• Keine Ergebnisse gefunden

Methodologische Annäherung

Im Dokument Lern en i m S oci al Web (Seite 93-97)

5 Methode

5.1 Methodologische Annäherung

Ziel des zu entwickelnden Forschungsdesigns ist es, herauszufinden, ob Anhaltspunkte für informelles Lernen in Sozialen Online Netzwerken gefunden werden können, unter welchen Bedingungen Lernen in diesen Netzwerken entsteht und ob sich eine Veränderung der Lernkultur ausmachen lässt. Darüber hinaus soll das (studienbezogene) Handeln und Interagieren von Personen in Sozialen Online Netzwerken untersucht werden.

Eine so komplexe und vielschichtige Fragestellung, wie die hier vorliegende, muss sich auch im Forschungsdesign widerspiegeln. Eine einfache Reduzierung auf die Beantwortung der Frage, ob denn nun qualitativ oder quantitativ geforscht werden solle, führt hier nicht weiter.

Nun möchte ich mich in nicht Diskussionen um Vor- und Nachteile des einen oder anderen Forschungsansatzes begeben (die können an anderer Stelle geführt werden). Dennoch soll herausgearbeitet werden, welchen Beitrag der jeweilige Ansatz für die vorliegende Studie leisten kann.

Das zu untersuchende Forschungsfeld lässt sich beschreiben durch die (1) individuellen Lernmuster und Lernpräferenzen des Lerners, (2) die Beziehungen der Lerner untereinander und zu anderen Unterstützung bietenden Personen und schließlich (3) durch seine Interaktion mit dem Netzwerk, hier fokussiert auf die Aktivitäten im Sozialen Online Netzwerk. Es sind Muster herauszuarbeiten, nach denen Lernen organisiert und durchgeführt wird; Muster, nach denen nach Lösungen gesucht wird; und es sind Hinweise zu finden über den Einfluss des Umfelds auf die Aktivitäten des Lerners – und hier sowohl mit Blick auf die Personen, mit denen der Lerner vernetzt ist, als auch auf das Netzwerk selbst, welches den Rahmen für Vernetzung darstellt. Es ist also ein Ansatz zu finden, der es erlaubt, ein bisher wenig untersuchtes, weil relativ junges, Forschungsfeld explorativ zu entdecken, dennoch aber theoriegeleitet Daten zu erheben, zu verifizieren und gleichzeitig Raum für neue Theoriebildung zu lassen.

Für den qualitativen Aspekt im vorliegenden Forschungsdesign spricht das bisher wenig untersuchte Forschungsgebiet: [Qualitative research] “[have been advocated] the best strategy for discovery, exploring a new area, developing hypotheses“ (Miles, Huberman 1994, S. 10). Qualitative Forschung bietet sich an, wenn Gedanken und Meinungen erfasst werden sollen, um eine Grundlage für spätere Entscheidungen zu haben, denn [qualitative research] „focus on naturally occurring, ordinary events in natural settings, so that we have a strong handle on what „real life is like.“ (Miles, Huberman 1994, S. 10). Sie hat weiter „den Anspruch [hat], Lebenswelten von innen heraus aus der Sicht der handelnden Menschen zu beschreiben“ und damit „zu einem besseren Verständnis sozialer Wirklichkeit(en) beitragen und auf Abläufe, Deutungsmuster und Strukturmerkmale aufmerksam machen.“ (Flick et al., 2003, S. 14). Es wird erforscht, warum bestimmte Entscheidungen getroffen werden und wie der Entscheidungsprozess zustande gekommen ist, um ein möglichst aussagekräftiges (Verhaltens-, Handlungs-) Muster des Studienteilnehmers zu erhalten. Basierend auf bereits vorhandenen Theorien können nun Daten erhoben und untersucht werden.

Das bisher wenig untersuchte Forschungsfeld muss nun aber auch Spielraum für exploratives Arbeiten lassen, denn eine zu frühe Fokussierung auf bestehende Theorien als alleinigen Anhaltspunkt lässt möglicherweise wichtige Aspekte außer Acht. Bisher (noch) nicht gedachte Muster wollen entdeckt und erkannt sein und möglicherweise muss der Forscher sein bisheriges Gedankengerüst an das neu Entdeckte anpassen. Dies bedeutet, auf die Generierung von Hypothesen im Vorfeld zu verzichten und stattdessen im Verlaufe der Arbeit aus den (Teil-) Ergebnissen heraus Thesen zu generieren und diese einer weiteren Überprüfung zu unterziehen. Dies bedeutet aber auch, das Forschungsthema selbst „relativ“

offen zu betrachten und mögliche Richtungsänderungen, die sich aus der Untersuchung selbst ergeben, zuzulassen. Weiterhin ist eine möglichst große Varianz hinsichtlich der Perspektiven der Studie (wie verwendete Methoden, Studienteilnehmer, Zeit und Situation der Studie und erhobene Daten selbst) anzustreben, um die Erforschung sehr komplexer Muster zu unterstützen (vgl. Kleining und Witt 2001).

Ist das Forschungsfeld nun theoriegeleitet untersucht worden, mit hinreichend Raum für explorative Ansätze, so zeigen sich Muster und Handlungsweisen, aus denen Hypothesen generiert und in einer erneuten Datenerhebung verifiziert werden können. Und hier ist der quantitative Forschungsansatz wertvoll, lässt er doch Aussagen darüber zu, wie viele Personen auf eine bestimmte Art und Weise denken, handeln oder fühlen, ob die zuvor gefundenen Muster allgemeingültig sind und die Hypothesen sich so bestätigen oder widerlegen lassen.

Dass sich verschiedene Forschungsansätze nicht ausschließen, betonen Glaser und Strauss (2005, S. 26), wenn sie ausführen, [dass] „jede Form von Daten sowohl für die Verifizierung als auch zur Generierung von Theorie taugt“. Und mit Marshall (1996) kann noch einmal hervorgehoben werden, dass jeder Ansatz aber durchaus unterschiedliche Fragen beantwortet:

„The aim of the quantitative approach is to test pre-determined hypotheses and produce generalizable results. Such studies are useful for answering more mechanistic ‘what?’

questions. Qualitative studies aim to provide illumination and understanding of complex psychosocial issues and are most useful for answering humanistic ‘why?’ and ‘how?’

questions.”

Jeder dieser Forschungsansätze impliziert die Verwendung der ihm eigenen Methoden und fordert, wenn einem gemeinsamen Ziel untergeordnet, die Auswahl aufeinander abgestimmter

und aufeinander aufbauender Methoden, so dass ein Gesamtkonzept entsteht, welches geeignet ist, die formulierten Forschungsfragen zu beantworten.

Beginnend mit inhaltlichen Recherchen aktueller Literatur und Studien konnten die Grundgedanken zum Thema der vorliegenden Arbeit herausgearbeitet und spezifiziert werden. Hier standen insbesondere das Verhältnis von Medien und Lernen und die Nutzung medialer und internetbasierter Anwendungen im Fokus. Die Ergebnisse dieser Recherchen finden ihren Ausdruck in der Konzeption und Durchführung zu dieser Studie. Es wurde ein Tagebuch entwickelt, welches die Selbstbeobachtung der Teilnehmer ermöglicht, um erste Aussagen zu individuellen Lernmustern und -präferenzen ableiten zu können. Daran anschließend wurden in einem problemzentrierten Interview, aufbauend auf den im Tagebuch verzeichneten Aktivitäten, die Fragen nach dem „Wieso? Weshalb? Warum?“ gestellt, um zu tieferen Erkenntnissen zu gelangen über das Verhältnis von Lerner und Medien, von Beziehungen des Lerners zu anderen Personen seines On- und Offline Netzwerkes sowie der sich ergebenen Interaktionen. Hier treten (möglicherweise) erste Widersprüche zwischen Tagebuchaufzeichnungen und qualitativem Interview auf, erste Muster zeichnen sich ab und Hypothesen können formuliert werden. Um diese nun untersuchen zu können, schließt sich eine Online-Befragung mit einem umfangreicheren Teilnehmerkreis an, basierend auf den Erkenntnissen aus zuvor angewendeten Methoden.

Jede der zuvor benannten Methoden wurde mit Fachexperten und Personen der Zielgruppe diskutiert und anschließend einem Pre-Test unterzogen. Die so gewonnenen Anhaltspunkte flossen ein in die jeweiligen finalen Erhebungsinstrumente. Bleibt nun noch die Bestimmung der Zielgruppe der Studie und die Gewinnung der Teilnehmer offen. Wie sich die Annäherung an diese Frage vollzog, dass beantwortet das folgende Kapitel 5.2.

Im Dokument Lern en i m S oci al Web (Seite 93-97)