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polnischen Starostei erhoben, welche sich bis gen Erla erstreckt

Im Dokument Das Inland Eine Wochenschrift (Seite 41-45)

haben soll. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts, als den Lutheranern auch in Kokenhusen freie Religiousübung verstattet wurde und zu diesem BeHufe ein entlegener Ort unweit des Klosters (?) angewiesen worden war, jede der beiden Gemein-den ihren eigenen Prediger und Schulmeister halten durfte, wurde das zu Kokenhusen bestehende Consistorium dem Riga-schen untergeordnet (Inland. Museum I I . 6. 16.). Unter schwedischem Scepter war Kokenhufen Hauptort eiues KreiseS, beherbergte in seinen Mauern, außer dem Untereonsistorium, ein seit 1636 mit ihm verbundenes Landgericht und begriff im Jahre 1640 di< jetzigen Kirchspiele Kokenhusen, Ascheraden, Lenuewarden mit Iungfernhof und Linden in sich. Vow der Verwaltung des Unterconsistoriums giebt ein vom Jahre l 6 6 6 datirtes Kirchenvisitationsvrotokoll im Kirchenbuche zu Nonne-bnrg (Hupel, Topogr. Nachr. I I I . 179.) Kunde. Landgericht und Consistorium bestanden noch unter russischem Scepter.

Kokeuhusen blieb, wie die übrige Provinz, nun fast unuuter-brochen in schwedischen Händen bis 1700 ' ) . Während die meisten festen Plätze im Innern des Landes für unhaltbar er-klärt und ihre Abbrechung anbefohlen wurde, beeiferte man sich die Dünalinie noch starker zu befestigen und that Kokenhusen allen mögliche» Vorschub. Nach der im Archiv des Gutes Attrad-sen aufbewahrten Abschrift einer Verordnung ( 1 6 3 6 ) I o h . Skntte's, des schwedischen General«Gouverneurs der Provinz, giebt Skytte das Versprechen, in Erwägung der Vorstellungen des Städtleins Kokenhusen uud in Betracht der erbarmungs»

würdigen Lage, in welcher selbiges sich befindet, als welcher nur durch den Beistand der Regierung abgeholfen werden mag : daß er bei dem Könige Fürbitte einlegen wolle, um von dessen Großmuth einen Beitrag zum Wiederaufbau der Kirche, der Schule und anderer Gebäude zu erhalten. Unterdessen überläßt er der Stadt- gewisse Wiesen und Viehweiden, die an die Felder des Schlosses stoßen und fordert die Gemeinde auf, diese Viehweiden mit Umzäunungen zu versehen, damit die könig, licheu Felder gegen Schaden geschützt würden. Ueberdem erhielt jeder Bürger das Recht, Bier zu brauen. Es ward den Ein-wohnern freigestellt die wiederaufgebauten Häuser zu verkau-fen :c. Aus alledem geht hervor, daß die bisherige Stadt, welche jetzt in den Urkunden nur noch ein Städtlein genannt wird, so gut wie ganz untergegangen uud das Eigenthumsrecht der Länderrien, Plätze lc. in die Hände der Krone Schweden übergegangen war; befestigt aber war der Ort nach wie vor, denn in einer 163!) gemachten Eingabe des Nathes bittet der-selbe, es möge dem Bürgermeister von jedem Thore ein Schlüssel übergeben werden, wie solches zu polnischen Zeiten üblich ge-wesen sei. I m Jahre 1650 wurden der Stadt durch die Kö-nigin Christiua sämmtliche ihr von den Herrmeistern, nament-lich aber unter polnischer Oberhoheit von Stephan Battori und Sigismund verliehenen Gerechtsame bestätigt. „ I m Jahre 1654« (schreibt ein Ungenannter, den» wir hinfort folgen, im Inländischen Museum I I . 6. S . 22 f.) „wurde dem Obristen Oxküll, Befehlshaber der Besatzung, der Befehl gegeben, daß

I I Was in Hagemeister's Materialien V. I. S.76 unter einer schwedischen Belagerung und Einnahme vom !8. Juli 1628 gemeint sei, habe ich noch zu «rmilteln.

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<r den Leuten von der Besatzung verbieten möge, zum Nach-theil der Bürger, Branntwein und Bier, zu verkaufen, da es des Königs Wille sei, die Wohlfahrt der Städte im Lande zu fördern. Aber fast unmittelbar, nachdem diese Verfügung ge-troffen war, erfuhr Kokenhusen wieder ein neues Unglück. I m Jahre 166b nahm Rußland, durch Carl Gustav's (Carl X.) Fortschritte in Polen beunruhigt, Veranlassung, sich zum Bei-stand einer Macht, die bisher seinen erbittertsten Feinden gehört hatte, zu rüsten. Der Fürst Dolgoruki fiel mit l20,000 Mann in Livland ein, nahm Kokenhusen mit leichter Mühe weg, belagerte aber Riga und mußte unverrichteter Dinge, nicht ohne sich am flachen Lande schadlos zu halten, abziehen."

Erst im Jahre 1660 brachte der Friede von Dliva dauerhafte Ruhe wieder.

I n welchen Zustand das Land durch die fortlaufenden Kriegsplagen, durch die im Jahre 1667 ausbrechende Hungers-noth und die ihr folgende Pest versetzt worden war, davon gebe« Zeitgenossen Kunde. Der Grund und Boden war im Werthe dermaßen gesunken, daß u. a. ein Baron Krohnenstern, der bei Kokenhusen ansäßig war, mit Leichtigkeit ein Areal von 240 livl. Haken ankaufen konnte, das das gesammte jetzige Kokenhusensche und einen Theil des Nömershofschen Kirchspie-leS in sich faßte. Die Güter Stockmannshof und Lapinsky, damals zusammen 7'/2 Haken groß, waren für 3000 Nthlr.

erstanden worden, eine Hakenzahl, welche wir heut zu Tage in jener Gegend — wenn Jemand an Veräußerung dächte — preiswürdig mit 60—70,000 Nub. bezahlen müßten, während der wirkliche Gehalt jener Güter nach dem letzten Wackenbuche auf l 9 " / 2 o Haken veranschlagt und seine l80,000 Rbl. S . werth sein könnte. Das in der Gegend gelegene Bevershof, damals 14 Haken groß,' wurde mit 2500 Nthlr. bezahlt und ist heute (Alt- und Neu-B. zusammen) wohl auf 160,000 zu veranschlagen. Auch die Stadtplätze waren zum Thekl durch Kauf in Privatbesitz übergegangen, zum Theil der Krone an«

heimgefallen und wurden nicht wenig durch das auf der stachen Stadtseite des Schlosses augelegte 'Glacis der neuen Vefesti-gungswerke beeinträchtigt. Ein Bericht des General-Gouver-neurs Hörn an den schwedischen König vom 19. M a i 1684 schlägt vor, die neu zu gründende Stadt nicht, wie bisher, auf der Höhe anzulegen, wo sie der Festung hinderlich im Wege stehe, sondern unten am Wasser, welche Lage auch für den Handel bequemer sei. Dieser schon einen Monat darauf geneh«

migte Vorschlag wurde am 10. Nov. von der schwedischen Re-gierung in Riga bekannt gemacht, verbunden mit einer Ein-ladung an etwaige Baulustige, sich daselbst uuter Zusicherung vierjähriger Abgabenfreiheit anzusiedeln. Die Erneuerung sämmtlicher alter Privilegien und die Rückgabe der Schnur-läudereien (freilich «so weit es sich würde thun lassen") wurde verheißen.

Wo die zu Anfang dieser Beschreibung Kokenhusen's be-zeichnete Poststraße, unten am Fuße des Schlosses vorüber, dem Hohl- und Aufwege sich nähert, in der Gegend des dort gele-genen Kruges war es, wo dag neue Städtchen erstand, von

dessen Dasein ältere Abbildungen von Kokenhufen den Beweis liefern. Dieses Hakelwerk stand noch als im Jahre 1700 die Sachsen, auf ihrem Heimwege von Riga kommend, die Feste Kokenhusen überwältigten. König August hinterließ nach seiner Heimkehr eine Heeresmacht von 12,000 Mann, welche sich in den gewonnenen Werken festsetzte und selbige, wie die damals angefertigten Pläne und Kupferstiche ausweisen, um ein An-sehnliches erweiterte, indem für gut befunden ward, dem schwe-dischen Hornwerke ein Ravelin und eine starke OontroNzcarpe vorzubauen. Die Sachsen legten einen bedeckten Weg an, um eine ungehinderte Verbindung mit der Düna zu unterhalten und im Nothfall sich den Rückzug nach Kurland zu decken, auch führten sie jene weitlänftigen ^ Verschanzungen auf, die eine Strecke von mehr als 6 Wcrst einnahmen uud^ noch zu sehen sein solle». Die Festung Kokenhusen war der Mittelpunkt dieser Befestigungen, die im Grunde nichts als ein verschanztes Lager sein sollten, freilich in dieser Ausdehnung schwer zu ver, theidigen waren, wie der Erfolg auswies: denn als im Juni 1701 Carl X l l . gegen Riga vorrückte, räumte Stn'uau, der sächsische Befehlshaber Kokenhusen's, seinen Stand und erschien vor Riga auf dem linken Flußufer, um dort, von Carl auf's Haupt geschlagen, den gänzlichen Rückzug des sächsischen Heeres zu beginnen. Oberst Vose, der sächsische Commandant in Kokenhusen, sprengte, nachdem er sich mit der Besatzung über die Düna verfügt hatte, die Festung und schloß sich Steiuau an.

So endete nach einem Bestehen von 491 Jahren das Schloß Kokeilhusen, um nicht wieder zu erstehen. Der frü-her am Persethal unweit des Gottesackers gelegene Gutshof ward an seinen heutigen Standort verlegt. Nachdem das 1640 und 1643 durch königl. schwedische Schenkung an den General-Kriegs-Commissair Heinrich Struberg Cronstsern ge-schenkte Gut von dessen Söhnen 1682 wieder reducirt worden war, blieb Kokenhusen Kronseigenthum, bis die Kaiserin Elisa-beth es dem Feldzeugmeister Grafen Peter Schuwalow 1744 als Privateigtnthum übergab. Später befand sich Kokenhusen in Besitz des Kammerherrn Andreas von Bayer, von dem eS am 28. Juni 1780 mittels Verkaufs an den Großvater des heutigen Besitzers, den Lieutenant, späteren Laudrath Carl Otto von Löwensteru, für 40,000 Thaler überging, der es seinem Sohne, damaligen Kammerjunker, späteren Kammerherrn, Land«

rath, wirkt. Staatsrath und Ritter Otto von Löwenstrrn, im Jahre 18!0 überließ. Der gegenwärtige Besitzer, Otto v. L., ein Sohn des Letztgenannten, hat das Majoratsgut Wolmars-Hof bei Wolmar zu seinem Hauptsitze erwählt, donu'cilirt den Winter über in Mitau und kehrt nur selten auf kürzere Zeit während des Sommers in Kokenhusen ein. — Der ungeheure Gütercompler, welcher im 14. Jahrhundert 770 Haken betra-gen haben soll, war 1641 auf 15 Haken beschränkt und ein»

gegrenzt, wurde 1688 auf 16, 1734 auf 7 ^ 4 , 1757 auf 9, 1823 auf 16^/s und bei der letzten wackenbuchmäßigen Mes-sung auf 16l°/2o Haken veranschlagt.

(Schluß folgt.)

Korrespondenz.

L i v l a n d .

Wir bedauern unsere Nachrichten mit dem Eingeständnis eines Versehens beginnen zu müssen: auf dem letzten livläno.

Landtage hat Hr. v. Lilienfeld nicht seine Dimisfion vom Land-raths-Amte genommen, wohl aber Hr. v. Groote.

R i g a . Laut dem S t . Petersb. Handelebericht vom 15.

Jan. wird aus Holland geschrieben, daß der daselbst im vori-gen Jahre aus S t . Petersburg erhaltene Flachs und Hanf viele Unzufriedenheit veranlaßt habe; das Sonircu hat sich als so schlecht und so wenig gewissenhaft herausgestellt, daß die Holländer beabsichtigen, nm Einführung einer Wrakung dieser Waaren zu bitten, welche sie seit Peter's des Großen Zeiten bis zum Jahre 1844 stets in guter Qualität, aber aus Riga auch bis hiezu in solcher Weise erhalten hätten.

Nissa. I m litt. Nachlasse des 1824 verst. Carl P e t e r -sen in Dorpat befand sich ein Ex. des Hupelscheu Idiotikon's, das mit vielen Nachträgen und Verbesserungen von der Hand des Verewigten versehen war und von Asmuß und Rambach als besonderes Werk herausgegeben werden sollte. Man wünscht zu erfahren, in wessen Vrsitz sich das Buch befindet und ersucht, Nachricht darüber dem Herausg. der Nig. Ltadtbl. oder der Red. des I u l . zukommen zu lassen.

Miss«. Die in der Umgebung der Rummelstatkou mit Lebensmitteln beladenen kleinen Nöte, so wie auch die ;um Verkauft auf dem Rig. Markte bestimmten BrenuholMsscr sind von der Ausnahme von Frachtbriefen und Schnurheftcu und von der Entrichtung der Va ^ Steuer zur Unterhaltung der Wasserverbiudungen für die Zukunft befreit worden.

N i g a . U l t . 1856 bestand die gesammte Nigasche Nhe«

derei aus 37 Segelschiffen mit 3731 Comm.-Lasten, 12 Dampft schiffen und «Voten mit 330 Comm. - L.; es betheiligten sich

an dem Schiffsbetriebe Riga's im I . 1856 : G. W. Schröder mit Ü 3 L , Westberg <8r 0 " mit 1 4 A , Wöhrmann <k S . mit 6 L . C. H . v. Nadecki mit ü z ^ , Th. Nenny & 0 ° mit 4 ^ L , Schiffer als Selbstrhedcr mit 3 L , W . Knoch k 0 " . C..

Schmidt <8c 6 " , Tb. -Puchlau mit je 2z L , Ä. Kriea.smami mit 1 ; A , C. H. Mcltzer mit 1 . L ; A. Vajen hatte 4 Dampf-böte, das Börsen»Comit6 I l"Niga"). Unter den Segel-schiffen sind die größten die Barken „August" und ,'Moritz", Schröder gehörig, von je 202, und „Neutral", Westberg k t^"

gehörig, von 200 C. - L., unter den Dampfern „ D ü n a " , Schröder geh., von 106 L. — I M . 1852 bestand die Nig.

Rhederri ans 49 Segel« und 9 Dampfschiffen. — I m Jahre 1856 wurden 2054 Schiffe l 153,156 L.) ausklarirt, und zwar engl. 428 (38,6541, holl. 256 (17.560), dän. 232 (11,540», russ. nach dem Auslanle 105, n. d. Inlante 1l9. preuß. 196, meklenb. 167, hanuöu. 141, norw. 134, schwed. 1 l 8 , fran;.

6 1 , lüb. 44, oldenb. 35, portug. 14, hamb. Ü, amerikan. 4, brem. 3, belg. und span. je 1 ; den Schiffslisten zu'olge betrug die Zahl der angekomm. Schiffe 2 0 5 2 , der abgegang. 20^53.

V l i g a . H a n d e l . Der Flachspreis ist in letzter Zeit um 1 R. S . per Werk, gestiegen; Hanf ist wenig umgegan-gen, für Rein wurde nur 97 coutant gezahlt; Hanföl 34^ N . S . per Verk.; Leinsaat, Säe- ? z , Thurm- 7 z , Uz R. S . per T . ; Hanfsaat ebenfalls in Frage, 4z R. S . p«i- T . ; Noggen 9 6 - 9 7 , Hafer 7 0 , 75 , x r Last; qr. Roggenmchl 2,,», Weizenmehl 3z—4 R. per 100 s7.. Kartoffeln >,,., p^r Los, Butter 6.20- 6,<:a per Pud. Liol. Pfandbr. 98z,, Z, Stiegt. 9 6 ; estl. 98.

Nissa. Die seit einigen Jahren auf dem Gute L i r n a bei Dünaburg etablirte Lein - Bleiche, in welcher die chem'lche mit der Rasen-Bleiche verbunden wird, bietet auch den Haus-wirthschaften ihre Dienste im Bleichen von grlb gewordener und befleckter Leinwand a n ; die Preise, für 1 Arschin glatter 5, gestreifter Leinwand und 1 H> Arschin Tischzeug ?z K. S . er-scheinen vielen Hausfrauen zu hoch. I m Pernauschcn sind wir mehren trefflichen Bleichen begegnet.

Hartman» aus Kopenhagen, eine Künstlerin von den glücklich»

sten, durch Studium auf bedeutende Höhe erhobenen Natur-mitteln, deren liebliche und doch klanghaltige Stimme ein wah-rer hoher Sopran ist, der mit der leichtesten Ansprache das hohe l)«8 erreicht und bis 1? gehen soll, deren Cantilenen musikalisch schön und empfindunasvoll, deren Coloraturen und Passagen, namentlich Triller, ausgezeichnet sind; wir haben sie bis jetzt als Lucia, und in «Martha" als Lady Durham gehört.

Ein in mehren Kreisen noch größeres Interesse nimmt der öster-reichische Pianist Rudolph Willmers jetzt hier in Anspruch und das ihm in der N. Z. Nr. 23 von C. A . gespendete Lob, seine Bezeichnung als Clavier-Componist erster Reihe, der über den Ealonbedarf hinaus seinen Namen mit Glück bleibend der Kunstgeschichte zu übergeben strebt, wird allseits mit unter«

schrieben.

D o r p a t . Wir unterlassen nicht auf den bevorstehenden 17. Febr. aufmerksam zu machen, an welchem Tage vor 50 Iahreu Dorpat und namentlich die damals noch junge Univer-sität eine Feier d:r erhebendsten Vaterlandsliebe feierten. Cs war am 14. und 15. Dec. 1806 die ewig denkwürdige Schlacht bei Preußisch - Gylau geschlagen worden und, unter lebhafter Mittheilnahme der übrigen Stadtbewohner, feierten diesen Sieg russischer und deutscher Waffen die Glieder der Universität * ) . Nach einer knr^en, vom d. z. Nector, Prof. jur. Meyer, ge-sprochenen Einleitung, hielt Prof. Rambach die Festrede, die der kräftige (Hang der Gedanken und die schöne Diction zu einem Meisterwerke machten, darauf trug Prof. Valck ein didac»

tisches Gedicht „Menschengröße" vor und zum Schluß stimmte die ganze Versammlung begeistert den patriotischen Gesang „Heil, Alexander, Heil!« an. sapei-e nulle, die damals gelesenste, kürzlich verschiedene Zeitschrift, begleitete das Referat dieser Feier mit folgenden Worten: ,,2o weit die deutsche Sprache als eine vaterländische lebt, hat sie jetzt leider über die wichtigsten Angelegenheiten ihres Volkes verstummen müssen, aber sie wird gar zu cntehrr seilen Unterjochern zu schmeicheln und über Deutschlaud's Unfälle zu frohlocken. Nur unter Alexander's mildem Ecepter, nur in Deutschrußland darf sie noch laut für ihre Nation rechten, hier ist das letzte Asyl des Patriotismus und der Hoffnung Deutschlands. Die Feier, mit welcher die Professoren zu Dorpat ren Sieg bei Eylau begingen, kann also als eine freudige Huldigung betrachtet werden, die sie im Namen ihres ehemaligen, jetzt so unglücklichen Vaterlandes, ihrem gegenwärtigen glorreichen brachten." — Die Schlacht bei Preußisch - Eylau hat il)re historischen und ramschen Bear-beiter gehabt und noch kürzlich hat, wenn ich nicht irre, St.-R.

Kruse ihr seine Aufmerksamkeit gewidmet; unserem Leserlreise wir» aber die Fassung einer der ersten Nachrichten über diesen Sieg, welche in Dorpat eintrafen, interessant sein:

Riga, d. 25. Dec. 6.

Liebster Vater l Der Adjutant des Königs von Preußen, M a -ior v. Klur, ging hier durch nach St. P^ere'burg, mit Siegesnach-richtcn. E r brachte vom Minister Hardenberg einen Brief an den Elat«r>,th Weirauch, der emige Details enchalr. Der Jubel ist hier g>oß. Der Gouverneur hat den Biess der Kaufmannschaft no«

lificirt und auL Kölilgsbrrgcc Briefen bestätigt sich Alles. Cieg, Sieg ist unsere Losung Der Gouverneur fügte in einem Schrei-den an die diesige Müsse noch zur obigen Nachricht hinzu, baß die Franzosen 7M1l» M^nn und ihre Kanonen verloren, daß ne sich viele Meilen zurück^ezagün haben und auch am 27. 2>c. n. S t . von Bur-hcwden geschlagen werden sind. Privatbriefen zufolge soll K a , mensky schwer blelsirc s?in. Es leben die ruthenischen Helden l Da„k dem Himmel für d^s herrliche Weihnachtsgeschent l — Com-municiren S k die Nachricht gütigst gleich der Frau Generalin en c!,es 0. Knorring und dem General Lcutner, auch dem Grafen

Münnich. I h r tt.

D u r p a t . Ans den 6. Febr., den Dorotheen-Tag, fällt ein für Livlauds Bewohner wichtiges Jubiläum, das ^VOjähr.

Erinneruugsfest an die Verleihung des G r b s c u a f t s P r i v i -l e g i u m s , we-lches E . - N . Sy-lvester am 6. Febr. -l457 der erzstiftischen Ritterschaft verlieh, und das als die „neue Gnade«

' j Der siebenzehnte Februar l8<17 in Dsrpat. Dpt. 1807. 52 S.4.

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seitdem ununterbrochene Wirksamkeit und in neuster Zeit viele Wissenschaft!. Behandlung erfahren hat.

D o r p a t , d. 3. Febr. Die Iahrmarktszeit hat am 2 8 . J a n . ihr Ende erreicht, uud wir können mit dem, was sie uns brachte, nur zufrieden sein. Haben wir dock) Heuer häufiger, als in den letzten Jahren, unserem musikalischen Sinne schöne Genüsse bereitet gesehen, haben wir doch in privaten und in öffentlichen Gesellschaften eine Befriedigung gefunden, die bis-her nicht immer sich einstellte, und haben wir doch schließlich in Handel uud Wandel eine Lebhaftigkeit bemerkt, die auf das Vorhandensein von materiellen M i t t e l n hinwies, das wir nach dem Vorgänge der beiden letzten geldarmeu Jahre kaum er«

warten durften. A m vorigen Sonntage erfreuten uns das Geschwisterpaar Papendick und der Cellist Wagner mit ihrem vierten Concette, welches an Reichhaltigkeit und trefflicher Aus-wahl des P r o g r a m m s , wie an kunst- und seelenvollem Spiel den früheren nicht nachstand, und in den Ohren der dahinge-risseneu Zuhörer klingt wohl noch lange F r ä u l . I d a ' s Piraten-marsch nach * ) . I m Laufe der Woche langten, leider nachdem schon die belebteste Zeit des Marktes vorüber war, auch der blinde Clarinettist Hentschel aus Tischendorf bei Leißm'g, ein Schüler des Dresdners Kotte, und F r ä u l . Charlotte Fischer v. Ticfensee * * ) , die Tochter eines österreichschen Generals, hier an. Letztere Künstlerin genießt eines so reinen und hohen N u -fes, daß es vermessen wäre an dieser Stelle ihr noch mehr Weihrauch zu streuen, als ihr an kunstverwöhnteu Orten schon gezollt worden, w i r beschränken uns daher darauf anzuzeigen, daß sich am Freitag, d. 1 . Febr., ein zahlreiches Publikum in der Aula des Univ.»Gebäudes versammelte und wir unter den Zuhörern viele Kunstfreunde bemerkten, die nur F r l . Tiefensee's Stimme noch an unsere Stadt gefesselt hatte. A n Bällen bei PrivatPersonen sowohl, als in Vereinen ist die Saison D o r -pat's besonders reich gewesen, man rühmt den steigenden Ge-schmack für eine nicht allein glänzende, sondern auch liebliche Ausschmückung der Räumlichkeiten und den Neichthum der Damen-Toiletten; die Gesellschaft des „<5lnbb" hat in letzter Zeit durch eine gewisse Fusion einen ansehnlichen Zuwachs er»

fahren, die akadem. Müsse debütirte am 3l). mit ihrem ersten B a l l e , ich glaube, mit Erfolg. — Die Zahl der Studenten mag ansehnlich gestiegen seiu, wenigstens sind im Laufe des Januar nicht weniger als 84 Nen-Immatriculirte in's ^ l b u m ncu^vinieum verzeichnet worden: «Z kamen von den Gymna-sien in D o r p a t 8 , in Riga 4 , in Reval 4 , in Mt'tau 3, i n Petrikau (einer Schule, die uns viel treffliche junge Gelehrte vorbereitet hat) 6 , in Warschau, Minsk, Sluzk und Echawl je l , von der Nevalscheu Domschule 2 , dem adl. I n s t i t u t zu Warschau 1 , der S t . Petersb. Annenschule l , der adl. Kreissch.

in Arensburg 4 , den höhern Kreisschulen in Bernau 6 , in Libau 2 , von den lluiversitätcn zu S t . Petersburg 4 , zu Moskau 4 , zu Charkow 2 , als Apothekergehülfeu bezogen nur H die Univ., von keiner öffentl. Lehranstalt zur Univ. dimittirt waren 2 5 . A m 2 8 . J a n . wnrde Johann B r a u n , aus Lublin gebürtig, zum D r . mecl. promovirt * * * ) ; unsere Leser werde»

sich dieses Mediciners aus der Zeit der letzten Blokade Reval's l I n l . 1855 S p . 5 0 8 ) erinnern. Während viele Polen auf unserer Landesuniv. ihre Studien macheu, muß man sich über ' ) Die Pedalharfe F r l . Ida'ö ist mit 15 Pedalveränderungen versehen, hat einen Umfang von 7 Oktaven und führt in sich Nässe von Stahldraht.

" ) Eine Skizze ihrer künstlerischen Bildung^geschichte siehe in Dörpt. Z. ! 3 /

' " ) I n f. von fleißigem Forschen m dem vorhandenen litt. Ma»

terial zeugenden Diss. - l^ieniz in I,nmin« o^lii-sintia. Nassi. 1857, 87 S . 8., kommt er zum Schlüsse, daß die durch eine Hautverletzung vorgefallene Milz unbedingt abzutragen, die Erstirpation eines Milz«

tumors aber mit den größten Gefahren verknüpft und im Allgem. zu widerrathen sei; die Arbeit scheint besonders durch einen Fall des verst. D r . Julian Schultz in Radom im I^gvllnllc lekar«ki, 55, N r . 32 und einen Artikel von Prof. Or. Adelmann: Wissenschaft!. Be-leuchtung der Frage über Exstirpation der Milz bei dem Menschen in ihrer Ausführbarkeit, so wie ihrer Zulässigteit, »n der deutschen K l i .

tumors aber mit den größten Gefahren verknüpft und im Allgem. zu widerrathen sei; die Arbeit scheint besonders durch einen Fall des verst. D r . Julian Schultz in Radom im I^gvllnllc lekar«ki, 55, N r . 32 und einen Artikel von Prof. Or. Adelmann: Wissenschaft!. Be-leuchtung der Frage über Exstirpation der Milz bei dem Menschen in ihrer Ausführbarkeit, so wie ihrer Zulässigteit, »n der deutschen K l i .

Im Dokument Das Inland Eine Wochenschrift (Seite 41-45)