• Keine Ergebnisse gefunden

2 Schrifttum

2.2 Staphylokokken-Infektionen bei Tieren und Menschen

Staphylokokken-Infektionen bei Tieren

Vertreter der koagulasepositiven Staphylococcus spp., Staphylococcus aureus und S.

intermedius group, spielen bei Tieren als Besiedler der gesunden äußeren Haut und der Schleimhäute, aber auch als Krankheitserreger eine wichtige Rolle. Staphylokokken-Infektionen durch diese beiden Vertreter kommen bei verschiedenen Tierarten vor. Im Folgenden werden typische Beispiele für Staphylokokken-Infektionen bei heimischen Haus- und Nutztieren genannt.

Beim Pferd sind sowohl S. aureus als auch S. intermedius an der Botryomykose beteiligt. Die Botryomykose ist eine chronisch verlaufende Infektionskrankheit der Haut des Pferdes, die mit Bildung von Pusteln, Furunkeln, Akne sowie mit Follikulitis einhergehen kann. Es kann bis zur großflächigen phlegmonösen Schwellung oder Fistelbildung kommen. In besonders schweren Fällen können sogar die regionären Lymphknoten sekundär erkranken, wobei Metastasen u. a. in Lunge, Peritoneum, Leber, Milz, Niere und Uterus möglich sind. Die Botryomykose des Euters und die Samenstrangfistel als botryomykotische Erkrankung stellen weitere typische Lokalisationen für Staphylokokken-Infektionen beim Pferd dar. Als Eintrittspforte dienen Läsionen der Haut, entstanden durch Verletzung oder Schädigung aller Art. Die eingedrungenen Erreger breiten sich im Gewebe aus, wobei den von Staphylokokken sezernierten Enzymen und Toxinen große Bedeutung in der Pathogenese der Botryomykose zukommt (DIETZ u. HUSKAMP 2006).

Beim Rind erlangen die Staphylokokken als Infektionserreger eine besondere Bedeutung im Mastitisgeschehen, wobei S. aureus als einer der wichtigsten Mastitiserreger angesehen wird.

S. aureus-Infektionen des Euters lösen beim Rind ein sehr breites Spektrum von krankhaften Veränderungen aus. Am Anfang stehen subklinische Mastitiden, die mit Verminderung der Milchleistung und Zellgehaltserhöhung einhergehen. In schwereren Fällen treten akute katarrhalische Mastitiden und die Mastitis akuta gravis mit gangränösen Veränderungen ebenso auf wie die chronische Galactophoritis sowie chronisch-abszedierende und

granulomatöse Euterentzündungen. Eine schwere nekrotisierende Mastitis mit perakutem Verlauf und Intoxikation führt oft zu letalem Ausgang (WENDT et al. 1994).

S. aureus-Infektionen des Geflügels treten bei allen Arten des Wirtschaftsgeflügels als auch bei Zier- und Wildvögeln auf. Die größte Bedeutung hat S. aureus bei Hühnern und Puten, bei denen sowohl systemische als auch lokale Infektionen vorkommen. Die am häufigsten durch S. aureus ausgelösten Krankheitserscheinungen beim Geflügel sind erhöhte Embryosterblichkeit, Nabel- und Dottersackentzündungen mit sich anschließenden septikämischen Verläufen, perakut bis akut verlaufende Septikämien, Arthritiden und Synovitiden, Ostitiden und Osteomyelitiden sowie Dermatitiden. Neben der horizontalen ist auch die vertikale Übertragung nachgewiesen, und auch die indirekte Übertragung durch Vektoren wie z. B. Futter, Gegenstände und Menschen ist möglich (SIEGMANN u.

NEUMANN 2005).

Während S. aureus in der Kleintiermedizin an einer Vielzahl von eitrigen Infektionsprozessen beteiligt ist, wird S. intermedius insbesondere in Zusammenhang mit Wundinfektionen, Otitis externa und der caninen Pyodermie isoliert. S. intermedius wird als der am häufigsten isolierte Keim bei der caninen Pyodermie angesehen (HAJEK 1976). In einer Untersuchung von EBRECHT et al. (2005) wurden bei postoperativen Wundinfektionen des Hundes überwiegend S. intermedius mit einer Häufigkeit von 26 % aller untersuchten Wundtupfer isoliert. S. aureus war lediglich mit einem Anteil von sieben Prozent vertreten. Weiterhin gehen die Autoren davon aus, dass ein Großteil der postoperativen S. aureus-Wundinfektionen intraoperativ entstanden sein müssen und humaner Herkunft sind. Sie begründen diese Vermutung mit der sonst recht niedrigen Rate an S. aureus-Isolaten bei der caninen Pyodermie.

S. intermedius-Isolate, welche vor dem Jahre 2005 isoliert wurden, müssen differenziert betrachtet werden, denn von DEVRIESE et al. wurde 2005 eine neue Staphylokokken Spezies beschrieben und als S. pseudintermedius benannt. Diese Spezies unterscheidet sich phänotypisch nicht von S. intermedius. Erst durch neuere Möglichkeiten der Sequenzanalyse gelang es den separaten Speziesstatus zu bestätigen (SASAKI et al. 2007), so dass heute S. intermedius zusammen mit den neuen Spezies S. pseudintermedius und S. delphini die

S. intermedius group (SIG) repräsentieren. Durch die Möglichkeiten der genotypischen Speziesdifferenzierung wird S. pseudintermedius seitdem als häufigster Erreger am Krankheitsgeschehen der caninen Pyodermie isoliert. Man geht davon aus, dass früher als S. intermedius missidentifizierte Stämme zu einem Großteil S. pseudintermedius Stämme waren. So wird heute S. pseudintermedius als der Haupterreger der caninen Pyodermie angesehen.

Die Keimflora der Haut wird in resident und transient unterteilt. Die residente Flora besteht aus Keimen, die sich auf der Haut etabliert haben, sich dort vermehren und dort persistieren.

Sie stellen die normale Mikroflora der Haut dar, sind unschädlich und ein wichtiger Bestandteil der gesunden Haut. Transiente Bakterien besiedeln die Haut nur vorübergehend und gelten als Kontaminanten. Im Falle einer Störung der physiologischen Hautbarriere kann es zu einer dauerhaften Besiedlung mit transienten Keimen und somit zur Ausbildung einer Infektion kommen (SAIJONMAA-KOULUMIES et al. 1996). Derzeit ist nicht abschließend geklärt, ob S. intermedius bzw. Vertreter der S. intermedius group und S. aureus zur residenten oder transienten Hautflora bei Fleischfressern gehören.

Bevorzugtes Erregerreservoir für koagulasepositive Staphylokokken sind beim gesunden Hund mit einer Häufigkeit von 39 – 75 % die Schleimhäute von Maul- und Nasenhöhle sowie die Analregion (HARVEY u. NOBLE 1998). Diese Bereiche können somit auch als Hauptquelle für die Besiedlung von Haar und Haut mit Staphylokokken angesehen werden und von hieraus zu einer Autoinfektion führen.

Staphylokokken-Infektionen beim Menschen

Staphylococcus aureus gehört zu den bedeutendsten humanpathogenen Bakterien und ist andererseits auch ein gewöhnlicher Kommensale von Haut und Schleimhäuten des Menschen.

S. aureus kolonisiert bei 15 bis 40 % der Erwachsenen Deutschen die Haut. Sein bevorzugtes Habitat ist der Bereich der vorderen Nasenhöhle, Rachen, Perineum und Mamillen (ROBERT KOCH-INSTITUT 2000).

Folgende S. aureus-Infektionen werden beim Menschen unterschieden:

Lokalisierte Infektionen

Abszess, Furunkel, Panaritium, Pyodermie, polymerassoziierte Infektionen, Stomatitis, Wurzelkanalinfekte, Tonsillitis, Zellulitis, Parotitis, Empyeme, Mastitis puerperalis, Osteomyelitis, Pneumonie u. a.

Systemische/ fortgeleitete Erkrankungen - Sepsis und Endokarditis Toxinvermittelte Krankheitsbilder

- Staphylokokken Lebensmittelvergiftung durch Enterotoxin-bildende Stämme, - Staphylokokken–Scaled–Skin–Syndrom, welches als lokales oder systemisches Krankheitsbild auftreten kann und

- Toxic-Shock-Syndrom (TSS)

Hinsichtlich der virulenten Eigenschaften und des Erregerverhaltens muss insgesamt davon ausgegangen werden, dass sich MRSA und Methicillin-sensible S. aureus nicht unterscheiden (KLUYTMANS et al. 1997). So können sowohl MSSA als auch MRSA die oben genannten Erkrankungen auslösen.