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Verteilungsgerechtigkeit – empirisch

Im Dokument Stefan Krase, Bakk. Masterarbeit (Seite 25-30)

Im vorliegenden Abschnitt wird sowohl auf aktuelle Daten zur Verteilung von Einkommen wie auch Vermögen eingegangen. Dieser Abschnitt soll die mitunter deutlichen Abweichungen, und vor allem den Trend zu einer noch größeren Kluft zwischen Arm und Reich, anhand empirischer Daten aufzeigen. Die durchaus extremen Unterschiede, zu den normativen Vorstellungen von Gleichheit und Gerechtigkeit, sollen den Weg für einen Systemwechsel ebnen.

4.1 Wertschöpfung und Verteilung in Unternehmen

Steigende Produktivität gilt oft als Quelle steigender Lebensstandards. Meist wird deshalb in diesem Zusammenhang verlangt, die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern und die Produktivität weiter zu steigern. Dies stellt auch ein legitimes Ziel dar, wenn dadurch auch Einkommen und somit Lebensstandards gehoben werden. Jedoch zeigen Studien zur Entwicklung der Produktivität und der Reallöhne, ein etwas differenziertes Bild der Realität.

Aktuelle Untersuchungen des Economic Policy Institute (EPI) zeigen für den Wirtschaftsraum USA, dass es von 1948 bis 1973 zu einem Wachstum von Produktivität und Löhnen in gleichem Ausmaß gekommen ist. Jedoch nach diesem Zeitraum begann sich eine unterschiedliche Entwicklung abzuzeichnen. Während die Produktivität mitunter stark gestiegen ist, stagnierten die Löhne. Dies bedeutet, dass die ArbeiterInnen nicht vom Produktivitätsfortschritt profitierten. (vgl. EPI 2012, S. 2) Betrachtet man den Zeitraum in dem sich dieser Trend entwickelte, bis 2011, ergibt sich ein Produktivitätswachstum von rund 80%, wobei die Löhne von ArbeiterInnen, ohne ManagerInnengehälter, im selben Zeitraum um nur knapp 11% angestiegen sind. Vor allem die Lohnentwicklungen ab 2000 stellen sich als besonders schwach dar. (vgl. EPI 2012, S. 3)

Ähnliches kann für den Zeitraum von 2003 bis 2009, wie die AK Linz berechnete, für Österreich gezeigt werden. Der durchschnittliche Überschuss pro beschäftigte Person in Österreich, ergab die beträchtliche Summe von 36.950 €/Jahr. In Hinblick

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auf den Beobachtungszeitraum ergab diese, eine positive Entwicklung bis 2009 und entsprach einer Steigerung von 52%, im Vergleich zum Wert von 2003. Eng mit diesem Anstieg verbunden, ist auch die zu beobachtende Produktivität der MitarbeiterInnen, die im selbigen Zeitraum um ca. 25% gestiegen ist. Lediglich im Jahr 2009 mussten UnternehmerInnen Einbußen der Produktivität um 2,4%, hinnehmen. Zeitgleich konnte jedoch ein Rückgang des Personalaufwands um 4%

beobachtet werden. Diese ungleichmäßige Weitergabe von zusätzlichen durch steigende Produktivität erwirtschafteten Gewinnen, spiegelt sich auch in der Tatsache wider, dass im Zeitraum 2003 bis 2009 sich die Produktivität um 25%

steigerte, der Personalaufwand jedoch nur um 11% erhöhte. (vgl. Arbeiterkammer Linz, 2011, S. 2)

Zeitgleich zu dieser Entwicklung wurde durch die AK Linz ebenfalls beobachtet, dass die Gewinnausschüttungen an KapitaleignerInnen, selbst in den Krisenjahren, stetig zugenommen haben. Wurde 2003 noch ein Gewinn von 7.928 € pro Beschäftigten an die EigentümerInnen ausgezahlt, waren es im Krisenjahr 2009 bereits 14.303 €.

Dies zeigt, dass die erwirtschafteten Gewinne ungleichmäßig aufgeteilt werden und KapitaleignerInnen deutlich bevorzugt werden. (vgl. Arbeiterkammer Linz, 2011, S. 6)

4.2 Einkommensverteilung

Der Verteilung aber auch Entwicklung der Einkommen wird ein hoher Stellenwert in der Prognose des wirtschaftlichen Wachstums zugeschrieben. Im vorliegenden Abschnitt wird besonders auf die Aufteilung zwischen den Faktoren Kapital und Arbeit aber auch auf demographische Merkmale eingegangen.

Ein ähnliches Bild, wie bereits in Kapitel 4.1 beschrieben, zeigt sich bei der Einkommensentwicklung. In den Jahren nach 2001 beobachtete das WIFO einen Anstieg der ArbeitnehmerInnenentgelte von 1,9% jährlich. Im selben Beobachtungszeitraum stiegen die Unternehmens- sowie Vermögenserträge jedoch um 7,4% jährlich. Lediglich in der Hochkonjunktur 2004 bis 2007 näherte sich das Wachstum der ArbeitnehmerInnenentgelte dem der Unternehmens- und Vermögenserträge an. Diese blieben jedoch mit 4,5% pro Jahr jedoch deutlich hinter den Unternehmens- und Vermögenserträgen von 7,7% jährlich. (vgl. WIFO 2010, S.

2) Diese stetige Kluft zwischen den Wachstumsraten äußert sich zunehmend in

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einem Rückgang der Lohnquote, welche über den Anteil des nichtselbständigen Erwerbseinkommens am Volkseinkommen Auskunft gibt. Dieser Anteil veränderte sich besonders in den Jahren ab 2000 sehr stark. In diesem Zeitraum schrumpfte der Anteil des nichtselbständigen Erwerbseinkommens von 71,9% im Jahr 2000 auf 66,6% im Jahr 2006. Ein Rückgang dieser Größenordnung fand zuvor ebenfalls statt jedoch dauerte dieser von 1978 bis 2000. (vgl. WIFO 2010, S. 5)

Das WIFO nennt für diesen Rückgang mehrere Gründe. Allem voran die steigende Arbeitslosigkeit, welche bei Anstieg von einem Prozentpunkt die Lohnquote um mehr als einen Prozentpunkt senkt. Dazu kommen Strukturverschiebungen von der Sachgüterproduktion hin zum schlechter bezahlten Dienstleistungssektor. Außerdem wird es aufgrund der Globalisierung stetig schwieriger für weniger qualifizierte ArbeitnehmerInnen am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Last but not least sind in den meisten Industrieländern die Einkünfte aus Vermögen, Finanz- und Immobilienvermögen, stark gestiegen. (vgl. WIFO 2010, S. 5)

Das WIFO sieht bis auf eine kurze Unterbrechung eines drei Jahrzehnte andauernden Trends die Fortschreibung des selbigen. Die Konsequenzen sind Rückgang der innerstaatlichen Nachfrage aufgrund sinkender Lohneinkommen und einer höheren Konsumneigung bei Lohneinkommen im Vergleich zu Vermögens- und Kapitaleinkommen. Jedoch steht diesem Nachfragerückgang ein Anstieg der Exporte aufgrund eines besseren Lohnstückkostenverhältnisses entgegen. (vgl. WIFO 2010, S. 8)

4.3 Vermögensverteilung

Im vorliegenden Abschnitt werden grundlegende empirische Daten zur Vermögensverteilung präsentiert. Im Vordergrund stehen die wichtigsten Daten und Fakten zur aktuellen Verteilung und weniger die Methoden der Erhebung. Die vorgestellten Daten beziehen sich vorwiegend auf den Sozialbericht 2009 bis 2010 des bmask, den Verteilungsbericht 2011 des Deutschen Gewerkschaftsbundes, aber auch der Valluga AG. Aufgrund der ähnlichen Vermögensstruktur (bmask 2010, S.

241) werden neben Daten aus Österreich auch Daten aus Deutschland herangezogen.

Der Definition des Sozialberichtes 2009 bis 2010 zufolge, versteht man unter Vermögen eine über die Zeit weniger schwankende Bestandsgröße, als die

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Flussgröße des Einkommens ist und selbst Einkommen generieren kann. Bei Vermögen kann zwischen Immobilienvermögen, Geldvermögen, weiterem Sachvermögen und immateriellen Vermögen unterschieden werden. (vgl. bmask 2010, S. 234)

In Österreich gibt es noch keine umfassende Erhebung oder Datenquelle, die es erlaubt direkte Rückschlüsse auf die Vermögensverteilung zu treffen. Erst im Laufe des Jahres 2012, wird es im Rahmen des Household Finance and Consumption Surveys (HFCS), eine Erhebung zur finanziellen Situation und zum Konsum der österreichischen Haushalte geben.

4.3.1 Geldvermögen  

Der Haushaltsektor, zudem selbstständige Erwerbstätige, EinzelunternehmerInnen und Privatpersonen gezählt werden, verfügte Ende 2009 über ein Geldvermögen, zudem auch Versicherungen, Wertpapiere und sonstiges Finanzvermögen gezählt werden, von rund 473 Mrd. Euro. Interessant aus der Perspektive der Verteilung ist, dass von diesem Betrag etwa 159 Mrd. Euro in Form von Spareinlagen gehalten werden, wobei lediglich 2% der Sparbücher eine Einlage über 50.000 € aufweisen.

Auf diesen befindet sich jedoch rund ein Drittel der gesamten Einlagen. Ebenfalls bemerkenswert ist der Umstand, dass sich die Spareinlagen, mit hohen Beträgen, weiterhin stärker erhöht haben, als diese mit niedrigen Beträgen. Dies deutet auf eine weitere Konzentration von Vermögen hin und kann durch den Umstand, dass einkommensstärkere Haushalte mehr und häufiger sparen begründet werden.(vgl.

bmask 2010, S. 236-239)

Jeder Haushalt besitzt eine gewisse Menge an Geldvermögen. Im Jahr 2004 waren es durchschnittlich 55.000 €. Jedoch lag der Median bei lediglich 24.000 €. Die Diskrepanz zwischen Mittelwert und Median, lässt auf eine asymmetrische Verteilung des Geldvermögens schließen. Dieser Umstand kann mit Hilfe des Gini-Koeffizienten ausgedrückt werden, welcher in Österreich bei 0,66 liegt und zeigt, dass zwei Drittel der Haushalte über einen sehr geringen Teil des Geldvermögens verfügen. Zudem zeigen Erhebungen der OeNB im Sozialbericht dass die obersten 10% über 54% des gesamten Geldvermögens verfügen. (vgl. bmask 2010, S. 243 -244)

Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei den Unternehmensbeteiligungen ab. Lediglich bei den obersten 10% der Bruttogeldvermögensverteilung, spielen diese jedoch eine Rolle. Etwa 100.000 Personen besitzen Unternehmensbeteiligungen, welche einen

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Wert von rund 18,6 Mrd. Euro repräsentieren. Aber selbst in dieser Gruppe sind die Beteiligungen sehr ungleichmäßig verteilt. Lediglich 10 Personen besitzen ein Viertel der gesamten Unternehmensbeteiligungen, wobei Beteiligungen an anderen Gesellschaften nicht berücksichtigt werden können. (vgl. bmask 2010, S. 245)

4.3.2 Immobilienvermögen  

Laut Erhebungen der OeNB beläuft sich das kumulierte Immobilienvermögen in privaten Händen auf rund 880 Mrd. Euro. Das durchschnittliche Immobilienvermögen wurde mit 130.000 Euro pro Haushalt beim Hauptwohnsitz errechnet. Jedoch muss auch in diesem Zusammenhang erwähnt werden, dass rund 41% der österreichischen Haushalte überhaupt kein Immobilienvermögen besitzen. (vgl.

bmask 2010, S. 246)

Ebenfalls kritisch zu betrachten ist die Herkunft des Immobilienvermögens.

Insbesondere Erbschaften stellen eine große Quelle dar. 20% der österreichischen Haushalte haben Immobilienvermögen geerbt. Dies zeigt sich auch am errechneten Gini-Koeffizienten für Immobilienerbschaften von 0,92. Nur wenige Haushalte erben hohes Immobilienvermögen. (vgl. bmask 2010, S. 247)

Es besitzen lediglich 2% aller Haushalte ca. 40% des gesamten Immobilienvermögens. Die obersten 20% besitzen 75% des gesamten Immobilienvermögens und schon das oberste Dezil verfügt über 61%. (vgl. bmask 2010, S. 248)

Für das gesamte Immobilienvermögen ergibt sich ein Gini-Koeffizient von 0,76. Somit ergibt sich eine noch höhere Konzentration von Immobilienvermögen im Vergleich zu Geldvermögen.

Bedingungsloses Grundeinkommen

Im Dokument Stefan Krase, Bakk. Masterarbeit (Seite 25-30)