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7. D ARSTELLUNG DER E RGEBNISSE

7.3 Ergebnisse der Dokumentenanalyse

Dieses Kapitel setzt sich mit Daten auseinander, die anhand der vorgenommenen Dokumentenanalyse gewonnen werden konnten. Angeführt werden diejenigen Erkenntnisse, die nicht bereits im vorangegangenen Kapitel (7.2) dargestellt werden.

Anschließend an die Interviews wurden seitens der Projektleiter/innen verschiedene interne Dokumente für die ergänzende Analyse an die Autorin ausgehändigt bzw. elektronisch übermittelt. Der Schwerpunkt bei der Auswahl relevanter Daten lag bei der Art und Menge eingesetzter Zahlen. Weiters bei Informationen in öffentlich zugänglichen Medien wie der Webpage oder Drucksorten, die eine Relevanz für eine mögliche spätere Verwertung bezüglich der Erstellung von Kennzahlen aufwiesen.

Generell sind bei sämtlichen Projekten auf der Webpage und in den Drucksorten folgende Informationen angeführt: eine Beschreibung der Zielgruppen, die wichtigsten Zielsetzungen der Projekte, die Standorte, sowie Kooperationspartner/innen, Fördergeber/innen und Sponsor/innen. Die allgemeinen Zielsetzungen und die Zielgruppen sind in Kapitel 7.1 sowie 7.2.1 enthalten. Die recherchierten Informationen zur Finanzierung bzw. zu den Fördergeber/innen und Sponsor/innen werden in Kapitel 7.2.2 behandelt. Daher werden diese Informationen nicht noch einmal angeführt. Interne Jahres- oder Quartalsberichte wurden von drei Projekten zur Verfügung gestellt (D2, D4, D5, D7, D8). Jahres- bzw.

Programmkonzepte gab es von zwei Projekten (D6, D20, D21-D25). Von einem Projekt eine Besucher/innen-Statistik (D1) und zu einem anderen Projekt eine konkrete Indikatoren-Tabelle (D3). In Dokumenten von vier Projekten waren konkrete Zahlen vorhanden

(D1-Darstellung der Ergebnisse

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D8). Bei drei Projekten waren in den Drucksorten keine Zahlen vorhanden, allerdings wurde bei einem Projekt im Zuge des Interviews die Verwendung von Zahlen erwähnt (I4: 227-231). Im öffentlich zugänglichen Wirkungsbericht auf der Webpage der Caritas Wien werden zwar Zahlen zu Mittelherkunft sowie -verwendung und Mitarbeiter/innen-Zahlen angegeben, jedoch ist der Bereich der Gemeinwesen- und Stadtteilarbeit nicht klar ausgewiesen, d.h. eine Zuordnung ist nicht möglich (D9). Bei vier Projekten gibt es aufgrund der erhaltenen Dokumente Angaben zur Anzahl der Teilnehmer/innen (bezogen auf einzelne Veranstaltungen bzw. im Gesamtüberblick) und der Anzahl der Veranstaltungen (D1, D2, D3, D4, D5, D6, D7, D8). Bei einem dieser Projekte werden noch zumindest in einigen Fällen die Nationalitäten der Teilnehmer/innen sowie die Zahl der Zuschauer/innen erfasst (D5). Bei zwei Projekten können weitere konkrete Zahlen gefunden werden (D3, D4). Bei einem Projekt sind im Jahresbericht lediglich österreichweite Zahlen angegeben, die daher nicht dem spezifischen Projekt zugeordnet werden können (erreichte Teilnehmer/innen, erreichte Multiplikator/innen, Aktionen/Projekte/Events, Bildungsworkshops in Einheiten, Freiwilligen-Pool) (D30). Daher werden diese Ergebnisse nicht in die Gesamt-Auswertung mitaufgenommen. Die Ergebnisse zu konkreten Kennzahlen werden in Tabelle 9 angeführt.

(Kenn-)Zahlen aus Caritas-Projekten mögl. Zuordnung

Anzahl der Veranstaltungen mit bestehenden Kooperationspartner/innen Kooperationen

Anzahl der neu gewonnenen Kooperationspartner/innen Kooperationen

Anzahl von Terminen und Präsentationen bei potentiellen Kooperationspartner/innen Kooperationen Produktionszahl Flyer und Plakate sowie erreichte Haushalte Marketing/PR Informationen bezüglich des Newsletters (Anzahl Empfänger/innen open rate, click rate, top

links clicked)

Marketing/PR Anzahl der Beiträge im Rundfunk (Fernsehen und Radio) sowie in Print- und Onlinemagazinen

(z.B. Bezirkszeitungen)

Marketing/PR Anzahl der neuen Mitarbeiter/innen, die gesucht und gefunden wurden Mitarbeiter/innen Anzahl von Qualifizierungsmaßnahmen für Mitarbeiter/innen Mitarbeiter/innen

Anzahl an Teamsitzungen zu bestimmten Themen Mitarbeiter/innen

Mehrstundenaufwand der Mitarbeiter/innen Mitarbeiter/innen

Anzahl der Teilnehmer/innen, Besucher/innen bzw. Zuschauer/innen (teilweise inkl.

soziodemographischer Daten wie Alter, Wohnort,..) pro Zeiteinheit (z.B. pro Tag)

Teilnehmer/innen

Anzahl der Anrufer/innen pro Tag Teilnehmer/innen

Sprechstunden-Anzahl bzw. Anzahl von Beratungsstunden Teilnehmer/innen

Anzahl der Teilnehmer/innen an aktivierender Befragung Teilnehmer/innen

Anzahl der versendeten E-Mails Teilnehmer/innen

Anzahl elektronischer Anfragen (E-Mail) Teilnehmer/innen

Informationen zu Blogbeiträgen (Beiträge/Tag, Interaktionsrate (Kommentare), neue/

wiederkehrende Besucher/innen, Verweildauer)

Teilnehmer/innen

Anzahl der Veranstaltungen Veranstaltungen

Anzahl der Nachfolgeaktivitäten (im Anschluss an Veranstaltungen) Veranstaltungen Tabelle 9: (Kenn-) Zahlen laut Dokumentenanalyse (eigene Darstellung)

Diskussion und Auswahl Kennzahlen

72 8. DISKUSSION UND AUSWAHL KENNZAHLEN

Zu Beginn dieses Kapitels werden die gewonnenen Erkenntnisse kurz zusammengefasst und diskutiert. Daran anschließend werden ausgewählte Kennzahlen für die Gemeinwesen- und Stadtteilarbeit vorgeschlagen. Diese basieren auf Schwerpunkten, die sich aus der Auswertung ergeben haben. Dazu zählen die Notwendigkeit genauer Zieldefinitionen, eine Wirksamkeitsmessung bzw. Zielerfüllungsmessung von Interventionen, die Bedeutung von Diversität sowie der Einfluss durch Fördergeber/innen und Sponsor/innen.

8.1 Zusammenfassung der Ergebnisse

Die Zielsetzungen der Projekte der Caritas Wien entsprechen denjenigen in der verwendeten Literatur. Dazu zählen Vernetzung, Partizipation sowie Empowerment. Durch einen niederschwelligen Zugang sollen Inklusion und Integration anhand des Konzepts der Diversität ermöglicht werden. Eine ausreichende Auslastung sowie Reichweite der Angebote wird ebenso als zielführend betrachtet. Weitere Aspekte können Zugang zu Kunst und Kultur für alle Bevölkerungsgruppen sowie Gesundheitsförderung sein. Auf finanzieller Ebene spielt vor allem die Akquise neuer Fördergeber/innen und Sponsor/innen eine Rolle.

(vgl. Maelicke 2014: 845f, Stoik 2005: 8ff, Stövesand & Stoik 2013: 14). Wobei die praktische Bedeutung, welche die Akquise einnimmt, im Widerspruch zu Angaben aus der Literatur steht (vgl. Littich 2013: 322f). Es ist zu bemerken, dass die meisten der genannten Ziele auf einer Meta-Ebene einzuordnen sind (z.B. Partizipation, Wohlbefinden, gesellschaftliche Veränderungen, etc.). Mit Ausnahme von zwei Projekten werden wenige eindeutig zuordenbare und mit aussagekräftigen, messbaren Indikatoren verknüpfte Zielformulierungen verwendet. Dies kann zum Teil auch daran liegen, dass die Erarbeitung von Indikatoren umfangreiche Ressourcen in Anspruch nehmen würde (z.B. personell, finanziell, zeitlich). Und dass diese Ressourcen nicht allen Projektleiter/innen in gleichem Ausmaß zur Verfügung stehen. Wenn angegeben, bezieht sich die schriftliche Dokumentation vor allem auf Besucher/innen-Statistiken (I1: 249, I2: 256, I3: 323, I4: 166, I5: 223). In denjenigen Projekten, die über Indikatoren verfügen, werden diese aufgrund der (früheren) Vorgabe eines Fördergebers verwendet bzw. gibt es eine aktuelle Kooperation mit einer Wiener Hochschuleinrichtung um Zielsetzungen herauszuarbeiten (I3: 438-446, 635-635).

Benötigte Geldmittel werden durch einen Finanzierungs-Mix ermöglicht. Damit sind Förderungen seitens der (v.a. nationalen) Auftraggeber/innen und Sponsor/innen, Spender/innen gemeint. Auf inhaltlicher Ebene hat die Art der Finanzierung teilweise Einfluss, so z.B. in den Zielgruppen, den Räumlichkeiten und dem Programmumfang. Es stellt sich die Frage, welchen Einfluss die Bereichsleitung hier grunsätzlich auch auf

Diskussion und Auswahl Kennzahlen

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Fördergeber/innen-Logiken hat. Und wie die Teilnahme an Ausschreibungen und das Eingehen von Kooperationen effektiver koordiniert und zur Diskussion gestellt werden kann? Was wird seitens der Bereichsleitung an finanziellen oder anderen Zielen vorgegeben und welche Auswirkungen hat dies (Stichwort nicht-monetäre Ziele, Wirkungsziele, Gewinnung neuer Kooperationspartner/innen)? Einer der Hauptsponsoren finanziert beispielsweise mehrere Projekte gleichzeitig (I1: 115-180, I4: 32). Welche Auswirkungen hat dies innerhalb des Bereichs? Können Synergie-Effekte dadurch noch stärker genutzt werden? Diese interessanten Aspekte könnten Teil weiterführender Forschungen sein.

Hinsichtlich der Messbarkeit und Dokumentation werden großteils die Anzahl der Veranstaltungen und die der Teilnehmer/innen erfasst. In zwei Projekten gibt es präziser formulierte Indikatoren. Der Schwerpunkt bleibt dabei auf den Betrachtungsebenen von Input, Output und teilweise Effect. D.h. einer Analyse von eingebrachten Ressourcen, erbrachten sozialen Dienstleistungen und unmittelbaren, objektiven Auswirkungen (Schröder & Kettiger 2001: 13). Es stellt sich daher die Frage, wie Wirkungsebenen im Sinne von Impact bzw. Outcome berücksichtigt werden könnten (Uebelhart 2014: 759f)?

Wobei, wie bereits erwähnt, zu diesem Zweck aktuell bei einem Projekt eine Kooperation mit einer Wiener Hochschuleinrichtung eingegangen wurde.

Interessant ist, dass Feedback nur teilweise koordiniert seitens der Projekte der Caritas Wien eingefordert werden dürfte. Dies kann möglicherweise auf die Niederschwelligkeit der Angebote und eventuelle Sprachproblematiken der Besucher/innen zurückgeführt werden.

Allerdings steckt im Sinne von (Wirkungs-) Messung Potential in der Erhebung von individuellen und gemeinschaftlichen Veränderungen aufgrund von spezifischen Interventionen. Vor allem auch in Hinblick auf die Argumentation gegenüber potentiellen Fördergeber/innen und Sponsor/innen. Dadurch könnten möglicherweise Wirkungsebenen wie Impact und Outcome miteinbezogen und die Ziele bzw. die Erfolge der Gemeinwesenarbeit außenwirksamer dargestellt werden (z.B. gesellschaftliche Veränderung, Lösung sozialer Probleme, Stärkung individueller Handlungsfähigkeiten, etc.).

Abschließende Überlegungen sind, dass im Sinne kennzahlenorientierter Steuerung in der Gemeinwesenarbeit derzeit bei der Caritas Wien in geringem Ausmaß Zahlen erhoben werden. Angemerkt wird an dieser Stelle, dass die Autorin möglicherweise nicht Zugang zu allen internen Dokumenten hatte, die relevant gewesen wären, und die Ergebnisse daher überarbeitet werden müssten (z.B. Ausschreibungsunterlagen, Fördervereinbarungen,

Diskussion und Auswahl Kennzahlen

74

etc.). Darüberhinaus gibt es bisher lediglich bei einem einzigen Projekt aussagekräftige Kennzahlen, die auch als Erfolgsmerkmal an Fördergeber/innen kommuniziert werden.

Öffentlich zugänglich sind Zahlenwerte derzeit zur Auslastung und Menge der Veranstaltungen. Im Sinne des aktuellen Bedarfs von Wirkungs- und Erfolgsmessung für SWO (Astleithner & Stepanek 2016: 201) könnte aufgrund der geringen Menge an vorhandenen Kennzahlen entsprechender Handlungsbedarf gegeben sein. Seitens der Caritas Wien kann von einer sehr großen Bereitschaft zur Veränderung bzw. Präzisierung ausgegangen werden. Zielsetzung laufender Bestrebungen ist die fundierte Auseinandersetzung mit Möglichkeiten der Wirkungsanalyse der Gemeinwesenarbeit. Es bedarf in einem ersten Schritt einer bereichsübergreifenden, intensiven Diskussion in Bezug auf die Sinnhaftigkeit der Verwendung von Kennzahlen und vor allem der Definition von konkreten und überprüfbaren Zielsetzungen. Dies hat Auswirkungen sowohl für die strategische als auch operative Ebene (Bereichsleitung bzw. Projektleiter/innen), da beide Ebenen die Umsetzung entsprechender Maßnahmen mittragen müssten. Erwähnenswert ist an dieser Stelle, dass seit dem Beginn des Jahres 2017 für den Bereich der Gemeinwesen- und Stadtteilarbeit ein Prozess geplant ist, der steuerungs- und wirkungsrelevante Kennzahlen ergänzen bzw. neu erarbeiten soll (BL 2017). Welche konkreten Kennzahlen zur Steuerung der ausgewählten Gemeinwesen-Projekte beitragen könnten und warum, darauf wird im folgenden Kapitel eingegangen.

8.2 Vorschläge für ausgewählte Kennzahlen

Die folgenden Kennzahlen sind als eine Ideensammlung der Autorin mit einem externen Blick auf den Bereich der Gemeinwesen- und Stadtteilarbeit der Caritas Wien zu verstehen.

Es sollen verschiedenen Dimensionen wie Auftragserfüllung, Mitarbeiter/innen, Leistungsempfänger/innen und mögliche wirkungsorientierte Parameter berücksichtigt werden. Schwerpunkte werden hinsichtlich einer unterstützenden Argumentation gegenüber öffentlichen Auftraggeber/innen sowie Sponsor/innen gelegt. Nicht eingegangen wird auf die Möglichkeit einer SROI-Analyse (siehe Kapitel 5.3.3.), da diese Erhebungen benötigen würde, die den Rahmen dieser Arbeit übersteigen. Die beschriebenen Kennzahlen sollen exemplarisch zur weiterführenden Bearbeitung in den jeweiligen Projekten dienen.

8.2.1 Kennzahlen zu Zielen und Auswirkungen

Wie bereits erwähnt ist die Wirkungsanalyse ein sehr komplexes Thema, dem man sich als SWO jedoch nicht mehr entziehen kann (Astleithner & Stepanek, 2016: 202). Daher braucht es wirkungsorientiertes Controlling, dass auch eine Aussagekraft zur Zielerreichung und Auftragserfüllung ermöglicht.

Diskussion und Auswahl Kennzahlen

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Lösungsquote Wohnungsproblematiken

Ziele der GWA Lösung vom Wohnungsproblematiken (z.B. Senkung der Heizkosten, Durchführung anfallender Reperaturen,…)

Berechnung

Bewertung hohe Quote: Zielerreichung, Verbesserung der Wohnsituation der Klient/innen niedrige Quote: muss nicht zwingend eine mangelnde Zielerreichung bedeuten, können etwa durch lange Bearbeitungszeiträume von externen Kooperations- partner/innen oder mangelnde Kooperation seitens der Klient/innen entstehen

Literatur eigene Darstellung, in Anlehnung an Bono 2006: 165, Bono & Grieshuber 2011: 72 Tabelle 10: Lösungsquote Wohnungsproblematiken (eigene Darstellung)

Eine Lösungsquote bei gegebenen Problemlagen ist zielführend bei der Erfolgsmessung und Wirkungsanalyse, es wurde als Beispiel Wohnungsproblematik gewählt (mit Bezug auf das Projekt Grätzeleltern). Eine genaue Erfassung der spezifischen Problemlagen vorab sowie eine entsprechend nachvollziehbare und auswertbare Kategorisierung sind Voraussetzung dafür. Die Problemlagen und deren Lösungquote können bei Hausbesuchen durch die Grätzeleltern am Beginn und am Ende der gesamten Beratungsdauer, nach einer bestimmten Anzahl von Hausbesuchen oder anders definierten Zeiträumen statistisch erfasst werden. Ausreichende Nachhaltigkeit könnte insofern gewährleistet werden, als dass in größeren Zeitabständen nachgefragt wird, ob das Problem dauerhaft behoben ist (z.B. nach sechs Monaten, nach einem Jahr, etc.). Das Thema der Wohnungsproblematiken dient exemplarisch und lässt sich auf eine Vielzahl von weiteren Bereichen ausdehen (z.B. Lösungsquote Beschwerden).

Vernetzungsquote Teilnehmer/innen

Ziele der GWA Vernetzung, Miteinander, Aufbau nachhaltiger sozialer Beziehungen Berechnung

Bewertung hohe Quote: diese kann auf ein sehr interaktives und niederschwelliges Angebot zurückzuführen sein (wie häufige Vernetzungs-Treffen) aber auch gemeinsame Bedürfnisse und daher notwendige Kontaktpflege (z.B. Bürgerinitiativen) niedrige Quote: bei konstant niedrigen Ergebnissen ist zu hinterfragen, ob die Programminhalte wirklich zielgruppengerechtet und in ausreichend niederschwelligen Ausmaß angeboten werden

Literatur eigene Darstellung, in Anlehnung an Bono 2006: 164ff

Tabelle 11:Vernetzungsquote Teilnehmer/innen (eigene Darstellung) ö

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Diskussion und Auswahl Kennzahlen

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Eines der beschriebenen Grundziele in der GWA, die Vernetzung mit anderen Bewohner/innen im Stadtteil, kann man anhand der gewonnenen Anzahl von neuen Sozialkontakten innerhalb eines bestimmten Zeitraumes definieren. Diese können direkt auf die Teilnahme an Angebote der GWA zurückgeführt werden. Erfasst werden könnten diese Daten mittels regelmäßigen Befragungen und Interviews (persönlich, mittels Online-Tool). Interessant ist die genaue Definition der Art der enstandenen Beziehung. Gemeint sind damit eher oberflächliche (spontane Begegnungen im Wohnbereich) oder tiefergehende Beziehungen (mit regelmäßigen geplanten Treffen, freundschaftliche Beziehungen). Auch die Frage nach direkten und indirekten Kontakten stellt sich, d.h. ob man jemanden direkt bei einer Veranstaltung kennengelernt hat oder ob es sich in Folge über Dritte ergeben hat. Nachhaltigkeit im Sinne von längerfristig bestehenden Beziehungen ist ebenfalls relevant. In diesem Zusammenhang wären auch vergleichbare Quoten über Folgeaktivitäten nach Angeboten seitens der Caritas Wien interessant und erfassbar. So z.B. wie viele neue Projekte sich aus einem geplanten Projekt in weiterer Folge ergeben haben (wie es in einem Projekt bereits erfasst (D4) und in Tabelle 8 dargestellt wird).

Verhaltensänderungsquote

Ziele der GWA Einflussnahme auf Lebensqualität, Empowerment Berechnung

Bewertung hohe Quote: Interventionen werden angenommen und zielgruppengerecht angeboten niedrige Quote: die individuelle Notwendigkeit oder Offenheit für Veränderung ist nicht ausreichend, Angebote nicht zielgruppenkonform angeboten

Literatur Bono 2010: 143ff

Tabelle 12: Verhaltensänderungsquote (Bono 2016)

Diese Kennzahl bedarf vorab realistisch überprüfbarer Zieldefinitionen. Wenn etwa gesundheitsrelevantes Verhalten analysiert werden soll, muss zu Beginn genau geklärt werden, was gemessen werden soll (z.B. wie oft werden pro Tag zuckerhaltige Limonaden getrunken). Anschließend werden die Erhebungsfrequenz und -Dauer sowie konkrete Maßnahmen zur Aufklärung, Sensibilisierung und zur Verhaltensänderung getroffen.

Abschließend kann überprüft werden, welches Verhalten sich in welchem Ausmaß verändert hat und warum. Externe Einflüsse bezüglich Verhaltensänderungen müssen ebenfalls betrachtet werden (z.B. Peer-Group-Verhalten bei Jugendlichen, Interventionen in der Schule und im Berufsleben).

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Diskussion und Auswahl Kennzahlen

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Die Kennzahl sollte auch in Zusammenhang mit Sensibilisierungsquoten betrachtet werden (d.h. Veränderung des Wissens bzw. der Wahrnehmung zu bestimmten Themenbereichen) (Bono 2010: 143ff).

8.2.2 Kennzahlen zu Mitarbeiter/innen und Diversität

Die Dimension der Mitarbeiter/innen hat insbesondere für SWO große Bedeutung, da diese der oftmals ein ausschlaggebender Faktor für Organisationserfolg sind (Bono 2006: 173).

Daher können aussagekräftige Kennzahlen einen wichtigen Beitrag bei der Präsentation der Caritas Wien gegenüber Fördergeber/innen und Sponsor/innen sowie zur Abgrenzung gegenüber dem Mitbewerb leisten. Die folgenden Kennzahlen können für haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter/innen eingesetzt werden.

Diversitätsquote Mitarbeiter/innen

Ziele der GWA Interkultureller Austausch, Beseitigung von gesellschaftlichen Barrieren, Schaffung eines offenes und vielfältigen Umfelds

Berechnung

Bewertung hohe Quote: spiegelt die Zielgruppe wieder, viele Mitarbeiter/innen mit Migrationshintergrund in Projektteam

niedrige Quote: keine ausreichenden Personalressourcen sind vorhanden (z.B. je nach Programminhalt qualifizierte Personen mit Migrationshintergrund am Arbeitsmarkt)

Literatur eigene Darstellung, in Anlehnung an Halfar et al 2014: 241ff

Tabelle 13: Diversitätsquote Mitarbeiter/innen (eigene Darstellung)

Da in sämtlichen Projekten kulturelle Vielfalt in den Zielen, Zielgruppen und Programminhalten beschrieben wird, ist die Analyse der Zusammensetzung der kulturellen und ethnischen Hintergründe und Erfahrungen der Mitarbeiter/innen durchaus interessant.

Dies kann im Rahmen der Personalbeschaffung berücksichtigt und erfasst werden (z.B.

Mehrsprachigkeit, Auslandserfahrung, Erfahrung mit vielfältigen Zielgruppen).

Diversität kann sich in vielen weiteren ähnlich berechenbaren Kennzahlen ausdrücken, so etwa Quoten über Qualifikationen (z.B. höchste abgeschlossene Ausbildungen, Fortbildungen, etc.), Quoten über Sprachkenntnisse, Geschlechter- und Altersverteilung.

Mehrsprachigkeit in Projektteams bietet etwa die Möglichkeit, auch Personengruppen mit Unterstützungsbedarf zu erreichen, die aufgrund mangelhafter Sprachkenntnisse eventuell keinen Zugang zu entsprechenden Angeboten hätten. Eine ausgewogene

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Geschlechterverteilung auch auf der Führungsebene setzt ein eindeutiges Signal hinsichtlich des Abbaus von Stereotypisierungen. Die Altersverteilung kann etwa dann eine Rolle spielen, wenn bestimmte Altersgruppen am Arbeitsmarkt benachteiligt werden und durch eine adäquate Personalbeschaffung verstärkt integriert werden können (z.B.

Personen ab 50 Jahren10). Aus Sicht der Autorin kann Diversität eine große Stärke einer SWO wie der Caritas Wien sein, die sie gegenüber externen Stakeholdern als sehr offen, vielfältig und im Rahmen aktueller gesellschaftlicher Rahmenbedingungen agierend positioniert.

Fluktuationsrate Mitarbeiter/innen

Ziele der GWA Nachhaltigkeit Berechnung

Bewertung hohe Quote: könnte ein Hinweis sein, dass Mitarbeiter/innen nicht passend ausgewählt werden, dass die Arbeitsbedingungen aus diversen Gründen nicht zum Verweilen einladen (z.B. hohe Belastung mit wenig Gestaltungsspielraum, mangelnde Mitarbeiter/innenbindung, etc.) oder dass Projekte nur sehr kurze Laufzeiten haben

niedrige Quote: hohe Mitarbeiter/innen-Zufriedenheit, starke Mitarbeiter/innen-Bindung, längerfristige stabile Projekte

Literatur Halfar et al 2014: 241f Bono 2006: 173ff

Tabelle 14: Fluktuationsrate Mitarbeiter/innen (Halfar et al 2014 & Bono 2006)

Die Fluktuationsrate wird anhand eines Vergleichs der vakant gewordenen Stellen sowie der Einstellungsquote erreichnet. Je nachdem kann sich Personalabbau, aufbau oder -gleichstand ergeben (Halfar et al 2014: 241f, Bono 2006: 173ff).

Relevant sind in diesem Zusammenhang auch die Quoten der durchschnittlichen Betriebszugehörigkeit sowie Versetzungsquoten, da immer analysiert werden sollte, ob es einen Zusammenhang zwischen Dauer der Anstellung und Fluktuation gibt (z.B. aktueller Generationenwechsel im Betrieb). Da hohe Fluktuation zu einem erhöhten Aufwand im Bereich der Personalbeschaffung und Einarbeitung führt, muss diese Quote sorgfältig beobachtet werden. Da die Qualität Sozialer Dienstleistungen wie bereits erwähnt durch

10 Siehe dazu Artikel des AMS Österreich: “Ältere am Arbeitsmarkt: Bedeutung der Generation 50+ steigt“, http://www.ams.at/_docs/001_spezialthema_0215.pdf, abgerufen am 15.04.2017

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die Mitarbeiter/innen der SWO maßgeblich beeinflusst werden, können permanente Wechsel und Einschulungen zu einer erhöten Fehlerquote und in Folge unzufriedenen Kund/innen bzw. Klient/innen führen (Halfar et al 2014: 242). Gegenüber externen Stakeholdern kann eine stabile Belegschaft Beständigkeit, Zuverlässigkeit und Vertrauenswürdigkeit zeigen. Dies könnte in Folge ausschlaggebend für erhöhte Förder- bzw. Investitionsbereitschaft sein.

Ehrenamtlichkeitsquote

Ziele der GWA Förderung von Solidarität in der Gesellschaft, Vernetzung und Miteinander, Sozialer Gedanke und Austausch

Berechnung

Bewertung hohe Quote: großes Interesse an Mitarbeit durch Ehrenamtliche, gute Reputation der SWO, gelingende Personalbeschaffung, unterschiedlich hoher Personalbedarf (bei schwankenden Quoten über betrachtete Zeiträume)

niedrige Quote: geringe Attraktivität der SWO, wenig Bereitschaft für Ehrenamt in Gesellschaft, wenig Bedarf für ehrenamtliches Personal in SWO

Literatur Bono 2006: 178

Eisenreich et al 2005: 94

Tabelle 15: Ehrenamtlichkeitsquote (Bono 2006 & Eisenreich et al 2005)

Für SWO haben Ehrenamtliche eine große Bedeutung, da diese die Reputation der SWO prägen, Mundpropaganda betreiben und ihre Arbeitskraft kostenfrei zur Verfügung stellen.

Dies sichert Spendenbereitschaft und Sympathie in der Öffentlichkeit. Für viele Träger/innen wäre eine Erfüllung ihrer Aufgaben ohne ehrenamtliche Mitarbeiter/innen nicht möglich (Bono 2006: 178). Es birgt aber auch ein gewissenes Risiko, hohe Quoten bei Ehrenamtlichen zu erfüllen, da ihre Leistung wegfallen könnte. Empfohlen wird zum Erhalt der Handlungsfähigkeit einer SWO ein Anteil von ca. 30% an Ehrenamtlichen (Eisenreich et al 2005: 94). Dementsprechend bedarf es eines laufenden Monitorings von Kennzahlen zur Ehrenamtlichkeit.

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Diskussion und Auswahl Kennzahlen

80 8.2.3 Kennzahlen zur Finanzierung

Abschließend werden einige Kennzahlen zur Finanzierung kurz dargestellt und hinsichtlich ihrer Bedeutung beschrieben.

Liquiditätsgrad Berechnung

Literatur Halfar et al 2014: 230f

Tabelle 16: Liquiditätsgrad (Halfar et al 2014)

Unter Liquidität wird die Fähigkeit bezeichnet, dass ein Unternehmen seinen kurzfristigen Zahlungsverpflichtungen jederzeit nachkommen kann. Liquidität unterliegt kontinuierlichen Schwankungen und sollte nicht als isolierte Kennzahl betrachtet werden. Für SWO ist Liquidität insofern bedeutsam, da Zahlungsströme durch Fördergeber/innen und Sponsor/innen je nach Vereinbarung sehr unregelmäßig fließen können. Es müssen allerdings die wichtigsten Aufwendungen, wie etwa Personalkosten, laufend gedeckt werden können. Daher empfiehlt es sich, die liquiden Mittel bzw. das Umflaufvermögen (i.d.R. Bankguthaben, Forderungen) in ausreichendem Maße im Blick zu haben (Halfar et al 2014: 230f, Littich 2013: 324f).

Auftraggeberfluktuation Berechnung

Literatur Halfar et al 2014: 276f

Tabelle 17: Auftraggeberfluktuation (Halfar et al 2014)

SWO haben im besten Fall eine konstante und mehrjährige Finanzierung durch Auftraggeber. Die Fluktuation der Auftraggeber hat Aussagekraft auf wirtschaftlicher und qualitativer Ebene. Viele Wechsel erhöhen die Akquisekosten und können auf mangelnde

SWO haben im besten Fall eine konstante und mehrjährige Finanzierung durch Auftraggeber. Die Fluktuation der Auftraggeber hat Aussagekraft auf wirtschaftlicher und qualitativer Ebene. Viele Wechsel erhöhen die Akquisekosten und können auf mangelnde