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4.2 Innovationsaktivitäten ausländischer Unternehmen in der Schweiz

4.2.3 Vergleich der Innovationsleistung von inländischen und

Um die Unterschiede bezüglich der Innovationsleistung zwischen den ausländi-schen und den inländiausländi-schen Unternehmungen statistisch adäquat beurteilen zu können, wurde die Methode der «Matching Pairs» verwendet.11 Sie erlaubt einen Vergleich der beiden Firmengruppen nach Abgleich einer Reihe von strukturel-len Merkmastrukturel-len, welche die Zugehörigkeit zur einen oder zur anderen Gruppe beeinflussen können (Kontinuität der F&E-Aktivitäten, Umsatzanteil der

11 Diese Methodik wird erst seit kurzer Zeit verwendet. In Heckman et al. (1999) findet sich eine Übersicht über die verschiedenen «Matching»-Ansätze.

te, Unternehmensalter, Unternehmensgrösse, Branchenzugehörigkeit, Standort-region usw.). Auf diese Weise werden strukturelle Differenzen der beiden Ver-gleichsgruppen «weggefiltert».

Die Ermittlung der «ähnlichen Paare» von ausländischen und inländischen Un-ternehmungen erfolgt nicht über den Vergleich für jedes einzelne relevante Merkmal, sondern über die Schätzung der «Wahrscheinlichkeit, dass sich eine

Tabelle 4.21: Probit-Schätzung zur Berechnung der «Propensities»

Abhängige Variable: Firma im ausländischen Besitz ja/nein Bestimmungsfaktoren Koeffizienten Standardfehler

Unternehmensalter 0.435 0.149 ***

F&E kontinuierlich ja/nein Exporte in % des Umsatzes:

Bis 33% -0.755 0.092 ***

Traditionelle Dienstleistungen 0.409 0.091 ***

Moderne Dienstleistungen 0.433 0.112 ***

Region:

Likelihood Ratio-Test 218.8***

%-concordance 72.20%

Referenzgruppen: Exportquote: 67-100%; Unternehmensgrösse: 5-19 Beschäftigte; Branchengruppe:

Bauwirtschaft; Region: Tessin; Fragebogensprache: Italienisch. ** bzw. ***: statistische Signifikanz beim Testniveau 5% bzw. 10%.

Unternehmung in ausländischem Besitz befindet» («Propensity»). Dadurch wer-den verschiewer-dene Merkmale in Form einer einzigen Zahl fassbar. Diese Wahr-scheinlichkeit wird mit Hilfe eines Probit-Modells geschätzt. Als Bestimmungs-faktoren der «Propensities» fungieren im Probit-Modell diejenigen Merkmale, die als relevant für die Zugehörigkeit zur Gruppe der ausländischen Firmen an-gesehen werden (soweit entsprechende Daten zur Verfügung stehen). Es sind dies: die Unternehmensgrösse (Anzahl Beschäftigte in Vollzeitäquivalenten), die Sektorzugehörigkeit (Hightech-, traditionelle Industrie, moderne und traditionel-le Diensttraditionel-leistungen),12 Region (sieben Grossregionen gemäss Bundesamt für Statistik), die Sprache des Fragebogens und drei weitere firmenspezifische Merkmale: Unternehmensalter (Firma gegründet vor 1996), Exporte als Um-satzanteil (bis 33%; 34-66%) und Kontinuität der F&E-Tätigkeit.

Die Ergebnisse der Probit-Schätzung finden sich in Tabelle 4.21. Die Zugehö-rigkeit zu den ausländischen Unternehmungen hängt positiv vom Firmenalter, der Intensität der Exporttätigkeit, der Firmengrösse und der Zugehörigkeit zu den Teilsektoren Hightech-Industrie, moderne und traditionelle Dienstleistungen (Handel!) ab.

Aufgrund der «Propensities» wird die Zuordnung von «Zwillingsfirmen», also das «Matching» vorgenommen. Dazu braucht man aber «Ähnlichkeitsmasse», die bestimmen, welcher Abstand zwischen den geschätzten «Propensity Scores»

als statistisch zulässig für die Zuordnung einer «Zwillingsfirma» angesehen werden kann. Die Beobachtungen werden gemäss ihren «Propensities» nach Quintilen in fünf «Adjustment Cells» eingeteilt, um eine gleichmässige Auftei-lung von ausländischen und inländischen Unternehmungen zu erreichen. Die

«Zwillingssuche» konzentriert sich ausschliesslich auf inländische mungen, die in der gleichen «Adjustment Cell» wie die ausländische Unterneh-mung enthalten sind. Im Rahmen dieser Studie verwenden wir eine bestimmte Zuordnungsmethode, die Methode des «Caliper»-Matching (siehe dazu Heck-man et al. 1998 und Donzé 2002). In diesem Fall wird eine maximal zulässige Distanz zwischen den «Propensity Scores» innerhalb einer «Adjustment Cell»

definiert.

12 Hightech-Industrie: Chemie, Kunststoffe, Maschinen-/Fahrzeugbau, Elektrotechnik, Elekt-ronik/Instrumente; traditionelle Industrie: Nahrungsmittel, Textil, Bekleidung, Holz, Pa-pier, Druck/Grafik, Steine/Erden, Metallerzeugung, -verarbeitung, Uhren, übrige Industrie;

moderne Dienstleistungen: Banken/Versicherungen, Informatik/F&E, unternehmensnahe Dienstleistungen; traditionelle Dienstleistungen: Gross-, Detailhandel, Gastgewerbe, Ver-kehr/Telekommunikation, Immobilien/Vermietung, persönliche Dienstleistungen.

Tabelle 4.22: Vergleich inländische/ausländische Unternehmen gemäss der

F&E-Ausgaben/Umsatz 0.022 0.028 0.029 0.001 ns Bedeutung der Die Variablen «Bedeutung der Innovationen: technisch» bzw. «ökonomisch» und «Bedeutung exter-nen Wissens: Universität/FH» bzw. «Patentschriften» werden auf einer fünfstufigen Likert-Skala ge-messen (1: «geringe» bzw. «keine Bedeutung»; 5: «sehr grosse Bedeutung»). ns: nicht signifikant

Die Resultate zeigen, dass die ausländischen Unternehmungen gemäss vier der insgesamt sieben Indikatoren (technische und ökonomische Bedeutung der In-novationen, Umsatzanteil neuer Produkte, Umsatzanteil von Weltneuheiten) ei-ne im Durchschnitt statistisch signifikant höhere Innovationsleistung aufweisen als die inländischen Firmen (siehe Tabelle 4.22). Bei zwei weiteren Indikatoren (F&E-Ausgaben/Umsatz und Umsatzanteil neuer bzw. erheblich verbesserter Produkte) ist zwar die durchschnittliche Leistung der ausländischen Firmen hö-her, aber die Differenz ist statistisch nicht signifikant. Auch bei zwei Indikatoren der «Wissenschaftsnähe» (Bedeutung der Hochschulen bzw. der Patentschriften als innovationsrelevante externe Wissensquellen) schneiden die ausländischen Firmen signifikant besser ab als die inländischen. Nur hinsichtlich der Patent-anmeldungen bleiben die ausländischen hinter den inländischen Unternehmen zurück; dieses Resultat widerspiegelt vermutlich die Tatsache, dass die Patente ausländischer Unternehmungen vielfach vom Hauptsitz aus angemeldet werden.

Fazit: Die Unternehmungen, die sich in der Schweiz niederlassen, sind über-durchschnittlich innovativ. Sie dürften deshalb den Standort Schweiz wählen, weil sie hier eine im internationalen Vergleich gute Forschungsinfrastruktur vor-finden.

4.2.4 Gesamteinschätzung

Ausländisch beherrschte Firmen weisen ein strukturell günstigeres Innova-tionsprofil auf als einheimische Unternehmen, konzentrieren sie sich doch auf technologisch besonders hochwertige Segmente der Schweizer Wirtschaft. Dar-über hinaus erbringen sie auch nach einer Bereinigung um strukturelle Differen-zen eine höhere Innovationsleistung und zeichnen sich durch eine grössere Nähe zu innovationsrelevanten Wissensquellen aus. Ausländische Firmen dürften des-halb den Standort Schweiz wählen, weil sie hier eine im internationalen Ver-gleich gute Forschungsinfrastruktur vorfinden. Die ausländischen Firmen tragen unmittelbar zur Qualität des Forschungsplatzes Schweiz bei und stärken diesen vermutlich auch indirekt, d.h. über Spillovers von Wissen zu einheimischen Un-ternehmen.

5 Gesamteinschätzung und wirtschaftspolitische Implikationen 5.1 Gesamteinschätzung

5.1.1 Würdigung des schweizerischen Nationalen Innovationssystems