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Besonderheiten der hoch qualifizierten Frauen

3. Lerninteressen, -erfahrungen und Weiterbildungsbeteiligung (Barz & Tip

4.5. Besonderheiten der hoch qualifizierten Frauen

Die vorliegenden Daten der Zeitverwendungsprotokolle sind für weitergehende mul­

tivariate Auswertungen nur begrenzt zu nutzen. Um mögliche Zusammenhänge zwi­

schen dem Alter des jüngsten Kindes und den Zeitaufwand für das Lernen aufzude­

cken, werden folgende Querschnittsdaten dargestellt (vgl. Abbildung 33).

Zwar ist die durchschnittliche Kinderzahl in beiden Gruppen identisch, in den Haus­

halten von Frauen in der Familienphase mit Studium wohnen häufiger jüngere Kin­

der (unter 6 Jahren: 55 % vs. 48 %). Das jüngste Kind ist bei 38 Prozent von ihnen noch keine drei Jahre alt (geringer qualifizierte 29 %). Der Anteil von Frauen, bei denen das jüngste Kind schon über 15 Jahre alt ist, ist etwas geringer (7 % vs. 10 %).

In diesen Zahlen spiegelt sich wohl, dass Frauen mit Studium früher eine Erwerbstä­

tigkeit aufnehmen.

Meistens leben in den Haushalten von Frauen mit Studium 2 Kinder (52 % vs.

45 %), seltener viele, d. h. drei und mehr Kinder (19 % vs. 25 %). Frauen in der Fa­

milienphase mit Studium sind etwas seltener allein erziehend (10 % vs. 12 %). Das Haupteinkommen der Haushalte von Frauen mit Studium ist seltener Lohn oder Ge­

halt (63 % vs. 72 %) da sich bei ihnen deutlich mehr Haushalte hauptsächlich durch Einkommen aus selbstständiger Tätigkeit finanzieren (16 % vs. 8 %). Das Haushalt­

seinkommen der Frauen mit Studium ist erwartungsgemäß höher, über mehr als 3.750 Euro im Monat verfügen 15 Prozent der Haushalte (vs. 6 %).

Ähnlich hoch ist der Anteil der Frauen, die jeweils über ein (eigenes) Einkommen aus einer Nebenerwerbstätigkeit verfügen (24 % vs. 27 %). Deutlich hingegen ist, dass Frauen mit Studium sich weit häufiger im Mutterschutz bzw. Erziehungsurlaub (Elternzeit) befinden: Für 39 Prozent der Frauen mit Studium bedeutet dies also, dass sie einen Anspruch auf einen Arbeitsplatz haben (vs. 26 % bei den geringer qualifi­

zierten). Gleichzeitig spiegelt sich in dieser Zahl auch, dass Frauen mit Studium schneller die Familienphase beenden.

Frauen mit Studium leben etwas seltener in alleinstehenden Einfamilienhäusern (30 % vs. 36 %) und auf kleineren Wohnflächen mit weniger Zimmern, aber etwas häufiger in Wohneigentum (63 % vs. 59 %). Dies lässt sich wohl darauf zurückfüh­

ren, dass sie häufiger in Großstädten leben, in denen die Preise für Wohnraum höher liegen. Während sich praktisch keine Unterschiede in der Ausstattung der Wohnun­

gen mit Geräten (Waschmaschinen) ergeben, zeigen sich kleine Unterschiede in der Mediennutzung. Demnach sind in Haushalten von Frauen mit Studium seltener Fern­

seher (94 % vs. 97 %) und Pay-TV (0 vs. 5 %) vorhanden, aber weit häufiger ISDN-Anschlüsse (37 % vs. 26 %), sowie häufiger PCs (91 % vs. 80 %), Internet (66 % vs.

54 %) und Mobiltelefone (89 % vs. 84 %).

Die Frauen mit Studium geben häufiger an, auf Kinderbetreuung als empfangene Hilfeleistung zurückgegriffen zu haben als die Gesamtgruppe (47 % vs. 35 %), zu­

dem haben sie häufiger bezahlt dafür („überwiegend bezahlt“ haben 13 % vs. 4 %) und etwas häufiger ein regelmäßiges Angebot zur Kinderbetreuung genutzt zu haben (z. B. Kindergarten, 37 % vs. 34 %). Ähnliches gilt für das Putzen: 13 Prozent grei­

fen hier auf Hilfe zurück (geringer qualifizierte 5 %), 8 Prozent zahlen dafür (gerin­

ger qualifizierte 2 %). Da sie jüngere Kinder haben, bei denen der Betreuungsauf­

wand größer ist und über höhere Einkommen verfügen, überrascht dies nicht. Das ehrenamtliche Engagement liegt (bezogen auf den Zeitaufwand) leicht, in Teilberei­

chen deutlich (Umweltschutz) über dem der geringer qualifizierten Frauen.

Allgemeine Zeitverwendung und Zufriedenheit

Es gibt keine besonders auffälligen Unterschiede der Zeitverwendung der Frauen mit Studium im Vergleich zu den geringer qualifizierten. So verbringen Frauen mit Stu­

dium beispielsweise täglich durchschnittlich 10 Minuten mehr mit physiologischer Regeneration als eine durchschnittliche Frau in der Familienphase. Es zeigt sich auch, dass die Zeit, die sie für Arbeitssuche aufbringen, doppelt so hoch ist (2 Minu­

ten vs. 1 Minute). Frauen mit Studium geben etwas häufiger an, Zeitpläne aufzustel­

len (32 % vs. 27 %) und bevorzugen also seltener eine spontane Zeiteinteilung (11 % vs. 17 %).

Die Kontrastgruppenanalyse ergibt, dass die wichtigste Kontrastvariable die Zeitver­

wendung für Fernsehen ist, Protokolle, in denen täglich weniger als 25 Minuten an­

geben wurden stammen häufiger von Frauen mit Studium (21 %) als Protokolle, in denen ein Fernsehkonsum über 25 Minuten verzeichnet waren (vgl. Abbildung 34).

Abbildung 34: Anteil der Frauen mit Studium der Frauen in der Familienphase im Hinblick auf bedeutende Merkmale ihrer Zeitverwendung. Ergebnisse einer Kontrastgruppenanalyse der Zeitverwendungsstudie 2001/2002. Quelle: Eigene Berechnungen des Scientific-Use-Fi­

les der Zeitverwendungsstudie des Statistischen Bundesamtes 2001/2002.

Die beiden Gruppen unterscheiden sich zum Teil deutlich, was ihre Zufriedenheit mit ihrer Zeitverwendung betrifft: So sind 70 Prozent der Frauen mit Studium unent­

schieden oder eher unzufrieden mit ihrer Zeitverwendung für die Hausarbeit, bei den Frauen ohne Studium sind es 56 Prozent. Von den Frauen mit Studium meint fast jede zweite, sie würde zu viel Zeit dafür verwenden (45 %), bei den Frauen ohne Studium sind es mit 28 Prozent deutlich weniger. Auch sind die Frauen mit Studium unzufriedener mit ihrer Zeitverwendung für den Partner: Nur 27 Prozent sind mit ih­

rer Zeitverwendung für den Partner (eher) zufrieden, bei den geringer qualifizierten sind es mit 36 Prozent etwas mehr.

Wie sich im Folgenden zeigt, verwenden Frauen mit Studium mehr Zeit für Lernen und Bildung.

Zeitverwendung für Lernen und Bildung

Obwohl sich bei der Analyse zum Weiterbildungsverhalten der Daten von Barz &

Tippelt (2004a) keine großen Besonderheiten der hoch qualifizierten Frauen im Be­

zug auf das Lernen und die Weiterbildungsbeteiligung ergeben, trifft dies für ihre Zeitverwendung zu: Frauen mit abgeschlossenem Studium verwenden täglich 19 Mi­

nuten für Lernen und Bildung, das sind über 2 Stunden in der Woche (zum Ver­

gleich: Frauen ohne Studium 8 Minuten, jeweils inkl. Wegzeiten, siehe Abbildung 35).

Abbildung 35: Absoluter Zeitaufwand für unterschiedliche Arten des Lernens dargestellt im Verhältnis zum jeweiligen Gesamtaufwand für das Lernen 2001/2002 von Frauen in der Fa­

milienphase mit und ohne Studium (Wegzeiten als eigene Position). Quelle: Eigene Berech­

nungen des Scientific-Use-Files der Zeitverwendungsstudie des Statistischen Bundesamtes.

Zudem legen Frauen in der Familienphase mit Studium besondere Schwerpunkte: Sie verwenden absolut (9 Minuten vs. 3 Minuten) und auch relativ mehr Zeit für Schule bzw. Hochschule auf, zu vermuten ist, dass es sich dabei v. a. um Seminare oder Weiterbildungsstudien an Hochschulen handelt. Anteilig und absolut wird auch deut­

lich mehr Zeit für berufliches Lernen (außerhalb der Arbeitszeit) als für persönliches Lernen aufgewendet. Mit durchschnittlich 5 Minuten, die Frauen mit Studium für das Lernen für die Berufstätigkeit außerhalb der Arbeitszeit aufwenden, liegen sie weit über den durchschnittlich 2 Minuten der geringer qualifizierten Frauen in der Famili­

enphase und der durchschnittlich einen Minute der Gesamtbevölkerung.

Eine Schule bzw. Hochschule besuchen bzw. in einer Ausbildung befinden sich laut Personalfragebogen 9 Prozent der Frauen mit Studium (ohne Studium: 4 %).

Lernmethoden und -mittel

Frauen mit Studium verbringen etwa doppelt so viel Zeit mit beruflichem Lernen. Es zeigt sich, dass sie dabei nicht die gleichem Ausmaß die Methoden und Mittel ver­

wenden, wie geringer qualifizierte Frauen. Frauen ohne Studium lernen und bilden sich beruflich in nahezu drei Viertel ihrer Zeit durch die Teilnahme an Unterricht fort. Bei Frauen mit Studium betrifft dies nur etwas mehr als die halbe Zeit ihres be­

ruflichen Lernens. Die nicht weiter beschriebene Lernmethode „Sonstiges Selbstler­

nen“ macht ein Drittel der Zeit ihres beruflichen Lernens aus (vgl. Abbildung 36). Es muss sich also um Protokolleinträge handeln, die die Codierer zweifellos als (berufli­

ches) Lernen identifizieren, aber nicht in die vorhandenen anderen Kategorien pas­

sen. Es zeigt sich also, dass Frauen mit Studium zusätzlich zum Unterricht und den im Codierleitfaden (Statistisches Bundesamt 2002) berücksichtigten Formen des Selbstlernens deutlich mehr Verfahren und Methoden kennen und nutzen, sich beruf­

lich zu bilden, die dennoch deutlich dem beruflichen Lernen zugeordnet werden kön­

nen. Diese könnten sein: informieren und fortbilden durch Kontakte mit Arbeits- oder Berufskollegen, beispielsweise im Berufsverband.

Überraschend ist, dass obwohl sich Frauen in der Familienphase mit Studium öfter für das Lernen mit Fachliteratur interessieren, sie weniger Zeit als die Frauen ohne Studium damit verbringen.

Einmal abgesehen davon, dass durch die Analyse der Zeitverwendungsstudie Daten zur Zeitverwendung für das Lernen von Frauen in der Familienphase vorgelegt wer­

den können, zeigt sich bei der Auswertung, dass nicht allein berufliche Weiterbil­

dung (vgl. Auswertung der Daten von Barz & Tippelt 2004a) eine Bedeutung hat, sondern auch das Lernen für Schule und Hochschule von Bedeutung ist, insbesonde­

re auch bei Frauen in der Familienphase, die bereits ihr (Erst-) Studium abgeschlos­

sen haben.