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Vorleistungsmärkte im Breitbandbereich

Im Dokument Tätigkeitsbericht 2008/2009 (Seite 84-88)

Teil I Wettbewerbsentwicklung

2. Breitbandmärkte

2.3 Vorleistungsmärkte im Breitbandbereich

Es existieren inzwischen verschiedene Vorleistungsprodukte, die es den Wettbewer-bern ermöglichen, breitbandige Anschlüsse anzubieten. Diese Vorleistungsprodukte basieren fast ausschließlich, jedoch in unterschiedlichem Umfang, auf der Infrastruktur der Deutschen Telekom AG. So erfordert der entbündelte Zugang zur Teilnehmeran-schlussleitung mehr eigene Infrastruktur eines Wettbewerbers als z. B. ein Bitstromzu-gangsprodukt, da bei diesem auch die Zuführungsleistung durch die Deutsche Telekom AG erbracht wird. Resale-Produkte erfordern sogar gar keine eigene Infra-struktur eines Wettbewerbers. Je nach Art des Vorleistungsproduktes variiert dement-sprechend auch der Anteil der Wertschöpfung, der durch die Deutsche Telekom AG erbracht wird. Die hohe Abhängigkeit von Vorleistungsprodukten der Deutschen Tele-kom AG schlägt sich auch darin nieder, dass nach wie vor knapp ein Drittel der Wett-bewerberumsätze über die Zahlung von Vorleistungsentgelten der Deutschen Telekom AG zu Gute kommt. Auch die Tatsache, dass mindestens 95 % aller DSL-Anschlüsse auf Vorleistungsprodukten der Deutschen Telekom AG beruhen, verdeut-licht dies.

Die von Wettbewerbern angebotenen Vorleistungsprodukte können diese Abhängigkei-ten von den VorleistungsprodukAbhängigkei-ten allenfalls partiell abmildern. So bieAbhängigkei-ten einige Wett-bewerber auf Grundlage des entbündelten Zugangs zur Teilnehmeranschlussleitung ebenfalls Bitstromzugangsprodukte und Simple Resale Produkte an. Nicht zuletzt fehlende Größenvorteile verhindern jedoch ein flächendeckendes Vorleistungsangebot durch die Wettbewerber.

Entbündelter Zugang zur Teilnehmeranschlussleitung

Netzbetreiber, die mittels eigener Breitbandinfrastruktur Hauptverteilerstandorte er-schließen, können auf Grundlage des entbündelten Zugangs zur Teilnehmeranschluss-leitung eigene DSL-Anschlüsse erzeugen. Diese werden von ihnen schon seit jeher gebündelt mit dem Internetzugang, zunehmend aber auch mit anderen breitbandigen Diensten, vermarktet.

Nach wie vor stellt der entbündelte Zugang zur Teilnehmeranschlussleitung die für die Realisierung eigener DSL-Anschlüsse bedeutendste Vorleistung dar. Über 8,2 Millio-nen DSL-Anschlüsse basierten zur Jahresmitte 2009 auf dem entbündelten Zugang zur TAL. Fast zwei Drittel der von Wettbewerbern direkt vermarkteten DSL-Anschlüsse basierten auf diesem Vorleistungsprodukt. Gegenüber der Vorberichtsperiode bedeute-te dies nochmals einen Anstieg von fast 2,4 Millionen DSL-Anschlüssen.

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Die im April 2009 erfolgte leichte Absenkung des monatlichen Überlassungsentgelts für die TAL auf 10,20 € setzt weitere Impulse und Anreize für effiziente Infrastrukturinvesti-tionen sowie InnovaInfrastrukturinvesti-tionen. Gleichwohl zeichnet sich ab, dass die Wachstumsraten bei TAL-basierten DSL-Anschlüssen deutlich abflachen. Allerdings ist diese Entwicklung vor dem Hintergrund des im europäischen Vergleich sehr hohen absoluten Niveaus an entbündelten TAL-Zugängen zu sehen.

Diese Wachstumsabflachung dürfte vor allem darauf zurückzuführen sein, dass die Wettbewerber diejenigen Gebiete, die günstige Skalenerträge aufweisen, bereits weit-gehend erschlossen haben, während die weitere Erschließung der Fläche weniger oder sogar überhaupt nicht profitabel ist. Dies zeigt sich auch daran, dass die Zahl der von alternativen Anbietern im 1. Halbjahr neu erschlossenen Hauptverteiler nur noch um ca. 1 %, in 2008 aber immerhin noch um ca. 8 %, zunahm. Das deutlich gesunkene Preisniveau für Breitbandanschlüsse wird die Profitabilität der Flächenerschließung weiter verringert haben.

Will ein Wettbewerber Breitbandanschlüsse auf Basis des Zugangs zur entbündelten TAL realisieren, muss er seine eigene Infrastruktur bis zur Ebene der Hauptverteiler ausbauen. Eine VDSL-Infrastruktur, wie sie die Deutsche Telekom AG in über 50 Städ-ten errichtet hat, macht aus Sicht des Wettbewerbers sogar einen Ausbau der eigenen Infrastruktur bis zum Kabelverzweiger erforderlich, da an diesem Punkt die dedizierte TAL endet. Dies impliziert, dass Größenvorteile bei einer VDSL-Infrastruktur eine er-heblich größere Rolle als bei der TAL mit Zugang am Hauptverteiler spielen. Bereits im Juni 2007 hatte die Bundesnetzagentur den Zugang zum Kabelverzweiger angeordnet.

Dies ermöglicht es Wettbewerbern, eigene VDSL-Infrastruktur zu errichten. Mittlerweile gibt es erste Zugangsbegehren.

Mit der Migration der Netze in Richtung NGA und NGN geht einher, dass mit dem Abbau bisheriger Hauptverteiler zu rechnen ist. Mittel- bis langfristig kann so das auf der TAL basierende Geschäftsmodell und damit auch das alternativer Vorleistungsan-gebote durch diese Netzmigration gefährdet werden, da der Hauptverteiler den Zu-gangsknoten für das TAL-basierte Geschäftsmodell darstellt und die Wettbewerber insbesondere in denjenigen Gebieten die TAL nachfragen, in denen der VDSL-Ausbau erfolgt ist. Aus dieser Situation ergibt sich die Herausforderung für die Bundesnetz-agentur, den Migrationsprozess so zu gestalten, dass die Interessen aller Marktpartei-en hinreichMarktpartei-end berücksichtigt werdMarktpartei-en.

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Bitstromzugang

Das Bitstromzugangsprodukt stellt ein Vorleistungsprodukt dar, welches die Überlas-sung des breitbandigen Anschlusses sowie den breitbandigen Datentransport enthält und dem Nachfrager insbesondere die Möglichkeit der Qualitätsdifferenzierung bietet.

Damit wird im Spektrum der Vorleistungsprodukte zwischen dem Zugang zur entbün-delten Teilnehmeranschlussleitung einerseits und Resale-Produkten andererseits eine Lücke auf der Wertschöpfungskette für breitbandige Dienstleistungen geschlossen.

Durch die Verfügbarkeit von Bitstrom-Zugangsprodukten ist mittlerweile neben der entbündelten TAL eine weitere Vorleistung verfügbar, mittels derer die Wettbewerber auch unabhängig vom Telefonanschluss des Incumbents eigene Anschlussangebote offerieren können. Hieraus können wichtige Impulse für den Wettbewerb resultieren.

Das gilt insbesondere dann, wenn es um solche Endkunden geht, die sich mittels entbündelten Zugangs zur Teilnehmeranschlussleitung nicht wirtschaftlich erschließen lassen.

Auf dem Markt für Layer-3 Bitstromzugang bietet die Deutsche Telekom AG seit Mit-te 2008 eine entgeltregulierMit-te Bitstromzugangsleistung mit IP-Übergabe an 73 Breit-band-PoP an. Neben der entgeltregulierten IP-Bitstromzugangsleistung vermarktet die Deutsche Telekom AG zudem seit Juli 2008 ein freiwilliges IP-Bitstromzugangsprodukt mit Übergabe an einem Punkt (WIA Gate). Nur die Deutsche Telekom AG kann diese Produkte flächendeckend anbieten, während die Wettbewerber dies nur so weit kön-nen, als sie auf Basis des entbündelten Zugangs zur Teilnehmeranschlussleitung Hauptverteiler – möglichst überregional - erschlossen haben. Insofern haben Bitstrom-zugangsprodukte im Hinblick auf die Flächendeckung einen komplementären Charak-ter zur entbündelten Teilnehmeranschlussleitung. Ihre Bedeutung wird im Hinblick auf den NGA-Ausbau noch steigen.

Zur Jahresmitte 2009 lag der Marktanteil der Deutschen Telekom AG bei den über Bitstromzugang realisierten DSL-Anschlüssen bereits über 45 %. Mitte 2008 wurden knapp 10 % der von Wettbewerbern realisierten DSL-Anschlüsse auf Basis eines von der Deutschen Telekom AG bezogenen IP-Bitstromzugangsproduktes realisiert. Dar-über hinaus bieten auch alternative Vorleistungsanbieter Bitstromzugangsleistungen für Anbieter von Diensten auf den Breitbandmärkten an.

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Breitband-Zuführungsprodukte

Es existieren verschiedene Breitband-Zuführungsleistungen (z. B. ZISP, ISP-GATE), bei denen die Wettbewerber über die DSL-Anschlüsse des Incumbent oder dessen Resale-Anschlüsse hergestellten Breitbandverkehr zu bestimmten Netzknotenpunkten zugeführt bekommen.

Diese Vorleistungsprodukte waren in der Vergangenheit besonders relevant, als DSL-Anschluss und Dienst noch getrennt vermarktet wurden. Seitdem dieses Zwei-Vertrags-Modell für Neuverträge nicht mehr praktiziert wird und der Bestand derartiger Verträge stark zurückgegangen ist, aber auch reine DSL-Anschluss Resaleprodukte weniger nachgefragt werden, haben diese Vorleistungsprodukte entsprechend an Bedeutung verloren.

Resale

Resale-basierte DSL-Anschlüsse liefern zu einem großen Anteil einen Wertschöp-fungsbeitrag für die Deutsche Telekom AG. Berücksichtigt man die zur Jahrsmitte 2009 noch existierenden rd. 1,5 Millionen auf Basis von Resale bereitgestellten Anschlüsse beim DSL-Marktanteil der Deutschen Telekom AG, so läge dieser um ca. 7 Prozent-punkte höher und würde 58 % betragen.

In der Vergangenheit hatten Resaleprodukte, insbesondere DSL-Anschlussresaleprodukte neben dem TAL-Zugang eine hohe Bedeutung für die Erzeu-gung von DSL-Anschlüssen durch alternative Breitbanddiensteanbieter. Ende 2007 setzte jedoch eine Entwicklung ein, die dazu geführt hat, dass die Nachfrage nach Resaleanschlüssen der Deutschen Telekom AG für die Realisierung von DSL-Anschlüssen und/oder von DSL-Anschlüssen und Dienst durch Wettbewerber deutlich zu-rückging. Basierten Ende 2007 noch rd. 37 % der DSL-Anschlüsse der Wettbewerber auf dieser Vorleistung, hat sich dieser Wert zur Jahresmitte 2009 mehr als halbiert.

Hierfür dürfte neben der verringerten Wettbewerbsfähigkeit des Resale-basierten Ge-schäftsmodells infolge des deutlich verringerten Endkundenpreisniveaus auch die Einführung des regulierten Bitstromzugangsproduktes eine Rolle spielen. Dieses Vor-leistungsprodukt ermöglicht es TK-Diensteanbietern mit eigenem Backbone, für das Angebot von DSL-Anschlüssen und darauf aufsetzenden Diensten auf ein Vorleis-tungsprodukt zurückzugreifen, welches im Vergleich zu Resale höhere eigene Wert-schöpfung erlaubt.

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Seit Herbst 2008 bietet die Deutsche Telekom AG ein sog. Simple Resale Produkt an, welches Anschlussresale sowie den Transport bis zur Diensteplattform einschließlich der Internetkonnektivität umfasst und das Angebot von ADSL- und SDSL-Anschlüssen ermöglicht. Dieses Produkt erlaubt es dem Resalenachfrager, den eigenen Endkunden DSL-Anschlüsse gebündelt mit oder entbündelt vom Schmalbandanschluss sowie Breitbanddienste anzubieten.

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