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3.1 Eingesetzte Ressourcen

3.1.1 Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen (F&E)

In diesem Abschnitt wird das F&E-Teilsystem charakterisiert. Zunächst werden Niveau und Veränderungsrate der F&E-Aufwendungen international verglichen.

Darüber hinaus wird auf eine Reihe von Strukturmerkmalen eingegangen, die für die Beurteilung der Leistungsfähigkeit des NIS wichtig sind: relative Bedeu-tung privatwirtschaftlicher und öffentlicher F&E-Investitionen, Zusammenset-zung der F&E-Aufwendungen nach Unternehmensgrössenklassen, relative Be-deutung von Grundlagen- und angewandter Forschung bzw. Entwicklung, rela-tive Bedeutung von F&E-Aktivitäten an Hochschulen und sonstigen öffentlichen Institutionen, Ausmass und Ausrichtung der öffentlichen F&E-Unterstützung (KMU oder grosse Firmen usw.).

Die Schweizer Volkswirtschaft weist zwar nach wie vor einen im interna-tionalen Vergleich hohen Anteil der F&E-Aufwendungen am BIP auf, aber die F&E-Aufwendungen nahmen zwischen 1996 und 2000 in keinem der hier be-trachteten 13 OECD-Länder so schwach zu wie in der Schweiz (Tabelle 3.1).

Mit einem BIP-Anteil der F&E-Ausgaben von 2.6% (2000) belegt die Schweiz die 5. Position (nach Schweden, Finnland, Japan und den USA; Spalte 1 in Ta-belle 3.1) unter den hier betrachteten Ländern. Den praktisch stagnierenden Schweizer F&E-Ausgaben 1996-2000 stehen stark wachsende F&E-Aufwen-dungen in den skandinavischen Ländern (7-11%) und in den USA (ca. 5.5%) gegenüber (Spalte 2 in Tabelle 3.1). Bescheidenere Wachstumsraten als die dies-bezüglich führenden Länder weisen die vier grossen europäischen Länder sowie Japan auf.

Das insgesamt recht bescheidene Wachstum der Schweizer F&E-Aufwendungen beruht ausschliesslich auf der Privatwirtschaft, während im öffentlichen Sektor die F&E-Ausgaben sogar gesunken sind. Die privaten F&E-Ausgaben wuchsen um 2.4%, während die entsprechenden Zuwächse im EU- bzw. OECD-Raum 4.4% bzw. 5.3% betrugen (Spalte 4 in Tabelle 3.1). Die Schweiz war das einzige Land (zusammen mit den Niederlanden) unter den Vergleichsländern, in wel-chem die öffentlichen F&E-Aufwendungen in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre abgenommen haben (Spalte 9 in Tabelle 3.1).

Die F&E-Investitionen konzentrieren sich in der Schweiz deutlich weniger auf grosse Unternehmungen als in den meisten Vergleichsländern. 69.8% der priva-ten F&E-Ausgaben entfielen 2000 auf Unternehmen mit über 250 Beschäf-

10 Tabelle 3.1: Stand und Entwicklung der F&E-Aufwendungen total und nach Trägern (privater, öffentlicher Sektor) F&E- Ausgaben total als %- Anteil des BIP 2001

Durch- schnittliche jährliche VR der F&E- Ausgaben total 1995-2001 F&E- Ausgaben des Privat- sektors als %-Anteil der IBW 2001 Durch- schnittliche jährliche VR der F&E- Ausgaben des Privat- sektors 1995-2001

Prozentualer Anteil der F&E-Aufwendungen des Privatsektors 2001 nach GrössenklassenDurch- schnittliche jährliche VR der staat- lichen F&E- Ausgaben 1997-2001 < 50 Be- schäft. 50 - 250 Beschäft.> 250 Be- schäft. Total Schweiz 2.63 1.3 3.11 2.4 10.6 19.6 69.8 100 -2.3 Niederlande 1.94 2.9 1.61 3.8 5.9 13.2 80.9 100 -0.7 Schweden 4.27 7.2 5.20 8.0 nv 13.1 nv 100 3.0 Finnland 3.40 11.3 3.54 13.5 10.0 12.6 77.4 100 4.7 Dänemark 2.19 7.2 2.31 10.6 12.7 17.8 69.5 100 5.1 Österreich 1.90 5.9 1.62 9.2 5.5 12.3 82.2 100 5.0 Irland 1.17 7.5 1.06 7.1 20.5 28.7 50.8 100 4.8 Deutschland 2.49 3.3 2.50 4.3 5.8 9.3 84.9 100 0.6 Frankreich 2.20 2.4 2.01 2.8 4.2 9.2 86.6 100 0.2 Italien 1.07 2.7 0.79 2.8 5.9 59.6 34.5 100 5.5 Grossbritannien 1.90 2.3 1.87 2.0 14.4 20.5 65.1 100 2.7 USA 2.82 5.4 2.85 6.1 5.9 8.2 85.9 100 1.5 Japan 3.09 2.8 3.33 3.6 nv 7.0 nv - 2.7 EU 1.93 3.7 1.79 4.4 7.4 17.0 75.6 100 nv OECD 2.33 4.7 2.27 5.3 5.3 11.4 83.3 100 2.6 VR: Veränderungsrate; IBW: Industriebruttowertschöpfung. Spalte 1: Schweiz, Niederlande: 2000, Dänemark: 1999; Spalte 2: Schweiz, Niederlande: 199 2000, Dänemark: 1995-1999; Spalte 3: Schweiz: 2000, Dänemark: 1999, Österreich: 1998; Spalte 4: Schweiz: 1996-2000, Niederlande: 1996-2001, Öster- reich: 1993-1998; Spalte 5, 6 und 7: Schweiz, Niederlande, Italien, Frankreich, USA: 2000, Deutschland, Dänemark: 1999, Österreich: 1998; Spalte 9: Schweiz: 1996-2000. Quelle: OECD (2003a), S. 19, 23, 29; CEST (2004), S. 20; eigene Berechnungen.

tigten, während der entsprechende Anteil im EU- bzw. OECD-Raum 75.6%

bzw. 83.3% betrug. Die KMU tragen also in der Schweiz das F&E-System we-sentlich stärker als in andern Ländern (Spalten 5, 6 und 7 in Tabelle 3.1).

Der Beitrag des Unternehmenssektors zu den F&E-Aufwendungen ist in der Schweiz traditionell sehr hoch (76% im Jahr 2000; Tabelle 3.2). Mittlerweile erreichen aber – neben den grossen Ländern USA und Japan – auch andere klei-ne europäische Länder – so die hinsichtlich Innovationsperformance in Europa führenden Länder Schweden und Finnland – etwa gleich hohe Anteile. Anders als in den meisten anderen hier betrachteten Ländern entfällt der weitaus grösste Teil der öffentlichen F&E-Aufwendungen in der Schweiz auf die Hochschulen (23% des Totals an F&E-Aufwendungen), während die öffentliche Forschung ausserhalb der Hochschulen (Ressortforschung, Forschungsanstalten des Bun-des; siehe dazu Tabelle 3.5) lediglich 1% des Totals beanspruchen; der entspre-chende Anteil im EU- bzw. OECD-Raum beträgt 13% bzw. 10%.

Tabelle 3.2: Prozentuale Aufteilung der F&E-Aufwendungen total nach Trä-gern 2001

Privatsektor Hochschulen Staat Total Pro memoria:

F&E-Intensität

Schweiz 76 23 1 100 2.6

Niederlande 58 29 13 100 1.9

Schweden 78 19 3 100 4.3

Finnland 72 18 10 100 3.4 Dänemark 66 19 15 100 2.2 Österreich 64 30 6 100 1.9

Irland 68 22 10 100 1.2

Deutschland 71 16 13 100 2.5 Frankreich 64 18 18 100 2.2

Italien 50 31 19 100 1.1

Grossbritannien 69 21 10 100 1.9

USA 79 14 7 100 2.8

Japan 76 14 10 100 3.1

EU 66 21 13 100 1.9

OECD 73 17 10 100 2.3

Schweiz, Niederlande: 2000; Dänemark: 1999; Österreich: 1998. Quelle: OECD (2003a), S. 21; eige-ne Berechnungen.

Der Forschungsstandort Schweiz ist im Vergleich zum Ausland relativ stark auf die Grundlagenforschung ausgerichtet. Die Schweiz weist einen sehr hohen An-teil an Grundlagenforschung (28.0% der F&E-Aufwendungen insgesamt; Tabel-le 3.3) auf, höher als in den USA (20.9%), in Deutschland (20.7%) oder in

Frankreich (23.6%). Der private Sektor in der Schweiz steuert 28.2% der Mittel für die Grundlagenforschung bei, etwas weniger als in den Ländern USA (34.5%) bzw. Japan (34.4%), die ebenfalls sowohl eine hohe Beteiligung des Privatsektors an den F&E-Aufwendungen insgesamt als auch an den Investitio-nen in Grundlagenforschung aufweisen (Tabelle 3.4).

Dieser hohe Anteil der Ausgaben für Grundlagenforschung ist einerseits darauf zurückzuführen, dass die öffentlich finanzierten F&E-Investitionen zwar nicht sehr hoch sind, aber praktisch ausschliesslich von der Grundlagenforschung der Hochschulen absorbiert werden. In der Schweiz existieren nur wenige öffentlich finanzierte Institutionen, die angewandte Forschung oder experimentelle Ent-wicklung betreiben, wie z.B. die Fraunhofer-Institute in Deutschland. Anderseits ist auch im Unternehmenssektor der Anteil der Grundlagenforschung hoch, er beträgt 10.4% der privatwirtschaftlichen F&E-Aufwendungen insgesamt (USA:

9.1%; Japan: 5.4%)1.

Tabelle 3.3: Prozentuale Aufteilung der F&E-Aufwendungen in Grundlagen-forschung, angewandte Forschung und experimentelle Entwick-lung 2001 Grossbritannien nv nv nv nv -

USA 20.9 20.6 58.5 0.0 100

Japan 12.2 21.2 59.9 6.7 100 Schweiz, Frankreich: 2000; Dänemark: 1999; Österreich: 1998; Italien: 1996; Niederlande: 1995;

Deutschland: 1993. Quelle: OECD (2003a), S. 37; eigene Berechnungen.

1 Diese Zahl lässt sich aufgrund der Angaben in den Tabellen 3.2, 3.3 und 3.4 berechnen.

Dieser hohe Anteil erklärt sich zu einem guten Teil durch die hohen Aufwendungen in Grundlagenforschung der Basler Pharma-Industrie.

Tabelle 3.4: Prozentuale Aufteilung der Aufwendungen für Grundlagen-forschung nach Trägern 2001

Hochschulen Staat Private Or-

ganisa-tionen ohne

Erwerbs-zweck

Unternehmen Total

Schweiz 66.2 0.2 5.4 28.2 100

Niederlande nv nv nv nv -

Schweden nv nv nv nv -

Finnland nv nv nv nv -

Dänemark 61.4 22.7 2.3 13.6 100 Österreich 77.2 8.1 0.5 14.2 100 Irland 59.1 34.3 0.0 6.6 100 Deutschland nv nv nv nv - Frankreich 69.2 17.3 2.0 11.5 100

Italien nv nv nv nv -

Grossbritannien nv nv nv nv -

USA 48.3 6.9 10.3 34.5 100

Japan 42.0 21.0 2.6 34.4 100 Schweiz: 2000; Dänemark: 1999; Österreich: 1999; Italien: 1996; Niederlande: 1995. Quelle: OECD

(2003a), S. 37; eigene Berechnungen.

Allerdings war gemäss den qualitativen Angaben in den KOF-Innovations-umfragen eine beachtliche Verschiebung der privaten F&E-Aufwendungen in Richtung verstärkter Anwendungsorientierung in den neunziger Jahren zu ver-zeichnen (siehe dazu Arvanitis et al. 2004a, S.63ff.; vgl. auch Tabelle 3.13).

Diese Tendenz, die mit der Auslagerung der Grundlagenforschung seitens vieler Unternehmungen einher geht, wurde auch in anderen OECD-Ländern beobach-tet (siehe dazu Rammer et al. 2004). Dennoch bleibt der Anteil der Grundlagen-forschung insgesamt im internationalen Vergleich hoch, was für eine langfristig günstige Entwicklung der Wissensbasis der Schweizer Wirtschaft spricht.

Tabelle 3.5 zeigt die Entwicklung der F&E-Aufwendungen des Bundes im Zeit-raum 1990-2002 im Detail. Zwischen 1992 und 2000 nahmen die verfügbaren Budgetmittel kumuliert real um ca. 16% ab. Erst in der Periode 2000-2002 war eine erhebliche reale Steigerung zu verzeichnen.

Im Jahr 2002 entfielen 80.6% der verfügbaren Mittel (nominell 1155 Mio. Fr.) auf F&E-Beiträge an Träger ausserhalb der Bundesverwaltung (Hochschulen, SNF, KTI, Kantone etc.) und der Rest (19.4%) an die eigene Ressortforschung (primär Forschung im Energiebereich bzw. im Bereich des Umweltschutzes). Im Laufe der neunziger Jahre hat sich das Schwergewicht auf Seiten der F&E-Bei-

Tabelle 3.5: F&E-Aufwendungen des Bundes 1990-2002

1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 F&E-Beiträge des Bundes nach Empfängerstelle (%-Anteil):

- Hochschulen nv 8 14 18 18 16 19 Prozentualer Anteil der F&E-Aufwendungen:

F&E-Beiträge 53.1 55.5 60.7 66.0 71.7 78.0 80.6 Ressortforschung 46.9 44.5 39.3 34.0 28.3 22.0 19.4 Total 100 100 100 100 100 100 100 Total, nominell (in Mio. Fr.) 1001 1156 1206 1204 1150 1048 1155 Total, real (in Mio. Fr.) 881 934 934 919 879 788 852 Wachstumsrate in % 6.0 0.0 -1.6 -4.4 -10.4 8.1 Quelle: BFS, Bereich 15, Wissenschaft und Technologie.

Tabelle 3.6: Prozentuale Aufteilung der öffentlich finanzierten F&E-Auf-wendungen des Privatsektors nach Unternehmensgrössen-klassen 2001 Österreich 14.9 13.7 71.4 100 Irland nv nv nv - (1): Die USA-Angaben sind unterschätzt (nur Bund; ohne Rüstungsausgaben). Schweiz, Niederlande, Frankreich, Italien, USA: 2000; Dänemark, Deutschland: 1999; Österreich: 1998.

Quelle: OECD (2003a), S. 31; eigene Berechnungen.

träge, also zu Lasten der Ressortforschung verschoben (1990: 53.1% für F&E-Beiträge, 46.9% für Ressortforschung). Ferner liefert die Tabelle Auskünfte über die Empfänger der F&E-Beiträge. Der Hauptteil dieser Mittel wird vom Schwei-zerischen Nationalfonds (SNF) und den Fachhochschulen beansprucht (2002:

60.0%). Der Anteil der Hochschulen nahm seit 1992 von 8% auf 19% zu. Diese Zunahme reflektiert die Erweiterung der Kompetenzen des Bundes in diesem Bereich, die in den neunziger Jahren stattgefunden hat. Zwischen 1992 und 1998 nahm der Anteil der Ausgaben für den SNF von 45% auf 36% ab, anschliessend stieg er wiederum auf 41%. Ausländischen Institutionen (CERN, EU-Program-me etc.) fliessen zuletzt 27% der Mittel zu. Dieser Anteil blieb in den letzten acht Jahren annähernd konstant. Die Anteile der Beiträge an Kantone und Un-ternehmungen etc. blieben ebenfalls ungefähr konstant, allerdings auf niedrigem

Niveau. Beispielsweise betrugen die F&E-Mittel für Unternehmungen 1992 38.5 Mio. Fr. und nahmen bis 2002 auf 46.5 Mio. nominell zu.

Insgesamt lässt sich also folgende Entwicklung feststellen: Bei insgesamt abso-lut sinkenden Budgetmitteln wurden die Ausgaben für F&E-Beiträge auf Kosten der Ressortforschung stark erhöht (1990: 531.5 Mio. Fr.; 2002: 930.9 Mio. Fr.).

Bei sukzessiv höheren Auslandsverpflichtungen (EU-Programme etc.) fand in-nerhalb der F&E-Beiträge zunächst (Mitte der neunziger Jahre) eine Aufsto-ckung der Mittel für die Fachhochschulen auf Kosten der SNF-Beiträge statt.

Anschliessend wurde der Anteil der SNF-Mittel durch eine stärkere Umschich-tung zu Lasten der Ressortforschung ungefähr auf das frühere Niveau korrigiert.

Tabelle 3.6 liefert Informationen zur Aufteilung der F&E-Subventionen nach Unternehmensgrössenklassen im internationalen Vergleich. In der Schweiz wer-den die grösseren Unternehmungen (mehr als 250 Beschäftigte) weniger stark subventioniert als in den restlichen hier betrachteten Ländern. Fast die Hälfte der Subventionsmittel wurden 2001 von kleinen Firmen (weniger als 50 Beschäftig-te) beansprucht, weitere 27% gingen an mittelgrosse (50 bis 250 BeschäftigBeschäftig-te) und lediglich 25.4% gelangten an grössere Firmen. In Deutschland, Grossbritan-nien, Frankreich und in den USA wurden rund 90% der F&E-Subventionen von den grösseren Unternehmungen absorbiert.

Fazit: Die öffentliche F&E-Förderung ist in der Schweiz schwach und im Län-dervergleich am stärksten auf KMU (Firmen mit weniger als 250 Beschäftigten) ausgerichtet.