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2.4 Bedeutung der Vermahlungsintensität von Futterkomponenten

2.4.3 Magen-/Darmgesundheit

Wie im vorherigen Kapitel beschrieben, ist ein gut entwickelter Muskelmagen eine Voraussetzung für physiologische Abläufe diverser Verdauungsprozesse. Dabei wird seine Entwicklung entscheidend von der Futterstruktur beeinflusst. Dies geht aus zahlreichen Studien zu dieser Thematik hervor. Durch morphologische Veränderun-gen im GIT nimmt die Futterstruktur dabei sowohl Einfluss auf die Verwertung von Nährstoffen, als auch auf andere physiologische Vorgänge, was wiederrum zu Ver-änderungen auf mikrobieller Ebene führt. Schließlich sind die aufgeführten Parame-ter auch als Einflussfaktoren auf die Gesundheit des Tieres anzusehen.

Wie bereits erwähnt, führt der Einsatz grober Futterkomponenten beim Geflügel zu einer stärkeren Entwicklung des Muskelmagens. Dieser weist bei Tieren, deren Fut-ter grobe FutFut-terbestandteile enthält, im Vergleich zu Tieren, deren FutFut-ter ausschließ-lich aus gemahlenen oder feineren Komponenten besteht, ein deutausschließ-lich höheres abso-lutes und relatives Gewicht auf (NIR et al. 1994a; ENGBERG et al. 2002; HETLAND et al. 2002; WITTE 2012). Dieses Phänomen wurde auch in Studien mit Schweinen beobachtet (HEDEMANN et al. 2005; BETSCHER 2010).

Beim Geflügel wird die gesteigerte muskuläre Aktivität des Magens als Hauptgrund für seine stärkere Entwicklung angesehen. Sie ist notwendig um dem hohem Auf-kommen grober Partikel gerecht zu werden (HILL 1971).

Des Weiteren machten GABRIEL et al. (2003) die Beobachtung, dass auch die Drü-senmagengesundheit durch eine grobe Futterstruktur positiv beeinflusst wird. Bei vergleichender Bewertung der Drüsenmägen von Broilern, die Futter mit gemahlenen Weizen erhielten, und Broilern, denen ein Futter mit ganzem Weizen zur Verfügung stand, wiesen erstere eine Drüsenmagendilatation auf. Laut der Studie waren alle Tiere (n=12) dieser Gruppe davon betroffen. Bei ihnen war keine deutliche Abgren-zung zwischen Drüsen- und Muskelmagen mehr sichtbar. Auch in der Arbeit von WITTE (2012) war dieses Erkrankungsbild fast ausschließlich bei Broilern zu be-obachten, deren Pellets fein vermahlenen Weizen enthielten (anstatt grob vermahle-nen Weizens oder ganzer Weizenkörner).

Auch O’DELL et al. (1959) stellten neben einer Unterentwickelung des Muskelma-gens ein gehäuftes Auftreten einer Drüsenmagenerweiterung fest, wenn es im Futter

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an Struktur fehlte. Bei Fütterung von ganzem Weizen kam es nach JONES und TAYLOR (2001) bei Broilern dagegen zu einem reduziertem Vorkommen dieser Er-krankung.

Im Falle einer Dilatation nimmt der Drüsenmagen nicht an Gewicht zu (BANFIELD et al. 2002; GABRIEL et al. 2003; GABRIEL et al. 2008). Als Ursache wird eine Erweite-rung der Drüsen, die sich in der Submukosa des Organs befinden, angenommen (O’DELL et al. 1959).

Grobe Futterbestandteile tragen damit zu einer normalen Entwicklung des Drüsen- und Muskelmagens bei, ein unterentwickelter Muskelmagen, wie er bei unstrukturier-tem Futter vorkommt, ist demnach als „unphysiologisch“ anzusehen (SVIHUS 2011).

Die Futterstruktur scheint sich hinsichtlich morphologischer Veränderungen fast aus-schließlich auf den vorderen Verdauungstrakt zu beschränken. Es wurden im Darm-trakt kaum Reaktionen, zum Beispiel in Form einer relativen Gewichtszunahme fest-gestellt. Die Erklärung hierfür liegt nach Einschätzung von BETSCHER et al. (2010) vermutlich darin, dass die Partikel, die den Darmtrakt erreichen, durch den Muskel-magen bereits intensiv zerkleinert wurden und so keinen Einfluss mehr nehmen.

Ein weiterer positiver Effekt einer gröberen Futterstruktur ist die bereits erwähnte längere Verweildauer grober Partikel im Muskelmagen. Diese begünstigt nicht nur den Nährstoffaufschluss, sondern auch die Magen-/Darmgesundheit. Die höhere muskuläre Aktivität stimuliert die Salzsäuresekretion im Drüsenmagen, in Kombinati-on mit der längeren RetentiKombinati-onszeit des Muskelmageninhalts, kann diese zudem län-ger einwirken. Die Folge ist ein tieferer pH-Wert im Inhalt des Muskelmagens, wie in vielen Studien bei grob strukturiertem Futter nachgewiesen wurde (NIR et al. 1994a;

GABRIEL et al. 2003; SVIHUS 2011; ÜFFING 2012). ENGBERG et al. (2004) vermu-ten außerdem, dass auch eine Stimulation der bakteriellen Fermentation zu niedrige-ren pH-Werten beiträgt. Dies begründen sie mit dem Anstieg an Laktobazillen und deren Fermentationsprodukte (Milchsäure) in Muskelmägen von Broilern, die mit ganzem Weizen gefüttert wurden.

Der niedrigere pH-Wert führt außerdem zu einer nachweislichen Reduzierung der pathogenen Mikroflora im GIT. MIKKELSEN et al. (2004) stellten bei Schweinen, die mit grob vermahlenem Futter versorgt wurden, geringere pH-Werte im Magenchymus

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und deutlich weniger Salmonellen im Magen und Caecum fest. Zu ähnlichen Ergeb-nissen kamen auch ENGBERG et al. (2004): Sie beobachteten geringere Keimzah-len an Anaerobiern im Muskelmagen sowie an Laktose-negativen Enterobacteriacae, wie Salmonellen, im Intestinaltrakt bei Broilern, die ganzen Weizen erhielten, und machten dafür den geringeren pH-Wert im Muskelmagen verantwortlich.

Auch BJERRUM et al. (2005) führen in ihrer Studie die reduzierte Anzahl von Clos-tridium perfringens und Salmonella Typhimurium im Muskelmagen und in den nach-folgenden Darmabschnitten bei Broilern auf den niedrigen pH-Wert zurück, der durch die Fütterung grober Weizenkörner bedingt ist.

Einen ähnlichen Effekt stellte ÜFFING (2012) bei Broilern fest, in deren pelletierten Mischfutter die Hauptkomponenten nur grob vermahlenen waren. Diese wiesen im Muskelmagen sowohl geringere pH-Werte als auch reduzierte Gehalte an E. coli so-wie Staphylokokken und Streptokokken auf.

Des Weiteren stellte BETSCHER (2010) eine Wirkung der Futterstruktur auf die Mukusschicht des GIT bei Schweinen fest. Diese hat eine schützende Funktion, in-dem sie das Epithel neben mechanischen und chemischen Einwirkungen auch vor dem Eindringen von Pathogenen bewahrt. Bei der Verwendung von Pellets, die eine feine Struktur aufwiesen, waren vor allem neutrale Muzine vorzufinden, wohingegen der Einsatz gröber strukturierten Futters ein Auftreten sowohl neutraler als auch sau-rer Muzine gleichermaßen bewirkte. Saure Muzine wirken effizienter gegen Pathoge-ne und sind widerstandsfähiger.

Erwähnenswert ist auch, dass die Einstreu in der von ELWINGER et al. (1991) mit Broilern durchgeführten Studie bei Austausch von gemahlenem gegen ganzen Wei-zen höhere TS-Gehalte aufwies. Eine trockenere Einstreu wirkt sich wiederrum güns-tig auf die Fußballengesundheit der Tiere aus (KAMPHUES et al. 2011).

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