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Hsebei möchte ich erwähnen, worauf.ich schon in der Abhand- Abhand-lung „Ethnographisches über die Letten^ die Litthauer und die

Im Dokument Das Inland Eine Wochenschrift (Seite 57-60)

alten Preußen" (Inland 1851 Nr. 39, 40, 4 1 , 47, 48, 50,

53, und 1852 N r . 7 ) , worin auch die Sprachen betrachtet

werden, aufmerksam gemacht habe, nämlich daß die lettische

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Sprache ds hat, wo sich in der litthauischen noch das einfache g findet, z. V . lett. dseedu, dserru, dselse, litth. Fieilmi, gerru, ßÄsns. Wir finden hier also den Fall, wie beim Italienischen, das zwar^ noch Zento, vicoro, schreibt/ aber es zischend aus-Ipricht. Das Lettische verhält sich hierin zum Litthauischen auf eine ähnliche Weise, wie das Hochteutsche zum Plattteut-schen. — Auch im Lettischen selbst geht bekanntlich das ds in g über und das z in k, z. B . r a u d s i h t , zusehen: es r a u g u ; s l a u z i h t , legen: es s l a u k u . Stender § 92. — Die Abhandlung „ U e b e r die lettischen E i g e n n a -men und die in die lettische Sprache aufzuneh-menden Fremd-wörter", von R. S c h u l z , hat gleichfalls einen für jeden Sprach«

forscher anziehenden Gegenstand und ist eine sehr verdienstliche Arbeit. Unter Fremdwörtern sind hier vorzüglich fremde Eigen-namen zu verstehen und nicht das, was man sonst Varbarismen nennt, die überall möglichst zu vermeiden sind. Der Verf. sagt:

„namentlich durch die jetzt erscheinenden und allgemeine Ver-breitung findenden geographischen Drucksachen dringt plötzlich eine Masse- Eigennamen und Fremdwörter aus allen Sprachen in die lettische ein.... Bis hiezu ist ein Jeder, der in die Ver-legenheit gerieth, einen Eigennamen zu gebrauchen, oder einen fremden Namen lettisch umzubilden, willkührlich hiebet verfah-ren, da noch keine.wohlbegründeten Regeln hierüber vorhanden waren. Es herrscht daher bei Gebrauch, Umbildung, Or-thographie und Flection dieser Wörter durch Genus, Nume-rus und Casus die grenzenloseste Verwirrung und oft das.

widersprechendste Verfahren. . . Der arme Lette muß sich dieses alles ruhig gefallen lassen; die Gebildeten aber zucken in stiller Kritik allenfalls die Achsel über diese Nothzüchtigung der lett.

Sprache, Niemand indessen tritt dagegen auf und hilft dem Uebel ab. Durch die Redaction der Latweefchu Awises und namentlich durch die Herausgabe der lett. Landkarten und ihrer Erklärungen bin ich auf den Mißbrauch aufmerksam ge, worden und beim Gebrauch dieser Wörter selbst oft in. Ver-legenheit gerathen. . . Hiemit versuche ich deun, - über diesen

Gegenstand nachstehende Regeln aufzustellen":

, / A l l gemeine R e g e l n . 1) Beim Gebrauch der Eigen-namen und Fremdwörter darf der lett. Sprache keine Gewalt angethan werden. . . 2) Die lett. Sprache fiectirt alle ihr

«igenthümlichen oder schon längst aus fremden Sprachen in's Lettische aufgenommenen Eigennamen und Fremdwörter nach den ihr eigenthümllchen Declinations-Formeu... 3) Jeder Eigen-name muß eine lett. Nominativ-Endung haben, die seine Vasus-Formen bestimmt... 4) Die Umwandlung der Fremd-wörter auf a s , a i , e i , i u. s. w. in einen lett. Nominativ ist zwar schwierig, darf jedoch nicht unterbleiben — z. V . Texas, lett. Tekfa, Bordeaux, lett. Bordoa... 5) Bei Um-wandlung der fremden Wörter in's Lettische muß die lett.

Orthographie vorzugsweise berücksichtigt werden, und man darf ihr daher keine Buchstaben oktroiren" (aufhalsen), „die sie nicht besitzt, also können e, s, ch lc. nicht gebraucht werden;

also nicht Charkow sondern Karkowa.. . 6) Bei Umwandlung des Wortes muß der Wortlaut des Fremdnamen möglichst treu im Lett. wiedergegeben werden, jedoch nicht so, daß durch die lett. Schreibart das ursprüngliche Wort kaum erkennbar werde, z. B . Newcastle, lett. Nukestle, Mexiko, lett. Mejika" lbesser Meksika).

Bei diesen Regeln, die wohl allgemeine Billigung finden

werden, möchte man übrigens in einer tentschen Versammlung ausrufen: Hört, hört! Man macht im Namen des Lettischen Sprachrechte geltend, die man für das Teutsche nicht in An»

spruch zu nehmen wagt! Zur letzten Regel macht Hr. Past.

Schulz die Anmerkung: „Bei denjenigen Fremdwörtern, die ganz anders ausgesprochen, als geschrieben werden, und wenn es zweifelhaft wäre, ob sie nach ihrer landesüblichen oder

«ach unserer im Deutschen üblichen Aussprache gebildet werden sollen, z. B . WaleS sengl. M l e z ) , Newgate (engl. I^ugiit), nehme man vorzugsweise auf die im Deutschen übliche Aus-sprache Rücksicht, da die Letten alle Bildung doch nur durch die Deutschen erlangen." — Aber leider setzen jetzt viele Teut-sche etwas darein, alle möglichen fremden Aussprachen recht ängstlich zu beobachten; sie wollen damit prahlen, daß sie der fremden Sprachen kundig sind. Sonst sagte man Mexico, Venedig, Paris, nicht Mejico, Venezia, Parih, und müßte folgerecht auch Seine sagen, nicht Säne. Die Franzosen wer-fen sich und ihre Art andern Volksgeschlechtern gegenüber nicht weg j sie lassen die Teutschen Frankfurt, Wien schreiben und sprechen, und sprechen selbst Frankfohr, Wieune. Ich habe einen sehr verständigen Schulmann gekannt, der alle fremden Namen nach teutscher A r t , so wie sie ^ geschrieben stehen, aussprechen ließ; er wußte dann, daß die Schüler sie richtig schreiben wür-den. Auch bei der Verwandluug in's Lettische schnitt es besser, von der Schreibart, nicht von der fremden Aussprache, aus-zugehen. Die fremde Aussprache hat ja früher auch mit der Schreibart übereiugestimmt.

Es folgen die besonderen R e g e l n : l ) über die Taufnamen; 2) über die Familiennamen; 3) über die Namen der Monate (diese brauchen die Letten nicht zu borgen, die' let-tischen Benennungen sind in meiner oben angeführten Abhand-lung auch angegeben); dann die Regeln über die geographi-schen Fremdnamen.

Ueber die F a m i l i e n n a m e n glaube ich eine Stelle ( S . 20) anführen zu müssen': „Die Familiennamen (von den Letten genannt: uswahrds, pawahrds, ziltswahrds, zuhnahte, nhnate, zunähst, zuhnabele :c., d. h. Zunamen — ) bereiten dem Letten noch große Schwierigkeiten, da sie ihm erst 1834 durch die Kirchen-Ordnung aufgedrungen sind. Er hat den Begriff und Zweck derselben noch immer nicht erkannt noch richtig aufgefaßt.

Sie sind ihm ein n o t h w e n d i g e s U e b e l , dessen er sich bald entledigen würde, wenn die Behörden und die Prediger ihm nicht unablässig dieselben in's Gedächtniß rufen würden. Sie sind ihm w e r t h l o s , daher er kein Gedächtniß für sie hat. Er sagt verdrießlich : „manni ta eelammajufchi par Walteru, Swirbuli."

Sie sind meist aus f r e m d e n S p r a c h e n e n t l e h n t , daher ihm die Aussprache schwierig und das Schalten im Gedächtm'ß erschwert wird. Beweis dllfür, daß er den Zweck und die Be-deutung der Familiennamen noch nicht begriffen hat, ist: daß er beim Anschreiben eines Täuflings nicht nur den Tauf-, son, dem auch den Familiennamen des Haltpathen dem Kinde bei<

gelegt haben w i l l , den Familiennamen des Vaters aber dem Kinde nicht zukommend erachtet. Desgleichen tragt er kein Bedenken, alle auch nur ähnlich klingende Namen oder Ver-stümmelungen der Familiennamen sygnr offiziell anzugeben, weil er die Sache «och nicht recht begriffen hat. Es ist ihm z. B . gleichgültig, ob er Grünberg, Grünfeld, Grünthal, Grünau oder Grünau heißt. -Es scheint ihm hinreichend zu sein, wenn der

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Name nur nach Grün klingt, und er nennt sich daher selbst!

bald Grinbesg's, bald Orinowskis. bald Grinauskis; oder statt Hausmann, Aufmannis. Afmanns; statt Wulf, Wulpis, Ulpis, Ulpe. Ulps. Bei der letzten Revision entstanden dadurch große Uebelstände. Drei Söhne eines Vaters hießen laut Taufschein l ) Grünberg, 2) Grünfeld, 3) Grünthal. Keine Behörde er«

kannte sie als leibliche Brüder a n ; 6 Taufzeugen mußten vor dem Consistorio beeidigt, das Kirchenbuch auf Befehl des Con<

sistorii an den bezüglichen Stellen verbessert, und dann neue Taufscheine ausgestellt werden, der zu Goldingen angeschriebene Vater aber mußte 2mal von Mitau dahin reisen (13 Meilen), Zeugen, Stempelpapier :c. bezahlen, kurz, dieses kostete ihm nach dessen Aussage gegen 15 Rubel S . „Tahs fafohditas zuhnahbeles!" rief er ärgerlich aus. Es wäre daher sehr zu wünschen, daß dem Letten Bedeutung und Wichtigkeit der Familiennamen deutlich und wiederholeuttich vor Augen gestellt würde, und dies wäre von unserer Gesellschaft durch die letti-schen Zeitungen zu bewerkstelligen."

Die Unart richtet auch immer Unheil an. Der Zuname soll ja nicht allein das häusliche Geschlecht, sondern auch das Volksgeschlecht anzeigen. „Viele Zunamen der Letten sind aber aus dem Polnischen und Deutschen entlehnt" (wie denn sonst auch der litthauische Adel mitunter gern für polnisch gelten wollte). S . 23 : „Die Endungen ki (auch wicz) und söhn, m a n n , sind bei dem Letten sehr beliebt, indem er durch An-hängung derselben an alle Tauf- und andere Namen sich seinen Familiennamen bildet: IcmnkowWs, PudlinZkis, Martinfohns, Ewerfohus, Preimannis, Reimannis." So hört man wohl von einem ge<chick<en Uhrmacher Waldowsk»> von einem Gärtner Gruczinski; mau glaubt, polnische Schlachten hätten sich hier angesiedelt, am Ende ergiebt sich,, daß es wohlbekannte ehrliche Letten sind. Die Nachkommen aber halten sich zuletzt wohl selbst für Polen. Tappe 8 72.) bemerkt zum russischen Va-ternamigen : „die Hebräer gebrauchen eben so ihr Lö», Sohn;

die Nordländer fügen auf gleiche Art ihr so n hinter den Na-men des Vaters, z. B . Peterwn, und bei den Letten und Finnen, die fast alle noch keine eigne Zunamen haben, verhält es sich nicht anders. I h r Tauf« und Vateruame oler der i h r e s D o r f e s (Gesindes) ist ihre ganze Benennung." Das Natürlichste wäre hienach gewesen, daß sich der Lette nach dem Gesinde, aus welchem er stammte oder das er bewohnte, genannt hätte, wie denn auch die teutschcn Laudieute meist Ortsnamen als Zuname» führe«, z. B . Kaltrnbach, Falkenstein. Also nach S . 26 im Lettischen z. B . Sihlis, Lahzis, Laukusemneeks heißt der Wirth des Gesindes, weibl. Sihleene, Laukusemneezc,, Laht-fchi das Gesinde. Die Endung er steht im Teutschm statt des v o n , z. B. Eulzberger statt von Sulzberg. — Oder nenn sie den Vaternamigen bilden wollten, so daß dieser dann der bleibende Zuuame würde, so hätte dies nach der den litthaui-schen Sprachen eigenthümlichen Art, welche auch in meiner-oben belegten Abhandlung angegeben ist, geschehen müssen.

Nach Stendcr l§ 43) heißt z. V . K l a w e n s Elahsens Sohn, k l a h w e n e Clahsens Tochter. Das Vorhandensein auch der.

weiblichen Enduug im Lettischen ist eine Vollkommenheit, die.

man, meines Erachteus, nicht aufgeben sollte. Auch in teut-schrn Kirchenbüchern, steht z. V- Emma sKaltenbachinn, Fallen^

steininn. Der deutsche, hängt oft an den Namen des Vaters nur ein b an, z. B . Peters, Ewe-ts, heißt Peters oder Ewerts

Sohn. Die Geistlichen setzten vft'auch dttt^latemlschen Genit., z. B . ällolplli, ConrnlU 8c. lüm». Vgl. T. D. W i a r d n : Ueber deutsche Vornamen und Geschlechtsnameu (Berlin, 1800) S . 122. I n Teutschland, z. B . im Vnchau, pflegt man im gemeinen Leben den Zunamen oder Vatcruamen vor den Tauf-namen, also eigentlich als VorTauf-namen, im Gattuugsfall (der ja eben die Gattung, das Beinann'ge, anzeigt) zu setzen, z. B . Kirschners Martin, Telle (Tielemanns) Konrad. Dasselbe fin-det sich, nach S . 22, im Lettischen, z. B . WeinberZa Iahnis;

und im lett.-litt. Magazinheft v. 1828 S . 22 heißt es:

„Die Familiennamen sollen immer im Genitiv vor die Tauf«

nameu gestellt werden, weil so bei den Letten Familiennamen schon längst gebräuchlich waren." Da indeß die Gewohn-heit in der Schriftsprache den Geschlechtsnamen nun einmal hinter dem Taufuamen verlangt, so werden die vorher angege-benen Arten vorzuziehen sein.

Da nun das von Herrn Pasti Schulz geschilderte Uebel hauptsächlich durch die'Fremdartigkeit h ^ Zunamen entstanden ist, so wäre ihm wohl auch durch Beseitigung des Fremdarti-gen am besten abzuhelfen. Die einmal anFremdarti-genommenen fremden Namen wären, wenn nicht zu vertauschen, doch wenigstens in's Lettische zn übersetzen, z . B . Schwarzbach durch Meluppe,' Grünberg durch Saükalns, wie Leepuppe, Leepkaln, Wahzkalns.

Dtl die Letten jetzt meistens fremde unverstandene Taufnamen führen, so kommen auch bei diesen arge Verstümmelungen vor.

Bei den erdbeschreibigen F r e m d n a m e n verbessert Hr. Pastor Schulz selbst Einiges in seineu lettischen Landkarten.

„ I n der lett. Landkarte," sagt er, „habe ich vielfach gegen diese Regeln gefehlt, weil ich bei Abfassung derselben-noch-keine-Regeln abstrahirt hatte und mich nur auf mein lettisches Ohr verlassen mußte,' das mich nur zu oft getäuscht hat." —

Die Abhandlung über die l e t t . S u b s t a n t i v a r e f l e -r i v a , von A. V i e l e n s t e i n , e-rö-rte-rt: Die Entdeckung,-die etymologische und logische Bedeutung, die Analogieen, die Flexion und den Gebrauch dieser Namen. Das Verdienst der Ent-deckung gebührt dem Hrn. Past. Brasche zu Niederbartau, die erste öffentliche Besprechung ist geschehen durch Hru. Past.

H. E. K a t t e r f c l d uud den weil. Past. I . F. Seeberg>

Magaz. 1833 und 1835. — Die zurücklcnkendm Grundnamen sind eine so merkwürdige Erscheinung in der Naturgeschichte der Sprache, daß sie wohl diese weitere, gründliche Behandlung verdienten. Aus der lateinischen Sprachlehre kennt man dem ^ entsprechende Redensarten, und man wiro wohl selbst beim Teutschschreiben zuweilen den Zug nach einer solchen Ausdrucks-weise empfunden haben, die zwar die teutsche Sprache versagt, die lettische aber somit darbietet. —

Ucber das lettische Z a h l w o r t , von I o h . E l v e r -f e l d . Eiue um-fassende Abhandlung, die eine große Lücke in der lett. Sprachlehre ausfüllt, da dieser Theil bisher nur kurz und, ungenügend abgefertigt worden ist. Der Verf. konnte?

dabei nur aus seiner eignen reichen und genauen Kunde de3 >

Lettischen schöpfen. Ich muß hier nach-Hora; sagen: ?M eyui«!em lune MNmlere po88um. I n der Einleitung sagr der Verf. l „ I n dem lett. Zahlwort tritt es unzweideutig an dm Tag^daß die «lett. Sprache.-mit. zu dem großen indo<ger«.

manische« Sprachstarnnr gehört; Ja sie sieht darin den ^alten Sprachen, dem Griechischen und Lateinischen, in matschen S t ü -cken näher, als die deutsche. Ich möchte sagen, das lettische

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