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Online-Befragung

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5 Methode

5.5 Online-Befragung

Nach der Auswertung der im Tagebuch verzeichneten Einträge und der Audioaufzeichnungen aus dem qualitativen Interview wurden nun die Fragestellungen der Studie wieder mit dem erarbeiteten theoretischen Grundgerüst (vgl. Abb. 8 in Kap. 3.3.5) verbunden und die Antworten aus Tagebuch und qualitativem Interview der entsprechenden Fragestellung zugeordnet. So konnten erste Muster und Zusammenhänge sichtbar gemacht und Hypothesen aufgestellt werden (vgl. Kap. 5.7). Diese nun zu überprüfen, ist Ziel der dritten und letzten Stufe der Studie: der Online-Befragung.

Methode

Befragungen eignen sich vor allem dann, „wenn subjektive, nicht beobachtbare Sachverhalte anhand von Selbstauskünften erfasst werden sollen. Typische Beispiele sind Untersuchungen zu Rezeptionserleben und -strategien […] und zu medienbezogenem Verhalten.“

(Batinic, Appel, 2008, S. 10). Sie erlauben es, große Daten zusammenzufassen, zu analysieren und weiterzuverarbeiten. So lassen sich korrelative Zusammenhänge aufdecken und zuvor generierte Hypothesen überprüfen.

Mit Hilfe einer standardisierten Befragung lässt sich nun eine größere Anzahl von Personen mit vertretbarem Aufwand befragen. Hinsichtlich Durchführung und Auswertung ist diese Art der Befragung zudem deutlich objektiver als weniger strukturierte Befragungen, jedoch mit der Einschränkung einhergehend, dass nur das vom Forscher zuvor „erdachte“

Untersuchungsfeld erfragt werden kann und so wenig Spielraum für freie und im Fragebogen unberücksichtigte Meinungen, Gedanken usw. bleibt (vgl. Batinic, Appel, 2008, S. 12).

Da in vorliegender Studie für die Zielgruppe die Verfügbarkeit von Computer und Internet sowie ein Mindestmaß an Medienkompetenz vorangenommen wird (vgl. Kap. 4.2), wird die Online-Befragung als geeignete Form für eine standardisierte Befragung ausgewählt. Der innewohnende Nachteil einer Online-Befragung – nämlich, dass sie online zu bearbeiten ist und meist auch auf diesem Wege verbreitet wird – dürfte sich somit nicht nachteilig auf die Studie auswirken.

Die Online-Befragung ermöglicht eine automatisierte Erhebung und auch Auswertung der Befragung, was einen erheblich geringeren Aufwand an Zeit und Kosten mit sich bringt: Die Umfrage kann online versendet werden und es fällt bspw. kein Porto an. Unmittelbar nach Erhebung der Daten liegen – zu jedem Zeitpunkt über die gesamte Befragungsdauer – die Ergebnisse vor und automatisierte Auswertungstools ermöglichen einen sofortigen statistischen und grafischen Überblick. Teilnehmer können unabhängig von Ort und Zeit befragt werden. Die gesamte Befragung wird mit ihrem Beginn automatisch dokumentiert und archiviert.

Nicht nur die Erleichterungen beim Bereitstellen, Versenden und Erfassen der Online-Befragung sprechen für diese Online-Befragungsmethode. Auch gegenüber der Bearbeitung eines

„Papier-Fragebogens“ lassen sich im Kontext diese Studie Vorzüge herausarbeiten: Der Teilnehmer erhält aufgrund zuvor gemachter Eingaben nur die für ihn relevanten Fragen (Filter blenden einzelne Fragen oder Fragenkomplexe aus). Bereits während der Eingabe werden die Antworten einer Plausibilitätsprüfung unterzogen. Der Teilnehmer kann vor der Befragung auswählen, in welcher Sprache er den Fragebogen bearbeiten möchte, während die Sprache für die Anzeige und Auswertung der Ergebnisse vom Forscher wählbar ist. Und der Teilnehmer kann die Beantwortung des Fragebogens jederzeit unterbrechen und zu einem späteren Zeitpunkt erneut wieder aufnehmen (vgl. Welker, Wünsch, 2010, S. 492f.).

Sicher muss bei der Einordnung der Ergebnisse aus der Online-Befragung berücksichtigt werden, inwieweit die befragte Person in der Lage ist, sich selbst korrekt zu beschreiben.

Sowohl Art und Weise als auch Auswahl der Fragen und Formulierungen haben, wie auch die Auswahl der Teilnehmer, durchaus Einfluss auf die Untersuchungsergebnisse.

Es muss weiter berücksichtigt werden, inwieweit es überhaupt gelingt, potentielle Teilnehmer online zu erreichen und zur Bearbeitung des Fragebogens zu motivieren und auch auf welchem Wege die Teilnehmer zu erreichen sind (per E-Mail, persönlich, über Soziale Online Netzwerke usw.). Die so gegebene Freiwilligkeit der Teilnahme ist gleichzeitig auch kritisch zu betrachten, denn die Befragung konkurriert ja zum Zeitpunkt ihrer Verteilung mit einer Vielzahl anderer Kommunikationsmöglichkeiten. Gelingt es hier nicht, die nötige Aufmerksamkeit zu erreichen und zur Teilnahme zu motivieren, so bleibt das Meinungsspektrum vieler Personen verborgen.

Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass bei einer Online-Befragung, die eine möglichst umfangreiche Stichprobe anstrebt und an nicht zuvor ausgewählte Teilnehmer verteilt wird, die Grundgesamtheit der Stichprobe unklar ist. Die Größe der Stichprobe ist ebenso wenig

beeinflussbar wie ihre Zusammensetzung, also – mit Bezug auf diese Arbeit – aus welchen Studiengängen und Hochschulen sich die Teilnehmer in welchem Umfang und Verhältnis rekrutieren werden. Es ist folglich mit einer Verzerrung der Stichprobe zu rechnen.

Ziel

Basierend auf den ausgewerteten Daten aus Tagebuch und qualitativem Interview sind Muster und Zusammenhänge sichtbar gemacht und Hypothesen formuliert worden. Diese gilt es nun mit Hilfe der Online-Befragung auf zulässige Verallgemeinerungen hin zu untersuchen und weitere Muster und Zusammenhänge aufzudecken, auch, um die formulierten Thesen dieser Arbeit im weiteren Verlauf diskutieren zu können (vgl. Kap. 5.8).

Ableitung des Fragebogens

Aus der theoriegeleiteten Entwicklung der Instrumente für die Selbstbeobachtung mittels Tagebuch und der sich anschließenden Befragung per qualitativem Interview konnten erste Erkenntnisse gewonnen und daraus folgend Hypothesen aufgestellt werden.

Für die so näher zu betrachtenden Aspekte wurden entsprechende Fragen formuliert und der entwickelte Online-Fragebogen einem formalen Pre-Test mit Masterstudenten im 3. Semester (pädagogische Fachrichtung) unterzogen.

Die englischsprachige Version des Online-Fragebogens wurde sowohl durch einen Native Speaker (amerikanische Dozentin an deutscher Hochschule) als auch durch eine deutsche Masterstudentin (in den USA studierend) einer Prüfung unterzogen, um so eine größtmögliche inhaltliche Übereinstimmung der beiden sprachlichen Versionen des Online-Fragebogens zu erreichen (vgl. Abb. 24).

Abbildung 24: Auszug Online-Fragebogen

Aufbau

Die Struktur des Online-Fragebogens orientiert sich an der allgemeinüblichen Vorgehensweise und wurde hier wie folgt umgesetzt: Einleitungstext – soziodemografische Daten – inhaltliche Fragen – Abschlusstext.

Der Einleitungstext informiert die Teilnehmer der Befragung über Thema und Zweck der Befragung und gibt weiter Kontaktdaten für Rückfragen an. Das Thema der Befragung wurde mit „was ein Studium erfolgreich macht und wie Studenten am besten lernen“ bewusst nicht näher spezifiziert, um nicht bereits eingangs eventuell kritische oder euphorische Einstellungen zu Sozialen Online Netzwerken zu aktivieren.

Die nun folgende Abfrage soziodemografischer Daten beinhaltet Fragen nach Alter, Geschlecht, Tätigkeit, Herkunftsland, Studienland sowie nach der Studienrichtung, um die erhaltenen Daten später gefiltert auswerten zu können. Diese Fragen wurde gezielt zu Beginn des Fragebogen gestellt, da bei Online-Befragungen mit einer größeren Abbruchquote zu rechnen ist. Würde die Erfassung dieser Daten erst gegen Ende der Befragung erfolgen, wäre eine Filterung zuvor gemachter Angaben nicht mehr möglich. Auch sollen diese Fragen den Einstieg in die Befragung erleichtern, da einfach zu beantworten.

Die inhaltlichen Fragen sind angelehnt an die Erkenntnisse aus der Auswertung des Tage-buches bzw. des Kategoriensystems der qualitativen Interviews. Sofern hier Auffälligkeiten bzw. nicht erwartete Ergebnisse zutage traten, wurden die entsprechenden Sachverhalte als

Frage für den Online-Fragebogen formuliert. Es sind Fragen formuliert worden zu Assoziationen zum Lernbegriff, zu den genutzten Kommunikationsmitteln im Studien- und Alltag, zum Lernerfolg, zur Vernetzung und zu den Aufgaben, die im Studienalltag zu lösen sind. Da Zusammenhänge mit der intrinsischen Lernmotivation vermutet werden, wurde diese zusätzlich anhand der geprüften ASS-S-Skala erhoben (vgl. Thomas, Müller, 2011). Die Befragung wird abgerundet durch das Erfragen allgemeiner Aussagen zur Studienzufriedenheit, der Angabe darüber, wie der Teilnehmer auf die Online-Befragung aufmerksam wurde und ob er über die Ergebnisse informiert werden möchte.

Im Abschlusstext wird für die Teilnahme an der Befragung gedankt und der Studierende aufgefordert, den Link zur Befragung weiterzuleiten bzw. zu teilen.

Insgesamt beinhaltet der Online-Fragebogen 51 Fragen und es wird eine durchschnittliche Bearbeitungszeit von 15 Minuten erwartet. Die Beantwortung des Fragebogens kann unterbrochen und zu einem späteren Zeitpunkt fortgesetzt werden. Eine mehrmalige Beantwortung durch einen einzelnen Teilnehmer ist durch technische Maßnahmen ausgeschlossen.

Ablauf der Datenerhebung

Die Online-Befragung wurde vom 17. Dezember 2012 bis 03. Februar 2013 mit dem Befragungstool Netigate durchgeführt und dauerte somit insgesamt acht Wochen. Der Zeitpunkt lag sowohl für die deutschen als auch die amerikanischen Studierenden außerhalb des Prüfungszeitraumes.

Die Verteilung des Links zur Online-Befragung erfolgte per E-Mail, per Sozialer Online Netzwerke (hier Facebook und XING), telefonisch und auch im persönlichen Kontakt. Weiter war die Umfrage über eine extra Webseite und extra Facebook-Seite erreichbar, die jeweils Links zur Weiterleitung bzw. zum Teilen der Befragung boten (vgl. Abbildung 25).

Abbildung 25: Webseite und Facebook-Seite zum Verteilen der Online-Befragung

(Webseite: http://study-and-research.eu | Facebook-Seite: https://www.facebook.com/studyandresearch.eu)

Um deutsche Studierende zu erreichen wurden persönliche und berufliche Kontakte, teils in Schlüsselpositionen an Hochschulen, per E-Mail informiert und um Verteilung der Online-Befragung unter den Studierenden gebeten. Zusätzlich wurden ASTAs per E-Mail angeschrieben. Auf diversen Hochschul-Seiten auf Facebook wurde der Link gepostet und mehrfach geteilt. Alle privaten und beruflichen Facebook-Kontakte und XING-Kontakte wurden aktiviert. Vielfach wurde der Link zur Befragung unter den Studierenden selbst weiterverteilt und erreichte am Ende Teilnehmer aus allen Bundesländern.

Um amerikanische Studierende zu erreichen, wurden ebenfalls bestehende private und berufliche Kontakte genutzt. Es wurden zudem mehr als 500 E-Mails an Personen aus allen Bundesstaaten in Schlüsselpositionen, wie Head of Department, Head of Students Affairs oder Head of Research, gesendet. Weiter wurden auch hier Links auf den Facebook-Seiten der Hochschulen gepostet.

Insgesamt gestaltete es sich hier weit aufwändiger, die Befragung zu lancieren und Studierende zu gewinnen, da die meisten amerikanischen Hochschulen sehr strenge Richtlinien haben, was die Durchführung von Forschung anbelangt. Hier muss in der Regel jedes Erhebungsinstrument extra geprüft und zugelassen werden. Und so waren teils weitere Nachweise und Prüfdokumente erforderlich, um die Befragung starten zu können.

Abbildung 26 informiert darüber, wie die Studierenden von der Umfrage Kenntnis erhalten haben.

Abbildung 26: Verteilung der Umfrage (N=660)

Auswertung der Befragung

Die Auswertung der Online-Befragung wurde mit der Software SPSS, ergänzt durch das Tool der Umfragesoftware Netigate durchgeführt. Insgesamt ist der Fragebogen 1714 mal aufgerufen, von 1020 Studierenden begonnen und von 632 beendet worden. Die Abbrecherquote lag somit bei 38 %, wobei ein Teil der Befragten bereits bei der zweiten Fragen die Bearbeitung nicht fortgesetzt hat. Sicher trug die Länge des Fragebogens und die doch etwas knapp angegebene Bearbeitungszeit mit zum Abbruch der Bearbeitung bei. Der Großteil der Studierenden ist der Altersgruppe bis 25 Jahre zuzuordnen (N = 606; 65%). 26 % der Studierenden sind 26 bis 35 Jahre alt (N = 248) und weitere 9 % älter als 35 Jahre (N = 80). Hinsichtlich der Bundesländer bzw. Bundesstaaten konnte eine größere Verteilung erreicht werden (vgl. Anhang A6).

Im Fokus der Auswertung steht der Vergleich zwischen deutschen und amerikanischen Studierenden. Da davon ausgegangen wird, dass die Art und Weise zu kommunizieren, sich zu vernetzen und auch zu lernen u. a. kulturell vorgeprägt ist (vgl. Kap. 5.2), werden in der Ergebnisdarstellung nur Studierende mit Herkunftsland Deutschland (N = 460) und Herkunftsland USA (N = 352) berücksichtigt (Teilnehmer inklusive späterer Abbrecher).

Da weiter davon ausgegangen wird, dass sich Lernen hinsichtlich Geschlecht und Studienrichtung zumindest in Teilbereichen unterscheidet (vgl. Artelt 1999; Strebelow,

N = 485; 73%

N = 26; 4%

N = 11; 2%

N = 85; 13%

N = 17; 3% N = 36; 5%

E-Mail persönlich Webseite Facebook

andere soziale Netzwerke anderes

Schiefele 2006; Ziegler, Dresel 2006; Wild 2000; ebd. Kap. 4.1 u. a.), wird die Stichprobe, sofern es dazu eine begründete Annahme gibt, auf Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Studierenden und innerhalb nicht-technischer/nicht-naturwissenschaftlicher Studienrichtung und technischer/naturwissenschaftlicher Studienrichtung hin untersucht.

Signifikante Unterschiede werden entsprechend ausgewiesen. In den Teilgruppen werden die Studierenden nochmals etwas genauer gefiltert und jeweils die Studierenden mit Herkunftsland und Studienland Deutschland (N=448) und Studierende mit Herkunftsland und Studienland USA (N=340) ausgewiesen. Eine tiefergehende Unterteilung hinsichtlich einzelner Studienrichtungen erscheint nicht sinnvoll, da die Stichprobe möglicherweise zu klein wird, um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten (vgl. Anhang A6). Es werden so für die weitere Auswertung der Online-Befragung zwei Studiengebiete definiert, wohlwissend, dass innerhalb dieser mit weiteren Unterschieden zu rechnen ist: (1) der nicht-technische/nicht-naturwissenschaftliche Bereich mit den Studienrichtungen Geistes- und Erziehungswissenschaft, Kunst, Medienwissenschaft, Medizin, Rechtswissenschaft, Sozialwissenschaft, Sprache und Kultur und Wirtschaftswissenschaft und (2) der technische/naturwissenschaftliche Bereich mit den Studienrichtungen Naturwissenschaft, Technik und technisch-wirtschaftlicher Richtung.

Bei der Einordnung der Ergebnisse aus der Online-Befragung ist sicher auch zu beachten, dass trotz aller Sorgfalt aufgrund der Zweisprachigkeit eine unterschiedliche begriffliche und inhaltliche Auslegung der formulierten Fragen nicht auszuschließen ist, was eine mögliche Verfälschung der Ergebnisse nach sich ziehen kann. Hier sei stellvertretend auf ein sowohl im Deutschen als auch im Englischen unterschiedliches Verständnis der Begriffe Spaß/Freude und fun/joy verwiesen, die im Zusammenhang mit der intrinsischen Lernmotivation erhoben wurden. Auch der Begriff der Lernplattform kann möglicherweise unterschiedlich interpretiert worden sein (Learning Management System versus Studierenden-Verwaltungssoftware), so dass die Antworten auf die Fragen nach Vorhandensein und Nutzung ebendieser möglicherweise nicht genau ermittelt werden konnten.

Die Beantwortung der Fragen nach der gewählten Kommunikationsform u. ä. könnten mitunter ebenso vom Verständnis her unterschiedlich beantwortet worden sein, da beispielsweise Applikation oder Anwendungen und dazu benutzte Medien teils nicht mehr eindeutig zuzuordnen sind und verschmelzen. Dies ist aber für die Auswertung eher unbedeutend, da aus zuvor benanntem Grund nicht das benutzte Medium oder die verwendete

Applikation im Vordergrund steht, sondern die dazu erforderliche Interaktivität. Weitere kritische Betrachtungen zur Online-Befragung und zur Studie selbst sind den Kapiteln 5.8 und 6.5 zu entnehmen.

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