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Psychische Belastung und Beanspruchung in der Arbeitswelt

B. Entwicklungen von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit

B.3 Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt

B.3.1 Psychische Belastung und Beanspruchung in der Arbeitswelt

Der Wandel der Arbeit führt insgesamt zu vielschichtigen Veränderungen, die sich allgemein mit Dynamik, Vielfalt und Komplexität umschreiben lassen. Die zunehmende Dynamik in der Arbeitswelt zeigt sich u. a. da-rin, dass Unternehmen eher und schneller als früher mit Restrukturierungsmaßnahmen auf Krisen reagieren.

Daneben wächst in den Betrieben die Vielfalt der Arbeitsanforderungen und Arbeitsformen, was z. B. in der Einführung neuer und flexiblerer Arbeitszeit- und Beschäftigungsformen zum Ausdruck kommt. So hat sich seit

B. Entwicklungen von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit Anfang der 1990er Jahre der Anteil der Beschäftigten

mit besonderen zeitlichen Arbeitsbedingungen, wie etwa Schichtarbeit, Abendarbeit oder Wochenendarbeit, kon-tinuierlich erhöht. Zudem verändert sich die Erwerbstä-tigenstruktur im Zuge des demografischen Wandels: die Erwerbsquoten von Frauen, Älteren und Personen mit Migrationshintergrund wachsen, so dass Belegschaften vielfältiger und heterogener werden. Daneben steigen auch die Anforderungen an die Flexibilität der Beschäf-tigten bezogen auf den Arbeitsort, die Arbeitszeit, die Arbeitsmenge und die Tätigkeit – Entwicklungen, die durch neue Informationstechnologien möglich werden, da sich der Datenaustausch beschleunigt, so dass die Fixierung auf einen Arbeitsort aufgehoben und die Er-reichbarkeit zeitlich und örtlich ausgeweitet wird. Die zunehmende Komplexität zeigt sich u. a. in der Etablie-rung neuer FühEtablie-rungskonzepte, die auf der VereinbaEtablie-rung von Zielen basieren und es den Beschäftigten überlas-sen, Handlungsspielräume auf der einen Seite und Ent-grenzungsprobleme auf der anderen Seite in Einklang zu bringen. Die hohe Bedeutung der psychischen Belastung und Beanspruchung wird darüber hinaus auch an der Diskussion um die erhöhte Anzahl der auf Grund einer psychischen Störung (ICD 10) zuerkannten Erwerbs-minderungsrenten sowie der gestiegenen Zahl der dies-bezüglichen Arbeitsunfähigkeitstage deutlich.

Mit dem BAuA-Stressreport Deutschland 2012, der auf der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung basiert, wur-de daher – im Sinne einer IST-Analyse – ermittelt, in welchem Umfang Beschäftigte psychische Anforderun-gen, aber auch Ressourcen, d. h. positiv wirkende Fakto-ren bei ihrer Arbeit wahrnehmen. Dabei erfolgte auch eine Erhebung der aus den Arbeitsbedingungen resultie-renden kurzfristigen wie auch längerfristigen Beanspru-chungsfolgen.

Die Stichprobe besteht aus insgesamt 17.562 Erwerbstä-tigen (ohne Selbstständige, freiberuflich Tätige, freie Mitarbeiter und mithelfende Familienangehörige) im Alter zwischen 15 und 77 Jahren, mit einem Anteil von 54 % Männern und 46 % Frauen (vgl. Tabelle B 4).

Insgesamt berichten 58 Prozent der Befragten, dass ihre Tätigkeit häufig die gleichzeitige Betreuung verschie-denartiger Aufgaben verlangt. Multitasking liegt damit auf Platz 1 der häufigen Arbeitsanforderungen, gefolgt von starkem Termin- und Leistungsdruck (52 %), stän-dig wiederkehrenden Arbeitsvorgängen (50 %) und

Störungen und Unterbrechungen bei der Arbeit (44 %). Dabei berichten über 60 % der Beschäftigten der Infor-mations- und Kommunikationsbranche von häufigen psychischen Anforderungen wie Multitasking (66 %) oder Termin- und Leistungsdruck (60 %), aber auch mehr als die Hälfte der Erwerbstätigen in Verkehr und Lagerei (55 %; 59 %) sowie dem verarbeitenden Gewerbe (56 %; 54 %). Weiterhin nennen die jüngeren (51 %) und älteren Arbeitsgruppen (51 - 53 %) ständig wiederkehrende Arbeitsvorgänge als häufige Anforderung, wohin-gegen die mittleren Altersgruppen vor allem verschiedenartige Aufgaben gleichzeitig betreuen (58 - 61 %), starken Termin- und Leistungsdruck (52 - 53 %) sowie Arbeitsunterbrechungen (44 - 48 %) angeben. Berichten Frauen in höherem Maß von Arbeitsunterbrechungen (47 %), ständig wiederkehrenden Arbeitsvorgängen

Tab. B 4: Stichprobenbeschreibung

Stichprobenmerkmal N %

Geschlecht

eingetragene Lebensgemeinschaft 236 11

keine Angabe 69 01

Stellung im Beruf

Arbeiter 5.075 25

Angestellte 11.276 56

Beamte 1.141 6

Arbeiter/Angestellte

(Person konnte nicht entscheiden) 70 01 Höchster Schulabschluss

Volks-/Hauptschule,

polytechni-sche Oberschule (8. Klasse) 5.253 30 mittlere Reife, polytechnische

Oberschule (10. Klasse) 6.401 36 Fachhochschulreife, Abitur, EOS

(DDR-Abschluss) 5.621 32

sonstige / ohne Abschluss 473 3

keine Angabe 16 01

1 Die hier angegebene Zahl ist > 0; die 0 ist lediglich durch Run-dung entstanden.

(55 %) und davon, verschiedene Arbeiten gleichzeitig zu betreuen (61 %), so Männer mehr von starkem Ter-min- und Leistungsdruck (54 %). Allgemein haben sich die Anforderungen im Vergleich zu den Ergebnissen der BIBB/BAuA-Befragung 2006 auf relativ hohem Niveau stabilisiert.

Als subjektiv belastend am Arbeitsplatz nehmen die Erwerbstätigen vor allem das häufige Auftreten von star-kem Termin- und Leistungsdruck (34 % der Befragten), Arbeitsunterbrechungen und Störungen (26 %), sehr schnell arbeiten müssen (19 %) sowie das Multitasking (17 %) wahr. Im Zeitvergleich (2005/2006) hat die sub-jektiv wahrgenommene Belastung bei den Merkmalen starker Termin- und Leistungsdruck (+3 %), ständig wie-derkehrende Arbeitsvorgänge (+3 %) und sehr schnell arbeiten müssen (+6 %) zugenommen.

Ein weiterer wesentlicher, die Arbeitsanforderungen kennzeichnender Aspekt ist die Arbeitszeitorganisation.

Die zusammen von den Teil- und Vollzeitbeschäftigten berichtete tatsächliche Arbeitszeit liegt bei 38,3 Stunden pro Woche. Bei Berücksichtigung nur der Vollzeitbeschäftigten resultiert eine durchschnittliche Arbeitszeit von 43,0 Stunden pro Woche. Von den Vollzeitbeschäftigten arbeiten 16 % mehr als 48 Stunden pro Woche und 30 % mehr als 40 aber weniger als 49 Stunden in der Woche. Samstagarbeit verrichten 64 % und an Sonn- wie Feiertagen sind 38 % der Befragten tätig. Rufbereitschaft bzw. Bereitschaftsdienst tritt bei 18 % der Befragten auf. Mehr als ein Viertel der Beschäftigten gibt an, Pausen häufiger ausfallen zu lassen. 41 % der Erwerbstäti-gen haben ein Problem den Beruf mit dem Privatbereich vereinbaren zu können. Über dem Durchschnitt lieErwerbstäti-gen- liegen-de Anforliegen-derungen treten dabei insbesonliegen-dere in liegen-den Branchen Baugewerbe, Verkehr und Lagerei sowie im Gast-gewerbe auf: dabei sind für den Wirtschaftszweig Verkehr und Lagerei insbesondere überlange Arbeitszeiten (25 %) sowie Vereinbarkeitsprobleme von Beruf und Familie (50 %) kennzeichnend. Beim Gastgewerbe fallen dagegen Pausen häufig aus (38 %). Der Altersvergleich zeigt, dass ältere Erwerbstätige ab 55 Jahren weniger von Anforderungen durch die Arbeitszeitorganisation betroffen sind als die 15 bis 54 jährigen. Weiterhin be-richten vor allem männliche Beschäftigte von langen (m= 29 %, w= 14 %) und überlangen m= 18 %, w= 6 %) tatsächlichen Arbeitszeiten.

Eine wichtige Ressource repräsentiert der zur Verfügung stehende Handlungsspielraum, d. h. die Möglichkeit, die Arbeit eigenständig planen und einteilen zu können, den Pausenzeitpunkt selbst zu bestimmen sowie Ein-fluss auf die Arbeitsmenge zu haben. 67 % der Befragten berichten über häufigen Handlungsspielraum bei der Arbeitsplanung und -einteilung, 56 % haben häufig Gelegenheit über den Zeitpunkt ihrer Pause selbst zu ent-scheiden und 32 % können häufig Einfluss auf die Arbeitsmenge nehmen. Diese für die Gesamtstichprobe gel-tenden Werte werden insgesamt in den Branchen Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und tech-nischen Dienstleistungen, Energieversorgung, Information und Kommunikation sowie Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen überschritten. Deutlich geringere Werte zeigen sich dagegen in den Bran-chen Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen sowie dem verarbeitenden Gewerbe in denen Handlungsspielräume erheblich seltener bestehen. Der prozentuale Anteil der Beschäftigten, die häufig über Handlungsspielräume verfügen ist in der Gruppe der sehr jungen Beschäftigten am niedrigsten. Weiterhin geben mehr Frauen (70 %) als Männer (65 %) an, ihre Arbeit selbst planen und einteilen zu können. Umgekehrt hat ein größerer Teil der Männer häufig die Möglichkeit die Pause selbst festzulegen (m= 58 %, w= 53 %) und Einfluss auf die Arbeitsmenge zu nehmen (m= 34 %, w= 30 %).

Eine weitere für die Bewältigung der Arbeitsanforderungen wesentliche Ressource stellt die soziale Unterstüt-zung dar, die sich in einer guten Zusammenarbeit mit Kollegen/-innen, in der Hilfe von Kollegen/-innen und vom direkten Vorgesetzten zeigt, aber auch darin zum Ausdruck kommt, dass man sich am Arbeitsplatz als Teil einer Gemeinschaft fühlt. Insgesamt berichteten 80 % und mehr der Beschäftigten von einer guten kollegialen Kooperation. Allerdings ist der Anteil derer, die häufig Hilfe und Unterstützung von ihrem Vorgesetzten erhal-ten mit knapp 60 % deutlich geringer. Wenn hier auch zwischen den Branchen nur geringe Unterschiede auftre-ten, so ist der Anteil der Erwerbstätigen, die ein gutes kollegiales Miteinander angeben in den Branchen Erbrin-gung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen, Information und Kommunikation, Gastgewerbe und Er-bringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen am höchsten und in den Wirtschaftszweigen sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen sowie Verkehr und Lagerei am geringsten. Dane-ben zeigt sich, dass die jüngeren Beschäftigten häufig von Kollegen/-innen (15 - 24 J= 85 %) und direktem Vorgesetzen (15 24 J= 60 %) unterstützt werden, was sich dann aber mit zunehmendem Alter verringert (55 -64 J= 77 %; 57 %). Dabei fühlen sich Frauen eher als Teil einer Gemeinschaft (m= 78 %, w= 83 %), wohinge-gen Männer häufiger angeben Hilfe und Unterstützung durch Kollewohinge-gen/-innen (m= 81 %, w= 78 %) zu erhalten.

Die unmittelbaren Beanspruchungsfolgen wurden über drei Fragen, nämlich zur Entwicklung von arbeitsbezo-genem Stress (in den letzten zwei Jahren) sowie zur fachlichen und mengenmäßigen Über- bzw. Unterforderung

B. Entwicklungen von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit ermittelt. Von einem Anstieg des arbeitsbezogenen Stresses berichten 43 % der Befragten, also 7 % weniger als in der Befragung 2005/2006, in der es noch 50 % waren. Bei den Wirtschaftszweigen geben vor allem die in den Branchen Energieversorgung (51 %) sowie Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (53 %) Tätigen einen Stressanstieg in den zurückliegenden zwei Jahren an. Die Anzahl der eine Stresszunahme berichtenden Beschäftigten steigt von der Altersgruppe der 15 25jährigen (25 %), über die Gruppe der 25 -34jährigen (36 %), der 35 - 44jährigen (43 %) bis zur Gruppe der 45 - 54jährigen (49 %), um sich in der Gruppe der 55 - 64jährigen (48 %) auf hohem Niveau zu stabilisieren. Nennenswerte Unterschiede zwischen den Ge-schlechtern sind hier nicht zu beobachten.

76 % der Erwerbstätigen fühlen sich den mengenmäßigen und 83 % den fachlichen Anforderungen gewachsen.

Die prozentualen Anteile bewegen sich damit in derselben Größenordnung wie schon 2005/2006. Von einer quantitativen Überforderung berichten 19 % der Beschäftigten und 4 % von einer fachlichen Überforderung:

auch hier bestehen nur marginale Unterschiede zu den Befragungsergebnissen der Jahre 2005/2006. Insbesondere in den mittleren Al-tersgruppen findet sich eine häufige quantitative Überforderung (18 - 20 %). Bei der qualitativen Überforderung lassen sich keine Altersabhän-gigkeiten feststellen. Dagegen sinkt sowohl die mengenmäßige (von 10 % auf 3 %) als auch die fachliche Unterforderung (von 19 % auf 10 %) mit zunehmendem Alter. Bei der qualitativen Überforderung treten keine geschlechtsspezifi-schen Unterschiede auf. Allerdings berichtet – im Vergleich zu den Männern – ein größerer Anteil der Frauen von mengenmäßiger Überfor-derung (m= 17 %, w= 20 %). Sind die Beschäf-tigten der Branche Erziehung und Unterricht am häufigsten von mengenmäßiger Überforderung betroffen (27 %), so fällt der Bereich Gesund-heit und Sozialwesen sowohl durch quantitative (26 %) als auch qualitative Überforderung (7 %) auf. Dagegen kommen fachliche Unterforderun-gen am häufigsten in den WirtschaftszweiUnterforderun-gen Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (23 %) und Gastgewerbe (22 %) vor.

Um Aufschluss über längerfristige Beanspru-chungsfolgen zu erhalten, wurden die Beschäf-tigten nicht nur nach dem häufigen Auftreten verschiedener Beschwerden in den letzten 12 Monaten während der Arbeit bzw. an Arbeitsta-gen befragt (vgl. Tabelle B 5) sondern auch zu ihrem subjektiv eingeschätzten Gesundheitszu-stand (Antwortmöglichkeiten: ausgezeichnet, sehr gut, gut, weniger gut, schlecht). Danach nennt knapp die Hälfte der Teilnehmer Schmer-zen im Nacken-, Schulterbereich (49 %), Schmerzen im unteren Rücken, Kreuzschmerzen (47 %) und allgemeine Müdigkeit, Mattigkeit oder Erschöpfung (47 %). Diese drei Beschwer-degruppen erreichten zwar in der Befragung 2005/2006 ebenfalls die ersten drei Rangplätze, allerdings mit Werten von 43 bis 47 % auf etwas niedrigerem Niveau.

Tab. B 5: Anteil der Befragten mit Beschwerden

Beschwerden

Befragungszeitraum 2005/2006

N= 17.767 2011/2012 N= 17.562 Schmerzen im unteren Rücken,

Kreuzschmerzen 43 47

Schmerzen im Nacken-,

Schulterbereich 47 49

Schmerzen in den Armen

21 22

Schmerzen in den Händen 16

Schmerzen in den Hüften 11 12

Schmerzen in den Knien 19 22

Geschwollene Beine

21 11

Schmerzen in den Beinen, Füßen 21

Kopfschmerzen 30 35

Schmerzen/Rötung/Jucken/Tränen) 20 20

Hautreizungen, Juckreiz 9 10

Nächtliche Schlafstörungen 20 27

Allgemeine Müdigkeit, Mattigkeit

oder Erschöpfung 44 47

Magen- oder Verdauungsbeschwerden 11 15 Hörverschlechterung, Ohrgeräusche 13 14

Nervosität oder Reizbarkeit 28 28

Niedergeschlagenheit 19 22

Schwindelgefühl 5 8

Körperliche Erschöpfung - 36

Emotionale Erschöpfung - 24

Andere Beschwerden 3 6

Häufigkeiten in %

Quelle: Stressreport Deutschland 2012

Aus den Beschwerdeangaben lassen sich drei Kenngrößen bilden, der Gesamtbeschwerdeindex (als Summen-wert über alle 21 Beschwerden), der Index für muskuloskelettale Beschwerden (als SummenSummen-wert über die Be-schwerden (a) Schmerzen im Nacken-, Schulterbereich, (b) Schmerzen im unteren Rücken bzw. Kreuzschmer-zen, (c) Schmerzen in den Armen bzw. Händen, (d) Schmerzen in den Beinen, Füßen bzw. geschwollene Beine, (e) Schmerzen in den Hüften, (f) Schmerzen in den Knien) und der Index für psychovegetative Beschwerden (als Summenwert aus den Beschwerden (a) allgemeine Müdigkeit, Mattigkeit, Erschöpfung, (b) nächtliche Schlafstörungen, (c) Nervosität und Reizbarkeit, (d) Niedergeschlagenheit).

Die Auswertung zeigt, dass sich der Anteil der Beschäftigten, der mindestens eine Beschwerde nennt, bei allen drei Kennwerten von 2005/2006 zu 2011/2012 erhöht hat und zwar von 82 % auf 84 % beim Gesamtbeschwer-deindex, von 66 % auf 69 % beim Index für muskuloskelettale Beschwerden und von 55 % auf 57 % beim In-dex für psychovegetative Beschwerden. Weiterhin ist die Anzahl derjenigen, die ihren Gesundheitszustand als weniger gut/schlecht einschätzen von 10 % (2005/2006) auf 14 % (2011/2012) gestiegen. Die zeitlichen Verän-derungen gelten für alle Altersgruppen und sowohl für Männer als auch für Frauen. Mit dem Alter wächst bei allen drei Indizes jeweils der Anteil der von mindestens einer Beschwerde Betroffenen. Der subjektiv einge-schätzte Gesundheitszustand verschlechtert sich parallel dazu mit zunehmendem Alter. Allgemein erreichen die weiblichen Beschäftigten bei allen drei Kenngrößen durchgängig höhere Werte als Männer. Weiterhin beurtei-len Frauen ihren Gesundheitszustand – im Vergleich zu Männern – ungünstiger. Die Branche Gesundheit und Sozialwesen liegt bei den langfristigen Beanspruchungsfolgen insgesamt über dem Mittelwert der Gesamtstich-probe, was zum Teil auch geschlechtsbedingt ist. Überdurchschnittliche Werte zeigen sich ebenfalls bei den Wirtschaftszweigen Verkehr und Lagerei sowie dem Gastgewerbe.

Um weiterhin Aufschluss darüber zu erhalten, wie die am Arbeitsplatz vorhandenen Anforderungen und die langfristigen Beanspruchungsfolgen aufeinander bezogen sind, erfolgte eine Aufteilung der Stichprobe in drei Gruppen – separat für jede Beschwerdekenngröße (vgl. Tabelle B 6):

– beim Gesamtbeschwerdeindex in Befragte ohne Beschwerden, mit 1 bis 7 Beschwerden und mit mehr als 7 Beschwerden,

– beim Index für muskuloskelettale Beschwerden in Beschäftigte mit keinerlei Beschwerden, mit 1 - 2 Be-schwerden und mit mehr als 2 BeBe-schwerden und

Tab. B 6: Beanspruchungs-/Stressfolgen und ausgewählte psychische Anforderungen

Beschwerdenindex

Anforderungen

verschieden-artige Arbeiten gleichzeitig

betreuen

starker Termin- und

Leistungs-druck

bei der Arbeit gestört, unterbrochen

schnelles

Arbeiten Arbeiten an der Grenze

der

Leistungs-fähigkeit Beschwerden insgesamt

0 Beschwerden 53 39 34 28 6

1-7 Beschwerden 58 49 43 37 13

>7 Beschwerden 65 66 55 53 32

muskuloskelettale Beschwerden

0 MS-Beschwerden 58 44 40 31 9

1-2 MS-Beschwerden 60 51 46 36 14

>2 MS-Beschwerden 57 59 47 50 26

psychovegetative Beschwerden

0 psychoveg. Beschwerden 54 40 36 31 8

1 psychoveg. Beschwerden 56 52 44 39 14

>1 psychoveg. Beschwerden 66 65 54 48 28

Häufigkeiten in %

Quelle: Stressreport Deutschland 2012

B. Entwicklungen von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit – beim Index für die psychovegetativen Beschwerden in Erwerbstätige ohne Beschwerden, mit 1 Beschwerde

und mit mehr als einer Beschwerde.

Untersucht wurde dann pro Gruppe der prozentuale Anteil der Beschäftigten, der das Auftreten der jeweiligen Arbeitsanforderungen als häufig einschätzt. Die folgende Darstellung bezieht sich auf die Belastungsfaktoren, die insbesondere die Arbeitsintensität charakterisieren. Zunächst lässt sich feststellen, dass fast durchgängig in der Gruppe mit der jeweils höchsten Anzahl von Beschwerden der Anteil der Befragten, der die jeweilige psy-chischen Anforderung als häufig vorkommend einschätzt, auch am größten ist. Allerdings zeigen sich im Ver-gleich zu den beschwerdefreien Beschäftigten differentielle Unterschiede. So treten beim Gesamtbeschwerdein-dex die größten Abweichungen beim Faktor „starker Termin und Leistungsdruck“ auf: von diesem Belastungs-faktor sind 39 % der Beschäftigen ohne Beschwerden häufig betroffen, aber 66 % der Befragten mit mehr als 7 Beschwerden.

Ein Unterschied in ähnlicher Größenordnung tritt hier weiterhin beim „Arbeiten an der Grenze der Leistungsfä-higkeit“ (6 % zu 32 %) auf. Bei den muskuloskelettalen Beschwerden ergibt sich die größte Differenz zwischen beiden Gruppen beim Faktor „schnelles Arbeiten“ (31 % zu 50 %) und bei den psychovegetativen Beschwerden beim Faktor „starker Termin- und Leistungsdruck“ (40 % zu 65 %).