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Lern- und bildungsrelevante Erfahrungen, Einstellungen und Motive

3. Lerninteressen, -erfahrungen und Weiterbildungsbeteiligung (Barz & Tip

3.5. Lern- und bildungsrelevante Erfahrungen, Einstellungen und Motive

Ein Blick auf die Finanzierung der letzten Weiterbildung macht deutlich, dass die Frauen in der Familienphase ihre Teilnahme an allgemeiner Weiterbildung sowie die vergleichsweise seltene Teilnahme an beruflicher Weiterbildung überdurchschnitt­

lich oft selbst finanzieren: Während 34 Prozent aller Teilnehmer an beruflicher oder allgemeiner Weiterbildung ihre letzte Veranstaltung selbst bezahlten, trifft dies für 55 Prozent der Frauen in der Familienphase zu. Auf eine differenzierte Auswertung wurde aufgrund der geringen Fallzahlen verzichtet.

Vergleicht man die Regelmäßigkeit der Kursteilnahme, nehmen die untersuchten Frauen zu einem größeren Anteil (69 %) an allen Veranstaltungen teil, obwohl die meist länger sind. Bei allen Teilnehmern an beruflicher und allgemeiner Weiterbil­

dung liegt der Anteil bei 61 Prozent (Kuwan, Graf-Cuiper & Tippelt 2004, S. 36).

3.5. Lern- und bildungsrelevante Erfahrungen, Einstellungen

Ähnliches gilt für die abgrenzenden bzw. negativen Aspekte von gebildeten Men­

schen (vgl. im Anhang Tabelle 41, S. 257): Die untersuchten Frauen fühlen sich eher seltener gesellschaftlichen Kreisen zugehörig, in denen gebildete Menschen verkeh­

ren als die Gesamtbevölkerung (Mittelwert 3,11 vs. 2,89 bei Skalenwerten von 1 (trifft voll und ganz zu) bis 4 (trifft überhaupt nicht zu).

Motivation und Lernen: Einschätzung des eigenen Lernverhaltens

Auch die Einschätzung des eigenen Lernverhaltens der untersuchten Frauen weicht nicht wesentlich von der Gesamtbevölkerung ab: So geben mit 81 Prozent die meis­

ten an, dass ihnen Lernen Spaß macht (gesamt: 80 %). Mit einem Anteil von 43 Pro­

zent sind die Frauen in der Familienphase etwas häufiger der Ansicht, dass ihnen das Lernen leichter fällt als anderen (gesamt: 38 %).

Erfahrung mit beruflichem Lernen und wahrgenommener Lernerfolg

Alle, die bereits erwerbstätig waren, wurden danach gefragt, wie viel sie mit unter­

schiedlichen Formen des beruflichen Lernens gelernt haben. Dabei gaben ein Teil der Frauen für einige Lernformen an, diese nie gemacht zu haben, sodass hier zu­

nächst die Erfahrung mit der Lernform ausgewertet werden kann (vgl. Tabelle 20).

Dabei zeigt sich, dass die Frauen in der Familienphase mit Erwerbserfahrung nicht so viele Erfahrungen mit beruflichem Lernen wie die Gesamtheit aller früher oder derzeit Erwerbstätigen ohne Rentner haben.

keine Erfahrung mit folgenden Formen des beruflichen Lernens

Frauen in der Fa­

milienphase mit Erwerbserfah­

rung (n=171)

früher oder der­

zeit Erwerbstäti­

ge ohne Renter (n=2.179)

Selbstlernen durch Beobachten und Ausprobieren 2 1

Unterweisung oder Anlernen am Arbeitsplatz 9 5

Lesen beruflicher Fachliteratur 9 5

Betriebliche Lehrgänge, Kurse oder Seminare 22 12

Außerbetriebliche Lehrgänge, Kurse oder Seminare 26 15

Unterweisung oder Anlernen im privaten Umfeld für den

Beruf 24 14

selbst gesteuertes Lernen mithilfe von Medien (z. B. CBT,

CD) 23 17

selbst gesteuertes Lernen mithilfe einer virtuellen Lernum­

gebung im Internet 55 33

Tabelle 20: Anteil der Befragten, die keine Erfahrung mit unterschiedlichen Formen berufli­

chen Lernens haben, von aktuell nicht oder nur eingeschränkt erwerbstätigen Frauen, die über Erwerbserfahrung verfügen und in deren Haushalten Kinder unter 18 Jahren leben so­

wie bei allen Befragten, die bereits erwerbstätig waren aber keine Rentner sind. Quelle: Ei­

gene Berechnungen der Daten von Barz & Tippelt (2004a vgl. Frage 10.2.2). Anmerkung:

Skalenwerte 6=trifft nicht zu, habe dies nie gemacht.

Besonders auffallend ist, dass jeweils rund ein Viertel weder betriebliche oder außer­

betriebliche Lehrgänge besucht hat und noch nie im privaten Umfeld für den Beruf unterwiesen oder angelernt wurde. Besonders deutlich ist der Unterschied bei der bisherigen geringeren Erfahrung beim Lernen mit virtuellen Lernumgebungen. Die vergleichsweise kurze oder zeitlich eingeschränkte Erwerbserfahrung macht sich also deutlich bemerkbar.

Die Erfahrungen mit den unterschiedlichen Formen beruflichen Lernens der jemals Erwerbstätigen in der untersuchten Gruppe werden auch mit den Lernerfahrungen anderer Gruppen verglichen: mit den erwerbstätigen Müttern, den erwerbstätigen Vätern, den erwerbstätigen Frauen ohne Kinder sowie den erwerbstätigen Männern ohne Kinder (vgl. Abbildung 19).

Abbildung 19: Anteil der Personen, die bereits Erfahrungen mit den unterschiedlichen For­

men beruflichen Lernens gemacht haben an allen, die bereits über Erwerbserfahrung verfü­

gen: nicht oder nur eingeschränkt erwerbstätige Frauen mit Kindern unter 18 Jahren im Haushalt (n=171), in Vollzeit erwerbstätige Frauen mit Kindern unter 18 Jahren im Haushalt (n=118), in Vollzeit erwerbstätige Frauen ohne Kinder im Haushalt (n=336), in Vollzeit er­

werbstätige Männer mit Kindern unter 18 Jahren im Haushalt (n=366) sowie in Vollzeit er­

werbstätige Männer ohne Kinder im Haushalt (n=551). Quelle: Eigene Berechnungen der Daten von Barz & Tippelt (2004a vgl. Frage 10.2.2).

Dabei zeigt sich, dass die Frauen in der Familienphase im Vergleich mit diesen Gruppen nicht bei jeder Lernform anteilig die geringste Erfahrung haben, obwohl teils nur über geringe Berufserfahrung verfügen. Sie weisen aber hier auch nie die größte Quote auf. So hat beispielsweise schon ein größerer Anteil der Frauen in der Familienphase selbst gesteuert mithilfe von Medien gelernt (77 %) als bei den er­

werbstätigen Frauen ohne Kinder (70 %). Und auch beim Lesen beruflicher Fachlite­

ratur liegen Frauen in der Familienphase mit 90 Prozent obenauf mit den erwerbstäti­

gen Müttern (88 %) und den erwerbstätigen Frauen ohne Kinder (89 %). Würde je­

doch noch der Anteil derjenigen, die noch nie erwerbstätig waren, also keine Erfah­

rung mit Formen des beruflichen Lernens am Arbeitsplatz haben können (9 %), aber nicht befragt wurden, abgezogen, würden die Frauen in der Familienphase im Ver­

gleich mit den Gruppen der Erwerbstätigen stets den letzten Rang belegen.

Während die erwerbstätigen Männer mit und ohne Kinder bei den meisten Lernfor­

men die größte Erfahrung ausweisen, gibt es kaum Unterschiede beim Selbstlernen durch Beobachten und Ausprobieren, mit dem praktisch jeder Erfahrung hat. Bei

„Unterweisung und Anlernen“ am Arbeitsplatz haben wiederum die Frauen in der Familienphase einen leichten Vorsprung, was eventuell auf die Arbeitssituation (ten­

denziell mehr geringer bezahlte und unqualifizierte Tätigkeiten) zurückzuführen ist.

Alle, die bereits erwerbstätig waren, wurden danach gefragt, wie viel sie mit den un­

terschiedlichen Formen des beruflichen Lernens gelernt haben (s. Tabelle 46, S. 260). Die Frauen in der Familienphase, die bereits mit den genannten Formen des beruflichen Lernens gelernt haben, schätzen ihren jeweiligen Lernerfolg dabei etwa gleich oder geringer als die Befragten der Gesamtbevölkerung, die bereits Erfahrung mit der Lernform aufweisen (vgl. im Anhang Tabelle 46, S. 260).

Nutzen von Weiterbildung

Vier Aussagen zum Nutzen einer Teilnahme an Weiterbildungsveranstaltungen soll­

ten bewertet werden. Die Auswertung zeigt kaum Abweichungen von der Gesamtbe­

völkerung (s. Anhang Tabelle 41, S. 257): Die Einschätzungen zu den drei Aussagen

„man bekommt oft die entscheidenden Tipps und Hinweise eher in den Pausen von anderen Teilnehmern als durch den Dozenten/die Dozentin“, „ich habe Zweifel, ob Weiterbildungsveranstaltungen wirklich etwas bringen“ und „das, was man aus ei­

nem Kurs an Wissen und Können mitnimmt, kann man sich eigentlich genauso gut selbst erarbeiten (bspw. mit Fachbüchern oder Lernprogrammen am PC)“ schätzen sie so häufig als zutreffend ein wie die Gesamtbevölkerung. Nur ein kleiner Unter­

schied bezüglich der Aussage „was ein Lehrgang/Kurs für mich bringt, hängt vom Dozenten/ von der Dozentin ab“ lässt sich feststellen: Für Frauen in der Familien­

phase trifft dies etwas seltener zu (68 vs. 76 % in der Gesamtbevölkerung).

Motive für die Nichtteilnahme an allgemeiner und beruflicher Weiterbildung Alle 85 befragten Frauen, die in den letzten zwölf Monaten nicht an Weiterbildung teilgenommen haben, wurden nach den Gründen gefragt (vgl. Anhang, Tabelle 42, S. 258). Als wichtigste Weiterbildungsbarriere benannten sie mit Abstand „ich bräuchte eine Beratung, um zu wissen, welche Weiterbildung für mich in Frage käme“ (27 % vs. 18 % aller Nichtteilnehmer).

An zweiter Stelle liegt „die Prüfungen schrecken mich immer ab“ (20 % vs. 22 %), gefolgt von „die Weiterbildung verbessert meine Chance auf dem Arbeitsmarkt auch nicht“ (18 % vs. 28 %), „ich benötige keine Weiterbildung“ (18 % vs. 41 %) und

„Weiterbildung erinnert mich viel zu sehr an Schule“ (18 % vs. 21 %).

Deutlich zeigt sich, dass die Nichtteilnehmerinnen nur einen der angebotenen 17 Gründe wichtiger als die Gesamtbevölkerung betrachtet, nämlich ihr Bedarf an Wei­

terbildungsberatung. Dieser Grund erhält mit 27 Prozent den größten Zuspruch. In der Gesamtbevölkerung gibt zum Beispiel mit 44 Prozent fast die Hälfte an, dass sie sich keinen beruflichen Nutzen durch Weiterbildung erwartet (nicht teilnehmende Frauen in der Familienphase: nur 13 %). 41 Prozent der Frauen in der Familienphase stimmen der Aussage zu „ich benötige keine Weiterbildung“. Nur 18 Prozent der nicht teilnehmenden Frauen stimmen dem zu. Dieses Ergebnis stimmt mit den Er­

gebnissen von Kuwan, Graf-Cuiper & Tippelt (2004) überein, nach deren Analysen u. a. Personen mit Kindern unter 14 Jahren einen erhöhten Beratungsbedarf signali­

sieren (S. 93). Offensichtlich spielen die angebotenen Gründe und Motive für die Frauen in der Familienphase jedoch, verglichen mit den Prozentangaben der Gesamt­

bevölkerung, keine so bedeutende Rolle als Weiterbildungsbarriere. Zu vermuten ist, dass die eigentlichen Weiterbildungsbarrieren auch nicht motivationaler Art sind (siehe Diskussion S. 200).

Alle Befragten, die im letzten Jahr an einer Weiterbildung teilnehmen wollten, diese Teilnahme jedoch dann doch nicht zu Stande kam, wurden u. a. nach den Ursachen gefragt. Dies betrifft jedoch nur bei 5 Frauen zu, sodass auf eine weitere Auswertung verzichtet wurde.

Wahrgenommene Transparenz des Weiterbildungsmarktes

Alle Teilnehmer wurden nach ihrem Überblick über das Weiterbildungsangebot ge­

fragt. Es zeigt sich, dass die untersuchten Frauen mit 58 Prozent deutlich seltener als die Gesamtbevölkerung (69 %) angeben, einen guten Überblick zu haben (siehe Ku­

wan, Graf-Cuiper & Tippelt 2004, S. 53).

Alle, die angaben, keinen guten Überblick über das Weiterbildungsangebot zu haben, wurden nach ihrem Interesse an Weiterbildungsberatung gefragt. Bei den Frauen in der Familienphase sind dies 57 Prozent. Bei der Gesamtbevölkerung ist der Anteil der Befragten liegt dieser Anteil bei 37 Prozent (Kuwan, Graf-Cuiper & Tippelt 2004, S. 53). Beeindruckend wird dieser Unterschied, wenn man berechnet, dass auf ihre Gesamtheit der Frauen in der Familienphase umgelegt, ein Viertel (24 %) Inter­

esse an einer Weiterbildungsberatung haben (und es ist nicht auszuschließen, dass dies auch Frauen haben, die angeben, einen guten Überblick über das Weiterbil­

dungsangebot zu haben, jedoch nicht zu ihrem Bedarf an Weiterbildungsberatung ge­

fragt wurden).

3.6. Zusammenhänge zwischen der Situation der Frauen in