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Die Objektivität der Fragebögen

6 Methoden

6.2 Die Gütekriterien der Fragebögen

6.2.4 Die Objektivität der Fragebögen

sche Lern- und Leistungsmotivation (SELLMO) mit Werten zwischen .56 und .70 und bei allen fünf Items der Skala Schulisches Selbstkonzept (SESSKO) mit Werten zwischen .58 und .73 sehr gut war. Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Trennschärfen bei den homogenen Skalen erwartungsgemäß gut und bei den heterogenen Skalen trotz partieller Inkompatibilität teilweise ebenso gut ausfielen, so dass für einige heterogene Skalen Gesamtsummenwerte gebildet werden konnten.

Auswertungsobjektivität

Die Auswertungsobjektivität war dadurch gegeben, dass außer den Bildungs- und Berufsan-gaben der Eltern nur geschlossene Fragen als fünfstufige Ratingskalen oder als dichotome Fragen verwendet wurden. Die weitere Zuordnung der verbalen Bildungs- und Berufsangaben erfolgte zu den vier Kodierschemata der Bildungs- und Berufsressourcen als Kultureller Index der Eltern, als berufliches Professionsniveau der Eltern, als Berufsprestige der Eltern nach nationalen und internationalen Klassifikationen und als sozio-ökonomischer Status der Fami-lie, um eine differenzierte und exakte Kodierung der verbalen Antworten hinsichtlich des schulischen bzw. beruflichen Qualifikationsniveaus der Eltern und der sozialen Herkunft des Kindes zu gewährleisten. Zum besseren Verständnis wird in folgender Abbildung 5 die Zu-ordnung der verbalen Bildungs- und Berufsangaben der Eltern zu den vier verschiedenen Fa-cetten noch einmal zusammengefasst und in der anschließenden Tabelle 12 kurz inhaltlich erläutert.

Abbildung 5: Übersicht über die vier Facetten bzw. Kategorien zur Erfassung der Bildung und Berufstätigkeit der Eltern

Legende:

ESeC: European Socio-economic Classification (vgl. Müller, Wirth, Bauer, Pollak & Weis, 2006) ISCO-88: International Standard Classification of Occupation nach Treiman (1975, 1977)

SIOPS: Standard Index of Occupational Prestige Scores nach Ganzeboom und Treiman (1996) MPS: Magnitude-Prestige-Scale nach Wegener (1985)

(H)ISEI: (Highest) International Socio-Economic Index of Occupational Status nach Ganzeboom (1992) Kultureller Index der Eltern Berufliches Professionsniveau der Eltern (ESeC)

Berufsprestige der Eltern (SIOPS und MPS) nach ISCO-88

Sozio-ökonomischer Status der Familie (H)ISEI nach ISCO-88

Angaben zur elterlichen Bildung und Berufstätigkeit

im Elternfragebogen

Tabelle 12: Erklärung der vier Facetten bzw. Kategorien zur Erfassung der Bildung und Berufstätigkeit der El-tern

Facetten/

Kategorie

Einteilung Kultureller

Index

Bildung Mutter/Vater kategorial (3)

Wert 1: kein Abitur (Hauptschule, Mittlere Reife, Berufsschulabschluss) Wert 2: (Fach-)Abitur

Wert 3: (Fach-)Hochschulstudium Bildung Mutter/Vater dichotom (2)

Wert 1: nicht höhere Bildung (Hauptschule, Mittlere Reife, Berufsschulabschluss, etc.) Wert 2: höhere Bildung [(Fach-)Abitur und/oder (Fach-)Hochschulstudium]

Berufstätigkeit Mutter/Vater kategorial (3) Wert 1: Hausfrau/Hausmann bzw. nicht berufstätig Wert 2: nicht akademisch berufstätig

Wert 3: akademisch berufstätig

Berufstätigkeit Mutter/Vater dichotom (2) Wert 1: berufstätig auf nicht akademischem Niveau Wert 2: berufstätig auf akademischem Niveau ESeC

Facetten/

Kategorie

Klasse 1 erhielt bei der Datenauswertung Wert 9:

Ingenieure, Leitende Verwaltungsberufe und leitende Akademiker, Manager, Inhaber eines Großbe-triebes Dienstverhältnis

Klasse 2 erhielt bei der Datenauswertung Wert 8:

Lehrer, angestellte Akademiker ohne Leitungsfunktion, gehobene Verwaltungs- und Managementberu-fe, höhere technische Berufe  Dienstverhältnis

Klasse 3 erhielt bei der Datenauswertung Wert 7: Qualifizierte Büro-, Dienstleistungs- und Handel-berufe in angestellter Position Mischverhältnis aus Dienstverhältnis und Arbeitskontrakt

Klasse 4 erhielt bei der Datenauswertung Wert 6: Inhaber von Kleinbetrieben oder selbstständig (z.B. Handwerksbetrieb)

Einteilung

ESeC Klasse 5 erhielt bei der Datenauswertung Wert 5: Selbstständig im Bereich der Landwirtschaft Klasse 6 erhielt bei der Datenauswertung Wert 4: Vorarbeiter, Meister, Techniker in angestellter Position Mischverhältnis aus Dienstverhältnis und Arbeitskontrakt

Klasse 7 erhielt bei der Datenauswertung Wert 3: Einfache Büro-, Dienstleistungs- und Handelsbe-rufe in angestellter Position Arbeitskontrakt

Klasse 8 erhielt bei der Datenauswertung Wert 2: Facharbeiter in angestellter Position

Arbeitskontrakt

Klasse 9 erhielt bei der Datenauswertung Wert 1: Un- und angelernte Arbeiter in ange-stellter Posi-tion Arbeitskontrakt

SIOPS und MPS

SIOPS: Wert: 6.0 (Fallensteller) - Wert: 78.0 (Universitätshochschullehrer) MPS: Wert: 20.0 (Handlanger, Hilfsarbeiter) – Wert: 86.8 (Arzt)

(H)ISEI (H)ISEI: Wert: 16.0 (forstwirtschaftliche Hilfskräfte) bis Wert: 90.0 (Richter) Untere Sozialschicht: Werte: 16.0 – 49.0 (unteres Quartil der Stichprobe) Mittlere Sozialschicht: Werte: 50.0 – 69.0 (mittlere Quartile der Stichprobe) Obere Sozialschicht: Werte: 70.0 – 90.0 (oberes Quartil der Stichprobe)

Der verwendete Begriff Wert in der obigen Tabelle 12 beschreibt als Zahlenwert den Rang-platz des jeweiligen Merkmals in der zu bildenden ordinalen Rangreihe, wobei niedrigere Zahlenwerte die geringere Ausprägung und höhere Werte eine höhere Ausprägung bedeuten.

Diese Vorgehensweise wurde auch für die Bestimmung der ESeC-Klassen gewählt, um eine einheitliche Datenauswertung zu ermöglichen. Bei der Auswertung und Interpretation der ESeC-Klassen wurde darauf geachtet, dass ein hoher Wert in der Datenauswertung einer nied-rigen ESeC-Klasse entspricht. Die Zuordnung zum kulturellen Index und zur ESeC-Klasse67 führte die Untersucherin selbst durch und die Zuordnung zum SIOPS, MPS und zum ISEI wurde vom Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen (ZUMA) in Mannheim durchge-führt (Geis, 2007). Der ISEI wurde anschließend von der Untersucherin zum HISEI transfe-riert. Dabei wurde aus jeder Familie, wenn zu beiden Eltern ISEI-Werte vorlagen, in Anleh-nung an die PISA-Untersuchung 2000 und an sozialwissenschaftliche Konventionen zur Be-stimmung des SES jeweils der höchste ISEI-Wert der Eltern ausgewählt und als HISEI ange-geben (vgl. Baumert & Schümer, 2001; Geis, 2007).

Da es sich beim kulturellen Index um objektive Kategorien zur Messung der Bildungs- und Berufsressourcen handelte, konnte hier auf die Intra- und Inter-Rater-Reliabilität als Maß der Testzuverlässigkeit verzichtet werden. Das war bei der Bestimmung des ESeC anders. Für diese Kategorie wurde die Intra-Inter-Rater-Reliabilität bestimmt, weil die Zuordnung der Berufsangaben der Eltern zu den Klassen des ESeC nach subjektiver Einschätzung erfolgte.

Zur Bestimmung der Intra- und Rater-Reliabilität wurde drei Monate nach der Rücksendung der ausgefüllten Fragebögen eine zufällige Stichprobe von 100 Elternfragebögen per SPSS Version 14.0 gezogen und für diese Familien die Einteilung in die ESeC-Klassen erneut vor-genommen. Beim Vergleich dieser Zufallsstichprobe mit der ursprünglichen Version ergab sich eine Übereinstimmung von 91% in der Einteilung der elterlichen Berufe zu den ESeC-Klassen. Zur Bestimmung der Inter-Rater-Reliabilität wurde das gleiche Verfahren nach ent-sprechender Instruktion von einem zweiten unabhängigen Rater durchgeführt. Hier lag die Übereinstimmung bei 89%. Die Übereinstimmungen von 91% und 89% zeigen, dass die ur-sprüngliche Zuordnung der Berufe zu den neun ESeC-Klassen relativ objektiv erfolgte. Ähn-liche Resultate dieser Einteilung wurden auch von Helfer (2007) im Bonner Forschungspro-jekt erzielt.

67 Ursprünglich sollten sich die Eltern im Elternfragebogen bei den Angaben zur beruflichen Tätigkeit selbst in eine der neun ESeC-Klassen einordnen. Nachträglich wurde die Einteilung der elterlichen Berufe zum berufli-chen Professionsniveau der ESeC-Klassen von der Untersucherin selbst vorgenommen, um die Auswertungsob-jektivität zu erhöhen.

Die Kodierung des ISCO-88 aus den verbalen Berufsangaben der Eltern und die anschließen-de Weitergenerierung zum Berufsprestige SIOPS und MPS und zum sozio-ökonomischen Status der Familie ISEI erfüllte im besonderen Maße die Gütekriterien der Objektivität, der Reliabilität und auch der Validität, da die Zuordnung der Bildungs- und Berufsangaben der Eltern zu diesen Skalen von einem Methodenexperten des ZUMA durchgeführt wurde. Daher konnte bei diesen Variablen auf die Ermittlung der Intra- und Inter-Rater-Reliabilität verzich-tet werden. Die Zuordnung des ISEI zum HISEI musste auch keiner Intra- und Inter-Rater-Reliabilität unterzogen werden, da diese Zuordnung nach dem objektiven Kriterium des höchsten objektiven ISEI-Wertes in der Familie durchgeführt wurde.

Interpretationsobjektivität

Die Interpretationsobjektivität hat zum Ziel, dass verschiedene Fachleute aus den gleichen Testergebnissen ähnliche Schlussfolgerungen ziehen, um die Vergleichbarkeit der Testwerte zu erreichen. Die Voraussetzung dafür sind vergleichbare Aussagen und Normierungen. In der Regel wird dies durch das Realisieren einer Normstichprobe erreicht und durch das Defi-nieren der Norm und der Abweichung aus den Mittelwerten der Itemantworten (Fissini, 1997;

Bortz & Döring, 2006). In dieser Arbeit waren jedoch nicht die Norm und deren Abweichung im Vergleich zur Einzelfalldiagnostik wichtig (Bortz & Döring, 2006; Rost, 2007). Vielmehr ging es hier um den Vergleich von subjektiven Lebensentwürfen, moderiert durch unter-schiedliche familiäre Rahmenbedingungen. Um die Interpretationsobjektivität in dieser Arbeit zu erhöhen, wurden die Ergebnisse der Untersuchung in Anlehnung an die einschlägigen For-schungsbefunde ausführlich im Doktorandenseminar diskutiert. Außerdem war die Untersu-chung in das Bonner ForsUntersu-chungsprojekt mit dem Ziel eingebunden, schon bekannte Fragestel-lungen an einer größeren Stichprobe zu replizieren (vgl. Müller-Günther, 2006; Röhr-Sendlmeier, 2006, 2007, 2009; Helfer, 2007). Dieses Vorgehen führte zu einer deutlicheren Verringerung der Gefahr einer Fehlinterpretation, da die vorliegende Untersuchung auf den vorhandenen Befunden der früheren Teilstudien aufbaute.