• Keine Ergebnisse gefunden

2. Allgemeine Bemerkungen zur Fachsprache und Terminologie

2.1 Bemerkungen zur Fachsprache

2.1.1 Fachsprache und Gemeinsprache

Das Mittel der Fachkommunikation ist die Fachsprache, weil der Aufbau von systematischem Wissen nur mittels der Sprache möglich ist. Das Fachwissen kann nur durch fachliche Kommunikation repräsentiert werden und wird so weiter aufgebaut. Das wissenschaftliche Sprechen dient der Erkenntnis der jeweiligen Sache und der Mitteilung des Erkannten, und so entwickelt die Sprache der Wissenschaften und Handwerke ein Zeichensystem für komplexe Beziehungen. Das Ziel ist da die höchstmögliche Verallgemeinerung.

Es ist in diesem Zusammenhang bemerkenswert, dass zur Beschreibung des fachlichen Wissens die Gemeinsprache verwendet wird. Als Gemeinsprache gilt nach Hoffman „jenes Instrumentarium an sprachlichen Mitteln, über das alle Angehörigen einer Sprachgemeinschaft verfügen und das deshalb die sprachliche Verständigung zwischen ihnen möglich macht“2. Der Ausdruck ‚Gemeinsprache’ wird oft alternierend verwendet mit

‚Landessprache’, ‚Umgangssprache’ oder ‚Alltagssprache’ oder im Sinne von einem überregionalen, gruppenunabhängigen und allgemeingültigen Sprachgebrauch.

2 Hoffmann, L.: Kommunikationsmittel Fachsprache. Eine Einführung. S. 48

Fluck weist darauf hin, die

„Fachsprache [steht] nicht als sprachlich selbständiges System neben der Gemeinsprache.

Vielmehr ist sie durch Differenzierung und Erweiterung aus der Gemeinsprache herausgewachsen. Die Gemein- oder Standardsprache liefert die lexikalische Basis und das grammatische Gerüst für die Fachsprachen.“3

Was die vor allem in den 60er Jahren so häufig diskutierte Polarisierung zwischen Fachsprache und Gemeinsprache anbelangt, ist Fluck folgender Meinung: „Grundsätzlich bilden also Fach- und Gemeinsprache kein gegensätzliches Paar, sie liegen nur auf verschiedenen Ebenen“4.

Die Ausdrucksmittel der einzelnen Fachsprachen vermehren sich in einer Weise, dass die fachlichen Nachschlagewerke bereits nach kurzer Zeit veraltet sind; der Wortschatz der Fachsprachen ist schon seit langem weitaus umfangreicher als der der Gemeinsprache. Mit dem Blick auf die Sprachzeichen bestehen hier nach Stolze unterschiedliche sprachliche Varietäten nebeneinander.5

Dieser Auffassung nach ist ein Kern der Gemeinsprache von Fachsprachen umgeben, die zum Rand des Feldes immer spezieller werden, teilweise auch einander überlagern und Varietäten der Gesamtsprache darstellen. Hoberg hält für sprachdidaktische Zwecke für sinnvoll, vier Gebiete zu unterscheiden, und zwar die „Wissenschaftssprachen“, dann

„Wissenschafts-bereichssprachen“ (Sprache der Natur-, Technik-, Sozial- und Geisteswissenschaften), „Fachbereichssprachen“ (z.B. Sprache des Maschinenbaus) und

„Fachgebietssprachen“ (z.B. Sprache der Logistik).6

Auch wenn aus der linguistischen Sicht der Unterschied zwischen Fachsprachen und Gemeinsprache bereits eindeutiger ist, so gilt doch, dass die Fachsprachen spezifische Zwecke erfüllen und darauf ausgerichtet sind:

„Die Besonderheit der Fachsprachen […] liegt einmal in ihrem speziellen, auf die Bedürfnisse des jeweiligen Faches abgestimmten Wortschatz, dessen Übergänge zur Gemeinsprache fließend sind und der auch gemeinsprachliche und allgemeinverständliche Wörter enthält. Zum anderen liegt ihre Besonderheit in der Gebrauchsfrequenz bestimmter (gemeinsprachlicher) grammatischer (morphologischer, syntaktischer) Mittel.“7

Fachsprache als die bei der Fachkommunikation eingesetzten sprachlichen Mittel wird von Hoffmann in folgender vielzitierten Version definiert: „Fachsprache – das ist die

3 Fluck, H.-R.: Fachsprachen. Einführung und Bibliographie. S. 175

4 Fluck, H.-R.: Fachsprachen. Einführung und Bibliographie. S. 176

5 Stolze, R.: Die Fachübersetzung. Eine Einführung. S. 21

6 Hoberg, R.: Die Rolle der deutschen Sprache in Wissenschaft und Technik. S. 333

7 Fluck, H.-R.: Fachsprachen. Einführung und Bibliographie. S. 12

Gesamtheit aller sprachlichen Mittel, die in einem fachlich begrenzbaren Kommunikationsbereich verwendet werden, um die Verständigung zwischen den in diesem Bereich tätigen Menschen zu gewährleisten.“8

Die Definition der Fachsprache von Möhn/Pelka stimmt in vieler Hinsicht mit der von Hoffman überein: „Variante der Gesamtsprache, die der Erkenntnis und begrifflichen Bestimmung fachspezifischer Gegenstände sowie der Verständigung über sie dient und damit den spezifischen kommunikativen Bedürfnissen im Fach allgemein Rechnung trägt.“9

Im Fachtext verweben sich gemeinsprachliche und fachsprachliche Phänomene. Als fachsprachliche Merkmale gelten dabei eine spezielle Fachterminologie sowie bestimmte sprachlich-stilistische Besonderheiten, die auch übersetzungsrelevant zu berücksichtigen sind.

Auf der einen Seite der Skala gibt es Texte, die reich an fachsprachlichen Merkmalen sind.

Auf der anderen Seite sind Texte anzuordnen, die bisher eher als ‚gemeinsprachlich’

eingestuft wurden und in diesem Modell als arm an denjenigen Merkmalen charakterisiert werden, die in Fachsprachen auffällig vorhanden sind.

Seit der Mitte der 70er Jahre zeigt sich eine deutliche Abkehr von diesen Polarisierungsversuchen, die die Gemein- und Fachsprache so streng voneinander abgetrennt haben. Klute beschreibt dies sehr treffend, indem er Folgendes postuliert:

„Die Grenze zwischen Fachsprachen und Gemeinsprache ist offen. Es gibt keine Fachsprache, die nicht zum größten Teil aus lexikalischen und syntaktischen Elementen der Gemeinsprache besteht. Umgekehrt wirken Fachsprachen ständig auf die Gemeinsprache ein, indem sie vor allem deren Wortschatz bereichern. Die Sonderung Fachsprache-Gemeinsprache […] darf in der kommunikativen Wirklichkeit nicht statisch gesehen werden […].“10

2.1.2 Horizontale Gliederung der Fachsprachen

Eine der zwei wichtigen Hauptbetrachtungsweisen der Fachsprachen ist die horizontale Schichtung. Sie behandelt die Abgrenzung zwischen Fachsprachen, d.h. die Abgrenzung zwischen Subsprachen von einem Subsystem des Systems ‚Gesamtsprache’, während sich die vertikale Schichtung mehr mit der Graduierung der Fachlichkeit und Fachsprachlichkeit innerhalb einer Fachsprache beschäftigt.

In der Fachsprachenlinguistik sind bisher zahlreiche verschiedene Wissenschafts-, Technik- und Institutionensprachen beschrieben worden. Dabei besteht jedoch angesichts der Menge einzelner Fächer und Fachbereiche keine vollständige Erfassung. Einen gewissen

8 Hoffmann, L.: Kommunikationsmittel Fachsprache. Eine Einführung. S. 53

9 Möhn/Pelka: Fachsprachen. Eine Einführung. S. 26f

10 Klute, W. (Hrsg.): Fachsprache und Gemeinsprache. S. 6

Eindruck über diejenigen Fachsprachen, die von germanistischer Seite her bereits erfasst und beschrieben wurden, vermitteln die einschlägigen Kapitel aus dem Handbuch

‚Fachsprachen’11, die die horizontal zu unterscheidenden Einzelfachsprachen behandeln.

Hierzu gehören:

1. Fachsprachen der Urproduktion und des Handwerks – Schifffahrt, Holzverarbeitung, Winzertum, Mauerwesen, Bergbau, Jägerei, Viehzucht 2. Technische Fachsprachen und Fachsprachen angewandter Wissenschaften –

Gießereitechnik, Elektrotechnik, Informatik, Maschinen- und Anlagentechnik

3. Wissenschaftliche Fachsprachen – Mathematik, Physik,Sprachwissenschaft, Philosophie, Wirtschaftssprache, Erziehungswissenschaft

4. Institutionensprachen – politische und juristische Fachsprache, Verwaltungssprache

Es bietet sich nun an, solche horizontal zu unterscheidenden Einzelfächer und deren Fachsprachen ihrer Verwandtschaft nach zu sortieren. So ein Versuch stammt von Lothar Hoffmann. Die horizontale Schichtung wird von ihm nach Kommunikationsbereichen nebeneinander gestellt, so gibt es z.B. die Fachsprache der Literaturwissenschaft, Pädagogik, Ökonomie, Landwirtschaft, Medizin, Chemie, des Maschinenbaus, Bauwesens usw.12 Diese Ordnung kann nach Fluck jedoch nicht gelten, da die Medizin wiederum ihre eigenen Fachsprachen entwickelt hat. Nach Fluck dürfen wir annehmen, „daß es etwa ebenso viele Fachsprachen wie Fachbereiche gibt“13.

Hoffmann ist der Meinung, dass es nie erreichbar ist, eine vollständige horizontale Gliederung der Fachsprachen aufzustellen, „da die produktive Tätigkeit des Menschen immer neue Gebiete erschließt“14. Eugen Wüster, Nestor der Terminologielehre, schätzte die Anzahl von Fachbereichen auf etwa 300 (wie Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft, Anatomie, Pharmakologie usw.). Kalverkämper glaubt, dass praxisbezogene Aktivitäten ihre eigenen Fächerkanons tradierten,

„so die datenverarbeitenden und dokumentationsintensiven Arbeiten in der Wissenschaft (Wissensdarstellung), in der Wirtschaft (Wissensverwendung und Wissensvermittlung) und in der Verwaltung (Wissensorganisation), bei denen eine Fächeranzahl von 857 bis 3.000 Fächern errechnet und Fächerkataloge mit etwa 2.500 bis 7.000 verbindlich sind.“15

11 sieh HSK, Band 14.1. Inhaltsverzeichnis

12 sieh Hoffmann, L.: Kommunikationsmittel Fachsprache. Eine Einführung. S. 58-62

13 Fluck, H.-R.: Fachsprachen. Einführung und Bibliographie. S. 16

14 Hoffmann, L.: Kommunikationsmittel Fachsprache. Eine Einführung. S. 58

15 Kalverkämper, H.: Gemeinsprache und Fachsprachen – Plädoyer für eine integrierende Sichtweise. S. 93f

Die Meinung, Fachsprachen seien analog mit den Fächern entstanden und ihre Anzahl müsse sich an der Anzahl der Fächer orientieren, ist nach Kalverkämper falsch, da die Perspektive vom Fach auf seine Fachsprache hin gerichtet sei und nicht umgekehrt.16

2.1.3 Vertikale Gliederung der Fachsprachen

Unter der vertikalen Schichtung einer Fachsprache versteht man vor allem die Graduierung eines Fachtextes im Hinblick auf Fachlichkeit und Fachsprachlichkeit. Dabei geht man allgemein davon aus, dass es innerhalb einzelner Fächer verschiedene Kommunikationsbereiche gibt, die sich im Hinblick auf das Allgemeine und das Besondere der Gegenstände und Sachverhalte des jeweiligen Fachbereichs unterscheiden.

Wenn eher das Allgemeine im Vordergrund der Fachkommunikation steht, handelt es sich um eine höhere fachliche und sprachliche Abstraktionsebene. Wenn dagegen das Interesse eher dem Besonderen gilt, dann liegt eine vergleichsweise niedrigere Abstraktionsebene vor.

Eine der bekanntesten vertikalen Fachsprachengliederungen stammt von Heinz Ischreyt aus der Mitte der 60er Jahre.

Ischreyt17 setzt dabei drei fachliche und sprachliche Abstraktionsebenen an:

1. Wissenschaftlich-technische Fachsprache mit dem höchsten Grad an Fachwörtlichkeit und Exaktheit,

2. Werkstattsprache mit einem geringeren Grad an Exaktheit, verbunden mit einem höheren Maß an Allgemeinverständlichkeit, was zu einem Gewinn an Kommunikation unter den Betriebsangehörigen führt,

3. Verkäufersprache mit hoher Variationsbreite. Sie richtet sich an bestimmte Zielgruppen außerhalb des Fachs.

Neben der Einteilung von Ischreyt wurden zahlreiche weitere Versuche unternommen, Fachsprachen vertikal zu gliedern. Dabei ist hier noch einmal auf die Arbeiten von Hoffmann zu verweisen, dessen vertikale Gliederung ebenfalls eine breite Wirkung entfaltet. Hoffmann unterscheidet fünf Abstraktionsstufen mit jeweils eigenen semiotischen und kommunikativen Erscheinungen.18

Die höchste Abstraktionsstufe nimmt dabei die Sprache der theoretischen Grundlagenwissenschaften ein: Sie zeichnet sich semiotisch durch den Gebrauch von

16 Kalverkämper, H.: Gemeinsprache und Fachsprachen – Plädoyer für eine integrierende Sichtweise. S. 100

17 Ischreyt, H.: Studien zum Verhältnis von Sprache und Technik. S. 38ff

18 Hoffmann, L.: Kommunikationsmittel Fachsprache. Eine Einführung. S. 64-70

künstlichen Symbolen für Elemente wie Relationen und kommunikativ durch die Verwendung unter Wissenschaftlern aus.

Auf der zweiten, sehr hohen Abstraktionsstufe finden wir die Sprache der experimentellen Wissenschaften: Deren semiotische Charakteristika bestehen in dem Gebrauch künstlicher Symbole für Elemente und natürlichsprachiger Syntax für Relationen; die kommunikativen Besonderheiten zeigen sich in deren Gebrauch unter Wissenschaftlern oder Technikern selbst sowie zwischen diesen und wissenschaftlich-technischem Hilfspersonal.

Die dritte, hohe Abstraktionsstufe nimmt die Sprache der angewandten Wissenschaften und der Technik ein, semiotisch zu charakterisieren durch natürliche Sprache mit starker Terminologisierung und verbindlicher Syntax sowie kommunikativ durch den Gebrauch unter Wissenschaftlern und Technikern einerseits und wissenschaftlichen bzw. technischen Produktionsleitern andererseits.

Die vierte, niedrige Abstraktionsstufe wird dann von der Sprache der materiellen Produktion eingenommen: Deren Kennzeichen sind zum einen eine natürliche Sprache mit relativ starker Terminologisierung und einer vergleichsweise unverbindlichen Syntax sowie der Gebrauch unter Produktionsleitern, Meistern und Facharbeitern (Angestellten).

Und auf der fünften und letzten, sehr niedrigen Abstraktionsstufe ist nach Hoffmann schließlich die Sprache der Konsumtion anzutreffen: Sie zeigt eine natürliche Sprache mit wenigen Termini und unverbindlicher Syntax und wird unter den Mitgliedern der Produktion, Vertretern des Handels und schließlich den Konsumenten selbst verwendet.

Die Leistung der Gliederungsvorschläge von Ischreyt und Hoffmann besteht in der systematischen Zuordnung von fachlichen Abstraktionsstufen einerseits und deren sprachlichen, semiotischen und kommunikativen Eigenheiten andererseits. In ihrer Allgemeinheit sind diese Modelle jedoch wenig aussagekräftig und eine klare Zuordnung oder Abgrenzung entsprechender Texte ist nicht einfach.

2.1.4 Zum Verhältnis zwischen den Begriffen ‚Fachwortschatz’ und ‚Fachsprache’

Viele Wissenschaftler sind sich darüber einig, dass der Fachwortschatz repräsentativ für die Fachsprache ist. Die Fachlichkeit erkennt man eher am Wortschatz als an sonstigen sprachlichen Erscheinungen, weil sich uns, laut Möhn/Pelka, der Wortschatz als ein herausragendes Merkmal eben anböte19.

19 Möhn/Pelka: Fachsprachen. Eine Einführung. S. 11

Der Wortschatz selbst bildet jedoch noch nicht eine Fachsprache. Aber trotzdem ist er ein wesentlicher Bestandteil einer Fachsprache. Das ist auch der Grund dafür, dass der Fachwortschatz im Vergleich zu anderen Gebieten (z.B. Syntax) viel mehr untersucht wurde.

Auch heute noch ist die Terminologiearbeit eines der wichtigsten Gebiete der Fachsprachenforschung.

Die Abgrenzung vom Fachwortschatz zum Wortschatz der Gemeinsprache ist ein ähnliches Problem wie die Abgrenzung von der Fachsprache zur Gemeinsprache, denn „ein vollständiges Verzeichnis davon aufzustellen oder bei jedem Wort einer Sprache zu sagen, ob es dazugehört oder nicht“20 sei praktisch unmöglich. Im Vergleich zur Definition der Fachsprache kann die Definition des Fachwortschatzes konzentrierter und konkreter sein, da der Wortschatz nur ein Teil der Fachsprache ist.

Im Rahmen des Fachwortschatzes werden Fachwörter und Termini unterschieden, wobei ein Fachwort den Status eines Terminus dann erreicht, wenn seine Bedeutung durch eine Definition genau festgelegt ist. Fachwörtern wird auf diese Weise ein vorwissenschaftlicher Status zugewiesen. Diese Unterscheidung konnte sich jedoch in der Fachsprache nicht etablieren, vor allem aus dem Grunde, weil sie nicht sinnvoll ist. Sogar die DIN-Norm verwendet beide Benennungen synonym: „Ein Terminus ist als Element einer Terminologie die Einheit aus einem Begriff und seiner Benennung (auch Fachwort)“21.

Nach dieser Definition ist also das einzige, was einen Terminus bzw. ein Fachwort aus dem Wortschatz der Gemeinsprache heraushebt, die Zugehörigkeit zu einer Terminologie (bzw. zu einem Fachwortschatz). Die Überlegungen über Terminologie als Gesamtheit von Termini werden im Kapitel 2.2.1 diskutiert.

2.1.5 Fachsprache der Logistik

Die Fachsprache der Logistik kann nach Hoffmann und Möhn als eine Subsprache (Fachsprache) von mehreren nebeneinander parallel stehenden Subsprachen (Fachsprachen) von der Gemeinsprache verstanden werden. Nach Hoffmanns Definition der Fachsprache ist es nicht schwer zu verstehen, dass die Fachsprache der Logistik in einem fachlichen Kommunikationsbereich verwendet wird und dass sie die Verständigung zwischen den in diesem Bereich tätigen Menschen gewährleistet.

20 Hoffmann, L.: Kommunikationsmittel Fachsprache. Eine Einführung. S. 48

21 DIN 2342 Begriffe und Benennungen. Teil 1 - Begriffe der Terminologielehre, Grundbegriffe. S. 6

Der Begriff ‚Logistik’ ist relativ breit und sogar die Fachleute und Forscher auf diesem Gebiet sind nicht ganz darüber einig, was die Logistik alles umfasst. Deutsches Universalwörterbuch von Duden überzeugt uns, dass dieses Wort wirklich mehrdeutig ist:

Logistik „1. (Milit.) Planung, Bereitstellung u. Einsatz der für militärische Zwecke erforderlichen Mittel u. Dienstleistungen zur Unterstützung der Streitkräfte;

Versorgungs[apparat] einer Truppe. 2. (Wirtsch.) Gesamtheit aller Aktivitäten eines Unternehmens, die die Beschaffung, die Lagerung u. den Transport von Materialien u.

Zwischenprodukten, die Auslieferung von Fertigprodukten, also den gesamten Fluß von Material, Energie u. Produkt betreffen.“22

Im Deutschen Wörterbuch von Wahrig finden wir beim Stichwort ‚Logistik’ außer diesen zwei Definitionen noch eine, und zwar „mathemat. od. philosoph. Logik“23. So haben wir drei Definitionen, von denen jede etwas völlig anderes bedeutet. Der tschechische Logistik-Forscher Petr Pernica braucht im ersten Band seines umfangreichen Werkes ‚Logistika pro 21. století‘ (Logistik für das 21. Jahrhundert) fast zwanzig Seiten24, eine Unmenge von Definitionen und unzählige Beispiele, um diesen Begriff aus verschiedenen Aspekten erläutern zu können. Er betont auch das, dass der Begriff ‚Logistik’ im wirtschaftlichen Sinne seit relativ kurzer Zeit verwendet wird – die erste Definition sei erst 1964 in den USA entstanden.25

In dieser Arbeit wird die Logistik nach der Auffassung von Bichler/Schröter als

„ganzheitliche Planung, Steuerung, Durchführung und Kontrolle des außer- und innerbetrieblichen Materialflusses und des dazugehörigen Datenflusses mit dem Ziel der bedarfsgerechten Unterstützung der betrieblichen Leistungserstellung und –verwertung“26 verstanden. Der Begriff ‚Logistik’ allein drückt den Umfang der Logistikfunktionen sicherlich nicht in befriedigender Klarheit aus.

Logistik besteht aus einer Vielzahl von logistischen Bausteinen, die nach Bichler/Schröter zum Teil schon mit eigener Benennung versehen sind, zum Teil aber noch nicht weiter definiert worden sind.27 So wird heute neben den drei klassischen Logistikbereichen wie Beschaffungs-, Produktions- und Distributionslogistik auch u. a. von Vorrats-, Lager-, Kommissionier- und Transportlogistik gesprochen.

22 Duden. Deutsches Universalwörterbuch. S. 963

23 Wahrig. Deutsches Wörterbuch. S. 821

24 Pernica, P.: Logistika pro 21. století. Band 1. S. 17-35

25 Pernica, P.: Logistika pro 21. století. Band 1. S. 32

26 Bichler/Schröter: Praxisorientierte Logistik. S. 15

27 Bichler/Schröter: Praxisorientierte Logistik. S. 17

Es ist in diesem Zusammenhang darauf hinzuweisen, dass die Logistik eine fachübergreifende Disziplin ist. Sie umfasst im weiteren Sinne Erkenntnisse und Wortschatz der Betriebswirtschaftslehre, des Verkehrswesens, der Materiallehre oder sogar der Ökologie (wenn von der Entsorgungs- oder Recyclinglogistik die Rede ist). Dieser Tatsache entspricht natürlich auch die Logistik-Terminologie, die die Fachwortschätze dieser Teildisziplinen beinhaltet.

Weil ich mir dieser Tatsache bewusst bin, möchte ich mich in meinen Untersuchungen im Rahmen der Unternehmenslogistik auf den brauchbaren Fachwortschatz des Materialflusses und der mit ihm verbundenen Phänomene beschränken.