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Im Bezug auf Social Media gibt es in der kommunikationswissenschaftlichen Forschung einiges an Literatur und Studien, kaum welche beziehen sich jedoch auf die Nutzung von Social Media, speziell Facebook, in der Medienarbeit und als journalistisches Tool zur Herstellung von Inhalten, sowie zur Förderung von Partizipation seitens des Publikums.

Während sich der Großteil der vorhandenen Literatur zur Thematik Internet und Journalismus eher mit Online-Portalen von Zeitungen, Fernsehen oder Radio auseinandersetzt, gibt es bisher kaum Literatur oder Studien dazu, inwiefern Social Media in die journalistische Arbeit mit einbezogen werden und inwiefern soziale Netzwerke den Journalismus beeinflussen.

Bisherige Forschungen im Bereich Journalismus und Social Media beschäftigen sich stattdessen vielmehr mit dem Phänomen Social Media Marketing oder beziehen sich auf Onlinemedien und Social Media im Allgemeinen, sowie die Privatnutzung von Facebook als soziales Netzwerk.

So zum Beispiel auch die Studie „Journalismus & Social Media“, welche 2010 von der Public Relations- und Lobbying Agentur „ikp“ in Kooperation mit „Der Österreichische Journalist“

durchgeführt wurde. Die Studie setzt sich mit Journalisten und Journalistinnen österreichischer Medien und deren Nutzung von sozialen Netzwerken im beruflichen und privaten Alltag auseinander. Ziel der Untersuchung war es, die Stärken und Schwächen der Nutzung von sozialen Netzwerken im journalistischen Berufsalltag herauszuarbeiten und zu beleuchten welche Auswirkungen das partizipative Web 2.0 auf den Journalismus hat.

„Aus diesem Grund hat sich ikp gemeinsam mit dem Fachmagazin ‚Der Österreichische Journalist’ (DÖJ) bereits jetzt entschlossen, die Anwendung sowie Nutzungszusammenhänge von Social Media-Plattformen und Blogs unter Österreichs JournalistInnen und Kommunikations-fachleuten aus Agenturen oder Unternehmen / Institutionen / Organisationen näher zu beleuchten *…+.“ (Brandstetter / Hörschinger, 2010: S. 6)

Zentrale Fragestellungen und Forschungsfragen dieser Studie sind unter anderem: Werden

oder berufliche Nutzung? Welche beruflichen Vorteile ergeben sich durch Web 2.0? Welche beruflichen Änderungen hat man bislang wahrgenommen? Welche gegenwärtige Bedeutung und welchen zukünftigen Einfluss haben Social Media auf die journalistische Praxis?

Insgesamt nahmen 740 österreichische Journalisten und Journalistinnen an der Studie, die per Online-Fragebogen durchgeführt wurde, teil. Zur Auswertung wurden jedoch nur 545 der ausgefüllten Fragebogen herangezogen, da der Rest nicht vollständig ausgefüllt worden ist. (vgl. Brandstetter / Hörschinger, 2010: S. 7)

Die Ergebnisse der durchgeführten Studie zur Nutzung von Social Media unter österreichischen Journalisten und Journalistinnen zeigen, dass Österreichs Kommunikationsexperten eine überdurchschnittliche Nutzung von Social Media Plattformen aufweisen und rund 8 von 10 Befragten zumindest bei einem Social Media Portal registriert sind.

In Österreich liegt Facebook mit 79% auf Platz 1 der Social Networks, das von Journalisten und Kommunikationsfachleuten genutzt wird, gefolgt von der Plattform „Xing“ mit 69%. Der Mikrobloggingdienst Twitter liegt mit 30% auf Platz drei der meistgenutzten Plattformen unter Journalisten und Journalistinnen. (vgl. Brandstetter / Hörschinger, 2010: S. 12)

Den Befragten fiel es schwer zwischen privater und beruflicher Verwendung von Social Media, insbesondere Facebook, zu unterscheiden und die Mehrheit gab eine alternierende Verwendung an. Im Bezug auf die Nutzungsmotive stehen also die interpersonelle Kommunikation mit Freunden und Bekannten, sowie der Informationstransfer mit Kollegen an erster Stelle. Bei der primären beruflichen Nutzung von Social Media führten die Befragten Kontaktpflege und Networking, journalistische Motive wie Recherche und Themenfindung, sowie den Kontakt zu Rezipienten und einem weniger anonymen Publikum an. Die befragten Journalisten schätzen vor allem die effiziente Kontaktpflege, die Schnelligkeit und Aktualität des Mediums und den barrierefreien Zugang zu Zielgruppen und Rezipienten. (vgl. Brandstetter / Hörschinger, 2010: S. 13ff)

Die Teilnehmer der Studie gaben aber auch Nachteile von Social Media Plattformen an und nannten dabei besonders häufig die Steigerung des Arbeitsvolumens im redaktionellen Rahmen. Hier sahen die Befragten den größten Einfluss von Social Media auf die journalistische Praxis. Über 70% der Befragten gaben an, „dass in allen Bereichen der traditionellen journalistischen Praxis die Bedeutung von Social Media-Plattformen zunehmen

wird“ (Brandstetter / Hörschinger, 2010: S. 16) und sich in erster Linie auf die Leserstruktur, sowie redaktionelle Inhalte und Abläufe auswirken wird. (vgl. Brandstetter / Hörschinger, 2010: S. 16f)

(Abd. 1: Einfluss von Social Media auf die Praxis; Brandstetter / Hörschinger, 2010: S. 16)

Zusammenfassend hat die Studie gezeigt, dass „zwischen den partizipativen Inhalten und dem institutionalisierten Journalismus *…+ derzeit weniger ein Konkurrenzverhältnis als eine komplementäre Beziehung besteht [d. Verfasser]“ (Brandstetter / Hörschinger, 2010: S. 49).

Social Media Portale werden laut der 2010 durchgeführten Studie im österreichischen Journalismus also immer wichtiger und bringen viele Veränderungen und Auswirkungen auf den Journalismus, und die darin eingebetteten Routinen, mit sich.

Weiters gibt es auch einige Studien, die sich mit der Seite der Nutzer und Rezipienten auseinandersetzen. Diese beziehen sich jedoch ebenso eher auf Internetradio als solches und weniger auf die Nutzung von Internet und Social Media als Begleitmedium des Hörfunks.

und Online-Medien und zeigen auf, wie wichtig das Internet für die Medien und den Journalismus geworden sind.

Eine dieser Studien wurde 2007 vom deutschen JFF-Institut für Medienpädagogik durchgeführt und trägt den Titel „Internetradio und Podcasts – neue Medien zwischen Radio und Internet. Eine explorative Studie zur Aneignung neuer Audioangebote“. Im Rahmen der Studie wurden insgesamt 135 Jugendliche zwischen 10 und 27 Jahren online zu ihrer Internetnutzung befragt. Die befragte Zielgruppe setzte sich aus den sogenannten Early Adopters, also junge Erwachsene, zusammen, die besonders medien- und technikbegeistert sind. (vgl. Lauber / Wagner / Theunert, 2007: S. 4)

Die Studie an sich setzt sich im Speziellen mit der Nutzung von auditiven Angeboten und den neuen Möglichkeiten des Internets seitens der Jugend auseinander. Zentrale Aspekte der Studie sind zum Beispiel die Frage nach den Möglichkeiten der Mitbestimmung und Interaktivität, sowie die spezielle Nutzung und Aneignung dieser neuen auditiven Produkte, die durch das Internet entstanden sind. Zudem spielen auch pädagogische Potentiale eine wesentliche Rolle der Untersuchung. (vgl. Lauber / Wagner / Theunert, 2007: S. 4)

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Internetnutzung von Jugendlichen stark wächst und vor allem in Verbindung mit medialen Angeboten im Internet immer relevanter wird.

Den Befragten ist es vor allem wichtig sich durch das Internet auch eigenes Programm zu erstellen und bei der generellen Gestaltung mitbestimmen zu können.

Zudem steht insbesondere der Faktor Interaktivität im Vordergrund und spielt eine wichtige Rolle für das jüngere Publikum. Besonders interessant ist für junge Erwachsene also die

„interaktiv-kommunikativen Möglichkeiten“ (Lauber / Wagner / Theunert, 2007: S. 17) in Form von Foren, Kommentarfunktionen und Chats. Dadurch können sie direkter kommunizieren und es entsteht ein Rückkanal. Die Jugendlichen schätzen außerdem die Möglichkeit via Internet und diese neuen Kommunikationsformen direktes Feedback geben zu können. (vgl. Lauber / Wagner / Theunert, 2007: S. 17f)

„Hier eröffnet das Internet über das Medium Radio neue Interaktionsmöglichkeiten für die Hörerinnen und Hörer, die Feedback und Kommentare abgeben, in Foren über bestimmte Sendungen diskutieren oder im Chat auf Menschen mit ähnlichem Musikgeschmack stoßen können.“ (Lauber / Wagner / Theunert, 2007: S. 17)

Ein weiterer für die hier vorliegende Magisterarbeit relevanter Forschungsbereich, setzt sich mit nutzergenerierten Inhalten auseinander. Beleuchtet man die Thematik von Journalismus und Social Media zusätzlich von einem anderen Standpunkt und bringt den Begriff des User Generated Content; kurz UGC; ins Spiel, erweitert sich das Spektrum an relevanter Literatur und Forschungen im Bereich Social Media und Journalismus. In diesem Zusammenhang wird in der kommunikationswissenschaftlichen Forschung häufig die Frage nach der Integration und Einbettung von User Generated Content in die Medienarbeit und den journalistischen Alltag gestellt. So haben sich Claudia Gerhards & Sven Pagel (2009) beispielsweise mit der Einbindung von UGC in das Internetfernsehen von TV-Sendern auseinandergesetzt und sind dabei speziell auf die Potentiale des UGC für den Journalismus eingegangen. Des Weiteren beleuchten sie die Auswirkungen von User Generated Content auf den professionellen Journalismus und stellen dabei fest, dass es wichtig ist, Selektionskriterien zur Einbindung von UGC-Inhalten herzustellen, um eine angemessene Integration dieser in die redaktionelle Arbeit gewährleisten zu können. Zudem halten sie fest, dass die von Rezipienten erstellten Inhalte in jedem Fall eine Bereicherung für den Journalismus unserer Zeit sein können und erklären die Befürchtung, dass UGC den professionellen Journalismus überflüssig machen würde, für unbegründet. (vgl. Gerhards / Pagel, 2009: S. 24)

„Vielmehr ist davon auszugehen, dass zwischen beiden Formen ein ergänzendes statt substituierendes Verhältnis besteht. So können hier künftig neue Erzählformen, die in Richtung eines ‚interaktiven Storytellings’ gehen, entstehen.“ (Gerhards / Pagel, 2009:

S. 24)

Die beiden Autoren merken ebenso an, dass die Rezipienten durch die Einbettung ihrer selbst erstellten Inhalte in redaktionelle Strukturen, von ihrer passiven Empfänger-Rolle zu aktiven Mitgestaltern werden können und wesentlich am Entstehungsprozess von journalistischen Inhalten und Produkten beteiligt sind (vgl. Spierling, 2006: S. 1252 zit. nach Gerhards / Pagel, 2009: S. 24). Dennoch sprechen sie von Auswirkungen des UGC auf den professionellen Journalismus, vor allem im Bezug auf die journalistische Berufsrolle, und davon, dass Medienunternehmen durch den Zuwachs an Inhalten im Internet durchaus vor

einige Herausforderungen gestellt werden. Sie betonen aber, dass es genau aus diesem Grund wichtig ist zuschauergenerierte Inhalte miteinzubeziehen und in journalistische Routinen einzubetten. Außerdem sprechen sie von einer Ausdifferenzierung der Redaktionen und spielen damit auf spezialisierte Berufsbilder im Journalismus an, die an die Entwicklungen im Social Web und die neuen Medien angepasst werden sollten. (vgl.

Gerhards / Pagel, 2009: S. 25)

Auch Jakob Horvat (2011) setzt sich in seiner Diplomarbeit mit der Frage nach der redaktionellen Integration von UGC auseinander und untersucht dabei vor allem die Einbettung solcher Inhalte in die österreichischen Fernsehnachrichten. Er behandelt vor allem den Begriff des User Generated Content sehr intensiv und versucht anhand von vier Experteninterviews mit leitenden Redakteuren unterschiedlicher österreichischer Fernsehnachrichtenformate, der Frage nach dem Stellenwert von UGC in der Fernsehnachrichtenproduktion nachzugehen. Dabei kommt er zu dem Ergebnis, dass nutzergenerierten Inhalten durchaus eine sehr hohe Bedeutung zugesprochen wird, dass aber rechtliche Rahmenbedingungen einen redaktionellen Umgang mit solchen Inhalten erschweren. (vgl. Horvat, 2011: S. 5ff)

Eine noch intensivere Auseinadersetzung mit der Thematik des UGC verfolgt Johanna Wall (2009) in ihrer Dissertation „Das Phänomen User Generated Content. Eine Untersuchung unter besonderer Berücksichtigung der Motivation aktiver Nutzer.“ In ihrer Arbeit beleuchtet sie die neuen Möglichkeiten einer dadurch entstandenen „partizipativen Medienkultur“ (Wall, 2009: S. 420), sowie verschiedene Aspekte des daraus entwickelten Bürgerjournalismus. Die Dissertation beinhaltet neben einer Online-Befragung mit 300 Bürgerjournalisten und Nicht-Bürgerjournalisten außerdem auch Experteninterviews mit Journalisten zur Bedeutung des Bürgerjournalismus für den Profijournalismus.

Weitere relevante Literatur für die Thematik der hier vorliegenden Magisterarbeit hängt mit der Frage nach dem interaktivitätsstiftenden Potential von Internet, neuen Medien und vor allem Social Media, für den modernen, partizipativen Journalismus zusammen. Hierzu wurde ebenfalls eine Diplomarbeit verfasst die sich speziell mit UGC und Interaktivität auseinandersetzt. Stefanie Floymayr (2008) untersucht dabei, in Bezug auf „interaktives

Fernsehen“, wie interaktiv UGC ist und sein kann. Hierbei geht es jedoch vielmehr um die Interaktivität der nutzergenerierten Inhalte an sich, als um die Interaktivität zwischen Sender und Empfänger. Dennoch beinhaltet diese Diplomarbeit einige interessante theoretische Ansätze, welche als Rechercheanstoß für die hier vorliegende Arbeit durchaus von Vorteil sind.

Neben diesen Forschungsarbeiten und Studien zum Thema User Generated Content und Social Media finden sich auch einige wissenschaftliche Artikel, welche sich mit dem Konzept des partizipativen Journalismus auseinandersetzen. Literatur zu dieser Thematik ist für die hier vorliegende Arbeit insofern relevant, als das diese Form des Journalismus ebenfalls auf den Grundlagen von UGC beruht.

Shayne Bowman und Chris Willis (2003) beispielsweise, diskutieren in ihrem Artikel „We Media. How audiences are shaping the future of news and information“ sehr intensiv inwiefern sich die Mitgestaltungsmöglichkeiten des Publikums auf journalistische Nachrichten auswirken und versuchen eine einheitliche Definition für den Trend des partizipativen Journalismus zu finden. Sie setzen sich außerdem mit den verschiedenen Arten des partizipativen Journalismus auseinander und heben die Vorteile dieser Form des Bürgerjournalismus für die Medien hervor.

Zusammenfassend finden sich in der deutsch- und englischsprachigen Literatur einige interessante und vor allem relevante Werke, Studien und Artikel, welche für die theoretische Auseinandersetzung mit der Problemstellung und Thematik der hier vorliegenden Arbeit durchaus von Bedeutung sind.