• Keine Ergebnisse gefunden

Janko Ravnik: Poljska pesem

Poljska pesem ist das älteste Stück von Ravnik, die er während des Studiums in Prag im Jahr 1911 schrieb. Es begeisterte Gojmir Krek und wurde in der letzten Ausgabe des zehnten Jahrgangs von Novi akordi veröffentlicht.290

Poljska pesem ist ein 31 Takt langes Stück mit dem Text von Cvetko Golar. Der Text spricht über abendliche Harmonie der Sommerfelder, doch ist es mehr beschreibend als tiefer zu empfinden. Aus dem Lied atmet ruhiges, verträumtes Empfinden, das von schönen Eindrücken der Naturschönheiten verursacht wird. Ravnik weckte den Text mit solch sanfter und genau empfundener Harmonie auf, sodass er ein fast einfaches Literaturkunstwerk mit der Glut des starkem Erlebens umgab. Als Komponisten Element ist hier die Harmonie viel wichtiger als die Melodie, die ebenso schön empfunden wird, doch ohne jegliche Besonderheiten.

Das Stück ist dreiteilig, und besteht aus 7 - 8 - 7 + 9 Takte. Den Anfang des Stückes schrieb der Komponist mit plagaler Akkordverbindung und färbte mit subdominanten Akkorden die chromatische Veränderung. Das Ende des ersten Teils ist eine Modulation nach Fis-Dur, wo vor allem eine zweifache Dominante vor der Fis-Dur Dominante mit zweifachen Vorbehalten schön einwirkt.

Der mittlere Teil hat dorische Eigenschaften, was für derzeitige primitive und eintönige Invention, der derzeitig weniger wichtigen Komponisten etwas neues und fremdes war.

Die Worte „der Weizen beugt sich“ beschrieb er im Klang als chromatische, fallende Akkordblöcke. Am Ende des Teils haben wir eine rhetorische Spitze, in traditioneller Weise in dominanter Ausgangstonalität. Er bestärkte sie mit melismatischer Aufstellung des Textes unter der Melodie der oberen Stimmen. Die Kadenz ist klar und wird sehr entschlossen mit der Krone auf dem erhöhten Dreiklang beendet. Das Schönste ist der ruhige, etwas wehmütige Gelenkteil (Wiederholung der verkürzten Periode, jetzt mit neun Takten), der am Anfang eine unglaubliche Gewagtheit hat:

290 Ravnik, Janko. Poljska pesem. Novi Akordi X/1911, Heft 6.

98 zweimal hintereinander eine andere dis-Moll Stufe, erst erhöht, dann vertieft. Die Kadenz stoppt mit einem herben, doch ausreichend sanften Nonakkord in Gis. Im

„Quiet“ (die letzten drei Takte) sind zwei wundervolle melodische Linien, die untere im Tenor, die obere im Alt, die etwas ungewöhnlich in liegender tonischen Terze enden.

Stanko Premrl: Sonatine fürs Klavier291

Premrls Sonatine besteht aus nur einem Satz. Der erste (und hier der einzige) Satz zeigt in der Allgemeinform des ersten Satzes die Klaviersonate, von der sie sich nur durch den Umfang und die Wichtigkeit der Themen und durch den Umfang der sogenannten Ausführung (Durchführung) unterscheidet. Weil die Sonatine in ihrem ersten Satz sozusagen im Stil der Sonate eng und leichter ist, bekommen wir bei der Gelegenheit gleichzeitig die Einsicht in die Zusammensetzung des Sonatensatzes. Der Satz teilt sich in drei Teile: der erste Teil zeigt zwei sich kontrastierende Themen, ein männliches und ein weibliches, der zweite Teil beschäftigt sich mit der dunklen Bearbeitung dieser Themen, der dritte Teil ist die Wiederholung des ersten Satzes.

I. Teil. Das erste Thema bedient sich aller Formen, in der Musikgedanken ausgedrückt werden. Es wird mit einem halb oder trügerischen Schluss beendet (Halb-, Ganz-, Trugschluss). Dem Hauptthema folgt ein Zwischensatz, der dafür sorgt, uns in die Tonart einzuführen, in der das zweite Thema anfängt, das einen neuen Gedanken enthält oder sich thematisch aus dem Kopf des Themas entwickelt. Das zweite Thema unterscheidet sich vom ersten besonders in seinem Charakter, in der Sonate gewöhnlich auch nach der formellen Struktur. Auch in unserer Sonatine kontrastiert das stark akzentuierte (Männer-) Hauptthema mit dem sanfteren (Frauen-) zweiten Thema. Auf der anderen Seite folgt der Schlusssatz als eine Art Anhang. Damit wird der erste Teil der Sonatine beendet, der sich eventuell von Anfang an wiederholt.

Der II. Teil des Sonatensatzes wird Ableitungssatz oder Ableitung (Durchführung) genannt und stellt sich als dunklere Bearbeitung von Motiven des ersten und zweiten Themas oder beider Themen des ersten Teils vor. Öfters schließen sich ihnen Motive aus dem Zwischensatz an, sei es als führende Melodien oder als Begleitfiguren. In einer

291 Premrl, Stanko. Sonatina, Novi Akordi X/1911, Heft 3.

99 Sonatine spielt dieser Teil eine kleinere Rolle als in einer Sonate, wo die Durchführung verschiedenartige formelle Konstruktionen bieten muss, zahlreiche Beschlüsse, all das polyphonisch und in der Modulation reich ausgestattet. Die Eigenschaft der Sonatine ist Kinderleichtigkeit, sowohl bezüglich der Harmonie als auch der künstlerischen Sehenswürdigkeit. Bei der Sonatine zeigt sich gerade hier die Technik des Komponisten, wobei der erste Teil vor allem Talent bezüglich des Erfinden melodischer Einfälle verlangt. Der zweite Teil wird mit einem Halbbeschluss in der dominierenden Tonart beendet.

Der III. Teil bringt eine Reprise des Hauptthemas und des Zwischensatzes in der gleichen Tonart (oder in der Moll Sonate eventuell auch in der Dur Tonart). Dem Zwischensatz folgt das zweite Thema, in die Haupttonart transponiert.

Es wäre interessant zu wissen, von wo Premrl die Anregung für eine solche Form bekam. Die Antwort dürfen wir in dem positiven Erbe der cäcilianischen Bewegung in Slowenien suchen, in Ablehnung der romantischen Empfindsamkeit und nach Bedarf im Erwecken der klassischen Formen, teilweise in Premrls undogmatischem Musikhorizont und Kompositionswissen, welches er während des Studiums in Wien 1904-1908 erlernte. Nach dem Charakter der Thematik ist darauf zu schließen, dass Premrl beim Schaffen seiner Sonatine nicht an junge Musiker dachte, sondern das Problem des Satzes der Klaviersonaten nach den morphologischen Anweisungen mit einfachen Mitteln und pianistischer Forderung löste.

Die ernsthaft, dunkel gefärbte Stimmung entwirrt sich in der mittleren und niedrigen Lage, mit periodischer Gliederung der zweiteilig gebauten Kontrastthemen, die jede auf ihre eigene Art und Weise einen Ansatz der Einheitlichkeit des Verschiedenen im Bereich der Grundtonalität d-Moll und mit der Abweichung des Seitenthemas in F-Dur schaffen. Motivische Kerne verbreiten sich mit den fallenden, beziehungsweise der steigenden, chromatischen Figuren. Die Exposition im Schema A (aa1, bb1) Brücke B (aa1, bb1) umrundet einen Beschlussteil, mit sich wiederholenden Viertelnoten im Ton f in dem Diskant, mit gar übertriebener Aufmerksamkeit der Seitentonalität gegenüber.

Die Durchführung beginnt konventionell mit dem Material des ersten Themas, aus dem Zweiten ist nur ein Umleitungsfluss in Staccato verwendet, beziehungsweise markierten sich wiederholende Achteltöne, die dem zweiten Teil der Durchführung den

100 Eindruck einer neuen, Tokkaten Eigenschaft geben, doch es läuft in eine leere dynamische Gradation mit bescheidener Modulation in den Schluss auf der Dominante aus. Die Reprise ist eine ganzheitliche Wiederholung der Exposition mit dem Themenübergang in die Grundtonalität.

101