• Keine Ergebnisse gefunden

3. Kommunikationswissenschaftliche Begrifflichkeiten

3.4. User Generated Content

3.4.1. Was ist UGC?

Der Begriff UGC beinhaltet eine Fülle an verschiedenen Bedeutungen und Definitionen, sodass es zuerst wichtig ist, eine ausführliche Begriffseinordnung und –beschreibung vorzunehmen.

Prinzipiell kann man das Phänomen UGC in vielen verschiedenen Formen und Arten der Mediengattungen finden. Einerseits kann UGC im journalistischen Bereich auftreten, andererseits aber auch in der Werbung oder im Marketing. (vgl. Wall, 2009: S: 12f) Generell gilt:

„Der Terminus User Generated Content wird übersetzt beziehungsweise gleich gesetzt mit, ‚von Mediennutzern hergestellte *sic!+ Medieninhalten’.“ (Wall, 2009: S: 13)

Dieser Begriff beinhaltet dabei insbesondere Inhalte in Medien, welche den Content darstellen. Das können Bilder und Texte, aber oftmals auf Videos oder Audiodaten sein, die von Rezipienten, also Sehern, Hörern oder Lesern, in anderen Worten von den Usern selbst hergestellt, also generiert, und veröffentlich werden. (vgl. Wall, 2009: S: 13)

„Das Neuartige daran ist, dass nicht mehr nur professionelle Medienunternehmen, sondern auch Mediennutzer, also journalistische Laien, Inhalte herstellen; sie waren bisher diejenigen, die Medieninhalte nur rezipiert haben.“ (Wall, 2009: S: 13)

UGC bringt also eine interaktive Komponente mit sich, die Nutzer nicht mehr nur passive Rezipienten sein lässt, sondern ihnen eine aktive Rolle zuschreibt und es ihnen ermöglicht selbst Inhalte herzustellen und zu veröffentlichen. Das ist vor allem auf das „participative web“ (Vickery / Wunsch-Vincent, 2007: S. 8) zurückzuführen, welches eine neue Form der Kommunikation zwischen Usern und Unternehmen ermöglicht:

„The use of the Internet is characterised by increasing participation and interaction of Internet users who use it to communicate and express themselves.” (Vickery / Wunsch-Vincent, 2007: S. 8)

Eine weitere Definition von UGC stammt von dem Interactive Advertising Bureau. Hier werden zusätzlich auch die Medien, welche durch nutzergenerierte Inhalte entstehen, erwähnt. Bei dieser Definition wird vor allem der non-professionelle Charakter der Inhalte hervorgehoben, die von Rezipienten hergestellt wurden. Zudem wird darauf hingewiesen, dass UGC eines der am schnellsten wachsenden Phänomene im Internet ist und durch die immer besseren und schnelleren technischen Möglichkeiten in den letzten Jahren an Popularität gewonnen hat.

„User Generated Content (UGC), also known as consumer-generated media (CGM), refers to any material created and uploaded to the Internet by non-media professionals, whether it’s a comment left on Amazon.com, a professional-quality video uploaded to YouTube, or a student’s profile on Facebook.” (IAB, 2008b)

Ein Begriff für den aktiven Nutzer, bzw. Gestalter von Inhalten im Social Web, ist der sogenannte „Partizipient“ (Altmann, 2011: S. 19), der den aktiven User oder „Onliner“

(Altmann, 2011: S. 19) beschreibt. Der Begriff des aktiven Publikums bzw. der aktiven Mediennutzung ist bereits seit längerer Zeit in der wissenschaftlichen Literatur gängig, bezog

sich aber bis vor kurzem nicht unbedingt auf die Erstellung von Inhalten, sondern lediglich auf Medienrezeption, die ein bestimmtes Ziel verfolgt. (vgl Altmann, 2011: S. 19)

Obwohl nutzergenerierte Inhalte ein immer wichtigerer Bestandteil des partizipativen Web, und vor allem des partizipativen Journalismus geworden sind, gibt es bisher kaum eindeutige Definitionen und der Begriff beinhaltet eine Vielzahl an möglichen Ausprägungen und Bedeutungen. Das halten auch die beiden Autoren Graham Vickery und Sacha Wunsch-Vincent fest, welche 2007 im Auftrag der „Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD)“ eine Studie zu „User-created Content“ durchgeführt haben.

„There is no widely accepted definition of UCC [Anm.: die Autoren sprechen von User Created Content], and measuring its social cultural and economic impacts are in the early stages. *…+ Despite frequent references to this topic by media and experts, no commonly agreed definition of user-created content exists.” (Vickery / Wunsch-Vincent, 2007: S. 4 / S. 8)

Sie haben dennoch versucht UGC, beziehungsweise User-created Content, zu definieren und genauer zu beschreiben. Dazu haben sie drei zentrale Charakteristika herausgearbeitet, welche nutzergenerierte Inhalte aufweisen sollten. Hierbei ist jedoch anzumerken, dass diese Eigenschaften nur eine Basis für das breite Spektrum an Definitionsmöglichkeiten von UGC darstellen sollen und keinesfalls als eine eindeutige Definition solcher Inhalte anzusehen sind.

1. Publication requirement: Dieser Aspekt bezieht sich auf die Eigenschaft, dass UGC in irgendeiner Form veröffentlicht worden sein muss. Nutzer könnten zwar Inhalte selbst generieren, werden diese aber nicht veröffentlich oder ins Web gestellt, so gelten sie nach der OECD Studie nicht als UGC per se.

„*…+ we focus here on the work that is published in some context, be it on a publicly accessible website or on a page on a social networking site only accessible to a select group of people *…+. This is a useful way to exclude email, bilateral instant messages

Demzufolge sind auch Inhalte, welche in sozialen Netzwerken von Usern veröffentlicht werden, als UGC anzusehen. Auszuschließen sind hingegen E-Mail oder Inhalte, welche in Chats oder anderen Instant Messaging Formaten generiert werden.

2. Creative effort: Ein weiterer Aspekt, der von den beiden Autoren angeführt wird, ist die kreative Leistung. Nutzergenerierte Inhalte müssen ein gewisses Maß an Kreativität und Eigenleistung aufweisen, um als solche zu gelten.

„This implies that a certain amount of creative effort was put into creating the work or adapting existing works to construct a new one, i.e. users must add their own value to the work.” (Vickery / Wunsch-Vincent, 2007: S. 8)

Zudem weist UGC einen kollaborativen Charakter auf, d.h. auch andere User können sich bis zu einem gewissen Grad an der Gestaltung der Inhalte beteiligen.

3. Creation outside of professional routines and practices: Die dritte und letzte Eigenschaft, auf die sich die Autoren der Studie bei der Definition von UGC beziehen, ist der laienhaften Charakter von nutzergenerierten Inhalten. Hiermit ist gemeint, dass solche Inhalte keine professionellen Routinen und Praktiken aufweisen.

„User-created content is generally created outside of professional routines and practices.“ (Vickery / Wunsch-Vincent, 2007: S. 8)

Des Weiteren sind diese Inhalte meist weder als institutionalisiert zu betrachten, noch sind sie in kommerzielle Marktmodelle eingebettet. Profit steht bei UGC im Hintergrund. Vielmehr liegt die Motivation darin sich mit anderen zu vernetzen, einen gewissen Grad an Popularität zu erreichen, Prestige zu erlangen oder öffentlich seine Meinung zu äußern.

Diese Charakteristika sind nur eine Möglichkeit nutzergenerierte Inhalte zu definieren und genauer zu beschreiben. Außerdem weisen die Autoren darauf hin, dass letztere der oben

angeführten Eigenschaften, mittlerweile immer schwerer umzusetzen ist, da sich auch das Phänomen des UGC in den vergangenen Jahren ausgebreitet hat, sodass mittlerweile ein Trend hin zur Ökonomisierung dieser Inhalten entstanden ist. Viele User, die selbst Inhalte herstellen, werden oftmals schon für ihre Dienste bezahlt, oder entwickeln sich auch zu professionellen Journalisten und Journalistinnen. Zudem muss beachtet werden, dass viele professionelle Journalisten zusätzlich zu ihrer hauptberuflichen, bezahlten Tätigkeit, in ihrer Freizeit auch selbst Inhalte herstellen und veröffentlichen, für die sie kein Gehalt beziehen.

(vgl. Vickery / Wunsch-Vincent, 2007: S. 9)

Ähnlich wie Vickery und Wunsch-Vincent (2009) haben auch Stöckl, Rohrmeier und Hess (2007) drei Merkmale von UGC herausgearbeitet, die diese Form von nutzergenerierten Inhalten charakterisieren:

1. Der Konsument von Medieninhalten verlässt seine passive Rolle und wird selbst zum aktiven Produzenten von Content.

2. Die Generierung der Inhalte erfolgt zunächst nicht aus einem Gewinnmaximierungskalkül heraus.

3. UGC ist massenmedial ausgerichtet, das heißt, die Inhalte werden für eine unbestimmte Anzahl der Rezipienten publiziert.

(vgl. Stöckl / Rohrmeier / Hess, 2007: S. 399f3 zit. nach Altmann, 2011: S. 19)

Stöckl, Rohrmeier und Hess (2007) sprechen, genau wie Vickery und Wunsch-Vincent (2007), den Aspekt der Veröffentlichung der nutzergenerierten Inhalte an eine breite Masse an.

Zudem bezieht sich die Charakterisierung von UGC nach Stöckl, Rohrmeier und Hess ebenso auf den Aspekt der Produktion von Inhalten ohne kommerziellen Gewinn. User stellen Inhalte abseits von professionellen Routinen ins Netz, ohne damit Geld zu verdienen. Die Autoren erweitern die Definition von UGC um einen neuen Aspekt. Sie sprechen die aktive Rolle der Rezipienten an, welche durch das partizipative Web nicht mehr nur Konsumenten sind, sondern durch die Möglichkeit eigene Inhalte zu generieren und zu publizieren, selbst zu Produzenten werden.