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3.3 Nationale und internationale Vernetzung

3.3.2 Vernetzung von Forschung und Entwicklung im

Umfeld (andere Unternehmungen, Hochschulen, Staat) eingegangen, die sich auf die Wissensbeschaffung bzw. den Wissensaustausch beziehen. Dabei wer-den Aspekte wie die Intensität der Nutzung von Wissen aus externen Quellen, insbesondere aus wissenschaftsorientierten Institutionen, die Häufigkeit von Ko-operationen im F&E-Bereich, die Vergabe von F&E-Projekten an Dritte usw.

betrachtet. Schliesslich wird auch auf die Patentaktivitäten unter dem Aspekt international ausgerichteter Kooperation eingegangen. Die Ausführungen in die-sem Abschnitt dienen dazu, das Ausmass des Wissens- und Technologie-austausches zwischen Wirtschaft und Wissenschaft in der Schweiz nun von der Seite der Wirtschaft her zu beurteilen.

Nutzung von externen wissenschaftsorientierten Wissensquellen

Als Indikator für die Intensität der Wissensbeziehungen der Schweizer Unter-nehmungen zu wissenschaftlichen Institutionen verwenden wir die Firmenurteile zur Relevanz der externen Wissensquelle «Universitäten/Fachhochschulen» in der jüngsten KOF-Innovationsumfrage. In Tabelle 3.28 sind aufgetragen die An-teile der Unternehmungen mit Meldungen auf den Stufen 4 und 5 einer fünfstu-figen Likert-Skala bezüglich der Bedeutung dieser externen Wissensquelle nach Branchen. Auf die Gesamtwirtschaft bezogen sind es 11.4% aller Firmen. Es bestehen aber wesentliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Branchen.

Die Wirtschaftszweige mit den intensivsten Beziehungen zu den Hochschulen sind Elektronik/Instrumente, Chemie, Elektrotechnik, Maschinen-/ Fahrzeugbau

und Nahrungsmittelindustrie im Industriesektor (etwa 20-30% der Firmen in diesen Bereichen), Dienstleistungen für Unternehmungen und Informatik im Dienstleistungssektor (rund 30% der Firmen in diesen beiden Branchen). Ban-ken/Versicherungen weisen zwar auch einen überdurchschnittlich hohen Anteil von «wissenschaftsnahen» Firmen von 14.8% auf, der liegt aber weit unter je-nem der wissensintensivsten Branchen.

Tabelle 3.28: Prozentualer Anteil von Firmen mit Meldungen auf den Stufen 4 und 5 einer fünfstufigen Likert-Skala (1: «keine Bedeutung»;

5:«sehr grosse Bedeutung») bezüglich der Bedeutung der ex-ternen Wissensquelle «Universitäten/Fachhochschulen» nach Branchen 2000-2002

Branche Prozentualer Anteil aller Firmen

Nahrungsmittel 20.4

Textil 10.4

Bekleidung 4.7

Holz 3.1

Papier 6.9 Grafische Industrie 13.1

Chemie 25.0

Kunststoffe 9.4

Steine & Erden 17.2

Metallherstellung 13.3 Metallverarbeitung 8.4

Maschinen 19.5

Verkehr/Telekommunikation 3.1

Banken/Versicherungen 14.8 Immobilien/Vermietung 3.7

Informatik 29.0 Unternehmensnahe Dienstleistungen 31.4

Persönliche Dienstleistungen 0.3

Total 11.4 Quelle: KOF-Innovationserhebung 2002.

Gemäss den Angaben in Tabelle 3.29 besteht ein positiver, statistisch signifikan-ter Zusammenhang zwischen der Intensität der Nutzung von

wissenschafts-orientiertem Wissen und ausgewählten Innovationsindikatoren (Einführung von Produkt- bzw. Prozessinnovationen, Vorliegen von F&E-Aktivitäten, Anzahl Patentanmeldungen, F&E-Intensität etc.) bzw. Leistungsindikatoren (Exportin-tensität, Arbeitsproduktivität). Die Korrelationen sind absolut nicht sehr hoch, aber für Querschnittsdaten ziemlich aussagekräftig. Diese Ergebnisse können als Hinweis auf die ökonomische Relevanz der Wissensbeziehungen zu den Hoch-schulen interpretiert werden.

Tabelle 3.29: Korrelationen1) zwischen der Intensität des Bezugs von Hoch-schulwissen und ausgewählten Innovations- bzw. Leistungs-indikatoren 2000-2002 (Spearman-Partialkorrelationskoeffizient)

Bedeutung der externen Wissensquelle

«Universitäten/Fachhochschulen»

Innovationsindikatoren:

Einführung von Produktinnovationen 0.143 Einführung von Prozessinnovationen 0.136 Vorliegen von F&E-Aktivitäten 0.216

Vorliegen von Patentaktivitäten 0.214 Einführung von weltweit neuen

Produk-ten

0.144

F&E-Ausgaben/Umsatz 0.130 Anzahl Patentanmeldungen 0.145

Leistungsindikatoren:

Exporte als %-Umsatzanteil 0.172 Bruttowertschöpfung pro Beschäftigten

(durchschnittliche Arbeitsproduktivität)

0.106

1) Bereinigt um Branchen- und Grösseneffekte. Statistische Signifikanz beim Testniveau von 1%.

Quelle: eigene Berechnungen.

Tabelle 3.30: Externe Wissensquellen der Innovationsaktivitäten; %-Anteil von Firmen, für welche eine spezifische Wissensquelle von ho-her1) bzw. hoher/sehr hoher2) Bedeutung ist.

Land Hochschulen Sonstige 1) EU; 4-stufige Skala; 2) Schweiz; 5-stufige Skala. Quelle: Eurostat, NewCronos (Referenzperiode:

1998-2000); KOF-Innovationserhebung 2002.

In Tabelle 3.30 finden sich Angaben zu einigen externen, eher wissenschafts-bezogenen Wissensquellen für ausgewählte EU-Länder und die Schweiz. Im in-ternationalen Vergleich steht die Schweiz diesbezüglich an der Spitze der euro-päischen Länder. Zwar ist der Schweizer Vorsprung durch die Unterschiede der Skalierung vermutlich überzeichnet, aber die Rangfolge ist kaum davon tangiert.

Vernetzung und F&E-Unternehmensstrategien

Der Innovationswettbewerb hat sich in den letzten Jahren verschärft, die Innova-tionszyklen sind kürzer und die Innovationsprojekte komplexer, risikoreicher und vielfach teurer geworden. Vor diesem Hintergrund ist es nicht erstaunlich, dass sich eine wachsende Zahl von Unternehmen gezwungen sieht, ihre F&E-Budgets effizienter zu nutzen. Die Konzentration der eigenen F&E-Aktivitäten auf strategisch zentrale Technologiefelder kombiniert mit der Vergabe von F&E-Aufträgen und/oder F&E-Kooperationen ist eine Möglichkeit, um dieser Problematik zu begegnen.3

Tabelle 3.31 zeigt, dass im Zeitraum 1997-1999 über 50% der F&E-treibenden Firmen Strategien verfolgten, bei denen die internen F&E-Aktivitäten mit einer Zusammenarbeit mit andern F&E-treibenden Institutionen (Aufträge und/oder Kooperationen) kombiniert wurden (drei Typen von «externen F&E-Stra-tegien»). Externe F&E-Strategien, insbesondere in ihrer umfassendsten Form (Typ 3), wurden überdurchschnittlich häufig von besonders innovativen Bran-chen und grossen Firmen verfolgt. Fast jede dritte F&E-treibende Firma kombi-nierte in der Periode 1997-1999 ihre internen F&E-Aktivitäten – allenfalls zu-sätzlich zu F&E-Aufträgen – mit F&E-Kooperationen (Typ 2 und 3 der externen F&E-Strategien gemäss Tabelle 3.31).

Tabelle 3.32 zeigt das Ausmass der internationalen Vernetzung solcher Externa-lisierungsstrategien. Für rund 90% der Firmen beziehen sich die externen F&E-Aufträgen und/oder F&E-Kooperationsprojekte auf einheimische Unternehmun-gen. Bei den externen Aufträgen kommen in 31.2% der Fälle Partner aus den EU-Ländern, in 12.7% Partner aus den USA zum Zuge. Bei den Kooperationen sind die entsprechenden Anteile 64.3% (EU-Partner) bzw. 27.9% (USA-Part-ner).

3 Im Unterschied zum generellen Rückgriff auf verschiedene externe Wissensquellen (siehe oben) decken F&E-Aufträge und -Kooperationen nur institutionalisierte Formen der Nut-zung externen Wissens ab (Technologievereinbarungen, Joint Ventures usw.).

Tabelle 3.31: Bedeutung interner und externer F&E-Strategien 1997/1999 (prozentualer Anteil der Firmen mit F&E-Aktivitäten)

Interne Externe F&E-Strategien F&E-Strategie Typ 1 Typ 2 Typ 3

Dienstleistungen 45.9 17.1 18.1 18.9 Grössenklassen:

Branchen mit überdurchschnittlichem Anteil von Firmen mit externen Strategien:

Textil 34.9 29.9 4.1 31.1 Chemie/Pharma 32.3 29.5 3.9 34.3 Maschinenbau 38.8 21.8 8.6 30.8 Elektrotechnik 44.8 33.2 0.5 21.5 Elektronik/Instrumente 36.7 24.9 3.6 34.8

Transport/Telekom 29.7 22.8 28.6 18.9 Banken/Versicherungen 36.6 12.6 24.7 26.1 Informatik-Dienstleistl. 14.9 24.1 25.3 35.7 Unternehmensdienstl. 46.6 23.6 14.4 15.4 Quelle: KOF-Innovationserhebung 1999.

Tabelle 3.32: Internationale F&E-Kooperationen nach Regionen 1997/1999 (prozentualer Anteil der Firmen, die in einer spezifischen Region präsent sind)

Zielregion F&E-Aufträge F&E-Kooperationen

Schweiz 89.8 90.4

Wie «produktiv» F&E-Kooperationsprojekte mit den inländischen Universi-täten/Hochschulen im Vergleich zu F&E-Kooperationen mit anderen Firmen sind, zeigen die Angaben in Tabelle 3.33. Nicht nur bezüglich Publikationen sondern auch bei der Generierung von Patenten, Prototypen/Testversionen und neuen Produkten scheinen die Kooperationen mit den inländischen Hochschulen am produktivsten zu sein.

Tabelle 3.33: Art der Kooperationspartner und Ergebnisse der F&E-Kooperation (prozentualer Anteil der Firmen mit der jeweiligen Art des Kooperationspartners) 1997-1999

Kooperationspartner Publikationen Patente Prototypen/

Testversionen

Neue Produkte Vertikale Kooperation

(Zulie-ferer, Abnehmer etc.)

31.4 47.6 67.9 89.3 Horizontale Kooperation

(Konkurrenten)

33.9 36.9 57.7 83.9 Kooperationen mit

wissen-schaftsorientierten Institutio-nen

44.8 56.7 77.6 90.1

Total 31.8 46.0 65.7 88.0

Quelle: KOF-Innovationserhebung 1999.

Die Vernetzung mittels F&E-Kooperationen zwischen den Unternehmungen im Inland und Ausland (EU-Raum) sowie zwischen Schweizer Unternehmungen und inländischen und ausländischen wissenschaftsorientierten Institutionen ist im internationalen Vergleich hoch, allerdings nicht so hoch wie in einigen skan-dinavischen Ländern (Schweden, Finnland; siehe Tabelle 3.34).

Wird die internationale Vernetzung durch den Anteil der Patente mit mindestens einem ausländischen Ko-Inventor der Betrachtung zugrundegelegt, liegt die Schweiz 1999/2000 mit 29.8% zusammen mit Irland (29.3%) ganz vorne, ge-folgt von Österreich (23.9%) und Grossbritannien (20.7%) (Tabelle 3.35). Al-lerdings muss man dabei in Rechnung stellen, dass bei grossen Ländern (USA, Japan) naturgemäss dieser Anteil niedriger als in kleineren Ländern sein kann.

Gegenüber 1991/1992 nahm der Schweizer Anteil der Kooperationspatente um 55.2% zu; der Anstieg war stark genug, um den Vorsprung gegenüber den ande-ren Ländern beizubehalten.

Tabelle 3.34: Prozentualer Anteil von Firmen mit innovationsorientierten Ko-operationen an den innovierenden Firmen

Land Kooperationen mit Hoch-schulen/Universitäten

Koopera-tionen total

National EU USA

Schweiz 2000-2002: innovierende Firmen 7.0 2.7 1.0 17.9 Schweiz 2000-2002: F&E-treibende Firmen 10.7 4.1 1.7 27.4 Niederlande 5.2 1.9 0.4 24.0 EU: Kooperationen bei Innovationsaktivitäten; Schweiz: F&E-Kooperationen. Quelle: Eurostat, New-Cronos (Referenzperiode: 1998-2000); KOF-Innovationserhebung 2002.

Tabelle 3.35: Patente in Kooperation mit ausländischen Ko-Inventoren (pro-zentualer Anteil der inländischen Patentanmeldungen bei EPO)

Land 1991/1992 1999/2000

Schweiz 19.2 29.8

Niederlande 11.8 15.6

Schweden 9.1 16.1

Grossbritannien 12.9 20.7

USA 6.4 11.3

Japan 2.4 2.9

EU 4.6 7.4

Quelle: OECD, Patent Database, September 2004.

Vernetzung und F&E-Internationalisierung

Die Internationalisierung von F&E-Aktivitäten hat in den neunziger Jahren stark zugenommen. Von einem bestimmten Standort aus betrachtet hat sich sowohl der Abfluss als auch der Zufluss von F&E-Investitionen merklich verstärkt. Die-se Thematik wird im Kapitel 4 eingehend behandelt. An dieDie-ser Stelle wird dieDie-se Internationalisierung bzw. deren Intensivierung als Ausdruck einer stärkeren Vernetzung der Forschungsstandorte angesehenen. In der Tat ist sowohl der An-teil der Auslandspatente in inländischem Besitz (Indikator für

Auslandsaktivitä-ten der einheimischen Firmen im F&E-Bereich) als auch der Anteil der inländi-schen Patente in ausländischem Besitz (Indikator für die F&E-Aktivitäten aus-ländischer Firmen im Inland) im OECD-Durchschnitt von 5.6% auf 7.9% bzw.

von 8.3% auf 11.4% zwischen 1991/1992 und 1999/2000 gestiegen (Tabellen 3.36 und 3.37). Generell sind diese Anteile besonders hoch für kleinere Länder;

sie sind in den neunziger Jahre für viele dieser Länder grösser geworden. Bezo-gen auf die Auslandspatente in inländischem Besitz hat sich der Anteil für die Schweiz von 35.9% auf 47.1% in der betrachteten Periode erhöht. Somit gelang-te die Schweiz von Position 3 (nach Irland und den Niederlanden) auf Position 1 (gefolgt von Irland, den Niederlanden und Schweden). Dieses Ergebnis ist zu einem grossen Teil auf die F&E-Aktivitäten im Ausland der grossen Pharma-Firmen zurückzuführen. Der Anteil der inländischen Patente in ausländischem Besitz, der auch als Indikator der Attraktivität des Forschungsstandorts betrach-tetet werden kann, stieg von 19.9% auf 23.2%. Die Schweiz nimmt dabei in bei-den hier betrachteten Zeitpunkten die Position 4 nach Irland, Grossbritannien und Österreich ein, vor den skandinavischen Ländern (Dänemark, Schweden, Finnland). Auf der Basis dieses Indikators scheint also die Schweiz ein über-durchschnittlich attraktiver Standort für Forschungsaktivitäten zu sein.

Tabelle 3.36: Auslandspatente in inländischem Besitz (prozentualer Anteil der Patentanmeldungen in inländischem Besitz bei EPO)

Land 1991/1992 1999/2000

Schweiz 35.9 47.1

Niederlande 40.7 32.4

Schweden 12.7 26.6 Finnland 10.2 22.7 Dänemark 17.2 14.4 Österreich 16.9 23.3

Irland 45.5 36.4

Deutschland 8.5 11.8

Frankreich 10.4 17.2

Italien 4.8 5.7

Grossbritannien 18.5 18.3

USA 11.6 17.3

Japan 3.1 3.8

EU 5.6 7.9

Quelle: OECD, Patent Database, September 2004.

Tabelle 3.37: Inländische Patente in ausländischem Besitz (prozentualer An-teil der inländischen Patentanmeldungen bei EPO)

Land 1991/1992 1999/2000

Schweiz 19.0 23.2

Niederlande 18.4 20.6

Schweden 13.8 16.3

Finnland 13.7 8.9

Dänemark 14.7 22.7

Österreich 25.4 36.6

Irland 44.3 37.9

Deutschland 9.9 13.1

Frankreich 12.5 20.8

Italien 13.2 18.3

Grossbritannien 28.9 37.2

USA 7.8 12.0

Japan 3.6 3.8

EU 8.3 11.4

Quelle: OECD, Patent Database, September 2004.