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Ausgangslage und Zielsetzung

Im Dokument Lern en i m S oci al Web (Seite 13-17)

Im folgenden Kapitel werden zunächst die persönliche Ausgangslage und das Forschungsinteresse des Verfassers dargelegt, um anschließend die Ziele der Untersuchung zu erläutern. Das Kapitel schließt ab mit den Erwartungen, die an die vorliegende Arbeit gestellt werden können und beschreibt, welche Möglichkeiten und Potentiale innewohnen, aber auch welche Grenzen dieser Arbeit gesetzt sind.

2.1 Persönliche Ausgangslage

Diese Arbeit entstand aus dem Wunsch heraus zu untersuchen, wie Medien – und hier insbesondere Soziale Online Netzwerke – Lernen verändern und welche Veränderungen in unserem Denken über Lernen und darüber, wie Bildung erfolgreich sein kann, notwendig sind. Die ersten Gedanken und Vorarbeiten zu diesem Thema sind bereits längere Zeit vorher entstanden und erfahren in vorliegender Dissertationsschrift ihre Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Konzepten und Theorien, erweitert um ein eigenes Forschungsdesign.

Meine beruflichen Anfänge sind geprägt durch die Arbeit im IT-Umfeld. Zunehmend verlagerte sich meine Tätigkeit auf die Aus- und Weiterbildung im IT-Bereich und damit verstärkte sich mein Interesse zu ergründen, wie Lehren so gestaltet werden kann, dass Lernen erfolgreich ist. Viele Jahre hatte ich als Dozent die Gelegenheit, verschiedenste Ansätze in der Praxis zu erproben, und immer stand die Frage im Mittelpunkt, wie Medien das Lernen sinnvoll bereichern und ergänzen können. In der Bildungslandschaft kristallisierte sich inzwischen der Ansatz des E-Learnings heraus. Und dies war für mich der ideale Ansatzpunkt, um die Erfahrungen aus IT und der Bildungstätigkeit in Theorie und Praxis miteinander zu verbinden. Die technischen Möglichkeiten zu nutzen, um Lerninhalte leicht zugänglich zu machen und medial aufbereitet gut im Gedächtnis zu verankern, schien verlockend: Der Lehrende erstellt digitale Lerninhalte, mit denen der Lerner zu jeder Zeit und an jedem Ort lernen kann. Für den Erfolg des Lernens ist dann der Lerner selbst verantwortlich. Ernüchterung machte sich breit, denn u. a. verfügten längst nicht alle Lerner über die Motivation und Selbstorganisation, um besonders längere Lernangebote auch durchzuhalten. Was also fehlte war u. a. die soziale Komponente des Lernens, die Gelegenheit sich auszutauschen, Rückmeldung zu erhalten und Kompetenz zeigen zu können.

Nun ist Social Media in aller Munde und es gibt die Chance, das, was vergangenen E-Learning-Angeboten fehlte, durch eine soziale Komponente zu ergänzen:

nämlich Wissen UND Personen zu vernetzen und sich so gegenseitig unterstützen und motivieren zu können. Mit einer erstaunlichen Leichtigkeit agieren inzwischen Personen fast aller Altersstufen in sozialen Netzwerken, wenn auch mit unterschiedlicher Intensität und unterschiedlichem Ziel. Aber was genau passiert in diesen Netzwerken? Lässt sich diese Leichtigkeit auch für das Lernen nutzen? Vielleicht nebenbei und unbewusst, vielleicht bewusst und unterstützend? Dies genauer zu ergründen ist meine persönliche Motivation zu vorliegender Arbeit.

2.2 Forschungsinteresse

Zu meiner gegenwärtigen Tätigkeit gehört die Aufgabe, mediale Lernszenarien zu entwickeln, die gut umsetzbar und erfolgreich sind. Und auch in meiner Arbeit mit Studierenden geht es stets darum, wie es gelingen kann, all die zur Verfügung stehenden Ressourcen, wie Dokumente, Medien, aber auch Personen und Zeit so zu verbinden, dass ein größtmöglicher Lernerfolg entsteht. Das heißt aber auch zu verstehen, welche Mittel und Wege warum und wie eingesetzt werden, um studienbezogene Aufgaben bewältigen zu können.

Wenn davon ausgegangen wird, dass Lernen immer und überall möglich ist (und sich nicht vermeiden lässt, wofür im Verlaufe dieser Arbeit zahlreiche Belege erbracht werden), dann müssten auch Anhaltspunkte für Lernen in Sozialen Online Netzwerken zu finden sein. Es scheint, dass diese Netzwerke bisher in der Regel nicht bewusst in regulären, formalen Bildungsangeboten genutzt werden, so dass zu vermuten ist, dass, wenn es Lernen in Sozialen Online Netzwerken gibt, dieses eher informell stattfindet, und darauf liegt mein hauptsächliches Forschungsinteresse. Damit gehen weitere Fragen einher, die untersucht sein wollen: Haben Soziale Online Netzwerke überhaupt einen Einfluss auf das Lernen?

Verändern sie die Lernkultur? Verändern sie Kommunikation und Interaktion im Lernen?

Wenn es Lernen oder Anhaltspunkte für Lernen in Sozialen Online Netzwerken gibt, wie entsteht es: eher zufällig oder bewusst? Gibt es Kooperation und Zusammenarbeit in diesen Netzwerken? Welchen Einfluss haben bereits vorhandene Kommunikationsmuster und Problemlösestrategien auf die Nutzung der Netzwerke? Wie vernetzen sich Studierende untereinander und mit ihren Dozenten? Welchen Einfluss hat diese Art von Lernen auf formale Bildungsprozesse und wie ist deren Bedeutung in der Zukunft einzuordnen? Viele Fragen wollen geklärt sein und die vorliegende Arbeit unternimmt den Versuch, den Antworten darauf ein Stück näher zu kommen.

2.3 Ziel der Studie

Ziel der Untersuchung ist es herauszufinden, ob in Sozialen Online Netzwerken Anhaltspunkte für Lernen ausgemacht werden können. Dazu können Informationsrecherchen ebenso zählen wie gemeinsame Wissenskonstruktion oder Aktivitäten zur Aufrechterhaltung von Motivation. Wenn es denn Anhaltspunkte für Lernen in Sozialen Online Netzwerken gibt, dann ist es weiter das Ziel herauszufinden, unter welchen Bedingungen Lernen in Sozialen Online Netzwerken entsteht, ob es eher ein Zufallsprodukt ist oder bewusst eingesetzt wird.

Zudem gilt es aufzuzeigen, ob Soziale Online Netzwerke überhaupt geeignet sind, Lernprozesse zu unterstützen und welche Faktoren den Erfolg beeinflussen. Dahinter verbirgt sich auch die Frage, ob sich durch die Nutzung Sozialer Online Netzwerke eine Veränderung der Lernkultur ausmachen lässt. Wenn dem so ist, dann hat (informelles) Lernen in Sozialen Online Netzwerken unmittelbar Einfluss auf formale Bildungsprozesse und es muss dem Verhältnis von formalem und informellem Lernen nachgegangen werden.

Die vorliegende Arbeit soll einen Beitrag leisten, um Lern- und Bildungsprozesse erfolgreicher, praxisorientierter und nachhaltiger als bisher gestalten zu können. Wenn es durch zunehmende Onlinevernetzung auch zunehmend informelles Lernen in Sozialen Online Netzwerken gibt, dann sollten formale Lern- und Bildungsprozesse Raum und Zeit dafür zu schaffen. Wie dieses gelingen kann, wird aufzuzeigen sein.

2.4 Potentiale und Grenzen der Studie

Diese Studie gibt Einblick in das Handeln und Verhalten Studierender in Sozialen Online Netzwerken und fokussiert dabei auf informelle Lernanstöße, die sich aus formalem Kontext ergeben. Im Vergleich deutscher und amerikanischer Studierender bietet sich die Chance, den Blick von eigenen Erfahrungen im mittel- und unmittelbaren privaten und beruflichen Umfeld auf Ähnlichkeiten und Unterschiede im jeweils anderen Land zu lenken. Zudem werden in dieser Studie Differenzierungen hinsichtlich Geschlecht und Studienrichtung vorgenommen, um Anknüpfungspunkte an bestehende und Ausgangspunkte für weitere Forschungen zu bieten. Es wird aufgezeigt, welche studienbezogenen Aktivitäten Studierende beider Länder durchführen, welche Lösungsmöglichkeiten sie dabei aus welchen Beweggründen heraus nutzen, wie sie sich vernetzen, mit ihren Kommilitonen und Dozenten kommunizieren und diese und das Soziale Online Netzwerk als Ressource im Lernprozess einsetzen.

Diese Studie führt am Ende eine Vielzahl von Einzelergebnissen zusammen und erhebt dabei keinen Anspruch auf die vollständige Erfassung sämtlicher den Lernprozess beeinflussender Faktoren. Es wird in der Diskussion der Ergebnisse der Versuch einer Erklärung unternommen, soweit dies mit den zuvor diskutierten Theorien und Modellen möglich ist. Ein vollständiges Ergründen von Ursachen soll weiteren wissenschaftlichen Forschungen vorbehalten bleiben.

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