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Auswirkungen von Bildung auf Erwerbstätigkeit, Einkommen und berufliche Posi- Posi-tionierung Posi-tionierung

IV. Bildung - Schlüssel zur Teilhabe

IV.3 Auswirkungen von Bildung auf Erwerbstätigkeit, Einkommen und berufliche Posi- Posi-tionierung Posi-tionierung

Die allgemeine Ausbildung der Bevölkerung hat sich bezüglich der allgemein bildenden Schul-abschlüsse 1982 bis 2003 erheblich verbessert. Keinen allgemeinen Schulabschluss hatten im früheren Bundesgebiet 2,6% der Männer und 2,9% der Frauen. In den neuen Ländern lagen die Werte bei nur 1,2% bzw. 0,9%. Nach wie vor gibt es zu (funktionalem) Analphabetismus in der

128 Die Zahlen für 1970, 1980, und 1991 stammen aus dem OECD-Studien „Education at a Glance“.

1998 betrug der entsprechende Anteil 4,4%. Zahlen für 2002 sind noch nicht verfügbar.

129 Ein Indikator für die Beteiligung der aus den unteren Einkommensschichten stammenden Auszu-bildenden an der Förderung ist der Anteil der Vollgeförderten im Verhältnis zu den Geförderten insgesamt. Vollgeförderte sind die Auszubildenden, die den Förderungshöchstsatz erhalten.

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Erwachsenenbevölkerung über 15 Jahre nur Schätzungen, die von 0,5 bis 1,9 Mio. Erwachse-nen reichen.130

IV.3.1 Beruflicher Bildungsstand der Erwerbstätigen

In einer modernen Volkswirtschaft wie Deutschland ist die (strukturelle) Entwicklung der beruf-lichen Bildungsabschlüsse der Erwerbstätigen von weitreichender Bedeutung.131 Hatten 1982 nur 10% der erwerbstätigen Männer im früheren Bundesgebiet einen Fachhochschul- bzw. Uni-versitätsabschluss, so waren es 2002 18,2%. Bei den Frauen stieg dieser Wert von 6,4%

(1982) auf 11,9% (2002). Hingegen sanken die Anteile derjenigen, die über keinen beruflichen Abschluss verfügten, beträchtlich (bei den Männern von 24,6% auf 13%, bei den Frauen von 39,4% auf 17,3%). In den neuen Ländern ist die Situation in Folge des DDR-Bildungssystems noch günstiger. Der Anteil unqualifizierter Arbeitskräfte betrug 1993 bei den Männern nur 2,8%

und bei den Frauen 4,3%. Im Jahr 2002 verfügten 4,6% der Männer und 4% der Frauen über keinen beruflichen Bildungsabschluss. 16,8% der Männer hatten einen Fachhochschul- bzw.

Universitätsabschluss (einschließlich Promotion), ebenso 14,3% der Frauen.

IV.3.2 Beruflicher Bildungsstand der Erwerbslosen

Eine hochwertige berufliche Ausbildung verringert nach wie vor das Risiko von Erwerbslosigkeit spürbar. In den alten wie in den neuen Ländern stiegen bei Männern wie bei Frauen die Ar-beitslosenquoten der Hochqualifizierten bis 1997 leicht an und sanken dann bis 2002 wieder.

Das weitaus größte Arbeitslosigkeitsrisiko tragen jedoch Männer und Frauen ohne formalen be-ruflichen Ausbildungsabschluss. In den neuen Ländern zeigen sich ähnliche Rangfolgen, wenn man nach der beruflichen Qualifikation und dem Geschlecht differenziert. Auch hier sind Hoch-qualifizierte deutlich weniger von Erwerbslosigkeit betroffen. Aufgrund der Ausgestaltung des ehemaligen DDR-Bildungssystems ist der Anteil der Erwerbslosen mit abgeschlossener Be-rufsausbildung jedoch wesentlich höher und nimmt bei den Männern zwischen 1993 und 2002 noch leicht zu.

IV.3.3 Berufliche Abschlüsse und Stellung im Beruf

Erheblich erhöht hat sich auch die formale Qualifikationsstruktur. Im früheren Bundesgebiet be-trägt der Anteil der Hochqualifizierten bei selbstständigen Männern wie Frauen 25% und hat

130 Zahlen über die Entwicklung dieser geschätzten Anteile sind nicht verfügbar.

131 Bei den ausgewiesenen Zahlen ist eine proportionale Verteilung der Fälle „ohne Angabe“ enthal-ten, die sich als plausibel erwiesen hat. Zahlen für die beruflichen Bildungsabschlüsse der Er-werbstätigen für das Jahr 1998 sind aufgrund der Änderung der Klassifikation der beruflichen Ab-schlüsse im Mikrozensus ab 1999 nicht mehr voll vergleichbar und werden deshalb hier nicht aus-gewiesen.

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sich damit von 1982 bis 2002 fast verdoppelt.132 Entsprechende Ausweitungen finden sich auch bei den Beamten und Angestellten. Vor allem ist von 1982 bis 2002 der Anteil derjenigen, die über keinen beruflichen Abschluss verfügen, von 11% bei den Männern und 23% bei den Frauen auf rund 6% bei den Männer bzw. 9,4% bei den Frauen zurückgegangen. Auch inner-halb der Arbeiterschaft ist der Anteil derjenigen ohne beruflichen Abschluss bei den Männern von 36% auf 23% und bei den Frauen von 62% auf 44% zurückgegangen. In den neuen Län-dern ist im Vergleich zum früheren Bundesgebiet der Anteil derjenigen ohne beruflichen Ab-schluss fast in allen Statusgruppen wesentlich niedriger.

IV.3.4 Ausbildungsadäquate und -inadäquate Beschäftigung

Der Anteil ausbildungsadäquat beschäftigter Männer mit Universitäts- bzw. Fachhochschulab-schluss hat im früheren Bundesgebiet von 94% im Jahr 1997 auf 85% im Jahr 2002 abgenom-men, während der entsprechende Anteil sich bei den Frauen von 73% auf 80% verbessert hat.133 Angesichts der erheblichen Zunahme der Beschäftigung von Hochqualifizierten bedeutet dies, dass kaum Verdrängungsprozesse nach unten im Bereich der zu besetzenden Arbeits-plätze stattgefunden haben. Bei den abgeschlossenen Berufsausbildungen zeigt sich bei den Männern und bei den Frauen eine leichte Abnahme des Anteils adäquater Beschäftigung. Kor-respondierend dazu nimmt die inadäquate Beschäftigung zu.

In den neuen Ländern lagen die Anteile adäquater Beschäftigung bei den hoch qualifizierten Männern niedriger als im früheren Bundesgebiet, jedoch stiegen die Anteile (von 82% im Jahr 1997 auf 92% im Jahr 2002), während bei der entsprechenden Gruppe der Frauen ein Rück-gang von 83% auf 80% zu verzeichnen war. Demzufolge sind auch hier kaum Verdrängungs-prozesse festzustellen. Auf der Ebene der abgeschlossenen Berufsausbildung zeigte sich sogar eine Konstanz der Anteile ausbildungsadäquater Beschäftigung bei Männern wie Frauen.

Eine ausbildungsinadäquate Beschäftigung führte bei den männlichen und weiblichen Erwerbs-tätigen mit Universitäts- und Fachhochschulabschluss im früheren Bundesgebiet im Jahr 2002 bei hohen Qualifikationsverlusten zu Verdiensteinbußen bis zu rund 50%. Erwerbstätige Män-ner und Frauen mit abgeschlosseMän-ner Berufsausbildung verloren im Falle eiMän-ner inadäquaten Be-schäftigung etwa 30% ihres Verdienstes. In den neuen Ländern zeigten sich bei hoch qualifi-zierten Männern Verdiensteinbußen von 39% und bei den Frauen von rund 53%. Erwerbstätige Männer mit abgeschlossener Berufsausbildung verdienten auf ausbildungsinadäquaten

132 Zahlen für die beruflichen Bildungsabschlüsse der Erwerbstätigen nach der Stellung im Beruf für das Jahr 1998 sind aufgrund der Änderung der Klassifikation der beruflichen Abschlüsse im Mikro-zensus ab 1999 nicht mehr voll vergleichbar und werden daher hier nicht ausgewiesen.

133 Daten des SOEP 2002.

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plätzen rund 28% weniger, Frauen rund 21%. Diese vergleichsweise geringeren Abschläge er-klären sich auch aus dem allgemein noch niedrigeren Verdienstniveau in den neuen Ländern.

IV.3.5 Übergänge vom Bildungs- ins Beschäftigungssystem

An den Übergangsquoten vom Bildungs- in das Beschäftigungssystem zeigt sich die veränderte Verwertbarkeit von Bildungsabschlüssen in den letzen Jahrzehnten.Im früheren Bundesgebiet gingen Abgänger aus den Hauptschulen im Jahr 1975 nur zu 2,2% direkt in Arbeitslosigkeit über. Dieser Anteil stieg auf 11,9% im Jahr 2000. Die Absolventen einer Berufsausbildung im Dualen System wechselten 1975 zu rund 74% direkt in eine Erwerbstätigkeit und zu 3,3% in die Arbeitslosigkeit. 2000 waren es rund 73%, die in eine Erwerbstätigkeit überwechselten, aber 7,8% fanden keine Arbeit. Zudem wechselten mehr in andere berufliche Ausbildungswege.134 Bei Abgängern mit Berufsfachschul- oder Fachschulabschluss bzw. aus Schulen des Gesund-heitswesens und von Fach- und Berufsakademien bestand im Jahr 2000 gegenüber der Situa-tion zu Beginn der 1980er Jahre kaum das Risiko einer Anfangsarbeitslosigkeit. Abgänger aus Fachhochschulen hatten 1975 ein hohes Risiko, direkt arbeitslos zu werden (rund 14%), jedoch sank diese Quote 2000 auf etwa 2,3%. Zunehmend mehr wechselten in eine direkte Erwerbstä-tigkeit. Abgänger aus Universitäten wechselten mit leicht steigendem Trend auf direktem Weg in eine Erwerbstätigkeit (2000: 78,7%) und nur 2,5% (2000) wurden arbeitslos. Allerdings stieg auch der Übergang in die (freiwillige) Nichterwerbstätigkeit, vor allem bei weiblichen Abgängern.

In den neuen Ländern wechselten anteilsmäßig im Jahr 2000 mehr Hauptschüler direkt in die Arbeitslosigkeit. Der größte Teil der Schüler mit mittlerer Reife wechselte in weiterführende Bil-dungseinrichtungen. Bei den Absolventen mit Hochschulreife zeigte sich ein abnehmender An-teil an Abwanderungen in das frühere Bundesgebiet.

Von besonderem Interesse ist auch, wie viele der erfolgreichen Absolventen einer beruflichen Ausbildung direkt von ihrem Ausbildungsbetrieb in eine Beschäftigung übernommen werden:

Im früheren Bundesgebiet wurden 1995 60,4% der Absolventen vom Ausbildungsbetrieb über-nommen, 2001 noch 58,8%. In den neuen Ländern wurden 2001 nur 42,7% der Absolventen vom Ausbildungsbetrieb übernommen. 39,6% der Absolventen wechselten im Jahr 2001 in den neuen Ländern in die Arbeitslosigkeit im Gegensatz zu 16,7% im früheren Bundesgebiet.

134 Diese Ergebnisse sind aus der Bildungsgesamtrechnung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Bil-dungsforschung der Bundesagentur für Arbeit übernommen.

- 102 - IV.3.6 Bildung und Einkommen

Es zeigt sich, dass die ausbildungsinduzierten Lohnvorsprünge von Männern mit Universitäts-abschluss im früheren Bundesgebiet von durchschnittlich rund 31% im Jahr 1992 auf knapp 17% im Jahr 2002 abgeschmolzen sind und die derjenigen mit Fachhochschulabschluss von rund 24% auf 14%. Auch die leichten Lohnvorsprünge von Männern mit abgeschlossener Be-rufsausbildung sind weiter gesunken. Ein entsprechendes Bild zeigt sich auch bei den Frauen.

Die ausbildungsbedingte Lohnspreizung im früheren Bundesgebiet hat sich also verringert. In den neuen Ländern ist dagegen die Lohnrelation der männlichen und weiblichen Beschäftigten mit Universitäts- und Fachhochschulabschluss gestiegen.135 Trotzdem führt eine höhere berufli-che Ausbildung immer noch zu höherem Einkommen. Gleichzeitig weisen höher- und hochqua-lifizierte Erwerbstätige auch steilere Einkommenskarrieren im Zeitverlauf im Sinne höherer er-zielter Bruttomonatseinkommenszuwächse auf.136

IV.3.7 Einkommensverteilung

Im früheren Bundesgebiet (2002) zeigt sich - gemessen an den Äquivalenzeinkommen137 -, dass Single-Männerhaushalte bei Vorliegen eines Universitäts- bzw. Fachhochschulabschlus-ses das höchste Einkommensniveau besitzen, gefolgt von Partnerhaushalten (beide mit Univer-sitäts- bzw. Fachhochschulabschluss), Männern mit abgeschlossener Berufsausbildung und Frauen mit Universitäts- bzw. Fachhochschulabschluss. Am unteren Ende der Einkommens-skala liegen Partnerhaushalte (beide ohne abgeschlossene Berufsausbildung) und Single-Frauenhaushalte (ohne abgeschlossene Berufsausbildung). Mit steigendem beruflichem Aus-bildungsniveau im Familienkontext - wie auch bei der Analyse der Einzelpersoneneinkommen - steigt das real verfügbare Haushaltsnettoeinkommen sichtbar an. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch in den neuen Ländern, wenngleich das Niveau unter dem des früheren Bundesgebietes liegt. Mit steigendem Ausbildungsniveau erhöht sich der Arbeitseinkommensbeitrag von Frauen zum gesamten Haushaltsnettoeinkommen markant. Dies liegt daran, dass besser ausgebildete Frauen eine höhere Erwerbspartizipation aufweisen und darüber hinaus auch höhere

Ar-beitseinkommen erzielen können. Entsprechendes gilt auch für die neuen Länder.

Bei der Armutsrisikoquote zeigt sich im früheren Bundesgebiet, dass allein stehende Männer und Paare mit Universitäts- bzw. Fachhochschulabschluss nur zu einem geringen Teil zu dieser Gruppe gehören. Liegt keine abgeschlossene Berufsausbildung vor, so zeigen sich für diese Kategorien hohe Armutsrisikoquoten. In den neuen Ländern ergibt sich ein ähnliches Bild,

135 „Lohnrelationen“ der beruflichen Ausbildungsniveaus geben die (kontrollierte) prozentuale Lohndis-tanz im Vergleich zum Niveau „ohne abgeschlossene Berufsausbildung“ an.

136 Ergebnis auf Basis einer Längsschnittanalyse von SOEP-Daten.

137 Zu Einzelheiten vgl. Weißhuhn, G., a.a.O.

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wenngleich allein stehende Männer ohne abgeschlossene Berufsausbildung noch stärker un-terhalb der Armutsrisikogrenze liegen.

Im früheren Bundesgebiet verfügen rund 61% der allein stehenden Männer mit Universitäts- bzw. Fachhochschulabschluss innerhalb ihrer Gruppe im Jahr 2002 über das 1,5-fache des Medianäquivalenzeinkommens, ebenso 54% der Paare (beide mit Universitäts- bzw. Fach-hochschulabschluss). Dagegen liegen nur 3,1% der allein erziehenden Frauen innerhalb dieser Haushaltsgruppe ohne beruflichen Abschluss über dem 1,5-fachen des Medianäquivalenzein-kommens und nur 4,1% der Paare (beide ohne abgeschlossene Berufsausbildung). In den neuen Ländern ergibt sich ein ähnlicher Befund, allerdings auf einem niedrigeren Niveau.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die berufliche Bildungsstruktur der Haushalte mit steigendem Niveau der Abschlüsse zu einer erheblichen Verbesserung der Einkommensposi-tion führt. Es sinkt außerdem mit steigendem beruflichem Ausbildungsniveau der Anteil derjeni-gen, die unter die Armutsrisikogrenze fallen.

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