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Der publizistische Beitrag von Novi akordi war in mehreren Hinsichten bedeutend. Es erschienen 27 Hefte der musikalisch-literarischen Beilage (einige waren doppelt), was 250 Seiten Text über Musik ausmachte. Den meisten Raum, räumte der Redakteur kritischen Berichten ein, die ab und zu auch Polemik herausforderten. Unparteiliche Kritik empfand er als notwendig, in ihr sah er die gesündeste Förderung der slowenischen Kreativität und Wiedergabearbeit. Deshalb beschränkte er die scharfen Bewertungen und Polemiken nicht, er ermutigte sie sogar. Die literarische Beilage gewann unter der unerbittlichen Führung des Redakteurs mehr und mehr den Charakter des strengen Spiegelbilds des slowenischen Musiklebens. In relativ kurzer Zeit schuf sie einen Raum für fachgerechtes Diskutieren über Musik, das von den drei Säulen kritischen Denkens von Novi akordi, Emil Adamič, Gojmir Krek und Anton Lajovic, geführt wurde.

Emil Adamič übernahm schon in der ersten Ausgabe der literarischen Beilage die Rolle des konstanten Beurteilers der Musikereignisse von Triest. In der ersten Periode der Zeitschrift zeigte er sich als zuverlässiger Mitarbeiter und der Redakteur vertraute ihm ohne jegliche Zweifel die neue Rolle an. Die Korrespondenz mit Krek blieb nicht erhalten, doch es scheint, dass sie auch nicht wichtig war; dem Redakteur blieben unliebsame Bitten, das Antreiben und die Erklärung bezüglich des Honorars erspart.

Adamič verfolgte das Musikleben von Triest und in seiner Umgebung, und bewertete es regelmäßig in der Rubrik Konzerte. Er behandelte vor allem die Auftritte der Slowenen und berichtete ausführlich über deren Bestreben und Anregungen. Er war zufrieden, wenn die Auftritte die inländischen Musikereignisse übertrafen, denn er beschrieb die Bürger von Triest mit folgenden Worten: „Unsere Stadt ist nach ihrer Eigenschaft eine Handelsgesellschaft, wo die Menschen von morgens bis abends Pfennigen nachjagen.

In den Straßen rennt alles herum, jeder Augenblick ist Gold wert. Verständlich ist, dass sich zu der Zeit eine ernste, tiefere Kunst hier nicht durchhalten und einnisten konnte.

Wenn sich das Volk die Zeit nimmt, verbringt es sie mit einfachen, augenblicklichen Unterhaltungen, die nicht viel zu denken geben dürfen, da es dafür keine Zeit gibt. Die Folge dessen ist oberflächliche Musikausbildung des Volkes und Großtuerei der Varietäten, Cabarets und Operettengesellschaften. Nur hin und wieder konnte man von

73 Konzertadaptionen zu hören, doch auch dann sind die Konzertsäle halb leer oder die Plätze von Menschen besetzt, die das Besuchen von Konzerten als gutes Benehmen ansehen.“207 Nach Adamičs Meinung ist es Glück, dass die Slowenen in Triest außerordentlich musikalisch sind, da in der Stadt und dessen Umgebung viele Gesangsvereine vorhanden waren. Für ein besseres Verstehen seiner kritischen Berichte veröffentlichte er im 3. Heft des IX. Jahrgangs (Rubrik Musikvereine) noch den Artikel Slovenska pevska in godbena društva v Trstu in okolici. Es schien ihm fast unglaublich, dass diese slowenische Umgebung mehr Musikvereine hatte als ganz Krain und die Südsteiermark zusammen. Er fand vierzig und nahm an, dass es in jedem Verein

„mindestens zwanzig praktizierende und dreißig Fördermitglieder gibt, zu der Zeit haben wir in Triest und der Umgebung 2000 Menschen, die das Singen oder die Musik tatsächlich praktizieren oder fördern; mindestens dreimal so viele gibt es, meiner Meinung nach, welche die Aufführungen all dieser Gesangs- und Musikvereine besuchen. Mindestens 8000 musikliebende Slowenen hat Triest und seine Umgebung.“208 Doch Sorgen bereitete ihm die Qualität: „Wie ist das Musikniveau dieser 8000? Soll ich anhand der Abnehmerzahl von Novi akordi ausgehen?“209 Schwentner versicherte ihm nämlich, dass er nach Triest und dessen Umgebung ganze 5 oder 6 Exemplare verschickte. Adamič war deswegen der Meinung, dass die Arbeit kultiviert werden muss, ansonsten wird es weiterhin zu viele große Konzerte mit Tanz, Tombola, Musikveranstaltungen mit freier Feier und komischem Inhalt geben, die in ihr Repertoire fade „Couplets, Soloauftritte á la Caruso, bekannte Operetten und Possen mit Gesang, und hin und wieder ein altertümliches Stück für gemischte oder Männerchor, die schon jeder Spatz kannte“210 miteinbezogen. Den Erziehungszweck sah er in dem derzeitig gegründeten Chor Glasbena matica aus Triest, den Karel Mahkota führte und hoffte, dass dies vielleicht Einfluss auf das kritische Schreiben in der Zeitschrift hätte, die immerhin die slowenischen Triester läsen.

Adamič bewertete am aufmerksamsten die Programme und ermunterte jede Ausführung der gegenwärtigen slowenischen Komposition. Den Aufführenden nahm er nicht übel, wenn die Interpretation nicht gerade hervorragend war, da „die Absicht gut war,

207 Novi Akordi IX/1910, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 3, S. 20.

208 Novi Akordi IX/1910, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 3, S. 22.

209 Novi Akordi IX/1910, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 3, S. 22.

210 Novi Akordi IX/1910, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 3., S. 20.

74 deshalb drücken wir beide Ohren zusammen“211. Hoch schätzte er die Sopranistin Mana Costaperario - Dev, die regelmäßig nach derartiger Literatur griff, auch nach Stücken aus Novi akordi, und sie vorbildlich interpretierte. Auch sonst berichtete er immer über die Ausführungen der Kompositionen, welche die Zeitschrift veröffentlicht hatte.

Lobenswert erschienen ihm auch die Ausführungen aus anderer slawischer Literatur.

Oft schrieb er über italienische bzw. deutsche Konzerte, im Speziellen 32, vor allem wenn diese qualitativ hochwertig waren. Als es um Musik ging, glaubte er nicht an dem Äußeren: „Der Mensch darf natürlich nicht einseitig sein und muss sich ohne Vorurteil auch das ansehen, was die italienischen und deutschen Blätter ankündigen.“212 Nach einem Jahr kritischer Arbeit bemerkte er einen Fortschritt: „Aus der Tätigkeit der Gesangsvereine ist ersichtlich, dass sie wissen, was ihre Aufgabe ist, die an erster Stelle musikalische Ausbildung breiterer Schichten und erst an zweiter Stelle Unterhaltung und Freude zu bringen.“213

Adamič war sich seiner Rolle bezüglich der Ausbildung der Musiker und Musikliebhaber aus Triest bewusst. Er befürwortete Krek‘s Standpunkt, es gäbe zu viel nichtswürdige Kritik, die alles ohne Sinn lobt und bemängelt, da es nicht genug sei, wenn ein Musikkritiker nur den Kontrabass von der Harmonika unterscheiden kann.

Verantwortungsvoll bewertete er größere Konzerte, Bühnenaufführungen, Kammerabende, Tätigkeiten und Veranstaltungen der Gesangsvereine aus Triest und dessen Umgebung. Am Anfang war er noch tolerant und suchte Entschuldigungen für die Mängel. Er bemängelte den Stoff und hoffte auf Verbesserungen. Doch seine Geduld und sein Wille zur Ermutigung waren nicht unendlich, da seine Anregungen und sein Zureden zu oft ins Leere schallten. Die Absicht der Vereine blieben anstatt der Musik das Beisammensein und die Unterhaltung, doch damit ihr Tun nicht bemängelt wurde, luden sie den neu-akkordischen Berichterstatter zu ihren Veranstaltungen einfach nicht ein. Adamič schrieb in der letzten Beilage: „So wenig kümmert unsere Gesangsvereine die Zeitschrift Novi akordi. Und mit dieser traurigen Wahrheit muss der Saisonbericht beendet werden.“214

211 Novi Akordi X/1911, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 1., S. 6.

212 Novi Akordi XII/1913, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 5.-6., S. 50.

213 Novi Akordi X/1911, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 4.-5., S. 55.

214 Novi Akordi XIII/1914, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 1.-4., S. 9.

75 Die Aufmerksamkeit des Kritikers erregte auch die theoretisch-pädagogische Tätigkeit von Hinko Druzivič. Im Pedagoški letopis las er seine Schrift in zwei Teilen über die Musikerziehung mit besonderer Hinsicht auf die Volksschule. Für die Beilage von Novi akordi bereitete er eine Zusammenfassung mit seinen eigenen Bemerkungen (auch in zwei Teilen) vor und veröffentlichte sie in der Rubrik Musikalische und Literarische Neuigkeiten. Die Schrift von Druzovič empfand er als beachtungswert, da Diskussionen über Musik unter den Slowenen selten dargelegt wurden, und es ist „schön das Bestreben einiger unserer wissenschaftlichen Zeitschriften zu begrüßen, da sie einige Türen auch der musikalisch-literarischen Diskussion öffnen, die wir bislang vermissten“215. Und fügte spitz hinzu: „Das heißt: die größte Mehrheit vermisste sie nicht einmal, da sie nicht wussten, dass sie existieren könnten.“216

Er machte sich an die Arbeit und diskutierte auch selbst über Musik. Er begann mit den Überlegungen über den Sinn des Einordnens von Volksliedern in das Konzertrepertoire.

Den Beitrag (Narodna pesem na koncertnem odru) ordnete Krek in keine Rubrik ein, sondern veröffentlichte ihn als Leitartikel.217 Adamič befürwortete die Ansicht, dass das Volkslied das Spiegelbild des Volksgeistes sei. Mit diesem Sinnbild und als Beispiel beschrieb er das Übel, dass seiner Meinung nach dem Stück zuteil wurde, nachdem es Matej Hubad für die Konzertbühne bearbeitete: „Das Kind, das früher fast keiner anschaute, das mit Lackschuhen getreten wurde, für dass sie sich schämten, wurde jetzt auf den Altar gestellt; umgeben mit goldener Glorie! Das Volk jedoch schaute nur und schwieg. Er entsagte sich seines Kindes, er trat es über die Schwelle als es zu ihm kommen wollte, kostümiert und hochmütig.“218 Ohne Blatt vor dem Mund dachte er weiter nach und zeigte mit dem Finger auf diejenigen, die seiner Meinung nach der natürlichen Volksästhetik schadeten. Er nahm seltene Ausnahmen an, die sich darum bemühten, sie mit angemessenen Notenschriften vor dem Vergessen zu bewahren und beschloss: „All das schrieb ich mit der Absicht, eine detailliertere Diskussion über das Hegen des Volksliedes hervorzurufen.“219 Im gleichen Heft (Rubrik Musikalische und Literarische Neuigkeiten) bewertete er selbst die neue Ausgabe des 4. Heftes der

215 Novi Akordi IX/1910, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 4.-5., S. 29-30.

216 Novi Akordi IX/1910, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 4.-5., S. 29-30.

217 Novi Akordi X/1911, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 1.., S. 4.

218 Novi Akordi X/1911, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 1., S. 6-10.

219 Novi Akordi X/1911, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 1., S. 6-10.

76 Sammlung von Žirovnik Narodne pesmi.220 Er lobte den Autor, „wir Slowenen haben vor allem Janko Žirovnik zu verdanken, dass manch ein Volkslied erhalten blieb und noch heute lebt“221 und betonte, dass das Sammeln von Volksmaterial sehr schwer ist und oft eine erfolglose Arbeit ist, dass der Sammler dem Volksgesang genau zuhören und versuchen muss dies so authentisch wie möglich niederzuschreiben. „Vor allem muss er das völkische von dem volkstümlich gewordenen unterscheiden, das heimische von dem fremden, das wertvolle von dem wertlosem. All das muss er erkennen, ich würde sagen, instinktiv, mit absurder Sicherheit; deshalb muss der Sammler zweifellos selbst ein Teil des Volkes sein, unter dem er Volksmaterial sammeln will.“222 Er war sehr empfindlich bezüglich der Volkslieder. Er kannte sie gut und war bei der Arbeit mit ihnen erfahren, sei es in der Harmonisierung oder in der Umänderung. Er bemerkte Žirovniks Fehler bei der Entziehung der Urheberschaft und erwähnte die fehlenden Namen, mit Notenvorbildern, bei welchen er Verbesserungen vornahm. Diese Diskussion wurde mit der Erscheinung des 2. Heftes der Sammlung von Bajuk Odmevi naših gajev, welche Gojmir Krek bewertete, fortgeführt. Über die Arbeit hatte er keine gute Meinung und bat für die Bewertung nach der Meinung Adamičs, der daraufhin seinen Standpunkt preisgab. Sein Appel, Slowenen sollten überlegt mit dem Volkslied umgehen, zeigte, dass das Thema aktuell war und auch andere Autoren zum schreiben anregte.223

Darüber hinaus wirkte Adamič auch beim Heft von Novi akordi, welches Krek Anton Hajdrih widmete, mit. Dafür stellte er die erste Liste des Nachlasses des Komponisten zusammen.224 Gojmir Krek trug zur literarischen Beilage 9 Leitartikel, 4 musikalisch-historische Studie, 26 Bewertungen (5 in der Rubrik Konzerte, 4 in der Rubrik Theater und 16 in der Rubrik Musikalische und Literarische Neuigkeiten), 80 Nachrichten in der Rubrik Musikvereine und 229 in der Rubrik Slowenische Musikwelt bei. Über das Musikgeschehen im Ausland schrieb er ganze 437 Nachrichten (in den Rubriken Notizen, Hinter den Auslandsbühnen, Echos aus dem Konzertsaal, Vom literarischen Tisch und aus der Musikmappe, Künstlers Leben und sein Bestreben). Er schrieb ebenso 17 Kommentare über veröffentlichte Stücke (Rubrik Unsere Musikstücke),

220 Novi Akordi X/1911, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 1, S. 8.

221 Novi Akordi X/1911, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 2., S. 20.

222 Novi Akordi X/1911, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 3., S. 35.

223 Novi Akordi X/1911, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 1., S. 6-10 und Heft 2., S. 20 und Heft 3., S. 35.

224 Novi Akordi XI/1912, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 4., S. 39.

77 bereitete 98 Beiträge für die Rubrik Dieses und Jenes bzw. Pêle-Mêle, und 122 Antworten in dem Portfolio der Redaktion vor.

In der Rubrik Theater veröffentlichte er Urteile über Bühnenereignisse. Kritisch überprüfte er neue musikalische Presse, Lehrbücher und Monographien. Die Bewertungen ordnete er der Rubrik Musikalische und Literarische Neuigkeiten zu.

Seine Auswahl der veröffentlichten Stücke begründete er in der Rubrik Unsere Musikstücke und fügte hier auch Interpretationsanweisungen hinzu. Die Abonnenten konnten ihm Fragen stellen, worauf er ihnen im Portfolio der Redaktion antwortete, und worin er auch die Erläuterungen der abgelehnten Stücke einordnete. Die letzten zwei Jahre übernahm er noch die Aufgabe des konstanten Konzertrezensenten aus Wien. All seine Beiträge waren ausdrucksvoll und kritisch. Er schrieb auch ausführliche Diskussionen (z. B. in der Kocjančičs Ausgabe225). Wie schon erwähnt, sammelte er Daten über slowenische Vereine und Musikereignisse zu Hause (als Beispiel: in jedem Heft veröffentlichte er, welche Stücke aus Novi akordi aufgeführt wurden und erstellte einen Überblick neuer Drucke, welche die Redaktion erhielt). Sorgfältig las er Zeitschriften und sammelte aus ihnen Nachrichten: Neuigkeiten über neue Opernaufführungen, über die Neuheiten der Musikverlage und neue heimisch gedruckte Stücke, über verschiedene Jahrestage, Gedenktage und verstorbene Musiker. Die Rubriken Musikvereine, Slowenische Musikwelt, Hinter den Auslandsbühnen, Echos aus dem Konzertsaal, Vom literarischen Tisch und aus der Musikmappe, Künstlers Leben und sein Bestreben, und Pêle-Mêle waren meist nur seine Arbeit und sind heute ein hervorragender Überblick des derzeitigen häuslichen Musikgeschehens.226

Er nutzte jegliche Möglichkeit um über das schlechte Verhältnis heimischer Musiker gegenüber der Tonkunst zu reden. In allen Bereichen bemerkte er viele Fehler und schädliches Handeln, die aus eigenem Gunsten oder parteiischen Gegensätzen verübt wurden. Er sparte nicht mit den Worten und sagte jedem, was er dachte. Er passte nur darauf auf, dass er die Behauptungen mit Beweisen begründete und bestärkte. Als unparteiischer Gebildeter knüpfte er an alle Musikarten an, doch berücksichtigte die Umstände, die in Slowenien herrschten. Der Arbeit von Amateurvereinen widmete er ausdrücklich besondere Sympathie. In ihrem musikalischem Bewusstsein sah er das

225 Novi Akordi XII/1913, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 3.-4., S. 24-35.

226 Novi Akordi X-XII/1911-1913, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 1.-6.

78 zukünftige Publikum und das Entstehen einer empfindlichen (musikalisch aufnahmefähiger) Hörerschaft.227

Er war stolz, dass „mit ihrer musikalischen Arbeit Novi akordi schon alte Bekannte überall dort sind, wo das slowenische Lied erklingt, und beliebte Freunde der kleinen Zahl derer, denen das Schicksal der slowenischen Musik wirklich am Herzen liegt, sind.“228 Seiner Meinung nach war der Hauptpunkt der Zeitschrift nach wie vor der Fortschritt, sich mit Begeisterung dem Bewältigen des modernen Weltbilds hinzugeben.

Er vergass auch nicht, dass das Verlagswesen zu denen gehörte, welche die Musik vergangener Jahrhunderte nicht ablehnten, „wissend, dass das Neue nur aus dem Alten entstehen konnte und dass Zeiten kommen, wenn auch unsere, jetzt noch glänzenden Waffen rosten werden, vielleicht sogar eine historische, museale Bedeutung haben werden“229. Polemisch antwortete er allen, die sich wegen Unverständlichkeit, oder dem mangelnden Wissens anderer Zeitungen und Zeitschriften über das Bewerten der heimischen Musik beschwerten. Marko Bajuk, der in Slovencu über das moderne Schaffen behauptete, es sei ein Monopol einiger Menschen und es handle sich um eine hyper-moderne Produktion, die oftmals das Zeichen einer kränklichen Überspanntheit trägt, antwortete er mit einer längeren Erklärung und schrieb: „Wer nichts anderes als unsere alten Werke und unser Volkslied gehört hat, der schafft für uns nie ein großes Werk der Zukunft.“230

Im gleichen Beitrag fand er auch heraus: „Wer die Programme unserer Musikvereine jahrelang so aufmerksam wie ein Autor dieser Gattungsart verfolgt, muss doch zustimmen, dass es geradezu beschämend ist, wie wenig Rücksicht bislang auf das jahrzehntelange Bestreben der neuen Komponisten genommen wurde.“231 Er fragte:

„Beschämend für uns oder für die Vereine?“232 Novi akordi fasste er als Zeichen eines dauerhaften Fortschritts auf, als „Sieg des neuen slowenischen Liedes und dessen Beschützer, unseres Blattes, und als Sieg slowenischer Sänger“233, so schrieb er über das Konzert von Glasbena matica am 5. Februar 1911. Das Ignorieren der heimischen

227 Novi Akordi X-XII/1911-1913, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 1.-6.

228 Novi Akordi X/1911, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 1., S. 1.

229 Novi Akordi X/1911, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 1., S. 1.

230 Novi Akordi X/1911, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 1., S. 12.

231 Novi Akordi X/1911, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 2., S. 24.

232 Novi Akordi X/1911, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 2., S. 24.

233 Novi Akordi X/1911, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 2., S. 24.

79 Schaffenskraft ärgerte ihn immer wieder, besonders, wenn diejenigen sündigten, die sich der eigenen Intelligenz, behaupteten. Streng kommentierte er das Repertoire von Slovensko deželno gledališče aus Ljubljana, das in die Saison 1910/11 Albinijs Baron Trenko und ganze drei Operetten von Lehar einordneten: „Lehar hier, Lehar dort! In Wagners Schriften las ich irgendwo den Spruch von Kaiser Josef, dass das Theater keine andere Aufgabe hätte, als die Wirkung des Geschmacks und der Manieren zu mindern. Und in der Schule begeisterten wir uns über die ideelle Forderung, das Theater sei ein moralisches Institut! Wenn ich mich nicht irre, machte sich selbst Schiller mit dieser kindlichen Aussage lächerlich. Was Kaiser Josef, was Schiller, was Wagner! Wir haben selbst unsere slowenische Dramaturgie. Lehar ist unsere Parole.

Am Anfang all unseres Schulleiterwissens war Lehar. Und wenn sich auch der unglückliche Albini in unser Repertoire verirrte, können wir nur dem dankbar sein, dass in seiner Operette mindestens so wenig slowenisches Blut fließt wie in Lehars Adern, der nur slawisch gefärbt ist, mit slawischen Federn verziert, wobei sich unsere Menschen nur einbilden - oder wird ihnen eingeflößt - es sei das Werk eines slowenischen Künstlers.“234 Dabei zeigte er in der Bemerkung auf den Schuldigen:

„Gerade diese künstlerische Demoralisierung von oben ist besonders zu missbilligen, sogar verderblich!“235 Bezüglich der slowenischen Natur von Lehar sagte er sehr konkret: „Ja, wenn es sich um Quellen handelt, aus denen der Komponist auf besonders ungenierte Weise schöpfte. Ihn kennen die begeisterten Slowenen nicht oder verachten ihn, um eine in Zucker eingewickelte bitterliche Pille zu genießen: Die Tendenz des Textes, welcher die Musik richtig infernalisch degradiert, macht sich völlig klar über die Slawen lustig!“236 Sinnvoll schien ihm die Verantwortung eines solchen Instituts, wie das slowenische Theater, zu erwähnen, und mit dem Finger zu zeigen: „Lehar und seine traurige Kohorte dominieren im Repertoire der einzigen slowenischen Oper, des Instituts, das nur den edelsten Produkten der weltlichen und besten Erscheinungen der heimischen Literatur zugänglich sein sollte.“237 Um nicht nur die Fehler festzustellen, verwies er auch auf die Literatur, die für Aufführungen angemessen wäre, und dem Publikum von Ljubljana eine neue musikalisch-szenische Erfahrung bieten würde.238 Krek verwies schon am Anfang von Novi akordi auf die Unzulänglichkeit der

234 Novi Akordi IX/1910, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 6., S. 43.

235 Novi Akordi IX/1910, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 6., S. 43.

236 Novi Akordi IX/1910, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 6., S. 43.

236 Novi Akordi IX/1910, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 6., S. 43.