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Deutsche und tschechische Terminologie in der Logistik German and Czech Logistics Terminology

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Univerzita Karlova v Praze Filozofická fakulta Ústav germánských studií

Jan Dufek

Deutsche und tschechische Terminologie in der Logistik German and Czech Logistics Terminology

Rigorózní práce

Konzultant práce: PhDr. Marie Vachková, Ph.D.

2007

(2)

Prohlašuji, že jsem rigorózní práci vypracoval samostatně a že jsem uvedl všechny použité prameny a literaturu.

V Plzni dne 1. 3. 2007

(3)

An dieser Stelle möchte ich allen denen danken, die meine Arbeit durch Auskünfte, Anregungen und Hinweise gefördert haben. Meinen Eltern bin ich besonders dankbar für ihre allseitige Unterstützung während des ganzen Studiums. Ein großer Dank gilt jedoch vor allem Frau PhDr. Marie Vachková, Ph.D., die die Arbeit mit großem Interesse begleitet und durch wertvolle Anregungen wesentlich gefördert hat.

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Souhrn

V předkládané rigorózní práci se zabývám lingvistickou analýzou německého a českého terminologického systému v logistice. Tato práce se skládá ze dvou částí, teoretické a praktické.

V teoretické části nejprve objasňuji, co se rozumí pod pojmem odborný jazyk a terminologie a zkoumám, jakých výsledků bylo v oblasti terminologické vědy a výzkumu odborného jazyka dosaženo. Opominout nelze ani lingvistickou práci v oblasti logistiky a problematiku vztahů mezi termíny, které představují metodiku této práce.

V praktické části je prováděna analýza německé terminologie v logistice pomocí sémantických vztahů mezi termíny. V popředí těchto rozborů stojí vztah celku a části, který je dále ještě determinován specifickým příznakem. Na tuto empirickou část navazuje kontrastivní analýza německé a české terminologie v logistice, v níž se kromě rozdílů sémantických bere zvláštní zřetel na odlišnosti v počtu jednotlivých komponent příslušného termínu jakož i na slovotvorné rozdíly při konstrukci názvosloví v obou jazycích.

Zusammenfassung

In der vorliegenden Arbeit beschäftige ich mich mit der linguistischen Analyse des deutschen und tschechischen terminologischen Systems auf dem Gebiet der Logistik. Diese Arbeit besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil.

Im theoretischen Teil wird zunächst erläutert, was man unter ‚Fachsprache’ und

‚Terminologie’ versteht, dann wird untersucht, welche Ergebnisse auf dem Gebiet der Terminologielehre und Fachsprachenforschung erreicht wurden. Weder die bereits erreichten linguistischen Ergebnisse auf dem Gebiet der Logistik noch die Beziehungen zwischen den Termini, die eine methodische Grundlage für diese Arbeit darstellen, können außer Acht gelassen werden.

Im praktischen Teil wird die deutsche Logistik-Terminologie mit Hilfe semantischer Beziehungen zwischen den Termini analysiert. Im Vordergrund dieser Untersuchungen steht die Teil-Ganzes-Beziehung, die weiter noch durch ein spezifisches Merkmal determiniert ist.

An diesen empirischen Teil knüpft die Analyse der deutschen und tschechischen Logistik- Terminologie aus kontrastiver Sicht an, in der außer semantischen Differenzen vor allem Unterschiede in der Konstituentenanzahl des jeweiligen Terminus und Unterschiede der Wortbildungstypen, die in der Terminologie beider Sprachen vorkommen, berücksichtigt werden.

(5)

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung 1

2. Allgemeine Bemerkungen zur Fachsprache und Terminologie 3

2.1 Bemerkungen zur Fachsprache 3

2.1.1 Fachsprache und Gemeinsprache 3

2.1.2 Horizontale Gliederung der Fachsprachen 5

2.1.3 Vertikale Gliederung der Fachsprachen 7

2.1.4 Zum Verhältnis zwischen den Begriffen ‚Fachwortschatz’ und ‚Fachsprache’ 8

2.1.5 Fachsprache der Logistik 9

2.2 Bemerkungen zur Terminologie 11

2.2.1 Zur Terminologie und Terminologienormung 11

2.2.2 Zum Stand auf dem Gebiet der Terminologieforschung 13

2.2.2.1 Zum Stand der Terminologie- und Fachsprachenforschung im deutsch- sprachigen Raum 14

2.2.2.2 Zum Stand der Terminologie- und Fachsprachenforschung in der Tschechischen Republik 16

2.2.2.3 Zum Stand der Terminologie- und Fachsprachenforschung auf dem Gebiet der Logistik 17

2.2.3 Termini und ihre Beziehungen 20

2.2.3.1 Die Beziehungen zwischen den Termini nach Felber/Budin 20

2.2.3.1.1 Ontologische Beziehungen 21

2.2.3.1.2 Logische Beziehungen 21

2.2.3.1.3 Themabeziehungen 23

2.2.3.2 Die Beziehungen zwischen den Termini nach Rahmstorf 24

2.2.3.3 Die Beziehungen zwischen den Termini nach Zhou 25

3. Fachsprache, Terminologie und technisches Übersetzen 26

3.1 Allgemeine Bemerkungen zum Übersetzen 26

3.2 Fachsprache und Übersetzen 28

3.3 Einzelprobleme beim technischen Übersetzen 29

(6)

3.3.1 Die Rolle der Sachkompetenz 30

3.3.2 Die Rolle der fachsprachlichen Kompetenz 31

3.3.3 Die Rolle der kulturspezifischen Einflüsse 32

3.3.4 Die Rolle der individualspezifischen Textmerkmale 33

3.4 Äquivalenz in der technischen Übersetzung 34

3.4.1 Einführung 34

3.4.2 Eins-zu-eins-Äquivalenz 35

3.4.3 Eins-zu-mehr-Entsprechung 36

3.4.4 Mehr-zu-eins-Entsprechung 37

3.4.5 Eins-zu-Null-Entsprechung 37

3.5 Computergestützte Terminologieverwaltung als Hilfe für Übersetzer 38

3.5.1 Einführung 38

3.5.2 Programme zur Terminologieverwaltung 39

3.5.2.1 Sprachpaarbezogene Terminologieverwaltungssysteme 40

3.5.2.2 Mehrsprachige Terminologieverwaltungssysteme 40

3.5.2.3 Frei strukturierbare Terminologieverwaltungssysteme 41

3.5.3 Ausblick 41

4. Analyse der Benennungen auf dem Gebiet der Logistik-Terminologie 43

4.1 Bemerkungen zur Wortmaterialquelle und Untersuchungsmethode 43

4.2 Quantitative Analyse der Logistik-Termini 45

4.3 Analyse der Beziehungen in Unterbereichen der Logistik 47

4.3.1 Einführung 47

4.3.2 Teil-Ganzes-Beziehung (TGB) 50

4.3.2.1 TGB (Gliederung) 51

4.3.2.2 TGB (Bestand) 52

4.3.2.3 TGB (Zählung) 52

4.3.2.4 TGB (Form) 53

4.3.2.5 TGB (Material) 54

4.3.2.6 TGB (Maß) 54

4.3.2.7 TGB (Nummerierung) 55

4.3.2.8 TGB (Position) 55

4.3.2.9 TGB (Funktion) 56

4.3.3 Unterbereiche der Logistik 56

(7)

4.3.3.1 Unterbereich der Logistik 1: Flurförderzeuge 56

4.3.3.1.1 Fachliche Erläuterungen 56

4.3.3.1.2 Analyse der Strukturdarstellungen 59

4.3.3.2 Unterbereich der Logistik 2: Transport, Verpackung, Ladeeinheit 62

4.3.3.2.1 Fachliche Erläuterungen 62

4.3.3.2.2 Analyse der Strukturdarstellungen 64

4.3.3.3 Unterbereich der Logistik 3: Lagersysteme 65

4.3.3.3.1 Fachliche Erläuterungen 65

4.3.3.3.2 Analyse der Strukturdarstellungen 67

4.3.3.4 Unterbereich der Logistik 4: Materialfluss 70

4.3.3.4.1 Fachliche Erläuterungen 70

4.3.3.4.2 Analyse der Strukturdarstellungen 73

4.3.3.5 Unterbereich der Logistik 5: Waren- und Containerumschlag 77

4.3.3.5.1 Fachliche Erläuterungen 77

4.3.3.5.2 Analyse der Strukturdarstellungen 79

4.3.4 TGB und andere Beziehungen in einem Logistik-Unterbereich 81

4.3.4.1 TGB und die zeitliche Nacheinander-Beziehung in einem Logistik- Unterbereich 81

4.3.4.2 TGB und die inverse Beziehung in einem Logistik-Unterbereich 82

4.3.5 Andere Beziehungen in der Terminologie der Logistik 83

4.4 Zusammenfassung der Ergebnisse 85

5. Kontrastiver Vergleich der deutschen und tschechischen Logistik- Termini 89

5.1 Einführung 89

5.2 Strategien zur Begriffsüberführung aus der Ausgangssprache in die Ziel- sprache 89

5.2.1 Terminologische Ersetzung vs. Terminusübersetzung 90

5.2.2 Terminologische Metaphorisierung 93

5.3 Unterschiede auf dem Gebiet der Semantik 97

5.3.1 Unterschiede auf dem Gebiet der Wortsemantik 97

5.3.2 Unterschiede der semantischen Beziehungen 102

5.4 Unterschiede in der Wortbildung 106

5.4.1 Unterschiede in der Konstituentenanzahl 107

(8)

5.4.2 Unterschiede der Wortbildungsmodelle 111

5.4.3 Unterschiede im Gebrauch von Bindestrich 116

5.5 Sprachökonomie im Deutschen und Tschechischen 117

5.6 Schlussbemerkung 121

6. Zusammenfassung und Ausblick 122

6.1 Resumé 124

6.2 Summary 127

7. Quellen- und Literaturverzeichnis 131

7.1 Primärquellen 131

7.1.1 Material in der deutschen Sprache 131

7.1.2 Material in der tschechischen Sprache 132

7.2 Sekundärliteratur 133

7.3 Nachschlagewerke 136

7.4 Internetquellen 137

8. Anhang i

(9)

Tabellenverzeichnis

Tab. 1 Beispiele der Eins-zu-eins-Äquivalenz 36

Tab. 2 Beispiele der Eins-zu-mehr-Entsprechung 36

Tab. 3 Beispiele der Mehr-zu-eins-Entsprechung 37

Tab. 4 Quantitative Vertretung der Stichwörter in einzelnen Logistik- Unterbereichen 46

Tab. 5 Struktur, absolute und relative Anzahl der Stichwörter in einzelnen Logistik-Unterbereichen 46

Tab. 6 Frequenz ausgewählter Logistik-Stichwörter 46

Tab. 7 Terminus athermische Scheiben und seine Ausdrucksvarianten 84

Tab. 8 Häufigkeitsaufzählung der TGB-Merkmale in einzelnen Logistik- Unterbereichen 85

Tab. 9 Quantitative Häufigkeit der TGB-Merkmale 87

Tab. 10 Kontrastiver Vergleich der Termini Schneckenförderer und šnekový dopravník 95

Tab. 11 Semanalyse von Langgut und nepořezaná hmota 98

Tab. 12 Semanalyse von Maximaldruckventil und tlakový omezovací ventil 100

Tab. 13 Morphologische Struktur der Abruf-Komposita 112

Tab. 14 Morphologische Struktur der Qualität-Komposita 112

Tab. 15 Morphologische Struktur der Fachbodenregal-Komposita 113

Tab. 16 Morphologische Struktur der Bremse-Komposita 115

(10)

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1 Terminologieverwaltungssystem CATS, Benennungseintrag 40

Abb. 2 Terminologieverwaltungssystem Termbase, Benennungseintrag 41

Abb. 3 Elektrowagen 58

Abb. 4 Horizontalkommissionierer 58

Abb. 5 Gabelstapler 58

Abb. 6 Hubgerüst 58

Abb. 7 Anbaugeräte für Stapler 59

Abb. 8 Gitterboxpalette 63

Abb. 9 ISO-Container 63

Abb. 10 Fachbodenregal 67

Abb. 11 Palettenregal 67

Abb. 12 Kragarmregal 67

Abb. 13 Wabenregal 67

Abb. 14 Methoden der Kommissionierung 72

Abb. 15 Fahrzeuge für Wechselsysteme 79

Abb. 16 Sägezahnrampe 96

(11)

1. Einleitung

Seit Jahrzehnten sind wir Zeugen einer stürmischen Entwicklung auf allen Gebieten der Technik. So gibt es heute kaum mehr einen Lebensbereich, der nicht entscheidend von der Technik mitgeprägt wird. Mit dieser Entwicklung geht Hand in Hand ein immer größer werdender Einfluss auch im sprachlichen Bereich, zum einen – direkt – durch das Eindringen technischer Fachausdrücke in die Gemeinsprache, zum anderen – indirekt – durch die große Anzahl derjenigen, die in Industrie und Handwerk beschäftigt sind. Das macht schon deutlich, dass die Sprache und der Wortschatz der Technik nicht nur auf bestimmte eng begrenzte Sprachgruppen beschränkt sind, sondern dass sie auch in weite Bereiche der Sprachgemeinschaft eindringen.

Logistik als „Gesamtheit aller Aktivitäten eines Unternehmens, die die Beschaffung, die Lagerung u. den Transport von Materialien u. Zwischenprodukten, die Auslieferung von Fertigprodukten, also den gesamten Fluß von Material, Energie u. Produkt betreffen“1 gehört zu denjenigen technischen Wissenschaften, über die zwar eine Unmenge von wissenschaftlichen Abhandlungen, Monographien, Dissertationen und nicht zuletzt auch Nachschlagewerken geschrieben worden ist, die jedoch aus der linguistischen Sicht her noch unzureichend erforscht sind.

Die Tatsache, dass die Logistik nach dem Zweiten Weltkrieg eine riesige Entfaltung durchgemacht hat und dass sie in der Volks- und Betriebswirtschaft von entscheidender Bedeutung ist, hat mich dazu bewogen, ihr terminologisches System zum Thema meiner Arbeit auszuwählen. Da diese technische Disziplin sehr breit ist und Erkenntnisse vieler Wissenschaften in sich schließt, beschränke ich mich in dieser Arbeit auf den Fachwortschatz des Materialflusses, des Warenumschlags und des Lagerwesens.

Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die deutsche Terminologie der Logistik aus der semantischen Sicht mit besonderer Orientierung auf die Teil-Ganzes-Beziehung zu analysieren und die auf dem Gebiet der Semantik und Wortbildung bestehenden Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der deutschen und tschechischen Logistik- Terminologie zu beschreiben.

Im zweiten Kapitel werden allgemeine Erläuterungen zur Fachsprache und Terminologie behandelt. Dieser Teil meiner Arbeit gliedert sich in zwei Unterkapitel. Im ersten wird auf den Unterschied zwischen Fachsprache und Gemeinsprache eingegangen, es wird die horizontale und vertikale Gliederung der Fachsprachen besprochen, die Begriffe

1Duden. Deutsches Universalwörterbuch. S. 963

(12)

‚Fachsprache’ und ‚Fachwortschatz’ werden im Hinblick auf die Fachsprache der Logistik in Kürze dargestellt. Im zweiten Teil beschäftige ich mich damit, was ‚Terminologie’ heißt, wie der Stand der terminologischen Forschung sowie der auf dem Gebiet der Logistik im deutschsprachigen Raum und in der Tschechischen Republik aussieht. Zum Schluss wird auf die Beziehungen zwischen den Termini eingegangen.

Im dritten Kapitel beschäftige ich mich damit, welche Faktoren beim Übersetzen von Fachtexten und Terminologie von Bedeutung sind. Nach der Erörterung einiger Einzelprobleme, denen ein Fachübersetzer oft begegnet, gehe ich zum Thema ‚Äquivalenz’

über. Auch die Möglichkeiten des computergestützten Übersetzens und Terminologiearbeit, die in der Gegenwart immer mehr an Bedeutung gewinnen, werden in Kürze dargestellt.

Dieses Kapitel, das für einen Bestandteil des theoretischen Ansatzes gehalten wird, stellt eine Basis für die im fünften Kapitel durchgeführte kontrastive Analyse der deutschen und tschechischen Logistik-Terminologie dar.

Das vierte Kapitel bildet den Kern meiner Untersuchungen zum Logistik-Fachwortschatz.

Es soll die Terminologie in ihren lexikalischen Eigenheiten dargestellt und Beziehungen zwischen den einzelnen substantivischen Lexemen mit Hilfe linguistischer Methoden beschrieben werden. Das methodische Vorgehen wird in folgende Schritte eingeteilt:

Erfassung des Quellenmaterials, Auswahl von Termini und Darstellung und Beschreibung von Beziehungen zwischen den Benennungen.

Der kontrastive Vergleich der deutschen und tschechischen Terminologie der Logistik wird im fünften Kapitel anhand ausgewählter Beispiele aus dem vorhergehenden Teil und auch mit Hilfe mancher neuen Beispiele näher erörtert. Deutsch ist dabei die Ausgangssprache, Tschechisch ist die Zielsprache. Bei diesen Untersuchungen möchte ich mich mit der Äquivalenz der Termini und ihren Unterschieden sowohl auf dem Gebiet der Semantik als auch aus der Sicht der Wortbildung beschäftigen.

Einen wesentlichen Bestandteil dieser Arbeit stellt die Wortmaterialquelle dar, die auf einer CD in Form eines deutsch-tschechischen Logistik-Glossars beigelegt ist.

(13)

2. Allgemeine Bemerkungen zur Fachsprache und Terminologie

Kaum ein Gegenstand der Sprachwissenschaft wird heute in so vielfältiger Weise öffentlich diskutiert wie Fachsprachen und Terminologie. Da im Mittelpunkt dieser Arbeit terminologische und fachsprachliche Untersuchungen stehen, ist es wünschenswert, einen Überblick über die Theorieforschung der Fachsprachen zu geben. Dies ist auch das Ziel dieses Kapitels.

Dieser Teil meiner Arbeit gliedert sich in zwei Unterkapitel. Im ersten wird auf den Unterschied zwischen Fachsprache und Gemeinsprache eingegangen, es wird die horizontale und vertikale Gliederung der Fachsprachen besprochen, die Begriffe ‚Fachsprache’ und

‚Fachwortschatz’ werden im Hinblick auf die Fachsprache der Logistik in Kürze dargestellt.

Im zweiten Teil beschäftige ich mich damit, was ‚Terminologie’ heißt, wie der Stand der terminologischen Forschung sowie der auf dem Gebiet der Logistik im deutschsprachigen Raum und in der Tschechischen Republik aussieht. Zum Schluss wird auf die Beziehungen zwischen den Termini eingegangen.

2.1 Bemerkungen zur Fachsprache

2.1.1 Fachsprache und Gemeinsprache

Das Mittel der Fachkommunikation ist die Fachsprache, weil der Aufbau von systematischem Wissen nur mittels der Sprache möglich ist. Das Fachwissen kann nur durch fachliche Kommunikation repräsentiert werden und wird so weiter aufgebaut. Das wissenschaftliche Sprechen dient der Erkenntnis der jeweiligen Sache und der Mitteilung des Erkannten, und so entwickelt die Sprache der Wissenschaften und Handwerke ein Zeichensystem für komplexe Beziehungen. Das Ziel ist da die höchstmögliche Verallgemeinerung.

Es ist in diesem Zusammenhang bemerkenswert, dass zur Beschreibung des fachlichen Wissens die Gemeinsprache verwendet wird. Als Gemeinsprache gilt nach Hoffman „jenes Instrumentarium an sprachlichen Mitteln, über das alle Angehörigen einer Sprachgemeinschaft verfügen und das deshalb die sprachliche Verständigung zwischen ihnen möglich macht“2. Der Ausdruck ‚Gemeinsprache’ wird oft alternierend verwendet mit

‚Landessprache’, ‚Umgangssprache’ oder ‚Alltagssprache’ oder im Sinne von einem überregionalen, gruppenunabhängigen und allgemeingültigen Sprachgebrauch.

2 Hoffmann, L.: Kommunikationsmittel Fachsprache. Eine Einführung. S. 48

(14)

Fluck weist darauf hin, die

„Fachsprache [steht] nicht als sprachlich selbständiges System neben der Gemeinsprache.

Vielmehr ist sie durch Differenzierung und Erweiterung aus der Gemeinsprache herausgewachsen. Die Gemein- oder Standardsprache liefert die lexikalische Basis und das grammatische Gerüst für die Fachsprachen.“3

Was die vor allem in den 60er Jahren so häufig diskutierte Polarisierung zwischen Fachsprache und Gemeinsprache anbelangt, ist Fluck folgender Meinung: „Grundsätzlich bilden also Fach- und Gemeinsprache kein gegensätzliches Paar, sie liegen nur auf verschiedenen Ebenen“4.

Die Ausdrucksmittel der einzelnen Fachsprachen vermehren sich in einer Weise, dass die fachlichen Nachschlagewerke bereits nach kurzer Zeit veraltet sind; der Wortschatz der Fachsprachen ist schon seit langem weitaus umfangreicher als der der Gemeinsprache. Mit dem Blick auf die Sprachzeichen bestehen hier nach Stolze unterschiedliche sprachliche Varietäten nebeneinander.5

Dieser Auffassung nach ist ein Kern der Gemeinsprache von Fachsprachen umgeben, die zum Rand des Feldes immer spezieller werden, teilweise auch einander überlagern und Varietäten der Gesamtsprache darstellen. Hoberg hält für sprachdidaktische Zwecke für sinnvoll, vier Gebiete zu unterscheiden, und zwar die „Wissenschaftssprachen“, dann

„Wissenschafts-bereichssprachen“ (Sprache der Natur-, Technik-, Sozial- und Geisteswissenschaften), „Fachbereichssprachen“ (z.B. Sprache des Maschinenbaus) und

„Fachgebietssprachen“ (z.B. Sprache der Logistik).6

Auch wenn aus der linguistischen Sicht der Unterschied zwischen Fachsprachen und Gemeinsprache bereits eindeutiger ist, so gilt doch, dass die Fachsprachen spezifische Zwecke erfüllen und darauf ausgerichtet sind:

„Die Besonderheit der Fachsprachen […] liegt einmal in ihrem speziellen, auf die Bedürfnisse des jeweiligen Faches abgestimmten Wortschatz, dessen Übergänge zur Gemeinsprache fließend sind und der auch gemeinsprachliche und allgemeinverständliche Wörter enthält. Zum anderen liegt ihre Besonderheit in der Gebrauchsfrequenz bestimmter (gemeinsprachlicher) grammatischer (morphologischer, syntaktischer) Mittel.“7

Fachsprache als die bei der Fachkommunikation eingesetzten sprachlichen Mittel wird von Hoffmann in folgender vielzitierten Version definiert: „Fachsprache – das ist die

3 Fluck, H.-R.: Fachsprachen. Einführung und Bibliographie. S. 175

4 Fluck, H.-R.: Fachsprachen. Einführung und Bibliographie. S. 176

5 Stolze, R.: Die Fachübersetzung. Eine Einführung. S. 21

6 Hoberg, R.: Die Rolle der deutschen Sprache in Wissenschaft und Technik. S. 333

7 Fluck, H.-R.: Fachsprachen. Einführung und Bibliographie. S. 12

(15)

Gesamtheit aller sprachlichen Mittel, die in einem fachlich begrenzbaren Kommunikationsbereich verwendet werden, um die Verständigung zwischen den in diesem Bereich tätigen Menschen zu gewährleisten.“8

Die Definition der Fachsprache von Möhn/Pelka stimmt in vieler Hinsicht mit der von Hoffman überein: „Variante der Gesamtsprache, die der Erkenntnis und begrifflichen Bestimmung fachspezifischer Gegenstände sowie der Verständigung über sie dient und damit den spezifischen kommunikativen Bedürfnissen im Fach allgemein Rechnung trägt.“9

Im Fachtext verweben sich gemeinsprachliche und fachsprachliche Phänomene. Als fachsprachliche Merkmale gelten dabei eine spezielle Fachterminologie sowie bestimmte sprachlich-stilistische Besonderheiten, die auch übersetzungsrelevant zu berücksichtigen sind.

Auf der einen Seite der Skala gibt es Texte, die reich an fachsprachlichen Merkmalen sind.

Auf der anderen Seite sind Texte anzuordnen, die bisher eher als ‚gemeinsprachlich’

eingestuft wurden und in diesem Modell als arm an denjenigen Merkmalen charakterisiert werden, die in Fachsprachen auffällig vorhanden sind.

Seit der Mitte der 70er Jahre zeigt sich eine deutliche Abkehr von diesen Polarisierungsversuchen, die die Gemein- und Fachsprache so streng voneinander abgetrennt haben. Klute beschreibt dies sehr treffend, indem er Folgendes postuliert:

„Die Grenze zwischen Fachsprachen und Gemeinsprache ist offen. Es gibt keine Fachsprache, die nicht zum größten Teil aus lexikalischen und syntaktischen Elementen der Gemeinsprache besteht. Umgekehrt wirken Fachsprachen ständig auf die Gemeinsprache ein, indem sie vor allem deren Wortschatz bereichern. Die Sonderung Fachsprache- Gemeinsprache […] darf in der kommunikativen Wirklichkeit nicht statisch gesehen werden […].“10

2.1.2 Horizontale Gliederung der Fachsprachen

Eine der zwei wichtigen Hauptbetrachtungsweisen der Fachsprachen ist die horizontale Schichtung. Sie behandelt die Abgrenzung zwischen Fachsprachen, d.h. die Abgrenzung zwischen Subsprachen von einem Subsystem des Systems ‚Gesamtsprache’, während sich die vertikale Schichtung mehr mit der Graduierung der Fachlichkeit und Fachsprachlichkeit innerhalb einer Fachsprache beschäftigt.

In der Fachsprachenlinguistik sind bisher zahlreiche verschiedene Wissenschafts-, Technik- und Institutionensprachen beschrieben worden. Dabei besteht jedoch angesichts der Menge einzelner Fächer und Fachbereiche keine vollständige Erfassung. Einen gewissen

8 Hoffmann, L.: Kommunikationsmittel Fachsprache. Eine Einführung. S. 53

9 Möhn/Pelka: Fachsprachen. Eine Einführung. S. 26f

10 Klute, W. (Hrsg.): Fachsprache und Gemeinsprache. S. 6

(16)

Eindruck über diejenigen Fachsprachen, die von germanistischer Seite her bereits erfasst und beschrieben wurden, vermitteln die einschlägigen Kapitel aus dem Handbuch

‚Fachsprachen’11, die die horizontal zu unterscheidenden Einzelfachsprachen behandeln.

Hierzu gehören:

1. Fachsprachen der Urproduktion und des Handwerks – Schifffahrt, Holzverarbeitung, Winzertum, Mauerwesen, Bergbau, Jägerei, Viehzucht 2. Technische Fachsprachen und Fachsprachen angewandter Wissenschaften –

Gießereitechnik, Elektrotechnik, Informatik, Maschinen- und Anlagentechnik

3. Wissenschaftliche Fachsprachen – Mathematik, Physik,Sprachwissenschaft, Philosophie, Wirtschaftssprache, Erziehungswissenschaft

4. Institutionensprachen – politische und juristische Fachsprache, Verwaltungssprache

Es bietet sich nun an, solche horizontal zu unterscheidenden Einzelfächer und deren Fachsprachen ihrer Verwandtschaft nach zu sortieren. So ein Versuch stammt von Lothar Hoffmann. Die horizontale Schichtung wird von ihm nach Kommunikationsbereichen nebeneinander gestellt, so gibt es z.B. die Fachsprache der Literaturwissenschaft, Pädagogik, Ökonomie, Landwirtschaft, Medizin, Chemie, des Maschinenbaus, Bauwesens usw.12 Diese Ordnung kann nach Fluck jedoch nicht gelten, da die Medizin wiederum ihre eigenen Fachsprachen entwickelt hat. Nach Fluck dürfen wir annehmen, „daß es etwa ebenso viele Fachsprachen wie Fachbereiche gibt“13.

Hoffmann ist der Meinung, dass es nie erreichbar ist, eine vollständige horizontale Gliederung der Fachsprachen aufzustellen, „da die produktive Tätigkeit des Menschen immer neue Gebiete erschließt“14. Eugen Wüster, Nestor der Terminologielehre, schätzte die Anzahl von Fachbereichen auf etwa 300 (wie Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft, Anatomie, Pharmakologie usw.). Kalverkämper glaubt, dass praxisbezogene Aktivitäten ihre eigenen Fächerkanons tradierten,

„so die datenverarbeitenden und dokumentationsintensiven Arbeiten in der Wissenschaft (Wissensdarstellung), in der Wirtschaft (Wissensverwendung und Wissensvermittlung) und in der Verwaltung (Wissensorganisation), bei denen eine Fächeranzahl von 857 bis 3.000 Fächern errechnet und Fächerkataloge mit etwa 2.500 bis 7.000 verbindlich sind.“15

11 sieh HSK, Band 14.1. Inhaltsverzeichnis

12 sieh Hoffmann, L.: Kommunikationsmittel Fachsprache. Eine Einführung. S. 58-62

13 Fluck, H.-R.: Fachsprachen. Einführung und Bibliographie. S. 16

14 Hoffmann, L.: Kommunikationsmittel Fachsprache. Eine Einführung. S. 58

15 Kalverkämper, H.: Gemeinsprache und Fachsprachen – Plädoyer für eine integrierende Sichtweise. S. 93f

(17)

Die Meinung, Fachsprachen seien analog mit den Fächern entstanden und ihre Anzahl müsse sich an der Anzahl der Fächer orientieren, ist nach Kalverkämper falsch, da die Perspektive vom Fach auf seine Fachsprache hin gerichtet sei und nicht umgekehrt.16

2.1.3 Vertikale Gliederung der Fachsprachen

Unter der vertikalen Schichtung einer Fachsprache versteht man vor allem die Graduierung eines Fachtextes im Hinblick auf Fachlichkeit und Fachsprachlichkeit. Dabei geht man allgemein davon aus, dass es innerhalb einzelner Fächer verschiedene Kommunikationsbereiche gibt, die sich im Hinblick auf das Allgemeine und das Besondere der Gegenstände und Sachverhalte des jeweiligen Fachbereichs unterscheiden.

Wenn eher das Allgemeine im Vordergrund der Fachkommunikation steht, handelt es sich um eine höhere fachliche und sprachliche Abstraktionsebene. Wenn dagegen das Interesse eher dem Besonderen gilt, dann liegt eine vergleichsweise niedrigere Abstraktionsebene vor.

Eine der bekanntesten vertikalen Fachsprachengliederungen stammt von Heinz Ischreyt aus der Mitte der 60er Jahre.

Ischreyt17 setzt dabei drei fachliche und sprachliche Abstraktionsebenen an:

1. Wissenschaftlich-technische Fachsprache mit dem höchsten Grad an Fachwörtlichkeit und Exaktheit,

2. Werkstattsprache mit einem geringeren Grad an Exaktheit, verbunden mit einem höheren Maß an Allgemeinverständlichkeit, was zu einem Gewinn an Kommunikation unter den Betriebsangehörigen führt,

3. Verkäufersprache mit hoher Variationsbreite. Sie richtet sich an bestimmte Zielgruppen außerhalb des Fachs.

Neben der Einteilung von Ischreyt wurden zahlreiche weitere Versuche unternommen, Fachsprachen vertikal zu gliedern. Dabei ist hier noch einmal auf die Arbeiten von Hoffmann zu verweisen, dessen vertikale Gliederung ebenfalls eine breite Wirkung entfaltet. Hoffmann unterscheidet fünf Abstraktionsstufen mit jeweils eigenen semiotischen und kommunikativen Erscheinungen.18

Die höchste Abstraktionsstufe nimmt dabei die Sprache der theoretischen Grundlagenwissenschaften ein: Sie zeichnet sich semiotisch durch den Gebrauch von

16 Kalverkämper, H.: Gemeinsprache und Fachsprachen – Plädoyer für eine integrierende Sichtweise. S. 100

17 Ischreyt, H.: Studien zum Verhältnis von Sprache und Technik. S. 38ff

18 Hoffmann, L.: Kommunikationsmittel Fachsprache. Eine Einführung. S. 64-70

(18)

künstlichen Symbolen für Elemente wie Relationen und kommunikativ durch die Verwendung unter Wissenschaftlern aus.

Auf der zweiten, sehr hohen Abstraktionsstufe finden wir die Sprache der experimentellen Wissenschaften: Deren semiotische Charakteristika bestehen in dem Gebrauch künstlicher Symbole für Elemente und natürlichsprachiger Syntax für Relationen; die kommunikativen Besonderheiten zeigen sich in deren Gebrauch unter Wissenschaftlern oder Technikern selbst sowie zwischen diesen und wissenschaftlich-technischem Hilfspersonal.

Die dritte, hohe Abstraktionsstufe nimmt die Sprache der angewandten Wissenschaften und der Technik ein, semiotisch zu charakterisieren durch natürliche Sprache mit starker Terminologisierung und verbindlicher Syntax sowie kommunikativ durch den Gebrauch unter Wissenschaftlern und Technikern einerseits und wissenschaftlichen bzw. technischen Produktionsleitern andererseits.

Die vierte, niedrige Abstraktionsstufe wird dann von der Sprache der materiellen Produktion eingenommen: Deren Kennzeichen sind zum einen eine natürliche Sprache mit relativ starker Terminologisierung und einer vergleichsweise unverbindlichen Syntax sowie der Gebrauch unter Produktionsleitern, Meistern und Facharbeitern (Angestellten).

Und auf der fünften und letzten, sehr niedrigen Abstraktionsstufe ist nach Hoffmann schließlich die Sprache der Konsumtion anzutreffen: Sie zeigt eine natürliche Sprache mit wenigen Termini und unverbindlicher Syntax und wird unter den Mitgliedern der Produktion, Vertretern des Handels und schließlich den Konsumenten selbst verwendet.

Die Leistung der Gliederungsvorschläge von Ischreyt und Hoffmann besteht in der systematischen Zuordnung von fachlichen Abstraktionsstufen einerseits und deren sprachlichen, semiotischen und kommunikativen Eigenheiten andererseits. In ihrer Allgemeinheit sind diese Modelle jedoch wenig aussagekräftig und eine klare Zuordnung oder Abgrenzung entsprechender Texte ist nicht einfach.

2.1.4 Zum Verhältnis zwischen den Begriffen ‚Fachwortschatz’ und ‚Fachsprache’

Viele Wissenschaftler sind sich darüber einig, dass der Fachwortschatz repräsentativ für die Fachsprache ist. Die Fachlichkeit erkennt man eher am Wortschatz als an sonstigen sprachlichen Erscheinungen, weil sich uns, laut Möhn/Pelka, der Wortschatz als ein herausragendes Merkmal eben anböte19.

19 Möhn/Pelka: Fachsprachen. Eine Einführung. S. 11

(19)

Der Wortschatz selbst bildet jedoch noch nicht eine Fachsprache. Aber trotzdem ist er ein wesentlicher Bestandteil einer Fachsprache. Das ist auch der Grund dafür, dass der Fachwortschatz im Vergleich zu anderen Gebieten (z.B. Syntax) viel mehr untersucht wurde.

Auch heute noch ist die Terminologiearbeit eines der wichtigsten Gebiete der Fachsprachenforschung.

Die Abgrenzung vom Fachwortschatz zum Wortschatz der Gemeinsprache ist ein ähnliches Problem wie die Abgrenzung von der Fachsprache zur Gemeinsprache, denn „ein vollständiges Verzeichnis davon aufzustellen oder bei jedem Wort einer Sprache zu sagen, ob es dazugehört oder nicht“20 sei praktisch unmöglich. Im Vergleich zur Definition der Fachsprache kann die Definition des Fachwortschatzes konzentrierter und konkreter sein, da der Wortschatz nur ein Teil der Fachsprache ist.

Im Rahmen des Fachwortschatzes werden Fachwörter und Termini unterschieden, wobei ein Fachwort den Status eines Terminus dann erreicht, wenn seine Bedeutung durch eine Definition genau festgelegt ist. Fachwörtern wird auf diese Weise ein vorwissenschaftlicher Status zugewiesen. Diese Unterscheidung konnte sich jedoch in der Fachsprache nicht etablieren, vor allem aus dem Grunde, weil sie nicht sinnvoll ist. Sogar die DIN-Norm verwendet beide Benennungen synonym: „Ein Terminus ist als Element einer Terminologie die Einheit aus einem Begriff und seiner Benennung (auch Fachwort)“21.

Nach dieser Definition ist also das einzige, was einen Terminus bzw. ein Fachwort aus dem Wortschatz der Gemeinsprache heraushebt, die Zugehörigkeit zu einer Terminologie (bzw. zu einem Fachwortschatz). Die Überlegungen über Terminologie als Gesamtheit von Termini werden im Kapitel 2.2.1 diskutiert.

2.1.5 Fachsprache der Logistik

Die Fachsprache der Logistik kann nach Hoffmann und Möhn als eine Subsprache (Fachsprache) von mehreren nebeneinander parallel stehenden Subsprachen (Fachsprachen) von der Gemeinsprache verstanden werden. Nach Hoffmanns Definition der Fachsprache ist es nicht schwer zu verstehen, dass die Fachsprache der Logistik in einem fachlichen Kommunikationsbereich verwendet wird und dass sie die Verständigung zwischen den in diesem Bereich tätigen Menschen gewährleistet.

20 Hoffmann, L.: Kommunikationsmittel Fachsprache. Eine Einführung. S. 48

21 DIN 2342 Begriffe und Benennungen. Teil 1 - Begriffe der Terminologielehre, Grundbegriffe. S. 6

(20)

Der Begriff ‚Logistik’ ist relativ breit und sogar die Fachleute und Forscher auf diesem Gebiet sind nicht ganz darüber einig, was die Logistik alles umfasst. Deutsches Universalwörterbuch von Duden überzeugt uns, dass dieses Wort wirklich mehrdeutig ist:

Logistik „1. (Milit.) Planung, Bereitstellung u. Einsatz der für militärische Zwecke erforderlichen Mittel u. Dienstleistungen zur Unterstützung der Streitkräfte;

Versorgungs[apparat] einer Truppe. 2. (Wirtsch.) Gesamtheit aller Aktivitäten eines Unternehmens, die die Beschaffung, die Lagerung u. den Transport von Materialien u.

Zwischenprodukten, die Auslieferung von Fertigprodukten, also den gesamten Fluß von Material, Energie u. Produkt betreffen.“22

Im Deutschen Wörterbuch von Wahrig finden wir beim Stichwort ‚Logistik’ außer diesen zwei Definitionen noch eine, und zwar „mathemat. od. philosoph. Logik“23. So haben wir drei Definitionen, von denen jede etwas völlig anderes bedeutet. Der tschechische Logistik- Forscher Petr Pernica braucht im ersten Band seines umfangreichen Werkes ‚Logistika pro 21. století‘ (Logistik für das 21. Jahrhundert) fast zwanzig Seiten24, eine Unmenge von Definitionen und unzählige Beispiele, um diesen Begriff aus verschiedenen Aspekten erläutern zu können. Er betont auch das, dass der Begriff ‚Logistik’ im wirtschaftlichen Sinne seit relativ kurzer Zeit verwendet wird – die erste Definition sei erst 1964 in den USA entstanden.25

In dieser Arbeit wird die Logistik nach der Auffassung von Bichler/Schröter als

„ganzheitliche Planung, Steuerung, Durchführung und Kontrolle des außer- und innerbetrieblichen Materialflusses und des dazugehörigen Datenflusses mit dem Ziel der bedarfsgerechten Unterstützung der betrieblichen Leistungserstellung und –verwertung“26 verstanden. Der Begriff ‚Logistik’ allein drückt den Umfang der Logistikfunktionen sicherlich nicht in befriedigender Klarheit aus.

Logistik besteht aus einer Vielzahl von logistischen Bausteinen, die nach Bichler/Schröter zum Teil schon mit eigener Benennung versehen sind, zum Teil aber noch nicht weiter definiert worden sind.27 So wird heute neben den drei klassischen Logistikbereichen wie Beschaffungs-, Produktions- und Distributionslogistik auch u. a. von Vorrats-, Lager-, Kommissionier- und Transportlogistik gesprochen.

22 Duden. Deutsches Universalwörterbuch. S. 963

23 Wahrig. Deutsches Wörterbuch. S. 821

24 Pernica, P.: Logistika pro 21. století. Band 1. S. 17-35

25 Pernica, P.: Logistika pro 21. století. Band 1. S. 32

26 Bichler/Schröter: Praxisorientierte Logistik. S. 15

27 Bichler/Schröter: Praxisorientierte Logistik. S. 17

(21)

Es ist in diesem Zusammenhang darauf hinzuweisen, dass die Logistik eine fachübergreifende Disziplin ist. Sie umfasst im weiteren Sinne Erkenntnisse und Wortschatz der Betriebswirtschaftslehre, des Verkehrswesens, der Materiallehre oder sogar der Ökologie (wenn von der Entsorgungs- oder Recyclinglogistik die Rede ist). Dieser Tatsache entspricht natürlich auch die Logistik-Terminologie, die die Fachwortschätze dieser Teildisziplinen beinhaltet.

Weil ich mir dieser Tatsache bewusst bin, möchte ich mich in meinen Untersuchungen im Rahmen der Unternehmenslogistik auf den brauchbaren Fachwortschatz des Materialflusses und der mit ihm verbundenen Phänomene beschränken.

2.2 Bemerkungen zur Terminologie

Das konkrete Ziel dieser Arbeit ist die Analyse der Logistik-Terminologie. Dabei tauchen Fragen auf wie: Was ist eigentlich Terminologie? Welche theoretischen Untersuchungen gibt es schon? Welche praxisorientierten Arbeiten wurden bereits auf diesem Gebiet durchgeführt?

Das Ziel dieses Kapitels ist es, auf diese Fragen eine Antwort zu geben.

2.2.1 Zur Terminologie und Terminologienormung

Es gibt viele Definitionsversuche, die auf verschiedene Weisen den Ausdruck

‚Terminologie’ erläutern. Im Lexikon der Sprachwissenschaft von H. Bußmann hält man

‚Terminologie’ für

„Gesamtheit der innerhalb eines wissenschaftliche Systems definierten Fachausdrücke, die sich von umgangssprachlicher Verwendung durch exakte Definition innerhalb eines bestimmten Systems unterscheiden. Zur Terminologiebildung werden entweder im allgemeinen Sprachgebrauch vorhandene Ausdrücke definitorisch präzisiert […], Neubildungen geschaffen […] oder fremdsprachige Ausdrücke übernommen […].“28

Baakes versteht unter ‚Terminologie’ die „Gesamtheit der in einer Fachsprache verwendeten Termini und Benennungen, deren Begriffsinhalt standardisiert oder definiert ist, oder deren Begriffsinhalt (noch) nicht definiert, aber anderweitig spezifiziert oder fachspezifisch determiniert ist“29.

28 Bußmann, H. (Hrsg.): Lexikon der Sprachwissenschaft. S. 682

29 Baakes, K.: Theorie und Praxis der Terminologieforschung, Deutsch-Englisch. S. 11-12

(22)

Der tschechische Terminologieforscher Drozd ist der Meinung, man verstehe unter Terminologie

„gewöhnlich die Gesamtheit von Fachwörtern (Fachausdrücken, Termini), die in einem Fachgebiet der Wissenschaft, der Kunst, der Technik, der Produktion oder der Ökonomie angewendet werden. In diesem Sinne sprechen wir zum Beispiel von der wissenschaftlichen, halbwissenschaftlichen oder nichtwissenschaftlichen Terminologie oder von der

’Terminologie im weiteren Sinne’, die die Fachausdrücke mehrerer Einzelwissenschaften oder –gebiete umfaßt, während wir unter ’Terminologie im engeren Sinne’ die innerhalb eines bestimmten Fach- oder Wissenschaftsgebietes verwendete Gesamtheit von Fachwörtern verstehen. […] Unter Terminologie im weiteren Sinne wird oft die ’Fachsprache’ des jeweiligen Gebiets verstanden.“30

Wie aus den oben angeführten Definitionen ersichtlich ist, sind die Wissenschaftler und Forscher im Großen und Ganzen darüber einig, dass ‚Terminologie’ für die Gesamtheit von Termini (Fachausdrücken) gehalten werden kann. Was jedoch in der Definition von Drozd außer Acht gelassen ist, ist die Tatsache, dass die Begriffsinhalte von Termini standardisiert oder definiert werden müssen.

Die zuverlässige Exaktheit der Terminologie in allen Sprachen ist nämlich unverzichtbar für die technische Kommunikation. Den entscheidenden Anstoß für eine Terminologienormung gab das Buch Internationale Sprachnormung in der Technik, besonders in der Elektrotechnik von Eugen Wüster. Die Bemühungen um nationale und internationale Terminologienormung haben hier eine ihrer Wurzeln. Das Desiderat einer internationalen Terminologienormung als eine „planmäßige, unter Beteiligung aller jeweils interessierten Kreise gemeinschaftlich durchgeführte Vereinheitlichung von Terminologien auf gemeinnütziger Grundlage“31 setzt als ersten Schritt eine Vereinheitlichung des Bestandes nationaler Fachausdrücke voraus, die im Zuge der Forschungsentwicklung oft spontan entstehen.

Die Normung darf nur Gültigkeit beanspruchen, wenn eine mit internationaler Autorität versehene Institution solche Normen durchsetzt. Wichtige Normungsstellen sind z.B.:

DIN – Deutsches Institut für Normung e.V., Berlin

ISO – International Organization for Standardization, Genf IEC – International Electrotechnical Commission, Genf

Während die Terminologienormung meist einsprachig und national orientiert ist, steht in der übersetzungsorientierten Terminographie die mehrsprachige Gegenüberstellung von Glossaren im Vordergrund. Da die Menge der Fachtermini immer größer wird und für den

30 Drozd, L.: Grundfragen der Terminologie in der Landwirtschaft. S. 114

31 Stolze, R.: Die Fachübersetzung. Eine Einführung. S. 39

(23)

Einzelnen nicht mehr überschaubar ist, sind die Experten wie Übersetzer auf die Fachglossare der Normungsinstitute und die Terminologiedatenbanken angewiesen.

2.2.2 Zum Stand auf dem Gebiet der Terminologieforschung

Besonders hervorzuheben sind in der Forschung die beiden Terminologiespezialisten Helmut Felber und Gerhard Budin. In ihrer Arbeit Terminologie in Theorie und Praxis werden besonders Grundbegriffe der Terminologie behandelt32. Die Terminologieforschung wird von ihnen in zwei Phasen eingeteilt:

1. In der ersten Phase wird Pionierarbeit geleistet.

2. In der zweiten Phase handelt es sich um die Theorieforschung der Terminologie.

Nach Felber/Budin habe Eugen Wüster (1898-1977), ein österreichischer Ingenieur und Wissenschaftler, zusammen mit der Internationalen Elektrotechnischen Kommission (IEC) Pionierarbeit auf diesem Gebiet geleistet. In ihrer Schrift heißt es: „Schon 1906 hat die IEC mit der terminologischen Gemeinschaftsarbeit begonnen. Aber erst WÜSTERs Grundlagenforschung, deren Ergebnis er 1931 veröffentlichte, führte zur allgemeinen terminologischen Grundsatzlehre und zur internationalen terminologischen Grundsatzarbeit“33. Die Schüler Wüsters (Felber und Picht) und andere haben an der Weiterentwicklung und besonders an der Fundierung der Wüsterschen ‚Allgemeinen Terminologielehre’ gearbeitet, die zur Terminologiewissenschaft führen sollte.

Die zweite Phase der Terminologieforschung fängt nach Felber/Budin erst Ende der sechziger Jahre an. Sie beschränkt sich nicht mehr auf die Grundlagenforschung, sondern das Hauptgewicht liegt nun auf der Theorieforschung der Terminologie: „Ende der 60er Jahre setzt eine terminologische Grundlagenforschung ein, die über die Ziele der Grundsatzforschung hinausgeht. Sie führte zur Entstehung einer eigenen Disziplin – der Terminologiewissenschaft.“34 Die Terminologiewissenschaft beschäftigt sich mit den Grundfragen der Terminologie im Allgemeinen. Sie ist durch Drozd, Seibicke, Werner, Kandelaki, Lotte, Dahlberg und andere vertreten.35

Der Hauptvertreter der sowjetischen terminologischen Schule, die ‚Sowjetische Schule’

genannt wird, ist Lotte. Ein großer Teil seiner Arbeit ist der Theorie des wissenschaftlich- technischen Benennungswesens gewidmet. Zu erwähnen sind noch die sowjetischen Forscher

32 Felber/Budin: Terminologie in Theorie und Praxis. S. 1

33 Felber/Budin: Terminologie in Theorie und Praxis. S. 11

34 Felber/Budin: Terminologie in Theorie und Praxis. S. 12

35 Felber/Budin: Terminologie in Theorie und Praxis. S. 19

(24)

Fotiv und Berger. Berger stellt die ‚Terminologie’ – die Gesamtheit der Fachwörter eines Wissensgebietes – zusammen und schlägt dafür die Benennung ‚Terminoklatur’ vor.

Felber/Budin teilen die Terminologiewissenschaft in zwei Hauptrichtungen ein:

1. begriffsbezogene terminologische Grundlagenforschung

Die begriffsbezogene terminologische Grundlagenforschung führt direkt zu der Terminologiewissenschaft. Sie stützt sich auf Erkenntnisse verschiedener Fachgebiete, beschäftigt sich mit dem Zusammenhang zwischen ‚Gegenstand’ und ‚Begriff’,

‚Zeichenbegriff’ und ‚Zeichen’.36

2. sprachbezogene terminologische Grundlagenforschung

Die sprachbezogene terminologische Grundlagenforschung geht von der Sprachwissenschaft aus zur Terminologiewissenschaft. Sie beschäftigt sich nach Felber/Budin mit dem Sprachzeichen der Benennung. Sie steht im Gegensatz zur begriffsbezogenen Grundlagenforschung, die vom Begriff ausgeht und interdisziplinär ist.37

2.2.2.1 Zum Stand der Terminologie- und Fachsprachenforschung im deutschsprachigen Raum

In Deutschland ist der Schwerpunkt der terminologischen Grundlagenforschung vor allem auf die terminologische Grundsatz- und Methodenforschung im Deutschen Institut für Normung (DIN) in Berlin konzentriert. Die terminologiewissenschaftlichen Arbeiten von Wüster haben von Deutschland aus ihren Ausgang genommen. Anfang der 30er Jahre veröffentlichte Wüster seine Dissertation über die internationale Sprachnormung in der Technik38, von der die internationale und auch die deutsche terminologische Grundsatz- und Methodenforschung und –lehre ihren Ausgang nahm.

Deutsches Institut für Normung widmet sich der sprachlichen und sachlichen Normungsarbeit auf zahlreichen verschiedenen Gebieten mit Ausnahme der Elektrotechnik, deren Normung dem Verband deutscher Elektrotechniker (VDE) obliegt. Das Institut hat bislang über 25 000 Normen veröffentlicht. Bei der Normung spielt auch der Verein deutscher Ingenieure (VDI) eine wichtige Rolle. Er verfügt über einen eigenen Ausschuss für fachsprachliche Fragen, den VDI-Ausschuss „Sprache und Technik“. Seine Normungsarbeit betrifft vorwiegend den Bereich der terminologischen Wortbildung und er hat einige

36 Felber/Budin: Terminologie in Theorie und Praxis. S. 19

37 Felber/Budin: Terminologie in Theorie und Praxis. S. 41

38 Wüster, E.: Internationale Sprachnormung in der Technik, besonders in der Elektrotechnik. Berlin 1931, Bonn 31970

(25)

fachsprachliche Richtlinien hervorgebracht, die als Ergänzung oder Spezifizierung der Normen des Deutschen Instituts für Normung aufzulassen sind.

Es sollte an dieser Stelle erwähnt werden, dass Deutsches Institut für Normung im Rahmen der terminologischen Grundsatznormung auch eine Reihe terminologischer Normblätter veröffentlichte, die die Grundlagen der Terminologielehre und Terminologienormung als diejenigen der terminologischen Lexikographie betreffen. Im Einzelnen handelt es sich um diese Normen:

1. DIN 2330: Begriffe und Benennungen: Allgemeine Grundsätze. Berlin 1979 2. DIN 2331: Begriffssysteme und ihre Darstellung. Berlin 1980

3. DIN 2332: Benennen international übereinstimmender Begriffe. Berlin 1988 4. DIN 2333: Fachwörterbücher. Stufen der Ausarbeitung. Berlin 1987

5. DIN 2342: Begriffe der Terminologielehre: Grundbegriffe. Berlin 1992

Neben den oben angeführten Normungsorganisationen leisten auf dem deutschsprachigen Gebiet einige weitere Institutionen wichtige Beiträge zur internationalen Terminologiearbeit.

Besonders erwähnenswert ist das Internationale Informationszentrum für Terminologie (Infoterm) in Wien, das 1971 beim Österreichischen Normungsinstitut gegründet wurde. Die Aufgabe von Infoterm liegt in der Dokumentation und Unterstützung internationaler Bemühungen im Rahmen der Terminologiearbeit. Hierbei wurden im Verlauf der Jahre zahlreiche Kontakte zu verschiedenen nationalen und internationalen Organisationen und Instituten geknüpft, so dass 1988 ein dezentrales internationales Terminologiearbeitsnetz (TermNet) erfolgte.

Große Aufmerksamkeit wird terminologischen und fachsprachlichen Fragen an Universitäten gewidmet. Im Hochschulbereich gab und gibt es eine große Anzahl von Sprachforschern, die sich mit theoretischen Fragen im Zusammenhang mit der angewandten Terminologieforschung befassen: z. B. K. Baakes39, L. Hoffmann40, G. Neubert41 oder W.

Reinhardt42.

Praxisorientierte terminologische Untersuchungen werden besonders im Institut für Informationsmanagement der Fachhochschule Köln unter Leitung von K.-D. Schmitz und im Institut für Angewandte Sprachwissenschaft der Technischen Universität in Dresden

39 Baakes, K.: Theorie und Praxis der Terminologieforschung, Deutsch-Englisch. Heidelberg 1984

40 Hoffmann, L.: Kommunikationsmittel Fachsprache. Eine Einführung. Berlin 1976, Tübingen 21985

41 Neubert, G. (Hrsg.): Rechnerunterstützung bei der Bearbeitung fachlexikalischer Probleme: ein Sammelband.

Leipzig 1981

42 Reinhardt, W. u.a.: Deutsche Fachsprache der Technik. Leipzig 1978, Hildesheim 31992

(26)

durchgeführt. Hier fanden bereits in den 70er Jahren Experimente mit computerunterstützter fachsprachlicher Lexikographie statt.

2.2.2.2 Zum Stand der Terminologie- und Fachsprachenforschung in der Tschechischen Republik

Obwohl die Terminologie- und Fachsprachenforschung eine relativ junge Wissenschafts- disziplin ist, hat sie in unserem Land eine lange Tradition. Bereits in den 30er Jahren gab es Bemühungen um die Abgrenzung der Wirtschaftssprachen im Sinne der funktionell- strukturellen Sprachwissenschaft, die auf den Theorien der Prager linguistischen Schule beruhen. Sie ist repräsentiert durch Namen wie Čada, Kopeckij und Vančura.

Im Sinne der Thesen der Prager Hochschule für Handel ist die Fachsprache „ein funktionelles Ganzes von Sprachmitteln, eine Gesamtheit von terminologischen und nicht- terminologischen Einheiten, die einem bestimmten wirtschaftlichen Zweck dienen“43. Das Begriffssystem wird durch ein Benennungssystem benannt. Die Auffassung der Fach- oder Wissenschaftssprache als spezielles Sprachsystem führt zum System- und Strukturgedanken, der die Anknüpfung an die Wüstersche terminologische Sprachbehandlung ermöglicht.44

Auf diesen Thesen beruht auch der Grundgedanke der Sprachpflege in der Terminologie, die Grundsätze für die Bewertung von Benennungen und Bildung neuer Benennungen aufstellen muss. Auf dieser Grundlage wurden und werden vom Tschechischen Normungsinstitut in Prag (Český normalizační institut, das früher ’Úřad pro normalizaci a měření’ hieß) eine große Menge von terminologischen Normen herausgebracht. Die meisten von ihnen beinhalten noch neben den tschechischen Termini auch ihre fremdsprachlichen Äquivalente.

Die Terminologieforscher in unserem Land waren meistens Sprachforscher, einige waren gleichzeitig auch Experten in einem Sachfach. Sie arbeiteten in verschiedenen Institutionen des Landes: Institut für tschechische Sprache der Akademie der Wissenschaften in Prag, Tschechisches Normungsinstitut, Universitätsinstitute und Berufsverbände. Nach Felber/Budin gehören zu Vertretern dieser Schule Brand, Drozd, Filipec, Horecký, Kocourek, Roudný und Tejnor.45 Einige von ihnen werden hier kurz charakterisiert.

Lubomír Drozd (1924-1988) beschäftigte sich jahrelang intensiv mit der deutschen und tschechischen Terminologie der Landwirtschaft. Während seiner wissenschaftlichen Laufbahn

43 Drozd, L.: Zum Gegenstand und zur Methode der Terminologielehre. S. 110

44 Felber/Budin: Terminologie in Theorie und Praxis. S. 47

45 Felber/Budin: Terminologie in Theorie und Praxis. S. 47

(27)

veröffentlichte er eine umfangreiche Menge von Studien zu diesem Thema.46 Seit den 70er Jahren widmete er sich der allgemeinen Terminologielehre47 und diese Tätigkeit setzte er auch später fort, als er an die Karlsuniversität in Prag berufen wurde, wo er als ordentlicher Professor bis zu seinem Tod einen Lehrstuhl hatte.

Miroslav Roudný (geb. 1919), Antonín Tejnor (1923-1997) und Běla Poštolková (geb.

1932), früher wissenschaftliche Mitarbeiter des Instituts für tschechische Sprache der Akademie der Wissenschaften, haben sich neben ihrer Forschung48 auch der Popularisierung der Terminologie gewidmet. Anfang der 80er Jahre veröffentlichten sie ein Buch über die tschechische Terminologie49, in dem sie Grundinformationen über das Wesen der Terminologie, Bildung von Termini und internationale terminologische Tätigkeit vermittelten.

Rostislav Kocourek (geb. 1929) befasste sich seit Anfang der 60er Jahre mit allgemein terminologischen Fragen. Mitte der 60er Jahre veröffentlichte er eine Abhandlung über den Terminus und seine Definition, die später in vier Fremdsprachen übersetzt wurde.50 Seit 1970 unterrichtete er an der Dalhousie University in Halifax (Kanada) und aus dieser Zeit stammt auch seine Schrift über die französische Sprache der Technik und Wissenschaft.51

Karel Sochor (1903 - 1996) war nach 1945 als Leiter der terminologischen Abteilung des Instituts für tschechische Sprache (Akademie der Wissenschaften) in Prag tätig und beschäftigte sich mit dem tschechischen Fachwortschatz und teilweise auch mit dem Fachstil.

1955 veröffentlichte er die erste tschechische Monographie über allgemein terminologische Fragen.52 Sochor war sehr produktiv und erwähnenswert ist vor allem seine Popularisierung der Terminologie in Tageszeitungen und im Rundfunk.

2.2.2.3 Zum Stand der Terminologie- und Fachsprachenforschung auf dem Gebiet der Logistik

Die Logistik ist eine Wissenschaftsdisziplin, die im Rahmen der Volks- und Betriebswirtschaft eine wichtige Rolle spielt. Es wurde eine umfangreiche Menge von verschiedensten Abhandlungen, Monographien und Dissertationen über dieses Fachgebiet

46 Drozd, L.: Grundfragen der Terminologie in der Landwirtschaft. In: Hahn, W. von (Hrsg.): Fachsprachen.

Darmstadt 1981, S. 114-171

47 Drozd, L., Seibicke, W.: Deutsche Fach- und Wissenschaftssprache. Bestandsaufnahme – Theorie – Geschichte. Wiesbaden 1973, 21982

48 Poštolková, B.: K terminologizaci slovní zásoby v češtině. In: Slovo a Slovesnost 40 (1979), S. 11-18 Poštolková, B.: K vlivu odborné terminologie na národní jazyk. In: Slovo a slovesnost 38 (1977), S. 112-120

49 Poštolková, B., Roudný, M., Tejnor, A.: O české terminologii. Praha 1983

50 Kocourek, R.: Termín a jeho definice. In: Československý terminologický časopis (1965), S. 1-25

51 Kocourek, R.: La langue française de la technique et de la science. Wiesbaden 1982, 21991

52 Sochor, K.: Příručka o českém odborném názvosloví. Praha 1955

(28)

verfasst. Auch die Anzahl von Nachschlagewerken nimmt ständig zu. Das terminologische System der Logistik ist aus der linguistischen Sicht her jedoch nicht komplex erforscht.

Als einzige uns bekannte linguistische Abhandlung über die Logistik-Terminologie ist die 2005 an der Fachhochschule Köln (BRD) abgegebene und übersetzungsbezogen konzipierte Diplomarbeit Logistik. Eine systematische terminologische Untersuchung Deutsch und Englisch von Júlia Šmidrkalová.

Das Ziel dieser Diplomarbeit war die terminologische Erfassung und Bearbeitung des Fachgebietes Logistik mit Hilfe des Terminologieverwaltungsprogramms Multiterm ’95 Plus.

Zu diesem Zweck wird eine Datenbank mit der relevanten Terminologie in den Sprachen Deutsch und Englisch erstellt, die sich als Übersetzungs- und Arbeitshilfe für Mitarbeiter mit logistischen Aufgaben, Übersetzer, Studierende und andere Interessierte anbietet. Die oben erwähnte zweisprachige Datenbank der Logistik-Terminologie ist auch online unter http://www.iim.fh-koeln.de/webterm/DEUTERM/Logistik/Logistik_d.htm zugänglich.

Das Interesse der Fachleute beschränkt sich sonst lediglich auf Erarbeiten von Normen und lexikographische Arbeit. Auf dem Gebiet der BRD gibt es eine große Menge von DIN- Normen und VDI-Richtlinien, die auf dem Gebiet der Logistik gelten. Ihre Auswahl finden wir z.B. im Buch Transport- und Lagerlogistik von H. Martin53. In der ehemaligen Tschechoslowakei und später in der Tschechischen Republik wurden auch auf dem Gebiet der Logistik Normen herausgegeben. Es handelt sich u.a. um folgende:

1. ČSN 26 0001. Transportní zařízení. Rozdělení a názvosloví 2. ČSN 26 0002. Manipulace s materiálem. Názvosloví

3. ČSN ISO 5053. Motorové manipulační vozíky – Terminologie 4. ČSN 26 9015. Skladování. Základní názvosloví

5. ČSN 26 9505. Regály. Názvosloví a rozdělení

Was die lexikographische Arbeit anbelangt, finden wir einige zweisprachige Wörterbücher der Logistik in der Sprachenkombination Deutsch-Englisch. Das deutsch- englische und englisch-deutsche Logistik-Wörterbuch von Jens Kiesel54, der Fachwörter der Logistik (Paralleltitel Logistics dictionary) heißt, erschien sogar in zehnter Auflage, was von einer großen Nachfrage seitens der Anwender des Buches zeugt. Im Jahre 2005 ist wieder ein deutsch-englisches und englisch-deutsches Logistik-Wörterbuch von Vanessa Scott-Sabic erschienen55.

53 Martin, H.: Transport- und Lagerlogistik. S. 13, 34, 71, 108, 175-177, 224-225, 343

54 Kiesel, J.: Fachwörter der Logistik. Erlangen, München 101998

55 Scott-Sabic, V.: Logistik-Wörterbuch. Berlin 22005

(29)

Im deutschsprachigen Raum werden auf dem Gebiet der Logistik auch Lexika herausgegeben. So erschien Ende der 90er Jahre Vahlens großes Logistiklexikon56. Auf 1300 Seiten wird da der Logistik-Fachwortschatz erläutert.

In der Tschechischen Republik sieht die Lage ähnlich aus. Da noch vor der Wende im Herbst 1989 das Englische eine bedeutendere Rolle in Handels- und Wirtschaftsbeziehungen mit westlichen Ländern als das Deutsche spielte, war damals notwendig, ein Wörterbuch auszuarbeiten. So erschien Anfang der 70er Jahre im Institut für Transport-, Verpackungs- und Lagersysteme in Prag (Institut manipulačních, dopravních, obalových a skladovacích systémů - IMADOS) ein englisch-tschechisches Wörterbuch des Paletten- und Container- umschlags von Bohuš Truxa.57 Es sind hier ca. 1500 englische Begriffe aus diesem Logistik- Bereich erklärt, viele von ihnen sind noch mit graphischen Abbildungen ergänzt. 1972 wurde bei IMADOS ein zweibändiges, englisch-tschechisches Wörterbuch der Lagerwirtschaft und verwandter Fachgebiete von Milena Chrzová und Vlasta Patočková erarbeitet.58

Ein gemeinsamer Nenner all dieser älteren lexikographischen Werke ist ihre Unerreichbarkeit. Die Auflage war relativ niedrig, ihre Stückzahl bewegte sich zwischen einigen hundert bis ca. 1500 Stück. Heute stehen z.B. nur noch ein paar Exemplare dieser Wörterbücher in der Nationalbibliothek der Tschechischen Republik in Prag zur Verfügung, sie sind meistens jedoch nicht ausleihbar.

Fast nach dreißig Jahren wurden zwei Logistik-Wörterbücher herausgegeben. 1999 erschien im Verlag Montanex ein englisch-tschechisches und tschechisch-englisches Wörterbuch von Jaroslav Kučera59, dessen Anzahl von Stichwörtern ca. 1800 erreicht. Es ist bemerkenswert, dass es sich um einziges Wörterbuch handelt, das auch einen tschechisch- englischen Teil enthält. Kurz darauf wurde vom Verein der Dolmetscher und Übersetzer in Prag (Jednota tlumočníků a překladatelů - JTP) ein englisch-tschechisches Logistik- Wörterbuch60 herausgegeben.

Die Mitglieder dieses Vereins sind meistens als spezialisierte Übersetzer auf bestimmten Gebieten tätig und erarbeiten mit Unterstützung dieser Institution verschiedene Fachwörterbücher. Diese enthalten zwar nicht eine hohe Anzahl von Stichwörtern, aber sie sollen eine gewisse Lücke im Wortschatz ausfüllen, die in großen und veralteten Nachschlagewerken zu finden ist. Der Umfang dieses Werkes ist nicht groß, er beträgt

56 Bloech, J.: Vahlens großes Logistiklexikon. München 1997

57 Truxa, B.: Anglicko-český slovník z oblasti paletizace a kontejnerizace. Praha 1971

58 Chrzová M., Patočková, V.: Anglicko-český slovník: Skladové hospodářství a navazující obory. Band 1, 2.

Praha 1972

59 Kučera, J.: Stručný anglicko-český/česko-anglický logistický slovník. Ostrava 1999

60 Vedral, J.: Anglicko-český logistický slovník. Praha 2002

(30)

lediglich 27 Seiten, auf denen die häufigsten Logistik-Termini gemeinsam mit ihren tschechischen Entsprechungen angeführt sind.

Einen anwendungsorientierten Beitrag stellt auch das tschechisch-englische terminologische Wörterbuch des Materialhandlings61 dar, das 2005 vom Amt für Verteidigungsstandardisierung, Katalogisierung und staatliche Qualitätsprüfung in Prag (Úřad pro obrannou standardizaci, katalogizaci a státní ověřování jakosti) in elektronischer Form herausgegeben wurde. Der Umfang beträgt ca. 380 lexikalische Einheiten, jeder tschechische Terminus ist prägnant definiert und mit seinem englischen Äquivalent ergänzt. Das Ziel dieses Dokuments ist es, für die im Rahmen der NATO gültige Einheitlichkeit der Terminologie des Materialhandlings bei tschechischen Streitkräften zu sorgen.

Es ist leider auf die Tatsache aufmerksam zu machen, dass auf dem Gebiet der deutsch- tschechischen Lexikographie der Logistik bis jetzt sehr wenig getan wurde. Ende der 70er Jahre entstand bei IMADOS ein zur firmeninternen Verwendung bestimmtes, deutsch- tschechisches Wörterbuch für Materialhandling, Transport, Lagern und Packen62, das heute leider nicht mehr erreichbar ist. Im Jahre 1997 wurde bei JTP in Prag ein deutsch- tschechisches und tschechisch-deutsches Wörterbuch für Verpackungstechnik63, ein Teilgebiet der Logistik, veröffentlicht. Die Terminologie ist sehr übersichtlich angeordnet und die Anzahl von Stichwörtern erreicht ca. 1500.

Obwohl die Bedeutung der deutschen Sprache für Handels- und Wirtschaftsbeziehungen unseres Landes nicht geringfügig ist, steht uns leider kein deutsch-tschechisches Wörterbuch der Logistik zur Verfügung. Ebenfalls die Forschung auf dem Gebiet der Logistik- Terminologie befindet sich in Tschechien in der Anfangsphase.

2.2.3 Termini und ihre Beziehungen

2.2.3.1 Die Beziehungen zwischen den Termini nach Felber/Budin

Im Rahmen der allgemeinen terminologischen Grundsätze und Methoden behandeln Felber/Budin auch die Beziehungen, die zwischen den Termini vorkommen. Sie unterscheiden folgende Arten:

a) ontologische Beziehungen, b) logische Beziehungen, c) Themabeziehungen.

61 Terminologický slovník pojmů a definic z oblasti manipulace s materiálem. Praha 2005

62 Technicko-ekonomický německo-český slovník – manipulace, přeprava, skladování a balení. Praha 1978

63 Kubová, M., Kommová, J.: Německo-česká a česko-německá terminologie obalové techniky. Praha 1997

Referenzen

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