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6. Ergebnisse der Befragung der Pflegestützpunkte

6.3 Vernetzung und Kooperation mit externen Akteuren

6.3.3 PSP und regionale Netzwerke

Vernetzungstätigkeiten beinhalten sowohl eine Beteiligung der PSP an Netzwerken Dritter als auch die Gründung von Netzwerken zur Verbesserung der lokalen Ver-sorgungsstrukturen. Immerhin knapp die Hälfte der Pflegestützpunkte berichtete, ein Netzwerk initiiert zu haben bzw. rd. 10 % sind aktuell am Aufbau eines solchen beteiligt. Für rd. 42 % der Pflegestützpunkte traf dies allerdings nicht zu.

Aus den Angaben in den erläuternden Freitexten wird jedoch deutlich, dass teil-weise auf bereits bei Gründung der PSP bestehende Netzwerke bzw. Netzwerke Dritter verwiesen wurde (u. a. in Hessen oder Berlin). Als Partner für von den PSP initiierte Netzwerke wurden am häufigsten Leistungserbringer der Pflege, Kran-kenhaus-Sozialdienste und Partner aus den Bereichen Demenz und Palliativversor-gung genannt. Weiterhin vernetzen sich PSP u. a. mit ehrenamtlich Tätigen, Selbst-hilfe- und Betreuungsvereinen und der kommunalen Altenhilfe.

Die von den PSP (n = 108) genannten Zielstellungen von selbst initiierten Netzwer-ken offenbaren ein breites Spektrum mit teilweise sehr unterschiedlicher Stoßrich-tung:

 (bessere) Koordinierung der Versorgung; gezielte Weitervermittlung von Ratsuchenden innerhalb des Netzwerkes an einzelne Akteure; klare Ab-sprachen und Zuständigkeiten,

 Kennenlernen der Angebote der Netzwerkpartner, Weiterentwicklung von Angeboten,

 Identifikation von Versorgungslücken sowie gemeinsame Aktionen zur Be-seitigung derer,

 fachlicher Austausch (u. a. zu neuen gesetzlichen Regelungen) und ge-meinsame Fortbildungen

 Öffentlichkeitsarbeit (öffentliche Stärkung des Pflegesektors; Sensibilisie-rung für Themen wie Demenz),

 Gewinnung von Informationen zu freien Kapazitäten im Betreuten Woh-nen, Kurzzeitpflegeeinrichtungen, Pflegeheimen und Tagespflegeeinrich-tungen

69 der 89 PSP, die bereits ein oder mehrere Netzwerke initiiert haben, haben ver-bindliche Netzwerkregeln oder Zusammenarbeitsstandards erarbeitet. Dies sind beispielsweise Standards zur Häufig- bzw. Regelmäßigkeit der Arbeitsgruppentref-fen oder der Art und Weise der Dokumentation (Protokoll), Festlegungen

gemein-samer Leitlinien der Zusammenarbeit, fester Ansprech- und Koordinationspart-nern sowie einer Geschäftsordnung bzw. eines Kooperationsvertrages. Mehrfach erfolgte hier der Hinweis, dass die PSP selbst keine schriftlichen Vereinbarungen schließen könnten. Konkrete Zielvereinbarungen für die Netzwerkarbeit trafen le-diglich 47 PSP, eine Evaluation der Arbeit sehen 41 Vereinbarungen vor.

Konkret wurden von 67 PSP (36 %) vielfältige Initiativen der jeweiligen Träger ge-nannt, die durch verbindliche Kooperationen zur Versorgungsoptimierung in der Region beitrugen. Diese sind in der folgende Tabelle 28 nach Bundesländern auf-gelistet. Die Bandbreite reichte von Arbeitskreisen bis hin zu Konferenzen und Ver-bünden. Die Themenschwerpunkte betrafen insbesondere das Entlassmanage-ment der Krankenhäuser, die Hospiz- und Palliativversorgung, das Thema Demenz und die Stabilisierung der pflegerischen Strukturen (z. B. ambulante Versorgung).

Häufig wurden „Pflegetische“ gegründet sowie regionale Pflegekonferenzen zur Analyse und Bewältigung von Versorgungsproblemen durchgeführt.

Neun PSP aus Mecklenburg-Vorpommern sahen sich in diesem Punkt nicht aussa-gefähig und regten an, dies bei den Kassen und Kommunen abzufragen. Einzelne PSP (z. B. in Berlin und Niedersachsen) und die beiden PSP aus Thüringen gaben an, dass es keine verbindlichen Kooperationen gibt bzw. keine Optimierung der Strukturen erkennbar sei.

Tabelle 28: Beispiele für Initiativen der Träger der PSP zur Versorgungsopti-mierung mittels verbindlicher Kooperationen

Bundesland Initiativen

Baden-Württemberg Gesundheitskonferenz; Ärztenetz Bayern Hospiz- und Palliativnetzwerk

Überleitungsmanagement

Pflegetisch

Berlin Initiierung und Mitarbeit an der Neufassung verbindlicher Struktu-ren der Zusammenarbeit im bezirklichen Verbund

Gewinnung von Haus- und Fachärzten, die tatsächlich Hausbesu-che maHausbesu-chen

regionales Versorgungsnetzwerk Demenz

Evaluation des Entlassmanagements aus den Krankenhäusern

Stärkung der Gerontopsych.-geriatrischen Verbünde (GGV) zum Thema sektorenübergreifende Zusammenarbeit durch finanzielle Unterstützung im Jahre 2018 und 2019

Brandenburg Gründung Runder Tisch der Pflege

Pflegekurse (gab es bis vor zwei Jahren nicht)

Aufbau von regionalen Pflegekreisen als Netzwerkstruktur. Es wer-den flächendeckend für die 16 Städte, Ämter und Gemeinwer-den des Landkreises regionale Pflegekreise angestrebt.

Bremen Momentan durchgeführte Kurzzeitpflege-Untersuchung, dessen Idee im Sozialdienst im Krankenhaus-Netzwerk entstand. Partner ist die Hochschule Bremen.

Hamburg Pflegekonferenz Hamburg-Nord

Aktivtreffpunkt für Senioren

Kooperationsvereinbarung mit Bürgerinitiative Ausländische Ar-beitnehmer

Hessen Arbeitskreis Demenz und Krankenhaus

Fallkonferenzen

Arbeitsgruppe geriatrische Versorgung im Landkreis

Altenhilfe- und Pflegekonferenz

Installierung einer Pflegeplatzbörse

Mecklenburg-Vor-pommern

Pflege(stamm)tisch Mecklenburgische Seenplatte

Vorbereitung eines Pflegenetzwerkes des Landkreises

Mehrgenerationenbeirat

Unterstützung der Demenzberatung durch den PSP

Unterstützung von Pflegelotsen in den Gemeinden und Betrieben Niedersachsen Angebotsentwicklung im ambulanten und stationären Bereich für

Menschen mit einem herausforderndem Verhalten bei Demenz

Hospiz- Palliativnetzwerk; Runder Tisch Palliativversorgung

Austauschtreffen mit Sozialpsychiatrischem Dienst und Betreu-ungsstelle

Initiierung eines Pflegetisches

Bundesland Initiativen

Nordrhein-Westfalen Kooperation mit dem Demenz-Fachdienst

aktuelles Treffen der Sozialdienste der Krankenhäuser zur Opti-mierung der Zusammenarbeit bzgl. Entlassmanagement und Über-leitungspflege

Rheinland-Pfalz Verbund der niedergelassenen Pflegedienste auf Regionalebene

Kooperationsvereinbarung mit Sozialhilfeträger, Krankenhäusern

Projekt Entlassmanagement

Pflegekonferenz

Wundnetzwerk

Saarland Abschluss einer Kooperationsvereinbarung mit Krankenhaus

Vertrag zum Netzwerk Palliative Versorgung

Initiative Auf Rädern zum Essen derzeit in Arbeit

Schleswig-Holstein Heime können bei Bedarf freie Kapazitäten melden und wir sam-meln dies

E-Mail-Verteiler mit Newsletter über neue Angebote zum Thema ,,alternatives Wohnen im Alter“

Liste, in der für alle 55 Kreiskommunen aktualisiert angegeben wird, welche ambulanten Pflegedienste dorthin fahren

Organisation Netzwerktreffen mit ambulanten Pflegediensten

Quelle: IGES

Beteiligung an Netzwerken Dritter

Lediglich acht PSP aus fünf Bundesländern gaben an, sich nicht regelmäßig an Netz-werktreffen zu beteiligen. Die anderen 176 PSP nannten entsprechend viele Bei-spiele für regionale Verbünde (n = 141), denen sie angehören, z. B. Demenz-, Psy-chiatrie-, Onkologie-, Depressions- und Palliativverbünde, kommunale und ehrenamtliche Verbünde (Runde Tische), Senioren-, Nachbarschafts- und Quar-tiersverbünde, Sozialarbeiterverbünde, Pflegekonferenzen, Behindertenver-bünde/Inklusionsverbünde, Migrationsverbünde, Beratungsverbünde (Arbeitsge-meinschaften verschiedener Beratungsstellen), Selbsthilfe-Verbünde, Reha-Verbünde, Ärztenetze und Netzwerke mit anderen Pflegestützpunkten.

Über die Ziele bei der Teilnahme an solchen Netzwerktreffen Dritter waren sich die Pflegestützpunkte recht einig. Im Vordergrund steht der Informationsaustausch in Bezug auf die regionalen Versorgungsangebote, ein Austausch zu konkreten Ein-zelfällen war nur für knapp die Hälfte der Pflegestützpunkte relevant (vgl. Abbil-dung 49). Unter „sonstiges“ wurden zusätzlich Öffentlichkeitswirkung, Kommuni-kationsverbesserung sowie die Aktualisierung der Unterstützungsangebote genannt.

Abbildung 49: Übersicht der Ziele von Pflegestützpunkten bei den Netzwerktref-fen Dritter (Angaben in %)

Quelle: IGES