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Die Baniugc in

Im Dokument Das Inland Eine Wochenschrift (Seite 47-52)

Unter den sonst unerhörten Völkeruamen, deren sich mehrere in dem angelsächsischen Gedicht 8oüpe8 vulzzillk aufgeführt finden, dürfte nach den neuern Untersuchungen der der B a » n i n g e die besondere Theilnahme Liolands in Anspruch «eh-men. Denn weiter verfolgt leiten jene Untersuchungen zu d e m Schlüsse, daß unter den Vaningen ein Theil der L i v e n müsse verstanden werden.

Der Verfasser jenes angelsächsische» Gedichts erzählt oder dichtet, daß er Ealhhild, die Gemahlin Cadgilse's, eines Königs der Myrgiugc in Nordalbingien, der eine FricdenZwerbling bei dem großen Dstgothenköm'g Hermanarich übertragen war, auf ihrer Ncise zu ihm begleitet habe. A u f dieser in dcn fernen Süden gerichteten Reise w i l l nun der sang- und sagenreiche-Dichter eine nicht geringe Anzahl von Nölkerstämmen und Kö-nigen besucht und kennen gelernt haben. Und so heißt es denn auch nach Ettmüllers Übersetzung:

Actla waltete der Hünen, Eormanrik der Gothen, Bekka dcr Baninge, der Bürgenden Gisika, und später:

Sekka'n dcsuchte ich und Vekka'n. Scafola'n und Theodrik ').

Wie gesagt, es wird angenommen werden müssen, der Angelsachse d i c h t e n u r , daß er selber die lappischen Scridc-finuen und den mythischen Vudga besucht habe, nie er denn auch den eben so mythischen Nada als geschichtlichen König aufführt. D a r u m aber aus dem Anklänge des Namens der Baninge an den der altnordischen göttlichen Vanen folgern zu wollen, jene mit ihrem Fürsten Vecca wären gleichfalls nur mythische Wesen, wäre doch wohl nicht gerechtfertigt. Wie auch die skandinavischen Sagen jene beiden mythischen Wesen als finnische Königssöhne bezeichne« und wie die Germanen überhaupt auch auf das ihueu unbekanntere Livland mythische Vorstellungen scheinen übertragen zu haben: nahm der Angel-I ) S . Ettmüller, 8cone5 v l l ! « M . Sängers Weitfahrt 3.

19 f. und »15,

^ l llünum,

sachse, wohl nur unbewußt, Theil an der Gewohnheit seiner Z e i t , Mythisches und Geschichtliches mit einander zu mengen.

Wie er die entfernten Inder und Aegypter zu nennen weiß und also k e n u t , konnte er ohne Zweifel auch und eher eine unverwerfliche Kuude von den Bauingen erhalten haben, waren sie in der That ein Theil der geschichtliche» Lioen.

Nach Ettmüller und Andern ist nun B e c c a ein und der-selbe mit dem in der altern Edda erwähnten N i c c i ' ) , der näher als ein unheilvoller Rathgeber Iormunrecr's, d. i. Her-manarich's, bezeichnet ist, und nach Müllenhoff nicht minder derselbe mit dem von S a r o Grammaticus in gleicher Weise, nur umstäudlicher, bezeichneten Vicco ^ 1 . Erwäge ich aber, daß dieses von einander vollkommen unabhängige Quellen sind;

daß sie, wenn auch nur Sagen späterer Z e i t , nicht nur ein«

stimmig aus eine engere Verbindung Becca's mit dem geschichtlichen Hermanarich weisen, sondern die beiden nordischen Q u e l -len auch näher angeben, daß es sein R a t h war, der d m Go-thenkönig zu dem diesem selbst Uuheil bringenden Morde der Svauhita, Swanuilda, verleitete: so scheint es mir von nicht geringem Gewichte zu fein, daß eben dieses Unheil auch ander«

weit nicht ohne verbürgende Beglaubigung ist ^). Denn so lauge man sich gcuöthigt sieht, Hermananch für einen ge-schichtlichen König anzuerkennen, wird man auch de» in das Geschick desselben eng und tief verflochtenen Becca für eine ge-schichtliche Person müssen gelten lassen. Zugleich begreift eZ sich daraus vollkommen, wie er eben um dieses Verhältuisscs willen zu Hermanarich der germanischen Heldensage unvergeßlich ge-blieben ist; den» dcr gewaltige Ostgothenkönig ward auch darin den» macedonischen Alexandros, mit dem mau ihn verglichen hat, ähulich, daß die Dichtung ihn zu einem.der geschichtlichen Hauvtträgcr germanischer Heldengröße erhob und feierte. Kei-nesweges aber wird es darum als unglaublich erscheinen dürfen, l) S. dcr altern Edda Yuill,» 8l8urlli2i- Str. 60 f. und ^ra duturuno in der Einleitung.

2, S. Ettmüller a. a. O. S. 13 und 25. und Nordalbing.

Studien. Neues Archiv der SchIeswig>Holstein«eauendurg. Glfellsch.

f. vaterl. Gesch. I , Heft I , »50 f.

3) Vgl. v. d. Hagen, Lieder b. älteren od. Sämunbischcn Edda.

S . X V l l . »

83 8H

daß Vecca, wie ihn Saxo ausdrücklich bezeichnet, der Sohn eines Livenkönigs ( I i i v o r u m regi» K l i u g ) soll gewesen sein, mindestens findet diese Angabe, soviel es in dieser Weise ge-schehen kann, ihre Bestätigung im Finnischen. Denn wenn man die altnordische Form dieses Namens zum altn. b i k k i , Petze, Hund, gestellt, und dem entsprechend auch den deutschen Namen S i b e c h e , den Becca's Stellvertreter in der deutscheu Heldensage führt, zutreffend zum russ. c o 6 a « a , Hund, stellen können: so rechtfertigt und erläutert das dem Livischen nah-verwandte Finnische nicht nur bloß eiustimmend, sondern noch a n s p r e c h e n d e r sowohl die angelsächsische Form I l e c c a , als auch Saxo's v i c c n . Denn im Finnischen bereutet nach Neu-v a l l / i s ^ - t t und/io/cko l e r n ( u r s u g , l e p u s ) , dient zugleich noch gegenwärtig zu einem sehr geläufigen Personennamen und ist einst selbst zur Benennung des Ackergottes / ^ e / / o n / ' e / ^ a ^) nicht für zu gering geachtet worden. Und nicht minder meine ich auch Hei den näher an den Liven sitzenden Ehsten einen verwandten Eigennamen nachweisen zu können. Um das Jahr 1688 hieß ein Frohnvogt des Landgutes Rapin hart an der pleskauischen Glänze „ S o b b a k " " ) und die Nüssen haben

einen Familiennamen ( ! a 6 2 « u u ^ .

Umständlicher auf das Leben Vecca's einzugchn, ist hier nicht am Orte, da das Obige genügen dürfte, zu der Vernmthung zu berechtigen, daß die Naninge L i v e n gewesen und ihre Sitze also bei den Liven zu suchen sein. Wenn nun Iornandes, der Geschichtschreiber der Gothen und selber von Vaterseite ein Gothe, angiebt, der Gothenköm'g Hermanarich, dessen ange-stammtes Reich im Süden l a g , habe unter andern auch eine Reihe nördlicher Völkerstämme und unter ihnen unverkennbar mehrere finnische, doch sind weder Lioeu noch Baninge genannt, seiner Herrschaft unterworfen " ) : so leitet das von selbst dar-auf, die Sitze der Baninge bei denjenigen Liveu zu suchen, auf welche die von Süden vordringenden Gothen zuerst stoßen mußten. Dieses waren aber, geht man nach dem, was ander-weit überliefert ist, die Liven an der D ü n a und etwa» an der nordwestlichen Küste Kurlands. Und damit trifft ziemlich nah die Vcrmuthuug Müllenhoff's zusammen, die er ausgesprochnermaßen lediglich daraus, daß in 8eüpe» v t l w ' l l l , Gothen, V a -m'nge und östliche Vurgunden neben einander genannt sind, vielleicht aber auch zugleich aus Vecca's näherm Vcrhältniß zu Hermanarich, gefolgert hat. Er meint nämlich, die Vaniuge wären in jenem ^südöstlichen) Winkel der Gotheu an der Ostsee, den sie seit alten Zeiten inne gehabt, angesessen gewesen. I n Folge dessen billigt er zugleich, wider Cttmüller's Tadel, die Ansicht Lappenberg's, der im Namen der Waninge das ältere Vannomaunia, dessen der ältere Plinius gedenke, wiedererkennen wollen " ) . ' Und in der That, es dürfte hier doch wohl etwas 1) S . Castro«, Vorlesungen über d. sinn. Myth.. übertr. v.

Schiefner, S . W . Wenn Castren />eMa für eine Verdrehung van pelir hält, Renvall aber scheint andeuten zu wollen, daß es jetzt wie eine Verkleinerungsform für diesen Namen verwendet werde, so kann das weder daö höhere Alter, noch die ursprüngliche Bedeutung des Wortes zweifelhaft machen. Da das Finnische der Häufung von Mitlautern im Anlaut aus dem Wege geht, stellt sich /,ekka zunächst zu dem von Herodotos Überlieferlen altpersischen Frauennamen H r « x « , Hündin, für den die Handschriften auch die Form ^ a x t l , l « bieten

scheinen.

2) S . D. Inland I65l Nr. 46 S p . 798.

3) S . l o r n . <!e red. 6 e t . c. 23.

4) S . Ettmüller a. a. O. S . l 2 f. u. Nordalbing. Stul». a. a. O.

mehr zu walten scheinen, als ein nur zufälliger Anklang in den Namen.

Des Plinius Angabe geht dahin, Timäus habe überliefert, daß diejenige von den Inseln vor Scythien, welche B a n n o -m a n n a geheißen ist, u-m eines Tages Fahrt entfernt sei und zur Zeit des Frühjahrs an sie Bernstein von den Fluthen aus-geworfen werde ^). Leider ist der Name dieser Insel, der uns nur durch Plinius erhalten ist,, nicht sicher, und bisher nicht einmal ausgemacht, welcher von den verschiedenen Lesarten der Handschriften nach äußern Gründen der Vor;ug gebühre.

Wenn man aber, was innere Gründe anlangt, der Meinung gewesen, der Name Bannomanua oder Vaunömana wäre aus dem Pytheas entlehnt oder vielmehr aus dessen Mentonomou e n t s t e l l t worden, so will mich bedünkcn, daß man sich ein wenig übereilt habe. Denn müßte man nun nicht auch an-nehmen, daß, da Mentonomon ein Aestuarium genannt wird '^), dieses zugleich in eine Insel sei verdreht worden? Dazu kommt aber noch, daß Plim'us hier mit keinem Worte des Pytheas gedenkt, und daß es Plinius s e l b e r ist, welcher sagt, die Insel werde Vanuomauna genannt. W i l l man durchaus vermuthen, von wem er diesen Namen habe, so lleße sich doch wohl eher auf Timaios rathen, auf welchen er ausdrücklich Bezug nimiltz.

Und für diese Entlehnung könnte die andere Stelle des Plinius zu sprechen scheinen, in der er bemerkt,' Timäus habe die von Pnthcas M a l u s genannte Vernsteininsel a n e r k a n n t , aber B a l t i a genannt. Mindestens ist dieser Stelle soviel';« entneh-men, daß Timaios auch schon (320 vor Ch.)' andere Nachrich-ten kannte, und, wo ihm nöthig schien, absichtlich von Pytheas ( u m 360 vor Ch.) abwich. J a , man könnte sich ver/ucht fühlen zu fragen, ob nicht vielmehr die Insel A b a l u s , welche Timaios V a l t i a meinte-nennen zu müssen, dieselbe sei mit l>er Insel Vamwmalma. Denn diese l a g , wie jene eine TageZ-fahrt von den Guttonen am Mentonomon, eben so eine Tages-fahrt von Scythien (offenbar des Ptolemaios Sarmatien, Klein-scythien) und beide wurden im Frühjahr mit Bernstein gesegnet.

Wenn dagegen Kruse bemerkt, daß, während nur ein Theil der Ausgabe» des Plinius Ilaunma lese, alle Handschriften dessel-ben nach Hardouin die Lesart Naunoni'a böten und wohl ohne Zweifel die Insel Runö gemeint sei''): so ist unerwogen ge<

blieben, daß ja jenen Ausgaben doch auch wieder Handschriften zu Grunde gelegt waren. Ohne Zweifel ist nur die Form Ulm»

numnlll,.-, u. s. w., und zwar durch die Schuld der Abschreiber, etwas unsicher; denn betrachtet man die überlieferten Namens-formen: so zeigen sie s ä m m t l i c h die größte Ähnlichkeit mit einander, das nur im Anlaut abweichende l t a u u n n i » n i c h t aus«

genommen. Die ursprüngliche Form des Namens kann schwer-lich sehr viel anders gelautet haben; ihr Anlaut aber w i r d .

1) S . plln. li. n. lV, 13: ex lzulbu., ^'nsul!^ »nte liannomnnn» slinunomnno, llaunn m2 unüm, tnmnnmn, Lilunonil,, lt»uiwn>2 liunm) Äl>e«5v lliei cur«u, in vens lemnore llucliliu» electruni e^icll

2) S . l»lin. l>. n. X X X V I I , 2 :

Nlno ß«nli, uccvll liezwliriuiu ocenni, ^lenlonomon nomme, 5tl»tÜc»rl,m sex nnlilnn; »l> line äiei nuviZatione inzuwm

^ I i i i l u m ; illo ver« tluclilmz »ävelu ^electrum) et egzo concrell mari» purssImentum; incolgz s,ro li^no «6 ignem uti eo nruximis-nu« i'eutoniZ venäere. Iluic et I'lmueuz cre^illlt, «ell ln5ulllm

vaeavit.

3) Kruse, Ur-Gesch. d. Esthn. VolkSstammeö S.j I N u. 319.

aber die Insel Runo betrifft, so ist sie, abgesehen davon, daß für das schwed. It.unä wohl die Form Nüimavia oder verschriebe« Naunani» zu erwarten wäre, wie LcanlNnavia und ^ u -stravia lehren: so ist sie jedenfalls von so geringer Größe, daß an einen größern Vernste inHandel derselben gar nicht zu denken ist. Der Name j e n e r Insel könnte also wohl ungefähr wie Hünamima oder Lan<,ma gelautet haben, und da die Ueber-lilferung sie ungefähr in eben der Gegend ansetzt, wo die Sitze der Vanmge zu vermnthen andere Überlieferungen nöthig«

t c n : so schützt der letztere Name auch jenen.

Und gerade in Kurland, das noch Adam von Bremen eine Insel nennt und wo der Vaninge Sitze zu uermuthen waren, unfern der Liren, im Nordwesten desselben, jedoch nicht unmittelbar an der Küste, führt noch gegrmünrtig ein Landgut den Namen W a h n e u, lett. Wahnes muifcha, so wie es bereits

in den mit den alten Kuren abgeschlossenen Verträgen vom I . 123l), damals noch als Dorf bezeichnet, >Van« und »ssnnn genannt ist " ) . Dann aber ist zugleich, und dieses ist keines-weges^u übersehen, eine weitere Ableitung vou dem Namen W a n n o , nämlich W«,»!««,!«, in dem einen dieser Verträge zur Bezeichnung eines größer» Lällderbezirkcs verwendet ° ) . H a t man nun längst nachgewiesen, daß nicht wenige vou den Orts«

üamen in^diesen Verträgen ein sinnisches Gepräge tragen: so wäre möglich, daß auch der Name >Vl»l,L aus dem Finnischen, d. h. zunächst dem Livischeu, stammte, so wie der Name des . Vanings Vccca sich' am füglichsten aus dem Finnischen erklärte.

Leider ist .nur das Livische zu unbekannt,, um darauf zurückgeh»

zu könurn; und scheinen die nächstvcrwandten Sprachen kein N o z t zu bieten, welches einer sich durch sich selbst empfehlenden Anleitung des alten Ortsnamens ^Vnuo entgegen käme, sofern man nämlich das ehst. >va„3, fmn. wanka, alt, obwohl es sich mehrfach zu Ortsnamen verweudet findet, zurückweise» w i l l : so würde nichts desto weniger gerade die altertümlichste uuter den Cchwestersprachen, das Lappische, eine solche Ableitung möglich machen. I m Lappischen ist «'««aiot oxtemlerL und danach könnte VV»n« ctwan eine ausgedehute Fläche bedeutet haben, was wohl, darf ich nach NatHltss orographischer Skizze vou Liv- Esth- und Kurland ^) urthcilen, zu der Lage Wal)»

uens stimmen wird. Ueberraschend genau würden aber, sei es daß man ünmiomnuntl, oder mit Schafarik ^) Il«u«ma als krn ursprünglich überlieferten Namen auuähme, diese Formen zum Chstischen stimmen, zumal wenn Pliuius den Nameu einem Griechen entlehnt haben sollte. Denn dann lautete das It weich uud es ergäben sich die ehstischen. Formen

und >V.-mm,n22, wofür nach der altern Rechtschreibung nomami« und Wüllnomli zu schreiben wäre, welche den be-kannten Orts- und Landschaftsnamen „Zontggima" (bei Hein-rich dem Letten), Oi-ma, I^age»», VVirom«2, IlaHom»» und andern in der Form entsprechen und beide nahezu dasselbe/ d. h.

Wanoland, Wanlaud (Land Lcr Fläche?), bedeuten würden. Aber

>) S . Script, ror. I^iv. l, 390 f.

2) S . daselbst S . 396- Cum. . . pngam <le lüuroniil, «cilicet

»nlln«'o. «lo X V u n n e n i u , <Ie c,tl2 Win^n, <ls villi», lzuarum 3e«: «unt: Nenäo, ^V«8ll, 62II0, llla«icl»ulo, W a n n e u. s. w. Nliem 8U5cepel>nt Olirizlignam.

3) S . S . 5? ff.

4) s . Schafarik, Slav. Altcrlh. Deut. Utbers. !, W9 ff.

auf wie niedriger Bildungsstufe die Fennen noch zur Zeit des TacituS «ach dessen uicht unglaubwürdiger Schilderung standen, d e r Zweifel sich regen: ob es denn irgend wahrscheinlich und nicht vielmehr sehr.fraglich sei, daß in so früher Zeit schon ein l i v i s c h e r Ortsname zu den entlegenen Völkern de.s Südens hinüber klingen k ö n n e n ? Die Erklärung des Vorganges scheint mir in den Überlieferungen der Alten selber enthatten oder doch angedeutet zu sein. Diese zogen bekanntlich den in mildem' Feuer goldfarbig leuchtenden durchsichtigen Bernstein vor und verarbeiteten ihn, wie auch noch im vorigen Jahr-hundert bei uns geschah, zu sehr geschätzten Schmucksachen, denen man, wie dem Bernstein überhaupt, geheime Schutz»

und Heilkräfte zutraute. Wie tief und allgemein aber dieser Glaube müsse gewurzelt haben, erhellt daraus, daß er sich durch das ganze Mittelalter erh-elt und noch immer nicht ganz er«

loschen ist. Die Mythe hatte den gcheimnißvollen Ursprung des schönen Gesteins von den wohlthntigen Sonueutöchtern hergeleitet, von Göttinnen,: die auch dem litthauischen uud fin-nischen Heidenthum keinesweges fremd gewesen sind. Und die gebildeten und darum wißbegierigen Alten und Späteren, mau erinnere sich jenes Bernsteingeschenkes, welches die preußischen Hasten an Thcodon'ch sandten, hätten nichts von dm Fund-orten dieses wunderbaren Gesteins, nicht einmal durch Vermiß telung der Litthauer etwas von Kurland erfahre» sollen, wo gerade jene geschätzte A r t des Bernsteins noch jetzt m nicht ge-ringer Menge gefunden und gesammelt wird ' ) ? Erfuhren sie, daß der Bernstein im Norden unter andern glosum, Fle«8um genannt wurde, wie er nach Lange noch jetzt lett. glihsis heißt:

so wird unter den vou ihnen überlieferten Namen nördlicher Vcrnsteinländer auch wohl einer oder der andere aus Kurland stammen können. Die Möglichkeit davon ist meiner Meinung nach so wenig zu läugncu, daß man im Gcgeutheil vielleicht anzunehmen hätte, im Geleite des Verusteinhandels wären bei-läusig auch manche Orts- und Völkernamen, die nicht in un-mittelbarer Beziehung zu diesem Handel gestanden,, auS den Ländern am baltischen Meere schon früh weithin ruchtbar ge-worden. Uud darum könnte Kruse vielleicht doch einmal das Rechte getroffen habm, wenn er eine nicht ganz geringe Anzahl jener kleinen nördlichen Sölkcrstämme, welche von Iornandes als solche bezeichnet werden, die Hermanarich sich unterworfen hatte, im engen Räume des westlichen Kurlands unterbringt °) Aber freilich wäre dann auch billig Andern zu gestatten, hier uud in der Umgegend für noch andere räthselhafte Völkcrnamen, wie sie z. V . in scü^ies vilisiä!» vorkommen, gleichfalls ein Unterkommen zu suchen. Die von dem Angelfachsen erwähnten A m o t h i n g e und T h r o v e n d e n , in denen man die Othinge und Throndheimer, altu. 'I'IlraenlNr, wiedererkennen wollen ^ ) , hätten etwa» auch um Ambothen uud Teiwendeu, wozu S j ö -gren daS sinn, ^ r n i i u ä ö verglichen, sitzen mögen. Uud wie bereits Gttmüller die von den Dänen, welche dem Dichter im-mer Ueuo heißen, unterschiedenen ve»n»8 an die Düna ge-I, S. Kruse a. a. O. S. XXlV, 8 f.. 7l f., 329.386 f. u. 403.

2) S. daselbst S. 14! und 395 f.

3) S. CttnMer a. a. O. S. 23 f.,. Z.,64 f. und 66, ml«l Il'yrlnzum ic vü« äncl will Thrüvenüum snll miä Lurßynllumi —

iu lc vNs anä »iä Metlli^iinLum lZ.87 f.«.).

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stellt, ohne daran zu gedenken, daß Heinrich der Lette in der That VullSllZes, d. i. Dünaliven, namhaft macht ^ ) : so könn-ten auch die mit ihnen zugleich genannkönn-ten H r o n r n , so wie die V r o s n e n füglich an die Memel gestellt werden. Denn Schafarik, der die Memel für den ^ o v o ? , H ^ a ? » ^ der Alten hält, kennt noch jetzt an ihren Ufern das Schloß

p i l n i g und die Rittergüter X r o u o kilpin^e und

"und Hartknoch bringt für das kunsche Haff den altern Namen Rusna b e i ^ . H D i e W o i n g e aber mit ihrem Fürsten Bald könnten dennoch Finnen gewesen sein, hätte es auch sein B e -denken, sie an den einst hochverehrten Fluß Woo im Dorpater Kreise, oder an den finnländischen Fluß Wuoksen zu setzen.

Der Name der !t5oiuge^) wäre vom sinn. >v,io, Etromzug, abgeleitet, so wie davon der Name der Göttin >Vuntar stammt, und der Personenname V a l l l o kommt nachweislich bei den alten

Ehsien vor ^ ) .

Indessen ist es ohne Zweifel die höchste Zeit, diesen Ver-nmthungen, die kaum weiter werden zu begrüuden sein, Einhalt zu gebieten. Unfähig, d e r Ansicht, daß wohl schon früh auch livländische Namen bis in den fernen Süden gedrungen, zur Unterstützung zu dienen, könnten sie eher ihr nur Eintrag zu thuu scheinen. Ich wende mich darum lieber noch einmal zu dem, wie mich dünkte, auch bereits von Timaios im vierten Jahrhundert vor Ch. bevorzugten V a l t i a zurück. Denn trotz aller Verwirrung und Unsicherheit, die über dasselbe von P l i -nius an bis Hierzu in mehr als einer Hinsicht herrschen, steht doch mindestens so viel fest und wird von Niemand in Zweifel gezogen, daß sein Name ein ächter und ursprünglich nordischer sei. Plinius selber nämlich meinte schon einmal, Pytheas habe die Insel B a l t i a , wie oben angeführt worden, Abalus, dann aber auch an einer andern Stelle, er habe sie Basilia genannt ^ ) , mit einem Namen, den allerdings auch der nur wenig ältere Diodoros von der Ostsee her k e n n t ' ) . Und hierzu haben die neuern Ausleger, in sich selber schwankend und unter einander uneinig, noch Mehres von dem Ihrigen hinzugethan. Den E i n e n ist B a l t i a , weil es auch. Vasilia genannt wird, unfehl-bar die Insel Oesel,. wo nur wenig Bernstein, oder auch, wenn es erlaubt wäre, einen unmaßgeblichen Vorschlag hinzu-zufügen, etwa Mosel in der ehstländischen Wirk, wo freilich noch weniger, nämlich gar kein Bernstein vorkommt. Den A n d e r n ist B a l t i a , weil Henophon von Lampsacus es drei Tagfahrten von Scythien entfernt ansetzt und als eine Insel von unermeßlicher Größe bestimmt, das weite Scaudinavien ohne Bernstein. Wiederum A n d e r n ist es, d. h. aber im

! ) S . daselbst S . 22 u. D. Inland 1854 Nr. 34 f. Sp. 553 ff.

2) S . Schafarlk, Slaw. Alterth. Deut. Utberf. I. 496 u. Ett-müller a. a. O. 3. 33 u. 6 3 :

Holen ^vüalä^ Vio«num. —

Ml«l krön«», io vä« 2ncl mlll Uoänum 2nä ml 3) S . Hartknoch, Alt und neues Preußen S . 9.

4) S . «Zttmüller a. a. O. S . 17 u. 3. 29 f.: Helm » ü VullinZum, Valä Völnzum.

5) S . Mlttheil. aus d. Gebiete d. Gesch. Liv-< Ehst» und Kur-lands Th. IV. 392.

6) S . p l i n . II. n. IV, 1 3 : Xenonlwn l^mn52cenu« » litare l t i ä i ! i l äi Nl« Laltiiim tsgäit. ^anäeni I^5tlie25 Ii25ili2in nommat.

7) S. vioä. 8icul. bil»I. V, 31.

genauer« Ausdruck das dafür erklärte Abalus des Pytheas,

genauer« Ausdruck das dafür erklärte Abalus des Pytheas,

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