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7. D ARSTELLUNG DER E RGEBNISSE

7.2 Ergebnisse aus der Inhaltsanalyse

7.2.3 Messbarkeit und Dokumentation

Der folgende Abschnitt beschäftigt sich mit der Nutzung von konkreten Messwerten und Kennzahlen in den Projekten. Weiters mit der Art und Begründung von Dokumentationen.

Zusammenhänge zwischen dem Einsatz von (Kenn-)Zahlen und dem Finanzierungs-Mix werden ebenfalls behandelt.

Zur generellen Messbarkeit in Bezug auf Angebote in der Gemeinwesenarbeit gibt es unterschiedliche Rückmeldungen. Grundsätzlich hat die Art der Finanzierung Einfluss auf die Messung des Erfolgs (I3: 645-649). Es stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, was und wie gemessen werden soll. Die Aussagekraft von Statistiken wird etwa angezweifelt, da in der Gemeinwesenarbeit Ziele und Messbarkeit teilweise schwierig zu

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operationalisieren sind (I1: 278-291). So können Zahlen bzw. quantitative Erfolgsgrößen generell nur eine Möglichkeit der Reflexionsebene darstellen (I3: 650-663). Übergeordnete Zielsetzungen wie gesellschaftspolitische Veränderungen sind schwer oder nicht mit üblichen Methoden erfassbar (I1: 244-246). Und es stellt sich die Frage, wie beispielsweise Soziale Kompetenzen bzw. deren Veränderung gemessen werden sollen (I2: 233-243). So stellt verbessertes Selbstvertrauen bei einer Zielgruppe einen wichtigen Faktor dar, kann von außen jedoch lediglich durch Verhaltensänderungen beobachtet werden (I4: 329-335).

Aufgrund dieser Aussagen kann teilweise von einer gewissen Skepsis oder differenzierten Haltung gegenüber Erfolgsmessung und Kennzahlen bei den Projektleiter/innen ausgegangen werden. Wobei Interesse durchaus vorhanden ist und Entwicklungspotential diesbezüglich einstimmig wahrgenommen wird.

“Ja und ich sag‘ mal, Kontinuität, also das ist halt auch nicht in Zahlen gut zu messen”

(I5: 310-311)

“Und wo das Miteinander einfach funktioniert. Und insofern ist auch die Frage der Ziele und der Messbarkeit, das natürlich nicht so einfach zu beantworten.” (I1: 277-279)

Als erreichbares und auch den Fördergeber/innen kommunizierte Zielzahl wird die Anzahl an Veranstaltungen pro Jahr angegeben (I1: 249, I2: 258-260, I3: 425). Dies bezieht sich auf öffentlich zugängliche Veranstaltungen, die im Rahmen des Jahresprogrammes stattfinden. Teilweise werden die Vorhaben längerfristig geplant, zum Teil aufgrund eines kurzfristigen Bedarfs geändert oder auch im Vorhinein auf Basis des Budgets und der Auslastung des Vorjahres eingeschätzt (I1: 499-500 & 522, I5: 133-138). Die Besucher/innen- und Teilnehmer/innen-Zahlen werden zumeist mittels einer Teilnehmer/innen-Liste festgehalten (I1: 249, I2: 150-152, I3: 323, I4: 164-198, I5: 222-224).

Was im Detail erfasst wird ist projektabhängig. So beispielsweise welcher Kategorie eine Veranstaltung zugeordnet wird (z.B. Konzert, Deutschkurs, sonstiger Workshop), in welchem Stundenausmaß die Mitarbeiter/innen beschäftigt und wie viele freiwillige Mitarbeiter/innen beteiligt waren (I5: 226-234, I4: 164-168). Wobei angemerkt wird, dass Mitwirkende zugleich Zuschauer/innen sein können und umgekehrt, was die Unverkennbarkeit und Niederschwelligkeit der Projekte in wichtigem Ausmaß unterstützt (I1: 304-315).

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“… natürlich hat jede Kulturinstitution die Aufgabe, die Auslastung darzustellen, wir haben eine Statistik und bei uns ist immer das Wesentliche, es sind keine reinen Zuschauer. … Bei uns ist es aber so, dass wir ganz viel Mitwirkende haben. Und das hat, glaube ich, kaum jemand in der Größenordnung. Es gibt zwar ein großes Workshop-Programm, bei … gibt’s Workshops. Wo gibt’s Workshops, es gibt eigentlich wenig, wo wirklich die Bevölkerung aktiv an etwas teilnimmt und das dann wiederum auf der Bühne” (I1: 304-313)

Bei geschlossenen Workshops bzw. Formaten, die eine regelmäßige Teilnahme erfordern, wird umfangreicher bezogen auf die Teilnehmer/innen dokumentiert. So z.B. der Name, die Kontaktdaten, das Alter und das Herkunftsland (I2: 154-156). Es gibt weiters Projekte, bei denen aufgrund der Niederschwelligkeit die Anmeldung fakultativ ist, auch bei laufender Teilnahme (I4: 170-179). Bei aufsuchenden Projekten wird im Sinne einer soziodemographischen Charakterisierung erfasst, wie viele Personen und wer genau warum erreicht wurde (I3: 477-481). In einem Projekt werden Anrufer/innen- und Beratungsstatisiken und eine Nutzung des Webblog detailliert dokumentiert (I3: 600-605).

Eine weitere Zielzahl ist die Anzahl der Standorte, an denen regelmäßig Aktivitäten stattfinden bzw. deren Auslastung (I4: 164-168, I5: 107-114). Als seitens der Fördergeber/innen dezidiert verlangte Zielzahlen werden Auslastung und Reichweite genannt (I1: 252, I3: 425, I5: 107-114). Die Zusammensetzung der Zielgruppe ist ebenfalls ein Kriterium, wie bereits in Kapitel 7.2.1. bereits beschrieben (I1: 253-255).

Zur Darstellung von Erfolg ganz allgemein werden, mit Ausnahme von zwei Projekten, keine Kennzahlen verwendet. Zum Großteil wird angegeben, dass keine oder kaum Kennzahlen entwickelt bzw. eingesetzt werden, die über die Anzahl der Teilnehmer/innen und die Anzahl der Veranstaltungen hinausgehen (I: 301-303, I2: 250-255, I3: 598-600). In einem Fall könnten Kosten pro stattgefundener Veranstaltung bzw. pro Teilnehmer/in berechnet werden (I4: 227-231). In einem Projekt wird aktuell an der Erstellung von Indikatoren gearbeitet (I3: 464-469). Dokumentiert werden bei diesem Projekt derzeit vor allem Themen, die im Zuge von Beratungsgesprächen aufkommen sowie diejenigen Institutionen, an die Personen weitergeleitet wurden (I3: 481-482). In einem Projekt wird eine Zieltabelle mit konkreten Indikatoren und Evaluierungsmaßnahmen zu deren Überprüfung bereits laufend eingesetzt. Diese wurde seitens eines Fördergebers zur Verfügung gestellt und in Folge intern überarbeitet (I3: 289-294). Als ein weiteres Erfolgskriterium wird das mediale Echo genannt, d.h. wie oft Berichte zur Veröffentlichung für Printmedien, Fernsehen oder ähnliches erstellt werden (I4: 98-101).

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Die schriftliche Dokumentation allgemein wird in den einzelnen Projekten sehr unterschiedlich gehandhabt. So werden teilweise Dokumente wie Jahres- und Controlling-Berichte erstellt und veröffentlicht, dazu zählt auch der jährliche Wirkungsbericht der Caritas Wien (I1: 282, I3: 322, I3: 457-461). In einem Fall muss aufgrund der Rahmenbedingungen ein quartalsweiser Bericht laut Vorlage erstellt werden (I3: 583-586). In einem anderen Fall werden die Aktivitäten anhand einer Vorlage seitens des Fördergebers dokumentiert (I3:

611-612). Es gibt auch Dokumentationen wie Fotosammlungen und verschriftlichen Teilnehmer/innen-Erfahrungen, die keine Berichte im eigentlichen Sinn darstellen bzw.

diese ergänzen sollen. (I4: 188-191, I3: 592-596). Eine ausführliche Dokumentation wird nicht in jedem Projekt seitens der Fördergeber/innen gefordert, großteils beschränkt sich die Angabe der Zahlen auf Auslastung, Anzahl und Art der Veranstaltungen (Stichwort Jahresprogramm) und Standorte (I3: 586-592, I3: 630-642, I4: 251-252). Auf die Inhalte einzelner Dokumente, die im Anschluss an die geführten Interviews zur Ansicht übermittelt wurden, wird in Kapitel 7.3 eingegangen.

Feedback oder Evaluierung durch die Teilnehmer/innen bezüglich der Veranstaltungen und Workshops erfolgt in unterschiedlichem Maße und auf die Projektinhalte bezogen. Eine Möglichkeit ist die unmittelbare Rückmeldung seitens des Zuschauer/innen (I2: 103-111).

Es werden weiters Evaluationsbögen in verschiedenen Sprachen ausgewertet, die nach den persönlichen Erfolgen und Auswirkungen aufgrund der Teilnahme am Projekt bzw. der Veranstaltungen fragen (I2: 244-246, I3: 406-421). Bei einem Projekt werden zur Evaluierung Ergebnisse aus der Befragung einer Fokusgruppe gewonnen und mittels eines extern entwickelten Dokumentations- und Zieltools verwertet (I3: 294-300, I3: 324-334).

Auch allgemeine verbale Rückmeldungen werden gesammelt und im Team besprochen (I4:

79-85).

“Wenn wir aus den Rückmeldungen das Gefühl haben, dass wir da was anbieten was den Menschen taugt und und was ihnen weiterhilft, was ihnen was bringt” (I4: 83-85)

In einigen Projekten haben Prozesse hinsichtlich der Implementierung von Kennzahlen bereits begonnen oder stehen unmittelbar bevor (I3: 557-567, I3: 617-626, I4: 224-225).

Auch der Wunsch nach einer retrospektiven Wirkungsanalye in Hinblick auf die bisherigen Tätigkeitsfelder wird genannt (I1: 341-343). In einem Projekt wurde seitens des Fördergebers bereits eine konkrete Evaluierung gefordert und wird in Kürze gestartet (I3:

626-632). Ein Projekt wird seitens einer Wiener Hochschuleinrichtung bei der Formulierung von Zielen auf wissenschaftlicher Ebene unterstützt. Zielsetzung ist die Erarbeitung von konkreten Indikatoren und sich daraus ergebende Möglichkeiten der

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Wirksamkeitsüberprüfung (I3: 487-489). Die nähere Betrachtung bzw. Analyse von Auswirkungen der Gemeinwesenarbeit wird als spannende Herausforderung betrachtet (I1:

338-339). Als wünschenswerte Bereiche für die Formulierung von (Kenn-)Zahlen werden angegeben: Soziale Kompetenzen, Arbeitslosigkeit, Einzugsgebiet und Reichweite, gesellschaftliche Auswirkungen, Integrationsarbeit, Öffentlichkeitsarbeit, Diversität und genauere Zielgruppenerreichung (I2: 270-277, I1: 358-359, I4: 237-241, I5: 244-248, I5:

333-338, I5: 349-350, I1: 266-279).

“Das muss, glaube ich, viel mehr erkannt werden, was das eigentlich wiederum der Gesellschaft Kosten spart, wenn man diese Orte der Begegnung hat. Dass die eben ein, ja ein ganz anderes Nachbarschaftszusammenhalt-Gefühl ermöglichen” (I1: 266-270)

“Ich glaube, dass man relativ viel darstellen könnte und ich glaube eben weil man es so strukturiert angeht, so wie auch bei … das rauskommen wird … ” (I3: 668-671)