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I. Einkommen, Vermögen und Überschuldung 1 Die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen

I.2.7 Exkurs: Einkommenssituation und Lebensstandard 48

I.3.1.2 Ungleichmäßige Verteilung der Vermögen

Die Privatvermögen in Deutschland sind allerdings sehr ungleichmäßig verteilt. Die unteren 50% der Haushalte verfügen über etwas weniger als 4% des gesamten Nettovermögens, wäh-rend die vermögensstärksten 20% der Haushalte rund zwei Drittel des gesamten Nettovermö-gens auf sich vereinen (s. Tabelle I.9). Auf das oberste Zehntel entfallen allein knapp 47% des gesamten Nettovermögens. Dieser Anteil des obersten Zehntels ist gegenüber 1998 um gut zwei Prozentpunkte gestiegen.

- 36 - Tabelle I.9:

Mittelwerte und Anteile von Zehnteln der Haushalte am gesamten Nettovermögen Zehntel Mittelwerte in 1.000 Euro Anteile

1993 1998 2003 1993 1998 2003 Deutschland

Die Vermögensverteilung in Ostdeutschland ist nach wie vor noch etwas ungleichmäßiger als in Westdeutschland. Allerdings haben sich die Unterschiede im Zeitverlauf deutlich verringert.

Während die ostdeutsche Vermögensverteilung tendenziell gleichmäßiger geworden ist, ist für die westdeutsche Verteilung eine Tendenz zu einer stärkeren Ungleichverteilung festzustellen.

So haben die Vermögen der Haushalte in Westdeutschland in der Zehnjahresperspektive in den ersten drei Zehnteln - auf ohnehin niedrigem Niveau - noch deutlich abgenommen, was zu einer weiteren Zunahme der durchschnittlichen Verschuldung im ersten Zehntel geführt hat. In der Mitte der Verteilung sind im Allgemeinen geringe Zuwächse zu verzeichnen, die aber in den hö-heren Zehnteln stärker ausfallen. In Ostdeutschland ist dagegen in der Zehnjahresperspektive

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ein substanzieller Aufbau von Vermögen in breiten Schichten der Bevölkerung zu beobachten.

Der Schwerpunkt dieser Zunahme liegt im fünften bis achten Zehntel der ostdeutschen Vertei-lung. Die Zunahme am oberen Rand der Verteilung fällt dagegen relativ gering aus.

Die Entwicklung der gesamtdeutschen Verteilung weicht deutlich von der Entwicklung der Ver-teilung in Westdeutschland ab, was angesichts des hohen Anteils der westdeutschen Haushalte am gesamtdeutschen privaten Vermögen auf den ersten Blick überrascht. So sind die Vermö-gen in den mittleren Dezilen der VermöVermö-gensverteilung in gesamtdeutscher Betrachtung geVermö-gen- gegen-über 1993 um rund 40 bis 45% gewachsen, während in Westdeutschland im fünften Zehntel ein Zuwachs um rund 10%, im sechsten Zehntel dagegen nur eine geringfügige Zunahme um weni-ger als 2% festzustellen ist. Ursächlich für die starken Abweichungen zwischen west- und ge-samtdeutscher Verteilung sind die erheblichen Zuwächse des Vermögens vor allem in der obe-ren Hälfte der ostdeutschen Vermögensverteilung, die - wegen ihres geringeobe-ren

Durch-schnittsniveaus - insbesondere die Mitte der gesamtdeutschen Vermögensverteilung beeinflus-sen. Auch dies deutet darauf hin, dass die Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse im gesamten Bundesgebiet weiter fortschreitet.

In den Gini-Koeffizienten (s. Tabelle I.10) spiegelt sich die Entwicklung der Dezilverteilung wi-der. So ist der Gini-Koeffizient für die gesamtdeutsche Vermögensverteilung in der Zehnjahres-perspektive geringfügig von 0,665 in 1993 auf 0,675 in 2003 angestiegen. Für Westdeutschland ergibt sich ein etwas stärkerer Anstieg von 0,625 in 1993 auf 0,657 in 2003, während in Ost-deutschland ein erheblicher Rückgang von 0,718 auf 0,671 in 2003 zu konstatieren ist.

Tabelle I.10:

Gini-Koeffizienten der Verteilung des Nettogesamtvermögens

Gesamt Früheres

Bundesgebiet

Neue Länder

1993 0,665 0,625 0,718

1998 0,665 0,641 0,682

2003 0,675 0,657 0,671

Berücksichtigung von negativen Werten als Nullwerte.

Quelle: EVS, ZEW-Berechnungen

Der langfristig ungleichmäßiger gewordenen Verteilung in Westdeutschland liegen eine Reihe verschiedener Ursachen zugrunde, die jeweils einen Teil der beobachteten Veränderung erklä-ren.

Aufgrund des grundsätzlichen Zusammenhangs zwischen Haushaltsstruktur und Vermögens-höhe dürften Änderungen in der Alterstruktur und in der Haushaltsgrößenstruktur per saldo zur

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ungleichmäßiger werdenden Entwicklung der Vermögen beigetragen haben. So hat insbeson-dere der Anteil der Haushalte mit Haushaltsvorständen unter 30 Jahren abgenommen, während der Anteil von Haushalten mit Haushaltsvorständen im Alter von 40 bis 49 Jahren, die tenden-ziell über höhere Vermögen verfügen, deutlich gestiegen ist. Die Entwicklung der Haushalts-größenstruktur zeigt insgesamt eine Verringerung der durchschnittlichen Haushaltsgröße und insbesondere einen deutlichen Anstieg des Anteils der Einpersonenhaushalte, die im allgemei-nen weniger Vermögen haben als Mehrpersoallgemei-nenhaushalte. Ein Vergleich der Entwicklung der Durchschnittsvermögen in verschiedenen Altersgruppen deutet zudem auf Kohorteneffekte im Vermögensaufbau hin: Danach sind die Durchschnittsvermögen der jüngeren Haushalte im Zeitverlauf gesunken, diejenigen höherer Altersgruppen dagegen deutlich angestiegen. Erklär-bar sind solche Effekte mit der Verlängerung durchschnittlicher Ausbildungszeiten bzw. späte-rem Berufseintritt bei Jüngeren und mit einer über die Generationen hinweg zunehmenden Sparfähigkeit und Sparneigung höherer Altersgruppen.

Darüber hinaus haben Wertveränderungen zumindest für die Entwicklung des Geldvermögens eine Zunahme der Ungleichverteilung bewirkt. Da sich die Anlagestrukturen von Haushalten mit geringem Vermögen typischerweise von denen mit höherem Vermögen unterscheiden, sind mit divergierenden Wertentwicklungen verschiedener Anlageformen in der Regel auch Vertei-lungswirkungen verbunden. Haushalte mit höherem Vermögen sind häufiger Eigentümer von Immobilien und halten üblicherweise höhere Anteile ihres Geldvermögens in Aktien, festver-zinslichen Wertpapieren und Investmentzertifikaten als Haushalte mit niedrigerem Vermögen, die oft eine stärkere Liquiditätspräferenz haben und sichere Anlageformen bevorzugen.

Vor allem aber korrespondiert die Veränderung der Einkommensverteilung durch eine damit einhergehende Veränderung der Sparfähigkeit der Haushalte direkt mit der Vermögensvertei-lung. Gerade wenn wie in den vergangenen Jahren durch länger andauernde konjunkturelle Schwächeperioden die Konzentration der Verteilung der verfügbaren Einkommen zunimmt und eine verfestigte Langzeitarbeitslosigkeit zudem die Sozialstruktur verändert, verstärkt der stei-gende Anteil der längerfristig Arbeitslosen in den unteren Zehnteln die Konzentration der Ver-mögensverteilung.

I.3.1.3 Die Entwicklung nach sozialen Gruppen, Haushaltstypen und Geschlecht

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