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V. Erwerbstätigkeit und Arbeitsmarkt

V.2 Entwicklung der Minijobs

Die Zahl der ausschließlich geringfügig Beschäftigten hat sich von Juni 1999 bis Juni 2002 um 511.000 auf 4,17 Mio. erhöht.140 Infolge der umfassenden Reform der geringfügigen Beschäfti-gung zum 1. April 2003 ist die Zahl der Minijobs noch einmal deutlich gestiegen: Im Juni 2004 betrug die Zahl der ausschließlich geringfügig Beschäftigten 4,80 Mio. Daneben gab es 1,66 Mio. Personen, die einem Minijob als Nebenbeschäftigung nachgingen. Die amtliche Statistik

139 Auch wird u.a. in wissenschaftlichen Untersuchungen thematisiert, inwieweit diese Erwerbstätigkeit mit schlechter dotierten, frauenspezifischen Beschäftigungen verbunden ist. Vgl. etwa Weißhuhn, G./Große Rövekamp: Lebenslagen von Mädchen und Frauen im Zusammenhang mit Bildung, Wissenschaft, Arbeit und Einkommen, Berlin 2002.

140 Eine amtliche Statistik der Bundesagentur für Arbeit zu den ausschließlich geringfügig Beschäftig-ten gibt es erst seit Juni 1999.

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erfasst nicht die Gründe für die Aufnahme eines Minijobs. Umfragen belegen, dass die so ge-nannten Minijobs überwiegend dem Hinzuverdienst dienen und oft von Schülern, Studenten, Hausfrauen und Rentnern ausgeübt werden.141 Die Alters- und Geschlechtsstruktur der Minijob-ber bestätigt diesen Zusammenhang.

So ist der Frauenanteil mit rund 70% sehr hoch und die Altersgruppen unter 20 Jahren sowie ab 60 Jahren sind stark besetzt (s. Tabelle V.3). Zudem gibt es auch im Alter von 35 bis 44 Jahren relativ viele Minijobber. Dieses Phänomen dürfte vor allem durch Frauen bedingt sein, die in der Familienphase einem Minijob nachgehen.

Tabelle V.3:

Struktur der Minijobber im Juni 2002

in 1.000 Anteil in %

Insgesamt 4.169 100,0

Männer 1.242 29,8

Frauen

nach Alter 2.927 70,2

unter 20 542 13,0

20 bis 24 319 7,7

25 bis 29 242 5,8

30 bis 34 336 8,1

35 bis 39 436 10,5

40 bis 44 392 9,4

45 bis 49 319 7,7

50 bis 54 306 7,3

55 bis 59 272 6,5

60 bis 64 500 12,0

ab 65 506 12,1

Quelle: Bundesagentur für Arbeit

141 Infratest Sozialforschung, Forschungsteam Internationaler Arbeitsmarkt, Internationales Institut für empirische Sozialökonomie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit: Gering-fügige Beschäftigung und Nebenerwerbstätigkeiten in Deutschland 2001/2002, BMWA-Dokumen-tation Nr. 530, Berlin 2004.

- 110 - V.3 Arbeitslosigkeit und Langzeitarbeitslosigkeit142

Vor dem Hintergrund einer durch die weltwirtschaftliche Entwicklung negativ beeinflussten ge-samtwirtschaftlichen Entwicklung (s. Teil A; Kap. I.1) konnten in Deutschland in den letzten Jah-ren keine Wachstumsraten erreicht werden, die zu einer nachhaltigen Senkung des Niveaus der Arbeitslosigkeit geführt hätten. Die Zahl der Arbeitslosen sank in Deutschland von 4,28 Mio. im Jahr 1998 auf 4,06 Mio. im Jahr 2002. Im Jahr 2001 hatte sie zwischenzeitlich mit 3,85 Mio. ei-nen vorübergehenden Tiefstand erreicht (s. Tabelle V.4). Die Wachstumsschwäche ab dem Jahr 2001 führte jedoch wieder zum Anstieg der Arbeitslosigkeit.

Im Jahr 2004 wurde die seit 2001 andauernde Phase schwachen Wachstums mit einem An-stieg des Bruttoinlandsprodukts von 1,6% endlich überwunden. Die Zahl der Erwerbstätigen stieg wegen der starken Zunahme der geringfügigen Beschäftigung und des Booms bei der Ich-AG erstmals seit 2001 wieder an. Da eine geringfügige Beschäftigung von weniger als 15 Stun-den pro Woche nach der Arbeitslosigkeitsdefinition der Bundesagentur für Arbeit eine Erfas-sung in der Arbeitslosenstatistik nicht beendet und viele dieser Beschäftigungsverhältnisse von bisher nicht am Arbeitsmarkt aktiven Personen aufgenommen wurden, schlug sich dieser Be-schäftigungsanstieg noch nicht in einem Abbau der Arbeitslosigkeit nieder. Die Zahl der Ar-beitslosen lag im Jahr 2004 bei 4,381 Mio. und die ArAr-beitslosenquote bei 11,7%. Mit 20,1% war die Arbeitslosenquote in den neuen Ländern immer noch mehr als doppelt so hoch wie im frü-heren Bundesgebiet (9,4%). Aufgrund der Zusammenführung der Arbeitslosenhilfe und der So-zialhilfe für Arbeitsfähige kam es im Januar 2005 über die übliche saisonale Entwicklung am Arbeitsmarkt hinaus zu einem statistisch bedingten Anstieg der Zahl der Arbeitslosen auf 5,04 Mio.143

Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen sank von 1998 bis 2002 im Jahres-durchschnitt von 37,4% auf 33,7%. Vor dem Hintergrund der schwierigen allgemeinen Entwick-lung des Arbeitsmarkts ist der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen bis zum Jahr 2004 wieder angestiegen und erreichte den Stand von 38,4%. Mit 43,6% war der Anteil der

142 Mit dem Dritten Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt (in Kraft seit 1. Januar 2004) wurde § 16 3. Buch Sozialgesetzbuch (SGB III) ergänzt. Es wurde klar gestellt, dass Teil-nehmer in Maßnahmen aktiver Arbeitsmarktpolitik prinzipiell nicht als arbeitslos gelten. Dies ent-spricht grundsätzlich der schon bisher angewandten Praxis, z.B. bei Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen oder berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen.

Eine Änderung ergibt sich allein für Teilnehmer an Eignungsfeststellungs- und Trainingsmaßnah-men, die bis 2003 - aus leistungsrechtlichen Gründen - auch während des Maßnahmebesuches als Arbeitslose gezählt wurden. Teilnehmer an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen werden damit in der Statistik einheitlich behandelt. Diese statistische Änderung ist beim Vormonats- und Vorjahrs-vergleich in Rechnung zu stellen. Im Jahressdurchschnitt 2003 gab es 93.000 Teilnehmer an Eignungs- und Trainingsmaßnahmen.

143 So wurden nun mindestens 220.000 erwerbsfähige ehemalige Sozialhilfeempfänger, die bisher nicht bei den Arbeitsagenturen registriert waren, in die Arbeitslosenstatistik aufgenommen.

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Langzeitarbeitslosen in den neuen Ländern weiterhin deutlich höher als im früheren Bundesge-biet (35,3%). Die Zusammenführung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe für Erwerbsfähige zu Beginn diesen Jahres wird aber dazu führen, dass sich das Betreuungsangebot für Langzeitar-beitslose mit der Zeit deutlich verbessert und ihre Eingliederungschancen steigen können (s.

hierzu Teil B, Kap. V).

Tabelle V.4:

Entwicklung der Arbeitslosigkeit in Deutschland

Jahr

1) Bezogen auf die abhängigen zivilen Erwerbspersonen der jeweils betrachteten Gruppe.

2) Bezogen auf die Arbeitslosen insgesamt der jeweils betrachteten Gruppe.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit

Während die Arbeitslosenquote der Frauen im Jahr 1998 noch 0,9 Prozentpunkte höher lag als diejenige der Männer, war die Arbeitslosenquote der Frauen im Jahr 2004 mit 10,8% um 1,7 Prozentpunkte niedriger als die der Männer (12,5%). Der Strukturwandel von der Industriege-sellschaft zur Wissens- und DienstleistungsgeIndustriege-sellschaft verbessert offenbar die Beschäftigungs-chancen von Frauen, da im Dienstleistungssektor überdurchschnittlich viele Frauen beschäftigt sind. Beim Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen (s. Tabelle V.4) lag der Anteil bei den Frauen im Jahr 2004 mit 40,5% aber deutlich höher als derjenige bei den Männern (36,7%).

- 112 - Tabelle V.5:

Zahl der Langzeitarbeitslosen Ende September 2003 Alter in Jahren Langzeitarbeitslose Arbeitslose

insgesamt

Langzeit- arbeitslosenanteil

Alle 1.530.469 4.206.836 36,4

unter 20 1.706 92.956 1,8

20 bis 24 37.566 422.730 8,9

25 bis 29 93.624 423.222 22,1

30 bis 34 152.312 492.463 30,9

35 bis 39 216.246 598.149 36,2

40 bis 44 245.587 603.898 40,7

45 bis 49 245.284 544.792 45,0

50 bis 54 278.432 554.830 50,2

55 bis 59 216.798 394.124 55,0

60 bis 64 42.914 79.672 53,9

Quelle: Bundesagentur für Arbeit

Bezogen auf den Anteil der Langzeitarbeitslosen in den verschiedenen Altersgruppen zeigt sich, dass dieser Anteil mit zunehmendem Alter beständig ansteigt (s. Tabelle V.5). Vor allem bei der Altersgruppe ab 55 Jahren ist ein Anstieg auf deutlich über 50% zu verzeichnen, was - verbunden mit der besonders langen Dauer der Arbeitslosigkeit in dieser Altersgruppe - auf gravierend eingeschränkte Perspektiven am Arbeitsmarkt hinweist.

Auch wenn die Langzeitarbeitslosigkeit nach dem Rückgang im Zeitraum 1998 bis 2002 wieder angestiegen ist, lag die durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit bei Beendigung der Ar-beitslosigkeit im Juni 2003 mit 8,8 Monaten deutlich unter einem Jahr. ArAr-beitslosigkeit ist somit für die meisten Betroffenen kein langfristiges Problem, Langzeitarbeitslosigkeit konzentriert sich stark auf ältere Arbeitnehmer. Während die durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit im Juni 2003 bei den unter 25-Jährigen 3,8 Monate betrug, lag sie bei den 60- bis 64-Jährigen bei 23,7 Monaten (s. Tabelle V.6). Die Zahl der Langzeitarbeitslosen im Alter von 60 bis 64 Jahren ist trotz der relativ längeren Arbeitslosigkeit weit niedriger als es der Arbeitsmarktlage entspricht, da die registrierte Arbeitslosigkeit in vielen Fällen durch Nutzung des § 428 SGB III (Bezug von Arbeitslosengeld unter erleichterten Voraussetzungen) und durch vorzeitige Verrentung been-det wird.

- 113 - Tabelle V.6:

Dauer der Arbeitslosigkeit bei Beendigung der Arbeitslosigkeit im Juni 2003 in Monaten

Alter in Jahren Deutschland Früheres

Bundesge-biet Neue Länder

Alle 8,8 8,3 9,7

unter 20 2,7 2,5 3,1

20 bis 24 4,0 3,6 4,8

25 bis 29 5,5 5,0 6,6

30 bis 34 6,8 6,1 8,5

35 bis 39 7,8 7,1 9,5

40 bis 44 8,6 7,8 10,0

45 bis 49 9,7 9,0 10,9

50 bis 54 11,4 11,0 12,0

55 bis 59 18,5 19,7 16,5

60 bis 64 23,7 24,9 21,3

Quelle: Bundesagentur für Arbeit

V.3.1 Jugendarbeitslosigkeit

Die Zahl der jüngeren Arbeitslosen unter 25 Jahren ist verglichen mit der Gesamtarbeitslosig-keit niedrig. Von 1998 bis 2004 sank die Arbeitslosenquote der Jüngeren unter 25 Jahren (s.

Tabelle V.7) von 11,8% auf 9,9% und lag damit um 1,8 Prozentpunkte niedriger als diejenige al-ler Arbeitslosen (11,7%). Bei den Jugendlichen unter 20 Jahren liegt die Arbeitslosenquote noch deutlicher unter der aller Arbeitslosen und ist auch im internationalen Vergleich niedrig; sie sank von 9,3% (1998) deutlich auf 4,2,% im Jahr 2004.

Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen unter 25 Jahren lag im September 2003 bei 7,6%, bei den Jugendlichen unter 20 Jahren - die auch aufgrund ihres Lebensalters von Langzeitarbeitslosigkeit weniger betroffen sind - sogar nur bei 1,8%. Daneben steht jünge-ren Arbeitslosen gegenüber ältejünge-ren Arbeitslosen weit eher die Chance offen, ihre Arbeitslosig-keit entweder durch Arbeitsaufnahme oder durch Annahme eines Bildungsangebots zu been-den. Zudem haben das duale Ausbildungssystem und spezielle arbeitsmarktpolitische Pro-gramme für Jüngere für diese Personengruppe zu einer vergleichsweise niedrigen Arbeitslosig-keit geführt.

- 114 - Tabelle V.7:

Entwicklung der Arbeitslosigkeit der Jüngeren unter 25 Jahren unter 20 Jahren unter 25 Jahren Jahr Arbeitslose

in 1.000 Arbeitslosenquote1)

in % Arbeitslose

in 1.000 Arbeitslosenquote1) in %

1998 108 9,3 472 11,8

1999 101 8,5 430 10,5

2000 101 6,8 429 9,5

2001 101 5,8 444 9,1

2002 100 5,4 498 9,7

2003 84 4,5 516 9,9

2004 75 4,2 504 9,9

1) Bezogen auf die abhängigen zivilen Erwerbspersonen der betrachteten Gruppe.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit

V.3.2 Schwerbehinderte Arbeitslose

Schwerbehinderte Menschen waren in den Jahren 1998 bis 2004 von Arbeitslosigkeit nach wie vor überdurchschnittlich betroffen. Allerdings hat sich die Zahl der schwerbehinderten Arbeitslo-sen in den Jahren 2000 bis 2002 aufgrund der besonderen arbeitsmarktpolitischen Anstrengun-gen der Bundesregierung für diesen Personenkreis deutlich verringert. Auch ging der Anteil der schwerbehinderten Langzeitarbeitslosen deutlich zurück, wenngleich er mit 41,2% (September 2003) immer noch rund 5 Prozentpunkte höher als der Langzeitarbeitslosenanteil an allen Ar-beitslosen (36,4%) lag. Gleichwohl hat sich die allgemeine wirtschaftliche Schwächephase bis 2004 auch nachteilig auf die Arbeitsmarktsituation schwerbehinderter Menschen ausgewirkt (s.

ausführlich Teil A, Kap. VIII).

V.3.3 Arbeitslose Ausländerinnen und Ausländer

Entsprechend der allgemeinen Entwicklung des Arbeitsmarktes stieg nach einem vorüberge-henden Rückgang auch die Zahl der arbeitslosen Ausländerinnen und Ausländer bis 2004 wie-der an. Im Jahresdurchschnitt 2004 waren 20,4% wie-der Auslänwie-derinnen und Auslänwie-der arbeitslos, der Anteil der arbeitslosen Ausländer an der Gesamtzahl der Arbeitslosen betrug im Jahr 2004 12,5%. Die Arbeitslosenquote von Ausländerinnen und Ausländern lag somit weiterhin deutlich über der allgemeinen Arbeitslosenquote (2004: 11,7%). Das höhere Arbeitslosigkeitsrisiko von Ausländerinnen und Ausländern resultiert vor allem aus Defiziten bei der sprachlichen Kompe-tenz sowie schlechteren schulischen und beruflichen Qualifikationen (s. ausführlich hierzu Teil A, Kap. IX).

- 115 - V.3.4 Psychosoziale Folgen von Arbeitslosigkeit

Arbeitslosigkeit - vor allem wenn sie länger andauert - ist häufig mit Beeinträchtigungen der Ge-sundheit verbunden. Die Veränderungen der Lebensbedingungen, bedingt durch die Arbeitslo-sigkeit, rufen in vielen Fällen gesundheitliche Beeinträchtigungen hervor oder beschleunigen den Verlauf bestehender Krankheiten und Beschwerden. Gleichzeitig sind bereits gesundheit-lich eingeschränkte Personen auf Grund schlechterer Chancen auf dem Arbeitsmarkt verstärkt von Arbeitslosigkeit betroffen. Diese Wechselwirkung schränkt die Chancen der Betroffenen ein, am sozialen und ökonomischen Leben der Gesellschaft teilzuhaben. Die höhere gesund-heitliche Belastung von Arbeitslosen korreliert mit einer verstärkten Inanspruchnahme des me-dizinischen Versorgungssystems. Gesundheitsriskanteres Verhalten und die vermehrte Krank-heitshäufigkeit bei Arbeitslosen lässt zudem eine erhöhte frühere Sterblichkeit erwarten. Die mit Arbeitslosigkeit einhergehenden Gesundheitsprobleme treten sowohl bei Männern als auch bei Frauen auf. Langzeitarbeitslose Frauen und Männer sind aber häufiger in ihrer Gesundheit ein-geschränkt und berichten über gesundheitliche Probleme. Im Hinblick auf die Stärke und die Muster des Zusammenhangs sind aber geschlechtsspezifische Unterschiede zu beobachten.

(s. ausführlich Teil A, Kap. VII).

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