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Entwicklung der Innovationsleistung des Standorts Schweiz im

Entwicklung seit 1990

Die Analyse im Abschnitt 3.5 basiert auf den Ergebnissen von fünf Unter-nehmensumfragen, welche die KOF seit 1990 im Auftrag des Bundes durchge-führt hat. Der Anteil von Firmen, die am Markt bzw. im Betrieb Innovationen (Produkt- bzw. Prozessneuerungen) einführten, nahm in der Industrie seit 1991/1993 kontinuierlich ab (Tabelle 3.40). Demgegenüber stabilisierte sich in jüngster Zeit – allerdings auf tiefem Niveau – der Anteil F&E-treibender und patentaktiver Firmen sowie der Anteil der Unternehmen, die Weltneuheiten lan-cierten. Im Dienstleistungssektor, der generell einen geringeren Anteil innovie-render Firmen aufweist, war die Entwicklung etwas günstiger.

Tabelle 3.40: Innovationsaktivitäten, Industrie 1988/1990 bis 2000/2002, in % aller Firmen

Firmen mit:

Innovationen F&E- Aktivitäten

Patent-aktivitäten

Welt- neuheiten

Industrie

1988/1990 81.0 70.0 17.5

1991/1993 84.1 81.6 31.6 23.5 1994/1996 78.0 68.5 34.0 30.3 1997/1999 70.6 49.3 13.0 16.6 2000/2002 65.9 49.2 11.3 16.9

Dienstleistungen

1994/1996 63.7

1997/1999 54.3 17.7 3.4 2000/2002 52.4 24.0 2.4

Neben der Innovationshäufigkeit spielt im Hinblick auf eine Beurteilung der Entwicklung der Innovationsperformance auch die Innovationsintensität in inno-vativen Unternehmen eine Rolle. Aufgrund diverser Indikatoren wie «Innova-tionsausgaben in Relation zum Umsatz», «technische» und «ökonomische Be-deutung» der realisierten Neuerungen sowie «Umsatzanteil innovativer Pro-dukte» erhalten wir folgendes Bild: In der Industrie war der Einsatz von Res-sourcen für die Innovationstätigkeit in der Periode 2000/2002 weit geringer als

4 Es werden hier die Ergebnisse der Innovationserhebung 2002 zusammengefasst (siehe Ar-vanitis et al. 2004a).

in den bisher besten Jahren 1991/1993. Gegenüber 1997/1999 nahmen zwar die Forschungsausgaben weiter ab; aber die stärker anwendungsorientierten Auf-wendungen (vor allem Konstruktion/Design, innovationsorientierte Folge-investitionen, im Prozessbereich auch Entwicklungsausgaben) wurden – jedoch von sehr tiefem Niveau aus – wieder etwas erhöht (vgl. auch Abschnitt 3.1.1).

Eine ähnliche Tendenz wie bei den anwendungsorientierten Aufwandkom-ponenten lässt sich auch für den technischen und ökonomischen Gehalt der rea-lisierten Neuerungen feststellen. Dagegen hielt der Rückgang des Umsatzanteils innovativer Produkte weiter an. Die im Vergleich zum Ressourceneinsatz güns-tigere Entwicklung der ergebnisorientierten Indikatoren deutet – besonders aus-geprägt, wenn die gesamte Analyseperiode 1991/1993 bis 2000/2002 betrachtet wird – auf eine Steigerung der «Produktivität» des innovationsorientierten Mit-teleinsatzes hin. Möglicherweise hängt dies mit der Verschiebung der Innovati-onsaufwendungen in Richtung stärkerer Anwendungsorientierung zusammen, was längerfristig gesehen nicht unproblematisch sein könnte. Die Entwicklung derInnovationsaktivitäten im Dienstleistungssektor zeigt ein ähnliches Muster wie diejenige in der Industrie.

Kombiniert man die Informationen zur Entwicklung des Anteils von Firmen mit spezifischen Innovationsaktivitäten (innovierende, F&E-treibende und patent-aktive Firmen sowie Unternehmen, die Weltneuheiten einführten) mit Daten zur Veränderung der Innovationsintensität, gelangt man zu folgender Einschätzung:

In der Industrie trat zwischen der günstigsten Periode 1991/1993 und 1997/1999 eine markante Verschlechterung der Innovationsleistung ein. Seither scheint sich die Performance auf tiefem Niveau mehr oder weniger stabilisiert zu haben.

Ähnliches – wenn auch wegen der kurzen Beobachtungsperiode weniger gut ab-gesichert – gilt für den Dienstleistungssektor.

Internationaler Vergleich der Innovationsaktivitäten

Für das internationale «Benchmarking» der Innovationsleistung stehen nur An-gaben für die europäischen Länder (ohne Grossbritannien) zur Verfügung; denn nur in der EU werden Innovationserhebungen durchgeführt, die mit unserer Um-frage vergleichbar sind («Community Innovation Survey»).

In Tabelle 3.41 findet sich ein internationaler Vergleich der Innovationsleistung, der sich im Fall der EU-Länder auf Angaben für 1998/2000, für die Schweiz auf 2000/2002 bezieht. Die in der Grafik dargestellte Gesamteinschätzung beruht auf dem Durchschnitt der Ränge, die ein Land bei fünf Innovationsindikatoren erreichte (zur Auswahl der Indikatoren siehe die Anmerkung zu Tabelle 3.41).

Die Indikatoren erfassen alle Phasen des Innovationsprozesses (input-, output- und marktorientierte Messgrössen). Aus der Tabelle geht hervor, dass die Schweiz, gefolgt von Schweden, Finnland und Deutschland, den ersten Rang einnimmt (niedrigster Rangdurchschnitt); die nächstplazierten Länder liegen be-reits recht deutlich zurück. Eine nach Indikatoren desaggregierte Betrachtung (siehe Arvanitis et al. 2004b, Grafik 3) zeigt, dass die Schweiz, gefolgt von Deutschland, den höchsten Anteil innovierender Unternehmen aufweist, woge-gen Schweden und Finnland mässige Werte aufweisen. Die auf den Umsatz be-zogenen Innovationsausgaben sind in Schweden, gefolgt von der Schweiz, am höchsten; in dieser Hinsicht liegen Deutschland und Finnland um Einiges zu-rück. Beim Umsatzanteil innovativer Produkte verzeichnen Finnland und Deutschland einen deutlichen Vorsprung auf eine Gruppe von fünf Ländern, zu der – wenn auch als letztes – auch die Schweiz zählt.

Die Schweiz liegt nicht nur insgesamt, sondern auch in der Industrie und – noch ausgeprägter – im Dienstleistungssektor auf Rang 1. In beiden Bereichen ist die-se Spitzenstellung branchenmässig breit abgestützt.

Tabelle 3.41: Durchschnittlicher Rang aus fünf ausgewählten Innovationsin-dikatoren

Länder Durchschnittlicher Rang

Spanien 12.6 Norwegen 12.4 Luxemburg 11.8 Griechenland 11.3 Italien 11.0 Dänemark 10.6 Niederlande 10.4 Österreich 9.4 Portugal 9.0 Island 7.6 Frankreich 6.8 Belgien 6.0

Deutschland 4.6

Finnland 4.4 Schweden 3.8 Schweiz 2000-02 3.4

Der durchschnittliche Rang wurde aus den Rängen der einzelnen Länder bei den Innovationsindika-toren «Anteil InnovaInnovationsindika-toren», «Innovationsausgaben in % des Umsatzes», «Anteil F&E-Treibende»,

«F&E-Ausgaben in % des Umsatzes», «Umsatzanteil innovativer Produkte (alle Firmen)» gebildet (arithmetisches Mittel).

Quelle (Vergleichswerte): Eurostat, NewCronos; http://europa.eu.int/newcronos/. Bezugsperiode:

1998-2000 (Ausnahme Schweiz: 2000-2002)

Hervorzuheben ist zudem, dass die Schweiz bei den KMU im internationalen Vergleich ganz besonders gut abschneidet (siehe dazu Tabelle 3.42). Für den internationalen Vergleich berechnen wir zuerst für jede Grössenklasse und für jeden Indikator den Rang eines Landes. Anschliessend wird je Land und Grös-senklasse das arithmetische Mittel der Ränge berechnet, die für die fünf Indika-toren ermittelt wurden. Im letzten Schritt wird auf der Basis dieser Rangziffer je Grössenklasse eine Rangliste der Länder erstellt. Dieses summarische Verfahren

Tabelle 3.42: Innovationsindikatoren im internationalen Vergleich nach Grös-senklassen

Deutschland 10-49 Besch. 56.8 2.0 48.1 0.8 14.7

50-249 Besch. 73.7 1.5 55.2 0.5 24.0

Quelle: Eurostat, NewCronos; Referenzperiode: 1998-2000 (Schweiz: 2000-2002).

liefert folgende Resultate: Die Schweiz belegt in allen drei Grössenklassen Rang 1, bei den Grossunternehmen zusammen mit Finnland. Der Vorsprung gemäss der durchschnittlichen Rangziffer ist bei den mittelgrossen Firmen noch grösser als bei den kleinen.

Ein Blick auf die Resultate für die einzelnen Indikatoren zeigt jedoch durchaus grössenspezifische Unterschiede. So steht die Schweiz bei den Grossunter-nehmen im Vergleich zu den andern Ländern gemäss drei der fünf Indikatoren schlechter da als bei kleinen und mittelgrossen Firmen (Anteil Innovatoren, An-teil F&E-Treibende, UmsatzanAn-teil innovativer Produkte), bei den andern beiden Indikatoren (Innovations- sowie F&E-Ausgaben als Umsatzanteil) gibt es keine grössenspezifischen Rangdifferenzen. Die Unterschiede zwischen den kleinen und den mittelgrossen Firmen hinsichtlich des internationalen Rankings sind dagegen nur gering. Insgesamt beruht also die Spitzenleistung der Schweiz in besonderem Mass auf den KMU (vgl. dazu auch die Angaben zur F&E-Intensität in Tabelle 3.1).

Im Laufe der neunziger Jahre hat sich die relative Innovationsposition der Schweiz im internationalen Vergleich verschlechtert. Der erste Gesamtrang konnte aber gehalten werden, was primär der hohen Innovationskraft im Dienst-leistungssektor zu verdanken ist. In der Industrie dagegen ging gemäss allen In-dikatoren Terrain verloren. Dennoch war auch in diesem Sektor der Anteil inno-vierender Firmen am Ende des Vergleichszeitraums in keinem Land so hoch wie in der Schweiz; der beträchtliche Vorsprung auf die nächstfolgenden Länder, den die Schweiz vor zehn Jahren noch aufgewiesen hatte, ging aber weitgehend verloren. Bei anderen Indikatoren schlug sich die rückläufige Performance in der Industrie auch rangmässig nieder; aber die Schweiz gehört auch da noch immer zur Spitzengruppe.

3.6 Innovationshemmnisse als Standortnachteile 5