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In der Nutzgeflügelhaltung steht das Auftreten entzündlicher Fußballenveränderun-gen der Tiere bereits seit vielen Jahren zur Debatte. Tierwohl, Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit bilden dabei die wesentlichen Diskussionsschwerpunkte (KAMPHUES et al. 2011). Es besteht daher die Notwendigkeit, Mittel zu finden, die zu einer Reduzierung dieser Problematik beitragen.

2.5.1 Bedeutsamkeit in der Mastgeflügelhaltung

Mit der Entstehung und Prävention von Foot Pad Dermatitis (FPD) beim Nutzgeflügel beschäftigen sich zahlreiche Forschungsarbeiten (CHAVEZ u. KRATZER 1972, 1974; GREENE et al. 1985). Dies und die hohe Prävalenz an betroffenen Tieren un-terstreichen die enorme Relevanz dieser Erkrankung. So wurde in einer in Schweden durchgeführten Studie bei 88,3 % der Betriebe FPD festgestellt. Die Prävalenz der Masthähnchen, die unter schweren Fußballenveränderungen litten, betrug 10 % (EKSTRAND et al. 1998). Bei BERG (1998) nahm sie bei Broilern, die milde Läsio-nen aufwiesen, Werte von bis zu 35 % an, bei Puten sogar bis zu 78 %.

Dabei ist es unumstritten, dass entzündliche Veränderungen am Fußballen Schmer-zen erzeugen und damit das Wohlbefinden der Tiere beeinträchtigen (HASLAM et al.

2007; LESSMANN u. PETERMANN 2011; MICHEL et al. 2012). Eine reduzierte Fut-teraufnahme und damit geringere Körpermassenzunahmen sind die Konsequenz (MARTLAND 1985).

Zudem stellen die Läsionen Eintrittspforten für Keime und somit eine Gefährdung der Lebensmittelsicherheit und des Verbraucherschutzes dar (KERSTING 1996).

Die steigende Nachfrage nach Geflügelfüßen in Ländern wie China fungiert ebenfalls als Antrieb Maßnahmen zu entwickeln, die zu einer Verbesserung der Fußballen-gesundheit in der Geflügelhaltung beitragen (SHEPHERD u. FAIRCHILD 2010).

Von wirtschaftlichem Interesse ist außerdem die Beobachtung, dass Tiere in Herden mit einem hohen Vorkommen an FPD meist auch an anderen Körperstellen Verände-rungen, wie zum Beispiel Brustblasen, aufweisen. Daraus resultiert eine höhere An-zahl an Schlachtkörpern, die verworfen werden (GREENE et al. 1985; MARTLAND 1985; HASHIMOTO et al. 2013).

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2.5.2 Ätiologie

Bei FPD handelt es sich um eine Form der Kontaktdermatitis (GREENE et al. 1985).

Die Faktoren, die eine FPD begünstigen, sind vielfältig und umfassen die Bereiche Zucht, Haltung, Management und Fütterung (KAMPHUES et al. 2011). In Hinblick auf die vorliegende Arbeit soll vorrangig auf die Fütterung und Haltungsbedingungen, welche die Fußballengesundheit der Tiere beinträchtigen können, eingegangen wer-den.

Ein häufig fallender Begriff in der Debatte um FPD lautet „wet litter“ (= nasse Ein-streu). Bereits mehrfach wurde nachgewiesen, dass ein hoher Feuchtegehalt der Einstreu bzw. des Exkremente-Einstreu-Gemisches die Entstehung entzündlicher Fußballenveränderungen begünstigt. So stellte MARTLAND (1984, 1985) einen kla-ren Zusammenhang zwischen Einstreuqualität und FPD bei Puten und Broilern fest.

Bei letzteren wurde unter anderem eine Abheilung ulzerativer Fußballenveränderun-gen beobachtet, nachdem ein Wechsel von feuchter auf trockene Einstreu stattfand (MARTLAND 1985). In einer weiteren Studie mit Puten, deren Einstreu sich im Feuchtigkeits- und/oder Exkrementegehalt unterschied, wurde nachgewiesen, dass allein die Einstreufeuchte (auch ohne Exkremente) schon zur Entwicklung der FPD führt. Der Verschmutzungsgrad spielte keine Rolle (MAYNE et al. 2007). Zum glei-chen Ergebnis kamen auch YOUSSEF et al. (2011b).

Dabei wird ein Feuchtegehalt in der Einstreu ab 35 % als kritisch angesehen, da in diesem Bereich eine zunehmende Frequenz und Intensität von FPD beobachtet wur-de (MAYNE et al. 2006; ABD EL-WAHAB et al. 2012b).

Ursachen, die zur Entstehung des sogenannten „wet litter syndrome“ beitragen, gibt es viele. Einen wichtigen Faktor stellt dabei die Futterzusammensetzung dar. Dies erklärt sich vor allem mit ihrem Einfluss auf die Exkrementequalität. Aber auch das Vorhandensein oder Fehlen bestimmter Nährstoffe, die sich zum Beispiel auf die In-tegrität der Fußballenhaut auswirken, können die Entstehung von FPD begünstigen oder hemmen (KAMPHUES et al. 2011).

Auch SES zählt zu den Futterkomponenten, die mit einer ungünstigen Entwicklung der Fußballengesundheit einhergehen, wenn sie in hohen Anteilen im Futter enthal-ten sind (JENSEN et al. 1970; CHAVEZ u. KRATZER 1974; YOUSSEF et al. 2011a).

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Zum einen weist SES mit 19 bis 22,1 g/kg uS recht hohe Kaliumgehalte auf (KAMPHUES et al. 2014). Ein hoher Kaliumgehalt im Futter beeinflusst das Trinkver-halten der Tiere, indem diese mehr Wasser aufnehmen. Dementsprechend steigt der Feuchtegehalt der Exkremente und schließlich der Einstreu (EICHNER et al. 2007;

YOUSSEF et al. 2011a). Zum anderen besteht SES zu 6 % aus Raffinose und Stachyose (KAMPHUES et al. 2014). Monogastrier sind nicht in der Lage diese Oli-gosaccharide zu verdauen, da sie kein entsprechendes Enzym dafür besitzen. Daher findet ihr Abbau auf mikrobieller Ebene durch intestinale Bakterien statt (GITZELMANN u. AURICCHIO 1965). Die Exkremente von Tieren, die ein Futter er-hielten, dem Raffinose zugesetzt wurde, hatten einen höheren Feuchtegehalt als die Exkremente der Tiere, denen ein Futter mit Enzymsupplementation zur Verfügung stand (LESKE et al. 1991). Zudem weisen die Exkremente eine „klebrige“ Konsistenz beim Einsatz von SES auf, die vermutlich durch die erwähnten Inhaltstoffe bedingt ist (KAMPHUES et al. 2011).

Weiterhin wird vermutet, dass auch der Proteingehalt von Bedeutung ist, indem durch eine gesteigerte Proteinaufnahme mehr Abbauprodukte anfallen, die über die Nieren ausgeschieden werden. Dies äußert sich schließlich in einer gesteigerten Wasseraufnahme (FRANCESCH u. BRUFAU 2004). NAGARAJ et al. (2007) stellten in ihrer Arbeit einen Vergleich zwischen Futter mit hohem und Futter mit niedrigem Proteingehalt auf. Als Proteinträger wurde SES eingesetzt. Dabei zeigten die Tiere, die das proteinreiche Futter erhielten, deutlich häufiger Veränderungen der Fußbal-lenhaut als die Tiere, deren Futter einen geringeren Gehalt an Protein aufwies. Aller-dings ist festzuhalten, dass nicht nur der Proteingehalt allein für diesen Effekt ver-antwortlich gemacht werden sollte, da es sich meist um ein Zusammenspiel mehrerer Inhaltsstoffe handelt. Im Falle von SES dürften auch Kalium und gewisse Kohlenhyd-rate ihren Teil zu dem Ergebnis beigetragen haben (KAMPHUES et al. 2011).

Des Weiteren scheint auch die Mischfutterbearbeitung einen Einfluss auf die Fuß-ballengesundheit der Tiere zu haben. Dazu zählt unter anderem die Partikelgröße der Mischfutterkomponenten. So erfolgte bei der Fütterung mit Pellets eine höhere Wasserabgabe über die Exkremente als bei der Fütterung mit Schrot (CARRÉ et al.

1995). Dies deckt sich mit den Ergebnissen aus einer weiteren Studie, in der die

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kremente von Broilern einen geringeren Wassergehalt aufwiesen, wenn diese mit gröber strukturiertem Futter versorgt wurden (CARRÉ et al. 2002).

Dies geht teilweise konform mit den Ergebnissen aus der Dissertation von WEISS (2015). Auch hier nahm die Prävalenz von FPD höhere Werte bei den Tieren an, de-ren Pellets feinere Partikel enthielten. Allerdings wade-ren bei Enzymzulage die FPD-Scores signifikant höher bei den Tieren, deren mit NSP-spaltenden Enzymen supp-lementierte Pellets eine gröbere Partikelstruktur aufwiesen.

Vor diesem Hintergrund ist eine Studie von ABD EL-WAHAB et al. (2012a) mit Broi-lern zu nennen, in der Mischfutter mit identischer Zusammensetzung, aber unter-schiedlicher Konfektionierung eingesetzt wurden. Dabei handelte es sich entweder um Extrudate oder Pellets. Die Exkremente der mit einem Extrudat versorgten Tiere wiesen aufgrund geringerer TS-Gehalte eine schlechtere Qualität auf als die Exkre-mente der mit Pellets versorgten Tiere. Dies wirkte sich auch auf die Einstreuqualität und auf die Fußballengesundheit der Tiere aus.

Die Charakterisierung von Fußballenveränderungen kann anhand unterschiedlicher Bewertungssysteme vorgenommen werden. So stellte zum Beispiel MARTLAND (1984) ein vierstufiges Scoring-System auf, in dem ein Fußballen mit einem Score von 0 keinerlei Läsionen und mit einem Score von 3 tiefe Ulcera aufweist.

HOCKING et al. (2008) entwickelten hingegen ein Bewertungsschema, das aus fünf Werten besteht, die insbesondere die Fläche der Nekrosen am Fußballen bewerten (außer Score 0 = keine Veränderungen).

Bei dem von MAYNE et al. (2007) genutzten System handelt es sich mit acht Score-Stufen um eine noch genauere Bewertungsweise. Auch hier steht Score 0 für einen gesund erscheinenden Fußballen ohne jegliche Veränderung. Score 7 wird verge-ben, wenn über die Hälfte der Fußballenhaut nekrotische Veränderungen (schwarze Fläche) aufweist. In Kapitel 3.1.9 ist eine ausführliche Erläuterung dieses Scoring-Systems zu finden.

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