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der Völker macheu, so wie sie selbst in ihrem gesellschaftlichen

Im Dokument Das Inland Eine Wochenschrift (Seite 125-129)

(Schluß.)

Viel anders als die mumienartige todte Heide verhält sich gegen den erscheinenden Lenz der W a l d ! aber anders freilich der Nadelwald als der Laubwald, welcher eigentlich allein die volle Schönheit des Waldes zeigt, wie überhaupt, so auch im ersten Frühlingserwachen. I m Nadelwald sehen wir Zwar nicht das Sterben, aber auch nicht das lenzliche Aufleben.

Aus dem lieblichen Schmuck der Laubhölzer ist an den Na?

delbäumen fast eine W a f f e geworden iu den spitzen Nadeln, welche ohne Empfindung des Lichtes und Lebens zu sein scheinen. Alle Jahreszeiten gehen an ihnen vorüber, und wenn sie nach Jahren oder einem Iahrzehent unbemerkt abfallen, so sind schon, fast eben so unbemerkt, längst andere hervorge-, sprungen, welche sie ersetzen. Eben so einfach ist die Architec-.tur des ganzen Baumes, selbst die Umgebung. Einförmig erheben sich'die geraden Linien der Stämme, in regelmäßigen Winkeln baut sich e i n Stockwerk von Aesteu über das andere;

der ganze Umriß ist scharf, wandartig starr, nur spärlich unter-brechen Blumen de» Moosteppich, während in Laubhainen gerade die liebste Heimath und Geburtsstätte der Frühlings-blumen ist. Aber daß sie allein fortgrüuen in der winterlichen Oede, ist doch ein Vorzug, der viele Mängel aufwiegt,^ und «sie, verbürgen," wie Humboldt schön und treffend sagt, „dem Nord-länder, daß das innere Leben der Pflanzen gleich dem prome»

theischen Feuer auf unserm Planeten nie erlischt." — Es steht, ihnen auch w o h l an ihr erustalterthümliches Ansehen statt des jugendfrischen der Laubhölzer, denn mahnen sie uns nicht an eine ferne'Vorzeit unserer Erde, wo diese, noch unbetre-ten von dem Fuße des noch nicht erschaffenen Menschen, sich fast ganz in ein Gewand nadeltragender Mälder hüllte, deren Riesengräber zum großen Theil die Steinkohlenlager sind? — Und wohl paßt zu ihren ernsten Physiognomien der Schmuck ellenlanger Barte, den die graue Bartflechte ihnen giebt!

I n dem L a u b w a l d hat die Pflanzenwelt die ganz«

Fülle ihrer Kräfte und Reize offenbart. Hier ist überall ein luftig heiterer Baumwuchs statt des düster unbewegten des

Nadelwaldes. Wie schön ist es, wenn der warme Lenzhauch die starren Bäume rührt, und sie nun aus dem Schlafe erwa»

chen und den Schnee wie ein drückendes Gewand von den Schultern werfen, und von neuem emporstreben zum Licht!

— Die zierlichste Waldform fehlt unserem Klima freilich schon, der herrliche Buchenwald,'aber im Frühling hat jedes Laubholz seine Reize. Wie schmückt sich zuerst die Erle und der Hasel-strauch mit ihren wie zierliche Locken herabhängenden Kätzchen, wie festlich stehen die Weiden da im Schmuck ihrer gelben Blüthen, wie herzerquickend zieht sich um die Birken «in son-nig grüner Nebel, wie golden schimmern tausend Knospen an den schwarzzackigen Zweigen der Eiche! Und dazu noch das bunte Gemisch des Unterholzes, welches scheu den stolzen Nadel-wald meidet, aber zutraulich sich an und in das lustige Laub-Holz hinzieht, — und die geschäftig überall hervordringenden Kräuter, welche den Fuß der Stämme und die Lichtungen zwischen ihnen überziehen, durchzogen von der reichen Stickerei bunter Frühlingsblumen, weißen und gelben Anemonen, zierli-chen Milchsteruzierli-chen, röthlichem Lerzierli-chensporn, blauen Veilzierli-chen und Leberblumen. O , der hat wohl, — um ein anderes Wort des vorhin schon angeführten alten Horaz zu gebrauchen —

„'rokur et »es triplox «ire» pectu8," der „zi'eois o c u l i s "

dieses Auferstehungsftst der Natur an sich kann vorüber gehen lassen."'' ' ' " ' ' ^"" '" "'

Nieder anders endlich berührt die W i e s e unser Gemüth.

Sie bildet, wie Masius in seinen ^Naturstudien sagt, die ruhige, heitere Mitte zwischen der iu sich gesunkenen Schwermuth der Heide und dem kühnen Emporstreben, des Waldes. Wenn i m Walde der Grundtou unsrer Früh'.ingsfreude Lust und Jubel ,'st, so ist das Gefühl, welches die grünende Grasfiur m uns weckt, vielmehr ein-inniges, ruhig freudiges, anheimelndes.

Darum wendet sich auch das Auge von Berg und Wald gern auch wieder auf das ruhig ausgebreitete, freie Gelände, und ohne Wiese ^können wir uns keine Landschaft denkend Es ist aber nicht die Bodenbildung, welche besonders der Wiese ihren Meiz für Auge und Gemüth giebt, sondern vielmehr die beklei-dende Vegetativ. Diese wird hauptsächlich durch die Gräser dargestellt, welche die Erde erst zu einer gedeihlichen Wohustätte

der Völker macheu, so wie sie selbst in ihrem gesellschaftlichen

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Zusammenleben bei uns ein Sinnbild des Gemeinlebens der Völker sind. Ueberall sind ihre Geschlechter über die. C r d ^ verbreitet, in der größten I n d i v i d u e n z a h l und in unserem Klima auch in dem verhältnißmäßig größten

Nach dem Aequator zu werden zwar die Arten

prächtiger, selbst baumartig, aber, ihre Rolle ist eine anse«

als b « uns; es fehlt das vertraute, gesellige Auftreten, und es tritt mehr die Individualität als selbst bedeutend hervor.

Der Eindruck, welchen die'Grasfiur macht, liegt theils in dem sinnlich wohlthuendeu G r ü n , theils in der Form der Pflanze.

D a s Gras mit seinen zarten, einfachen, unvollkommenen For-men hat sich noch nicht abgelöst vom Boden, da ist keine Krone auf ausgebildetem Stamme, kein deckendes Laub und Gezweig, selbst die Blüthe ist unscheinlich, die Pflanze liegt gleichsam noch als Säugling an der nährenden Mutterbrust der Erde. S o hat die Wiese zu allen Zeiten des Jahres schon etwas Jugendliches, und sicherlich wird ihre Schönheit auch nur von einem Kinde so recht gen offen. Trotz der überaus großen Mannichfaltigkeit tragen doch alle Gräser denselben H a u p t t y p u s , .der. sie ^zur Bildung des ruhigen, gleichen, das Auge, erquickenden Wieseuteppichs vorzüglich eignet. Die ganze Pflanze, ist nichts als, Halm und B l a t t , leicht und schlank gebaut, jedem Hauche biegsam erheben sie sich meist gleich hoch und 'gleich dicht über den Boden, B l a t t an B l a t t drängt sich in.unabsehbarer F ü l l e , und über Alles ergießt sich das eine,

« i n e , freudige Grün. O dies thauige Niesengrün! welches andere käme ihm gleich an Frische und M i l d e ! Nach ihm sehnt sich das Herz des Nordländers mitten in der Fülle einer über-reichen tropischen Vegetation. — Die Wissenschaft lehrt, daß im Grün die Gegensätze der Farben zu ruhigem Gleichgewichte verschmelzen. A u f dem Sammetteppich der Wiese muß jedes Auge diesen besänftigenden, erquickenden Gindruck erfahren, vor Allem ein solches, das einen großen Theil des Tages nur

»Schwarz auf Weiß" zu sehen angewiesen ist. Das Gras legt sich 'wie ein leichtes, jeder Form sich anschmiegendes Tewand über die Erde und deckt das „todte Irdische." W o Gräser sprossen und Wiesen sich ausdehnen, da ruft allent-halben den Menschen eine Heimathsiimme an. Ueber Gräber und Schlachtfelder, über Trümmer und Brandstätten zieht das Gras die versöhnende Decke, und schön und ^vahr sagt das Sprichwort: „ e s ist Gras darüber gewachsen." Wenn nach trüben Wintcrtagen der Sonnenstrahl wärmer herabdringt, da ist es die Wiese, der grasumsäumte Fußpfad, der feuchte Rasen,, welcher die ersten grünen Halmspitzen zeigt und dem ' harrenden,, und hoffenden Menschen den endlichen Sieg des Lichtes verkündigt. Die höher steigende Sonne schmückt das Grün der Wiese mit mannichfaltigen Blumen. I n Deutschland erscheinen zuerst die weißen, welche in unserem kürzeren Früh-ling meist wegfallen, dann erscheint das Gelb — Nanunkeln, Löwenzahn, Dotterblume — , endlich das R o t h — der Sauer-ampfer, die Lichtnelke, das Blutauge und der Klee, die alte deutsche Volksliederblume mit dem bedeutungsvollen Dreiblatt, und durch dies bunte Gemisch ziehen sich die glänzend weißen Streifen, des Steinbrechs. Und über dem Allen das frohe Thierleben — die jubelnden Lerchen, die summenden Bienen, die umhergllukelnden bunten Schmetterlinge! — Wer möchte bei diesem Bilde ftohen Stilllebens hinter der Lerche zurück bleiben? - —

W i r haben in dem Bisherigen zweierlei Frühling besprochen, aber damit ist der Reichthum dir Frühlingslust noch nicht zu Ende. W i r haben noch einen dritten Frühling. Wenn wir den erstell' als den des Astronomen bezeichnen können und den zweiten als Ten des Naturfreundes, so ist dieser dritte Frühling besonders der des D i c h t e r s . Dieser dritte Frühling beginnt eben so wenig wie der zweite an einem bestimmten Kalender-tage, es ist die schöne Zeit der Obstbaumblüthe,' die fröhliche Pfingstzeit, der liebliche M a l , der „ W o n n e m o n d . " O f t zwar heißt diese Zeit in Dichtungen und Sprüchen der S o m m e r im Gegensatz zum W i n t e r , den er besiegt, aber offenbar ist nicht die heiße Jahreszeit selbst gemeint, die Zeit der Kornernte, sondern der Sieger des Winters ist eben der Frühling, und oft genug wird die Pfingst- oder Maienzeit selbst ausdrücklich genannt. S o heißt es in 2 Liedern aus dem X V . Jahrhundert:

Der W i n t e r hat mit ft/ner Kalt' Uns Freuden viel zerstöret;

'Alles, 6as wav wohl bestellt, Das hat er uns erfröret.

Die Btümlein und den grünen Klee, Röslein, Viol und Lilien,

Die machet fallen der kalte Schnee.

Er will sie ganz vertilgen.

Er zwinget uns die Vogeleln, Die in dem Wald erklingen, Daß sie nicht mögen froh gesein, Man hört sie^sllten singen.

Des M a i e n Zeit Uns wieder geit.

Was uns der Winter nahm.

Die Vbglein singen wlederstrelt

Gar wohlgcmuth ihr Mitten in dem Gehege.

Wie den anderen Völkern ein entsprechendes W o r t und damit der Begriff für das deutsche „ W o n n e " fehlt, so hat auch keins einen »Wonnemond" und keins einen solchen Früh-lingssinn wie das deutsche. Kein Volk ist reicher an Liedern, welche die Wonne des Frühlings besingen, keins weiß die Lust, welche die Wiederkehr der besseren Jahreszeit dem Menschen bereitet, einfacher, sinniger und gemüthlicher zu schildern als das deutsche. Die «lustige Frühlingszeit" spielt bis auf den heutigen Tag eine große Rolle in den Volksliedern.

S e i t den ältesten Zeiten ist das Wiedererwachen der Natur von den germanischen Völkern gefeiert worden und Vieles von den, alten Gebräuchen hat sich noch im Volke erhalten. M a n uannte solche Festlichkeit ..die Zelt empfangen." — Als Früh?

lingsherolde stehen auch die Zugvögel zum Nheil in hoher Ach-tung. Schwalbe und Storch gelten in allen germanischen Ländern für geheiligte, unverletzliche Thicre. Das schwedische Landvolk bewillkommt die erste Schwalbe mit dreimaligem I u >

belruf. Noch im vorigen Jahrhundert waren die Thürmer in manchen deutschen Städten angewiesen, den ersten Storch anzublasen, und erhielten dafür einen Ehrentuunk aus dem Rathskeller.

Die Gebräuche und Lieder, mit welchen man in Deutsch-land den Frühling empfängt, sind und waren sehr verschieden,

»ben so die Z e i t , wobei wohl theils K l i m a , theils alte Ueber-lieferung einwirken*). I n einigen Gegenden am Rhein und M a i n wird schon zu Lätare — vorzugsweise der Sommertag

*) Vgl. über die nachfolgenden D a t a . I . Grimm's deutsche Mythologie.

genannt — der Frühling angekündigt, also schon um die Zeit des astronomischen Frühllngseiutritts, anderswo ist es der- erste M a i , welcher gefeiert wird, noch anderswo die Pfingstzeit.

A m Mittelrhcin führen ein vermummter Sommer und W i n t e r , jener in Epheu oder Cinngrün, dieser in S t r o h oder Moos gekleidet, einen Kampf auf. Der Winter wird endlich niedergeworfen, feine Hülle abgerissen und zerstreut, und ein sommerlicher Kranz oder Zweig umhergetragen, wobei man singt:

T r a r i r a , der Sommer der ist da;

W i r wollen hinaus in Garten, Und wollen des Sommers warten.

Wir wollen hinter.die Hecken, W i r wollen den Sommer Wicken.

Der Winter hat's verloren^

Der Winter liegt gefangen.

Und wer nicht dazukommt, D m schlagen wir mit, Staugen.

Anderswo ziehen Knaben aus mit weiß geschälten Stäben, und dem besiegten Winter werden scheinbar die Augen ausgestochen, und das dazu gesungene Lied spricht dies aus. Weiter vom Rhein abwärts nach Franken zu -tritt.dcr, Tod.,an-die: Stelle

des W i n t e r s , und man singt:

Stab aus, Stab aus,

Stecht dem T o d die Augen aus.

Wir haben den T o d hinausgetricben, Den lieben S o m m e r bringen wir wieder, Den S o m m e r und den M a i e n

M i t Blümlein mancherleien.

Hierbei spielen gewiß uralte Vorstellungen aus der Heideuzeit herein, denn in manchen Gegenden fällt die. Beziehung auf den Sommer weg, es wurde nur der T o d , als Puppe von S t r o h oder Holz, umhergetragcn und dann in's Waffer geworfen oder verbrannt. I n Schlesien wurde häufig ein bloßer Tannenbaum, mit Strohseilen gefesselt, umhergeschleppt.

Die scandinavischen Länder hatten als Frühlingsfeier den M a i r i t t , an welchem nicht selten auch Adel und König sich betheiligten. Aber auch das Kampfspiel zwischen Sommer und Winter war ihnen bekannt, so wie ja schon in der altnordischen Mythologie der Streit des Gottes Thor gegen die Niesen, wel-che ihm den Hammer entwanden, einen solwel-chen S i n n hat.

Dlaus Magnus in seiner Geschichte der mitteruächiigen Völker erzählt: " D i e Schweden und Gothen haben einen Brauch, daß in den Städten die Obrigkeit den eisten Tag Maiens zwei Ge-schwader Reiter von starken jungen Gesellen und Männern ver-sammeln läßt, nicht anders, als wollte man zu einer gewaltigen Schlacht ziehen. Das eine Geschwader hat einen Rittmeister, welcher unter dem Namen des W i n t e r s ' m i t viel Pelzen und gefütterten Kleidern angethau und mit einem Winterspieß,.be<

wappnet ist; der reitet hoffärtiglich hin und wieder, und Mllchr sich ganz unnütz. Hiergegen hat das. andere Geschwader auch einen Rittmeister, den heißt man d e n V l u m e n g r a f e n , der ist mit grünem Gezweig, Laub und Blumen bekleidet, auch mit anderen Sommerkleidern angethan und riechi, fast wehrhaft;

reitet mit sammt dem Winterhauptmaun in die Stadt ein, doch ei» Jeder an seinem besonderen O r t , halten alsdann ein öffent-lich'Stechen und Turnier, in welchem der Sommer den Winter überM'ndK und zu Vodey rennt. .Her Winter und ,sem <Ge-folge werf«» um sich,mit Asche.und Funken, das sommeckche Gefolge wehrt sich mit Virkenmaien uud ausgeschlagenen Lin-denruthen; endlich-.wird ,dem Sommer 'von-Hcm'Umstehenden Volk der Sieg zugesprochen."

I n Dänemark begann am Walpurgistag deri M ' a i r i i t t . Der M a i g r a f zog blumeubekr.änzt unter mächtigem Gestit durch Straßen und Dörfer, uud Tanz und Gastmahl folgten.

Man nannte dies „den Sommer in's Land reiten." -— Es wurden dazu Lieder gesungen, alle Jungfrauen bildeten einen Kreis um den Maigrafen, und dieser wählte, sich eint darunter zur M a j i n d e , indem er ihr einen der beiden Kränze, nur denen er geziert war, zuwarf.

Das Maireiten und die Maigrafen »varen auch in Nieber-deutschland althergebracht. I n Hildesheim

Brauch bis in's X V l l l . Jahrhundert hinein. Sobald der Mai-greoe gegen Pfingsten erwählt war, hatten Bauern aus 7 Dörfern den Maiwagen zu hauen. Ein feierlicher Kug aus der Stadt holte den Wagen ab, welcher mit 60—7.0 Bund Maien belade» war; Bürgermeister und Rath empfingen den Mäikran; und übergaben ihn dem Maigreve, welcher seinerseits die Bauern zu bewirf», Hatte. M i t den.vertheilten .Maien wurden Häuser, (Kirchen nnd Kirchthzirme.geschmückt.. Von einem Kampf war hierbei nicht mehr die Rede, sondern es wurde nur der Sommer eingeholt. - I m Braunschweigischen schmückt man Häuser und Ställi mit Virken, und' .der P f f n g s t k ö n i g , ein mit Blumen und. bunten Bandern gezier-ter Knabe^durchzieht Dorf oder Flecken und, empfängt Gaben.

— I n Holstein werden zu Aufange Mai's' ein Bursche und ein Mädchen mit Laub und Blumen bekränzt und untzrMusik in ein Wirthshaus geleitet, wo/ dann getanzt uud gezechrwirdj sie heißen M a i g r e v e und M k i g r ö n ^ d. d. Maigräfin.'-—

I n Schwaben gehen mit SoNnenäufgang.'Hinder'MltiHweigen und Bändern geschmückt in den Wald; ihr' Führer"isil'ter M a i k ö u i g , welcher sich, eine Maiköuigin wählen'darf.'—

Auch nach England nahmen die Sachsen ihre Frühlingsfeier mit, wo die m^knZZ oder KI»? games (Maispiele) bis'in's X V l l . Jahrhundert allgemein gebräuchlich waren, und sichste'll-weise ohne Zweifel noch jetzt erhalten haben. Am ersten Mai-tag zog die ganze Jugend, groß und klein, bald nach Mitter-nacht unter Musik in einen nahen Wald, wo sie.Aestevon den Bäumen brachen, und diese mit Sträußen und Kränzen schmückten. Danu kehrten sie heim, uud pflanzten,-bei Sonnenaufgang diese Maibüsche in Thüren und Fenster der Häuser. Vor Allem aber brachten sie aus dem Wald' einen großen Maieubaum, m^polo genannt, ^ welchen,^tt oder ^ N Joch-Ochsen zogen, jeder M't >.einem.s,Klume«strssußz'-zwM/n den Hörnern geziert. Dieser Baum wurde im l Dürfe aufge-richtet, und man tanzte um ihn. Den Vorsitz über das ganze .Fest Wrte ein eigens erwählter I.or<1 o l tne M g ? , dem Noch, eine I . » ^ , °c ll.o »IZ?, beigegeben, war. Auch hier.war

;also keim Kampf .mehr mit dem Winter» aber, d.er,Mg?pqle/,jst ganz der nicderfächsische Maiwagen .und der I.or6 M der Maigraf, von henen oben die Rede war. '

W«> verhält es-sich .nun bei uns.mit s

M g , mit der Klima unseres Löndchens läßt.uns die gleichen Ftuhlingserschemungen etwa, einen Monat'später erleben als 1n^Mderd'eutschlmch, lEüddWmark oder England,, daher .würde^iue.Ieier dch ersien .Mai!s-'"l dortigep Weise ujcht recht .passen-' Unser>,Wai,D kein rechter W o nilemouat. I m Laufte des-Maimonat^kommt bei uns oft nur erst der zweite Frühling zur Erscheinung und ich habe schon erlebt, daß in.der,Nycht des ^fröhliMn

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Psingstfestes" selbst m Mitau sogar das Laub der Roßkastanie

«fror. Den entschiedenen Sieg über den Winter, den Dich-terfiühling, bringt uns erst der Juni.*) — «So'ist denn nur ') Ohne Zweifel mit Beziehung auf diesen klimatischen Unter«

schied, hat schon Flemming seine, die niederdeutsche M a i grafschaft yarobirende «Livländische Schnee grafin" (Reval 1636) gedichtet, worin eine Winterlustfahrt beschrieben wird. „Und für den Hör»

nung dient ein guter Februar", heißt es dort V. 4., so wie für den deutschen Wonnemond uns ein guter M a i dient.

das Zieren der Häuser mit Maien am Psiugstsonntag uns geblieben, und wenn wir auch, wie vielfach freilich in Deutsch-land selbst, für sonstigen Mummenschanz und thörichte Lieder zu altklug und wohlgezogen sind, so wollen wir uns doch freuen, daß dergleichen bei unseren Stammesgenossen nicht ganz ausgestorben ist, und von Herzen wünschen: Gott erhalte dem deutschen Volke seine 'Lieder und was es noch von alter

Sitte bewahrt hat! —

Korrespondenz.

L i v l a n d.

N i g a . Louis K ü h n hielt am 14. im Schwarzh.-Saal

«ine dramatisch-humoristische Morgen-Unterhaltung. — Zum M a i wird die berühmte Sängerin, Frau Bürde-Neu hierher erwartet; bekanntlich räumt sie dem dramatischen Elemente im Vortrage eine größere Bedeutung ein, als dem concertiren-ten (s. R. Z. 80). Gin junger Riqenser, Nicolai v. W i l m , hat neuerdings ein 4. Streichquartett, v l l u r , componirt, 5a« sehr gelobt wird; Wilm ist zugleich Dichter und hat, nächst einer ziemlichen. Anzahl fremder Poesien, auch eigene componirt. — Das Dampfbot „Omnibus" machte an den Osterfeiertagen seine ersten Fahrten zwischen hier und Dubbeln.

— Die Firma Carl Block hat in der Kalkstr. ein Commis-sions-Geschäft für das Inland eröffnet und Hrn. Carl Simon die Procura ertheilt.

N i g a . Auch die'dänische Regierung hat am ^ . Apr.

die Einfuhr von Hornvieh, nebst Häuten, Klauen und Hörnern derselben, aus Rufsischen Ostseehäfen verboten.

Aus Latw. Aw. Nr. 14 erfahren wir, daß die Adselsche Gemeinde den Missionär Baierlein in Nord-Amerika mit einer Liebesgabe von 26 R. S . unterstützt hat.

V o l d e r a a . Am 3. wurde das Fahrwasser in der Düna gemessen und bezeichnet, bemerkenswerthe Veränderungen haben, nicht stattgefunden; die Bagger nahmen am 4 . ihre Station im Seegatt ein.

B o l d e r a a . Am 6. Abends langte das erste Schiff, die dän. Jacht „Neptuni Wän", Capt. Erichsen, mit Früchten beladen, hier an. Bei Domesnäs soll noch viel Eis liegen.

D o r p a t . War die stille Woche warm und frühlmg-ahnend, so war die letztvergangene Osterwoche, was die Witte-rung anlangt, rauh und kalt, »ahrhaft winterlich, und brachte Manchem, der den alten Spruch ..Wer seineu Pelz ablegt vor Himmelfahrt, der ist kein Mensch nach unsrer A r t " ver-gessen, Katarrh und Rheumatismus. — Ce. Durchlaucht der Herr General-Gouverneur langte, von Ct. Petersburg kom-mend, am IN. Vorm. hier on, empfing sofort die Beamten .der Stadt und des Landes, die seiner Ankunft geharrt hatten, besichtigte das Ceutralhospital, die Gefängnisse und Kasernen, und verließ uns schon am Abend. — An dems. Tage geleitete

»ine große Cchaar von Leidtragenden die irdische Hülle des vielvcrdienten Kaufm. Eckert*) auf den Friedhof, er war ein braver Mann, von gemeinnützigster Gesinnung und bei allen Verdiensten und Kenntnissen, die ihn über die bei uns gewöhn-liche Art seines ursprünggewöhn-lichen Standes erhoben, musterhaft an.

fpruchlos. — Von dem bereits oft besprochenen Kallewiden-Evos der Esten ist am 10. die l . Lieferung erschienen, eine deutsche Vorrede des Herausgebers, eine Einleitung „zum Ner-ständniß" und 3 Gesänge des von Kreutzwald mit außeror, deutlichem Fleiße, wie mit trefflichem Geschick zusammengestell-ten Textes und der sehr gelungenen deutschen Uedersetzung von C. Reiuthal enthaltend. Die estnische Gesellschaft schmeichelt sich damit, daß: diese, litterärische Erscheinung von allen

Freun-^ «?. s ' b ' . " Fcllin d. 5. Juni 1792, hat auch in St. Plteribura und Mltau «,ne Zeitlang sich aufgehalten. ^ ^ »

den des Vaterlandes mit Dank aufgenommen' werde, und wünscht eine 2. Lieferung bald nachfolgen zu lassen; um aber diesen Wunsch ausführen zu können, hat sie ihren Secretär, den v r . Schultz, Kreisarzt in Dorpat, mit dem directen Verkauf des Buches beauftragt*). — Am 9. April gab die Sängerin Frl. Marie Tallevaux im Hörsaale ein Concert, in welchem sie für ihre klangvolle, noch frische und umfangreiche Stimme, wie für ihre liebliche Erscheinung in» Allgemeinen, reichen Bei-fall erntete. — Außer den früher genannten Professoren beab-sichtigen auch Prof. Vr. Minding und Prof. Dr. A . v. Oet»

tingen' einen Theil des bevorstehenden Sommers zu wissen-schaftlichen Reisen im Ausland« zu verwenden. Hr. Prof. e. o.

und Prosector Dr. Neißner ist als ordentl. Prof. der Anato-mie bestätigt worden.

P e r n a u , 3. April. Am 30. März, Mittags, begann ein Theil der Eisdecke unseres Peruaufiusses bei dem Gute Ra-wassar sich zu lösen und schob sich unter das noch stehende Eis.

Abends 9 U. dess. Tages gerieth auch das Eis des kleinen oder Saukschen Flusses in Bewegung und trieb mit dem be-reits gelösten Eise des großen Flusses der Mündung zu. Am 31., Nachm. 2 U., waren beide Ströme bei niedrigem Wasser-stande vom Eise befreit und die nur zeitweilig unterbrochene Communicatwu hergestellt. Bis zur Vauk ist jetzt freies Was-ser und hat sich bei der stattgehabten Soudiruug ergeben, daß das Fahrwasser weder seine Richtung, noch seine Tiefe ver-ändert hat.

K u r l a n d .

I n der Gemeinde der Kronsbesitzlichkeit Schrunden (von 140 Wirthen) bestand schon seit lauger Zeit eine gute Ge-meindeschule; im Sommer 1856 wurde der Grmldstem zu einem neuen Hause für dieselbe gelegt und solches am 19. Jan.

18ü? vom Past. lnei Grot eingeweiht. Der Schulmeister ist in Irmelau gebildet und heißt Ernst Vuhmert.

Am 1. Advent 1856 wurde in der Kirche zu P a m p e l n, zu Groß »Essern gehörig, eine von Hermann in Libau gebaute Orgel eingeweiht, sie ist die 75. seiner Werkstätte.

Durch ein am 1 l . Febr. d. I . Allerhöchst best. Gutach-ten des Kriegs - Conseils ist das Bauwesen des Departements der Mil.-Ans. versuchsweise auf 5 Jahre dem Ing.-Dep.

übergeben, und sind gleichzeitig die Regeln über die Organisa-tion des Bauwesens im Militär-Nessort und die auf diese Regeln bezüglichen Etats der verschiedenen I ngenieur»Be-zirke des Reichs bestätigt worden. Der in D ü u a b u r g seinen Sitz habende l i v l änb i sch e Ingenieur «Bezirk erhält zu diesem Zwecke einen Crgänzungs-Etat von 1781,95 jährlich.

lVeil. zur Sen.-Ztg. Nr. 24.)

M i s c e l l e.

Am 4. April hielt in Helsingfors Prof. v. W i l l e b r a u d im Solennitäts-Saale seinen .Antritts-Vortrag über die Krank-heitsursachen im Allgemeinen. I n letzter Zeit wurden daselbst zur Erlangung des medic. Licentiateu.Grades zwei Dissertationen ' ) Der Preis bei solchem Verkauf tft 72 K. für ein estnisch-deutsches Ex. <l l j B.) und 50 K. für einen nur die deutsche «NersM

«ntlMenden Sonderabzug, der Ladenpreis «so. 1. R. und 75 Kop.

vertheidigt: von I . F. Aejmeläus, einige Worte über die Resectionen am Unterkiefer (52 S . 8.) und von F. Flodiu, über die Perforation des Darms s64 S . 8.). — Ein neues, von Lector Runeberg zu Vorgä zusammengestelltes schwed.

Gesangbuch wird zur Beprüfung an alle Kirchen und Ele-mentarschulen Finnlands vertheiltj die Urtheile sollen erst zum Schluß des I . 186l1 eingesammelt werden.

Literarisches.

Nachtschatten von A. v. Reding. Herausgeqeben v. Julie, Freifräulein v. Uexküll. St. Petersb. W53.

Wunderbli'lmchen. Etn Geheimniß, unglücklich Liebenden enthüllt von A. v. Reding. 4854.

Wallhalla. Denkmäler der Liebe. Freundschaft u.

Verehrung in Gesängen von A. v. Reding u. resscn Cousine Julie Baronesse v. UeMll. St.Ptbg. ^857,

Nicht ohne Neugierde sehn wir uns die Titel vorliegender Werke näher an, und zwar von ihnen fesseln sogleich die Blicke:

Nachtschatten! einen ganzen Band! E i , warum nicht?

Wenn auch nicht ägyptische Fiusterniß, so haben wir doch Nacht genug, 18—19 Stunden, je nachdem der Breitengrad! Und an Schatten fehlt es auch nicht, ich meine an Schatten, um kühl im Sommer zu siyen: da schattet sich schon was

Wenn auch nicht ägyptische Fiusterniß, so haben wir doch Nacht genug, 18—19 Stunden, je nachdem der Breitengrad! Und an Schatten fehlt es auch nicht, ich meine an Schatten, um kühl im Sommer zu siyen: da schattet sich schon was

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