• Keine Ergebnisse gefunden

Soziale Durchmischung

Im Dokument Betreuungsgutscheine in der Stadt Bern (Seite 104-107)

In der Diskussion rund um die Einführung von Betreuungsgutscheinen wurde auch der Einfluss des Systemwechsels auf die soziale Durchmischung thematisiert. Dabei stellte sich

36%

56%

80%

13%

49%

93%

24%

20%

63%

15%

7%

20%

25%

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Total

Städtische Kitas

Kitas mit BG, die 2013 subv. Plätze anboten

Kitas mit BG, die 2013 keine subv. Plätze anboten

Kitas ohne BG

In der Stadt Bern werden sozial benachteiligte Kinder mit Hilfe der Kindertagesstätten besser integriert.

Stimmt Stimmt eher Stimmt eher nicht Stimmt nicht Keine Antwort

5. Betreuungsgutscheine und die Ziele der ASIV ECOPLAN

die Frage, wie sich die soziale Durchmischung der Kindergruppen ändert, wenn alle Familien Zugang zu einer Kita ihrer Wahl haben.

Gemäss der subjektiven Einschätzung der Kindertagesstätten hatte die Einführung von Betreuungsgutscheinen die soziale Durchmischung nicht massgeblich verbessert. Wie 2013 sind auch 2015 nur 4% der Befragten der Meinung, dass die soziale Durchmischung in allen Kindertagesstätten der Stadt Bern ungefähr gleich gross ist. Am deutlichsten wird die Frage von den städtischen Kitas verneint, wie Abbildung 5-2 zeigt. Aber auch die restlichen Einrichtungen sind der Meinung, dass es Unterschiede in der sozialen Durchmischung zwischen den Kindertagesstätten in der Stadt Bern gibt. Gemäss ihrer subjektiven Einschätzung, sind 38% der Kitas (n = 20) der Meinung, dass die soziale Durchmischung nach Einführung der Betreuungsgutscheine sogar abgenommen hat. Nur 13% der Kitas (N=7) empfinden eine Zunahme und 36% (N=19) sind der Ansicht, dass keine massgebliche Veränderung geschehen ist. Dass die Kindertagesstätten die soziale Durchmischung negativ beurteilen, ist hinsichtlich der Öffnung von vorher rein privaten Kindertagesstätten für Kinder mit Betreuungsgutscheinen eher überraschend. Mit ein Grund hierfür könnte sein, dass neu bei der Vergabe der Betreuungsgutscheine vermehrt das Einkommen der Eltern im Fokus steht und weniger die soziale Dringlichkeit. Ebenfalls dürfte die Entwicklung des Angebots eine Rolle gespielt haben. In den vergangenen Jahren sind mehr Kitas in Quartieren für Eltern mit höherem Einkommen wie zum Beispiel dem Kirchenfeldquartier entstanden.

Abbildung 5-2: Einschätzung zur sozialen Durchmischung in den Kindertagesstätten

Quelle: Kitabefragung Ecoplan (2015). Städtische Kitas N=15; Kitas mit BG, die 2013 subv. Plätze anboten: N=25;

Kitas mit BG, die 2013 keine subv. Plätze anboten N=5; Kitas ohne BG N=8.

4%

Kitas mit BG, die 2013 subv. Plätze anboten

Kitas mit BG, die 2013 keine subv. Plätze anboten

Kitas ohne BG

Die soziale Durchmischung ist in allen Kindertagesstätten der Stadt Bern ungefähr gleich.

Stimmt Stimmt eher Stimmt eher nicht Stimmt nicht Keine Antwort

5. Betreuungsgutscheine und die Ziele der ASIV ECOPLAN

Empirische Daten zeigen aber etwas Anderes: Betrachtet man die Verteilung der Kinder von alleinerziehenden Eltern und Familien aus verschiedenen Einkommensklassen ergibt sich folgendes Bild (vgl. Abbildung 5-3):

Alleinerziehende Eltern: Bei der Verteilung der Kinder von alleinerziehenden Eltern fällt auf, dass bei den Kitas mit Betreuungsgutscheinen, die 2013 keine subventionierten Plätze anboten, der Anteil an Kindern mit einem alleinerziehenden Elternteil nach Einführung der Betreuungsgutscheine zunahm (im Mittel +3). Kitas mit Betreuungsgutscheinen, die 2013 subventionierte Plätze anboten, betreuen heute hingegen weniger Kinder mit einem alleinerziehenden Elternteil als vor Einführung der Betreuungsgutscheine (im Mittel -2). Für die städtischen Kitas liegen für das Jahr 2015 keine Angaben vor, daher ist kein Vergleich zwischen den beiden Erhebungszeitpunkten möglich. Bei den Kindertagesstätten ohne Betreuungsgutscheine gab es keine Veränderung.

Geschätztes Jahreseinkommen pro Haushalt: Bei den Angaben zum Jahreseinkommen handelt es sich um grobe Schätzungen, da entsprechende Informationen den Kindertagesstätten in der Regel nicht bekannt sind. Dennoch zeigt sich, dass bei den Kitas mit Betreuungsgutscheinen, die 2013 subventionierte Plätze anboten, die Anzahl an einkommensschwächeren Familien nach Einführung der Betreuungsgutscheine leicht abgenommen (im Mittel -4) und bei Kitas mit Betreuungsgutscheinen, die 2013 keine subventionierten Plätze anboten, leicht zugenommen hat (im Mittel +4). Umgekehrt betreuen letztere heute häufiger Kinder aus einkommensstärkeren Familien. Bezogen auf die soziale Durchmischung lässt sich daraus ableiten, dass bezüglich Einkommensklassen über die Kindertagesstätten hinweg eine leicht höhere soziale Durchmischung erreicht werden konnte. Zu den städtischen Kitas liegen wiederum keine Daten für das Jahr 2015 vor.

Nun stellt sich die Frage, wieso die subjektive und die objektive Einschätzung unterschiedlich ausfallen. Eine mögliche Erklärung ist, dass die befragten Kitas den Begriff soziale Durchmischung nicht auf das Einkommen der Eltern bezogen haben. Da heute i.d.R. nur noch Eltern Subventionen für die familienergänzende Kinderbetreuung erhalten, welche arbeitstätig sind, - ausser es herrscht eine soziale Indikation vor, steht heute die Integration der Kinder weniger im Fokus also noch vor der Einführung der Betreuungsgutscheine.

Dadurch kann der Eindruck entstehen, die soziale Durchmischung habe abgenommen.

5. Betreuungsgutscheine und die Ziele der ASIV ECOPLAN

Abbildung 5-3: Betreute Kinder von alleinerziehenden Eltern und Familien aus verschiedenen Einkommenskategorien (Stichmonate März 2013 und März 2015)

Quelle: Kitabefragung Ecoplan (2013). Städtische Kitas N=13 bis 14; Kitas mit BG, die 2013 subv. Plätze anboten:

N=17 bis 20; Kitas mit BG, die 2013 keine subv. Plätze anboten N=2 bis 5; Kitas ohne BG N=2 bis 7.

Kitabefragung Ecoplan (2015). Städtische Kitas N=0; Kitas mit BG, die 2013 subv. Plätze anboten: N=10 bis 19; Kitas mit BG, die 2013 keine subv. Plätze anboten N=1 bis 3; Kitas ohne BG N=2 bis 5.

Die Mehrheit der befragten Experten ist ebenfalls der Meinung, dass die soziale Durchmischung seit Einführung der Betreuungsgutscheine zugenommen hat. Da die Betreuungsgutscheine in fast allen Kitas eingelöst werden können, würden sich Kinder aus einkommensschwächeren Familien auf mehr Kitas verteilen. Vor Einführung der Betreuungsgutscheine waren diese Familien darauf angewiesen, dass sie einen Platz in einer subventionierten Kindertagesstätte erhielten. Zudem habe der Mittelstand zuvor in vielen Kitas weitgehend gefehlt, da sich die Eltern den Privattarif nicht leisten konnten und keinen subventionierten Platz gefunden haben.

Im Dokument Betreuungsgutscheine in der Stadt Bern (Seite 104-107)