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4. Analyse der Benennungen auf dem Gebiet der Logistik-Terminologie

4.3 Analyse der Beziehungen in Unterbereichen der Logistik

4.3.3 Unterbereiche der Logistik

4.3.3.4 Unterbereich der Logistik 4: Materialfluss

Nach der VDI-Richtlinie 2411 ist Materialfluss die Verkettung aller Vorgänge beim Gewinnen, Be- und Verarbeiten sowie bei der Verteilung von Gütern innerhalb festgelegter Bereiche. Zum Materialfluss gehören alle Formen des Durchlaufes von Arbeitsgegenständen (z.B. Material, Stoffmengen, Datenträger) durch ein System. Dazu gehören: Bearbeiten, Prüfen, Handhaben, Fördern, Aufenthalt und Lagern.137

Der Materialfluss umfasst also alle Vorgänge, die mit den Aufgaben der Beschaffung, der Produktion und der Distribution in Zusammenhang stehen. Seine Objekte sind Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, Halbfabrikate, Fertigprodukte und Werkzeuge. Der Materialfluss hat die Aufgabe, die Fertigungs- und Montageeinheiten zu verknüpfen, sowie die Versorgung und Entsorgung zu gewährleisten. Die komplexe Betrachtungsweise des Materialflusses ist die

137 VDI-Richtlinie 2411, S. 8. Diese Definition stimmt im Großen und Ganzen mit der im betriebsinternen Logbuch Standard-Logistikprozeß der Volkswagen AG überein. Hier finden wir im Kapitel 'Materialfluß extern/intern', S. 3, unter ‚Materialfluss’ folgendes: „Alle planerischen und operativen Aktivitäten, die zur Versorgung der Fertigung mit Material notwendig sind.“

Aufgabe der Materiallogistik. Sie besteht in der Bereitstellung des Materials im Rahmen des innerbetrieblichen Materialflusses.

Die Verkehrsanbindung eines Grundstücks an den Beschaffungs- und Absatzmarkt eines Unternehmens über Straßen, Eisenbahnen und Flughäfen ist entscheidend für die Auswahl von Verkehrsmitteln (Lkw, Waggon, Schiff, kombinierter Verkehr usw.) zum Transport von Beschaffungsgütern und für Distribution der Unternehmenserzeugnisse zum Kunden.

Grundsätzlich wird zwischen dem externen Güterfluss und dem innerbetrieblichen (internen) Materialfluss unterschieden. Der externe Güterfluss beginnt bei einem Zulieferer und verbindet durch den Transport den Lieferanten und den Abnehmer. Er umfasst eine Vielzahl von Anliefervarianten (z.B. Direktbelieferung, Milkrun-Direktbelieferung, Anlieferung über Konsolidierungs-/Sicherheitslager usw.) und vernetzt die Arbeitsfelder der Werksdisposition, Spedition, Lieferanten und Materialwirtschaften.

Die Spediteure werden zuerst mit Abholaufträgen einschließlich von Soll-Mengen und Abholterminen je Lieferant und Werk versorgt. Von dem Spediteur werden die Abholavise an die Lieferanten gesendet. Die von den Lieferanten bestätigten Soll-Mengen werden vom Speditionsdisponenten in einer Tourenplanung zusammengestellt. Der Lieferant stellt dann die avisierte Abholmenge bereit und erstellt Sendungs- und Transportbegleitscheine. Der Lkw-Fahrer kontrolliert die bereitgestellte Ware bei den Lieferanten und fährt zum Abnehmer.

Beim Abnehmer erfolgt der sog. Wareneingang, also „physische und kaufmännische Übernahme des Materials von der externen Materialorganisation in die interne Materialorganisation.“138 Dabei wird der visuelle Abgleich von Behälterdaten und Lieferscheindaten durchgeführt. Bei Abweichungen (z.B. Nichteinhaltung der Verpackungs-vorschrift) folgt die Fehlerbearbeitung und Rückkopplung an den Verursacher.

Das Lager verliert heutzutage in Produktionsbetrieben nach und nach seine ursprüngliche Bedeutung und Funktion, durch optimale Abstimmung von Anlieferungs- und Verbrauchsprozess werden Materialbestände und Handling im Lager eliminiert, bzw. auf eine Umschlagfunktion zurückgeführt - man spricht von sog. JIT-Lieferung (Just-in-time-Anlieferung).

Das Umpacken von Teilen aus einem Behälter in einen geeigneten Transportbehälter bezeichnet man als Kommissionierung.139 Dazu benutzen wir folgende Methoden:

Downsizing, Sequenz, Warenkorb und Bausatzprinzip (sieh die Abbildung 14).

138 Logbuch Standard-Logistikprozeß. Kap. Materialfluß extern/intern. Ohne Seitenangabe

139 Logbuch Standard-Logistikprozeß. Kap. Materialfluß extern/intern. Ohne Seitenangabe

Abb. 14 Methoden der Kommissionierung (Logbuch Standard-Logistikprozeß, ohne Seitenangabe)

Im internen Materialfluss ist die optimale Verfügbarkeit des Materials am Arbeitsplatz (Zeit, Menge, Qualität, Ergonomie) das erste Ziel eines Materialsystems. Das Material muss dem Mitarbeiter am Arbeitsplatz rechtzeitig in ausreichender Menge und Qualität zur Verfügung gestellt werden. Es ist darauf zu achten, dass der Mitarbeiter in der Fertigung die Teile auf kurzem Wege und ohne körperliche Anstrengung erreicht.

Effiziente und kontinuierliche Materialversorgung ist das Ziel der Materialbereitstellung, mit anderen Worten einer Nahtstelle zwischen Fertigungs- und Logistikprozess. Als selbstverständliche Voraussetzung gilt, dass Behälter bestmöglich platziert werden und die Standorte aller Transportmittel (Rollgestelle, Container, Transportwagen usw.) sowie leere Container und Ausschussbehälter deutlich gekennzeichnet werden.

Materialabrufe signalisieren dem Lagerpersonal einen Teilebedarf, der an der Produktionslinie auftritt. Die werksinterne Übermittlung geschieht z.B. nach Methoden Kanban oder Andon, bzw. ist sie EDV-gestützt. Bei der Kanban-Methode, die mit manuell überbrachten Kanban-Karten arbeitet, „wird signalisiert, wann ein leerer Behälter durch einen vollen Behälter ersetzt werden muß (minimal 2 Behälter am Arbeitsplatz).“140

Materialbereitsteller entleeren die Kartenboxen in bestimmten Zeitintervallen (max.

1-Stunden-Rhythmus). Das Material wird regelmäßig über eine genau festgelegte Fahrtroute angeliefert.

Andon ist eine andere Strategie. Es handelt sich um ein Materialsystem, „das unter Verwendung von elektronischen Signalen anzeigt, wann ein leerer durch einen vollen

140 Logbuch Standard-Logistikprozeß. Kap. Materialfluß extern/intern. Ohne Seitenangabe

Behälter ersetzt werden muß.“141 Die Andon-Taster sind oberhalb des Behälters angebracht.

Der Fertigungsmitarbeiter drückt den Taster bei einem definierten Mindestbestand, der Materialbereitsteller erkennt das Signal und bringt einen vollen Behälter.

Beim EDV-gestützten Abruf (Systeme INEAS oder PLUMA) „werden Materialabrufe mit Mengen- und Terminangaben EDV-technisch in das bestandsgeführte Lager übertragen.“142

4.3.3.4.2 Analyse der Strukturdarstellungen

141 Logbuch Standard-Logistikprozeß. Kap. Materialfluß extern/intern. Ohne Seitenangabe

142 Logbuch Standard-Logistikprozeß. Kap. Materialfluß extern/intern. Ohne Seitenangabe

Materialflussbedingte Personalkosten Werkzeuge Materialflussbedingte Raum- und Wegekosten Werkzeugfluss

a) Innerbetrieblicher Materialfluss – TGB (Gliederung) + (Zählung) + (Form)

Innerbetrieblicher Materialfluss TGB (Gliederung)

Transportmittel Handhabungsmittel Lagermittel TGB (Zählung)

Kompaktlagerung Regallagerung Regalbediengerät

Spezialgerät Universalgerät Industrieroboter TGB (Form)

b) Externer Güterfluss - TGB (Gliederung) + (Zählung)

Externer Güterfluss TGB (Gliederung)

TGB (Zählung) Verkehrstechnik-Land Verkehrstechnik-Wasser Verkehrstechnik-Luft TGB (Zählung)

LKW Waggon Schiffsverkehr Luftkissenfahrzeug

c) Materialfluss - TGB (Gliederung)

Materialfluss

TGB (Gliederung)

TGB (Gliederung) Werkstückfluss Werkzeugfluss TGB (Gliederung)

Werkstücke Montageteile Fertigwaren Werkzeuge Vorrichtungen Prüfmittel

d) Transportgutstrom - TGB (Form)

Transportgutstrom TGB (Form)

Volumenstrom Massenstrom Stückstrom

e) Auftragsdurchlaufzeit - TGB (Bestand)

Auftragsdurchlaufzeit TGB (Bestand)

Auftragszeit Kontrollzeit Warte- und Liegezeit Transportzeit TGB (Bestand)

arbeitsablaufbedingte L. Lagerungszeit störungsbedingte L.

f) Materialflusskosten - TGB (Bestand)

Materialflussbedingte Kapitalbindungskosten Materialflusskosten

TGB (Bestand)

Materialflussbedingte Raum- und Wegekosten Materialflussbedingte Personalkosten

Betriebsmittelkosten der Transportmittel und Lagereinrichtungen

g) Lkw - TGB (Zählung)

Lkw

TGB (Zählung)

Schlepper Auflieger Jumbo Curtainsider Sattelauflieger

h) Schichtmodell - TGB (Bestand)

Schichtmodell TGB (Bestand)

Frühschicht Spätschicht Nachtschicht

i) Umpacken - TGB (Zählung)

Umpacken TGB (Zählung)

Downsizing Sequenz Warenkorb Bausatzprinzip

j) Ergonomisches Hilfsmittel - TGB (Zählung) Ergonomisches Hilfsmittel

TGB (Zählung)

Bereitstellwagen Drehteller Neigegerät KLT-Regal

k) Anliefervarianten - TGB (Form)

Direktbelieferung

Anliefervarianten Milkrun-Direktbelieferung TGB (Form)

Anlieferung über Konsolidierungslager

l) Materialabruf - TGB (Zählung)

Materialabruf TGB (Zählung)

Kanban Andon EDV-gestützter Materialabruf

m) Versandschrift - TGB (Zählung)

Versandschrift TGB (Zählung)

Sendungsbegleitschein Transportbegleitschein

n) Logistische Funktionsfläche - TGB (Bestand)

Logistische Funktionsfläche

TGB (Bestand)

Pufferfläche Bereitstellfläche Verkehrsfläche Sozialfläche Sperrfläche Ausschussfläche

4.3.3.5 Unterbereich der Logistik 5: Waren- und Containerumschlag