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6. F ORSCHUNGSMETHODE

6.1 Forschungsinteresse und Fragestellung

Der Forschungsprozess zeigt sich als mehrstufiger Prozess, dessen erster Schritt die Festlegung des Forschungsinteresses ist. Dieses Interesse ist am Anfang oftmals unspezifisch und breit gefächert, benennt eher einen Bereich von Phänomenen bzw. ein Feld (Helfferich 2009: 26f). Im konkreten Fall handelt es sich dabei um die Steuerungsmechanismen, welche die Sozialwirtschaft prägen. Weiters um Besonderheiten, die Soziale Dienstleistungen aufweisen und den Bedarf von SWO-spezifischem Controlling.

Um eine Forschungsfrage formulieren zu können muss der aktuelle Stand der Forschung aufgearbeitet werden. Es muss definiert werden, welche Ergebnisse im Forschungsfeld bereits vorliegen und nicht mehr erhoben werden müssen, wie etwa empirische Ergebnisse anderer Untersuchungen (Gläser & Laudel 2010: 75). Die vorhandene Literatur zu Sozialwirtschaft, Sozialen Dienstleistungen, Gemeinwesenarbweit und SWO-Controlling wurde in den letzten Kapiteln aufgearbeitet.

Empirische Untersuchungen sollen generell eine Wissenslücke schließen, Widersprüche erklären, neues Wissen produzieren oder zumindest den Bedarf für neuerliche Untersuchungen aufzeigen (Gläser & Laudel 2010: 63). Die grundsätzliche Fragestellung einer qualitativen Erhebung beeinflusst den kompletten Untersuchungsplan in den unterschiedlichen Phasen: die Auswahl und die Konzeption des Forschungsdesigns, den Zugang zum Feld, die Bestimmung relevanter Samples, die Art der Datenerhebung und die Auswertung. Die Forschungsfrage soll anhand des gewonnenen Materials reflektiert, verfeinert und gegebenenfalls erweitert werden. Als Forschende/r sollte man stets offen bleiben für neue Erkenntnisse und überraschende Wendungen. Zu beachten ist darüberhinaus die Menge an produzierten Daten, eine begründete und zielführende Auswahl muss getroffen werden (Flick 2009: 132f). Die Forschungsfrage muss daher konkret formuliert und durch die Wahl der Untersuchungsmethoden beantwortbar sein.

Denn in der qualitativen Forschung ist eine vollständige Beschreibung der gesammelten Daten weder möglich noch sinnvoll. Die Person des Forschers/der Forscherin spielt eine wesentliche Rolle bei der Erhebung und Auswertung, legt er/sie doch die Grundlage für die Auswahl der gewonnenen Ergebnisse (Gläser & Laudel 2010: 63f).

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Die Darstellung in Abbildung 8 soll als Zwischenfazit die Erkenntnisse aus dem Theorieteil der Arbeit zusammenfassen und in die Forschungsfrage überleiten.

Abbildung 8: Sozialwirtschaft, GWA und SWO-Controlling (eigene Darstellung)

Entsprechende Überlegungen zur vorliegenden Arbeit lauten wie folgt: SWO erstellen Soziale Dienstleistungen und unterliegen in betriebswirtschaftlicher Hinsicht einigen Besonderheiten. Es gibt unterschiedlichste Anspruchsgruppen, wie etwa Fördergeber/innen, Sponsor/innen, Klient/innen und Mitarbeiter/innen, die Soziale Dienstleistungen beeinflussen können. Daher stellt sich die Frage nach den konkreten Zusammenhängen zwischen Finanzierung, Zielsetzungen, Controlling und den Inhalten bzw. Zielen einer SWO. Als Forschungsfeld wurden Projekte im Bereich der Gemeinwesen- und Stadtteilarbeit bei der Caritas Wien ausgewählt. Die konkreten Forschungsfragen lautet demzufolge:

„Wie ist das Controlling bei ausgesuchten Projekten der Caritas Wien im Bereich Gemeinwesen- und Stadtteilarbeit aufgebaut?“

„Werden Kennzahlen innerhalb der ausgesuchten Projekte der Caritas Wien im Bereich Gemeinwesen- und Stadtteilarbeit eingesetzt und wenn ja, in welcher Form?

Es soll erforscht werden, welche Besonderheiten die Gemeinwesenarbeit bei der Caritas Wien aufweist. Interessant ist auch, welchen Einfluss die Art der Finanzierung auf die Steuerung hat. Weiters welche Zielsetzungen es gibt und wie diese überprüft bzw. an die Stakeholder kommuniziert werden. Beantwortet werden soll auch die Frage, ob und in

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welcher Form Kennzahlen verwendet werden. Und welche Kennzahlen darüberhinaus wünschenswert wären und warum. Die detaillierten Fragestellungen der vorliegenden Masterarbeit lauten demzufolge:

• Welche Besonderheiten weisen die ausgewählten Projekte auf (z.B. Konzept, Zielgruppen, Finanzierungsform)?

• Wie werden Zielsetzungen in den unterschiedlichen Projekten formuliert, überprüft und dargestellt?

• Welche SWO-spezifischen Kennzahlen können für diese Projekte interessant sein bzw. entwickelt werden?

Als geeignete Forschungsmethode wird ein zweistufiges Forschungsdesign der Qualitativen Forschung gewählt. Anhand von qualitativen Interviews, genauer gesagt Expert/innen-Interviews, und einer ergänzenden Dokumentenanalyse sollen die Fragestellungen zu Kennzahlen, Zielen und Controlling beantwortet werden. Als Begründung für die Wahl dieser Methodik werden theoretische Grundlagen zu qualitativer Forschung herangezogen.

So ist der Ausgangspunkt humanwissenschaftlicher Forschung immer der Mensch an sich (Orientierung am Subjekt, Postulat 1) (Mayring 2002: 20). Insbesondere bei Expert/innen-Interviews steht die Person in ihrem beruflichen Kontext und mit ihrem betriebsinternen Wissen im Vordergrund (Meuser & Nagel 2005: 71ff). Weiters sollte am Anfang einer Analyse eine möglichst genaue und umfassende Beschreibung des Gegenstandbereichs durchgeführt werden (Deskription, Postulat 2) (Mayring 2002: 21). Auf Basis des theoretischen Teils der Arbeit wird zu Beginn daher das untersuchte Feld, die ausgewählten Projekte im Bereich der Gemeinwesen- und Stadtteilarbeit bei der Caritas Wien, beschrieben. Weiters unterliegt der Forschungsprozess bis zu einem gewissen Grad der subjektiven Herangehensweise der Forscher/innen und Bedeutungen können erst durch Interpretationen erschlossen werden. Dies gilt insbesondere für Analysen von schriftlichen Materialien, Interviews, etc. (Interpretation, Postulat 3). Untersuchungen sollten darüberhinaus möglichst im natürliches, alltäglichen Umfeld der Personen durchgeführt werden. Dies soll mögliche Verzerrungen durch künstlich herbeigeführte Situationen verringern (Postulat 4). Abschließend sind Verallgemeinerungen für Ergebnisse qualitativer Forschung nicht automatisch möglich, sondern müssen für den Einzelfall argumentiert werden (Postulat 5) (Mayring 2002: 22f). Da das Forschungsfeld sich auf eine spezifische SWO und einen ausgewählten Tätigkeitsbereich (GWA) bezieht, ist eine Interpretation der Ergebnisse auch nur mit Bezug auf diesen Rahmen möglich. Es wäre erst in einem weiteren Schritt denkbar aufgrund der erstellten Kategorien und Erkenntnisse ein umfassenderes

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Forschungsdesign zu planen. Diese Arbeit ist als Ansatz zu verstehen, die Komplexität von Controlling in der Gemeinwesenarbeit versuchsweise abzubilden.

Während des Prozesses der Erstellung der Masterarbeit wurde seitens der Autorin ein Forschungstagebuch geführt, welches Ideen und Gedanken zum Forschungsablauf sowie Literaturhinweise dokumentiert. Weiters enthält es Protokolle von Treffen mit der Caritas Wien und den Lehrenden am FH Campus Wien. Es wurde im Laufe des Forschungsprozesses immer wieder zur Reflexion bzw. zur Ideensammlung herangezogen. Generell können zur Ergänzung von Interviews und anderen Dokumenten für die Auswertung erhaltener Daten auch Feldnotizen oder Forschungstagebücher herangezogen werden. Der Vergleich dieser Dokumente soll unterschiedliche Sichtweisen im Forschungsprozess ermöglichen. Dies ist vor allem für eine Forschungsgruppe mit mehreren Personen relevant (Flick 2016: 377).