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Wie funktioniert das kognitive System beim Erstspracherwerb? …

2. Klassifizierung interkultureller Kommunikationssituation und Be-

3.1 Die Rolle der Kognition im Erstspracherwerb und im Fremdspracher-

3.1.1 Wie funktioniert das kognitive System beim Erstspracherwerb? …

Zur Erklärung des Aufbaus des sprachlichen Kenntnissystem beim Erwerb einer Erstspra-che und der Komplettierung des grammatisErstspra-chen Regelsystems und des Umfangs des men-talen Wortschatzes im Kognitionssystem bedient sich die Spracherwerbsforschung des An-satzes des Empirismus (von außen nach innen) und des Nativismus (von innen nach außen).

Generell wird der Spracherwerb in der Forschung zumeist mit dem Grammatikerwerb gleichgesetzt. Die Ansätze orientieren sich stark an den Aspekten des Erwerbs syntakti-scher Strukturen. Der Bedeutungserwerb eines Ausdruckes nimmt in den nativistischen Hypothesen kaum einen Stellenwert ein, hingegen kommt er in den empiristischen Ansät-zen stärker zur Geltung. Im Kern handelt es sich dabei um die Auseinandersetzung, ob die menschliche Sprachfähigkeit angeboren ist oder unter dem Einfluss von Umweltfaktoren schrittweise erlernt wird. Der nativistische Ansatz betrachtet die Sprachfähigkeit als ange-boren, d. h. sie ist im menschlichen Organismus genetisch verankert und gehört zur biolo-gischen Gestalt des menschlichen Geistes. Hingegen wird die Sprachfähigkeit in den empi-rischen Konzepten als ein Resultat eines im Vollzug der Sozialisation erfolgenden Lern-prozesses betrachtet.144

Die behavioristischen Sprachtheorien, die den Empirismus vertreten, charakterisieren den Spracherwerbsprozess als ein Ereignis von assoziativen Lernsequenzen und betrachten die sprachlichen Strukturen als Wortketten, die auf Stimulus-Response-Kontingenz beruhen.

Dies besagt, dass das Lernen einer Wortkette einerseits durch Imitation und Verstehen sei-tens des Kindes, andererseits mithilfe der Reaktionen auf Lob bzw. Tadel der Eltern bzw.

von Bezugspersonen selektiv gefördert wird. Durch diese Interaktion wird erreicht, dass die sprachlichen Äußerungen der Kinder in ihren phonologischen und syntaktischen Eigen-schaften den Äußerungen der Erwachsenen immer näher kommen.145

Diese Betrachtungsweise der behavioristischen Sprachtheorien wurde von Chomsky, einem Hauptvertreter des Nativismus, aufgrund des Mangels an Erklärungen für die

144 Vgl. Dittmann (2006) Kap. 5.

145 Als der Hauptvertreter der behavioristischen Sprachtheorien gilt Skinner B.F. Mehr Kommentaren zu seiner Theorie siehe MacCorqoudale (1970). Hier vgl. Schwarz (2008:138); Dittmann (2006:65f).

nomene der strukturellen Gesetzmäßigkeiten der Sprache und der Kreativität der Sprachfä-higkeit als unangebracht beurteilt.146 Darüber hinaus zeigen sich in der neueren Forschung eine Reihe von Argumenten sowie empirischer Belege, die ebenfalls gegen die behavioris-tischen Sprachthesen sprechen. Die Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass sich Spracherwerb unabhängig von unterschiedlichen Sozialisationsformen und individuellen Entwicklungsvariationen relativ einheitlich vollzieht. Kinder sind in der Lage sprachliche Strukturen zu produzieren, deren Konstruktion eindeutig nach bestimmten Regeln aufge-baut ist, ohne sie in ihrer Umwelt gehört zu haben. Trotz unvollständiger bzw. fehlerhafter Inputdaten können Kinder ihre Sätze grammatisch korrekt konstruieren. Diese Phänomene gelten als Beweise für eine genetisch verankerte Spracherwebsfähigkeit. Unter diesem Ge-sichtspunkt wurde angenommen, dass Kinder im zweiten Lebensjahr bereits über spezifi-sches grammatispezifi-sches Wissen verfügen, das noch von vorsprachlicher Kognition geprägt ist.

Die kognitiven Linguisten interessieren sich in Bezug auf den Spracherwerb nicht nur für den Grammatikerwerb, sondern vielmehr auch für die Fragen, welche sprachlichen Regeln oder Prinzipien universell, welche Einflüsse soziokulturell und auf welche Art und Weise das sprachliche Kenntnissystem und der Prozessor aufgebaut sind.147

Auch in Bezug auf den Spracherwerb legen der modulare Kognitionsansatz und die ho-listische Kognitionstheorie recht unterschiedliche Ansätze vor. Im Hinblick auf den Spracherwerb ist der modulare Ansatz relativ grammatisch geprägt, d. h. der Spracherwerb wird dabei insbesondere als Grammatikerwerb verstanden und über eine Sprache zu verfü-gen bedeutet, die Grammatik einer Sprache zu beherrschen. Das Modul in dem Kogniti-onssystem, das für die menschliche Sprachfähigkeit verantwortlich ist, soll nach der Auto-nomiehypothese der Generativen Grammatik unabhängig von der Interaktion mit anderen kognitiven Kenntnissystemen gewisse Gesetzmäßigkeiten aufweisen. Um die Fähigkeit ei-nes Kindes, mit einer endlichen Menge von Regeln eine potentiell unendliche Menge von grammatischen Sätzen korrekt produzieren und reproduzieren erklären zu können, wurde in der Spracherwerbstheorie der Generativen Grammatik im Rahmen der Universalgram-matik unter anderem ein Parametermodell zur Beschreibung des GramUniversalgram-matikerwerbs entwi-ckelt, das sogenannte Prinzipien-Parameter. In deren Grundannahme wird eine übergrei-fende universelle Grammatik für alle Sprachen postuliert, die als Teil der genetischen Prä-gung des Menschen betrachtet und als eine Art von Ursprungsstatus gilt, in dem sich ein Kind bereits pränatal vor dem eigentlichen Spracherwerb befindet. Mit anderen Worten: Es

146 Vgl. Grewendorf (2006:27).

147 Vgl. Schwarz (2008:137ff).

handelt sich bei der universellen Grammatik um einen vorprogrammierten mentalen Vor-gang, der wiederum durch die Daten der sprachlichen Umgebung ersetzt wird.148

„[…] Die Grammatik einer einzelnen Sprache muß [sic] demnach durch eine universelle Grammatik er-gänzt werden, die den kreativen Aspekt der Sprachverwendung erfaßt [sic] und die profunden Regularitä-ten ausdrückt, die, da sie universell sind, in der Einzelgrammatik nicht aufgeführt zu werden brauchen.

Deshalb ist es durchaus angebracht, daß [sic] in einer Grammatik nur Ausnahmen und Irregularitäten in allen Details diskutiert werden. Aber nur wenn die Grammatik einer Sprache durch eine universelle Grammatik ergänzt wird, kann sie der Sprachkompetenz des Sprecher-Hörers voll Rechnung tragen.“

(Chomsky 1983:16f)

Da die Sprachfähigkeit in diesem Zusammenhang als ‚mentales Organ‘ analog zu den Körperorganen angesehen wird, wird der Spracherwerb somit nicht als Lernprozess gese-hen, sondern vielmehr als Entwicklungsvorgang oder Reifungsprozess. Das heißt, die Sprachfähigkeit soll auf Grund ihrer genetischen Determiniertheit, des ontogenetischen Wachstums und der polygenetischen Entwicklung nicht durch allgemeine Strategien des Lernens, Generalisierens, Analogisierens sowie Induzierens erwerbbar sein. Um die Phä-nomene der grammatischen Variationen zwischen den verschiedenen Sprachen, wie z. B.

die Abweichung von der SVO-Struktur im Deutschen oder im Chinesischen, die SOV-Struktur im Japanischen bzw. im Türkischen und das Phänomen der Sätze ohne lexikali-sches Subjekt etc. erklären zu können, wurde neben der universellen Grammatik die Para-metertheorie entwickelt.149 Der Spracherwerb ist in diesem Sinne als ein Prozess anzuse-hen, der die unspezifischen Werte der Parameter lokalisiert.

Chomskys (1983, 1977) nativistische Hypothese, dass die Sprachfähigkeit eine gene-tisch bedingte angeborene Fähigkeit ist und mithilfe abstrakter Prinzipien beschrieben werden kann, ist Grewendorf (2006) zufolge in zwei Punkten durch die neuere medizini-sche Forschung nachgewiesen worden: Zum einen durch die Entdeckung des Gens, das bei der Entwicklung der Sprachfähigkeit eine entscheidende Rolle spielt und dessen Mutation für eine nachweisbare Sprachstörungen einer Familie über ganze Generationen hinweg verantwortlich ist und zum anderen durch die Analogie zum Erwerb des Endzustandes an-derer kognitiver Systeme, bei dem es zum Beispiel eine Parallelität zwischen dem Erwerb der ‚visuellen Grammatik‘ und der Sprachfähigkeit gibt. In Analogie zum Erwerb des End-zustandes der visuellen Grammatik, in dem bestimmte Nervenzellen kurz nach der Geburt bereits eine fixierte Reaktion auf bestimmte visuelle Stimuli zeigen, treten diese fixierten

148 Vgl. Dittmann (2006:73ff); Grewendorf (2006:45f); Özsoy/Nakipoğlu M. (2009).

149 Beispiele dafür siehe Grewendorf (2006:48ff); Dittmann (2006:80).

Reaktionen im Fall des Spracherwerbs ebenfalls auf, wenn das System den entsprechenden Input erhält. Das heißt, um seine Muttersprache erwerben zu können, wird das Kind in der wichtigen Erwerbsphase mit den für die Fixierung notwendigen Input-Daten konfrontiert.

150

In Bezug auf den Spracherwerb zeigt Piaget, der Hauptvertreter des holistischen Kogni-tionsansatzes, keine strikte Ablehnung der Grundannahme von Chomsky, in der die Sprachfähigkeit als angeborene kognitive Gestalt angesehen wird. Allerdings weist Piaget Chomskys Sichtweise zurück, die Sprachfähigkeit als absolute Vorprogrammierung und die Sprache als autonomes System zu interpretieren. Für Piaget und die Vertreter seiner Theorie ist die Entwicklung der Sprachfähigkeit unmittelbar mit der kognitiven Ontogene-se des Kindes verknüpft,151 demzufolge die kognitive Ontogenese über eine Reihe von qualitativ mannigfaltigen Stadien erfolgt. Dabei sind drei aufeinander folgende Entwick-lungsstadien mit folgenden Merkmalen voneinander zu unterscheiden:

1. Die Periode der sensomotorischen Intelligenz (bis zum 18. Lebensmonat): In diesem Stadium verfügt das Kind über eine intelligente Auseinandersetzung mit der Umwelt ohne das eigentliche Denken oder die Fähigkeit zu besitzen, allgemeine Handlungs-schemata zu differenzieren und zu koordinieren. Die Fähigkeit, die Gegenstände ohne visuelle Stimuli permanent wahrzunehmen, fehlt dem Kind in diesem Stadium noch.

2. Die Periode der Vorstellungsintelligenz oder des präoperatorischen Denkens (ca. 2.−6.

Lebensjahr): In der ersten Teilperiode von ungefähr anderthalb bis zwei Jahren be-ginnt das Kind mit der Bildung semiotischer Prozesse wie der Sprache und innerer Bilder. Das Kind erwirbt in dieser Stufe eine mentale Struktureinheit, die es ihm er-möglicht, seine Erfahrungen langzeitig zu repräsentieren. Das Denken des Kindes konzentriert sich auf konkrete Umstände seiner Umwelt. Dabei findet oftmals in sei-nem geistigen Schemata eine Generalisierung statt, wobei der Fokus auf einige per-zeptuelle Merkmale des jeweiligen Objektes liegt. Die Fähigkeit, die Konstanz einer quantitativen Größe trotz realer Veränderung ihrer Form zu erkennen, besitzt das Kind noch nicht. Weiterhin tritt die Bildung des Egos in dieser Phase noch nicht auf. In der

150 Vgl. Grewendorf (2006:52). In der Tat hat Chomsky (1977) in seinem Werk Reflexionen über die Spra-che bereits diese sogenannte visuelle Grammatik erwähnt, wobei die Idee dafür aus Gregory stammt: „[…]

Durch den Gebrauch dieser, weitgehend angeborenen, »visuellen Grammatik« sind höher entwickelte Le-bewesen imstande, »von den Bildern auf der Retina sogar latente Merkmale von Gegenstände abzulesen, deren unmittelbar darauffolgende Zustände vorauszusagen« und so »die Gegenstände nach einer inneren Grammatik zu klassifizieren, die Wirklichkeit von ihren eigenen Augen anzulesen.«“ Siehe Chomsky (1977:17).

151 Vgl. Schwarz (2008:145ff).

zweiten Teilperiode der konkreten Operationen (ca. 7.−8. Lebensjahr) ist das Kind in der Lage, Erfahrungseinheiten systematisch zu kategorisieren und mentale Repräsenta-tionen zu verändern. Die Konzepte der Invarianz und der Seriation werden hier eben-falls erlernt.

3. Die Periode der formalen Operation (ca. 11.−13. Lebensjahr): Das Kind besitzt in die-ser Phase die Fähigkeit, von konkreten Manifestation zu abstrahieren. Sein Denken ist somit nicht mehr stets an die konkrete Erfahrungswelt gebunden. Die Fähigkeit, logi-sche Relationen zwilogi-schen mentalen Struktureinheiten abzuschätzen und den Wahr-heitsgehalt seiner eigenen Denkoperation zu überprüfen, wird nun auch erworben.152

Die kognitive Entwicklung ereignet sich in einem komplexen Wechselspiel mit der Um-welt. Dabei finden zwei grundlegende Prozesse wechselseitig und komplementär statt, nämlich Assimilation und Akkommodation. Bei dem ersteren handelt es sich um die An-wendung bereits vorhandener schematischer Konzepte auf neue Reize und bei dem letzte-ren um die Veränderung und Diffeletzte-renzierung von Konzepten wegen nicht assimilierbarer Umweltreize.153

Da der holistische Ansatz die Existenz angeborener Sprachfähigkeit nicht ausschließt, wird der Grammatikerwerb in ihm auf die sensomotorische Intelligenz des Menschen zu-rückgeführt. Die Grammatik an sich wird dann als ein Derivat allgemeiner Gesetzmäßig-keiten der kognitiven Architektur dargestellt. Hieraus sind die grammatischen Strukturen als ein Resultat komplexer Konzeptualisierungsprozesse, die mit der Integration der allge-meinen kognitiven Informationen aus verschiedenen Erfahrungsbereichen zusammenhän-gen, zu definieren.154 Dies bedeutet, dass die kognitiven Fähigkeiten als unerlässlich für den Grammatikerwerb bzw. Spracherwerb vorausgesetzt werden. Diese Betrachtungsweise steht mit den genannten empirischen Belegen für den Verlauf des Grammatikerwerbs im Deutschen im Einklang. Dabei wurde gezeigt, dass das Kind zunächst erfassen muss, dass die Ereignisse aufeinander folgen können, damit es die temporalen Nebensatzkonstruktio-nen z. B. mit wenn oder bevor erwerben kann. Erst nach dem ErlerNebensatzkonstruktio-nen der Temporalität kann das Kind dann die Kausalität der Ereignisse ordnen und die entsprechenden Kausal-sätze weil bilden.155 Anzumerken ist allerdings, dass die empirischen Belege hinsichtlich der kognitiven Entwicklungsphasen jedoch einige wenige Abweichungen von denen bei

152 Vgl. Die Stadientheorie vgl. Fatke (1985:41); Schwarz (2008:146).

153 Ausführliche Argumente dafür siehe Piaget (200014ff); Fatke (1985) Kap. 2.

154 Vgl. Schwarz (2008:148).

155 Vgl. Dittmann (2006:87f).

Piaget gezeigt haben. Zum Beispiel wird dabei behauptet, dass ein Kind ab ca. 4 Jahren in der Lage sei, Finalsätze mit obwohl und eine auf die Zukunft bezogene Kausalität zu bil-den. Darüber hinaus sei es ab ca. 5 Jahren fähig, die Konzessivität mit obgleich und Irreali-tätssätze zu produzieren.156 Piagets kognitiven Entwicklungsstadien zufolge ermöglicht dagegen das kognitive System beim Kind im 4. oder 5. Lebensjahr es ihm noch nicht, sich mit abstrakten Begriffen auseinanderzusetzen.

Bezüglich des Spracherwerbs sind in den holistischen Ansätzen verschiedene Kogniti-onshypothesen vorhanden, die sich einerseits aufgrund der Stärke der Hervorhebung der kognitiven Voraussetzung und andererseits aufgrund der Relevanz der sprachlichen Onto-genese für die Entwicklung der Sprachfähigkeit voneinander unterscheiden. In dem An-satz, in dem die Relevanz der sprachlichen Ontogenese nicht absolut abgelehnt wird, wird bspw. der Vollzug des Spracherwerbs mithilfe von Operating Principles in Verbindung mit universellen Strategien beschrieben. Das Kind ist mit einer sogenannten Language Making Capacity vorprogrammiert, die semantisch-konzeptuelle wie auch formal-syntaktische Prinzipien umfasst. Dabei wird angenommen, dass der Wahrnehmungsapparat und das Gedächtnis durch den Filter der Perzeption und der Speicherung eingeschränkt werden, und es damit zu einer Selektion kommt, welche Informationen aufgenommen und wie diese repräsentiert werden. Das Lernresultat und die Bewertung der Kompatibilität un-terschiedlicher Lerninhalte werden dann mittels genereller Problemlösungsstrategien über-prüft, womit das Kind auch sein Wissen von der Welt konfiguriert. Auf welche Art und Weise von den im Langzeitgedächtnis gespeicherten Informationen beim Aufbau eines Sprachen-Regelsystems Gebrauch gemacht wird, wird von den Strategien zur Konstruktion der Grammatik determiniert. Eine Grammatik wird als ein Resultat aus der Anwendung ei-ner bestimmten Menge von Operating Principles aufgefasst.157

Für die stark an der Kognition orientierte Spracherwerbskonzeption und deren funktio-nalistische Ansätze existiert eine reflektierende Beziehung zwischen den Formen und den Funktionen einer Sprache. Die Wortstellung im Satz spiegelt dem zufolge semantisch-pragmatische Funktionen wider, denn z. B. spielt im Satz das syntaktische Subjekt einer-seits semantisch die Rolle des Agens und funktioniert anderereiner-seits pragmatisch als Topik.

Danach sind syntaktische Strukturen als funktional motiviert anzusehen, denn sie geben die konzeptuellen Repräsentationen wieder. Unter Zugrundlegung dieses Ansatzes lassen sich die Gesetzmäßigkeiten der Grammatik der natürlichen Sprache auf semantische und prag-matische Prinzipien wie auch auf ihre kommunikativen Vorbedingungen zurückführen.

156 Ebd. Weitere Argumente gegen Piagets Ansätze siehe Grewendorf (2006:56).

157 Vertreter dieser These ist z. B. Slobin. Vgl. Schwarz (2008:149); Multhaup (2002:78f).

Der Grammatikerwerb wird aus diesem Grund als Determination von perzeptuellen und konzeptuellen Mechanismen dargestellt.158 Diese Ansicht der stark an der Kognition orien-tierten Spracherwerbsthese wurde allerdings durch eine Reihe von in der Forschung nach-gewiesenen syntaktischen Phänomenen, die nicht semantisch und pragmatisch motiviert sind, in Frage gestellt. Darüber hinaus wurde in Untersuchungen zur Sprachentwicklungs-störung Belege gegen diese These erbracht, in denen offensichtlich gezeigt wurde, dass Kinder trotz der Beeinträchtigung ihrer allgemein kognitiven Leistungen eine normale sprachliche Fähigkeit in der Grammatik besitzen. Umgekehrt haben wiederum sprachliche Störungen keinen unmittelbaren Einfluss auf die Funktionen anderer Kognitionssysteme.159 Diese Untersuchungsbelege stützen in einem gewissen Grad den modularen Ansatz.