2. Theorien und Forschung zum beruflich relevanten Lernen von Frauen in
2.4. Informelles beruflich relevantes Lernen
Bevor in diesem Abschnitt auf das informelle, beruflich relevante Lernen von Frauen in der Familienphase eingegangen wird, wird zunächst ein Einblick gegeben, wie in den letzten Jahren das Interesse der deutschen Bildungsforschung am informellen Lernen gewachsen ist.
Das „informelle Lernen“ hatte in Deutschland in den 1990er Jahren noch nicht die gesellschaftliche und wissenschaftliche Aufmerksamkeit erhalten, wie dies in vielen anderen Ländern der Fall war (vgl. Dohmen 2001). Jedoch nimmt die Zahl der Ver
öffentlichungen und Forschungsaktivitäten auch in Deutschland zu, u. a. aufgrund der Förderpolitik der EU. So fordert beispielsweise die Europäische Kommission in ihrem Weißbuch (1995) Arbeiten zur Zertifizierung informell erworbener Kompeten
zen.
Zur Erklärung für die zunehmende Wahrnehmung des informellen Lernens wird u. a.
auf die „kompetenzorientierte Wende“ Bezug genommen (Arnold 2002). Danach verschiebt sich die betriebliche, gesellschaftliche und wissenschaftliche Aufmerk
samkeit weg von einzelnem beruflichen Wissen und beruflichen Fertigkeiten hin zu den Kompetenzen. So verweisen Diettrich & Meyer-Menk (2002) auf eine stärkere Kompetenzorientierung auf dem Arbeitsmarkt, die sich z. B. in den Formulierungen der Stellenanzeigen zeigt (S. 1). Der Erwerb sozialer Kompetenzen lässt sich jedoch nicht allein durch einzelne Bildungsmaßnahmen ausbilden und orientiert sich wenig an „konkret vorgebbaren und möglicherweise abprüfbaren Lernzielen“ (Diettrich &
Meyer-Menk 2002, S. 2) sondern beruht eben auch auf (langfristigen) informellen Lernprozessen.
Eine Reihe von Formen und Kategorisierungen, die auch das informelle Lernen be
treffen, wurden bereits vorgestellt. Es erfolgt mehr oder weniger absichtlich und ziel
orientiert, mehr oder weniger selbst gesteuert, aber auch ohne Anlässe, beiläufig und häufig unbewusst. Im Berichtssystem Weiterbildung gibt es weitere, teils in der aktu
ellen Ausgabe neu eingeführte, Kategorisierungsversuche für unterschiedliche For
men und Strategien für informelles Lernen (Kuwan & Thebis 2005, S. 51 ff.). Für Frauen in der Familienphase erscheinen sie jedoch nur eingeschränkt brauchbar, da der Erwerbstätigkeit bzw. dem informellen Lernen während der Arbeitszeit eine große Bedeutung zufällt. Zudem ist der Begriff der „informeller beruflicher Weiter
bildung“ (Kuwan & Thebis 2005, S. 58) irritierend, da i. A. unter „Weiterbildung“
auch häufig Seminarteilnahme verstanden wird. Für weitere Darstellungen wurde da
her verzichtet, vielmehr wird ein eigener Kategorisierungsversuch vorgestellt, der sich im Wesentlichen an den möglichen Lernorten von Frauen in der Familienphase orientiert:
Für Frauen in der Familienphase lassen sich als Formen des informellen beruflich re
levanten Lernens im Wesentlichen das informelle Lernen während der Erwerbstätig
keit vom informellen Lernen außerhalb der Erwerbstätigkeit unterscheiden (vgl. Ab
bildung 11). Besondere Bedeutung für die nicht- oder nur eingeschränkt erwerbstäti
gen Frauen in der Familienphase hat dabei das informelle Lernen außerhalb der Be
rufsausübung: auf der einen Seite der informelle berufliche Lernen, z. B. durch Kon
takte mit Berufskollegen, Messebesuche oder Lesen von Fachliteratur, sowie auf der anderen Seite eine beiläufige Kompetenzentwicklung durch Ausübung der Haus- und Familienarbeit, Hobbys und Ehrenamt.
Informelles Lernen während der Erwerbstätigkeit
In der Ausübung der Erwerbstätigkeit, auch wenn sie nur eingeschränkt ist, sehen viele eine Möglichkeit, im Beruf auf dem Laufenden zu bleiben. Seit 1992 ist wäh
rend des Erziehungsurlaubs (der Elternzeit) eine bis zu 19-stündige wöchentliche Teilzeitarbeit möglich. Dies entspricht dem Interesse von Müttern mit Kleinkindern, die sich in der Mehrzahl Teilzeitarbeitsplätze wünschen (Engelbrech & Jungkunst 2001a). Nur jede zehnte westdeutsche Frau machte jedoch im Jahr 2000 von der Möglichkeit Gebrauch, während des Erziehungsurlaubs in Teilzeit zu arbeiten. Ob
wohl jede zweite Frau ein solches Angebot erhalten hatte, konnten die Frauen wegen der fehlenden Kinderbetreuung nicht darauf eingehen (IAB-Projekt 3-524 2000). Nur rund 30 Prozent der Wiedereinsteigerinnen haben während des Erziehungsurlaubs zumindest gelegentlich in ihrem Betrieb gearbeitet (Engelbrech & Jungkunst 2001b, S. 4).
Abbildung 11: Übersicht über Formen informellen beruflich relevanten Lernens.
Von den 26 Prozent der von Kaldewey & Küpper (1994) befragten Erziehungsurlau
berinnen sind die meisten (89 Prozent) der Ansicht, ihre Kenntnisse und Fähigkeiten blieben dadurch erhalten. 44 Prozent geben an, dass sich neue berufliche Möglich
keiten ergeben würden (S. 161). Als Form der Qualifizierung findet Arbeit damit nach Kaldewey & Küpper (1994) bei Erziehungsurlauberinnen einen deutlich größe
ren Zuspruch als die Weiterbildungsteilnahme (S. 156 f.).
Wie und was Frauen in der Familienphase durch ihre eingeschränkte Erwerbstätig
keit informell lernen, wird nicht weiter beschrieben.
Interessant ist der Hinweis, dass in mehr als der Hälfte der von Kaldewey & Küpper befragten 96 Betriebe aus Nordrhein-Westfalen Frauen 'mit Fachqualifikationen' in Urlaubsvertretung arbeiten, wobei dies nur 24 Prozent für die Un- und Angelernten angeben. Qualifizierte Frauen in der Familienphase haben also größere Chancen, während der Arbeitszeit informell zu lernen.
Neben der Möglichkeit beruflich auf dem Laufenden zu bleiben, ist auch die Kontak
terhaltung mit dem Arbeitgeber ein wichtiger Aspekt der Erwerbstätigkeit. So be
trachtet die IG Metall (2002) als Möglichkeiten für das Aufrechterhaltens des Kon
takts zum Betrieb während der Elternzeit Urlaubs- und Krankheitsvertretungen und ggf. kleinere Projektarbeiten (S. 22).
Informelles berufliches Lernen außerhalb der Erwerbstätigkeit
Über die Formen informellen Lernens außerhalb der Erwerbstätigkeit (Arbeitszeit) ohne die davon abzugrenzenden Formen beruflich relevanten Lernens durch die Aus
übung von Haus- und Familienarbeit, Hobbys und Ehrenamt, liegen keine Daten vor.
Es ist jedoch davon auszugehen, dass sich Frauen in der Familienphase auch ohne Erwerbstätigkeit oder Weiterbildungsteilnahme „beruflich auf dem Laufenden“ hal
ten: Lesen von Fachzeitschriften und -literatur, Kommunikation mit Berufskollegen, Messebesuche, Mitarbeit in Berufsverbänden sind Beispiele für solche informellen Lernformen.
Im Berichtssystems Weiterbildung (BSW) wird der Begriff des Selbstlernens einge
führt (Kuwan & Thebis 2004, S. 58) und nach dem Selbstlernen außerhalb der Ar
beitszeit und außerhalb von formalisierter Weiterbildung gefragt. Dabei wird nach Themengebieten und benutzten Medien gefragt, die weitere Anregungen für mögli
che Formen des informellen beruflich relevanten Lernens außerhalb von Erwerbstä
tigkeit, Haus- und Familienarbeit, der Hobbys und Ehrenamt geben: Es werden u. a.
als Optionen computergestützte Selbstlernprogramme, Ton- und Videokassetten, Lernangebote im Internet, Fachliteratur/-zeitschriften und Informationssendungen im Fernsehen zur Auswahl angeboten (Kuwan & Thebis 2004, S. 63). All diese Formen sind prinzipiell auch als Formen des informellen Kontakt- Wissens- und Kompeten
zerhalts außerhalb der Erwerbstätigkeit für Frauen in der Familienphase denkbar.
Zwei kleine Hinweise zum Lernverhalten hoch qualifizierter Frauen geben die be
reits vorgestellten Ergebnisse der Zeitverwendungsstudie: Frauen mit Hochschulab
schluss verwenden mehr Zeit für das Lernen, und bevorzugen dabei Printmedien (Statistisches Bundesamt 2003, S. 35 f., s. a. S. 55 f. in dieser Arbeit).
Informelles beruflich relevantes Lernen durch Haus- und Familienarbeit, Hob
bys und Ehrenamt
Im folgenden Abschnitt werden Untersuchungen und Artikel zu denjenigen Formen des Lernens vorgestellt, die als informelles, auch beiläufiges Lernen im Rahmen der Haus- und Familienarbeit, der Hobbys und Ehrenamt, stattfinden und berufliche Re
levanz haben.
„Hausarbeit“ und „Familienarbeit“ werden häufig gleichgesetzt bzw. synonym ver
wendet und beinhalten beispielsweise Wäsche waschen, Windeln wechseln, Essen kochen, zum Elternsprechtag gehen, Hausaufgaben kontrollieren. Es liegen bereits mehrere Analysen der Haus- und Familienarbeit vor (vgl. Kettschau 1990). Költzsch Ruch (1997) untersuchte beispielsweise das Qualifizierungspotenzial der Familien- und Hausarbeit für die Berufswelt, indem sie über hundert Schweizer Haushalte von Nicht-Alleinstehenden befragte. Ihr Vorgehen ermöglicht nicht nur einen Blick auf einzelne Aufgaben, sondern auch auf deren zeitliche Dauer und enthaltene Anforde
rungen, beispielsweise intellektueller oder physischer Art. Verglichen mit anderen Berufen zeigen sich, bei durchschnittlicher Belastung durch Familien- und Hausar
beit, hohe Anforderungen im intellektuellen Bereich durch Beeinträchtigungen des Handlungs- und Entscheidungsspielraums, im physischen Bereich durch Anforderun
gen an Muskelkraft und Bewegungspräzision sowie auch eine große Verantwortung für Arbeitsergebnisse anderer Personen, menschliches Leben und Schutz der Um
welt. Költzsch Ruch weist so nach, dass die durchschnittlichen Anforderungen in der Haus- und Familienarbeit die einer Kindergärtnerin, eines Feuerwehrmannes, einer Schulleiterin und eines Amtsvormundes übertreffen.
Zwischen den Haushalten gibt es jedoch teils große Unterschiede. Költzsch Ruch (1997) kommt zu dem Ergebnis, dass es die Familien- und Haushaltsarbeit nicht gibt:
„An Familien- und Hausarbeitsplätzen gleichen sich weder die Anforderungen noch die Belastungen jederzeit und überall. Zu unterschiedlichen Anforderungen und Be
lastungen kommt es in erster Linie aufgrund des Alters der Kinder und der Grösse des Haushalts (Kinderzahl)“ (S. 104). Die Bewertung beruht dabei auch „auf unter
schiedlichem Wissen (Qualifikation, Kompetenzen) und unterschiedlichem Kön
nen“ (S. 96). So zeigt sie, dass die hoch qualifizierten (teil-)erwerbstätige Mütter und Väter minderjähriger Kinder, wenn sie für die Haus- und Familienarbeit verantwort
lich sind, eine höhere Arbeitsplatzbewertung als Personen mit einem niedrigeren Bil
dungsabschluss erlangen. Hoch qualifizierte Personen „erzielen höhere Bewertungen im intellektuellen Bereich (geistige und organisatorische Anforderungen) und bei den psycho-sozialen Belastungen sowie teilweise auch im physischen Bereich (zeitli
che Restriktionen) und bei der Verantwortung für den Umweltschutz“ (Költzsch Ruch 1997, S. 78).
Aufgrund dieser Ergebnisse geht Költzsch Ruch in einem eigenen Abschnitt der Fra
ge nach, ob sich die Bewertungsunterschiede der Familien- und Hausarbeitsplätze bei hoch qualifizierten Frauen auf einer größeren Wahrnehmung und Reflexion auf die Herausforderungen oder auf tatsächlich anspruchsvollere Tätigkeiten zurückzu
führen sind (S. 94 ff.). Aus ihrer Sicht gibt es, sowohl für ein vermehrtes Reflektie
ren und Verbalisieren der Anfoderungen, als auch für eine unterschiedliche Gestal
tung der Haus- und Familienarbeit von hoch Qualifizierten Hinweise (S. 95 f.).
Wie hoch qualifizierte Frauen in der Familienphase durch die Ausübung der Haus- und Familienarbeit konkret beruflich Relevantes lernen, zeigen die Protokolle des Lernens in der alltäglichen Lebensführung einer Studie von Kirchhöfer (2000). Die Studie verfolgt das Ziel, Prozesse des informellen Lernens und deren Zusammenhän
ge mit der Kompetenzentwicklung zu identifizieren. Fünfzehn Erwachsene mit unter
schiedlichem Alter und unterschiedlichem Status der Berufstätigkeit wurden darum gebeten, ihren Tageslauf zu protokollieren. Zwei der Teilnehmer sind Frauen in der Familienphase, eine davon, „Frau Ki.“, verfügt über einen Hochschulabschluss.
Zeit Tätigkeit Lernsituation Lernstrategien
6.30 aufwachen, Tageslauf vordenken
6.45 aufstehen, hygienische Verrichtungen, Sohn waschen, anziehen, Frühstück geben
neue Kinderseife ausprobieren, Ver
gleich der Zusammensetzung mit der vorangegangenen, Ermittlung des Indikators
Textvergleich
7.20 Ehemann verlässt die Wohnung, Frühstück, Radio hören
7.35 Kinderzimmer aufräu
men Unübersichtlichkeit des Spielzeugs, Erwartung weiterer Spielmaterialien, Notwendigkeit eines neuen Ord
nungsprinzips, Erinnerung an Vorge
hensweise bei Freundin
Erfahrungstransfer
7.45 Bettwäsche im Schlaf
zimmer ab- und aufzie
hen, (nebenbei Sohn beaufsichtigen) 8.00 Haare waschen 8.25 Fahrt zur KITA (mit
Rad), kurzer Aufenthalt, Gespräch mit Erzieherin
erstmalige Fahrt mit Kind, überprü
fen des Fahrrads, vordenken mögli
cher Gefahrenquellen, Rückgriff auf das Gespräch mit dem Ehemann über die Fahrt, mehrfaches Anhalten und Rückversicherung
Dialog, Antizipation, praktische Rückkopp
lung, Gewinn an Sicher
heit im Umgang mit neu
en Situationen, Bestäti
gung des Prinzips prak
tischer Erprobung 9.15 Rückkehr, Wäsche an
setzen, CD überspielen
9.25 Schwester anrufen Frage zum Würzen von Speisen für
Kinder (Hüttenkäse!) Information 10.00 Klavier üben Sicherung eines Fertigkeitsniveaus
durch regelmäßiges Üben 10.45 Fahrt zur KITA, Ge
spräch mit Erzieherin
nen, Rückfahrt
bewusster Verzicht auf Rückversi
cherung und zusätzliche Vorsichts
maßnahme
Tabelle 8: Ausschnitt aus dem Lernprotokoll von Frau Ki. Quelle: Kirchhöfer (2000, S. 73 f).
„Frau Ki. wird in einer ländlichen Kleinstadt geboren, sie besucht dort die POS [Poly
technische Oberschule] und fährt zweimal in der Woche zur Musikschule in die Nach
barstadt Wittenberge. Ab der 9. Klasse lebt sie im Internat in Schwerin, wo sie die EOS [Erweiterte Oberschule] in einer Spezialklasse für Musik besucht. Nach dem Abitur geht Frau Ki. nach Berlin und studiert Musik und Geschichte im Lehramt (1990 bis 1997). Anschließend erhält Frau Ki. eine Referendariatsstelle. Sie unterbricht jedoch die Ausbildung und ist nach der Geburt ihres Sohnes im Erziehungsurlaub.“ (Kirchhö
fer 2000, S. 73; mit Erläuterungen in eckigen Klammern ergänzt).
Ein Ausschnitt des protokollierten Tagesablaufes eines Wochentages von Frau Ki., in dem sie auch ihre Lernsituationen und -strategien beschreibt, findet sich in Tabelle 8. Aus dem Protokoll lässt sich entnehmen, dass Frau Ki. beim Aufräumen des Kin
derzimmers erprobt, was sie bei einer Freundin gesehen/erfahren hat (s. a. S. 99 f.).
Obwohl die kleinteilige Darstellung der Lernprozesse in den vorgestellten Protokoll
auszügen manchmal banal wirkt, betrachten viele Frauen in der Familienphase ihre Kompetenzentwicklung als beruflich verwertbar: Ludwig (2003) führte eine halb standardisierte schriftliche Befragung der weiblichen stillen Reserve im Gebiet Nie
derrhein zu deren Qualifikation, Weiterbildungsmotivation und Wiedereinstiegsinter
esse durch und führte ergänzend Interviews. Als stille Reserve wird derjenige Teil der Arbeitskräfte bezeichnet, der nicht erwerbstätig ist und weder bei den Arbeitsäm
tern noch bei den Kassen gemeldet ist (vgl. Ludwig 2003, S. 1).
Ludwig stellte den Frauen mehrere Fragen zur beruflichen Verwertbarkeit des infor
mellen Kompetenzerwerbs durch Familienarbeit, Hobby und Ehrenamt. Die 423 Teilnehmerinnen der Studie beantworteten die offen gestellte Frage mit insge
samt 263 verschiedenen Begriffen (vgl. Abbildung 12). Die Auswertung von Ludwig ergab, dass „Organisation“ mit Abstand zu den am häufigsten genannten Begriffen zählt.
Abbildung 12: Die am häufigsten genannten durch Familienarbeit erworbene Kompetenzen von 423 Frauen der stillen Reserve im Gebiet Niederrhein. Quelle: Tabelle von Ludwig (2003, S. 70).
Da Ludwig (2003) darüber hinaus auch mehrere Fragen zu Umfang und Arten des ehrenamtlichen Engagements stellte, wirft sie ein Licht auf Betätigungsfelder, die Frauen in der Familienphase – zumindest die befragten Mütter der stillen Reserve – überdurchschnittlich wahrnehmen, nämlich ehrenamtliche Aufgaben. Auch in ihnen liegt die Möglichkeit, informelle Kompetenzen zu erweitern. Aus Sicht der Frauen in dieser Untersuchung erweitern sie gerade ihre sozialen Kompetenzen durch ihr eh
renamtliches Engagement (Ludwig 2003, S. 69). Und nicht zuletzt erweitern die Frauen auch durch ihre Hobbys ihre Fähigkeiten. Nach Ludwig sind dies besonders häufig berufsbezogene Kompetenzen, so liegen hier Kompetenzen im Bereich Com
puter und Internet sowie Nähen an den ersten Stellen – jedoch mit nicht mal 20 Nen
nungen (Ludwig 2003, S. 71).
Der Untersuchung von Notz (1991) zufolge meinen diejenigen, die der Meinung sind aus dem Familienalltag etwas Berufsrelevantes gelernt zu haben „eher den Umgang mit Behörden, das Erstellen von Abrechnungen, das Renovieren der Wohnungen, die allgemeinen Lebenserfahrungen, nicht die konkreten Tätigkeiten, die mit häuslicher Arbeit und Kindererziehung zu tun haben“ (Schiersmann 1993, S. 114)
Befragungen von Betrieben zeigen jedoch, dass die erworbenen Kompetenzen zu
mindest bei den Erziehungsurlauberinnen, keine Anerkennung finden. So wurden von Kaldewey & Küpper (1994) 96 Betriebe nach ihren bisherigen Erfahrungen mit Berufsrückkehrerinnen gefragt: Die „Kenntnisse über Familientätigkeit“ sind nur für wenige Betriebe von Nutzen (22 %).