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In der Studie durchgeführt von Baggett et al. (1996) wurden Männer mit hoher und niedriger Redeangst hinsichtlich ihres Appraisals, Copings, ihrer Aufgabenperformanz und kardiovaskulärer Reaktivität untersucht. Den Probanden wurde ein Szenario mitgeteilt, bei dem sie fälschlicherweise des Ladendiebstahls bezichtigt wurden und ihre Aufgabe bestand darin, sich glaubwürdig zu verteidigen. Des Weiteren wurde ihnen mitgeteilt, dass die Rede per Video aufgezeichnet und diese später hinsichtlich einiger Kriterien beurteilt werden würde. Die Gruppe der Personen mit höherer Redeangst nahm die Situation als bedrohlicher wahr, fühlte sich gestresster, ängstlicher und war sich ihrer Emotionen bewusster als ihr weniger redeängstliches Pendant. Für beide Gruppen zeigte sich eine kardiovaskuläre Stressreaktion während der Redevorbereitungszeit und der Rede selbst, es fanden sich jedoch keine Gruppenunterschiede in Blutdruck und Herzrate.

Feldman et al. (2004) untersuchten in ihrer Studie Männer und Frauen hinsichtlich der unterschiedlichen Auswirkungen einer Stressor versus Non-Stressor Bedingung. Personen, die

der Stressorbedingung zugeteilt waren, sollten eine Rede halten, während die Personen in der Non-Stressor Bedingung lediglich einen Text laut vorlesen sollten. So konnte sichergestellt werden, dass etwaige kardiovaskulären Reaktionen, die allein durch die Sprechaktivität zustande kommen, für beide Gruppen gleichermaßen auftreten. Es zeigte sich, dass Personen der Redebedingung die Aufgabe als bedrohlicher wahrnahmen, sie verspürten mehr negative Emotionen und zeigten eine höhere kardiovaskuläre Reaktivität in der Redevorbereitungsphase.

Dies gilt insbesondere für Personen, die redeängstlicher sind. Dies ist auf Unterschiede in den allgemeinen Bewältigungsressourcen zurückzuführen. Die kardiovaskuläre Reaktivität stieg für die Stressorphase jedoch nicht mehr signifikant über das Level der Redevorbereitungsphase.

Dies legt nahe, dass bereits die Antizipation eines Stressors relevante psychologische und physiologische Prozesse auslöst.

In einer Studie an der Universität Graz von Gramer und Saria (2007) wurde der Zusammenhang zwischen sozialer Ängstlichkeit und evaluativer Bedrohung auf die psychologischen und physiologischen Reaktionen in einer aktiven Coping Bedingung untersucht. Hierfür wurden 52 weibliche Studierende in entweder hoch oder niedrig sozialängstliche Gruppen eingeteilt und gebeten, eine mentale Arithmetik Aufgabe zu lösen und eine Rede zu halten, die entweder in einen Kontext hoher oder geringer evaluativer Bedrohung eingebettet war. In der Bedingung der geringen evaluativen Bedrohung wurden die Probandinnen darüber informiert, dass ihre Rede aufgezeichnet werden würde und hinsichtlich der Verständlichkeit beurteilt werden würde. Um eine hohe evaluative Bedrohung zu erzielen, wurde den Probandinnen mitgeteilt, dass ihre Rede per Video aufgezeichnet würde und hinsichtlich der Qualität und Effektivität der Argumente, ihres Auftretens und ihrer Selbstsicherheit beurteilt werden würde. Soziale Ängstlichkeit zeigte sich als Prädiktor für kardiovaskuläre Reaktivität. Personen mit hoher sozialer Ängstlichkeit zeigten eine generell höhere Herzrate, während für den systolischen und diastolischen Blutdruck sich nur ein signifikanter Unterschied für die Bedingung mit niedriger evaluativer Bedrohung zeigte. Bei

hoher evaluativer Bedrohung verschwand dieser Unterschied. Dies ist vermutlich auf eine gehemmte Reaktion der sozialängstlichen Gruppe zurückzuführen.

Ähnliche Ergebnisse wurden auch von Gramer und Sprintschnik (2008) in ihrer Studie zum Einfluss von sozialer Ängstlichkeit und Antizipation eines Stressors auf die kardiovaskuläre Reaktivität während und nach einer evaluativen Redeaufgabe festgestellt. 56 Probandinnen, die entweder als hoch oder niedrig sozialängstlich eingestuft wurden, bereiteten eine Rede vor und hielten diese anschließend, entweder nach einer Antizipationsphase oder einer verlängerten Ruhephase. Hochsozialängstliche zeigten geringere Anstiege der kardiovaskulären Parameter im Vergleich zu Niedrigsozialängstlichen. Diese Effekte sind auf ein geringeres Aufgabenengagement von Hochsozialängstlichen zurückzuführen, aufgrund von als unzureichend wahrgenommenen Copingfähigkeiten. Die Antizipationsphase führte zu einer schnelleren Erholung für systolischen Blutdruck und Herzrate. Diese Ergebnisse sind im Einklang mit der integrative effort analysis von Wright und Kirby (2001). Es zeigt sich also so lange ein linearer Anstieg des Aufgabenengagements und der kardiovaskulären Reaktivität in Bezug auf die Schwierigkeit einer Aufgabe, bis diese als nicht mehr bewältigbar wahrgenommen wird und eine Reaktionshemmung eintritt.

Nasso et al. (2019) beschäftigten sich in ihrer Studie mit den Auswirkungen von antizipatorischer Emotionsregulation und Trait Rumination auf die vegetativen Reaktionen während eines Stressors. Probandinnen wurden entweder instruiert eine adaptive oder eine maladaptive Emotionsregulationsstrategie anzuwenden. Die Teilnehmerinnen wurden gebeten sich auf ein Bewerbungsgespräch vorzubereiten, das gefilmt und später von einer Experten- und Expertinnenkommission beurteilt werden würde. Die Probandinnen der adaptiven Emotionsregulationsgruppe wurden gebeten eine kognitive Neubewertung, Reappraisal, als Vorbereitung auf die Bewerbungssituation anzuwenden. Die Gruppe der maladaptiven Strategie erhielt die Aufgabe sich vorzustellen, was alles schief gehen könnte, die Situation also zu katastrophisieren. Wie erwartet zeigten die Probandinnen, die eine kognitive Neubewertung

vollzogen, eine höhere Herzratenvariabilität in allen Phasen nach der Baseline, als die Probandinnen der katastrophisierenden Bedingung. Es wird argumentiert, dass die adaptive Strategie eine Aktivierung des präfrontalen Kortex zur Folge hatte, welche die Reaktivität der Amygdala und den negativen Affekt hemmt. Für die Gruppe der maladaptiven Strategie wird ein gegensätzliches Aktivierungsmuster angenommen. Dieser Haupteffekt von Emotionsregulationsstrategie auf die Herzratenvariabilität wird von der Trait Rumination moderiert. Nur Personen, die gering ruminieren, profitieren von den adaptiven Emotionsregulationsstategien, da bei starker Rumination die kognitiven Ressourcen nicht vorhanden sind für eine erfolgreiche Anwendung der Strategie.

Im Hinblick auf die Effektivität von Reappraisalstrategien für Personen mit Sozialangst zeigten Jamieson et al. (2013) im zweiten Teil ihrer Studie, dass sowohl Personen mit als auch ohne Sozialangst durch eine Anwendung von Reappraisal vor eines Redestressors, bei dem über die eigenen Stärken und Schwächen referiert wurde und die Untersuchungsleitung negatives nonverbales Feedback gab, profitieren. Die Probanden und Probandinnen wurden gebeten, die physiologische Stressreaktion als ein positives Copingmittel zu bewerten. Es zeigte sich eine geringere Vasokonstriktion und eine erhöhte kardiovaskuläre Effizienz.