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3.2 Konsile und Medikationsanalysen

3.2.10 Selbstmedikation

Die vom Expertenteam als risikoreich angesehenen Arzneimittel der Selbstmedikation sind nach-folgend dargestellt. Es handelt sich dabei ebenfalls um Medikationsfehler, allerdings können diese Fehler nicht den potentiellen Verordnungsfehlern zugeordnet werden, da der behandelnde Arzt keine Kenntnis von der Einnahme der Präparate hatte, und somit das Wissen und die Verantwortung für die gesamte Medikation alleine beim Patienten lag. Die Einteilung der Haupt- und Unterkatego-rien wurde beibehalten. Einige UnterkategoUnterkatego-rien enthielten keine Arzneimittel der Selbstmedikation und sind daher nicht aufgeführt. Nachfolgende Tab. 49 zeigt einen Überblick über die Medikations-fehler im Bereich der Selbstmedikation.

Hauptkategorie Indikation

In der Hauptkategorie „Indikation" waren 72 von 400 Patienten (18 %) von insgesamt 135 einge-nommenen Arzneimitteln der Selbstmedikation ohne vorliegende Indikation betroffen mit durch-schnittlich 1,9 Arzneimitteln. Die Aufschlüsselung in den drei Unterkategorien ist nachfolgend darge-stellt. In der Unterkategorie „Indikation unklar" war keine Selbstmedikation enthalten.

Einnahme eines Arzneimittels, für welches keine Indikation vorliegt: 23 von 400 Patienten (6 %) nahmen 50 Arzneimittel in Selbstmedikation ein, am häufigsten Mineralstoffe wie Magnesium, Zink, Calcium, Omega 3 oder Biotin.

Einnahme eines Arzneimittels, bei dem gemäß Studienlage kein Wirksamkeitsnachweis gegeben ist: 48 von 400 Patienten (12 %) nahmen 82 Arzneimittel in Selbstmedikation ein, bei denen die Experten keinen Wirksamkeitsnachweis sahen und auch keine Indikation vorlag, insbesondere Weißdorn, Acetylcystein, Artischocke, Cranberry und Kieselerde.

Ein Arzneimittel wird ohne ersichtliche Indikation in Dauertherapie eingenommen, eine Bedarfsgabe wäre gegebenenfalls ausreichend: es nahmen 3 von 400 Patienten (1 %) drei Arznei-mittel in Selbstmedikation ein wobei eine Dauergabe nicht erforderlich ist, dazu gehörten Zink, Kalium und Simeticon.

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Tab. 49: Übersicht über die Haupt- und Unterkategorien der eingenommenen Arzneimittel der Selbstmedikation (n=400).

Anzahl Patienten % Arzneimittel (-kombinationen) versch. Arznei- mittel (-kombi- nationen)

Häufigste Arzneimittel (Anzahl)

Indikation 72 18 % 135 72

I fehlende Indikation 23 6 % 50 37 Magnesium (20) , Zink (6), Calcium (4), Omega 3 (4)

II kein Wirksamkeitsnachweis 48 12 % 82 41 Weißdorn (4), Acetylcystein (2), Artischocke (2), Cranberry (2), Kieselerde (2)

III risikoreiche Dauertherapie 5 1 % 5 4 Natriumpicosulfat (2), Bisacodyl (1), Cranberry (1), Kalium (1)

Interaktion 22 6 % 28 18

II schwerwiegend 9 2 % 11 7 Acetylsalicylsäure/Ginkgo (3), Cranberry/Phenprocoumon (2)

III moderat 13 3 % 14 8 Calcium/Levothyroxin (5), Ginkgo/Omeprazol (2), Clopidogrel/Ginkgo (2)

III 4stelliger ATC-Code 2 1 % 2 2 Natriumpicosulfat/Bisacodyl (1), Lactulose/Flohsamenschalen (1) IV 1-3stelliger ATC-Code 1 0 % 1 1 Krillöl/Omega 3 (1)

Hauptkategorie Risikomedikamente

Es nahmen 9 von 400 Patienten (2 %) je ein Arzneimittel der Selbstmedikation ein, das ein Risiko-arzneimittel darstellt. In der Unterkategorie „PRISCUS-Arzneimittel" war kein Arzneimittel enthalten.

Einnahme eines Arzneimittels, das auf Grund des Krankheitsbildes des Patienten risikobehaftet ist:

4 von 400 Patienten (1 %) nahmen Acetylsalicylsäure, Chinin, Naproxen oder Kalium/Magnesium ein.

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Einnahme eines Arzneimittel als Dauertherapie, wobei eine Dauertherapie mit einem erhöhten Risiko verbunden ist: 5 von 400 Patienten (1 %) nahmen Natriumpicosulfat, Bisacodyl, Cranberry oder Kalium ein.

Hauptkategorie Interaktion

Insgesamt waren 22 Patienten von 28 Interaktionen zwischen einem verordneten Arzneimittel und einem Arzneimittel, das in Selbstmedikation ohne Wissen des Arztes eingenommen wurde be-troffen, zwischen den Arzneimitteln der Selbstmedikation selbst bestanden keine Interaktionen. Dies entspricht einem Anteil von 6 % aller Patienten, und je Patient durchschnittlich 1,3 Interaktionen. Es gab keine Interaktion mit Arzneimitteln der Selbstmedikation in den Untergruppen „keine Angabe",

„widersprüchliche Angaben/keine Interaktion" und „kontraindizierte Interaktion". Insbesondere diese Interaktionen sind für den behandelnden Arzt schwer identifizierbar und daher häufig unent-deckt und unbeachtet.

Einnahme zweier Arzneimittel mit einer schwerwiegenden Interaktion: bei den Polymedikationen von neun Patienten waren elf Interaktionen, die von den Datenbanken als „schwerwiegend" ein-gestuft waren, enthalten, durchschnittlich 1,2 Interaktionen je Patient. Am häufigsten trat die Interaktion zwischen Acetylsalicylsäure und Ginkgo sowie diejenige zwischen Cranberry und Phenprocoumon auf.

Einnahme zweier Arzneimittel mit einer moderaten Interaktion: bei 13 Patienten waren 14 Inter-aktionen in den Medikationen enthalten, die von den Datenbanken als „moderat" eingestuft wurden, je Patient durchschnittlich 1,1 Interaktionen, darunter die Interaktionen zwischen Calcium und Levothyroxin, Ginkgo und Omeprazol sowie Ginkgo und Clopidogrel.

Gabe zweier Arzneimittel mit einer geringfügigen Interaktion: drei Patienten waren von je einer geringfügigen Interaktion betroffen, darunter die Interaktion zwischen Calcium und Hydrochlorothiazid.

Hauptkategorie Kontraindikation

Das einzige Arzneimittel in der Selbstmedikation bei einem Patienten mit Kontraindikation war Chinin, das als Medikament bei Wadenkrämpfen bis zum 30.03.2015 als apothekenpflichtiges Arznei-mittel ohne Rezept erhältlich war, seitdem besteht eine Verschreibungspflicht für Chinin (165). Es kann bei bestehenden Herzrhythmusstörungen diese verstärken, alternativ sollte Magnesium abends eingenommen werden.

| 103 Hauptkategorie Dosierung

Es nahmen elf Patienten je ein Arzneimittel in Selbstmedikation ein, bei dem die Dosierung fehler-haft war.

Einnahme eines Arzneimittels in einer Dosierung, die oberhalb der in der Fachinformation angegebenen Therapieempfehlung oder Leitlinien liegt: ein Patient nahm Colecalciferol ergänzend bei einer Osteoporose-Therapie in einer zu hohen Dosierung ein.

Einnahme eines Arzneimittels zu einem fehlerhaften Applikationszeitpunkt: bei 9 Patienten lag eine morgendliche anstelle einer abendlichen Einnahme von Magnesium bei bestehenden nächtlichen Wadenkrämpfen vor.

Einnahme eines Arzneimittels als Bedarfsgabe anstelle einer Dauertherapie: ein Patient nahm Cromoglicinsäure als Bedarfstherapie ein, wobei die pharmakologische Wirkung nur bei einer regelmäßigen Einnahme erreicht wird.

Hauptkategorie Dosisanpassung an die Nierenfunktion

Ein Patient nahm Calcium bei bestehender Nierenfunktionsstörung ein, wobei Vorsicht geboten ist und eine Kontrolle der Calcium- und Phosphat-Homöostase erfolgen sollte.

Hauptkategorie Doppelverordnung

Bei acht Patienten lag je eine Arzneimittelkombination vor, bei denen die Einnahme eines der Präparate ausreichend wäre.

Übereinstimmung der ATC-Codes der Präparate in allen 7 Stellen: vier Patienten nahmen je zwei Präparate dieser Doppeleinnahme ein, dazu gehörten bei zwei Patienten die Wirkstoffe Colecalciferol, sowie Cyanocobalamin und Kalium.

Übereinstimmung der ATC-Codes der Präparate in 5 Stellen: ein Patient nahm die Kombination der Expektorantien Acetylcystein und Cineol ein.

Übereinstimmung der ATC-Codes der Präparate in 4 Stellen: zwei Patienten nahmen die Kombina-tionen der Laxantien Natriumpicosulfat/Bisacodyl und Lactulose/Flohsamenschalen ein.

Übereinstimmung der ATC-Codes der Präparate in ein bis drei Stellen: ein Patient nahm die Kombi-nation Krillöl und Omega 3 ein.

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3.3 Ergebnisse der Fragebögen zur Bewertung der Zuverlässigkeit der