5 Film- und Fernsehserienanalyse
5.3 Wonder Woman (2017)
In der Comicverfilmung Wonder Woman (2017) wird die Ursprungsgeschichte von Diana Prince erzählt und wie sie zur Superheldin Wonder Woman wurde. Inhaltlich orientiert sich die Erzählung an den der frühen Comics: Diana, einzige Tochter der Amazonenkönigin Hippolyta, wächst auf der versteckten Insel der Amazonen namens
Themyscira auf. Eines Tages stürzt das Flugzeug des amerikanischen Spions Steve Trevor vor der Insel ab. Als Diana erfährt, dass sich die Welt außerhalb der Insel im Krieg befindet, vermutet sie den Kriegsgott Ares dahinter. Zusammen mit Steve verlässt sie daraufhin Themyscira, um Ares zu töten und dabei zu helfen, den ersten Weltkrieg zu beenden.
„I used to want to save the world.”
Der Spielfilm Wonder Woman (2017) beginnt mit einer sogenannten „Voice-Over Narration“ (dt.: Hintergrundkommentar). Auch wenn die dazugehörige Person bzw. die Ich-Erzählerin noch nicht gezeigt wird, ist den Zuschauer*innen sofort klar, wer hier folgende Worte spricht:
DIANA: „I used to want to save the world. This beautiful place. But I knew so little then. It is a land of magic and wonder. Worth cherishing in every way. But the closer you get, the more you see the great darkness simmering within.”
Die Stimme gehört zu Diana Prince, auch bekannt als Wonder Woman. Direkt zu Beginn des Films werden die Zuschauer*innen durch den melancholischen Einstieg zu der Frage geführt, welche Ereignisse wohl dazu beigetragen haben, dass Diana ihre Ansicht über die Rettung der Welt geändert hat.329
Die Antwort auf diese Frage wird in der nächsten Szene eingeleitet. Diana ist auf dem Weg ins Louvre, wo sie als Kuratorin für Antiquitäten arbeitet. Dort angekommen erhält sie einen Koffer mit dem Logo „Wayne Enterprises“. In diesem befindet sich eine handschriftliche Notiz sowie eine schwarz-weiß Fotografie. Das Foto zeigt Diana, wie sie, kostümiert als Wonder Woman, in einer Gruppe mit vier weiteren Männern unterschiedlicher Ethnizitäten und Nationalitäten auf einem Haufen kaputter Steine, am Rande eines schlammigen Dorfplatzes steht.
Noch ist nicht klar, um welche Personen es sich dabei alles handelt. Die beigefügte Notiz, nach der Diana nun erneut greift mit der Nachricht „I found the original. Maybe
329 Vgl. Potter (2018), S.46.
one day you’ll tell me your story.“330 führt die Zuschauer*innen zusammen mit Diana zurück in die Vergangenheit, zum Ursprung ihrer Geschichte und wie sie zu Wonder Woman wurde. Ausgangspunkt der Reise ist Themyscira, Heimat der Amazonen und erster zentraler Schauplatz.
Abb.21: Diana betrachtet die Fotografie und erinnert sich an den Ursprung der Geschichte dahinter.
Themyscira: Heimat der Amazonen
Begleitet von epischer instrumentaler Musik, wird eine neue Szene eröffnet, in der eine achtjährige Diana aufgeregt und voller Freude über einen Marktplatz läuft. Sie trägt ein blassgoldenes Kleid, dazu farblich passende Sandalen. Ein hellbraunes Lederband ist dekorativ um ihre Taille gebunden und an ihren Armen befinden sich silberne sowie goldene Armschutzplatten. Die Kamera schwenkt kurz darauf nach oben, um eine Vogelperspektive auf den Ort zu ermöglichen. Zu sehen ist die Insel der Amazonen:
Themyscira. Die unterschiedlichen Gebäude erinnern an antike römische Architektur und haben somit etwas Zeitloses, Vertrautes. Das Besondere ist jedoch, dass die Bauten förmlich mit der sie umgebenden Landschaft verschmelzen und somit eine paradiesische Symbiose aus Natur und Kultur visualisieren, in der „[...] Amazon women worked with nature in creating their living spaces, rather than changing the landscape to fit their purposes.”331
330 Auch wenn die Nachricht mit keinem Namen unterzeichnet wurde, ist klar, wer der Verfasser ist:
Wie das Wayne Logo auf dem Koffer und Zettel bereits verrät, kann es sich nur um Bruce Wayne handeln, auch bekannt als Batman.
331 Gosling (2017), S.18.
Abb.22: Blick auf Themyscira.
Diana befindet sich, wie sich durch einen scharfen Ruf ihres Namens herausstellt, auf der Flucht vor ihrer Tutorin Mnemosyne. Ihr nun beschleunigtes Weglaufen führt sie zum Trainingsplatz der Amazonen. Die Zuschauer*innen können zusammen mit Diana den Kriegerinnen bei ihren verschiedenen Kampfübungen zusehen. Diese weisen eine Varianz an Zweikämpfen mit Schwert und Schild auf, aber auch der Umgang mit Speeren, Pfeil und Bogen wird trainiert. Ihre Agilität und Flexibilität werden ferner durch spektakuläre Aufnahmen, teilweise in Zeitlupe, hervorgehoben, in denen einzelne Kriegerinnen sich um sich selbst drehend meterhoch mit einem Schwert in der Hand in die Luft schwingen und die Schläge ihrer Gegnerinnen parieren oder aber auf Pferden im vollen Galopp ein am Boden liegendes Schild aufheben. Die Bewegungen der Amazonen sind dynamisch; ihr kraftvolles Äußeres (vor allem die definierten Muskeln der Beine und Arme) bezeugt die physischen Anstrengungen ihres Trainings.
Angeleitet und beaufsichtigt werden die Amazonen dabei von ihrer Generalin Antiope.
Abb. 23: Diana beobachtet das Training der Amazonen.
Der erste Eindruck von den Amazonen, vermittelt durch Dianas Retrospektive, ist geprägt durch ihre spektakulären Kampfübungen. Ihre Schutzkleidung erinnert bereits an jene, welche mit Kriegerinnen assoziiert wird (Protektoren für die Unterarme, partielle Verstärkung besonders vulnerabler Körperpartien wie den Oberkörper), jedoch ist sie aus weichem Leder und darunterliegenden Baumwollstoffen gefertigt und nicht für den tatsächlichen Kampfeinsatz gedacht.
Die Zuschauer*innen können leicht das kindliche Staunen Dianas teilen, während sie das Training der Amazonen beobachtet und ihren immanenten Wunsch nachempfinden, ebenfalls daran teilzunehmen. Das Bedürfnis gleichberechtigter Teil dieser Gemeinschaft zu sein, äußert sich bei Diana darin, indem sie sehnsüchtig die Kampfbewegungen nachahmt. Allerdings bleibt es ihr auf Geheiß ihrer Mutter, der Amazonenkönigin Hippolyta verwehrt, sie auch tatsächlich zu lernen:
YOUNG DIANA: „But don't you think it's time to start my training? Antiope thinks I'm ready.”
HIPPOLYTA: „Does she?”
ANTIOPE: „I could begin showing her some things. She should at least be able to defend herself.”
HIPPOLYTA: „From whom?”
ANTIOPE: „In the event of an invasion.”
HIPPOLYTA: „Isn't that why I have the greatest warrior in our history leading an entire army, General?“
Ursprung der Amazonen
Hippolytas Argumente sind auf den ersten Blick die einer protektiven Mutter, nicht die einer Königin, dessen Volk für den Kampf von den Göttinnen und Göttern geschaffen wurde.332 Die Gründe für Hippolytas ambivalentes Verhalten gegenüber Dianas Wunsch, nicht nur schulische Bildung zu erhalten, sondern auch im Kampf trainiert zu werden, sind dabei im Ursprung der Amazonen zu finden. Nachdem die Menschheit
332 Die Ursprungsgeschichte im Film weicht von der ab, wie sie Marston im ersten Comic dargelegt hat (siehe Kapitel 4.4).
von Zeus kreiert wurde, vergiftete sein Sohn, der Kriegsgott Ares, die Herzen der Menschen mit Eifersucht und Misstrauen, was zu Krieg unter ihnen führte:
HIPPOLYTA: „So, the Gods created us, the Amazons, to influence men's hearts with love and restore peace to the Earth. And for a brief time, there was peace.”
Dieser Frieden war aber nur von kurzer Dauer und führte zur Versklavung der Amazonen. Hippolyta führte daraufhin eine Revolte an, bei der auch viele Gottheiten zur Verteidigung der Amazonen beitrugen. Ares tötete alle Göttinnen und Götter, bis nur noch Zeus übrigblieb. In einem letzten Kraftakt schwächte er Ares und zwang ihn zum Rückzug. Da Zeus jedoch wusste, dass Ares eines Tages zurückkommen könnte, hinterließ er den Amazonen eine Waffe zur Verteidigung, ein Schwert namens
„Godkiller“. Zudem schuf er kurz vor seinem Tod Themyscira, um die Amazonen vor der Außenwelt zu verstecken, an einem unbekannten Ort, wo Ares sie nicht finden würde.
The Godkiller
Die Waffe, von der Hippolyta spricht, befindet sich in einem Waffenturm im Zentrum von Themyscira; ein Monolith „[...] symbolizing the collective physical strength of the women who live peacfully around it.”333 Gleichzeitig dient der Bau den Amazonen auch als ein „[…] potent reminder that despite their idyllic lives on their hidden island, their history is a violent one and there could be further struggles in their future.”334 Diese omnipräsente Gefahr, wenngleich auch latent in ihrer Erscheinung, liefert eine plausible Erklärung dafür, warum die Amazonen ihre Kampffertigkeiten im stetigen Training optimieren.335
333 Gosling (2017), S.28.
334 Ebd.
335 Im Fortsetzungsfilm Wonder Woman 1984 erinnert sich Diana erneut an ein Ereignis in ihrem Leben auf Themyscira. In der Rückblende nimmt sie an einem Wettkampf teil, in welchem die Amazonen in einem Hindernislauf gegeneinander antreten, deren Gewinnerin eine goldene Krone erwartet.
Diese Eröffnungssequenz zeigt die Amazonen erstmals außerhalb ihres Kampftrainings auch als kompetitive Charaktere, die genuin Spaß daran haben, ihre athletischen Fähigkeiten gegen die anderen unter Beweis zu stellen.
Die Möglichkeit, dass Ares eines Tages zurückkehren könnte, beunruhigt Hippolyta.
Als sie eines Tages dahinterkommt, dass Diana von ihrer Tante und Generalin der Amazonen, Antiope, heimlich trainiert wird, erfahren die Zuschauer*innen einen ersten Hinweis für Hippolytas defensive Haltung:
ANTIOPE: „You left me no choice, Hippolyta. You neglect your duty if she cannot fight.”
HIPPOLYTA: „You speak of a time that may never come. He might never return. He could have died from his wounds.”
ANTIOPE: „Ares is alive. You feel it, as I do, in your bones. It is only a matter of time before he returns.”
HIPPOLYTA: „The stronger she gets, the sooner he'll find her.”
ANTIOPE: „Hippolyta, I love her as you do. But this is the only way to truly protect her.”
HIPPOLYTA: „You will train her harder than any Amazon before her. Five times harder, ten times harder. Until she is better than even you. But she must never know the truth about what she is or how she came to be.”
Was Diana und die Zuschauer*innen bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, ist, dass jene in Wirklichkeit das gemeinsame Kind von Hippolyta und Zeus ist und nicht, wie von ihrer Mutter erzählt, aus Lehm erschaffen wurde. Über dieses Wissen verfügen lediglich Hippolyta und Antiope, was auch ihre unterschiedliche Auffassung zum Schutz von Diana erklärt. Antiope „[...] is convinced that Diana should be trained for her destiny rather than protected from it.”336
Mit ihrer pragmatischen Haltung, die schließlich auch Hippolyta zum Nachgeben bewegt, ermöglicht Antiope Diana mehr Autonomie in ihrer Entwicklung. Diese bleibt aber darauf beschränkt, dass ihre Kampfausbildung vom in- zum offiziellen Status wechselt. Mündigkeit, im Sinne der Selbstbestimmung, kann Diana jedoch erst erlangen, wenn sie Themyscira Jahre später verlässt, um dabei zu helfen, den Ersten Weltkrieg zu beenden.
336 Gosling (2017), S.60.
Dianas Training
War zu Beginn des Films Diana ein Kind, welches lediglich die Kampfübungen und -bewegungen ihrer Schwestern ungelenk nachahmen konnte, wird ihr Entwicklungs-fortschritt mit den Jahren immer ersichtlicher. Dianas persönliches Training mit Anti-ope ist hart und bringt sie immer wieder an ihre physischen und psychischen Gren-zen. Die einzelnen Trainingssequenzen zeigen Diana in verschiedenen Altersstadien und Kampffertigkeiten: Mit acht Jahren lernt sie erstmals eine Waffe zu halten, mit Zwölf kann sie sich schon solide im Schwertkampf behaupten.
Abb.24: Antiope lehrt und trainiert Diana heimlich im Umgang mit Waffen
Weitere Jahre vergehen und Diana ist mittlerweile zu einer Frau und gleichwertigen Amazone herangewachsen. Ihre Bewegungen sind nun kontrolliert und voller Kraft.
Sie kann es beim Training mit mehreren Amazonen gleichzeitig aufnehmen und ist flexibel im Umgang und Einsatz von Bogen, Schwert, Peitsche und Schild. Als Diana im Trainingskampf von Antiope in die Enge getrieben wird, setzt sie zum ersten Mal unbewusst die ihr inhärente göttliche Kraft frei: Durch die unablässigen Schwerthiebe Antiopes, fällt Diana auf die Knie und verschränkt die Arme schützend vor ihrer Brust, um die Schläge des Angriffs abzuwehren, als eine plötzliche Energiewelle von Diana ausgehend Antiope zurückschleudert.
Abb.25: Antiope sowie weitere Amazonen werden von Dianas Energiewelle zurückgeschleudert.
Diese Fähigkeit unterscheidet sie erneut von den anderen Amazonen. Zwar gibt es eine geregelte, royale Gesellschaftsordnung der Amazonen, beim Training jedoch sind alle gleichgestellt und lediglich Erfahrung sowie körperliche Stärke nuancieren Differenzen.
Physis und Aussehen der Amazonen
Dianas körperliche Entwicklungsstufen, wie auch die Physis der Amazonen selbst, vermitteln ein realistisches Bild davon, was durch kontinuierliches Training möglich ist und wie (weibliche) Körper dadurch unterschiedlich geformt werden. Diese körperliche Vielfalt ermöglicht nicht nur eine Individualisierung der Amazonen innerhalb des Films, sondern auch auf Rezeptionsebene ein größeres Repräsentationsspektrum. Darüber hinaus zeigt es, dass, obwohl die Amazonen göttlicher Herkunft sind, sie deswegen nicht zwangsläufig alles von Beginn an können oder Selbstoptimierung obsolet erscheint. Als einzige Kriegerin weist Antiope eine große sichtbare Narbe an ihrer rechten Schulter auf, die auf eine Verletzung zurückliegender Kämpfe schließen lässt.
Warum alle anderen Amazonen zumindest keine sichtbaren Narben haben, bleibt offen. Zumindest gibt es auf Themyscira eine Krankenstation und heilkundige Amazonen, sodass vermutet werden kann, dass Verletzungen im täglichen Training vorkommen.
Auf einer anderen Diversitätsebene fällt positiv auf, dass darauf geachtet wurde, Schauspielerinnen verschiedener Ethnizitäten die Amazonen verkörpern zu lassen,
worunter auch die israelische Hauptdarstellerin Gal Gadot zählt, die Diana Prince/Wonder Woman spielt.
Abb.26: Egeria (h.l.) und Penthesilea (v.r.). Abb.27: Artemis (v.l) und Melanippe (h.r.).
Die Amazonenkriegerinnen auf beiden Abbildungen weisen eine Diversität an Körperbau, Größe und Ethnizität auf.
Die große Schlacht am Strand
Als eines Tages der Pilot und Spion Steve Trevor vor der Insel Themyscira mit seinem Flugzeug abstürzt, wird er von Diana gerettet. Beide werden direkt von deutschen Soldaten angegriffen, die Steve auf seiner Flucht verfolgt haben. Dies geschieht noch bevor Steve wirklich realisiert, wem er sein Leben verdankt sowie bevor Diana ihrer Verwunderung darüber, zum ersten Mal einem Mann in Persona zu begegnen, mehr Ausdruck verleihen kann.
Unter dem Kommando ihrer Königin Hippolyta gehen die Amazonen, welche nun in voller Kriegsmontur gekleidet sind, zum Verteidigungsangriff über. Interessant ist, dass das Kommando zum Angriff erst erfolgt, nachdem die Soldaten das Feuer eröffnet haben. Dies lässt sich so interpretieren, dass die Amazonen zwar per se misstrauisch gegenüber Eindringlingen sind, aber deswegen nicht sofort Waffengewalt einsetzen.
Die Schlacht am Strand zeigt erstmals, wie stark und militärisch gut organisiert die Amazonen wirklich sind. Den Anfang machen einzelne Kriegerinnen, die furchtlos von den hohen Klippen springen, nur gesichert durch Seile, die sie, während des Falls an
Enterhakenpfeilen gebunden, in die Felsen schießen. Eine der Amazonen wird dabei von einem deutschen Soldaten mit einer Kugel in den Bauch getroffen, woraufhin sie sofort stirbt. Die Brutalität des Moments spiegelt sich in Dianas schockiertem Gesicht wider, die bis zu diesem Zeitpunkt den Tod noch nicht miterlebt hatte. Auch für die Zuschauer*innen dürfte die Mortalität der Amazonen überraschend sein, denn sie wurden als göttlich erschaffene Wesen eingeführt, welche seit tausenden von Jahren existieren. Deshalb erscheint zumindest die Annahme ihrer Unsterblichkeit berechtigt.
Abb.28: Die Amazone Orana schießt noch während des Sprungs von der Klippe Pfeile auf deutsche Soldaten ab.
Unten am Strand trifft nun die Kavallerie, angeführt durch Antiope, ein. Die Szene erinnert dabei an die tradierten mythischen Kämpfe der Amazonen, dargestellt in der Literatur und diversen Bildnissen (siehe Kapitel 2.2.4.2). Durch Nah- und Zeitlupenaufnahmen erhalten die Zuschauer*innen zudem einen detaillierten Blick auf die Rüstungen der Kriegerinnen. Diese ähneln der Trainingskleidung, allerdings ist das verarbeitete Material nunmehr für tatsächliche Kämpfe auf Leben und Tod ausgelegt:
Hohe Stiefel mit metallischen Beschlägen, Helme, Schulterplatten sowie enganliegende Oberbekleidung aus verstärktem Leder und Metall bieten einen guten Schutz im Nahkampf; die Reiterinnen tragen wahlweise ausgeschnittene Lederhosen oder Röcke aus langen Lederstreifen. Die Kriegskleidung erinnert insgesamt an jene der griechischen Hopliten und Amazonen auf den antiken Vasenbildern (vgl. Kapitel 2.2.4.3).
Unter anhaltenden Schock kann Diana dem Geschehen zunächst nur als passive Beobachterin beiwohnen. Als sie jedoch einen am Boden liegenden Bogen mit Pfeilen findet, tritt sie dem Kampf bei. Noch unerfahren und sichtbar verstört durch die anhaltenden Kampfgeschehnisse um sie herum, bemerkt Diana nicht, dass ein Soldat hinter ihr auf sie schießt. Antiope wirft sich gerade rechtzeitig schützend vor Diana und wird tödlich verletzt.
„It is our sacred duty to defend the world” – Diana
Schließlich gewinnen die Amazonen die Schlacht und erfahren durch Steve vom Ersten Weltkrieg, der außerhalb ihrer Heimat wütet. Diana vermutet hinter dem Krieg das Wirken von Ares, jedoch entscheidet sich Hippolyta dagegen, den Menschen zu helfen:
DIANA: „Only Ares could do such a thing. We cannot simply let him [Steve Trevor]
go. We must go with him.“
HIPPOLYTA: „I will not deploy our army and leave Themyscira defenseless to go and fight their war.“
Hippolytas Beschluss, nicht in den Krieg einzugreifen, zwingt Diana dazu, eine eigene Entscheidung zu treffen: Sie wird Steve in die „Man’s World“ begleiten. Ausgestattet mit dem „Godkiller“, dem „Lasso der Wahrheit“ und eingekleidet in ein neues Kostüm, macht sich Diana im Schutz der Dunkelheit zusammen mit Steve auf, Themyscira zu verlassen. Bevor sie das Segelboot betritt, folgt ein letzter Abschiedsdialog zwischen ihr und Hippolyta, der verdeutlicht, welche (Heldinnen-)Ideale Diana vertritt:
DIANA: „I'm going, Mother. I cannot stand by while innocent lives are lost. If no one else will defend the world from Ares, then I must. I have to go.“
HIPPOLYTA: „I know. Or at least I know I cannot stop you. There is so much... So much you do not understand.“
DIANA: „I understand enough. That I'm willing to fight for those who cannot fight for themselves. Like you once did.“
HIPPOLYTA: „You know that if you choose to leave, you may never return.”
DIANA: „Who will I be if I stay?“
Es sind aber nicht nur Dianas Überzeugungen, die sie in diesem Moment zu einem erstrebenswerten Vorbild für die Zuschauer*innen macht. Es ist auch ihr Mut, die Sicherheit Themysciras und das Vertraute sowie die Personen hinter sich zu lassen, die sie liebt und von denen sie geliebt wird. Auch das Wissen darüber, dass ihr eine Rückkehr in die Heimat verwehrt bleibt, ändert nichts an ihrem Entschluss. Obwohl Diana nicht weiß, was sie erwarten wird, stellt sie das Wohl der anderen vor ihr eigenes und tritt ihre Reise in die „Man’s World“ an.
Man’s World
Als Diana und Steve schließlich in London ankommen, fällt als erstes der farbliche Kontrast auf: War Themyscira ein heller, einladender – paradiesischer – Ort mit lebendigen Farbtönen, ist die Hauptstadt Englands durchzogen von kalten Farben wie Dunkelblau und Grau. Die urbane Landschaft ist geprägt vom Rauch und Schmutz der vielen Industriefabriken, statt durch Natur. In den Straßen von London herrscht hektisches Treiben und Diana ist überwältigt von den vielen neuen kulturellen Reizen, die auf sie einströmen. In Themyscira war Diana für Steve eine wegweisende und vermittelnde Instanz zwischen ihm und der Welt der Amazonen. Mit der Ankunft in der
„Man’s World“ wechseln beide nun die Rollen und Perspektiven: Waren für Steve die Amazonen ein fremdes Volk, stellen die Menschen außerhalb von Themyscira für Diana die Alterität dar; ihre Handlungen, gesellschaftlichen Strukturen und politischen Ordnungen werden in Referenz zu dem der Amazonen bewertet oder auch kritisiert.
Dies lässt sich an den zwei folgenden Situationen sehr gut exemplifizieren.
Dies lässt sich an den zwei folgenden Situationen sehr gut exemplifizieren.