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6. Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse

6.2. Frauen in der Familienphase

Frauen in der Familienphase haben ihre Erwerbstätigkeit unterbrochen oder stark eingeschränkt, um Kinder und Haushalt zu betreuen. Einleitend wurde diese Gruppe definiert als 'Frauen, die bis zu 19 Stunden in der Woche erwerbstätig sind, weil sie ihre Kinder und ihren Haushalt betreuen' (siehe u. a. Abschnitt 1.1). Um entspre­

chende Frauen in den Datensätzen zu selektieren, mussten verschiedene Variablen kombiniert werden. Zudem wurde darauf verzichtet, die Statuszuschreibung „Haus­

frau“ auszuwählen, dies betrifft insbesondere die Daten von Barz & Tippelt (2004a, vgl. S. 27 in dieser Arbeit).

Bei der Selektion der Datensätze der „Frauen in der Familienphase“ wurden bei den Daten von Barz & Tippelt (2004a) und der Zeitverwendungsstudie 2001/2002 fol­

gende Variablen genutzt: Alle Frauen wurden einbezogen, die nicht oder nur max. 19 Stunden pro Woche erwerbstätig sind. Es kann daher sein, dass auch Frauen, die nur für wenige Monate arbeitslos sind oder Vollzeitstudentinnen einbezogen wurden.

Der Anteil letzterer liegt jedoch erstaunlich niedrig und ist, bei den ausgewählten an­

deren Gruppen ähnlich hoch bzw. teils höher. Zudem wurden (ausschließlich) solche Frauen einbezogen, in deren Haushalte Kinder wohnen, für die sie als Mutter infrage kommen (in der Zeitverwendungsstudie durch Beziehungsmatrix). Trotz des sorgfäl­

tigen Vorgehens müssen weitere Unschärfen in Kauf genommen werden. So werden Frauen, die im Mutterschutz sind, also erwerbstätig sind, den Frauen in der Familien­

phase zugeschlagen, obwohl es unklar ist, ob tatsächlich eine Berufsunterbrechung über den Mutterschutz hinaus erfolgt. Natürlich müssen Frauen, die nicht erwerbstä­

tig sind, sich auch nicht zwangsläufig um die Familie und Haushalt kümmern, bei­

spielsweise könnten sie auch erkrankt sein und selbst Hilfe beanspruchen.

Bei der Auswahl der „Frauen in der Familienphase“ in der Analyse der Daten von Ludwig (2003) konnte von diesem Schema abgewichen werden, u. a., weil hier die Frauen als Mütter zu identifizieren sind, auch wenn ihre Kinder bereits erwachsen sind. Bei allen ausgewählten Gruppen von „Frauen in der Familienphase“ in den drei Erhebungen ist es zudem nicht (eindeutig) zu klären, ob die Erwerbsunterbrechung aus familiären Gründen (beispielsweise nach Geburt eines Kindes) erfolgte.

Nach einer Hochrechnung aus den Daten der Zeitbudgetstudie des Statistischen Bun­

desamtes befanden sich im Jahr 2001 etwa 4,7 Millionen Frauen mit Kindern unter 18 Jahren in der Familienphase, etwa 600.000 Frauen davon verfügten über ein abge­

schlossenes Studium (vgl. S. 14).

Abgesehen von den Daten zur Erwerbstätigkeit von Müttern im Mikrozensus 2004 (vgl. Abbildung 2, S. 13) liegen keine Daten oder gar Ergebnisse von Vollerhebun­

gen vor, mit denen die Population der „Frauen in der Familienphase“ in Deutschland näher beschrieben werden kann. Auch für andere Arbeiten, die sich mit Frauen in der Familienphase beschäftigen, ist der Überblick über die Situation von Frauen in der Familienphase daher von Interesse (vgl. Tabelle 32). Auf eine Darstellung der Daten der „stillen Reserve“ (Ludwig 2003) wurde verzichtet, da sie nur einen Teil der Frau­

en in der Familienphase repräsentieren und nicht ohne weiteres auf eine überregiona­

le Bedeutung geschlossen werden kann.

Es zeigt sich, dass die untersuchten Gruppen der Erhebungen von Barz & Tippelt (2004a) sowie der Zeitverwendungsstudie 2001/2002, zumindest bei den ausgewähl­

ten soziodemografischen Merkmalen, große Ähnlichkeit aufweisen. Nahezu alle Ab­

weichungen der Daten sind im Fehlertoleranzbereich (vgl. Fehlertoleranztabelle im Anhang S. 255). So sind etwa jeweils die Hälfte der Frauen in der Familienphase zwischen 35 und 40 Jahre alt und haben 2 Kinder. Bei wiederum etwa der Hälfte der Frauen ist das jüngste Kind, das im Haushalt lebt, älter als 6 Jahre alt, also bereits ein Schulkind. Für einen Großteil dieser Frauen dürfte dies bedeuten, dass sie ihre Be­

rufstätigkeit bereits länger als 6 Jahre unterbrochen haben. Im Regelfall (bei über 80 %) leben die Frauen mit einem Partner im Haushalt, mit dem sie in der Regel auch verheiratet sind. Dieser im Vergleich mit allen Müttern in Deutschland geringe­

re Anteil von Müttern, die in Partnerschaft leben überrascht: Den Mikrozensusdaten zufolge sind 5 Prozent der Mütter in Deutschland allein erziehend (Geisler 2005, S. 80).

Auch wenn die meisten Variablen in den beiden Erhebungen ähnliche Werte aufwei­

chen, gibt es drei Ausnahmen:

So zeigt es sich, dass die Frauen in der Familienphase im Datensatz von Barz & Tip­

pelt (2004a) jünger als die in der Zeitverwendungsstudie sind. Geringfügig außerhalb der Fehlertoleranzen liegt dabei die Quote für die Frauen zwischen 18 und 24 Jahren.

Bei allen Müttern sind laut der Auswertung des Mikrozensus 6 Prozent der Alters­

gruppe zwischen 18 und 25 Jahren zugehörig (Geisler 2005, S. 80).

Eine weitere Ausnahme ist die Quote derjenigen, die (noch) keine Berufsausbildung abgeschlossen haben. Sie ist im Datensatz von Barz & Tippelt (2004a) mit 17 Pro­

zent deutlich größer als die 7 Prozent im Datensatz des Statistischen Bundesamtes (2005b). Dies kann damit erklärt werden, dass in der kleineren Stichprobe von Barz

& Tippelt (2004a) auch jüngere Mütter erfasst sind. Tendenziell sind die jeweiligen Anteile von Frauen in der Familienphase mit abgeschlossener Berufsausbildung und Studium im Vergleich mit der erwerbslosen Gesamtbevölkerung hoch (dort: 59 % und 5 % Statistisches Bundesamt 2005e, S. 77). Im Vergleich mit den entsprechen­

den Anteilen in der erwerbstätigen Gesamtbevölkerung sind die Anteile der Frauen mit Meister/Technikerausbildung bzw. einem (Fach-) Hochschulabschluss geringer (sie liegen bei der erwerbstätigen Bevölkerung bei 10 % für die Meister/Techniker und bei 17 % für (Fach-) Hochschulabschlüsse, Statistisches Bundesamt 2005e, S. 77).

Der Vergleich mit den Daten des Mikrozensus zeigt somit, dass die Frauen in der Fa­

milienphase über eher gute Ausbildungen verfügen, jedoch anteilsmäßig weniger hoch qualifizierte Frauen erfasst sind. Es spiegeln sich hier eventuell die Befragungs­

ergebnisse, dass hoch qualifizierte Frauen seltener Kinder bekommen und berufs- und erwerbsorientierter sind, also seltener eine Familienphase einlegen (vgl. Kapitel 2). Zudem kann dies auch als Hinweis auf eine vergleichsweise gute finanzielle Si­

tuation der Familien von Frauen in der Familienphase gedeutet werden, Familien müssen sich die Familienphase auch leisten können.

Frauen in der Familienphase in den Sekundäranalysen Barz & Tip­

pelt (2004a) (N=188)

Zeitverwen­

dungsstudie (N=769)

Alter zwischen 18 und 24 Jahren in Prozent 9 2

zwischen 25 und 34 Jahren in Prozent 35 30

zwischen 35 und 44 Jahren in Prozent 50 54

zwischen 45 und 65 Jahren in Prozent 7 16

durchschnittlich in Jahren 35 39¹

Kinder durchschnittliche Anzahl 1,9 2,0

Haushalt mit zwei Kindern in Prozent 46 52

jüngstes Kind unter 6 Jahren in Prozent 54 49

jüngstes Kind zwischen 6 u. 18 Jahren in Prozent 46 51 durchschn. Anzahl der Personen im Haushalt 4,1 4,1 Partner und

Status mit Partner im Haushalt in Prozent 83 86

verheiratet in Prozent 82 k. A.

ledig in Prozent 15 k. A.

geschieden in Prozent 3 k. A.

Erwerbstätig­

keit erwerbstätig (max. 19 h/Woche) in Prozent 19 28

in Elternzeit/Erziehungsurlaub in Prozent k. A. 28

arbeitslos in Prozent 6 13 bzw. 8¹

noch nie erwerbstätig in Prozent 9 k. A.

Berufsausbil­

dung ohne (inkl. noch keine abgeschlossene) in Prozent 17 7

abgeschlossene Berufsausbildung in Prozent 65 70

Meister/Techniker in Prozent 6 3

Fachhochschule in Prozent 5 7

Universität in Prozent 9 6

sonstiges in Prozent 3 8

Einkommen Haushaltseinkommen zw. 1.500-3.750 € in Prozent 54² 51 Persönl. Einkommen zw. 501 & 1.000 € in Prozent 13 k. A.

sonstiges deutsche Staatsbürgerschaft in Prozent 94 k. A.

Tabelle 32: Daten der Frauen in der Familienphase im Überblick. Quellen: Eigene Berech­

nungen der Daten von Barz & Tippelt 2004a und des Scientific-Use-Files der Zeitverwen­

dungssstudie des Statistischen Bundesamtes 2005b. Anmerkungen: ¹siehe Fußnote 31, S. 140 ²Wert genähert.

Die dritte größere Diskrepanz zwischen Werten einer der zentralen sozioökonomi­

schen Variablen besteht bei der Erwerbstätigkeit (per Definition max. 19 h/Woche).

Während bei Barz & Tippelt (2004a) 19 Prozent der Frauen in der Familienphase an­

geben, sie seien „derzeit erwerbstätig“, liegt der Anteil in der Zeitverwendungsstudie bei 28 Prozent. Allerdings ist bekannt, dass es häufig zu systematischen Fehlern bei der Erfassung der Erwerbsbeteiligung kommt, die mit der Formulierung der Frage zusammenhängen (Statistisches Bundesamt 2006c). Tatsächlich zeigen sich hier deutliche Unterschiede zwischen den Formulierungen43, die wohl die Differenz der Variablenwerte hervorrufen. Nach der Argumentation des Statistischen Bundesamtes (2006c) zufolge ist anzunehmen, dass die tatsächliche Erwerbsbeteiligung der Frauen (z. B. durch Aushilfstätigkeiten, unregelmäßige Arbeiten) sogar über beiden Quoten liegt44. Da die Frauen in der Familienphase definitionsgemäß nur eingeschränkt er­

werbstätig sind, überrascht es nicht, dass ihre Erwerbstätigenquote deutlich unter der allgemeinen Quote von Frauen mit Kindern im Haushalt liegt; diese liegt bei Frauen zwischen 25 und 45 Jahren zwischen 30 und 70 Prozent (Statistisches Bundesamt 2005e, S. 31). Bei Frauen ohne Kinder zwischen 25 und 45 Jahren liegt die Erwerbs­

tätigenquote zwischen 70 und fast 90 Prozent (Statistisches Bundesamt 2005e, S. 31).45

43 Frageformulierung in der Zeitverwendungsstudie des Statistisches Bundesamtes (Variable P31):

„Üben sie eine bezahlte Nebentätigkeit aus, gehen Sie einer unregelmäßigen bzw. gelegentlichen Arbeit nach oder helfen als Familienangehöriger im eigenen Betrieb mit?“; in der Studie von Barz &

Tippelt (2005a): „Sind Sie derzeit erwerbstätig, waren Sie früher erwerbstätig oder sind Sie noch nie erwerbstätig gewesen?“ (Frage 1.3.1)

44 Leider ermöglichen die Daten des Mikrozensus nicht eine Erwerbstätigenquote für Frauen in der Familienphase zu berechnen, da dort keine Kategorisierung für Beschäftigungsverhältnisse mit ma­

ximal 19 h/Woche vorgesehen ist sondern nur die Variable „Teilzeit“ verwendet wird.

45 Bei Männern sind die Verhältnisse anders herum: Väter zeigen eine höhere Erwerbsbeteiligung als gleichaltrige Männer ohne Kinder (Statistisches Bundesamt 2005e, S. 32).

Es zeigt sich, dass die Erwerbsunterbrechung bzw. -einschränkung nur bei einem Teil der Frauen zum Konzept des Dreiphasenmodells passt (s. S. 28), das von einer befristeten Unterbrechung der (Voll-) Erwerbstätigkeit ausgeht. Gut ein Zehntel der Mütter in der Erhebung von Barz & Tippelt (2004a) sowie des Statistischen Bundes­

amtes (2003) waren vor der Betreuung ihrer Kinder nie erwerbstätig. Für wie viele die Familienphase auch tatsächlich (wieder) ein Ende findet, sie also einer (Voll-) Erwerbstätigkeit nachgehen werden, kann nicht prognostiziert werden. Es fehlen auch Angaben darüber, wie viele wieder arbeiten wollen, aber die Daten von Ludwig (2003) zeigen, dass dies bei nahezu allen Frauen der Fall sein sollte. Bei wie vielen die Erwerbstätigkeit wegen der Kinder eingeschränkt wurde (und beispielsweise nicht wegen Arbeitslosigkeit, Krankheit, Studium u. a.) lässt sich ebenso nicht fest­

stellen, zumal sich diese Frage wohl auch häufig nicht eindeutig ursächlich beant­

worten lässt (vgl. auch Engelbrech 1989, S. 102).

Angaben darüber, wie lange die Frauen in den Untersuchungen ihre Erwerbstätigkeit am Stück oder evtl. auch insgesamt bereits unterbrochen haben, liegen nur für die stille Reserve der Region Niederrhein vor (Ludwig 2003): Im Durchschnitt dauerte die Familienphase bei denjenigen, die entsprechende Angaben machten, mehr als 9 Jahre (mehrere Unterbrechungszeiten wurden dabei addiert). Auch bei dieser, dem Arbeitsmarkt vergleichsweise fernen, Gruppe wollen rund 91 Prozent wieder er­

werbstätig werden, 71 Prozent von diesen im erlernten Beruf (Auswertung der Daten von Ludwig 2003).

Der Auswertung der Daten von Barz & Tippelt (2004a) zufolge liegt der Anteil der Erziehungsurlauberinnen bzw. Frauen in Elternzeit bei den Frauen in der Familien­

phase bei 28 Prozent. Diese Frauen haben einen Anspruch, an ihren Arbeitsplatz zu­

rückzukehren, sofern sie spätestens 3 Jahre nach der Geburt des jüngsten Kindes wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren.

Neben diesen sozioökonomischen Merkmalen erlauben die Auswertungen der Daten auch folgende ergänzende Hinweise auf die Situation der Frauen in der Familienpha­

se:

Frauen in der Familienphase sind mit ihrer Zeitverwendung sehr unzufrieden: Nicht einmal die Hälfte der Frauen in der Familienphase ist mit der Zeitverwendung für persönliche Freizeit, Partner, Freunde, Beruf und Arbeit (eher) zufrieden. Allein mit der Zeitverwendung für ihre Kinder sind die Frauen mit 63 Prozent „eher zufrieden“

oder „zufrieden“ (Auswertung der Daten der Zeitverwendungsstudie).

Die Analyse der Daten von Barz & Tippelt (2004a) gibt zudem Aufschlüsse über Be­

sonderheiten der Lebensführung bzw. des Lebensstils, da eine Zuordnung zu den Mi­

lieus nach Sinus-Sociovision möglich ist. Obwohl man davon ausgehen könnte, dass Frauen in der Familienphase eher in wertkonservativen Milieus, die über die entspre­

chenden finanziellen Mittel verfügen, zu finden sind, sind diese Milieus nicht über­

proportional vertreten. Überraschenderweise gibt es allein beim Milieu der Postmate­

riellen deutliche Abweichungen zur Gesamtgruppe, jede fünfte Frau ist ihm zugehö­

rig (siehe auch S. 207 f.).

6.3. Besonderheiten des beruflich relevanten Lernens von