• Keine Ergebnisse gefunden

„Am Hangfuß!“112 las der Vorstellungsbeitrag des Redakteurs auf der ersten Seite. „Aus Kleinem wird nicht viel, denken auch wir am Anfang der neuen Arbeit, der Herausgabe einer literarischen Beilage zu der Zeitschrift Novi akordi. Das Ziel ist groß, aber auch weit entfernt. [...] Wir werden viele Erfahrungen und viel Übung benötigen, um eines Tages zur Spitze zu gelangen, von der sich uns ein klarer Ausblick auf die slowenische Musik ausbreiten wird, um den erhabenen Standpunkt, den eine gute Musikrundschau einnehmen muss, zu erreichen.“113 Mit diesen Worten umriss er seinen Wunsch nach fachgemäßer Musikkritik. Im Folgenden stellte er den Zweck und den Inhalt der Beilage vor.

Sie sollte Neuheiten über die Musikkünstler und deren Arbeit bringen und langsam zum Vermittlungsorgan zwischen dem Schaffenden und dem ausführenden Künstler, und zur treuer Zeitschrift derer, die sich selbst eingehender mit Musik befassen, wachsen. Krek appellierte vor allem an die zu der Zeit verbreiteten Musikvereine, doch auch an die kleinere Zahl selbständiger Künstler. Alle „werden stets die Möglichkeit bekommen öffentlich zu sagen, was ihnen am Herzen liegt“114, versicherte er. Im Übrigen war der Entwurf recht umfangreich. Die literarische Beilage sollte kleinere Artikel über die Musik im Allgemeinen, mit Betonung auf das slowenische Musikleben, bieten, über umfangreiche Studien im musikalisch-theoretischen Bereich berichten; Viel Platz sollte sie den Beurteilungen und Erzählungen über neuere Werke, der slowenischen Musikgeschichte mit Lebensläufen der Musiker und Beiträgen über die Musikinstitutionen bzw. -vereine, und besondere Aufmerksamkeit dem Schaffen einer konstanten Musiktechnologie widmen. Zur Mitwirkung lud Krek heimische Künstler, Theoretiker, Historiker, aber auch Musikvereine, die er als Feuerstelle unserer ausübenden Musik bezeichnete, ein. Besonders betonte der Redakteur die außer-parteiische Leitlinie, die besagte, dass die Zeitschrift die Arbeit des Vereins mit besonderem Interesse und streng objektiv kommentieren wird. Zwischen den Zeilen machte er auf die außerordentlich schädigenden Parteikonflikte aufmerksam und bat die Vorsitzenden der einzelnen Vereine, die gegenseitige Verständigung und das Interesse

112 Novi Akordi IX/1910, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 1., S. 1.

113 Novi Akordi IX/1910, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 1., S. 1.

114 Novi Akordi IX/1910, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 1., S. 1.

42 des Publikums mit regelmäßigen kurzen Berichten über die Programme der Konzerte und bündigen, vor allem streng sachlichen, Berichten über die Konzerte selbst, gutmütig anzukurbeln. „Aber auch über andere wichtige Ereignisse im Leben unserer Musikvereine sollte unser Musikblatt genau und verlässlich berichten.“115 Nochmals wurde betont, dass die Publikation wirklich jeder Art von Musikereignissen gewidmet ist, ungeachtet der politischen Überzeugung jedes Einzelnen; Deshalb erwartete er die Mitwirkung der ganzen Musikwelt. „Weil die Beilage stets und überall genaue Informationen wiedergeben soll, dafür werden halt meist die Vereine selbst sorgen müssen.“116 Krek ließ auch die Rechtsordnung nicht unberührt, einen Bereich, der im vollkommenem Nebel war: „Die rechtliche Seite der Musikproduktion wird bei uns sehr verachtet. Unsere Begriffe sind in dem Sinne noch sehr einfach und entsprechen den Gesetzen und dem Kulturstandpunkt, den jetzt doch nun auch wir einnehmen wollen, in keiner Weise.“117 Entschlossen verlangte er: „Es bedarf an mehr Licht - wenn nicht anders - Fackeln!“118

Zuletzt richtete er die Aufmerksamkeit auf die Musikkritik. Er erklärte die schlechten Umstände mit der Erläuterung, dass sich diejenigen, die fachgerecht ausgebildet sind, mit einer solch undankbaren Tätigkeit nicht befassen wollen, da die Mehrheit der Musiköffentlichkeit - zusammen mit den Kritiker - noch nicht fähig war die tatsächlichen Beurteilungen anzunehmen. Diese schädliche Praxis wollte Krek abschaffen. „Novi akordi sollen erfahrene Kritiken für eine gemeinsame Tätigkeit sammeln, doch gleichzeitig sollen neue Kritiker erzogen werden - Anfänger. [...] Streng sachlich soll der Rezensent urteilen“119, verlangte er und betonte: „Für solche Kritiken werden unsere Regale stets offen sein, sollten sie auch gegen uns gerichtet sein.“120 Die Leser belehrte er, dass solch eine Kritik wirklich nützlich sein kann, da sie den Künstler auf die Mängel und Fehler hinweist, und das Publikum bezüglich des Verstehens und des Genießens von Kunstmusik belehrt. Die Einführung endete direkt und mit Schwung: „Die politischen Prinzipien sollen die Musiker nicht trennen! Allen Parteien

115 Novi Akordi IX/1910, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 1., S. 1.

116 Novi Akordi IX/1910, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 1., S. 1.

117 Novi Akordi IX/1910, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 1., S. 1.

118 Novi Akordi IX/1910, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 1., S. 1.

119 Novi Akordi IX/1910, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 1., S. 1.

120 Novi Akordi IX/1910, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 1., S. 1.

43 soll der kulturelle Zweck unseres Volkes gemein sein! Deshalb alle am Hangfuß - so gehen wir an die Spitze!“121

Die erste Ausgabe hatte schon konstante Rubriken konzipiert - Krek nannte sie Absätze, die sich später nicht viel veränderten: Einführungsbeitrag, Konzerte, musikalische und literarische Neuheiten, Theater, Musikvereine, slowenische Musikwelt, Notizen, dieses und jenes, und Portefeuille der Redaktion.122

Auch zur literarischen Arbeit lud der Redakteur, Mitarbeiter ein, unter den Ersten den erfahrenen Fran Gerbič. Im Brief druckte er seine Achtung aus: „Es ist mir eine Ehre Sie höflichst zur Mitarbeit in diesem neuen Unternehmen einzuladen. Sie, die Sie über so viel Wissen aus dem Musikgebiet und die interessantesten Erinnerungen aus Ihrem reichen Leben verfügen, würden uns sicher viel Interessantes zu erzählen haben.“123 Dabei deutete er an: „Vielleicht beschreiben Sie uns schon für das erste Helft eine der Episoden aus Ihrem eigenem Leben oder schicken uns einen anderen kleinen Beitrag.“124 Gerbič antwortete mit einer umfangreichen Schrift (62 Seiten), die er mit Schrifte „aus meinem Leben“, „iz mojega življenja“, betitelte. Wegen der zu umfangreichen Einzelheiten und der zu emotionalen Biografie, entschloss sich Krek diese nicht ganz zu veröffentlichen. Er wählte Fragmente aus und hob sie für spätere Ausgaben auf.

Neben dem Redakteur waren auch Anton Svetek, Emil Adamič und Anton Lajovic sofort bereit über Musik zu schreiben. Lajovic war zu der Zeit ein konstanter Musikkritiker der Zeitung Ljubljanski zvon, wo er sich schon als ausgebildeter Schreiber ohne einen Blatt vor dem Mund, doch mit starkem nationalen Stolz, etabliert hatte. Mit der Geburt der literarischen Beilage bei Novi akordi bat sich ihm eine hervorragende Gelegenheit für fachgemäße Berichterstattung über Musik, das Bewerten von Veranstaltungen und Musikwerken, an. Schon in der ersten Ausgabe veröffentlichte er einen feinfühlig kritischen Kommentar und rechtfertigte somit Krek‘s Standpunkt, dass in Slowenien erst das Allgemeinwissen über Musik umgeschult werden muss. Krek schrieb ihm unverzüglich: „Ich bedanke mich herzlichst für Ihren Beitrag im 1. Heft von N. A. [...] Bezüglich der Kritik habe ich natürlich in erster Linie an Sie gedacht. Da Sie,

121 Novi Akordi IX/1910, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 1., S. 1.

122 Novi Akordi IX/1910, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 1.,

123Novi Akordi IX/1910, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 1., S. 1.

124 Novi Akordi IX/1910, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 1., S. 1.

44 wie es scheint, bei Ljubljanski zvon engagiert sind, war ich der Meinung, dass meine Bitte, Sie sollen die Position des konstanten Referenten über alle Veranstaltungen in Ljubljana einnehmen, erfolglos sein wird. Nun, da ich sehe, dass man beide Geschäfte wenigstens teilweise vereinen könnte (z. B. Sie würden nur über Konzerte für NA schreiben, über das Theater für Zvon), bitte ich Sie aufrichtig, dass Sie regelmäßig und nicht unbestimmt, auch aufgrund Ihres eigenen Willens, über alle erwähnenswerten Konzerte, eventuell - wenn möglich - auch über das Theater, berichten würden.“125 Der Redakteur zeigte Lajovic gegenüber volles Vertrauen und überließ ihm einen großen Teil der Kritikberichte, an die Lajovic ernst und eifrig heranging. Durchdacht formte er die Maßstäbe mit einer klaren Vorstellung über den Zustand der slowenischen Musik und deren Perspektiven. Leider hielt er die Termine des Redakteurs in der Regel nicht ein. Als Einführungsbeitrag zur zweiten Ausgabe wollte Krek einen Kommentar zum Stück Lepa Vida 126von Risto Savin. Obwohl seit der Geburt des Stücks schon drei Jahre vergangen waren, war es bezüglich der Qualität und des modernen Kompositionssatzes immer noch eine einzigartige Arbeit der heimischen Opernproduktion. Deshalb vertraute der Redakteur die umfangreiche kritische Beurteilung Anton Lajovic und Anton Svetko an.127 Im schon erwähnen Brief an Anton Lajovic fuhr er fort: „Für das kommende Heft hege ich noch einen besonderen Wunsch, dass Sie einen Artikel über Savins Oper oder wenigstens eine gründliche Beurteilung über die betreffende Vorstellung in Ljubljana schreiben.“128 „Die Beurteilung“129, deutete er an, „müsste halt vom Zvon vollkommen unabhängig sein, vielleicht so, dass Sie in der für uns bestimmten Kritik in erster Linie nur auf das Werk an sich Rücksicht nehmen, weniger auf die Inszenierung.“130 Beide, Lajovic und Svetek - versprachen den Beitrag, doch bis Mitte Februar verschickten sie nichts. In dem genauen und ordnungsliebenden Redakteur, lösten sie eine Welle der Empörung aus. „Über Savins Oper habe ich trotz zwei Versprechungen und besungenem Antreibens nichts bekommen. Für diese Ausgabe kann ich den Beitrag nicht mehr annehmen. Er hatte

125 Brief von Krek zu Schwentner, 12.2.1910, Archiv R Slowenien, persönliche Fonds Schwentner, AS 158, Karte Gomir Krek

126 Novi Akordi IX/1910, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 2., S. 9.

127Brief von Krek zu Schwentner, 12.2.1910, Archiv R Slowenien, persönliche Fonds Schwentner, AS 158, Karte Gomir Krek

128 Brief von Krek zu Lajovic, 3.1.1910, Archiv R Slowenien, persönliche Fonds Schwentner, AS 812, Dateiordner 7

129 Brief von Krek zu Lajovic, 3.1.1910, Archiv R Slowenien, persönliche Fonds Schwentner, AS 812, Dateiordner 7

130 Brief von Krek zu Lajovic, 3.1.1910, Archiv R Slowenien, persönliche Fonds Schwentner, AS 812, Dateiordner 7

45 mehr als einen Monat Zeit (Lajovic). Die Menschen sollen sich an Ordnung gewöhnen!“131, schrieb er dem Verleger. Trotz dieser Entscheidung wurde Lajovics Beitrag schon auf der ersten Seite der zweiten Ausgabe veröffentlicht.

Es häuften sich so viele Beiträge für die literarische Beilage an, dass diese mit jedem Heft erschienen. Im IX. Jahrgang wurden so schon sechs Beilagen veröffentlicht und jede hatte je acht Seiten mit zwei Spalten. Die Seiten wurden durch den ganzen Jahrgang gezählt, deshalb konnte man auch die Beilage zusammen binden. Der Redakteur erstellte am Ende des Jahrgangs noch ein der Rubriken folgendes Inhaltsverzeichnis der Beilage und ein Namens- und Sachregister. Es entstand ein wichtiges und vorbildlich geordnetes Sammelwerk musikalisch-historischer Schriften, Kritiken, Polemiken, heimischer und ausländischer Musikneuheiten und Anderem, was in den Bereich der fachgerechten Musikzeitschrift gehört. Im ersten Jahr kamen zu den erwähnten Schreibern noch Hinko Druzovič, Stanko Premrl und (mit einem Beitrag) Vasilij Mirk, Vinko Zupan und Davorin Beranič hinzu.132

Der erste Beitrag der Musikalisch-literarischen Beilage wurde mit den größten Buchstaben gedruckt. Für diese Einführungsworte wünschte sich der Redakteur musikalisch-historische Gelegenheitsschriften oder umfangreichere Kommentare über wichtige Musikereignisse. In der ersten Ausgabe stellte er selbst den Zweck der Musikalisch-literarischen Beilage vor. In der zweiten veröffentlichte er Lajovics Beitrag über Savins Oper Lepa Vida/Die schöne Vida. In der dritten Ausgabe lesen wir zwei Gelegenheitsschreiben, das erste über den fünfzigsten Jahrestag der Marschmusik Naprej zastave Slave (Davorin Jenko beschrieb die Bewegungen, die deren Entstehen angeregt haben), das zweite über den Fünfziger von Hugo Wolf, dessen Leben und Arbeit Gojmir Krek vorstellte. Das vierte Helft erschien zusammen mit dem fünften.

Der Jahrhundertfeier der Geburt von Fredérica Chopina wurde der ausführlicher Beitrag von Gerbič, Chopin und sein Schüller Mikuli, gewidmet. Es folgten noch Musik-pädagogische Studien von Hinko Druzovič. Der letzten Ausgabe ordnete Krek den wartenden Beitrag von Gerbič, Meine ersten musikalischen Anfänge, zu. Mein Leben ehrte das siebzigjährige Fran Gerbičs des Autors. Mit solchen Beiträgen sammelte der

131 Brief von Krek zu Lajovic, 3.1.1910, Archiv R Slowenien, persönliche Fonds Schwentner, AS 812, Dateiordner 7

132 Krek, Privatniki, A LXIX, Dateiordner 1-11

46 Redakteur Material über die heimische Musik, die der Ansatz für die zukünftige Geschichtsschreibung sein sollte. 133

Die Rubrik mit dem Titel Konzerte wurde der kritischen Beurteilung der slowenischen Wiedergabe gewidmet. In der ersten Ausgabe schrieben über die Konzertereignisse in Ljubljana Anton Svetek und Anton Lajovic. Die Triester Vorführungen beurteilte Emil Adamič. Der Redakteur schrieb eine kurze Nachricht über das Konzert in Görz. In der zweiten Ausgabe fiel diese Rubrik aus, doch die dritte Ausgabe brachte Adamičs ausführlichen Bericht über das Konzertleben von Triest. Für die gemeinsame 4. und 5.

Ausgabe sammelte sich viel Material mit kritischeren Ansichten an. Zwei Beurteilungen schrieb Anton Lajovic. Die erste über das Konzert des Chores Glasbena matica am 9.

März 1910, in der er seinen Standpunkt bezüglich der Musikkritik erläuterte und sein kompromissloses Wort argumentierte. Er knüpfte sowohl an die Interpretation, als auch an die Stücke an, und bestärkte sie schriftlich mit Notenvorbildern. Im zweiten Beitrag kommentierte er den letzten Kammerabend unter der Leitung von Vaclava Talicha.

Neben Lajovic meldeten sich zum ersten Mal Stanko Premrl, Hinko Druzovič und Vasilij Mirk. Der Erste bewertete das Konzert vom Gesangsverein Pevsko društvo Ljubljana vom 11. Mai 1910. Der Zweite berichtete über die slowenische Musiktätigkeit in Maribor. Der Dritte fügte einen Beitrag über das Grazer Konzert, wo einige Stücke aus Novi akordi aufgeführt wurden (Konzert der Grazer Zweigstelle von Družba sv. Cirila in Metoda vom 11. Mai 1910), hinzu. Zuletzt wurde in dieser zweifachen Ausgabe noch ein Beitrag aus Triest von Adamič veröffentlicht. Das sechste Heft des IX. Jahrgangs erschien wieder ohne Konzertbewertungen.

Die Rubrik Musikalische und literarische Neuheiten informierte die Leser über neue slowenische Notenveröffentlichungen und über Publikationen und Schriften, die an Musikbereiche anknüpften. Zur Auswahl blieben jene Neuheiten, für die der Redakteur der Meinung war, dass sie wertvoll waren und einer kritischen Beurteilung bedürften, und dass sie auf Fehler aufmerksam machen und somit zu Verbesserungen führen würden. Dabei rechnete Krek mit Schwierigkeiten, die möglicherweise wegen zu empfindlicher und unangebrachter heimischer Beziehung zu der musikalisch-kritischen Arbeit entstehen könnten. Er empfand es nicht als überflüssig immer wieder das

133 Novi Akordi IX/1910, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 1.-5.

47 notwendige Bedürfnis an Musikkritik, die er als äußerst undankbaren Arbeit zählte, zu begründen.134

Die Rubrik über die neuen musikalischen und literarischen Druckereien fing er mit einer Vorbemerkung an, die für Leser und Autoren kritischer Beiträge bestimmt war. Er betonte, „dass wir in der Kritik keine Rücksicht auf die Person des Künstlers, oder auf die Strömung, der er angehört, nehmen. Unsere Bewertungen sollten ehrlich, so weit es geht gerecht und offenherzig sein, sich des Maßstabes bedienen, der bei anderen Kulturvölkern in Gebrauch ist.“135 Er betonte: „Sinnlose Lobhudelei und Hymnengesang muss aufhören!“136, und unterstrich erneut auch die außen-parteiische Leitlinie, damit es jedem klar war, auch den Lesern, welche die Einführungsworte möglicherweise übersprungen haben: „Genau aus diesem Grund benötigen wir ein vollkommen unabhängiges Blatt, in dem alle - ich betone - alle Künstler zu Wort kommen können.“137 Diese Meinung bestärkte er mit dem Gedanken: „Je strenger wir sein werden, desto mehr Geltung und Ansehen wird unser Lob haben“138, und bat für den Anfang: „Deshalb bitten wir unsere Leser und Künstler, sich an dieses Prinzip zu gewöhnen. Die Autoren bitten wir, sich nicht beleidigt zu fühlen, wenn sie in diesem Blatt auf andere Urteile, als die welche sie bisher gewöhnt waren, treffen.“139 Standhaft, geduldig und von Anfang an führte Krek das gewünschte Kritikniveau ein und ermutigte die Musiker mit dem Gedanken, dass die slowenischen Musikumstände für

„kein Lob, sondern eine gerechte Kritik ohne krankhafte Empfindlichkeit mit kalter - vernünftiger Einschätzung vorgeworfener Mängel, die unser Reifezeugnis sein soll“140, reif sind. Er machte ebenso auf die Irrtüme bzw. Verirrungen der Kritiker aufmerksam und schlug den Künstlern vor, sie sollen sich melden: „Novi akordi werden den Künstlern für die „Antikritiken“ stets mit Freuden zur Verfügung sein.“141

Die besten Kritikberichte erhoffte sich Krek von jungen Künstlern, die bei Novi akordi schon früher mitgewirkt haben, also von denen, die selbst in der Mitte des fest pulsierenden Lebens der Musikkultur lebten. Als Beispiel schrieb er die ersten

134 Novi Akordi IX/1910, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 1.-5.

135 Novi Akordi IX/1910, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 1., S. 3.

136 Novi Akordi IX/1910, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 1., S. 3.

137 Novi Akordi IX/1910, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 1., S. 3.

138 Novi Akordi IX/1910, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 1., S. 3.

139 Novi Akordi IX/1910, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 1., S. 3.

140 Novi Akordi IX/1910, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 1., S. 3.

141 Novi Akordi IX/1910, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 1., S. 3.

48 kritischen Kommentare selbst. Plötzlich entschied er sich für Rezensionen von musikalischen Druckschriften von drei verschiedenen Verlagen und beurteilte Tri skladbe/Drei Stücke fürs Klavier on Emil Adamič, die beim Verein Glasbena matica (1909) erschienen sind; Ferjančičs Sammlung Mešani in ženski zbori/Der Gemischte und Frauenchor, die Katoliška bukvarna herausbrachte (1909), und Hladniks selbst-verlegte Sammlung Desetero moških zborov v narodnem tonu/Zehn Männerchor im Nationalem Ton. Den Lesern empfahl er mit einer Notiz noch zwei Stammeditionen, das Kunstlied von Josip Michl Človeka nikar!/ Menschen tun! und eine festliche Kantate für den Männerchor mit Solisten und Orchester (Klavier) Domovini!/Heimat!

von Anton Foerster. Die Rezensionen dieser zwei sparte er wegen Platzmangels für die nächste Ausgabe auf. In dieser schrieb er noch über die Operette Kovačev študent/Der Student von Kovač von Vodopivec, veröffentlicht in Katoliška bukvarna im Jahr 1910.

Auch für das 3. Heft steuerte er selbst eine Rezension bei. Unter die Lupe nahm er die Sammlung Männerchor von Vinko Vodopivec (Katoliška bukvarna 1909). Erst in der nächsten (zweifachen) Ausgabe schloss sich Krek kritischen Beurteilungen von Emil Adamič an: er beurteilte die Schrift von Hinko Druzovič Über die musikalische Ausbildung, die in Pädagogische Jahrbuch 9/1909 erschienen ist und ihm einen ausführlichen Bericht widmete, ergänzt durch Erläuterungen als Fußnoten. Krek fügte die Bewertung der Hymne von Premrl, Zu Ehren heilige Kyrill und Method, veröffentlicht in Katoliška bukvarna 1910, hinzu. Das letzte Heft der literarischen Beilage des IX. Jahrgangs brachte nur Notizen (ohne Kommentar) über Verlagsneuheiten und zum ersten Mal auch eine Publikation des Verlags L. Schwentner (Violinschule Fran Korun). Es scheint, dass für eine genauere kritische Bewertung dem Redakteur die Zeit oder dem Verleger der Platz wegen des beträchtlichen Umfangs anderer Rubriken ausging.142

Die dritte Rubrik Slowenische Künstler erschien nur gelegentlich. Der Redakteur nutzte sie für kurze, gelegentliche Biografien, publizierte sie jedoch nur im zweiten und dritten Heft des IX. Jahrgangs. Beide Male schrieb er sie selbst. Im ersten Beitrag (2. Heft) stellte er das Leben und die Arbeit von Gustav und Benjamin Ipavec, die gut zwei Jahre zuvor starben, vor. Im Namen der Redaktion hieß er die Idee bezüglich der Aufstellung eines Denkmals, willkommen. Dabei sagte er offen, dass es klüger wäre so ein Denkmal

142 Novi Akordi IX/1910, Glasbeno-Književna priloga/Musik-literarische Beilage, Heft 1.-5.

49 in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana und nicht in deren Vaterstadt Šentjur

49 in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana und nicht in deren Vaterstadt Šentjur