzeit.

3.5.6. Entwicklung der Mutter-Kind-Kontakte

In den Abbildungen 63a-c sind die prozentualen Anteile der Kontaktzeit zwischen Mutter und Jungtier in Relation zur Gesamtkontaktzeit pro Nacht abgebildet. Als Kontakt wurde dabei jede direkte Interaktion zwischen Mutter und Jungtier und auch die Anwesenheit des Jungtieres in der Nähe der Mutter (< 10 m) definiert. Außerdem wurde das Verbleiben der Mutter in einem Blätternest ebenfalls als Kontakt bezeichnet, da davon auszugehen ist, dass das Jungtier sich ebenfalls in dem Nest aufgehalten hat. Der Geburtstermin ist durch eine senkrechte durchgezogene Linie bzw. wenn das Datum indirekt abgeleitet worden war, durch eine gestrichelte Linie gekennzeichnet. Bei den beiden Weibchen mit bekanntem Geburtstermin ist generell ein Anstieg der relativen Kontaktdauer bis zur vierten oder fünften Lebenswoche zu erkennen. Bei F03-05 gab es Schwankungen im Kurvenverlauf, die unter anderem auf eine niedrige Kontaktzeit während der betroffenen Nächte zurückzuführen sind.

Nach der fünften Lebenswoche scheint sich der Kontakt dann zu reduzieren. Die Jungtiere von F25-05 waren von allen drei Würfen die jüngsten und so passen die im Januar 2008 erhaltenen Kontaktwerte noch zu den Verlaufskurven der beiden anderen Weibchen.

Abb. 63a Relative Kontaktdauer von F03-05 zu ihrem Nachwuchs (Geburtstermin:

47. Kalenderwoche: 19.-25.11.07 durch senkrechte Linie gekennzeichnet)

Abb. 63b Relative Kontaktdauer von F25-05 zu ihrem Nachwuchs (Geburtstermin:

circa 48. Kalenderwoche: 26.11.-02.12.07 durch gestrichelte Linie gekennzeichnet)

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

Relative Kontaktdauer in %

0%

10%

20%

30%

40%

50%

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RelativeKontaktdauerin %

Abb. 63c Relative Kontaktdauer von F22-06 zu ihrem Nachwuchs (Geburtstermin:

47. Kalenderwoche: 19.-25.11.07 durch senkrechte Linie gekennzeichnet)

In den folgenden Unterkapiteln ist der nächtliche Verlauf der Kontakte von den Jungtieren zu den Senderweibchen in der Aufzuchtzeit dargestellt. Während der dunkelgrau markierten Abschnitte bestand nur Sichtkontakt zu dem Senderweibchen.

Während der schwarz markierten Phasen war das Jungtier in ihrer Nähe zu sehen.

Die hellgrau markierten Abschnitte stellen Zeiträume dar, in denen das Senderweibchen beim Nestbau beobachtet werden konnte oder sich im selbst gebauten Nest aufhielt. Es ist davon auszugehen, dass die im Nest verbrachte Zeit auch Kontaktzeit zum Jungtier darstellte.

Weibchen F03-05:

Bei Senderweibchen F03-05 wurde das Jungtier während der ersten Lebenswoche nur gesichtet, wenn die Mutter es oral transportierte oder an einem Platz in der offenen Vegetation parkte. Der orale Transport des Jungtieres durch die Mutter wurde insgesamt fünfmal beobachtet. Das Parken des Jungtieres konnte zweimal beobachtet werden. Gegen Ende der Beobachtung am 04.12.07, in der sie erstmalig mit ihrem Jungtier gesehen wurde, konstruierte sie während einer Stunde ein Blätternest (Abb. 64a). Dies konnte ebenfalls am Beginn der darauffolgenden Fokusnacht beobachtet werden. In dieser Nacht kehrte sie dann auch eine Stunde

nicht gesehen werden, aber die Vermutung liegt nahe, dass die Mutter es unbeobachtet in das Nest verbracht hat (Abb. 64b). Während der zweiten Lebenswoche des Jungtieres konnte es überhaupt nicht gesichtet werden (Abb. 64c).

In der ersten Nacht der dritten Lebenswoche wurde das Jungtier erstmals beim selbstständigen Verlassen des Nestes beobachtet. Die Mutter entfernte sich schließlich gemeinsam mit dem Jungtier, das oral von der Mutter transportiert wurde, vom Nest. Im weiteren Verlauf dieser Nacht wurden Mutter und Jungtier im Körperkontakt sitzend gesehen und während sich die Mutter zu „groomen“ begann, entfernte sich das Jungtier circa einen Meter von ihr. Über kurze Abstände (bis ca.

einen Meter) folgte das Jungtier der Mutter bereits. Sobald die Mutter allerdings einen größeren Ortswechsel vornahm, transportierte sie das Jungtier erneut oral (Abb. 64d). Während der zweiten Beobachtungsnacht in der dritten Lebenswoche des Jungtieres wurde dieses nur einmal kurz gesichtet, während es von der Mutter im Maul getragen wurde (Abb. 64e). Innerhalb der Fokusnacht in der vierten Lebenswoche des Jungtieres wurden Mutter und Jungtier am Anfang der Nacht in ihrem Nest beobachtet, welches die Mutter schließlich ohne das Jungtier verließ. Im weiteren Verlauf der Nacht wurden Mutter und Jungtier allerdings circa 20-30 Meter vom Nest entfernt, wieder im Körperkontakt gesehen. Außerdem konnte erneut beobachtet werden, wie das Jungtier der Mutter über kürzere Distanzen folgte (Abb.

64f). Innerhalb der Beobachtungsnacht in der fünften Lebenswoche des Jungtieres wurde dieses wiederholt in der Nähe der Mutter oder im Körperkontakt mit der Mutter gesehen (Abb. 64g). Während der Beobachtungsnacht in der siebenten Lebenswoche des Jungtieres wurde dieses nur noch zweimal in der Nähe der Mutter gesichtet, wobei es dieser entweder folgte oder sich sitzend in deren Nähe aufhielt (Abb. 64h).

Abb. 64a 1.-2. Lebenswoche des Jungtieres von F03-05 (04.12.07)

Abb. 64b 1.-2. Lebenswoche des Jungtieres von F03-05 (07.12.07)

Abb. 64c 2.-3. Lebenswoche des Jungtieres von F03-05 (14.12.07)

Abb. 64d 3.-4. Lebenswoche des Jungtieres von F03-05 (18.12.07)

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Abb. 64e 3.-4. Lebenswoche des Jungtieres von F03-05 (21.12.07)

Abb. 64f 4.-5. Lebenswoche des Jungtieres von F03-05 (30.12.07)

Abb. 64g 5.-6. Lebenswoche des Jungtieres von F03-05 (02.01.08)

Abb. 64h 7.-8. Lebenswoche des Jungtieres von F03-05 (17.01.08)

Abb. 64a-e: Kontakte zu Senderweibchen F03-05 während der Aufzuchtzeit

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Weibchen F25-05:

Die Jungtiere aus der Schlafgruppe von F25-05 wurden erstmals während ihrer fünften Lebenswoche gesichtet. In der ersten Beobachtungsnacht während dieser Woche der Jungtiere zeigten diese Spielverhalten. Als sich das Senderweibchen vom Schlafplatz entfernte, folgte ihr eines der Jungtiere. Es wurde jedoch im weiteren Verlauf der Nacht nicht wieder gesehen (Abb. 65a). In der darauf folgenden Beobachtung konnten innerhalb der ersten Stunde, nachdem die Tiere ihren Schlafplatz verlassen hatten, zahlreiche Interaktionen, wie „Allogrooming“ oder unspezifische Körperkontakte, zwischen allen Gruppenmitgliedern beobachtet werden. Als sich das Senderweibchen in dieser Nacht vom Schlafplatz entfernte, folgte ihr erneut eines der Jungtiere. Im weiteren Verlauf der Beobachtung wurde ein Jungtier wieder in der Nähe des Senderweibchens, circa 40-50 Meter vom Nest entfernt, gesichtet (Abb. 65b). In der Fokusnacht während der sechsten Lebenswoche der Jungtiere wurden nach Verlassen des Schlafplatzes einige Interaktionen zwischen dem Senderweibchen und einem der Jungtiere beobachtet.

Wie in den Nächten davor, folgte das Jungtier dem Senderweibchen, als dieses sich vom Nest entfernte (Abb. 65c). In der zweiten Beobachtungsnacht während der sechsten Lebenswoche konnten erneut zahlreiche Interaktionen zwischen allen Gruppenmitgliedern nach Verlassen des Schlafplatzes beobachtet werden. Es kam wiederholt zu unspezifischen Körperkontakten, „Allogrooming“ und bei Ortswechseln der adulten Tiere folgten die Jungtiere ihnen bis zu 10 Metern. Im weiteren Verlauf dieser Nacht konnte eines der Jungtiere noch einmal im Körperkontakt mit dem Senderweibchen und einmal kurz in ihrer Nähe gesichtet werden (Abb. 65d).

Abb.65a ca. 5. Lebenswoche des Jungtieres von F25-05 (09.01.08)

Abb. 65b ca. 5. Lebenswoche des Jungtieres von F25-05 (13.01.08)

Abb. 65c ca. 6. Lebenswoche des Jungtieres von F25-05 (17.01.08)

Abb.65d ca. 6.Lebenswoche des Jungtieres von F25-05 (18.01.08)

Abb. 65a-d Kontaktdauer vom Jungtier zu Senderweibchen F25-05 während der Aufzuchtzeit

Weibchen F22-06:

Das Jungtier von F22-06 konnte das erste Mal in der dritten Lebenswoche beobachtet werden. In dieser Nacht wurde es einmal im Körperkontakt mit der Mutter gesehen. Über kürzere Strecken (circa 2 - 3 Meter) folgte das Jungtier der Mutter, es

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konnte jedoch auch beobachtet werden, dass die Mutter sich entfernte und das Jungtier allein in einem Baum auf einem Ast sitzend zurückblieb (Abb. 66a). In der nächsten Fokusnacht während der vierten Lebenswoche kam es während der gesamten Beobachtungszeit wiederholt zu Körperkontakten zwischen Mutter und Jungtier. Außerdem folgte das Jungtier der Mutter über Distanzen zwischen 20-30 Meter (Abb. 66b). Die Fokusnacht während der fünften Lebenswoche folgte dem gleichen Muster wie die vorhergehende Nacht. Das Senderweibchen wurde wiederholt im Körperkontakt mit dem Jungtier beobachtet. Das Jungtier folgte der Mutter auch wieder selbstständig über circa 30 Meter (Abb. 66c). In den beiden Fokusnächten während der siebenten Lebenswoche wurde das Jungtier nicht mehr gesichtet (Abb. 66d-e). Die Kontaktzeiten waren insgesamt während dieser Nächte sehr kurz und die Beobachtungen wurden außerdem aufgrund stärkeren Regens verfrüht abgebrochen. Es ist also davon auszugehen, insofern das Jungtier nicht verstorben war, dass weiterhin Kontakt zur Mutter bestand, dieser jedoch nicht beobachtet werden konnte.

Abb.66a 3. Lebenswoche des Jungtieres von F22-06 (19.12.07)

Abb.66b 4. Lebenswoche des Jungtieres von F22-06 (30.12.07)

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Abb.66c 5. Lebenswoche des Jungtieres von F22-06 (02.01.08)

Abb.66d 7. Lebenswoche des Jungtieres von F22-06 (09.01.08) (Abbruch der Fokusbeobachtung: 22:11:00 Uhr)

Abb.66e 7. Lebenswoche des Jungtieres von F22-06 (13.01.08) (Abbruch der Fokusbeobachtung: 22.35:00 Uhr)

Abb.66a-e Kontaktdauer vom Jungtier zu Senderweibchen F22-06 während der Aufzuchtzeit

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3.5.7.Ontogenetische Beobachtungen

In Abhängigkeit vom Jungtieralter konnten sowohl von der Mutter als auch vom Nachwuchs unterschiedliche Aktivitäten beobachtet werden (Tab. 25). Der orale Transport der Jungtiere durch die Mutter sowie das Parken in der offenen Vegetation, also in kleinen Bäumen, in denen die Jungtiere reglos auf einem Ast sitzend zurückblieben, wurde während der ersten drei Lebenswochen beobachtet.

Beim Parken der Jungtiere verblieben diese völlig regungslos an dem Platz, wo die Mutter sie abgesetzt hatte, und warteten dort auf deren Rückkehr.

Ab der zweiten Lebenswoche wurde beobachtet, wie die Jungtiere erstmalig das Nest allein verließen, sich aber nicht weiter als einen Meter davon entfernten. Ab der vierten Lebenswoche wurden die Jungtiere im Spiel miteinander aber auch mit den adulten Tieren ihrer Schlafgruppe beobachtet. Sie folgten nun der Mutter auch über längere Strecken (circa 30-40 Meter) und wurden im Verlauf der Beobachtung immer wieder in der Nähe der Mutter gesichtet.

Tab. 25 Ontogenese der Jungtiere

Lebensalter der Jungtiere Aktivitäten

1.-2./3. Lebenswoche Parken der Jungtiere in der Vegetation

1.-3. Lebenswoche Oraler Transport der Jungtiere durch die Mutter

ab Mitte 2. Lebenswoche Selbstständiges Verlassen des Nestes;

bleiben zunächst in Nestnähe (<1m)

ab 4. Lebenswoche Jungtiere bewegen sich eigenständig

außerhalb des Nestes und folgen der Mutter zeitweilig (ca. 30-40 Meter)

ab 4. Lebenswoche Jungtiere zeigen Spielverhalten mit

verschiedenen Gruppenmitgliedern

4. Diskussion 4.1. Methodenkritik

In der vorliegenden Arbeit wurden verschiedene Methoden eingesetzt, die Vorteile bieten aber auch mit systematischen Fehlern behaftet sind.

So bietet die Methode des Fang/Wiederfang den großen Vorzug, dass Tiere individuell identifiziert werden können und Daten zur Morphometrie und Reproduktionsbiologie zugänglich werden. Nachteilig ist dagegen, dass die Ergebnisse durch individuelle Schwankungen in der Fanghäufigkeit von Individuen beeinflusst werden können. Aussagen aus Fangdaten gelten daher immer nur für die gefangene Population aber nicht notwendigerweise für die Gesamtpopulation. In dieser Studie lag unter anderem ein Hauptaugenmerk auf den Verläufen weiblicher Reproduktionszyklen. Da allerdings nicht jedes Weibchen in jeder wöchentlichen Fangaktion gefangen werden konnte, liegen über einen Großteil der Weibchen nur unvollständige Informationen über deren reproduktiven Phasen vor. Die Daten, die von einzelnen Weibchen ermittelt werden konnten, wurden auf die Gesamtpopulation übertragen. Aufgrund der geringen Stichprobenmenge bleibt die Aussagekraft dieser Informationen für die Gesamtpopulation allerdings sehr begrenzt.

Die Zahl der gefangenen Individuen kann außerdem durch die Fallenzahl limitiert sein. Dies wurde im Rahmen dieser Studie für beide Untersuchungsgebiete getestet.

Es konnte allerdings keine Einschränkung der Fangbarkeit aufgrund einer zu geringen Anzahl aufgestellter Fallen gefunden werden.

Fokusbeobachtungen mittels Radiotelemetrie sind eine Form der kontinuierlichen Telemetrie, die direkte Informationen zum Verhalten des Tieres liefert sowie eine Erfassung der räumlichen Bewegungen der Tiere ermöglicht. Bei Verhaltensbeobachtungen besteht grundsätzlich die Problematik, dass die Übung des Beobachters im Verlauf der Untersuchung zu einer veränderten Datenaufnahme führen kann. Bei den Sichtkontaktzeiten während dieser Studie fällt jedoch auf, dass diese im August, also am Anfang der Studie, relative hohe Werte erreichten

(28-55 %) und erst im Januar, also im letzten Monat der Studie, insgesamt abfielen auf Werte zwischen 11-26 %. Dies spricht gegen einen Effekt durch Übung der Beobachter.

Diese Schwankungen sind vermutlich besser zu erklären durch die erhöhte Dichte der Vegetation ab dem Beginn der Regenzeit, die es den Beobachtern deutlich erschwerte, den Tieren zu folgen. Außerdem ist zu erwähnen, dass die Sichtkontaktzeiten im Untersuchungsgebiet JBA mit Ausnahme des Monats Dezember im Mittel niedriger waren als im JBB. Dies ist vermutlich auf die höhere Baumdichte und die größere Höhe der Bäume generell zurückzuführen (Rendigs et al. 2003). Außerdem liegen die Pfade, auf denen man sich relativ schnell vorwärtsbewegen kann, im JBA deutlich weiter auseinander als im JBB. Man kann somit den Tieren aufgrund der dichteren Vegetation schlechter folgen und wenn sie sich in größeren Höhen befinden, diese auch schlechter sehen.

Anhand der Fokusbeobachtungen wurden Aktivitätsbudgets der Weibchen erstellt, anhand derer eine mögliche unterschiedliche Gewichtung einzelner Aktivitäten in den jeweiligen Phasen herauskristallisiert werden sollte. Sind die Kontaktzeiten jedoch niedrig, verringert sich die Aussagekraft dieser Aktivitätsbudgets. Sie liefern letztlich kein repräsentatives Bild für die Aktivität eines Weibchens in einer Nacht ab. Ob es sich also bei Aktivitätsänderungen in den reproduktiven Phasen um tatsächliche Veränderungen handelte oder um Artefakte geringer Kontaktzeiten bleibt fraglich.

Niedrige Kontaktdauern könnten natürlich auch zu einer Verringerung der sozialen Begegnungsrate führen. So wurde im JBB die niedrigste Begegnungsrate in der Aufzuchtzeit in den Monaten Dezember und Januar, also den Monaten mit der geringsten Kontaktzeit, ermittelt. Es könnte sich also bei dieser Reduktion um ein Artefakt geringer Kontaktdauern handeln.

Zur Bewertung der räumlichen Daten aus Fokusbeobachtungen ist zu erwähnen, dass die Kalkulation der Aktionsräume eine Idealisierung darstellt und nicht zwangsläufig mit den realen Bedingungen übereinstimmt. Durch die Wahl des Zeitintervalls zwischen der Aufnahme zweier Datenpunkte wird die Qualität der Daten entscheidend beeinflusst. Je länger dieses Intervall ist, desto mehr Zeit verbleibt dem Tier, sich möglicherweise in seinem Streifgebiet mehrfach hin und her

zu bewegen und dies kann eine Unterschätzung des tatsächlichen Aktionsraumes zur Folge haben (siehe auch Schmelting 2000). Eine Erfassung der Koordinaten eines Tieres nach einem Ortswechsel ab 10 m, wie es in dieser Studie durchgeführt wurde, wirkte diesem Problem jedoch entgegen.

Die direkte Beobachtung der Tiere hatte den Vorteil, dass soziale Interaktionen beobachtet werden konnten. Gleichzeitig schränkt sie aber auch die Zahl parallel zu beobachtender Tiere ein. Dies führte in dieser Studie dazu, dass nur eine geringe Stichprobe beobachteter Tiere und somit auch nur einige wenige Daten zu Aktivitätsbudgets oder dem Raumnutzungsverhalten (Aktionsraumgröße, Nachtwanderstrecken) vorliegen. Es wurde erneut von einigen Weibchen auf die restlichen Weibchen der Population geschlossen. Dies muss bezüglich der Aussagekraft der in dieser Studie gewonnenen Ergebnisse berücksichtigt werden.

Es konnten also mit dieser Studie Einblicke in das Reproduktions- und Aufzuchtsverhalten der Weibchen gewonnen, aber letztlich keine allgemeingültigen Aussagen getroffen werden. Soziale Interaktionen wurden während dieser Studie in den vier reproduktiven Phasen der Weibchen in unterschiedlicher Quantität und Qualität sowie mit jeweils unterschiedlichen Interaktionspartnern beobachtet und lieferten somit Einblicke in die unterschiedlichen Formen von Sozialkontakten beim Goldbraunen Mausmaki.

4.2. Untersuchung der weiblichen Reproduktionsbiologie

H1: Im Gegensatz zu Weibchen des Grauen Mausmaki werden die Weibchen des Goldbraunen Mausmaki früher östrisch und haben kürzere Interöstrusdauern.

Im Untersuchungsgebiet JBA wurden Interöstrusabstände von 4, 6 und 10 Wochen verzeichnet. Der zweite Östrus des Weibchens, das einen Interöstrusabstand von 10 Wochen aufwies, war jedoch möglicherweise ein Post-partum-Östrus. Da das Weibchen jedoch nicht mit einem Jungtier gesehen wurde, kann vermutet werden, dass dies auf embryonale Mortalität bzw. das Versterben des Jungtiers zurückgeführt werden kann. Die Mehrzahl der Weibchen im JBA wies jedoch einen 4-wöchigen Abstand zwischen zwei Östren auf.

Im Untersuchungsgebiet JBB wurden ebenfalls Interöstrusabstände von 4 und 10 Wochen verzeichnet, wobei der zweite Östrus des Weibchens mit dem 10-wöchigen Interöstrusintervall ebenfalls ein Post-partum-Östrus war. Das Jungtier konnte in diesem Fall bis zur 8. Lebenswoche beobachtet werden. Also auch im JBB scheint der Abstand zwischen einem Östrus, in dem ein Weibchen nicht konzipiert und dem darauffolgenden Östrus bei circa vier Wochen zu liegen.

Dies entspricht den Ergebnissen der Studie von Roloff (2007), der für die Goldbraunen Mausmakis einen Interöstrusdauer von 4-5 Wochen ermittelte. Die Goldbraunen Mausmakis scheinen also tatsächlich einen deutlich geringeren Interöstrusdauer aufzuweisen als Graue Mausmakis, bei denen circa 50 Tage (~ 7 Wochen) zwischen zwei Östren vergehen (Glatston 1979, Perret 1982, Perret &

Aujard 2001, Radespiel & Zimmermann 2001a, Wrogemann et al. 2001). Bei M. rufus Weibchen wurden sogar mittlere Interöstrusdauer von 59 Tagen (~ 8 Wochen) ermittelt (Wrogemann & Zimmermann 2001). Van Horn und Eaton (1979) konnten für Cheirogaleus major einen Interöstrusdauer von 30 Tagen (~ 4 Wochen) feststellen.

Größere Unterschiede der Interöstrusdauer zweier Arten, wie der dreiwöchige Unterschied bei M. murinus und M. ravelobensis scheinen also durchaus der üblichen interspezifischen Plastizität zu entsprechen.

Wie bereits von Roloff (2007) diskutiert, könnte es sich bei diesen kurzen Abständen zwischen zwei Östren um eine evolutionäre Kompensation handeln, schlechte Konzeptionsraten im ersten Östrus auszugleichen und somit immer noch die Möglichkeit zu haben, Jungtiere während der regen- und nahrungsreichen Zeit zwischen Dezember und März aufzuziehen. Diese Möglichkeit wird unter H2a/b nochmal genauer beleuchtet.

Der Reproduktionsbeginn wird bei Mausmakis typischerweise durch eine verlängerte Photoperiode induziert (Petter-Rousseaux 1968, 1972, 1988, van Horn & Eaton 1979). Saisonale Unterschiede in der Photoperiode werden bei saisonal östrischen Tieren, wie Pferden oder Wasserbüffeln von der Epiphyse registriert, die ihrerseits Signale von der Retina über den Nervus opticus erhält. Innerhalb Phasen der Dunkelheit sezerniert die Epiphyse Melatonin und Serotonin, die ihrerseits die GnRH-Produktion inhibieren. Nimmt nun die Tageslänge zu, werden geringere Mengen dieser Neurotransmitter ausgeschüttet. Bei Tieren, die bei zunehmendem Lichttag in die Paarungszeit eintreten, wie Mausmakis, kommt es somit zur vermehrten Ausschüttung von GnRH und zur Induktion der Paarungszeit (Squires 2003).

Erste östrische Goldbraune Mausmakiweibchen wurden in dieser Studie im JBA in der 38. Kalenderwoche und im JBB bereits in der 36. Kalenderwoche gefangen.

Erste östrische Goldbraune Mausmakiweibchen wurden in dieser Studie im JBA in der 38. Kalenderwoche und im JBB bereits in der 36. Kalenderwoche gefangen.