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3. Ergebnisse

3.2 Kondition und Verfügbarkeit potentieller männlicher Partner

3.3.6 Saisonale Entwicklung des Körpergewichtes der Weibchen

Das maximale Körpergewicht im Untersuchungsgebiet JBA erreichte ein Weibchen im Mai mit 96 g (Abb. 40a). Es ist jedoch unklar, ob dieses Weibchen tragend war oder zu diesem Zeitpunkt einfach große Fettreserven besaß. Eine deutliche Gewichtsabnahme konnte im Vergleich dazu im August verzeichnet werden, die sich allerdings als nicht signifikant herausstellte. In den darauffolgenden Monaten blieben die Körpergewichte der Weibchen relativ konstant. Das minimale Körpergewicht wurde im Monat Oktober mit 41 g erreicht. Bei diesem Weibchen handelte es sich um einen Neufang aus dem Jahr 2007. Insgesamt konnten im JBA keine signifikanten Unterschiede beim paarweisen Vergleich aufeinanderfolgender Monate gefunden werden (Anhang A).

Abb. 40a Monatliche Körpergewichte der Weibchen im JBA

Jardin Botanique B

Das maximale Körpergewicht im Untersuchungsgebiet JBB erreichte wie im JBA ein Weibchen im Mai 2007 mit 106 g Körpergewicht (Abb. 40b). Auch bei diesem Weibchen ist unklar, ob es sich um ein tragendes Weibchen handelt oder ob dieses

Tier große Fettreserven angesammelt hat. Das niedrigste Körpergewicht wurde im Juni erreicht und lag bei 56 g. Auch bei diesem Weibchen handelte es sich um einen Neufang aus dem Jahr 2007. Zwischen Juli und Oktober blieben die Körpergewichte der Weibchen relativ konstant. Im November stieg das Körpergewicht dann wieder an. Bei dem Weibchen mit dem maximalen Körpergewicht von 96 g im November handelte es sich um ein tragendes Weibchen. Nach der Bonferroni-Korrektur konnten keinerlei Unterschiede mehr zwischen aufeinanderfolgenden Monaten gefunden. Vor der Korrektur ließ sich ein signifikanter Gewichtsanstieg von Oktober zu November verzeichnen (Anhang A).

Abb. 40b Monatliche Körpergewichte der Weibchen im JBB

Bei der Entwicklung des Körpergewichtes der Weibchen im Jahresverlauf zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Untersuchungsgebieten JBA und JBB (Anhang A).

Betrachtet man jeweils nur das erste registrierte Fanggewicht im Jahr 2007, dann wiesen Neufänge beider Untersuchungsgebiete im Vergleich zu Weibchen, die bereits in vorhergehenden Jahren gefangen worden waren, ein signifikant geringeres Fanggewicht auf (ANOVA, F(1,59)=48,1, p < 0,000001) (Abb. 41). Es ist daher wahrscheinlich, dass es sich bei einem Großteil der Neufänge um

Nachwuchsweibchen aus der zurückliegenden Saison gehandelt hat. In der Tat wogen nur 25 % der Neufänge aus JBA und 30 % der Neufänge aus JBB mehr als das 25 %-Quartil der Körpergewichte der Wiederfänge im jeweiligen Gebiet.

Abb. 41 Körpergewichte wiedergefangener oder im Jahr 2007 neu gefangener Weibchen ( : p < 0,000001)

3.4. Weibliche Reproduktionsstrategien 3.4.1. Kontaktzeiten zu den Fokusweibchen

Im Median lagen die Sichtkontaktzeiten im August bei 43,53 % und im September bei 38,32 % (Abb. 42). Im Oktober sanken sie dann auf 28,39 % und blieben relativ konstant im November mit 29,46% und im Dezember mit 28,61 %. Im Januar sanken sie dann schließlich auf 16,23 % ab (Anhang B).

Mittels einer two-way ANOVA wurden die Einflüsse der Gebiete (JBA, JBB) und der Monate auf die Kontaktzeiten untersucht. Zwischen den Gebieten konnte kein Unterschied gefunden werden (p > 0,05). Es bestand jedoch ein signifikanter Unterschied zwischen den Monaten (ANOVA, F(5,31)=4,78, p = 0,0237). Im paarweisen Vergleich aufeinanderfolgender Monate konnten allerdings keine



signifikanten Unterschiede der Kontaktzeiten nachgewiesen werden. Nach der Bonferroni-Korrektur fiel die zunächst signifikante Abnahme der Kontaktzeiten von August 2007 zu Januar 2008 heraus.

Abb. 42 Kontaktzeiten von August 2007 bis Januar 2008 beider Untersuchungsgebiete

3.4.2. Aktivitätsbudgets in und außerhalb der Paarungszeit

In den Abbildungen 43 a-d sind die prozentualen Anteile der Verhaltenskategorien Lokomotion, in Ruhe, Futtersuche und -aufnahme, Körperpflege, im Nest und Sozialkontakt in den verschiedenen reproduktiven Phasen der Weibchen dargestellt.

Die Auswertung wurde summarisch vorgenommen, da nicht von jedem Weibchen für jede Phase ausreichend Daten für eine individuelle Auswertung vorlagen.

In der Vorpaarungszeit waren in beiden Untersuchungsgebieten Ruhe und Futtersuche und -aufnahme die beobachteten Hauptaktivitäten (Abb. 43a). Beim Vergleich beider Gebiete wurde mittels Chi-Quadrat-Test ein signifikanter Unterschied gefunden (² = 31,56, df = 11, p < 0,000897). So wurde im Untersuchungsgebiet JBA weniger Lokomotion beobachtet als erwartet (²= 5,52),

wohingegen die Verhaltenskategorien Körperpflege (² = 6,85) und „im Nest“ (² = 6,56) häufiger als erwartet beobachtet wurde. Im Untersuchungsgebiet JBB konnten keine Abweichungen zwischen erwartetem und beobachtetem Verhalten ermittelt werden.

Abb. 43 a Prozentuale Verteilung der Aktivitäten in beiden Untersuchungsgebieten (JBA: N = 100 JBB: N = 272) während der Vorpaarungszeit (+: häufiger als erwartet ; - : seltener als erwartet)

Innerhalb der Paarungszeit waren die zu beobachtenden Hauptaktivitäten der Weibchen Lokomotion, Ruhe sowie Futtersuche und -aufnahme (Abb. 43b). Auch während dieser Phase konnte ein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Untersuchungsgebieten gefunden werden (Chi-Quadrat Test, ² = 29,04, df = 11, p < 0,002). So zeigten die Senderweibchen im Untersuchungsgebiet JBA häufiger als erwartet Ruheverhalten (² = 7,24), wohingegen sie im Untersuchungsgebiet JBB seltener als erwartet Ruheverhalten zeigten (² = 9,39)

+ +

-

Abb. 43 b Prozentuale Verteilung der Aktivitäten in beiden Untersuchungsgebieten (JBA: N=319 JBB: N=246) während der Paarungszeit (+: häufiger als erwartet ; - : seltener als erwartet)

Lokomotion, Ruheverhalten sowie Futtersuche und -aufnahme waren auch während der Tragzeit die Hauptaktivitäten der beobachteten Senderweibchen (Abb. 43c), wobei die Weibchen deutlich vermehrt mit Futtersuche und -aufnahme (57,5 % der Gesamtaktivität) beschäftigt waren. Da im JBA keine tragenden Weibchen beobachtet werden konnten, kann kein Gebietsvergleich durchgeführt werden.

+

-

Abb. 43 c Prozentuale Verteilung der Aktivitäten im JBB (N = 80) während der Tragzeit

Während der Aufzuchtzeit wurden die Senderweibchen auch hauptsächlich bei Lokomotion, Ruheverhalten, Futtersuche und –aufnahme beobachtet (Abb. 43d).

Dabei war das Verhältnis zwischen Futtersuche und –aufnahme einerseits und Lokomotion andererseits im Vergleich zur Tragzeit verschoben. Weibchen mit Nachwuchs konnten nur im Untersuchungsgebiet JBB beobachtet werden, daher ist auch hier kein Gebietsvergleich durchgeführt worden.

Abb.43 d Prozentuale Verteilung der Aktivitäten im JBB (N=172) während der Aufzuchtzeit

Beim Vergleich der Phasen Vorpaarungszeit und Paarungszeit im JBA konnte insgesamt kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Phasen gefunden werden.

Beim Vergleich der vier reproduktiven Phasen (Vorpaarungszeit, Paarungszeit, Tragzeit, Aufzuchtzeit) der Senderweibchen im JBB konnte hingegen ein signifikanter Unterschied zwischen den Phasen gefunden werden (Chi-Quadrat-Test, ² = 62,76, df = 23, p < 0,000015). Es zeigte sich, dass die Weibchen während der Vorpaarungszeit seltener als erwartet Lokomotion zeigten (² = 7,61) (Abb. 43a), wohingegen diese in der Aufzuchtzeit häufiger als erwartet beobachtet werden konnte (² = 10,5) (Abb. 43d). Die Verhaltenskategorie Futtersuche und -aufnahme wurde hingegen in der Aufzuchtzeit seltener als erwartet beobachtet (² = 11,45).

Außerdem wurden die Senderweibchen häufiger als erwartet im Nest (² = 6,56) und im Sozialkontakt (² = 8,94) gesichtet (Abb. 43d).

3.4.3.Raumnutzung in und außerhalb der Paarungszeit

Die mittleren nächtlichen Aktionsraumgrößen der Senderweibchen im JBA schwankten zwischen 0,25 ha während der Paarungszeit und 0,3 ha während der Vorpaarungszeit (Tab. 16). Im Untersuchungsgebiet JBB schwankten diese Werte zwischen 0,2 ha während der Aufzuchtzeit und 0,3 ha innerhalb der Tragezeit. Beim statistischen Vergleich der Gebiete mittels des Mann-Whitney-U-Tests konnten in keiner Phase signifikante Unterschiede in der nächtlichen Aktionsraumgröße gefunden werden bzw. konnten aufgrund zu geringer Stichprobengröße keine statistischen Tests durchgeführt werden. Auch beim Vergleich Vorpaarungszeit und Paarungszeit in den jeweiligen Gebieten konnten keine signifikanten Unterschiede der Aktionsraumgrößen gefunden werden. Die anderen Phasen konnten aufgrund zu geringer Stichprobengrößen nicht miteinander verglichen werden.

Tab. 16 Mittlere Aktionsraumgrößen pro Gebiet und Phase der Senderweibchen

JBB JBA

Tragzeit

 Min: Minimalwert, Max: Maximalwert, Z: Prüfgröße, p: Irrtumswahrscheinlichkeit, n.s. nicht signifikant

Die mittleren Nachtwanderstrecken im Untersuchungsgebiet JBA wiesen eine Schwankung von 250 m in der Paarungszeit und 295 m innerhalb der Vorpaarungszeit auf (Tab. 17). Zwischen den beiden Phasen konnte kein signifikanter Unterschied in der zurückgelegten Strecke festgestellt werden. Im Untersuchungsgebiet JBB variierte die mittlere Länge der Nachtwanderstrecken zwischen 217 m innerhalb der Aufzuchtzeit und 439 m während der Paarungszeit.

Beim Vergleich der mittleren Strecken in der Paarungszeit und in der Aufzuchtzeit konnte festgestellt werden, dass die Weibchen während der Aufzuchtzeit signifikant kürzere Strecken zurückgelegt haben (Mann-Whitney-U-Test, NPZ = 4 NAZ = 3, ZPZ-AZ

= 2,12, p = 0,03). Beim Vergleich der Gebiete in jeder Phase konnte kein signifikanter Unterschied gefunden werden. Es fällt jedoch auf, dass die mittleren Strecken im JBB während der Vorpaarungs- und Paarungszeit länger sind als die mittleren Strecken im JBA.

Tab. 17 Mittlere Nachtwanderstrecken pro Gebiet und Phase der Senderweibchen

 Min: Minimalwert, Max: Maximalwert, Z: Prüfgröße, p: Irrtumswahrscheinlichkeit, n.s. nicht signifikant

Es wurde nun zwischen den Gebieten und Phasen verglichen, wie häufig die Weibchen pro Nacht rein rechnerisch ihren nächtlichen Aktionsraum durchquert

Phasenvergleich

haben konnten (= Durchwanderungspotential). Die mittleren Durchwanderungspotentiale im JBA lagen zwischen 4,5 und 5 in der Vorpaarungs- und Paarungszeit (Tab. 18). Zwischen den beiden Phasen konnte kein signifikanter Unterschied gefunden werden. Im Untersuchungsgebiet JBB variierte das Durchwanderungspotential zwischen 4,2 in der Tragezeit und 6,75 innerhalb der Paarungszeit. Die Weibchen legten relativ zur Fläche ihres Aktionsraumes in der Paarungszeit die größte nächtliche Wanderstrecke zurück. Insofern statistische Tests durchgeführt werden konnten, wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen den Phasen gefunden. Der Gebietsvergleich während der Vorpaarungszeit lieferte keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich des Durchwanderungspotentials.

Allerdings konnte beim Vergleich der Gebiete innerhalb der Paarungszeit ein statistischer Trend gefunden werden, der darauf hinweist, dass die Weibchen im JBB während der Paarungszeit ihren Aktionsraum potentiell häufiger durchquert haben konnten.

Tab. 18 Mittleres Durchwanderungspotential pro Gebiet und reproduktiver Phase der Senderweibchen

Tragzeit 1 3 4,2 nicht testbar

Aufzuchtzeit 3 17 5 (5;5) nicht

testbar Phasenvergleich

PZ-AZ Mann-Whitney U

Test Z, p

ZPZ-AZ =1,59 n.s.

 Min: Minimalwert, Max: Maximalwert, Z: Prüfgröße, p: Irrtumswahrscheinlichkeit, n.s. nicht signifikant

Die kumulative Aktionsraumgröße der Senderweibchen schwankte zwischen 0,86 ha und 2,7 ha im Untersuchungsgebiet JBA (Tab. 19, Abb. 45a) und 0,35 ha und 1,1 ha im JBB (Tab.19, Abb. 45b). Beim Vergleich der kumulativen Aktionsraumgrößen im JBA und JBB mittels des Mann-Whitney-U-Tests konnte ein signifikanter Unterschied nachgewiesen werden (Z = 2,6; p = 0,009). Die Gebiete der Senderweibchen im JBA waren signifikant größer als die der Senderweibchen im JBB (Abb. 44).

Abb. 44 Gesamtaktionsraumgrößen der Senderweibchen beider Untersuchungsgebiete (  : p < 0,01)

Tab. 19 Gesamtaktionsraumgröße der Senderweibchen im JBB und JBA

Gebiet Weibchen Aktionsraumgröße

in ha

JBA F41-07 2,7 ha

F17-07 1,4 ha

F43-05 1,2 ha

F31-06 1,1 ha

F46-07 0,86 ha

JBB F03-05 1,1 ha

F22-05 0,83 ha

F32-07 0,71 ha

F18-06 0,56 ha

F29-05 0,42 ha

F22-06 0,35 ha

Abb. 45a Kumulative Aktionsräume der Senderweibchen im JBA F17-07 F41-07

F43-05

F31-06

F46-07 F73-07

100m

Abb. 45b Kumulative Aktionsräume der Senderweibchen im JBB

Beide Gebiete unterschieden sich somit nicht hinsichtlich der nächtlichen Aktionsräume. Hinsichtlich der kumulativen Aktionsräume fielen jedoch Differenzen auf. Dies deutet auf unterschiedliche temporäre Raumnutzungsmuster in beiden Gebieten hin. Um dies zu überprüfen, wurde die Zunahme der Aktionsraumgröße in Abhängigkeit von der Anzahl eingehender Nächte betrachtet. Dieses Muster der Vergrößerung der Streifgebiete in Abhängigkeit von der Anzahl beobachteter Nächte unterschied sich zwischen den beiden Untersuchungsgebieten. So wurde beim Vergleich der kumulativen Aktionsräume bereits nach der dritten Nacht ein signifikanter Unterschied zwischen den Gebieten JBA und JBB nachgewiesen (Mann-Whitney-U Test, Z = -2,68; p < 0,05). Die Aktionsräume der Senderweibchen im JBA sind also ab der dritten Nacht signifikant größer als im JBB (Abb. 46a und 46b). Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Weibchen im JBA nicht in jeder

F18-06

F03-05 F32-07

F25-05

F22-06

F22-05

F29-05

100m

Nacht dasselbe Areal nutzten, sondern von Nacht zu Nacht stärkere Veränderungen in ihren Aktionsräumen hatten als die Weibchen im JBB.

Abb. 46a: Entwicklung der Aktionsraumgröße der Senderweibchen bei steigender Anzahl beobachteter Nächte im JBA

Abb. 46b: Entwicklung der Aktionsraumgröße der Senderweibchen bei steigender Anzahl beobachteter Nächte im JBB

3.4.4.Östrussynchronität Jardin Botanique A

Bei fünf der gefangenen Weibchen im JBA lässt sich der zeitliche Eintritt in den ersten Östrus genauer festlegen. Drei dieser Weibchen wurden innerhalb der 38.

Kalenderwoche erstmalig östrisch. Die beiden anderen Weibchen folgten nach zwei Wochen in der 40. Kalenderwoche. Diese Weibchen schienen also in einem engen Zeitfenster östrisch zu sein und waren dann relativ synchronisiert. Eine Korrelation zwischen räumlichem Abstand und zeitlichem Östruseintritt war aufgrund der geringen Datenmenge nicht möglich.

Jardin Botanique B

Die Weibchen im JBB (N = 13) traten innerhalb eines vierwöchigen Zeitfensters in ihren ersten Östrus ein. 20,5 % (N = 32) der Weibchen hatten in der gleichen Woche ihren ersten Östrus. Bei 44,2 % (N = 69) der Weibchendyaden lag eine Woche

Abstand zwischen dem Eintreten des ersten Östrus. Zwei Wochen Abstand hatten immer noch 21,2 % (N = 33). 10,3 % (N = 16) der Weibchen wiesen einen dreiwöchigen und 3,9 % (N = 6) einen vierwöchigen Abstand zwischen dem Beginn des ersten Östrus auf.

Bei der Überprüfung einer potentiellen Korrelation zwischen dem räumlichen Abstand der Weibchen und deren zeitlichen Eintritt in den ersten Östrus konnte kein signifikanter Unterschied gefunden werden (Mantel Test, r(AB) = 0,036, p = 0,653).

Die räumliche Distanz oder Nähe der Weibchen scheint also keinen Einfluss auf die Synchronität der Östren zu haben.

3.4.5.Sozialverhalten innerhalb und außerhalb der Paarungszeit

Die sozialen Interaktionen zwischen den Senderweibchen und anderen Individuen, denen sie während der Fokusbeobachtungen begegneten, wurden in drei Verhaltenskategorien geteilt. Es wurden positive und agonistische Interaktionen unterschieden sowie die Nähe eines weiteren Individuums protokolliert (= Distanz <

10 m). In den Abbildungen 47a und b sind die Häufigkeiten sozialer Interaktionen in beiden Gebieten innerhalb der Vorpaarungs- und Paarungszeit gegenübergestellt.

Für die Phase der Tragzeit und der Aufzuchtzeit liegen nur Informationen aus dem Gebiet JBB vor (Abb. 47c, 47d).

Bei der Betrachtung der sozialen Begegnungsrate konnte im Untersuchungsgebiet JBA eine Verdreifachung der sozialen Begegnungsrate von der Vorpaarungszeit (0,7 Begegnungen pro Stunde) zur Paarungszeit (2,2 Begegnungen pro Stunde) registriert werden. Im Untersuchungsgebiet JBB konnte eine Verdopplung der Rate von der Vorpaarungszeit (1,5 Begegnungen pro Stunde) zur Paarungszeit (3 Begegnungen pro Stunde) beobachtet werden. In beiden Phasen war die soziale Begegnungsrate im JBB höher als im JBA. Während der Tragzeit und der Aufzuchtzeit begegneten die Weibchen während der Fokusbeobachtungen einer geringeren Anzahl an Tieren.

In der Vorpaarungszeit konnten im JBA zu gleichen Teilen „Proximity“, agonistische und positive Interaktionen beobachtet werden. Im JBB wurde am häufigsten

„Proximity“ gesehen, wohingegen agonistische und positive Begegnungen relativ

ausgeglichen vorkamen (Abb. 47a). Beim Vergleich der beiden Gebiete konnten keine signifikanten Unterschiede in der Qualität der Interaktionen gefunden werden (Chi-Quadrat-Test, ² = 4,1, p > 0,05).

Während der Paarungszeit wurden im JBA und JBB zu gleichen Teilen „Proximity“

sowie agonistische und positive Interaktionen beobachtet (Abb. 47b), wobei im JBA agonistische Interaktionen prozentual vordergründig waren. Auch während dieser Phase wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gebieten gefunden (Chi-Quadrat-Test, ² = 4,5, p > 0,05).

Während der Tragzeit wurden im JBB wie in der Paarungszeit Proximity, agonistische und positive Interaktionen gleich häufig beobachtet (Abb. 47c).

In der Aufzuchtzeit konnte eine deutliche anteilige Zunahme von positiven Interaktionen beobachtet werden. Agonistische Interaktionen wurden nur noch in geringer Anzahl beobachtet (Abb. 47d).

Beim Vergleich der zwei reproduktiven Phasen im Untersuchungsgebiet JBA konnten keine signifikanten Unterschiede in der Verteilung von Qualitäten der Sozialkontakte gefunden werden (Chi-Quadrat-Test, ² = 0,58, df = 5, p > 0,05).

Beim Vergleich der vier reproduktiven Phasen im JBB konnte ein signifikanter Unterschied in der Verteilung der Interaktionsqualitäten gefunden werden (Chi-Quadrat-Test, ² = 26,76, df = 11, p < 0,005). Während der Vorpaarungszeit (²=3,57) wurden häufiger als erwartet Individuen in der „Proximity“ der Senderweibchen beobachtet. Hingegen traten positive Interaktionen seltener als erwartet auf (² = 4,63). In der Aufzuchtzeit wurden seltener als erwartet agonistische Interaktionen zwischen den Tieren beobachtet (² = 4,88), wohingegen positive Interaktionen häufiger als erwartet auftraten (² = 8,1). Das vermehrte Auftreten von soziopositiven Kontakten ist vor allem durch den hohen Anteil von Interaktionen zwischen Müttern und Jungtieren (n = 95) zu erklären.

Abb.47a Vorpaarungszeit Abb.47b Paarungszeit

Abb.47c Tragzeit Abb. 47d Aufzuchtzeit

Abb. 47a-d Soziale Interaktionen und soziale Begegnungsrate (unter den Säulen dargestellt) während der Vorpaarungszeit (a), der Paarungszeit (b), der Tragzeit (c) und der Aufzuchtzeit (d) in beiden Untersuchungsgebieten

Positive Interaktionen konnten in Form von „Allogrooming“, unspezifischem Körperkontakt (z.B. Kuscheln), Genitalkontrollen, dem Folgen des Senderweibchens

0

durch ein zweites Individuum und Paarungen beobachtet werden (Tab. 20). Die quantitative Darstellung erfolgt für beide Gebiete gemeinsam, da sich die Qualität und Quantität der positiven Interaktionen ungefähr entsprechen. Es konnte eine deutliche Zunahme von Folgen durch Sozialpartner während der Paarungszeit im Gegensatz zur Vorpaarungszeit beobachtet werden. Während der Vorpaarungszeit wurde „Grooming“ hauptsächlich zwischen Schlafgruppenpartnern beobachtet, wohingegen während der Paarungszeit bis auf einen Fall ausschließlich unbekannte Tiere beim „Grooming“ mit den Senderweibchen beobachtet werden konnten. Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass es sich bei diesen Unbekannten nicht auch um Schlafgruppenmitglieder handelt. Im Gegensatz dazu wurde unspezifischer Körperkontakt, der fast ausschließlich mit Schlafgruppenmitgliedern beobachtet werden konnte, deutlich seltener in der Paarungszeit protokolliert. Der hohe Gesamtanteil an positiven Interaktionen in der Aufzuchtzeit ist auf Kontakte der Mütter zu ihrem Nachwuchs zurückzuführen. Es fanden jedoch auch wieder vermehrt positive Interaktionen wie gegenseitiges „Groomen“ oder unspezifischer Körperkontakt zwischen den Schlafgruppenmitgliedern während der Aufzuchtzeit statt.

Bei den Interaktionspartnern wurde in der Auswertung zwischen weiblichen und männlichen Schlafgruppenmitgliedern sowie Männchen und Weibchen unterschieden. Außerdem wurden auch die Tiere erfasst, deren Geschlecht nicht bestimmt werden konnte (Unbekannte) (Tab. 20, Abb.48a-d).

Tab. 20 Anzahl und Art positiver Interaktionen der Senderweibchen mit ihren jeweiligen Sozialpartnern in den vier Phasen (SG: Schlafgruppenmitglieder, M: Männchen, W: Weibchen)

Partner beschnuppert Genitalregion 1 3

47

Partner reitet auf 2

Spielen 1

110

Im Untersuchungsgebiet JBA fand der Großteil der Interaktionen während der Vorpaarungszeit mit Tieren statt, deren Identität nicht bestimmt werden konnte (Abb.48a). Lediglich bei einem Kontakt konnte ein Männchen als Sozialpartner erkannt werden. Im Untersuchungsgebiet JBB fanden 20 % der Interaktionen während der Vorpaarungszeit mit Schlafgruppenmitgliedern und nur 8 % mit Nicht-Schlafgruppenmitgliedern statt. Der restliche Anteil bestand aus Tieren, deren Identität und Geschlecht nicht näher bestimmt werden konnte.

Im Untersuchungsgebiet JBA fanden 6 % der Kontakte in der Paarungszeit mit Schlafgruppenmitgliedern und 34 % der Kontakte mit Männchen statt. Der verbleibende Anteil der Interaktionspartner konnte nicht eindeutig identifiziert werden.

In der Paarungszeit hatten die Senderweibchen im JBB umgekehrt nur 7 % der Interaktionen mit Schlafgruppenmitgliedern und 17 % mit Nicht-Schlafgruppenmitgliedern. Es konnte eine signifikante Zunahme von Interaktionen mit vermutlich schlafgruppenfremden Individuen während der Paarungszeit nachgewiesen werden (² = 1; df = 11, p < 0,05).

Während der Tragzeit waren 14 % der Interaktionspartner vermutlich schlafgruppenfremde Weibchen und Männchen. Alle anderen Interaktionspartner konnten nicht näher bestimmt werden.

Während der Aufzuchtzeit waren bei 52 % der Interaktionen Schlafgruppenmitglieder die Interaktionspartner der Senderweibchen. Lediglich bei einer dieser Interaktionen handelte es sich um ein männliches Schlafgruppenmitglied. Bei 47 % der Interaktionen konnte der Interaktionspartner nicht identifiziert werden (Abb. 48d).

Abb. 48a Anzahl und Art der Interaktionspartner in der Vorpaarungszeit (nJBB = 50, nJBA = 7)

Abb. 48b Anzahl und Art der Interaktionspartner in der Paarungszeit (nJBB=72, nJBA= 67)

Abb. 48c Anzahl und Art der Interaktionspartner in der Tragzeit (n =21)

Abb. 48d Anzahl und Art der Interaktionspartner in der Aufzuchtzeit (n=11)

Abb. 48a-d Anzahl und Art der Interaktionspartner während der Vorpaarungszeit (a), der Paarungszeit (b), der Tragzeit (c) und der Aufzuchtzeit (d) (SG M:

Schlafgruppenmännchen, SG W: Schlafgruppenweibchen, SG?:

Schlafgruppenmitglied unbekannten Geschlechts, M: Männchen, W: Weibchen, ?:

Individuum unbekannten Geschlechts)

Im Untersuchungsgebiet JBA ist zu erkennen, dass die Senderweibchen innerhalb der Paarungszeit einige langandauernde Kontakte zu Männchen hatten, wobei nicht in allen Fällen ausgeschlossen werden kann, dass es sich um Schlafgruppenmännchen gehandelt haben könnte (Abb. 49). Der längste Kontakt dauerte circa eine Stunde und wurde in der Nacht des 19.09.07 beobachtet. Bei diesem Kontakt kann aufgrund der Ähnlichkeit dieses Ablaufs zum Paarungskontext des Grauen Mausmakis angenommen werden, dass sich beide Tiere im Schlafplatz gepaart haben (s. 3.4.6.). Bei diesem Männchen handelte es sich jedoch definitiv nicht um einen Schlafgruppenpartner des Weibchens.

Abb. 49 Dauer der Sozialkontakte zu Schlafgruppenmännchen (SG M) und -weibchen (SG W) sowie schlafgruppenfremden Männchen (M) während der Vorpaarungszeit (VP) und Paarungszeit (P) im Untersuchungsgebiet JBA

Die Kontaktdauer unterschied sich bei unterschiedlichen Sozialpartnern im Untersuchungsgebiet JBB in den verschiedenen Phasen (Abb. 50). Die Kontaktdauer zu Schlafgruppenmännchen verkürzte sich in der Paarungszeit, während die Kontaktdauer zu Schlafgruppenweibchen und schlafgruppenfremden Männchen sich während der Paarungszeit verlängerte. Weiterhin fällt auf, dass während der Aufzuchtzeit längere Kontakte zu Schlafgruppenweibchen beobachtet werden konnten. Diese Kontakte fanden statt, nachdem die Weibchen zusammen mit ihren Jungtieren den Schlafplatz verlassen hatten, sich noch zwischen 30 und 45 Minuten in der Nähe des Schlafplatzes aufhielten und in verschiedener Art und Weise interagierten. Die Kontakte endeten, wenn sich eines der adulten Weibchen vom Schlafplatz entfernte.

Abb. 50 Dauer der Sozialkontakte zu Schlafgruppenmännchen (SG M) und -weibchen (SG W) sowie wahrscheinlich schlafgruppenfremden Männchen (M) während der Vorpaarungszeit (VP), Paarungszeit (P), Tragzeit (T) und Aufzuchtzeit (A) im Untersuchungsgebiet JBB

3.4.6.Zusammensetzung der Schlafgruppen vor der Aufzuchtzeit

Mit Ausnahme von zwei Senderweibchen (F22-06, F32-07) konnten alle Senderweibchen Schlafgruppen zugeordnet werden. Es ließen sich insgesamt 12 verschiedene Schlafgruppen abgrenzen, die jeweils aus zwei bis maximal fünf Individuen bestanden (Tab. 21). Mit Ausnahme von drei Schlafgruppen setzten sich alle Gruppen aus mindestens einem Weibchen und einem Männchen zusammen.

Die Senderweibchen F18-04 (Gruppe 10) und F21-07 (Gruppe 11) konnten zwar mit ein bis zwei Schlafgruppenpartnern gesichtet werden, es war jedoch in keinem der Fälle möglich, die Identität dieser Tiere zu bestimmen. Das Senderweibchen F25-05 wurde vor der Aufzuchtzeit nur allein schlafend angetroffen.

Tab. 21 Schlafgruppenzusammensetzung der 12 Schlafgruppen an unterschiedlichen Kontrolltagen

Gruppe Nr.

und Gebiet

Datum ID-Nummer der zugehörigen Schlafgruppenmitglieder :

× an diesem Tag in der Schlafgruppe geschlafen

Gruppe Nr.

und Gebiet

und Gebiet